Schwitzen im Stiefel - Teil 3
Von Peter Hürzeler
Dienstag 1.8.2023Schon um halb sieben war heute Aufstehen angesagt. Morgenessen fiel mal wieder aus und schon bald waren wir auf Achse. Weit mussten wir nicht fahren, lagen doch die Morgenstellen gleich neben San Nicola Arcella. Der erste Weg führte uns aber zuerst noch zur nächsten Tankstelle. Unser Panda hatte Durst und gestern war es eindeutig zu spät gewesen um das auch noch zu erledigen. Danach standen wir bald beim Motiv. Noch war aber eine Wolkenschicht über uns. Sie zeigte aber langsame Auflösungstendenzen. Über dem Strand hing zudem eine Rauchschicht vom nahen Buschbrand, welchen man nun am Bergrücken auch sah. Der erste Frecciarossa nach Norden fuhr noch ohne Sonne an uns vorbei.
Für einen Regionale rund eine halbe Stunde später in Gegenrichtung balancierten wir dann auf der Leitplanke der Strassenbrücke gleich hinter uns. Zu unserer Freude kam er dann bereits in Sonnenschein an uns vorbei:
Dann hiess es aber wieder bereit stehen für eine Runde Züge nach Norden. Erste Zugsleistung war ein weiterer ein Frecciarossa:
20 min später war dann ein Intercity mit einem E464 Sandwich an der Reihe. Inzwischen war auch ein leichtes Lüftchen aufgezogen, welches die rauchgeschwängerte Luft wegblies, so dass der Strand nun deutlich klarer sichtbar war:
Nochmals 20min später war noch ein weiterer Frecciarossa im Plan, welchen wir auch von hier fotografierten.
Danach wechselten wir wieder auf die Strassenbrücke und balancierten auf der Leitplanke. Ziel war der längst überfällige Nachtzug aus Milano nach Sizilien. Der hatte aber rund 30min Verspätung aufgesammelt, so dass nun ein Bündel von drei Zügen in Richtung Süden auf dem Plan stand. Da die Vorwarnzeit hier nicht vorhanden war, hiess es Augen zu und durch und sich halt irgendwie bis zum ersten Zug auf der Leitplanke zu halten. Mangels Stationen in der Nähe waren wir auf geschätzte Durchfahrtszeiten angewiesen, welche halt etwas Spielraum boten. Schlussendlich erlöste uns dann nach 15min der .italo:
Kurz mal 2min durchschnaufen und Füsse vertreten war nun angesagt, bevor wir wieder auf der Leitplanke balancierten. Eigentlich war nun ein Regionale auf dem Plan, doch als der plötzlich mit +10 in den Fahrplanapps auftauchte war klar: der wurde für den Nachtzug auf die Seite gestellt. Der Intercity Notte kam dann auch 10min nach dem .italo hier durch:
403 006 und 023 am Zugschluss mit dem Intercity Notte ICN1963 Milano Centrale - Syracusa/Palermo, bei Praia a Mare
und nochmals 10min später war dann auch der Regionale da. Wir hofften ja auf eine E464 Komposition - vorteilhafterweise mit Lok im Süden - aber es kam erneut ein ALe 426.
Für die weiteren Züge wechselten wir nun etwas höher ins Gelände, respektive auf der Strasse bergwärts. Es kamen nun wieder vermehrt Nordfahrer. Von weiter weg fällt da nicht so auf, dass es Nachschüsse sind. Zuerst fuhr uns ein .italo vor die Linse:
ein unerkannt gebliebener ETR 675 als .italo EVO 8134 Reggio di Calabria - Torino Porta Nuova, bei Praia a Mare
20min später war dann ein Frecciarossa unterwegs nach Reggio Calabria:
Und nochmals 10min später war ein Intercity von dort unterwegs nach Norden:
Erneut war ein Stellenwechsel angesagt. Es ging zum nächsten Einschnitt in Richtung San Nicola Arcella. Während wir da auf den nächsten Frecciarossa nach Norden warteten, konnten wir auch der Feuerwehr zuschauen, wie diese mit einem Löschhelikopter pausenlos Wasser aus dem Meer zum nahegelegenen Buschbrand oben am Bergrücken flog. Ab und an bekamen wir auch ein paar Tropfen beim Überflug ab.
Wie wir da dem Löschhelikopter zuschauten, haben wir fast ein bisschen die Zeit vergessen, denn plötzlich rauschte es unter uns aus dem Tunnel und der Frecciarossa wurde ausgespuckt. Pascal war gerade am Objektivwechsel von Tele auf Normalobjektiv, mir reichte es aber gerade noch so ein Foto zu machen:
Uff, mal wieder fast selber verdaddelt das Ganze. Für uns war es nun aber höchste Zeit aufzubrechen und sich auf den Weg nach Taranto zu machen. Zwei Fotostellen hatten wir auf dem Weg dahin aber noch auf dem Plan. Die erste lag bei Telegrafo, welches wir nun eiligst anfuhren. Unsere Zeitreserve lag quasi bei 0, doch dank flotter Fahrweise reichte es dann problemlos dorthin. Innert Minuten kamen dort ein Frecciaargento und ein Intercity durch:
Nur rund 10min nach Ankunft hier waren wir schon wieder auf Achse weiter südwärts. Ziel war nun eine Felsnase bei Guardia Piemontese Marina, welche wir mit kurzem Stellenwechsel für Fotos in beide Richtungen nutzen konnten. Den Auftakt machte dort ein Regionale mit einem E464 Doppel:
Wir wechselten danach mal die Seite um die genaue Stelle zu erkunden, als uns ganz ungeplant ein ALe 426 vor die Nase fuhr:
Für den Frecciarossa nach Norden stellten wir uns aber wieder auf die andere Seite. Etwas mühsam war nun plötzlich auftauchende Quellbewölkung, welche sich ab und an nervig bemerkbar machte. Ausgerechnet als dann ein Güterzug aus Norden durchfuhr waren die Wolken zur Stelle :(
Für den Frecciarossa wars dann aber wieder ok.
