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Mit Dampf, Diesel und Strom durch die Rockies (1)

Von

Auch schon 16 Jahre her ist es, als ich das erste Mal in die USA reiste Ich durfte mich damals drei Kollegen (Tom, Patrick und Alessandro) anschliessen, welche ich heute zum engen Freundeskreis zählen darf. Weitere gemeinsame Reisen sollten seither immer wieder folgen. Ziel damals: Denver und die Rockies, sowie Utah. Nebst Sightseeing allgemein, hatten wir uns im Vorfeld für ein zweitägiges Photospecial auf der Cumbres & Toltec Scenic Railroad angemeldet. Im dampfbespannten Güterzug ging es so einmal über die Gesamtstrecke von Chama nach Antonito und zurück. Glück hatte wir sonst auch noch indem wir per Zufall den Challenger 3985 live erleben konnten.
Das C&TS Photospecial war aber das was in Erinnerung blieb. Schon seit einiger Zeit war diesbezüglich bei den meisten von uns langsam der Gedanke am Reifen: man könnte so etwas doch wieder mal machen - mit heutigem Equipment und Wissen...
Als dann Lerro Photography (USA) und David Williams (England) Ende 2023 ein entsprechendes Photospecial ankündigten, war für uns alle der Zeitpunkt da, den Gedanken in Tat umzusetzen. Ein einst an der BNSF Northern Transcon an einer Fotostelle kennengelernter und inzwischen auch zum Kreis gehörender Kollege (Pipo), schloss sich dem Ansinnen ebenfalls an. Wir buchten nach Rücksprache dann bei David.

Etwas zäh gestaltete sich danach die Kommunikation mit David. David ist wohl eher auf die Sorte Pauschaltourist ausgerichtet, welche die ganze Reise mitmachen (dazu gehörten dann auch noch zwei Tage Photospecial auf der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad, zwei weitere Tage auf der Cumbres & Toltec Scenic Railroad, wie auch noch ein Abstecher nach Albuquerque um die Santa Fe 2926 in Aktion zu erleben. Wir Individualreisenden fielen da eher etwas durchs Raster und wären wohl mit Direktbuchung bei Pete besser aufgehoben gewesen. Informationen zum Programm und Besammlungsorten erhielten wir so z.B. erst eine halbe Woche vor Beginn des Photospecials.

Für uns begann dann zwischenzeitlich die Detailplanung: Das fünftägige (!) Photospecial ist auf den 21.10. bis 25.10.2024 gelegt. Mit An- und Abreise war damit eine Woche belegt. Die Frage war aber: Was macht man drumherum? Wie und wohin flieg man etc. pp.
Schon im Winter 2024 steckten wir die Köpfe zusammen. Um Ideen waren wir nicht verlegen. Da zu fünft unterwegs lief es sowieso auf zwei Autos hinaus. Schlussendlich kristallisierten sich zwei leicht unterschiedliche Programme raus.
Tom, Patrick und Pipo drehen ab Denver (Ankunft 6.10.) eine Runde via Uintah Basin (Deseret Power Railway), nach Moab (Potash Local), dann geht es nach Arizona runter (Apache Railroad, Arizona Eastern Railroad), um dann mit dem Photospecial die Ferien zu beenden. Am Tag danach geht es dann schnurstracks nach Denver zurück um am Sonntag dann zurück in die Schweiz zu fliegen.
Alessandro und ich starten erst am 9.10. und fliegen ebenfalls nach Denver. Wir machen dann auch eine Runde via Uintah Basin und Moab - sind da aber eine Woche später als die Kollegen unterwegs - fahren dann aber via Durango zur C&TS. Nach dem Photospecial haben wir dann etwas mehr Zeit um nach Denver zurück zu gelangen, fliegen wir doch erst am Montag zurück. Geschuldet ist dies der gewählten Flugroute mit Icelandair via Keflavík, wo uns am Sonntag/Montag der Flug ab Keflavík nach Zürich fehlt.

Für uns (Alessandro und mich) waren die Ziele nebst dem Photospecial recht klar:
- wir wollen uns mal im Uintah Basin die Deseret Power Railway fotografisch zur Brust nehmen
- der Potash Local soll es auch nochmals sein, hier besonders Spots mit dem Corona Arch (wir waren im Spätsommer 2022 schon mal dort: https://bahnbilder.ch/travelogue/814 )
- nach den Berichten von Jan auf DSO war auch der Craig Local auf dem gleichnamigen Branch der Union Pacific ein erklärtes Ziel.

So ergab sich schon im Vorfeld ein recht gut getakteter Plan für die anderthalb Wochen vor dem Photospecial. Wir buchten entsprechend auch schon einiges an Hotels, zumal gerade in der Gegend von Moab im Oktober touristisch durchaus viel los ist.

So hiess es dann die Tage bis zu den Ferien zu zählen....

Und dann war es soweit, der 9.10. war da und los ging es.


