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In Zentralasien – unbekanntes Usbekistan (5) – Es heisst schon wieder fast Abschied nehmen

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Donnerstag 11. September 2024

Fast ausschlafen hat er gestern gesagt. Warum hat sich das so nicht angefühlt? Obs am Bier lag? Oder doch eher am Sonnenbrand und der Erschöpfung nach den letzten langen Tagen in der Sonne? Sollte ich mich mehr eincremen und mehr Ruhen? Kann man machen ;).
Heute ist Donnerstag, heute fehlt ein Personenzugpaar. Das ist schade, weniger am Vormittag sondern eher am Abend. Aber das ist perfekt um nochmal zum Pass zu fahren, da interessieren vor allem am Abend die P-Züge ja nicht. Umso wichtiger für die Tagesausbeute waren die beiden P-Zuge heute Morgen. Wir schauen uns nochmal eine «neue Ecke» an, also kleinräumig gedacht. Um den Bahnhof von Boysun sieht es auf dem Luftbild auch lecker aus, man sollte es zumindest mal probiert haben. Die beiden P-Züge wurden auserkoren dafür, Stellen hatten wir in den Gedanken auch schon zwei.
Wir fuhren also pünktlich runter. Der Bahnhof ist nicht direkt bei der Stadt, sondern 10km weiter südlich. Er ist genau so neu wie die Bahn selbst. Die Strasse hat man damals bestimmt auch neu gemacht und so konnten wir heute früh mal starten ohne Dreckweg. Fühlt sich so anders an ;). Vor dem Bahnhof sind wir rechts weg durch ein Wohngebiet und dann auf Dreck hin zur Bahn. Direkt am Einfahrsignal standen wir dann. Die Hügel vor uns waren höher als vermutet, der Schatten wäre beim ersten Zug noch nicht raus. Stört uns das? Ja, aber auch nein. Wir blieben da und warteten auf den Zug.

90- Der Tag beginnt, wie immer, mit Zug 80 Tashkent – Termez. Heute ist mal keine O’ZEL davor, sondern 20’ZUY 502. Wir stehen direkt an der westlichen Einfahrt des Bahnhofs von Boysun.


Und heute war nicht die tägliche O’ZEL davor sondern eine 20’ZUY. Ist wohl dem fehlenden dritten Personenzug und der «überzähligen» Doppellok geschuldet? Wie auch immer, störte nicht. Im Zug war auch wieder einer dieser Ortient Silk Road Wagen, ob die eine Bereicherung sind oder ob die mich stören weiss ich noch nicht so richtig.
Wir hätten jetzt an der Stelle eigentlich auf den obligaten Güterzug zwischen P-1 und P-2 warten können. Aber das könnten wir auch auf der anderen Bahnhofsseite. Denn da könnte man variieren. Wir entschieden uns für letzteres, aber nicht ohne noch einen Blick am Bahnhofsgebäude vorbei zu werfen. Wie schon in Derbend, das Bild habe ich ja gezeigt, sind die Gleisanlagen nicht zu knapp bemessen. Und wie ein Derbend war auch hier einfach nichts auf den Gleisen.
So wechselten wir an den BÜ auf der Ostseite des Bahnhofs. Da konnte man mit etwas Fussmarsch etwas erreichen was nett aussah. Ehrlicherweise, man schaue sich das Bild oben an; man könnte in der ganzen Gegend vermutlich locker einen Tag verbringen. Aber wir haben noch soooo viele Stellen offen die besser erreichbar sind. Besser erreichbar meint, in den Hügeln um Boysun gibt es keinerlei Wegnetz entlang der Bahngleise. Da siegte die Faulheit, zumindest heute. Man sollte sich für einen Besuch irgendwann in ferner Zukunft ja auch noch ein bisschen was offenlassen.
Für den Blick der mir gefiel war es noch zu früh, für den P-2 ginge das dann bereits, aber nicht vorher. Also zottelte ich Wipf hinterher in die Gerade hinter einer Kurve und stellte mich da auch mal hin. Und der Güterzug kam auch heute zuverlässig wie die Personenzüge.

91- Auf der anderen Seite des Bahnhofs Boysun. Noch vor dem zweiten Personenzug fuhr 20’ZELR 422 mit einem Güterzug nach Osten.


Das war der Startschuss für den Wechsel, da käme, wenn überhaupt etwas von hinten vor dem Schnellzug. Also hinauf auf den Hügel und in den Schatten des grossen Mastes – sieht man oben alles ;). Apropos Zug von hinten: Da oben wäre es, wäre die Sonne erstmal gedreht, auch prächtig mit einem atemberaubenden Bergpanorama im Hintergrund. Da begannen sich die Gedanken zu drehen ob man nicht vielleicht doch da bleiben wollte nach dem Nachtzug?