Quasi zeitgleich - gemäss unserem Plan - war noch ein italo aus Norden im Anflug. Da wir aber wieder etwas Spielraum in Bezug auf unsere geschätzten Durchfahrtszeiten hatten, dauerte es dann noch fast 10min bis der auch kam:
Ca. um 1500 war dann noch ein Intercity nach Norden im Angebot, welcher für uns die äusserste Deadline darstellte. Um danach noch etwas schneller wegzukommen, lief ich mal zurück zum Auto um es danach direkt in der Nähe der südlicheren Stelle zu parkieren. Auf dem Weg zum Auto hörte ich unten einen Regionale durchfahren - tja, blöd gelaufen. Wie ich aus dem Auto ausstieg hörte ich Pascal rufen und winken. Ein Blick nach Süden offenbarte einen nordwärts fahrenden Güterzug. Ich rannte mal los, ohne mir grosse Hoffnungen zu machen, dass es reicht. Da er aber im Blockabstand zum Regionale unterwegs war, fuhr er nur langsam und so reichte es dann doch noch. Glück gehabt!
Pascal meinte dann: er habe mich auch noch angerufen, aber da mein Phone auf lautlos eingestellt war, hab ich das nicht mitbekommen. Den Regionale hat Pascal aber auch verpasst. So warteten wir dann noch auf den Intercity nach Norden. Zur Auflockerung der Wartezeit gab es zuvor aber noch einen Südfahrer Intercity:
Kurz darauf kam auch der Nordfahrer:
Das war es dann: wir hatten nun noch einige Kilometer rüber nach Taranto zu bewältigen und so fuhren wir danach los. Da die in Guardia Piemontese Marina beginnende SS283 teilweise gesperrt war, ging es zuerst ein paar Kilometer in den Norden um dann auf der SP270 rein in den Appenin zu fahren und dann bei Martino auf die SS283 zu gelangen. Bei Sibari gelangten wir dann wieder ans Ionische Meer und damit auch auf die SS106, welche uns dann auf langweiligen Kilometern bis nach Taranto brachte. Unterwegs wechselten wir dann mal ab und Pascal übernahm die Reststrecke. Kurz vor Taranto gab es noch einen kurzen Tankstopp. Taranto erreichten wir dann gegen sechs Uhr Abends. Schnell waren wir einmal quer durch die Stadt und standen dann bei der Europcar Agentur. Unser Fiat Panda wollte da irgendwie so gar nicht hin passen, standen doch in den Schaufenstern der dortigen Garage Lamborghini, Ferrari und dergleichen - Hauptsache teuer. Der Gesichtsausdruck des in edlem Zwirn gehüllten Europcar-Angestellten sprach Bände, als er unseren staubigen Fiat Panda sah. Uns war es egal. Da nichts zu beanstanden war, waren wir bald weg und warteten an der nahen Bushaltestelle auf den nächsten Bus zum Bahnhof. Die 15min reichten dann auch knapp dazu online via App der lokalen Verkehrsbetriebe ein Ticket zu lösen.
Wir stiegen dann schon in der Innenstadt aus, dies mit der Absicht noch ein Abschluss-Gelati zu essen und noch die Getränkevorräte etwas aufzufüllen. Letzteres gelang uns knapp, aber die angepeilte Gelateria war dicht und auch sonst fand sich auf dem Weg zur Stazione FS nichts brauchbares. So warteten wir dann halt dort eine Dreiviertelstunde. Damit uns nicht langweilig wurde, kontrollierte uns zwischenzeitlich noch die Polizia ferroviaria. Kurz nach Acht war dann unser Intercity Notte nach Milano da und wir enterten unser gebuchtes Schlafwagenabteil. Bis Bari hin war es dann langsam auch erträglich von den Temperaturen im Abteil, so dass an Schlaf zu denken war.
Mittwoch 2.8.2022
Irgendwo nach Bologna klopfte es dann und das Morgenessen wurde serviert (Espresso, ein Orangensaft und ein eingepacktes Croissant). Obwohl wir einmal längs durch Italien gefahren sind und zwischenzeitlich auch mal bis zu 30min Verspätung hatten, fuhren wir überpünktlich in Milano ein. Wir besuchten noch eine Kaffeebar, bevor wir dann getrennte Wege gingen. Pascal erwischte einen Regio um 0750 nach Lugano. Ich hatte noch etwas Zeit und so konnte ich die Ausfahrt fotografisch festhalten:
Auch sonst einige weitere Züge fuhren mir noch vor die Linse, bevor ich dann auch mein gebuchter Eurocity nach Brig zum Einstieg geöffnet wurde.
Nach einem halbstündigen Umstieg in Brig war ich dann um halb zwölf wieder zurück in Thun und war 20min später wieder im Homeoffice am arbeiten.
Rückblickend hat sich dieser Kurztrip wirklich gelohnt. Es war zwar saumässig heiss und wir waren diesbezüglich schon froh, dass es nicht noch 10 Grad wärmer war wie die Wochen zuvor. Auch ist halt Hochsommer und Hochlicht und so, aber: wir hatten 5 Tage lang schönes Wetter und konnten doch einiges mit den lokbespannten IC's in Catania reissen, was schon in Bälde so wohl nicht mehr möglich ist. Zwischenzeitlich gab es auch immer mal wieder Zeit die Badehose montieren und zu Geniessen. Von daher: hat gepasst und tat extrem gut :)