Sommerrunde mit Ecken und Kanten – Teil 2

Von Christof Hofbauer

Montag, 25.07.2022


Kaum aus dem Bett, klebe ich auch schon am Fenster. Schließlich habe ich ja Bahnblick! Nein, keinen Blick auf die Eisenbahn, auf die Landebahn. Und da ist gerade Rushhour. In einer schier endlosen Kette fliegen um die Uhrzeit Flugzeuge aus aller Welt die Main Metropole an. Nur mühsam kann ich mich zum Duschen und Packen zwingen. Immer wieder geht der Blick nach draußen, wenn erneut einer dieser großen Vögel einschwebt. Und warum eigentlich nur kucken, wenn man doch auch fotografieren kann?











So entsteht Bild für Bild. Und immer wenn ich die Kamera wegpacke und endlich los will, zeichnet sich der nächste interessant scheinende Flieger am Morgenhimmel ab und der Fotoapparat wird wieder aus der Tasche geholt und angeworfen. Aber Schluss jetzt! Schließlich bin ich ja nicht zum Vergnügen im Urlaub! Außerdem muss ich einmal mehr feststellen, dass es mir schlichtweg an Brennweite mangelt, um Flugzeuge ordentlich und vollformatig ablichten zu können. Dazu bräuchte es etwas mehr als mein „Immerdrauf“.

Erst auschecken und dabei hinter einer Dame anstehen, deren langwieriges Problem wohl nur sie allein versteht, dann mit polterndem Koffer den langen Weg zum Auto. Das steht eigentlich fast unter meinem Zimmerfenster, aber aus dem vierten Stock springen, mit Gepäck, schien mir nun keine wirkliche Option. Also heißt es gefühlt dreimal um die ganze Hotelanlage zockeln.

Das Programm des heutigen Tages ist eigentlich fest definiert. Die Strecke nach Limburg soll es sein. Und vielleicht, wenn es sich ausgeht, als Zugabe noch ein bisschen Schnellfahrstrecke. Dann, am Ende des Tages, mal schauen wohin ich mich verschiebe. Der Fehler im Plan ist nur, bereits kurz nach der Abfahrt lande ich unter einer Wolkenschicht, deren Rand zwar ganz nahe scheint, sich aber irgendwie im selben Tempo mit mir mitbewegt. So bin ich schon fast in Limburg, als der Himmel über mir zumindest wieder ansatzweise ordentlich Sonnenlicht durchlässt. Gut dann also Lindenholzhausen. Hier sollte die Strecke um die Uhrzeit auch passend im Licht verlaufen. Schnell noch den Fahrplan gecheckt, passt auch! In gut einer halben Stunde steht der nächste Zug aus Limburg an. Könnte ja ne 143er oder ne 114er sein.

Also hab ich keinen Druck, als ich das Auto abstelle, meine sieben Sachen inkl. Frühstück zusammen suche und mich auf den Weg mache, vorbei am Haltepunkt, vor bis zur Stelle, wo die Strecke frei ist. Doch was ist das? Hinter mir surren Schranken und von vorne dieselt es vernehmlich!

Schnell alles von mir geworfen, die Kamera umklammert und unter der Absperrung zum Bahnsteig durchgetaucht. Nur intuitiv wird die Belichtung angepasst, dann klackt auch schon der Verschluss….











Puh, Timing ist alles! Mit einer Vertreterin der „V160-Familie“ hab ich ja jetzt auch nicht gerechnet. Kurz gehen die Gedanken zurück, als ich in den 80ern hier von Wiesbaden und Frankfurt her kommend, im Silberling gen Limburg gedieselt bin, um die letzten Exemplare der Limburger Zigarren auf Film zu bannen. *seufz* Waren das noch Zeiten!

Am Bahnsteigende mache ich es mir gemütlich. Auf der Kiste sitzend, im Schatten eines Busches. Brennt doch die Sonne schon wieder mörderisch vom Himmel. Soll sie ruhig, schlägt doch das Wetter sowieso schon viel zu früh um. So zumindest die Vorhersage. Jetzt erstmal frühstücken, bevor dann die beiden Regionalbahnen ihren Auftritt haben.

















Tatsächlich, auf dieser Strecke ist heute mit dem Auftreten von Hennigsdorferinnen zu rechnen. Fein! Sehr fein!

Die 037 ist zwar jetzt nicht neu in meinem Archiv, aber es ist die erste Sonnenaufnahme der Lok. Ist doch schon mal was. Und außerdem kann ich die 271 erstmalig in meiner Sammlung begrüßen.

Grund genug ein wenig zu strahlen, auch wenn es um mich herum gerade etwas finsterer wird. Die Wolkenschicht hat mich nämlich erreicht und so irre ich, im Versuch die gelegentlichen Wolkenlücken und den Ansatz eines Motivs in Einklang zu bringen, solange herum, bis der nächste Takt ansteht.

Schlussendlich irgendwie in Niederselters an der Brücke gelandet, heißt es schon wieder flinke Füße bekommen, macht doch erneut ein Verbrenner fossilen Treibstoffes mit sonorem Wummern auf sich aufmerksam.











