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In Zentralasien – unbekanntes Usbekistan (2) – um das Tarmelan's Gate

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Freitag 05. September 2024

Das Hotel war wirklich mal der Knaller. Wir überlegten uns beim einräumen der Koffer schon wo wir noch Platz im Auto finden um es einfach mitzunehmen. Klappte aber nur bedingt, irgendwie war das alles zu klein bei uns im Toyota. Schade! Wir haben nämlich herrlich geschlafen und auch das Frühstücksbuffet konnte sich sehen lassen. Es war westlich, wobei ich jetzt natürlich nicht weiss, ob die Usbeken nicht einfach «westlich» Frühstücken. Wir sind ja nicht in China wo es Nudelsuppe zum Frühstück gibt.
Es hätte heute früh eigentlich bedeckt sein sollen, aber davon war irgendwie nichts zu sehen. Ja, ganz im Norden schien es ein paar Wolken zu haben, aber grundsätzlich war es Sonnig. Das brachte uns aber nicht vom Plan ab einen ersten Sprung etwas nach Süden zu machen heute Vormittag. Das ist alles Teil eines grösseren Plans für die nächsten Tage. Wir haben als Hauptziel die Südstrecke nach Termez im Auge. Das ist nicht eben ums Eck und man bräuchte etwas Zeit um da hin zu kommen, mit ein paar Stopps versteht sich. Und ein erster Stopp ist das Termelans Gate auf der Strecke von Tashkent nach Samarkand. Und damit ist auch schon erklärt, wohin es uns zog heute früh …
Wir bekamen beim Auschecken ein Formular in die Hand gedrückt. Eine Anmeldung eher, oder die Bestätigung eben dieser. Hm, da war doch was entsonnen wir uns. Hätte man das nicht beim letzten Hotel auch schon bekommen müssen? Hätten die uns nicht auch bei den lokalen Behörden anmelden müssen? Oder ist das nur noch Digital, wie man im Internet auch liest? Wir nahmen das Formular aber gerne mit – würden es in Zukunft einfordern – und eine Nacht die fehlt wäre dann wohl nicht so schlimm.
Die Gedanken lagen dann später auch auf der Strasse. Denn wir querten nochmal die ganze Stadt. Das lief aber wie geschmiert. Einen ersten kleinen Halt machen wir an der Grossen Moschee am Stadtrand welche gerade ins Licht rückte. Und ab dann führte die Route stracks westwärts. Südlich an Tashkent vorbei, bis wir dann nördlich von Guliston auf die Hauptstrasse und auch auf die Eisenbahn von Tashkent nach Samarkand trafen. Es war gerade mal halb 10 Uhr. Da wir aber schon 2h in den Sitzkissen hatten wäre eine kleine Pause doch etwas Schönes. Und wenn schon die Eisenbahn in der Gegend ist? Flugs wurde eine Brücke in der Nähe verortet die man nutzen könnte für eine kleine Pause.
Müsste nicht mal noch etwas Patito ähnliches kommen? Kaum gedacht rauschte auf der Bahn ein solches Talgo 250 an uns vorbei südwärts. Wir standen da aber noch nicht an der Brücke sondern fuhren auf der parallelen Hauptstrasse gerade zur Brücke hin. Ob da noch mehr kommt?
Fahrplanstudium gab es dann an der Fotostelle. Das war der Brückenkopf der Strassenbrücke nächst Baxt. Da hinzukommen war aufwändig, man fuhr zwar an der Stelle direkt vorbei, konnte aber weit und breit nicht parken auf der Hauptstrasse. Wollte man auch gar nicht, denn unter der Brücke (welche Eisenbahn und Hauptstrecke überspannt) war die Polizei mit einem mobilen Kontrollposten aktiv. Also fuhren wir rundherum durchs Dorf und dann auf einem blöden Dreckweg zurück zur Brücke. Das dauerte alles etwa 10min. Wobei wir 3min davon noch bei einem Krämer verloren … etwas Kühles in flüssiger Form für den Gaumen musste her. Das Gebäck welches ich noch gekauft habe flog direkt in die Mülltüte, das war unter dem Zellophan übel verschimmelt.
Wir sassen dann auf der Treppe an der Böschung (die Brücke ist echt für Fotografen ausgelegt), blickten auf die Bahn, die Hauptstrasse, das Wohnquartier vor uns, und schlussendlich auf den Fahrplan.
Natürlich war der Patito vorhin der letzte, es stand aber ein «normaler» Personenzug im Fahrplan. Der müsste um 10:11 in Guliston sein. Das wäre in 20min. Darauf kann man gerade noch warten. Länger sollte eine so kleine Pause ja auch nicht dauern. Ausserdem war es uns da oben irgendwie nicht sehr geheuer, die Polizei unten, die Wohnbevölkerung … wir würden irgendwann zwangläufig die Blicke auf uns ziehen. Ob das jetzt paranoid ist oder nicht sei dahingestellt, es MUSS auf jeden Fall nicht sein ;).
Der Personenzug kam ungefähr zur errechneten Zeit. Es war Zug 716 von Tashkent nach Karshi.