92- Der zweite Zug kam ebenso pünktlich wie der erste. Zug 82F Tashkent - Saryasiya mit der O’ZEL 206 – da hat man heute dann Züge getauscht.


Der Nachtzug kam pünktlich und mit der «vermissten» O’ZEL vom ersten Zug. Hat man da Loks getauscht? Gehen oder stehen? Die Sonne bräuchte 2h bis sie gedreht hätte, lohnte sich das? Hm. Nein, wir hatten andere Pläne. Westlich von Derbend gibt es eine kurze Taldurchfahrt. Ein Felsentor. Sehr kurz, aber sehr tief. Da hat sich ein Fluss gerade in die Felsen gefressen, und die Bahn hat man da mit viel Aufwand auch noch reingelegt. Da wollten wir hin. Wir haben sogar Bilder von da gefunden, da ginge was.
Wo parken? Wir wählten einen etwas entfernteren aber dafür «offiziellen» Platz. Und dann ging es hinauf hin die Hügel. Wir wollten oben an diesem riesigen Einschnitt stehen. Und auf dem Luftbild war das ziemlich klar zu sehen, von unten kommt man nicht rauf. Man muss das von hinten anlaufen. Also ganz rauf um dann wieder Höhe zu verlieren. Das taten wir, ohne am Schluss an die Kante zu kommen wo wir eigentlich hin wollten. Wir stellten uns dann völlig verschwitzt an einen etwas alternativen Platz der aber auch gut ging und warteten. Zug haben wir seit dem Personenzug keinen mehr gesehen. Verpasst hatten wir immerhin bei der ganzen Kletterei schonmal nichts.
Wir warteten und warteten und dann war die Sonne rum. Hm. Es war auch schon 13 Uhr durch. Und wir wurden in der Sonne auf den Felsen niedergegart. Die strahlten auch von unten die Wärme ab. Gemütlich war gerade anders. Als die Sonne dann raus drehte wollte ich gemütlicher warten können an einer nächsten Stelle. Das könnte man IM Einschnitt gut machen. Da ist auch Platz dafür. Dazu muss man halt wieder aussen ganz rum und dann der Bahn entlang in den Einschnitt rein. Alles kein Problem, dauerte auch nur 30min. Auch die Eisenbahner die ihre Hütte auf dem Weg hatten winkten uns nur durch, als wir in Zeichensprache ganz kurz unser Ansinnen erklärten da nach hinten laufen zu wollen. Und verpasst haben wir dabei: nichts.
Da drin lag schon Schatten von der hohen Felswand und das war herrlich. Da liess es sich aushalten. Wir brauchten auch Geduld, bis 15 Uhr durch war. Dann wurde der Schatten, der hochgelobte, so lange, dass die Strecke auch verschluckt wurde. Ehm.

93- Das meine ich mit tiefem Einschnitt, die Felswand hinter uns. Und irgendwo da rechts oben wollten wir an die Kante vorhin, erfolglos.



Dann gehen wir halt zum Abendprogramm über. Wir liefen hinaus aus dem Einschnitt zum Auto zurück. Heute war es in der Sonne irgendwie massiv unangenehmer als die letzten Tage, wo war der Wind? So wollte ich vor allem etwas Kühles zu trinken als erstes. Direkt vor der Polizeikontrollstelle gab es Geschäfte am Strassenrand und in einem gab es sogar etwas «Kühles» (nicht kalt, aber kühler als Aussentemperatur). Das war suuuper!
Nur wohin genau war noch nicht klar. In Oknazar sieht man in den Bahnhof. Oknazar ist am Ende des härtesten Abstiegs vom Okrabat-Pass. Und da stand ein Fahrleitungstriebwagen, ein 2-Wege LKW und ein Bus. Und man werkelte an der Fahrleitung. An der geerdeten Fahrleitung in der westlichen Einfahrt. Das nichts kommt ist in dem Moment dann … ziemlich klar. Hat uns also mal eine grosse Baustelle erwischt heute.
Plan: Wir fahren zum Pass und schauen da mal in den Bahnhof. Da steht doch bestimmt ein Ostfahrer und wartet auf die Beendigung der Baustelle? So war es auch, da stand tatsächlich ein Zug. Aber bis der fahren kann? Wir wendeten, tankten – dass die lottrige Tankstelle da oben wirklich 92er hatte überraschte uns – und in dem Moment bewegt sich der Zug in Richtung Oknazar. Aha!
Da war man jetzt schneller als erwartet. Und wir folgten dem Zug hinunter. Drehten unten am U-Turn und fuhren wieder 1/3 hinauf. Und waren dann da, wo wir noch unbedingt ein Foto machen wollten. Eigentlich deutlich zu früh, aber besser mal jetzt als dann vielleicht gar nicht.