Ja haben wir denn heute Dieseltag oder was? Viel Zeit zum Wundern bleibt nicht, rollt doch, kaum ist der letzte Wagen des Ganzzuges unter mir verschwunden, die nächste RB nach Limburg heran. Und zu meiner Begeisterung geschoben von einer Maschine, die mir bisher noch gefehlt hat. Da freut sich der Sammler!











Eigentlich will ich mir nun noch in aller Ruhe die Ausfahrt ansehen, schließlich sollte man Eisenbahn auch mal zur Gänze genießen, anstatt immer nur den hektischen Blick durch den Sucher zu haben, aber irgendwas geht schief. Kaum hat die Lok mit heulenden Lüftern die Garnitur wieder in Bewegung gebracht, entweicht mit einem lauten Zischen die Luft, Bremsen packen an und alles steht. Hm ……

Kurz geht der Blick nach hinten, oben! Da tut sich eine Lücke auf in der Wolkenschicht. Wenn ich jetzt schnell unten bin und die den Zug nicht gleich wieder in Bewegung bringen, könnte es sich mit einem Sonnenbild ausgehen…. Tut es natürlich nicht wirklich….











Kurz mal überlegt…. Wann kommt der Zug wieder zurück? Ich kenn doch da eine durchaus nette Stelle bei Niederseelbach. Da könnte was gehen. Mit Glück auch in der Sonne. Und die Schnellfahrstrecke wäre fußläufig auch zu erreichen. Für den Fall dass….

Eigentlich ein kurzer Wechsel. Aber durch eine Straßensperrung kurz vor dem Ziel, muss ich noch eine Extrarunde durch die weiträumige Umleitung über Niedernhausen drehen. Und man ahnt es, dadurch verpasse ich den nächsten Takt. Gut, die 022 kommt ja eh erst einen später. Auch die aktuelle Leistung nach Frankfurt kann ich verschmerzen, läuft doch hier mit Sicherheit die 271. Aber was war jetzt auf dem Weg nach Limburg? Der Tag wird es zeigen.

Schon eine Zeit lang sitze ich jetzt hier in der prallen Sonne, immer wieder aufgeschreckt, wenn auf der nahen Rennbahn, dort hinten, hinter den Obstbäumen, ein ICE vorbei donnert. Dann ist die errechnete Durchfahrtszeit der nächsten, von Limburg kommenden Regionalbahn endlich da. Doch anstatt von vorne, wohin sich meine Augen richten, rauscht es von hinten und zwei DB-Vectronen fahren mir mit einem Tonzug ins Kreuz.











Zwar nur ein Nachschuss, aber irgendwie hat er was, finde ich. Wenig später dann endlich die RB von vorne und danach der Gegenzug in Richtung Limburg.

















Während ich jetzt noch am Knobeln bin, wann die vorhin verpasste Leistung nach Limburg von dort wieder zurückkommt, dabei immer mal wieder über die Schulter hinweg den Zug der Wolken beobachtend, beginnen die Schienen vor mir wieder zu singen. Schnell muss es jetzt gehen, drohen mir doch sonst die beiden GTW der HLB, deren Leistung ich vollkommen verschnarcht habe, durch die Lappen zu gehen.

















Während ich noch am Wundern bin, hätte ich doch fast auch noch gleich die nächste Fahrt verpasst. Diesmal wieder in Rot, wieder DB Region und wieder die 146 271.

Eins ist klar. Ich muss raus aus der Sonne. Durchgebraten, nurmehr mit einem Restschluck warmer Blubberbrause ausgerüstet und hungrig, hungriger, am hungrigsten, steht dringend ein Stopp bei einem Vollsortimenter aus dem Lebensmittelbereich an. Zwar verpasse ich dann die nächste Leistung aus Limburg, und somit die dafür eingeteilte Lok zum zweiten Mal, aber es würde eh nur ein DuBi, ein Dunkelbild geben, nähert sich doch von Westen eine dicke Gewitterfront. Ein Grund mehr, nicht mehr hier auf der Wiese herumzustehen, mit diversen Stromleitungen über und neben mir als Zugabe.

In Niedernhausen, unweit des Bahnhofes werde ich fündig und schaffe es, nach erfolgreichem Einkauf, gerade noch so ins Auto, bevor in dicken Tropfen, und unter Donnergrollen und Blitz, der Regen auf die Erde platscht. Zeit genug mir Gedanken über den weiteren Verlauf der Tour zu machen.

Wann wohin? Was morgen? Wo übernachten?

Das nächste Ziel auf meiner Liste ist Bad Bentheim. Dort soll morgen aber das Wetter gruselig werden. Erst übermorgen gibt es zaghaft Aussicht auf Sonne. Also kann das Vorhaben, heute von hier aus schon mal gen Nordwesten zu fahren getrost gestrichen werden. Dann lasst mich mal einen Wetterrundguck machen. Hm, überall dort, wo es Sinn machen würde, ist für morgen *bääh* angesagt. Außer im Rheintal. Da meint die Wetter-App etwas von Sonnenlöchern zu wissen. Gut, Rheintal läge ja eigentlich auch so fast ungefähr auf dem Weg von hier nach Bad Bentheim. Wo also übernachten? Vor Ort ist alles ausgebucht oder teuer. Oder es hat keine Parkplätze. Oder keine Klimaanlage, was nicht ratsam ist bei den Temperaturen. Oder du willst da nicht übernachten, weil auf den Bildern schon irgendwie gruselig. Und was jetzt?