14- Wir sind bei Bax, etwas nördlich von Guliston. Das liegt südlich von Tashkent an der Hauptstrecke nach Samarkand. Das flache Land bietet nicht viele erhöhte Standpunkte, so musste eine Brücke dafür herhalten. Im Bild ist Zug 716 von Tashkent nach Karshi. Es ist ein als «Sharq» gekennzeichneter Schnellzug im Tagverkehr. Er braucht auch gar nicht so lange, von 9 Uhr bis knapp 15 Uhr ist er unterwegs. Es zieht die O’ZY 114 vor 19 Wagen.


Wir räumten dann sofort zusammen, ein möglicher Güterzug hinter dem Personenzug erhielt keine Chance. Denn die Jugend der Wohnsiedlung ist auf uns aufmerksam geworden. Wir querten die Siedlung wieder und waren 8min später wieder an der Fotostelle und kurz darauf auf der «Autobahn» nach Samarkand. Es ist nicht klassisch eine Autobahn, man siehts oben im Bild ja. Es ist voller Ampeln, Ortsdurchfahrten und so wirklich mehr als ein 70er Schnitt schaute nicht raus.
Bei Guliston versagte unser Navigator dann und wir verpassten eine Abzweigung. Das war aber nicht schlimm, so fuhren wir halt einen kleinen Schlenker nach Süden und dann Westen anstatt quer durch. Das liess uns auch immer nah an der Bahn bleiben. Und wir sahen Züge, viele Züge. Innerhalb von nur etwa 30min gleich vier Güterzüge nach Norden, alle bespannt mit alten Russen, VL80 oder was. Und auch ein Personenzug erblickten wir. Es war ja gut was los hier!
Kurz vor dem Grenzposten nach Tadjkistan bogen wir rechts ab und folgten dann der Grenze nach Westen. Kaum 500m trennen Strasse und Grenze. Dazwischen liegt die Bahn, dahinter dann Zäune mit Wachtürmen. Die Fahrt war wenig spannend, es ist flach da unten. Die Bahn ist auf einem Damm und Bäume sucht man praktisch vergebens. An einem Bahnübergang kam dann sogar mal ein Zug und das war auch fast die einzige Pause. Einmal machten wir aber noch Halt. Unser Tank war «nur» noch zu 1/3 gefüllt. Man liest so allgemein, dass Benzin in dem Land nicht immer und überall verfügbar ist. Mit der richtigen Oktanzahl sowieso nicht. Eine sehr modern wirkende Tankstelle wurde beehrt – und die hatten sogar 92er auf Lager. Oder man hat uns 92er verrechnet … was dann wirklich getankt wurde wissen wir nicht, aber es war auf jeden Fall Benzin ;). Die meisten Fahrzeuge sind mit Gas unterwegs in diesem Land, so gibt es Faktoren mehr Gastankstellen, Propan und Metan. Benzin gibt’s eher selten … und die meisten Tankstellen sehen auch eher verlassen aus. Aber die hatten ja was. Pro Liter kostet der Spass übrigens irgendwas um 9000 SOM, also etwas mehr als 50 Cent.
Mit vollem Tank machten wir uns an die letzte Stunde bis ins Zielgebiet von heute Nachmittag. Der Gegend um das Tamerlans Gate. Südlich von Jizzax gibt es einen kleinen Hügelzug den die Bahn durchquert, da drin ist ein Felsentor, das Tamerlans Gate. Der Abschnitt ist zwar nicht lang, kaum 5km, aber er bietet auf dem Luftbild einige interessante Ecken, über den ganzen Tag verteilt.
Am frühen Nachmittag, es war so ungefähr 13 Uhr, gerade südlich vom Gate. Wir gaben uns erstmal ein paar Minuten Zeit, um das Ganze zu beäugen und fuhren die Strecke mal ab, ehe wir uns entschieden wo wir genau hinstehen.
Unser Standpunkt lag ausserhalb von Bakhmal’, dieses Dorf durchquerten wir um zum Fluss und zum Kanal zu kommen. Klar, wo es ein Tal und ein Felsentor gibt, muss es ja auch einen Fluss haben (scharf kombiniert, gell?!) ;-). Wir parkten unser Auto vor der Kanalbrücke (die sah räudig aus) und wurden sofort von einem «Wachmann» angesprochen. Wachmann in «» weil, keine Ahnung. Er hatte irgendeine Uniform an die Offiziell ausschaute und er parkte seinen weissen Chevi bei der Brücke. Ob er die Brücke oder den dahinter folgenden Bahnübergang (oder die Anlage) bewacht? Klar ist es nicht. Aber er war mit unserer Erklärung zufrieden und wunderte sich dann, dass wir jetzt dem Kanal entlanglaufen – wir können ja fahren?! Der gute blieb dann auch die ganze Zeit an diesem Ort … deshalb war es wohl nicht einfach nur eine Mittagspause im Auto.
Wir sassen zwischen Kanal und Fluss und hielten die Nase in Sonne und Wind. Es war zwar nicht kühl, aber dank dem Wind wirklich angenehm. Müsste nur noch etwas kommen …