Mittwoch 9.10.2024

Mein Wecker klingelte vernünftig um 07.30. Gepackt hatte ich schon die Tage zuvor und so ging es dann gemütlich kurz vor neun in Richtung Bahnhof. Via Bern mit dortigem Umsteigen ging es danach direkt nach Zürich Flughafen wo auch schon Alessandro auf mich wartete. Schon ein paar Minuten später hatten wir in Terminal 2 unseren Koffer abgegeben. Es blieb mehr als genug Zeit um im Foodcorner noch was z'Mittag zu essen, bevor wir dann die Sicherheitskontrolle durchliefen. Auch dort war die Wartezeit trotz Herbstferien nur marginal. Die knapp 2h Wartezeit bis zum Boarding gingen dann auch irgendwie durch. Ein Air Baltic Flieger diente noch als Fotomotive:

1- Die YL-ABA der Air Baltic steht am Flughafen Zürich beriet zum Rückstossen. Im Hintergrund rollt gerade die YL-CSG derselben Gesellschaft zum Start.


Unsere Maschine blieb dagegen unfotografiert, da wir zuäusserst an Terminal A einstiegen und der Vogel so schlicht nicht fotografierbar war.
Der Airbus A321 war nicht voll besetzt, und so hatten wir in unserer Dreierreihe einen Platz frei, was den Flug deutlich angenehmer machte. Der Abflug war pünktlich und gut 4h später landeten wir in Keflavík. Gross Aussicht hatten wir bis dahin nicht - einerseits sassen wir voll über dem Flügel, andererseits war quasi über den ganzen Flug eine Wolkendecke unter uns. Im Terminal angekommen gab es eine kurze Passkontrolle und schon 15min später standen wir wieder bereits zum Boarding. Gut 1h nach Landung starteten wir bereits wieder zum Weiterflug nach Denver. Die Boeing 757-200 war etwas voller und so sassen wir diesmal zu dritt in der Reihe. Für dieses Flugsegment hatten wir uns ein Essen gebucht, welches dann nach längerem Warten auch geliefert wurde. Das als 3-Gang Menü angepriesene umfasste einen Salat, eine Lasagne, sowie ein Tiramisu und war durchaus lecker. Einmal "Dune 2", "DC League of Super-Pets" und ein kurzes Nickerchen später landeten wir um 18.46 in Denver. Zu unserem Erstaunen standen wir schon eine Dreiviertelstunde später bei Alamo und nahmen unseren gebuchten Mietwagen in Empfang. Wir bekamen einen weissen Chevrolte Equinox. Das erste Motel hatten wir vorgebucht - es lag ganz in der Nähe vom Flughafen, die Fahrt dahin entsprechend kurz. Nach dem erfolgten Checkin gab es im nahe gelegenen Pho 92 Dia - ein vietnamesisches Lokal - noch was kleines zwischen die Zähne, bevor wir dann müde ins Bett vielen.

Donnerstag 10.10.2024

Wir hatten vorsorglich den Wecker mal auf 0630 gestellt, waren aber wie zu erwarten schon etwas vorher wach. Morgenessen war inklusive so dass wir dann schon entsprechend gestärkt das Motel verliessen. Unser erstes Ziel lag bei Commerce City. Wir waren da schon Ende der Sommerferien 2022 mal dort. Zeitlich lag eh nicht mehr viel anderes drin - besonders nicht für den California Zephyr noch an den Moffat zu fahren. Der war heute nämlich äusserst pünktlich unterwegs und wir hätten quer durch Denver durch zu lange gebraucht. So standen wir schon bald am Damm der Interstate und hofften auf Northbounds. Einen ersten Southbound auf der BNSF Brush Subdivision hatten wir gerade verpasst. Zwischenzeitlich hatten wir auch Zeit die Dachantenne zu montieren und den mitgebrachten Scanner in Betrieb zu nehmen. So konnten wir einen allfälligen Funkverkehr mithören. Bald darauf kam ein weiterer Southbound durch. Immerhin hatte der Kohlezug zwei passend angehängte Schlussloks:

2- Nachschuss auf einen Southbound Kohlezug mit den führenden ES44AC #6185 und #6308, sowie den hier sichtbaren SD70MAC #9854 und ES44AC #5967


Die ganze Zeit über sahen wir aber in der Ferne auf der UP Greeley Subdivision ein Spitzenlicht. Nach dem Kohlezug kam dieses dann langsam näher. Es entpuppte sich als eine einzelne GP38-2 mit zwei Gondolas. Wir hatten zwar auf etwas längeres gehofft, aber erstens kam etwas und GP38-2 mit Locals sind inzwischen auch eher eine Randerscheinung:

3- GP38-2 #688 fährt zwei leere Gondolas zur Beladung beim Schrotthändler in Commerce City


