Zu Gast bei Brille und Bardotka - Teil 2
Von Pascal Zingg
Samstag, 8. Oktober 2022, Prag - PragDa der Wetterbericht vor allem für Sonntag gutes Wetter voraussagte, entschied ich mich den Ausflug ins Saznava-Tal für Sonntag zu planen. Für Samstag hatte ich kurzzeitig das Sergej-Treffen in Lužná u Rakovníka im Hinterkopf. Auf Grund des stark bedeckten Himmels hielt sich meine Motivation jedoch in Grenzen. So war erst einmal ein bisschen Entspannung angesagt, ehe ich kurz vor Mittag mit der U-Bahn zur hlavní nádraží fuhr. Dort angekommen triggerte mich der Zugzielanzeiger mit der Anschrift Calais Ville. Der zweite Blick auf die Anzeige verriet mir, dass dieser Zug den Namen Orient Express trug. «Spannend, dass die dem Zug diesen Namen gegeben haben», dachte ich mir, ehe ich realisierte, dass es sich hier um den VSOE handeln musste. Das blöde war einzig, dass ich den Zug wohl um 2-3 Minuten verpasst hatte. So stand er zwar noch auf dem Anzeiger, war aber nicht mehr im Bahnhof. Ich schlenderte darauf noch etwas über die Perrons und schaute mir Züge an. Dabei fiel mir vor allem der Kinderzug mit den quietsche bunten Wagen und der genauso bunten Lok auf. Gerade weil der Himmel aber bedeckt war, gelang mir kein gutes Foto von diesem LSD-Zug. Nach einem weiteren Sichtungsstopp im Bahnhof von Masarykovo machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt. Das Ziel war nun ein Bücherladen mit gescheiter Eisenbahnliteratur. Dabei fand ich zwar gut assortierte Buchläden. Ein Buch, das mich angesprochen hätte, war jedoch nicht auszumachen. Stattdessen fuhr mir mehrmals die historische Strassenbahn um die Ohren, so dass ich mich entschied mit dieser eine Runde durch die Stadt zu drehen. Ich machte die Endhaltestelle der Linie 42 ausfindig und fuhr mit der pseudohistorischen Tatra Strabse in Richtung Dlabačov. Dort angekommen musste ich feststellen, dass der nächste Kurs der Linie 42 ebenfalls eine Tatra Strabse war. Dies fand ich mässig spannend. So ging es runter nach Vozovna Střešovice, wo die zweite historische Linie beginnt. Da ich dort das Tram mit der Liniennnummer 41 um Haaresbreite verpasste, bliebt mir nur noch der Besuch des hiesigen Trammuseums. Da ich keine tschechischen Kronen besass, wollte man mich dort erst nicht reinlassen. Als ich dann jedoch zu gehen drohte, war man plötzlich doch bereit den Eintritt per Kreditkarte entgegen zu nehmen. Das Museum ansich bot dann eine nette Auswahl an historischen Fahrzeugen. Mit einem guten Eindruck, was einst in Prag rumfuhr, ging es im Anschluss wieder nach Dlabačov, wo nun Wagen aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts wartete. Nach einer Runde durch die Stadt reichte es in Královský letohrádek gerade so für einen Umstieg auf die Linie 41. Mit einem ähnlich alten Wagen ging es nun zum Planetarium. Dort machte das Tram eine kurze Pause, so dass ich ein Bild machen konnte.
Natürlich machte ich danach auch die Rückfahrt zum Trammuseum bei Vozovna Střešovice mit. Spätestens dann wars aber Zeit für eine Rückkehr ins Hotel, von wo es nach einem kurzen Duschstopp bereits wieder ins Stadion ging. In der O2-Arena duellierten sich an diesem Abend nämlich noch einmal die NHL-Teams aus San Jose und Nashville.
Sonntag, 9. Oktober 2022, Prag - Uherské Hradiště
Die Hoffnung auf gutes Wetter ging an diesem Sonntag auf den ersten Blick vollends auf, so zeigte sich beim Blick aus dem Hotelfenster bereits am frühen Morgen die Sonne. Voll motiviert ging es daher in Richtung Luka pod Medníkem. Wie sich auf dem Weg dorthin zeigte, hatte ich die Rechnung aber ohne das Herbstphänomen schlechthin, den Nebel, gemacht. Da ich nicht genau wusste, wie man zu den Stellen in der Saznava-Schlucht kommt, hatte ich aber genügend Zeit eingerechnet, was die Hoffnung am Leben hielt, dass zumindest der zweite Zug im Licht kam. Diese Hoffnung wurde insbesondere dadurch genährt, als die Sonne bereits beim ersten Zug merklich drückte.
754 040 mit Os 9055 nach Čerčany in der Saznava-Schlucht zwischen Petrov u Prahy und Luka pod Medníkem.
Trotz erster positiver Tendenzen, zeigte sich der Nebel jedoch sehr hartnäckig. So klappte es 40 Minuten später beim Os 9057 nicht wirklich zufriedenstellend.