15- Ein Zug! Leider erstmal aus der falschen Richtung. Wir stehen bei Bakhmal’ südlich von Jizzax etwa eine Stunde nördlich von Samarkand. Die Bahn verläuft in diesem (kurzen) Abschnitt durch einen kleinen Hügelzug welcher einige Ausblicke ermöglicht. Wir warteten auf einen südfahrenden Güterzug, mussten erstmal mit einem von hinten vorliebnehmen. Die Lok ist eine 3ES5K aus russischer Produktion. Nur 7 Stück gibt es von diesen 3-Teilern, gebaut von 2018 bis 2020 für die Usbekische Eisenbahn.


… neeeein, nicht so rum. Von Norden brauchen wir was bitteschön. Nur 12min nach dem Bild von gerade eben hatten die Verschlüsse der Kameras wieder was zu tun. Da kam was nach Süden.

16- Da ist es jetzt im Bild ganz hinten - das Tamerlans Gate. Sieht man kaum? Geduld, es kommen mehr Bilder. Hier sehen wir jetzt erstmal 20’ZELR 415 mit einem Güterzug auf dem Weg nach Süden / Samarkand.


Das war gut, dass der Zug gekommen ist. Denn das Licht war fast raus und um 15 Uhr wollten wir wechseln wenn nichts weiter geschehen wäre. Wir liefen zum Auto und fuhren ein paar Kilometer weiter nach Süden, vorbei an Bakhmal’. Da dreht die Strecke komplett nach Süden und am Nachmittag, so ab 15 Uhr, kann man hinter der Bahn auf den Hügeln stehen. Genau da wollten wir hin. Das wäre dann auch unser letzter Programmpunkt. Denn Variationen sind zahlreich möglich, dass sahen wir beim hinfahren. Sowieso sah das alles viiiel besser aus als auf dem Luftbild!
Wir stellten uns kurz in eine Kolone um unter der Bahn durch eine Unterführung zu kommen. Es war sozusagen «Schafstau», eine Herde musste da erst noch durch. Dann parkten wir direkt dahinter und liefen hinauf auf die Hügel. Doch noch nicht mal da wo wir hin wollten rollte schon wieder ein Zug nach Süden. Sowieso war jetzt die Frage; was läuft hier alles? Es ist DIE Strecke im Land, wir hatten heute früh ja mal ganz viel gesehen, heute Nachmittag dann aber über 2h fast nichts. Wir waren gespannt!

17- Wir sind mittlerweile auf der anderen Seite von Bakhmal’ und gerade auf dem Weg in die Hügel. Da kam 20’ZELR 421 etwas zu früh. Sie ist auf dem Weg nach Süden, nächste Stadt ist Samarkand.


