Mit Dampf, Diesel und Strom durch die Rockies (6)
Von Peter Hürzeler
Samstag 19.10.2024Heute liessen wir es etwas geruhsamer angehen, der Wecker klingelte eine halbe Stunde später als gestern. Nach dem Morgenessen fuhren wir los in Richtung unseres heutigen Zielortes Durango. Die Frage der letzten zwei Tage war: können wir die direkte Passvariante via Silverton fahren oder hat es da zu viel Schnee, so dass wir unten herum via Moab und Dolores nach Durango fahren müssen? Wir schauten noch im Motel mal Verkehrs-Webcams der Pässe an. Ok, Schnee war vorhanden, aber die Strasse war grundsätzlich schwarz geräumt -> wir befanden: machbar. So fuhren wir ab Green River auf dem I-50 in Richtung Grand Junction. In Thompson Springs sahen wir im Siding einen Zug stehen, den wir kurz mal anschauen gingen. Die genauere Betrachtung offenbarte: es war der Potash Local von gestern. Nach unserem letzten Foto war der nicht mehr viel weiter gefahren, bevor er dann von der Crew wohl aufgrund Schichtende abgestellt wurde. Wir machten ein Foto, fuhren dann aber weiter:
In Grand Junction bogen wir ab in Richtung Delta und Montrose. Der Scanner spukte ab und an einige Töne von sich, aber so wirklich schlau wurden wir nicht daraus. Klar wäre es super gewesen wenn wir auf dem Branch nach Montrose oder demjenigen ab Delta nach Hotchkiss noch was gesehen hätten, aber sich einfach so mal aufs Geratewohl da hinzustellen war aus unserer Sicht nur bedingt sinnvoll. Der Verkehr ist zu schwach und eigentlich wollten wir auch weiter. Der Montrose Local fährt überdies eh an einem anderen Wochentag, so dass wir das Gebrabel als irgendwelche Bau-/Wartungsarbeiten einordneten. Zudem hatten wir errechnet, dass wir eigentlich gerade passend für die Ankunft des regulären Personenzuges nach Silverton in ebendiesem Ort eintreffen würden. So gab es dann in Montrose nur einen kurzen Tankstopp und kurz vor Ridgway einen kurzen Fotostopp.
Via Million Dollar Highway ging es rüber nach Silverton. Oben auf dem Pass lag tatsächlich Schnee, die Strasse war aber schwarz geräumt und problemlos fahrbar. Auch in Silverton lag dann noch etwas Schnee. Wir entschieden uns gleich in Richtung der Trestle über den Animas River zu fahren. Bereits stand ein Auto dort. Eine Familie aus California hatte die gleiche Idee wie wir. Da es ab dem Endpunkt der Strasse zu weit durchs Gelände ging um zu Fuss zur Brücke zu gelangen, machten wir nur die Drohnen startklar. Schlussendlich waren dann insgesamt fünf Drohnen gleichzeitig in der Luft. Mittels Kommunikation der Flughöhen war das aber eigentlich problemlos. Wir warteten nur wenige Minuten bis sich der Zug im Animas River Canyon lautstark ankündigte. Da ich der einzige war, welcher den Zug auch mit der Drohne verfolgen wollte, hatte ich dann freie Hand und konnte mehrere Fotos anfertigen:
Nachdem auch die Drohnen wieder sicher gelandet sind, sind wir dann auch rein nach Silverton, wo es dann ein weiteres Foto bei der Endstation mitten auf der 12th Street gab.
Etwas überrascht waren wir, als dann eine Viertelstunde danach auch das zweite Gleis abgesperrt wurde und plötzlich noch ein zweiter Zug einfuhr. Anhand des Fahrplanes war eigentlich nur noch eine Verbindung drin. Der zweite fuhr aber auch nicht in der Fahrlage einer zweiten regulären Verbindung, sondern wurde wohl eher als Nachläufer aufgrund von hohen Frequenzen zu Zug 1 geführt. Hätte man das gewusst, hätte man sich nochmals an der Strecke hinstellen können. Immerhin konnte man so gleich einen direkten Vergleich zwischen Loks der Typen K-36 und K-37 ziehen. Eigentlich krass wie gross die Loks für Schmalspurverhältnisse sind. In der Schweiz geht das in Richtung Grösse der Elefanten (der C 5/6).