94- Wir «suchten» einen Zug und fanden ihn in Bahnhof von Okrabat stehen. Er wartete seit unbekannter Zeit darauf, auf Strecke gehen zu können nach Abschluss der Bauarbeiten im Bahnhof von Oknazar. Schneller als vermutet geschah dies. Wir folgten der 20’ZELR und fotografierten sie nahe Oknazar in der untersten Kehre im östlichen Abstieg vom Pass.


Und nun schauten wir uns nochmal eine neue Ecke an. Wir haben die Idee morgen früh gleich schon für die Personenzügen hier an den Pass zu fahren. Dazu wollten wir die oberste Kehre mal noch anschauen. Die ist von der Strasse aus nicht einsehbar, aber ein Weg führt direkt da hinein. Also gings wieder auf die Passhöhe und dann rechts rein. Ganz hinten war nichts, wobei die Aussenkurve am frühen Vormittag schon sehrsehr nett wäre. Aber nicht jetzt. Für jetzt mussten wir nur einen flachen Hügelrücken erklimmen und dann sahen wir auf die Bahn, die hinauf kommt auf den Pass. Wenn etwas kommen würde, aber das war zumindest nicht unrealistisch.
Und nur etwa 10min später sah ich eine Ebene weiter unten ein Zug. Die anderen glaubten das nicht, aber das war nett, sehr nett sogar!

95- Diese 20’ZELR hat die Passhöhe bei Okrabat fast erreicht, nur noch eine Kehre muss er durchfahren und dann ist er oben.


Wir blickten in den Bahnhof Okrabat und da stand schon der nächste Zug nach Osten bereit. Den können wir noch eben abwarten. Wenn er schnell kommt – und wir schnell sind – gäbe es sogar nochmal ein Bild unten (da Bild 94). Ein Schäfer schaute derweil vorbei und war etwas gar fest interessiert an unserem Tun. Aber er liess uns sitzen und folgte seinen Schafen.
Der Zug setzte sich erst nach etwa 30min in Bewegung und wir liefen noch etwas weiter den Berg hinauf um mit solala Licht in die Kehre zu schiessen. Aber die Wolken waren nett, und das Licht, und das Panorama. Wolken … uiui, da hat es ja Wolken. Aber nicht im Bereich der Sonne.

96- Im Bahnhof Okrabat wartete schon der nächste Zug zur Kreuzung. Zwei O’ZEL fuhren nach einer sehr unspeditiven Kreuzung Ostwärts und wir machen sie in der ersten Kehre auf dem östlichen Abstieg.


Wir räumten schon zusammen da kam der Schäfer wieder. Irgendetwas hat ihn jetzt angefixt. Dabei wusste er doch was wir tun, wir zeigten ihm vorhin sogar Bilder. Jetzt war er aber etwas unentspannter. Da wir keine gemeinsame Sprache hatten und in dem ganzen Bereich kein Internet zu bekommen ist für einen Translator war die Kommunikation etwas mühsam. Ich erspare euch die Details. 30 USD von meinem Notgroschen wechselten den Besitzer und dann war er zufrieden und wieder (mehr oder weniger) freundlich. Wir hätten auch einfach fahren können, aber der Fuchs hat ein Bild von unserem Auto (mit lesbarem Nummernschild) auf seinem Handy gezeigt – und er habe jemanden Angerufen. Da machte sich jemand wichtig und wollte Cash, eine sinnvollere Erklärung gibt es nicht. Aber auf jeden Fall; wer sich da oben rumtreibt – Vorsicht vor dieser Kehre. Von Sperrgebiet steht nirgends etwas, auch sieht man in der Gegend überhaupt gar nichts was nicht auch auf jedem anderen Bild zu sehen wäre.
Das Ganze dauerte zu lange, als das wir mit dem Zug nochmal etwas hätten anfangen können. Und das Ganze lässt uns unsere Pläne für morgen überdenken. Denn morgen früh in diesen Kehren rumeiern, wenn der gute Herr nicht uuuuuunbedingt zur entspanntesten Sorte gehört? Das muss man nicht ausreizen. So ist die Gegend um den Bahnhof Okrabat für uns ab sofort Sperrzone in den Köpfen.
Und das wars dann auch schon. Boysun erreichten wir ohne weitere Vorkommnisse und es war jetzt ja schon der letzte Abend im Hotel. Wir kauften ein, duschten und fragten den Herren vom Hotel, ob er wohl unsere Aufenthaltsbestätigung (oder Anmeldung) heute schon übergeben kann? Denn wenn wir morgen um 6 Uhr loswollen ist er bestimmt nicht da, dann wäre das erledigt. Er könne es erst um Mitternacht machen, lege es aber bei der Theke unter einen Blumenkübel. Zweifeln wir daran, ob das wirklich so ist? Mmmh, lieber nicht dran denken ;).
Zu Essen gab es heute nochmal Pasta, am selben Ort wie gestern. Das war derart vorzüglich, trotz Dillüberdosis. Jaja, nach einigen sehr guten Tagen war heute irgendwie … nicht so ein guter Tag. Es hat uns eine Baupause kalt erwischt, wobei wir natürlich froh sind, war es nur an einem Tag derart lange. Das könnte auch anders sein – deshalb will nicht gemeckert werden. Und fürwahr, der Schäfer hätte definitiv auch nicht nach dem allerletzten Bild an so einem Tag noch die Hände aufhalten müssen. Das passte irgendwie noch wie die Faust aufs Auge. Nach dem Urlaub sieht man das Ganze dann bestimmt entspannter, aber gerade an dem Abend ist es irgendwie schon bissle mühsam.