Das war erfreulich, aber da kommt bestimmt noch mehr? Wir setzten uns auf dem Hügelzug fest und variierten hin und her. Es kam erfreulich viel Verkehr. Und am Ende dann auch die erwarteten Talgos.
Talgo und Usbekistan. Eine wilde Mischung. Weshalb man genau in Spanien eingekauft hat, wissen wir nicht, da hängt bestimmt irgendetwas politisches dran. Aber man hat sich bei der Eisenbahn von 2011 bis 2021 total 6 Patito-Garnituren angeschafft. Sie entsprechen exakt der spanischen Variante S130. Es wird ein, in unseren westeuropäischen Augen, ein etwas merkwürdiges Angebot damit gefahren. Bei einer Fahrzeit von etwa 4h von auf der Hauptrelation Tashkent – Samarkand könnte man mit diesen 6 Garnituren ja einen flotten Takt anbieten. Aber das macht man nicht. Es gibt eine klare Lastrichtung, offensichtlich zumindest. Und zwar am Morgen nach Süden, und am Abend nach Norden. 5 Züge (nicht jeden Tag identisch) fahren am Morgen ab 7 Uhr im Abstand von jeweils ca. 30min von Tashkent nach Samarkand. Und so dann am späten Nachmittag ab 16:30 Uhr wieder zurück. Ein Zugpaar gibt es gegenläufig zu extremer Randstunde. So kommen mit 6 Garnituren 6 Zugpaare zu Stande (mit einer sehr unterschiedlichen Haltepolitik zwischen den Städten). Ob das ökonomisch eine optimal ausgenutzte Flottenplanung ist, darf zumindest leise angezweifelt werden ;). Wobei, in Samarkand ist nur für ein Zug Schluss, drei der fünf fahren weiter nach Buchara, einer nach Karshi (und jeweils sonntags sogar noch weiter bis Shahrisabz).
Nun wie auch immer, am Nachmittag sind die Züge ungefähr ab 17 Uhr in der Gegend, wo wir heute standen. Und das ist bei einem Sonnenuntergang noch vor 19 Uhr gar nicht so einfach, Hügel gibt’s ja auch noch. Aber die ersten zwei sollten schon gehen. Und dazu gibt es noch einen Personenzug Südwärts und Güterverkehr vielleicht ja auch noch. Schauen wir doch gemeinsam mal was da so kam nachdem wir die Hügel bestiegen haben.

18- Als erstes kam nochmal ein Güterzug. Sehr zu unserer Freude mit einer der 7 3ES5K, der 1005 um genau zu sein. Es gibt eine Liste mit usbekischen Fahrzeugen (irgend eine russische Seite) wo bei dieser Baureihe der Spitzname «Ermak» notiert ist. Google übersetzt das mit «have fun» … ob das wirklich stimmt? Aber seit ich das weiss, heisst die Baureihe jetzt offiziell «Spasslok».

19- Und gleich nochmal eine Spasslok. 3ES5K 1002 nur 30min nach dem letzten Zug.

20- Der tägliche Nachtzug / Personenzug 54 von Tashkent nach Kungrad war der nächste. Es zieht eine schnittige O’ZY 18 Wagen mindestens bis Samarkand.

21- Es war 17:09 Uhr und der erste Talgo aus der 5er Gruppe kommt. Die Züge werden unter dem Namen Afrosiyob vermarktet. Die Fahrzeuge sind simpel als Talgo250 bezeichnet. Es ist Zug 769 von Buchara (ab 14:34) nach Tashkent (an 18:48).

22- Der Nachschuss mit Blick in Richtung Bakhmal’. Die Züge sind exakt wie die S130 der Renfe konfiguriert, 11 Wagen sind zwischen den Triebköpfen.

23- 32min später dann bereits der zweite Talgo. Es ist Afrosiyob 765 von Samarkand nach Tashkent.

24- Und der Nachschuss auf diesen Zug beendet unsere Aktivität für Heute.