[oic:55980]175- K-37 #493 neben K-36 #480 - mächtige Maschinen für die Schmalspurgleise....Bild nicht gefunden
Die Züge werden in Silverton jeweils über ein Gleisdreieck komplett gewendet. Wir schauten dem Schauspiel beim alten Depot zu. Es gab dabei nochmals ein paar Fotos:
177- K-36 #480 stösst nach dem Abdrehen übers Wye ihren Zug zurück nach Silverton, hier beim alten Depot
Und auch eine der vor einigen Jahren von der White Pass & Yukon Railway übernommenen MLW (ALCO) DL535E war mit einem kurzen Arbeitszug recht fotogen abgestellt im Bereich des Depot:
179- Die von der White Pass & Yukon Railway übernommene DL535E #101 mit einem Arbeitszug im alten Bahnhof von Silverton
Dann kam auch K-37 #493 wieder zurück:
Als dann beide Züge gewendet waren und wieder auf der 12th Street standen, machten wir nochmals ein paar Fotos:
Danach fuhren wir aber in Richtung Durango. Gestern und heute war auf der Strecke noch ein Sonderzug für das Trains Magazine unterwegs. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden da auch noch mitzumachen - die fünf Tage auf der Cumbres & Toltec fanden wir mehr als genügend. Da wir aber eh nach Durango müssen, gibt es eventuell im Streckenbereich zwischen Rockwood und Silverton noch was zum Abstauben. Auch wenn der Charter durch das Trains Magazine veranstaltet wurde, geleitet wurde er wie dann auch das C&TS Photospecial der nächsten Tage durch Pete Lerro. Auch war die Gruppe Engländer via die wir uns für das C&TS Photospecial angemeldet haben auch schon Teilnehmer. Zwei Wochen vor den Ferien wurden wir auch noch angefragt, ob wir allenfalls Interesse an einem zusätzlichen Nachtfotoshooting auf dem Depotgelände von Durango hätten. Wir haben uns dazu auch angemeldet - mitunter ein Grund für die Routenwahl mit Übernachtung in Durango. Erneut ging es ab Silverton über schneebedeckte Pässe in Richtung Durango.
In Rockwood checkten wir dann verschiedene Fotostellen, platzierten uns schlussendlich aber beim Shalona Lake. Dann war Warten angesagt. Wir hatten so provisorische Infos, dass der Extrazug scheinbar gegen fünf Uhr in Durango ankommen soll. Der Regelzug (besser der Regelzug + sein Nachläufer) hatten fahrplanmässige Ankunft um 1815. Eine vorherige Ankunft in Durango war damit klar. Da die Bahn ab Rockwood bis nach Durango auch noch knapp eine Stunde Fahrzeit hat, erwarteten wir den Extrazug so gegen 1600. Leider vergebens. Erst kurz danach war er zumindest hörbar - man machte mehrere Runby's bei der bekannten Highline, wo die Bahn aus dem Animas Canyon nach Rockwood hochsteigt. Erst kurz vor 1700 war der Zug dann bei uns - genügend spät, dass der zwischenzeitliche Sonnenschein wieder den Wolken platz machen konnte. Und genügend spät dass wir eigentlich locker Zeit gehabt hätten die Abfahrt der beiden Regelzüge in Silverton noch zu fotografieren. Aber was solls...:
Als Fotozug wurde ein Mixed mit einer K-28 gefahren. Speziell ist dabei die Loknummer. Eigentlich handelt es sich bei der Lok um die K-28 #473, welche extra für das Photospecial auf #477 umnummeriert wurde. Die originale #477 wurde 1942 zusammen mit sechs weiteren Loks dieser Baureihe von der US-Army übernommen und zur White Pass & Yukon Railway überstellt. Den Verhältnissen dort waren sie aber nicht gewachsen und bereits 1944 wurden die Loks abgestellt, zumal die Anzahl Militärzüge wieder am Sinken war. Alle sieben Loks wurden anschliessend verschrottet, so dass heute nur noch #473, #476 und #478 vorhanden sind. Alle drei sind bei der Durango & Silverton Railroad zu finden.