Freitag 12. September 2024
Unsere letzte Nacht in Boysun endete so früh wie kaum je. Um 6 Uhr wollten wir los. Da musste man wieder mal alles packen und verstauen. Wir kamen alle ziemlich gut raus. Und dann stieg die Spannung: hat man unsere Formulare bereitgelegt? Natürlich nicht, warum hatten wir das noch vermutet? Das brauchte jetzt eine Planänderung, denn ohne Papiere wollten wir nicht weg hier. Das war eine ganze Woche die uns «fehlen würde» in unserer «da waren wir» Beweiskette. Die erste Nacht kann man erklären, aber fast eine Woche?
So konnten wir den Plan irgendwo zwischen Oknazar und Derbent etwas zu machen mit dem ersten Personenzug einfach mal sein lassen. Dann halt später, heute fuhren ja wieder drei Personenzüge. Also schauten wir östlich vom Bahnhof Boysun nochmal eine neue Gegend an wo man mit dem Auto gut hinkommt. Die Strasse nach Kofrun wurde eingeschlagen, die geht vor dem Bahnhof links weg.
In Kofrun ist dieser riesige Industriekomplex welche einen unheimlichen Lärm produziert, das sind die Geräusche die man weit entfern im Tal nach Tangimush noch hört. Es sieht wieder nach einer Förderanlage für Gas oder so aus. Wie auch immer, wir standen nicht genau da, wir liefen etwas weiter vorne rüber zum Gleis und auf einen Hügel. Wir waren natürlich viel zu früh und warteten fast 30min auf den Personenzug. Aber was hätten wir tun sollen, nochmal ins Bett? ;)

97- Weil das Hotel unsere Papiere nicht bereit gelegt hat in der Nacht mussten wir unsere Pläne am frühen Vormittag ändern. So gab es das erste Bild nicht bei Oknazar sondern bei Kofrun nächst Boysun. Im Bild der bestens bekannte Zug 80 Tashkent - Termez mit 20’ZUY 501.


Schon wieder eine 20’ZUY am ersten Zug. Dann kommt der Einteiler wieder beim zweiten?
Wir liefen zurück und wurden beim Hotel vorstellig, es war schon fast 8 Uhr. Das kleine Geschäft hatte schon offen und die Damen da pfiffen das Hotelpersonal herbei. Sie verstanden zwar sehr schnell, was wir wollten, wollten uns aber noch irgendwas mitteilen. Sie hofften einen der Schüler der auf der Strasse vorbei ging zu begeistern sein Englisch auszupacken. Entweder konnte das aber keiner der jugendlichen, oder niemand traute sich ;). 5min später war dann Herr Hotel da und fertigte unsere Zettel an. Warum nicht wie abgemacht … wir fragten nicht und waren stillt. Dafür konnten wir uns im Geschäft gleich nochmal mit kühlen Getränken eindecken, hatte ja auch was.
Dann gings endlich los nach Westen. In die Kurve wo wir eigentlich hinwollten schafften wir es schon wieder nicht, dafür war der zweite Personenzug schon zu nah. So versuchten wir kurz hinter Derbend nochmal was anderes. Da geht der Dreckweg relativ weit der Bahn entlang und das sah so schlecht nicht aus. Am Ende mussten wir zwar noch 800m weit laufen auf einen Hügel, aber uns gefiel das da ausserordentlich gut! Und nicht nur uns, auch etwa 5 Hunden. Die kläfften von weitem schon und okkupierten den Berg. Die Hunde waren egal, die sollen einfach niemanden aufscheuchen ;).