Der Güterverkehr schlief plötzlich ein. Aber die Talgos wussten es rauszureissen. Der zweite kam tatsächlich gerade noch so im Licht und 20min später, wir haben bis zum Ende gewartet, war’s dann Essig.
Also stiegen wir zum Auto ab und fuhren nach Norden. Nicht Samarkand war unser Ziel sondern Hotel Bek Plus in Jizzax. Jizzax liegt direkt am nördlichen Ausgang des Tals und somit viel näher als Samarkand. Morgen früh wäre eine Fahrt von 13min zur ersten Stelle nötig. Musste nur das Hotel noch etwas sein, auf Google mit 4.7* bewertet konnte es fast nicht schief gehen – die Bilder sprachen eine ähnliche Sprache. Die Parkplatzeinfahrt ist etwas … nun … nicht im Verkehrskonzept der Hauptstrasse vorgesehen. An einer Ampel geht’s einfach links rein, einmal über die ganze Kreuzung ohne Grünphase oder oder so. Aber das geht, der Gegenverkehr muss halt etwas mitspielen.
Man hatte Platz für uns, ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Ein 3er Zimmer gäbe es zwar, aber wir wollten das nicht heute. Ich bekam das Einzelzimmer, denn ich hatte einen leichten Anflug einer Erkältung, und ich wurde einfach mal isoliert – mir solls recht sein ;). Das Hotel ist klasse, grosse Zimmer, relativ weiche Betten, sauberes Bad. Es ist auch gar nicht mal so alt. Es liegt in einem relativ jungen Stadtteil, nächst des Theaters. Das heisst, da gibt’s nicht wirklich ein «Leben». Ein kleiner Supermarkt (ein richtiges Geschäft) gibt’s sehr nah und da füllten wir unsere Vorräte auf. Wir haben sogar etwas Wurst gekauft an der Offentheke, ob das eine gute Idee ist? Wir probierten sie direkt nach dem Bezahlen noch gleich … und die schmeckte ganz gut. Lyoner ist nicht besser. Mal schauen was der Magen über das «probiererli» dann meint ;).
Was es in der Gegend nicht gab, war ein Restaurant. Jenes des Hotels ist geschlossen. Eine Empfehlung bekamen wir zwar, die war aber auf der anderen Seite der Stadt. Autofahren nochmal? Neee. Taxi? Kann man machen, aber Google kannte einen Imbiss etwa 600m weit weg, und der sah ganz gut aus. Also liefen wir hin und nahmen auf den Plastikstühlen Platz. Es gab Dürüm, oder so etwas ähnliches. Und der war nicht schlecht! Kostete mit 33'000 unheimliche 2 EUR.
Auf dem Weg zurück probierten wir noch ein Eis. Ob das eine gute Idee ist, die Kühlketten sind vermutlich nicht unbedingt die zuverlässigsten. Aber das Eis sah einfach zu lecker aus in dem Kühler. Und es war noch ganz schön warm heute Abend. Zurück am Hotel verabschiedeten wir uns und machten 7 Uhr zum Frühstück aus. Um 7 Uhr gibt’s das nämlich und die Zeit passt!

Samstag 06. September 2024
Das Frühstücksbuffet wurde pünktlich um 7 Uhr aufgesucht. Nur war es noch nicht da. Aber die Kaffeemaschine lief schon, nachdem ich sie eingeschaltet habe. Nach und nach wurde aber aufgefüllt und die Melone, das Brot und der Süsskram wechselten den Standort. Das war ein toller Start in den Tag. Wieder denken wir; huii, das Hotel wollen wir mitnehmen!
Aber auch heute packten wir wieder unsere Koffer ein. Denn wenn alles ungefähr klappt, dann müssen wir hier nicht nochmal übernachten. Dann geht’s heute Abend nämlich bereits weiter nach Süden. Samarkand war mal so als Ziel definiert. Aber schauen wir erstmal.
Wir hatten es nicht weit bis zu den ersten Stellen heute. Wie wir aus der Stadt gondelten waren wir gerade auf Höhe eines Güterzugs. Der fuhr in unsere Richtung und wir sahen ihn an der Stelle nochmal. Nur waren wir da noch nicht wirklich positioniert. Wir fuhren zum Tamerlans Gate. Dieses Felsentor gibt es schon lange, schon sehr lange. Nicht wenige Schlachten wurden geschlagen und einige Amreen durchquerten es auf den Feldzügen. Selbst die Mongolen waren da und haben auf den Felsen ihre Schriften hinterlassen. Dies aber auf der Bahnseite des Tors, also unerreichbar, weil abgezäunt. Aber wir wollten auch nicht da rüber sondern auf die Hügel auf der Südseite des Tors. Da steht es sich vorzüglich den ganzen Vormittag. Und es war was los! Also geplant im Personenverkehr. Das bei den vielen Zügen (5 Patitos nach Süden, zwei Personenzüge nach Norden und noch ein Personenzug nach Süden) bis 11:30 Uhr nicht viel Platz für Güterverkehr übrigbleiben würde, war klar. Wir rechneten also nicht mit Güterverkehr, wären aber bereit gewesen. Dieser Zug, den wir bei der Anfahrt gerade verpassten war dann auch der letzte den wir für einige Stunden sahen.
Wir wechselten auf den Hügeln langsam nach Süden und positionierten uns immer mal wieder um. Das Resultat der kommenden Stunden:

25- Noch bevor der erste Talgo auftauchte war ein Personenzug nach Norden dran. Eine 20’ZUY zieht Zug 82 von Saryasiya nach Tashkent. Im Bild ist jetzt das Tamerlans Gate mal richtig, das Felsentor hat schon so machnes erlebt – zum Beispiel haben sich die Mongolen verewigt.

26- Wir blicken zurück, auf die westliche Bahnhofsausfahrt von Sangzor. Und was rollt da in unsere Richtung. Es ist ein Patito – Afrosiyob 778 von Tashkent (ab 6:59) nach Buchara (an 11:05), als erster der 5 Talgos am Vormittag nach Süden.