Wir folgten dem Zug und stellten uns bei Hermosa nochmals hin. Leider begann es kurz vor Durchfahrt des Zuges wieder zu regnen:
Anschliessend zogen wir es durch bis Durango. Im Talkessel war es eh schon schwierig mit Licht, die Regenwolken verbesserten die Lage keinesfalls. Zudem ist die Strecke ab Hermosa bis Durango immer parallel zum Highway und entsprechend mässig spannend. In Durango checkten wir dann gleich ins gebuchte Motel ein und fuhren danach zum Bahnhof, wo gerade der Extrazug eintraf. So konnten wir mal einige bekannte Gesichter begrüssen, welche wir noch von unserem Wintertrip im Februar 2020 her kannten. Auch ein bekanntes Gesicht aus der Schweiz sahen wir überraschenderweise. Ein Westschweizer Kollege hatte sich ebenfalls angemeldet und war mit der Engländer Truppe um David unterwegs. Das Einfinden im Depot hatte aber auch noch den Zwecke die letzten Infos für das Nachtphotospecial zu organisieren. Wir hatten nun noch eine gute Stunde Zeit, welche wir in ein kleines Nachtessen investierten. Eigentliches Ziel war Wendy's, dort meinte man aber lapidar: man habe so viele Vorbestellungen, dass Bestellungen im Restaurant mindestens 15-20min dauern würden. Das war uns zu langsam. So ging es dann halt zu Taco Bell, wo man uns auch bedienen wollte.
Kurz vor 1900 waren wir dann mit Stativ und Kamera bewaffnet zurück beim Depot. Nachdem das finanzielle und organisatorische geregelt war und drüben im Yard beim Rundlokschuppen das LineUp aufgestellt war, verschoben wir dann entsprechend.
Mehrmals gab es Anpassungen in der Aufstellung und auch Statisten, respektive die Lokcrews kamen ins Spiel.
188- Aufstellung von K-28 #476, #477 (eigentlich #473) und #478, sowie K-36 #480 vor dem Roundhouse in Durango
189- Aufstellung von K-28 #476, #477 (eigentlich #473) und #478, sowie K-36 #480 vor dem Roundhouse in Durango
190- Aufstellung von K-28 #476, #477 (eigentlich #473) und #478, sowie K-36 #480 vor dem Roundhouse in Durango
191- Aufstellung von K-28 #476, #477 (eigentlich #473) und #478, sowie K-36 #480 vor dem Roundhouse in Durango
Final gab es dann einen Szene aus dem Roundhouse hinaus. Da jeweils nur 3 Fotografen gleichzeitig den Spot einnehmen konnten, dauerte das Shooting dann bis kurz nach elf Abends.
Leider war das Wetter eher mau - zeitweise schüttete es wie aus Kübeln. Zumindest angefeuchtet und auch Müde waren wir dann kurz vor halb zwölf zurück im Motel und kurz danach im Bett.
Sonntag 20.10.2024
Wir hatten uns den Wecker heute auf 0630 gestellt. Etwas müde waren wir beide, zumal die Nacht doch ziemlich kalt und das Zimmer unbeheizt war (wir hatten schlicht vergessen diese anzustellen). Egal, nach einer Dusche waren wir auch wach und unterwegs ans andere Ende der Stadt zu Rupert's. Der Laden wurde uns auch vom Beisitzer des Motels als gute Wahl für ein Morgenessen empfohlen. Und weil heute Sonntag war, durften wir uns auch mal was gönnen. War in der Tat lecker! Anschliessend fuhren wir zurück zum Depot und fanden uns dort ein zur Abfahrt des Personenzuges. Sogar die Sonne schien ab und an durch:
Kurz vor Abfahrt des Zuges machten wir uns auf den Weg in Richtung Rockwood. Die an der Fotofahrt teilnehmenden Engländer hatten mit der Bahn organisiert, dass man sich offiziell in Rockwood auf den dortigen Aussichtsfelsen begeben dürfe. Der Weg dahin führt übers Trassee der Bahn. Wir haben uns der Gruppe gleich angeschlossen und mussten daher zeitig in Rockwood sein. Unterwegshalte blieben daher aussen vor - aber wie schon gestern gesagt: bis Hermosa ist die Bahn eh neben dem Highway und daher nur bedingt fotogen. Kurz nach zehn kam dann der Personenzug auf dem Weg nach Silverton an der Stelle durch - leider war gerade nix mit Sonne, war es doch eher wieder trüb:
Zurück beim Auto fuhren wir wieder nach Durango und besuchten noch den Souveniershop. Kollege Patrick hatte Bedarf an einem T-Shirt und einem Buch angemeldet. Auch schauten wir uns kurz das kleine Museum der Bahn an. Wer an ein aufgeräumtes Eisenbahnmuseum denkt liegt leider falsch. Es ist zwar von der Bahn und hat auch Bahnutensilien drin (inklusive Loks und Wagen), daneben ist es aber vollgestopft mit verschiedenen Sammlungen die wohl Geschenkweise oder als Dauerleihgabe überlassen wurden. Diese reichen von Eisenbahnmodellen über Fisch- und Jagdzubehör bis hin zu Army-Material. Aus unserer Sicht etwas schade - entsprechend schnell waren wir wieder draussen.