98- Hinter Derbend standen wir für den zweiten. Zug 82F Tashkent - Saryasiya mit der O’ZEL 203.


Zurück beim Auto eilte es. Wenn wir bei Oknazar noch an die Stelle wollten für den dritten Zug war jetzt jede Minute wertvoll. Also flott zurück auf die Dreckstrasse und dann … sahen wir im Bahnhof Derbend ein Güterzug stehen nach Osten. Der wird dem Personenzug bestimmt gleich folgen? Ist das zeitlich noch machbar mit dem Personenzug? Ja, so 5-10min könnte man dem schon geben. Das war aber nicht mal nötig, kaum aus dem Auto draussen bewegte sich der Zug langsam aus dem Bahnhof hinaus.

99- Wir wollten nach Westen, entdeckten im Bahnhof Derbend aber diesen Zug stehen. Der wird bestimmt gleich losfahren wenn der Personenzug den Block geräumt hat? So war es auch und 20’ZELR 403 wurde ziemlich Zeitneutral noch mitgenommen.


Dann aber auf. Nur waren wir am Ende doch zu spät. Wir rechneten mit einer Zugfahrt ungefähr um 09:55 Uhr. Um 09:35 Uhr standen wir an der Polizeikontrollstelle … da mussten wir jetzt zweimal durch. Und das erste Mal überhaupt ging das heute etwas zähflüssiger. Auch mein Ausweis wurde gar kurz beäugt und dann wurden wir durchgewunken. Dumm mussten wir hinter der Kontrolle mit einem U-Turn drehen – nochmal durch die Kontrolle – um rechts in die Ortschaft zu kommen. Da fehlt ein U-Turn vor der Kontrollstelle um in den Ort zu kommen. Ist schon bisschen doof gebaut? Das kostete uns die 5min die uns dann fehlten. Wir parkten gerade am Fuss eines Hügels und liefen los als der Zug trötete. Fast 10min früher als erwartet. An der Stelle war das Seitenlicht noch nicht rum, wir hätten noch weit in die Kurve laufen müssen … und laufen wollen.
Das können wir trotzdem noch, tun dachten wir mal. Ein paar Meter weiter oben sahen wir in den Bahnhof von Oknazar hinein und da setzte sich gerade ein Güterzug westwärts in Bewegung. Hmmm, den sollte man jetzt eigentlich nicht ignorieren. Wenn wir den Tag gestern kopieren würde nämlich gar nichts mehr geschehen anschliessend. Da krallt man sich lieber, was man sieht.
Also hefteten wir uns an seine Fersen. Am Pass hatten wir ihn eingeholt und er blieb erstmal stehen. Kein Grund für uns nicht weiterzufahren. Wir waren ungefähr wieder im grossen Plan des Tages angekommen, so musste man sich nicht alles neu überlegen ;). Und der sah vor, dass wir hinter Okrabat mal noch etwas ausprobieren wollen im Westaufstieg. Und da wäre dieser Zug zumindest nicht verkehrt.
Am Ortsrand (irgendwie ist das ein langes Dorf, aber auf der Karte gibt es nur diesen Namen) fuhren wir zur Bahn hoch und wechselten auf einem Trampelpfad die Seite. Als wir gerade überlegten, ob wir jetzt links oder rechts müssen tauchte ein Zug auf.

100- 20’ZELR 402 kam gerade als wir uns neben dem Gleis positioniert hatten. Da ist heute also wieder mehr los! Wir stehen am Ende von Okrabot auf der Westseite des Passes.


Dann ist heute wieder mehr los als gestern? Das war gut! Der muss jetzt bis zum Bahnhof am Pass und dann kann unser Zug kommen. Vielleicht in 30min? Wir positionierten uns weiter vorne auf einem Hügel und warteten mal. Ich verschob mich nach 30min etwas, ich wollte auch nach Westen blicken können, falls ihm etwas folgt. Weitere 30min später tauchte «unser Zug» dann in der Ebene weiter oben aus. Diese sieht man auf dem Bild. Diese Gerade wäre mit richtigem Licht auch wunderbar … dafür hätte er sich aber 2h länger Zeit lassen müssen. Ansonsten war die Ecke nicht unbedingt so wie wir es uns vorgestellt hatten – hier waren die Hügel jetzt flacher als es das Luftbilder vermuten liess.

