Mit Dampf, Diesel und Strom durch die Rockies (10)
Von Peter Hürzeler
Donnerstag 24.10.2024Heute konnte man quasi ausschlafen. Anstelle 0400 der drei letzten Tage klingelte der Wecker erst um 0600. Was für ein Luxus...
Geschuldet war dies einerseits der fehlenden Fahrt zum Ausgangsort der Bahn, andererseits aber auch dem Gelände um Chama. Deutlich gebirgiger als in Antonito waren hier Sonnenaufgang-/Sonnenuntergangsfotos schlicht nicht möglich. Noch bevor wir uns auf den Weg zum Treffpunkt am Bahnhof von Chama machten, kam seitens Patrick die Meldung, dass er mit Magenverstimmung das Programm wohl nur teilweise mitmachen könne und wir doch bitte Taxi spielen und Tom und Pipo mitnehmen sollen. Kurz vor sieben machten wir uns auf den kurzen Weg. Es war aber noch genug Zeit um sich im Rio Chama Espresso Kitchen & Wine Bar eine Hot Chocolate und was kleines zum Morgenessen zu organisieren. Nach der Besammlung beim Bahnhof gab es eine kurze Instruktion für den nachfolgenden Chase hoch auf den Cumbres Pass. Da das Set an Rider Gondolas/Boxcars auf der anderen Seite in Antonito ist, wir aber heute und Morgen einen Güterzug haben, verfolgen wir den Zug bis auf den Cumbres Pass hoch mit den Autos. Dort werden dann drei Personenwagen angehängt, welche für die Runby's jeweils abgehängt werden. Wir haben vom Chase mit den Autos erst gestern was mitbekommen. Die Regeln waren dann aber eigentlich einfach: Voraus Pete Lerro als Leitwagen, danach der Bus mit der Gruppe aus England, danach die weiteren Fahrzeuge. Parkieren an den Spots jeweils am Strassenrand, kein Überholen und gesittet fahren.
Bevor es aber in Richtung Pass ging, gab es noch zwei Runby's beim Wasserturm, respektive beim Kohleturm - leider beides noch im Schatten. Als Zug hatten wir heute einen gemischten Güterzug mit der ölgefeuerten K-36 #489 mit dem Flying Rio Grande Logo. Wie auch die Durango & Silverton hat auch die Cumbres & Toltec begonnen ihre Loks auf Ölfeuerung umzurüsten. Verbrannt wird übrigens aufbereitetes Alt-Motorenöl:
Danach fuhren wir in an eine Stelle kurz hinter Chama. Der genaue Fotospot liegt auf dem Privatgelände vom General Manager der Bahn. Wir hatten aber seinerseits die Erlaubnis erhalten hier zu fotografieren. Als Gruppe in +/- Einerreihe ging es entsprechend quasi einmal durch den Garten zur Fotoline. Netterweise war hier in Chama noch deutlich die Herbstfärbung zu sehen, auch wenn deren Peak definitiv bereist durch war. Da hinter Chama die 4% Steigung hoch zum Cumbres Pass beginnt, galt bis zum Pass die Devise: ein Runby und der muss sitzen. So warteten wir dann auf die Durchfahrt des Zuges:
Zug durch ging es in Einerreihe (mehr oder weniger) zurück zu den Autos und dann weiter in Richtung Pass. Der nächste Halt war bei der Indiana Jones Stelle - benannt nach einem der Drehorte für den Film Indiana Jones "The Last Crusade". Man hätte aber gut auch einfach weiterfahren können - denn zu Durchfahrt des Zuges war das Trassee noch im Schatten. Da voll in der Steigung liegend war aber nichts mit Zug stoppen. Man fuhr dann etwa eine Meile weiter und konnte den Zug dann einmal quer über das Tal fotografieren. Man hätte sich aber eine etwas deutlichere Dampffahne gewünscht:
Der nächste Halt war dann bei der sogenannten Stateline Curve. Die S-Kurve befindet sich unmittelbar vor der Staatsgrenze New Mexiko/Colorado. Da wir etwas spät dran waren, wurde der Zug zwischenzeitlich gestoppt. Fast wäre das schief gelaufen: Nur mit Ach und Krach kam er dann in der Steigung überhaupt wieder los:
Der Zug fuhr danach weiter bis zum Cresco Water Tank. Dort gab es dann mal einen Zwischenhalt für ihn. Wir brauchten etwas Zeit, denn direkt an der Staatsgrenze war eine mit Ampel gesicherte Baustelle. Überhaupt nicht im Plan war dann eine zweite temporäre Baustelle direkt ab dem Bahnübergang unterhalb des Windy Point bis hoch zum Cumbres Pass. Es wurden Leitplanken ausgewechselt und die Strecke war nur einspurig befahrbar. Jeweils zwei Lotsen regelten den Verkehr. Zu allem Überdruss haben sich einzelne Teilnehmer nicht an die Regeln gehalten, sind vorgeprescht und haben sich dann beim Windy Point innerhalb der temporären Einspurstrecke platziert. Das war eigentlich für die ganze Gruppe geplant gewesen. Das Vorpreschen wurde aber durch die Lotsen überhaupt nicht goutiert und Pete Lerro konnte auch in Diskussion mit den Lotsen nichts mehr erreichen - die Jungs waren (verständlicherweise) zu verärgert. Pete Lerro und danach die Gruppe auch entsprechend...