Am Ende lande ich wieder in Frankfurt. Zwar mit etwas Fahrerei heute Abend und morgen Früh verbunden, aber in Preis und Leistung immer noch am o.k.-sten. So, dass hätten wir dann also. Und wie sieht es mittlerweile draußen aus?

Der Regen hat nachgelassen und auch die Sonne bricht immer mal wieder kurzzeitig durch die ansonsten dicken Wolken. Also an die Strecke stellen, mit weitem Landschaftsblick? Wohl eher nicht. Schotterkleber und großformatig sind wohl eher das Mittel zum Zweck. Das lässt dann auch den heimischen Einsatz elektronischer Helferlein sinnvoll zu. In Sachen Standort wäre vielleicht Bahnhof noch eine anzustrebende Option. Ein dortiger Aufenthalt kann die entscheidenden Sekunden zwischen dunkel und hell bringen. So lande ich schließlich in Idstein. Dort hält sich nur kurz die Hoffnung auf ein schönes Ambiente. Gut, wer auf siebziger Jahre Ballungsraum Style steht, ist auf dieser Station mit ihren niedrigen Bahnsteigen und Blechwartehäuschen durchaus gut aufgehoben.











So, dass mit Sonne und Zug zum gleichen Zeitpunkt hat ja beim ersten Mal gleich wunderbar geklappt, oder? Eben nicht. Recht viel dunkler konnte es jetzt fast nicht sein. Dafür geht der Plan aber immerhin beim Gegenzug voll auf. Also abgedrückt, Haken dran und ab durch die Mitte. Mehr als ein Bild ist dieses Umfeld, obwohl irgendwann unter steril grauen Hochbahnsteigen verschwunden, nun auch nicht wert.











Mal kurz überlegen. Wenn ich mich nicht vertue, müsste im nächsten Takt nach Limburg (Lahn) die Lok kommen, die ich schon zweimal heute verpasst habe. 114er oder 146er? Oder doch gar noch eine 143er? Letzteres wohl eher nicht. Aber das wird sich zeigen. Und zwar in Niederselters, wo ich mich jetzt postiert habe. Gespannt und in bangem Hoffen. Lassen die am Himmel schnell ziehenden Wolken die Sache mit dem „Sonnenbild“ ein rechtes Lotteriespiel werden. Und so kommt es, wie es kommen muss. Nachdem sich die Schranken endlich gesenkt haben, hat der verspätete Zug mit Steuerwagen voran, beim Frontschuss noch Licht, beim Nachschuss auf die Maschine eher weniger bis gar nicht.

















Es gibt noch den ein oder anderen Versuch an dieser Stelle etwas bildlich umzusetzen, aber mangels Sonne endet es von Mal zu Mal im Pixelsumpf. Wieder Zeit zu Wechseln. Neben DB Regio steht nämlich auch wieder eine HLB Leistung an. Und so ein zweites GTW-Doppel am heutigen Tag fände ich jetzt doch ganz nett.

Von Niederselters nach Niederbrechen. Ein Ortsname zum niederknien. Dort am Ortsausgang in Richtung Limburg kann man recht gut stehen, und vor allen Dingen parken. Zudem hat der Platz, um die Tageszeit, Potential eine Zweirichtungsstelle abzugeben. Leider schmoddert es zwischenzeitlich extrem über mir. Zu den ziehenden Wolken hat sich nämlich noch eine veritable Siffschicht gesellt, die die Szenerie in ein grausiges Licht tunken.

So sind die meisten Bilder auch eher für die Tonne. Zwei davon will ich aber trotzdem hier zeigen. Hat doch die HLB zu meiner Überraschung, statt der erwarteten GTW, zwei Desiro ins Rennen geschickt. Und diese Baureihe ist somit mit ganzen 6 Exemplaren, die sich im Bestand befinden, die zweit exotischte, die die Bahn einsetzt.





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Und noch einmal packe ich am heutigen Tag mein Bündel und verschiebe eilends dorthin, wo der Fototag heute begann, zum Haltepunkt in Lindenholzhausen. Dort entstehen dann auch die letzten Bilder, kündigt sich doch mit heftigem Grummeln ein schweres Gewitter an.

















So, dass soll es dann heute auch für mich gewesen sein. Mit einem Zwischenstopp beim ortsansässigen Vertreter der Systemgastronomie geht es zurück nach Frankfurt. Diesmal mit Blick auf die Autobahn statt auf die Landebahn. Aber ich will ja hier nur übernachten.

So passiert auch nicht mehr viel, außer etwas chillen, Fotos sichern und vorbereiten auf morgen.

Gute Nacht!