27- Und der Nachschuss hinein ins Gate von Afrosiyjob 778.

28- Zwischen den Talgos schwimmt auch noch dieser hier mit. Zug 127 von Andijan nach Buchara (der ist aber erst um 14:34 da – wir erinnern uns, der Talgo vorhin um 11:05). Eine O’ZY zieht den Zug nach Süden.

29- Nur 4min später der nächste Talgo. Als «falschfahrer» auf dem linken Streckengleis. Es ist Afrosiyjob 764 von Tashkent nach Karshi. Den Nachschuss habe ich irgendwie verhauen, aber kein Thema, es war ja erst Talgo 2 von 5.

30- Für den dritten Talgo standen wir dann ganz raus auf den Vorsprung. Es ist Zug 766 der nur von Tashkent nach Samarkand verkehrt.

31- Und der Nachschuss. Die mongolischen Innschriften wären also zu erkennen ;).

32- Wir hatten ja jetzt einige Positionen durchprobiert. Und konnten uns so für den «spannendsten Nordfahrer» entscheiden was wir wollten. Ich wählte das spitze Motiv vom vordersten Punkt. Es ist Sharq 703/711 von Buchara / Karshi nach Tashkent.

33- Und noch der Nachschuss der fehlte. Mit Zug 768 von Tashkent nach Buchara.

34- Für den letzten Afrosiyob, 770 von Tashkent nach Buchara, wechselten wir ein paar Meter weiter – um das Felsentor quer zu bekommen.

35- Als letzter Personenzug von dem ganzen Vormittagsprogramm kam noch der Sharq 710/716 nach Buchara / Karshi. Wie alle diese Züge mit den weissen Wagen ist auch hier eine O’ZY für die Traktion zuständig.


Das war doch ein nettes Programm. Wie vermutet war kein Güterzug dabei, aber jetzt war ja wieder Platz auf der Piste. Und so warteten wir nochmal einen Hügel weiter vorne weiter. Die Sonne drehte jetzt komplett rein und das Felsentor wäre prima im Licht von Süden her. Nur … kam nichts, also fast nichts.
Derweil setzten wir uns mal an einen Plan für den Nachmittag und mampften die Kekse, die ich dabei hatte. Mir scheint ich war der Einzige der heute früh beim verlassen des Autos damit rechnete das es länger gehen könnte ;).
Lasst mich euch an unseren Gedanken teilhaben: Südlich von uns trennen sich die Streckengleise für ein paar Kilometer. Das eine führt mit einigem gekurve einer Hügelkette entlang, das andere führt mehr oder weniger gerade übers Land. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass direkte Gleis ist neuer und mit mehr Steigung. Man wird kaum ein neues Gleis bauen mit mehr Kurven. Was diese Theorie stützt, alle Patitos und auch einige Personenzüge kamen auf dem linken Gleis, auch gestern. Das linke Gleis ist nicht immer das richtige Gleis. Also wird schon nördlich von uns, vermutlich in Jizzax auf das «neue Gleis» gewechselt.
Güterzüge kamen alle hinten … was uns zum Schluss bringt: Die gerade Strecke ist ein Neubauabschnitt der nur von Personenzügen befahren wird. Güterzüge fahren alle aussen rum – und auch einige Personenzüge. Nämlich jene welche sonst den Talgos in die Quere kommen. So zum Beispiel der Sharq der heute Nachmittag noch nach Samarkand fährt. Das war, wenn es denn stimmt, sehr gut. Denn so hatten wir unser Programm. Wir fahren in die Hügel weiter südlich an die kurvige Bahn. Wenn der Güterverkehr wie gestern am Nachmittag wieder rollt gäbe es einiges abzustauben.
Aber so weit waren wir noch nicht, wir sassen ja noch auf unserem Hügel und warteten auf Güterverkehr. Nach einem Lokzug und einem Güterzug von hinten wurden wir 14:42 Uhr endlich erlöst und ein Südfahrer tauchte auf. Fast exakt zur selben Zeit wie gestern. Wenn das jetzt der Startschuss ist … uns sollte es recht sein.

36- Lokzüge. Das machen die irgendwie gerne in dem Land. Zwei VL60 und eine Tamara fahren in Richtung Samarkand. Die VL60 sind die mit Abstand ältesten E-Loks in dem Land, keine ist jünger als 1966.

37- Es dauerte bis ein richtiger Güterzug auftauchte. Und dann noch mit einem Chinesen – 20’ZELR von hinten.

38- Und dann endlich, um dreiviertel 3 dann ein Güterzug in die gewünschte Richtung. Es ist wieder ein 3-er Russe davor, einer Spasslok 3ES5K.