101- Mehr als eine Stunde später dann «unser Zug» den wir vor über 2h kaum 10km weiter vorne gesehen habe. Heute war man wieder maximal speditiv ;). Wir stehen immer noch am Ortsrand von Okrabat. Hinten sieht man die Strecke nochmal, inkl. einer grossen Brücke. Diese Gegend da wäre auch nett! Aber die Brücke … wie alle um den Pass herum, dick eingezäunt und bewacht.


Und jetzt? Auf einen weiteren Westfahrer hoffen wenn die Sonne gedreht hat? Das war nicht in unserem Sinne. Dann könnten wir in das Tal ganz im Westen fahren, oder nochmal in die Gegend der grossen Kehre um Khodza-Magamet, das wäre auch relativ nah. Wir entschieden uns für die zweite Variante. Da hin fuhren wir heute aber «über Dreck». Denn wir wollten nach Koradahna, das ist noch eine Ortschaft vor der Kehre. Noch auf der Hauptstrasse erkannte man ganz weit weg auf einer Geländekante eine Wagenschlange nach Osten fahren. Der nächste Zug nach Termez also. Gut, es war also wirklich mehr los heute als gestern.
Und da hinten auf der Ebene windete es sehr stark, es stürmte schon fast. Das sah man aus dem Auto, denn der sandige Boden gab dem Wind einiges an Material mit. Was der Fernsicht jetzt auch nicht sehr zuträglich war. Wir fuhren durch Koradahna und in Richtung der Kehre. Wir waren auf dem Weg den wir vor einer Woche noch gemieden haben, er war aber mehr als gut genug zu fahren.
Wir haben gerade unseren gewünschten Parkplatz an einer Weggabelung erreicht als es trötete von Westen. Schon wieder ein Zug nach Osten? Oder ist das jener, den wir vor 25min gesehen haben auf der Fahrt hierher? Muss eigentlich. Und Vielleicht wäre dann ja … und ja! Wir sahen im Bahnhof von Koradahna ein Zug stehen. Und der bewegte sich, nachdem der Kreuzungszug durchgefahren war. War das der Zug von vorhin? Der kommt echt nicht vom Fleck der arme Kerl.

102- Schneller kam der Zug vom letzten Bild nicht vorwärts. Wieder mehr als eine Stunde später kaum 5 Streckenkilometer weiter vorne nochmal. Er wurde für eine Kreuzung nochmal lange stehen gelassen. Wir stehen in Koradahna und versuchen uns im Sandsturm gerade zu halten.


Der Mittag war durch und was bisher geschehen ist konnte man ja als erfolgreich bezeichnen. Aber nach jedem Bild die Frage; und jetzt! Es lief fast zu gut ;). Wir fuhren den ganzen Weg bis zum Asphalt bei Khodza-Magamet und schauten die Kehren nochmal an. Ein Punkt stach dabei zu dieser Tageszeit besonders ins Auge. Nämlich die letzte Ausfahrt im Westen aus dem Tal und aus den Kehren. Da war zwar eine grössere Gleisbaurotte am Werkeln, aber wir standen auf dem Hügel weiter hinten.
Und das könnte jetzt dauern, es waren ja gerade zwei Züge durch. Nur 30min nach diesem Gedanken war in der Ebene ein Zug zu sehen der auf uns zuhielt. Schon wieder ein Ostfahrer. Das erinnert vom Verkehr her ja an die besten Tage an der Strecke!

103- Nur 30min nachdem wir unsere Stelle bei Khodza-Magamet bezogen tauchte in der Ebene wieder ein Zug auf. Die nächste 20’ZELR mit dem nächsten Ostfahrer. Die Gleisbaurotte stellte sich schön zur Seite als der Zug näher kam.

104- Und noch der volle Schuss auf den Zug direkt vor der ersten Kehre.