Fazit: Wir hatten nur noch die Möglichkeit bei der Einfahrt in den Bahnhof am Pass oben was zu machen. Irgendwie war bei der Bergfahrt etwas Sand im Getriebe - die Ausbeute eher mässig.
Nachdem fertig rangiert war, konnten wir nun in den drei Personenwagen welche sich nun am Schluss des Zuges befanden Platz nehmen. Die Fahrt führte nun schnurstracks wieder zur Cascade Creek Trestle kurz vor Osier. Die Brücke macht sich auch in Fahrtrichtung Osier wunderbar als Fotomotiv, wobei hier die Platzverhältnisse noch deutlich prekärer sind. Insgesamt vier Runby's brauchte es bis alle zufrieden waren. Eine Drohnenrunde gab es nicht - es hatte schlicht zu viel Wind:
Im Anschluss an die Runby's hier fuhren wir nach Osier, wo wir wieder unser Mittagessen einnahmen. Der Zug wurden dann zwischenzeitlich über den dortigen Loop gewendet. Auch hatten wir (Alessandro, Thomas, Patrick und ich) noch einen Auftrag unserer Frauen/Partnerinnen zu erledigen. Anlässlich unserer ersten gemeinsamen Reise im Jahr 2008 haben wir einst ein Gruppenfoto von uns gemacht. Dieses mussten wir nun zu Vergleichszwecken nachbilden. heute hatten wir die nötige Zeit dazu - und nein: das Ergebnis gibt es hier nicht zu sehen. Nur soviel: wie sind alle ein bisschen gealtert :-D
Eine Dreiviertelstunde später waren wir wieder auf dem Rückweg. Erster Fotohalt war dann an einer Stelle kurz nach der Cascade Creek Trestle wo es wie meist zwei Runby's gab:
Weiter ging es danach in Richtung Los Pinos. Bei der dortigen Trestle gab es fast erwartungsgemäss den nächsten Fotohalt. Es gab hier dann mehrere Runby's, da die Möglichkeiten hier zu stehen derer viele sind. Beim ersten Runby stand ich - wie viele andere auch - direkt bei der Trestle. Danach ging es aber immer mehr in Richtung der angrenzenden Hügel.
Nachdem alle Runby's durch waren, hiess es wieder zurück zur Trestle zu laufen und dort wieder den Zug zu entern. Eigentlich war heute mal geplant in der bekannten Tanglefoot Curve kurz vor dem Cumbres Pass den letzten Fotohalt zu machen und dort so lange zu bleiben, bis die Sonne hinter dem Bergrücken verschwand. Dazu waren wir inzwischen aber zu spät unterwegs. Wie immer galt: rollende Planung und so ging es nun an den einen Bahnübergang zwischen Los Pinos und Cumbres Pass. Der Hauptfokus lag hier auf dem Going Away Shot, aber man konnte auch sehr gut die Anfahrt zum Bahnübergang fotografieren:
Nach insgesamt drei Runby's war der Tag dann fototechnisch weitgehend zu Ende. Es gab noch die Rückfahrt zum Cumbres Pass. Hier galt es wieder auf unsere Autos zu wechseln. Man hätte an sich noch die Rückfahrt des Zuges nach Chama fotografieren können, aber wirklich viel Sonne lag nicht mehr auf der Strecke. Wir liessen es daher bleiben und fuhren auf direktem Weg zurück nach Chama. Essenstechnisch ist Chama unter der Woche ein nicht allzu einfaches Pflaster, zumal wir nun in der Off-Season sind. So hat Pete Lerro im Vorfeld schon die Besitzer im Foster Hotel & Bar darauf hingewiesen, dass da eine grössere Gruppe da sei und gebeten die Küche etwas länger offen zu lassen. Wir haben uns entsprechend auch dort eingefunden und genossen nebst einem feinen Gebrauten auch den Bar-Food. War lecker! Allzu fest gefeiert und allzu lang blieben wir dann aber nicht mehr. Die Tage sind eh schon lang und langsam merkt man dies in den Gesichtern der Teilnehmer. Nicht vergessen darf man: wir befinden uns seit mehreren Tagen in Höhen von rund 2300m oder mehr (Alamosa: 2299m, Chama: 2385m, Cumbres Pass: 3055m). Schon alleine das ist anstrengend genug. Zurück im Hotel blieb nur noch das allabendliche Ritual offen: Alle Akkus laden, sowie Daten sichern - gerade letzteres braucht an solchen Tagen deutlich mehr Zeit denn die Menge an Bildern die anlässlich einer Fotofahrt entstehen ist nicht zu verachten (ich freue mich ja schon auf anschliessende Sichten und bereinigen nach den Ferien.... ;-) ).