Die Zugfahrten die wir jetzt sahen fanden alle auf dem nördlichen Streckengleis statt. Was die Theorie von oben nochmal zusätzlich stützte. Also auf in diesen Abschnitt. Und auch an die NBS vielleicht noch, um einen Talgo abzustauben. Aber erstmal mussten wir dahin kommen und dann müsste man auch noch stehen können. Denn das Luftbild war nicht wirklich hilfreich, was ist Einschnitt, wie hoch sind die Hügel tatsächlich?
Wir durchquerten Gallaorol (die nächste grössere Ortschaft) und da trennen sich die Gleise. Unser Ziel war der kleine Ort Lalmikor am Ende dieses spannenden «zwei Strecken» Abschnitts. Da kam man sogar über Asphalt hin, was nicht unbedingt selbstverständlich ist, wenn man die Hauptstrassen verlässt. Ein erster Versuch am Ortsrand war mal nix, da wuseln zu viele Leitungen im Himmel rum. Aber am nördlichen Ortsrand konnten wir uns auf unseren Riecher verlassen. Eine riesige Aussenkurve präsentierte sich schon im besten Licht. Die 10min Fussmarsch vom Auto da hinauf nahmen wir gerne in Kauf. Da sah man dann auch, es gab mal noch ein drittes Gleis. Die Trasse war zu sehen, die Fahrleitungsmasten standen noch, nur Gleis liegt keins mehr. Gerade mit unserem eintreffen rollte dann gleich mal ein Güterzug in die falsche Richtung. Das gab uns etwas Zeit, da die Strecke ja eingleisig ist konnte erstmal nichts von oben kommen.
Und dann ging das Bibbern los, stimmt die Theorie? Oder sehen wir gleich auf der entfernten NBS die man gerade so erkannte, Verkehr nach Süden rollen?

39- Wir haben gewechselt und stehen bei Lalmikor. Die Strecke ist in diesem Bereich zweigeteilt, ein Gleis führt dem Hügelzug entlang, das andere gerade durch ohne Hügelberühung. Das Gleis bei uns wird, so die Theorie, von Güterzügen benutzt, und einigen Personenzügen. Was man auch noch sieht auf dem Bild ist eine dritte Strecke, die ist aber nicht mehr in Betrieb. Im Bild ist ein Güterzug in Richtung Samarkand mit einer der allgegenwärtigen 20’ZERL, der 410 um genau zu sein.

40- Die leise Hoffnung auch etwas von hinten zu bekommen wurde Realität. Eine Spasslok wäre uns jetzt lieber gewesen, aber auch 20'ZELR 418 nehmen wir doch mit.


Nach den zwei Zügen waren wir uns sicher, unsere Theorie stimmt einfach sowas von. Und dann rollte unten auf der NBS auch der erste Patito nach Norden. Das vor ihm überhaupt ein Güterzug gekommen war, war schon eher speziell. Der muss kurz vor dem Patito die Strecke geräumt haben.
Und jetzt noch der Personenzug, der müsste fast zwingend bei uns kommen. Gestern war er auf dem Gleis hierher und unten wäre die Strecke eigentlich durch die Talgos belegt, die sich jetzt ja im 30min Abstand folgen nach Tashkent.

41- Und der erhoffte Personenzug. Die O’ZY zieht den Personenzug 54 von Tashkent nach Kungrad und legte sich bei Lalmikor in die Kurve. Die ersten beiden Wagen hinter der Lok sind mit «Orient Silk Road Express» beschriftet. Das ist irgendein Reiseveranstalter von luxuriösen Schienenkreuzfahrten in der Gegend.


Darauf zu hoffe, dass jetzt nochmal etwas kommt hielten wir für vermessen. Da gefiel uns die Idee für einen Talgo250 noch an die «NBS» zu fahren irgendwie besser. Also liefen wir zurück zum Auto, nicht ohne noch einem Schäfer erklären zu müssen was wir da oben gemacht haben, und fuhren dann zur NBS. Das war sowieso auf dem Weg zur Hauptstrasse. Wirklich erreichbar ist die NBS nicht, einzig an einer Stelle (eben genau da) führt eine Strasse an die Strecke heran. Dahinter war ein kleiner Einschnitt zu sehen und da liefen wir einfach rauf. Wir hatten etwas Zeitnot, für mehr hätte es auch nicht gereicht. Es war schon der dritte Talgo des 5er Pakets.
42- An der «NBS» (dem zweiten Streckengleis in der Gegend» standen wir dann noch für einen Talgo hin. Der Ort Lalmikor liegt direkt in unserem Rücken und die Strasse da hin dient dazu an die NBS heran zu kommen. Es ist Afrosiyob 767 von Buchara (ab 15:44) nach Tashkent (an 19:53) mit den Talgo250 Loks 09/10. Es ist einer der zwei letzten Züge die erst 2021 ausgeliefert wurden.