Wir fuhren dem Local hinterher, fanden ihn dann aber gleich hinter der Interstate bei einem dortigen Schrotthändler am rangieren - leider alles unzugänglich. Dafür stand auf der Brush Subdivision schon wieder ein Southbound, diesmal ein Mixed. Wie wir über das weitere Programm diskutierten, setzte sich der in Bewegung. Wir versuchten etwas südlich noch was zu machen, fanden aber keine geeignete Stelle mehr. So fanden wir dann: "Stick to the plan" und steuerten entsprechend einen Walmart an, wo wir mal eine Ladung Vorräte besorgten. Im Anschluss daran gab es einen Besuch bei Rocky Mountains Train Supply in Arvada wo wir ziemlich genau zur Öffnung um 10.00 vor dem Laden standen. Eine Stunde später und um ein paar $ erleichtert steuerten wir den nächsten Punkt auf der To-Do Liste an: Denver Premium Outlet.
Ich brauchte mal wieder neue Jeans und hatte auch sonst noch ein paar andere Dinge offen die man dort findet; Alessandro ging es ebenso. Kurz vor eins hatten wir dann ein paar Einkaufstüten im Auto versorgt und es ging endgültig los. Als Ziel für die nächsten Tage definierten wir uns nach kurzer Diskussion mal die Northern Transcon der UP. Wir hatten daher zwei Möglichkeiten um nach Cheyenne zu gelangen: entlang von UP's Greeley Subdivision oder entlang von BNSF's Front Range Subdivision. Erstere hatten wir im Sommer 2022 gewählt, so viel diesmal die Wahl auf die BNSF Front Range Subdivision. Wir hatten Glück und erwischten in Loveland einen Southbound Local von dem wir ein paar Fotos machen konnten. Bei den Loks handelt es sich um zwei SD70MAC - bei der Zuglok wurde aber im Verlaufe der Jahre einmal die Steuerelektronik ersetzt, weshalb sie nun als SD70MACe läuft (kleines Refit):

4- SD70MACe #9716 und SD70MAC #9709 - letztere noch in originaler Executive Grinstein Lackierung - mit einem Local in Loveland


5- SD70MACe #9716 und SD70MAC #9709 - letztere noch in originaler Executive Grinstein Lackierung - mit einem Local in Loveland


Da der aber in die falsche Richtung fuhr, liessen wir ihn danach ziehen und fuhren weiter nach Cheyenne. Wie wir dort zum Depot fuhren sahen wir gerade einen Westbound ausfahren. So wendeten wir schnurstracks und machten uns auf den Weg in Richtung Sherman Hill und platzierten uns entlang der Otto Road mal an der Strecke. Doch der Zug wollte und wollte nicht kommen, nicht nach 5min, nicht nach 10min und auch nicht nach einer Viertelstunde. Wir fanden beide: so weit sind wir doch dem nicht vorgefahren, war er doch bei der Ausfahrt recht flott unterwegs. So ging es wieder zurück in Richtung Cheyenne: Nach der nächsten Strassenbiegung sahen wir die Autoracks in der Ferne. Des Rätsels Lösung: wir erwarten den Zug auf Main 1/2, der Zug fuhr aber auf Main 3 den Pass hoch. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit erschien es uns als sinnvoll den Zug nicht sausen zu lassen, sondern ihm zu Folgen. Entsprechend steuerten wir mal eine Fotostelle bei Harriman an. Nicht gerechnet hatten wir mit zwei Dingen: Einerseits lagen wir hier gerade an einer Wolkengrenze, andererseits war da etwas oberhalb von Harriman ein Bautrupp am Werk. Letzteres erledigte sich aber bald, kam doch gerade eine ganze Reihe an Baufahrzeugen ins Siding gefahren um Platz für den erwarteten Westbound zu machen:

6- Gleiserneuerung in den USA: Eine Flotte an spezialisierten Kleinfahrzeugen erledigt die Bauarbeiten - hierzulande kommen Komplettumbauzüge wie Puscal zum Einsatz


7- Gleiserneuerung in den USA: Eine Flotte an spezialisierten Kleinfahrzeugen erledigt die Bauarbeiten - hierzulande kommen Komplettumbauzüge wie Puscal zum Einsatz


8- Gleiserneuerung in den USA: Eine Flotte an spezialisierten Kleinfahrzeugen erledigt die Bauarbeiten - hierzulande kommen Komplettumbauzüge wie Puscal zum Einsatz


Bald nachdem auch das letzte Baufahrzeug die Strecke geräumt hat, kam auch schon der Westbound. Zu unserem Bedauern machte sich aber die Sonne gerade etwas rar. Sie war eh nur noch knapp über dem Horizont und nun auch noch hinter einer Wolke:

9- Im letzten Licht befördern SD70ACe #8553 und C44AC #6147 bei Harriman einen Autozug bergwärts über den Sherman Hill


Eine weitere Verfolgung erschien uns angesichts der Tageszeit als nicht sinnvoll und so kehrten wir zurück nach Cheyenne und checkten ins am Nachmittag gebuchten Motel ein. Für das Abendessen ging es heute zu Panda Express. Zurück im Hotel war dann schon bald einmal Schluss bei uns. Planung für morgen ist so +/- klar: es geht an den Sherman Hill und dann weiter entlang der Overland Route. Mal sehen wie weit wir kommen und wie erfolgreich wir sind.


Wie gnädig uns Union Pacific mit Betrieb auf der Overland Route ist - da erfahrt ihr dann im nächsten Teil der Serie.