Und schon wieder mussten wir wechseln. Wir sahen hinter uns schon eine Ecke man machen könnte. Nicht was man gesehen haben muss, aber es fehlte gerade an Ideen. Denn das Licht war an einigen Stellen jetzt nicht mehr oder noch nicht zu gebrauchen. Nochmal in die Kehre wie am ersten Tag hier wollten wir uns aber nicht stellen – das konnte man besser nicht bekommen als damals.
Also stellten wir das Auto an ein Wadi und setzten uns am Anfang der Kehre auf einen Hügel und lasen unsere Bücher weiter. Um 15 Uhr war das Licht dann da fast raus, das war unsere Deadline. Wir hatten die Idee jetzt in den Einschnitt zu stehen welchen man oben sieht – also weiter vorne. Das ginge jetzt fast schon für beide Richtungen.
So richtig motiviert zu wechseln waren wir nicht, als wir dann um kurz nach 15 Uhr losliefen dauerte es keine Minute bis Wipf ein Tröt hörte. Drei Gestalten rannten zurück und das Bild klappte doch noch. Gut reizten wir die Deadline ein bisschen aus.

105- Nur eine Ecke weiter hinten bereits die nächste 20’ZELR. Unsere Deadline für die Stelle war gerade vorbei als uns der Zug auf dem Weg zum Auto überraschte. So konnten wir zurück laufen und doch noch ein Bild machen. Lok 419 zieht.


Jetzt konnten wir mit gutem Gewissen wechseln. Parkten vor dem Ort und liefen auf den Berg hinauf. Da oben war «Party», Kinder rannten bei den Häusern rum. Aber die interessierten sich mal gar nicht für uns. Das war uns recht. Wir setzten uns auf Felsen und machten es uns gemütlich. Der Wind der heute ging mache das alles wieder massiv angenehmer als die letzten Tage im Tal. Lange dauerte es nicht, es wurde am nächsten Bahnhof wohl gekreuzt und bald schon kamen zwei O’ZEL des Weges. Hinten erkennt man die Stecke wie sie nach der Kehre gerade rauf läuft (und ziemlich steil ist).

106- Immer noch in der Gegend. O’ZEL 211 + 210 rollen mit einem Westfahrer an unserer Stelle vorbei.


Wir setzten uns wieder hin und warteten weiter. Nach Westen sah man weit in die Ebene hinein. Irgendwann 45min nach dem letzten Bild erkannte jemand eine Lok in der Geraden. Die war aber schon näher als vermutet. Ich wollte dafür weiter rauf und nahm die Beine unter die Arme. Ein Blick auf den Zug aber mal .. das sind alles nur Flachwagen? Das war weniger spannend, also den Aufwand etwas reduziert. Eine O’ZEL zog einen Langschienenzug nach Osten (und das waren wirklich lange Schienen).

107- Eine O’ZEL zieht einen Langschienenzug nach Osten, immer noch bei Khodza-Magamet.


War das jetzt etwas Gescheites? Nein. Wir warteten weiter. Von beiden Richtungen hätte wieder was kommen dürfen. Nur 25min nach dem Langschienenzug war wieder ein Zug in der Ebene zu sehen, diesmal sah man ihn deutlich besser – da sind jetzt höhere Wagen dabei. Also den Aufwand diesmal nicht reduziert, sondern hoch hinauf auf den Hügel.

108- 20’ZELR 420 mit dem nächsten Ostfahrer. Diesmal weiter hinauf auf den Hügel. Der «grüne Streifen» hinten am Tal ist bei der Hauptstrasse, da gibt es Infrastruktur.

109- Und noch mit der grösseren Ansicht der Ortschaft.


Ein Zug von hinten wäre nicht mehr vernünftig umzusetzen, selbst wenn er in 30min kommen würde. Die Schatten des Berges wuchsen zu flott im Tal drin. Also zum Bahnübergang den man sieht?
Hinunter zum Auto und dann stellten wir uns da mal hin. Der Bahnübergang war aber etwas arg in der Innenkurve, so richtig überzeugte das nicht. Zudem uns die Dorfbewohner entdeckten. Alles etwas viel naja für vielleicht ein Bild. Wir hatten aber sowieso eine bessere Idee. Wir müssen weiter nach Westen heute zu unserem Bett. Wir wollen in G’uzor im Hotel G’uzor absteigen. Wir müssen also sowieso nach Westen. Anstatt ewig zur Hauptstrasse vorzufahren kann man auch 10km über Dreck der Bahn folgen bis Dekhkanabad und da dann über eine (gute) Strasse zur Hauptachse. Das wäre zwar etwas mehr Dreck, aber unterwegs könnte man ja noch auf den Sonnenuntergang warten? Weit nach G’uzor war es sowieso nicht mehr, vielleicht 45min fahrt. Das geht auch in der Dämmerung noch geschmeidig. Und die Stunde kann man auch noch warten bis vielleicht ein Zug kommt.
Die Idee heute noch bis Samarkand zu fahren war zwar verführerisch, aber wir verabschiedeten uns davon. Nicht mal wegen der Zeit, das wäre alles kein Problem. Sondern allein wegen der Nachtfahrt. Will man wirklich 2:30h in Dunkeln über diese Strassen fahren? Der Gedanke grauste uns, also machen wir es halt einfach nicht ;).
Wir mussten nicht weit in die Ebene fahren bis wir eine Stelle fanden, die doch ganz gut war, um noch eben auf den Sonnenuntergang zu warten. Wir warteten also und so wie es heute lief kommt ja bestimmt was. Der letzte Westfahrer war ja auch schon seit fast 2h durch. Und wie soll ich sagen? Heute lief es halt einfach …