So schön kann das Abendlicht um nach 18 Uhr also noch sein. Gut, wir hatten es. Was wir jetzt noch vor uns hatten war die Fahrt nach Samarkand. Das wären nur noch etwa 50km und Google hat heute Nachmittag mal etwas von 45min erzählt. Jetzt sagte Google aber plötzlich 1:45h … und kannte einen riesigen Stau auf dem Weg. Das kann ja heiter werden! Das war auch der Grund, weshalb wir uns dann noch direkt da das Hotel auf Booking vorbuchten. Denn es wäre dunkel bis wir in Samarkand sind, und darauf im dunkeln von Hotel zu Hotel zu tingeln hatten wir keine Lust.
Der Stau existierte dann auch in seiner vollen angekündigten Länge. Eine Baustelle war der Grund und der Zeitverlust war etwa wie es zu erwarten war. Dabei sahen wir sogar noch Talgo Nr.4 und einen Güterzug. Die Strecke ist niemals sehr weit weg von der Strasse.
Das gewählte Hotel liegt etwas ausserhalb vom Stadtzentrum an einer Hauptstrasse. Taktisch gut gelegen um nicht noch ewig fahren zu müssen. Heute nicht und morgen früh auch nicht. Taktisch nicht gut gelegen ist es wegen dem Essen … aber wir hatten sowieso vor heute Abend mit dem Taxi in die Stadt zu fahren und dann da zu Essen. Ausserdem sollte man den Touristenhotspot in diesem Land schon mal sehen, wenn man schon fast da ist.
Das Hotel Sultan Palace, also des Sultans Palast, war unser Ziel. Und ein Sultan würde sich da bestimmt auch wohl fühlen. Wir steigern uns von Tag zu Tag wie wir gerade merken, die Hotels werden immer besser. Und dieses hier gewinnt. Wir waren aber ob der eher hohen Preise etwas knausrig und buchten uns in ein 3er Zimmer. Alles kein Problem … aber warum machen wir das? Weil das Zimmer 50 EUR gekostet hat? Sind wir wirklich so knausrig? :-D
Wir duschten uns, zogen uns was Ansehnliches an und verliessen das Hotel pünktlich mit dem eintreffen des bestellten Taxis. Dazu hat Wipf, der Fuchs, die YandexGO App installiert. Wie UBER, nur Russisch. Aber so wird man von den Taxlern auf jeden Fall mal nicht übers Ohr gehauen, und man muss nichts weiter tun als einen Knopf zu drücken.
Die Fahrt zum Maydoni Registon dauerte gute 20min und kosteten, haltet euch fest, unglaubliche 25'000 SOM. Das ist … wenig.

43- Samarkand. Der Tourihotspot schlechthin in ganz Usbekistan. Der Maydoni Registon ist der zentrale Platz und da tummelt sich alles.

44- Achja, und so sieht es aus wenn man mal einen Schritt zurück macht …


Irgendwie hatte es mir zu viel Touristen. Nicht viele, aber halt andere ;). Wir schlenderten etwas in der Gegend rum und setzten uns zum Essen dann in ein kleines usbekisches Restaurant. Mit Grill vor der Hütte und englischer Karte. Die Preise waren trotzdem äusserst fair. Das Spiesschen, der Salat und die Erdäpfel schmackhaft. Und Bier gabs auch. Dazu lief italienischer Schlager der vom Personal mit Inbrunst gesanglich begleitet wurde. Es sind diese Momente in den man denkt: Wo bin ich hier gelandet? Warum? Aber es war lustig, ich meine das nicht wertend.
Nach dem Essen kümmerten wir uns nochmal um Geld. Wir haben jetzt herausgefunden, dass Kartenzahlung ausser in den besseren Hotels eigentlich nirgends möglich ist. Und unsere Reserven würden die nächsten 10 Tage nicht überstehen. Eine kurze Überschlagsrechnung wieviel wir uuungefähr brauchen folgte und dann zogen die anderen beiden Herren nochmal Geld an unterschiedlichen Automaten. Was man hat, hat man. Und ob man in Kleinstädten auf gefüllte Automaten trifft?
Ein YandexGO brachte uns zum Hotel zurück und da dauerte es nicht mehr lange bis lichtaus!