Auf dem Weg aus Durango raus machten wir noch einen Halt bei Walmart - unsere Getränkevorräte gingen der Neige zu. Kurz vor Mittag fuhren wir dann endgültig raus aus Durango. Via Pagosa Springs erreichten wir dann Chama, wo wir beim Motel das wir in ein paar Tagen gebucht hatten vorstellig wurden. Wir werden dort ab Mittwoch Abend nächtigen, aufgrund eins Nachtphotospecial in Antonito und anschliessender Fahrt nach Chama aber deutlich nach der Checkin Zeit von 2100 Uhr eintreffen. So haben wir uns jetzt entsprechend vorgemeldet und organisiert. Im Anschluss statten wir dem Depot der C&TS einen Kurzbesuch ab. Viel los war leider nicht. Gestern war der letzte Betriebstag der Sasison gewesen. Wir hatten im Vorfeld noch gehofft, dass heute allenfalls noch was verkehrt, aber leider war dem nicht so. So gab es nur einige abgestellte Fahrzeuge zu betrachten.
203- K-36 #487 wird als zweite Lokomotive der C&TS auf Ölfeuerung umgebaut. Die noch nicht ganz fertig gestellte Lok steht hier neben dem Roundhouse von Chama
Wir fuhren daher weiter in Richtung Cumbres Pass. Bei Los Pinos erschraken wir beide etwas wie auch hier in der Quasi Wildnis die Besiedelung (eher Zersiedelung) nicht halt macht. So aus der Erinnerung hatte es 2008 dort vielleicht 2-3 Häuser, inzwischen befinden sich dort rund 30-40 Häuser. Je näher wir an Antonito hin kamen, besserte sich das Wetter und dort angekommen standen wir in der Sonne. Wir schauten auch hier kurz bei den Anlagen der C&TS vorbei. Die K-27 #463 sonnte sich gerade vor dem Lokschuppen:
Sonst war aber wenig los. Die Hoffnung, dass allenfalls noch der Souvenirshop geöffnet hat, zerschlug sich. Ende Saison der Bahn = Ende Saison des Shops. Was noch anstehend war war die Fahrt nach Alamosa hoch. Da es in Antonito sehr wenig Übernachtungsmöglichkeiten gibt, haben wir uns für die nächsten Tage in Alamosa einquartiert. Im dortigen Yard schauten wir auch noch vorbei. Es gab da letztes Jahr einen neuen Betreiber der Linie von Walsenburg über den La Veta Pass nach Alamosa, sowie der hier beginnenden Branches. 2008 war da noch die San Luis and Rio Grande Railroad am Werk, heute ist es die Colorado Pacific Rio Grande Railroad. Die CXRG hat ein in meinen Augen sehr attraktives Design auf ihren Lokomotiven. Für den Betrieb wurden einige SD70MAC ehemals BNSF übernommen. Eine davon stand recht eingeparkt vor dem Lokschuppen:
Sonst stand noch eine neuwertig aussehende Maschine der Norfolk Southern herum, dazu einige F40PH ex SLRG und viel abgestelltes Wagenmaterial:
206- Fernab der Heimat ist AC44C6M #4856 - die von Wabtec modernisierte Lok wird derzeit für Leistungsversuche in Höhenlagen verwendet und steht gerade unter einem Motorprüfstand
Nur zu gerne hätten wir mal einen fahrenden Zug der CXRG erwischt, aber Betrieb ist meines Wissens jeweils je nach Richtung Mo/Mi/Fr, respektive Di/Do und dadurch mit unseren Reiseplänen leider nicht vereinbar.
Vor dem Checkin im Motel wollte aber unser Auto noch einen Schluck Benzin. Und da wir nicht so 100% sicher sind ob es Morgen auf dem Charter wirklich was zu Essen gibt, besorgten wir uns im Safeway noch ein paar Sandwiches - so für den Fall der Fälle...
Kaum hatten wir eingecheckt sahen wir, dass Tom, Patrick und Pipo auch gerade auf dem Vorplatz eingefahren sind. Nach einer kurzen Begrüssungsrunde und anschliessender Erholungsphase verschoben wir uns dann um um 1800 zu einem gemeinsamen Nachtessen. Ziel war das Mom and Pop's Hideaway, welches uns seitens der Rezeption empfohlen wurde. Etwas spezielles Ambiente, aber das Essen war lecker. Zurück im Motel war dann der Abend nicht mehr allzu lang.
Wie wir dann in das fünftägige Photospecial starteten, davon erzählt der Nächste Teil des Berichtes.