110- Zwischen Khodza-Magamet und Dekhkanabad noch im letzten Abendlich der nächste Zug nach Westen. Es führt 20’ZELR 403.


17:45 Uhr, 30min vor Sonnenuntergang – perfekt! So kommen wir sogar noch bei mehr als Dämmerung bis nach G’uzor. Denn weiter zu warten, da bestand Einigkeit, macht überhaupt keinen Sinn. So ging die Fahrt los nach Westen. Der Bahn entlang, der Weg ist irgendetwas zwischen ganz in Ordnung und ziemlich mies. Eine Fahrspur etwas weiter links sah deutlich besser aus, aber da kommt man einfach nie rüber wegen so einem Wadi ;). In Dekhkanabad wird gerade eine neue Gasleitung durchs Dorf gelegt. Das verwirrte uns maximal und irgendwie kostete das nochmal 10min, weil drüber kommt man nur ganz am Ende? Fast nicht möglich, wir haben bestimmt ein Loch verpasst.
Auf Asphalt war dann alles viel einfacher. Auch der kleine Pass mit dem schrecklichen Verkehr war heute gar nicht so schrecklich. Also in unsere Richtung, der Gegenverkehr war lustig unterwegs und mehr als einmal war es mit «einfach mal so Platz machen» nicht getan. Ich hupte die Autos immer an … aber wie meinte Wipf so treffend; deswegen lösen die sich auch nicht Luft auf. Aber immerhin konnte ich so meinen Unmut teilen :-).
Das Hotel G’uzor. Moment; Uralte Regel, übernachte nie in einem Hotel welches heisst wie die Stadt. Hätten wir ja gerne eingehalten, aber es ist das einzige Hotel am Platz. Samarkand ist viel zu weit und auch die Stunde bis Karshi wäre Sinnlos (aber notfalls möglich. Sinnlos insofern, dass man diese Stunde dann auf dem Weg nach Norden nicht spart, sondern morgen genauso lange brauchen würde.
Irgendjemand traute dem Hotel nicht. Wir wollten erst die Zimmer sehen. Es mussten drei Einzelzimmer sein, etwas anderes habe man nicht mehr. Gesprochen haben wir übers 3-Eck. Herr Hotel konnte kein Englisch, aber er hat einen Englischlehrer heran gepfiffen, der in einer nahen (Privat?)Schule unterrichtet. Mit ihm lief die Kommunikation wie am Schnürchen. Die Zimmer waren voll in Ordnung – das Hotel G’uzor ginge also auch, wenn man mal in der Gegend länger bleiben würde.
Essen? Jetzt wird’s spannend. Ein Restaurant wurde uns empfohlen, aber am anderen Ende der Stadt. Yandex Go gibt’s nicht und auf selber Autofahren hatten wir keine Lust mehr. Um das Hotel ist das sehr schwierig. Aber wir haben beim ranfahren doch einen Spiesschenschuppen gesehen etwa 500m weiter hinten? Bei näherer Betrachtung, wir sind einfach hingelaufen, stellte es sich als genau das heraus. Die Pepsi gabs aus Teeschalen (das machten aber alles so ;)) und es gab nur Spiesschen und Brot. Und natürlich rohe Zwiebel, und natürlich ein Kilo Dill. Wir schafften es sogar, dass wir kein Mähfleisch erhielten. Das Muhfleisch war lecker, also je nach dem welcher Teil des Spiesschens :-D.
Zum Glück waren wir alle nicht extrem hungrig, das wäre vermutlich enttäuschend geworden. Aber um den letzten Hunger des abends zu stillen taugte das Essen auf jeden Fall.
Wir liefen im dunkeln zurück zum Hotel (wissen wieder warum wir niemals in der Nacht fahren wollen) und legten und bald schon hin. Frühstück morgen? Näh, gibt es ab 8 Uhr, da sind wir schon weg. Wir fahren um 8 Uhr los … hinauf nach Samarkand.