Das ärgerliche an der ganzen Nebelgeschichte war die Tatsache, dass sich die graue Suppe nach der Durchfahrt von Os 9057 definitiv aufzulösen begann. So dauerte es nur mehr 15 Minuten, ehe das klassische Motiv im schönstem Sonnenlicht erstrahlte. Ich entschloss mich deshalb eine Regio Nova als Trostpreis an dieser Stelle zu nehmen. Dabei hatte immerhin die CD ein etwas Erbarmen. So sendete man mir die wesentlich schönere Najbrt-Variante des Regio-Triebwagens.
Nach diesem Bild ging es auf die Suche nach einer Stelle für den Os 9060. Dieser sollte erneut mit der 754 040 geführt werden. Bis es soweit war, gab es aber noch einen Nachschuss vom Os 9058, der diesmal mit einer original lackierten Regio Nova geführt war.
Rund eine Stunde später war es dann Zeit für Os 9060, wobei ich bei meiner Suche auf eine Stelle gestossen war, bei der die Sonne zumindest senkrecht war.
Nach diesem Bild verliess ich die Schlucht. Dabei wollte ich eigentlich an die Hauptstrecke in Richtung České Budějovice. Wie sich herausstellte, sollte ich dort auf die Schnelle aber keine gute Stelle finden. So blieb es bei einem Stopp im Lidl, wo ich mir etwas zu Essen kaufte, ehe ich am späten Nachmittag bereits wieder in der Schlucht stand. Dank des schönen Wetters war ich dabei nicht alleine, neben einigen Tschechen, wollte auch eine Gruppe von deutschen Fotografen die Rückfahrt der Bardotka festhalten. Immer wieder ging dabei der Blick zum Himmel, dieser verriet, dass sich dort schon wieder einiges an Schmodder gebildet hatte. Schnell wurde jedoch klar, dass dies den Os 9066 nicht tangieren würde.
Nach dem erfolgreichen Schuss stellte sich die Frage, wie man den Os 9068 umsetzen sollte. Da die deutschen Kollegen an einem ähnlichen Standort stehen wollten, wie beim Os 9066, war meine Standortwahl eingeschränkt. Ich entschloss mich deshalb weiter in Richtung Luka pod Medníkem zu laufen. An einer passenden Stelle angekommen, musste ich allerdings feststellen, dass die Sonne inzwischen schon in den Schmodder getaucht war. Immerhin kämpfte die Leuchtkugel mit den Zirruswolken, so dass es von Os 9068 immerhin noch ein schönes Stimmungsbild gab.
Bereits vor dem letzten Bild hatte ich mir überlegt, wie der Tag noch enden sollte. Insbesondere der Hotelstandpunkt für diese Nacht war wichtig. Schliesslich sollte es nach meinem Prager Intermezzo schnellstmöglich zurück in die Slowakei gehen. Dabei stellte sich Uherské Hradiště erneut als gute Basis heraus. Wieder ging es also auf die Autobahn in Richtung Brno und von dort über die Landstrasse nach Uherské Hradiště. Da das Hotel von der ersten Nacht bereits voll war, gings diesmal ins Hotel Grand. Dieses hatte immerhin einen abgesperrten Parkplatz, weshalb das mit dem Auto abstellen kein Problem war. Da ich bereits einen KFC auf der Autobahn unsicher gemacht hatte, musste ich nach dem Einchecken auch nicht mehr aus dem Haus. Einzig ein bisschen journalistische Arbeit fürs Eishockey und die Planung für den folgenden Tag musste noch erledigt werden.
Montag, 10. Oktober 2022, Uherské Hradiště – Prievidza
Da der Wetterbericht für diesen Montag nochmals gutes Wetter vorausgesagt hatte, galt es die Sonnenstunden geeignet zu nützen. Dies insbesondere, weil für den Dienstag schlechtes Wetter angesagt war. Da Sledovani den Einsatz der grünen Blitzbrille 754 023 angekündigt hatte, entschloss ich mich den Morgen nochmals in Tschechien zu verbringen. Dabei wurde für den R 883 die bereits bekannte Stelle in Luhačovice angefahren.
Danach wurden die Fehler der Vorwoche ausgebügelt. So stand ich diesmal für den R 888 an der bekannten Stelle in Polichno.
Im Anschluss ging es mangels Alternative nochmals an die Stelle in Luhačovice. Hier konnte noch einmal die rot-gelbe 754 075 festgehalten werden.
Da der Zug in Staré Město u Uherského Hradiště mit rund 15 Minuten Verspätung ankam, begann bereits vor der Durchfahrt des Zuges das grosse Rechnen. Schliesslich wollte ich im Anschluss in die Slowakei wechseln, um dort eine 757 im neuen Blonski-Lack festzuhalten. Wie sich schnell zeigte, sollte es nach rund zwei Stunden Autofahrt zu einer Punktladung in Žabokreky nad Nitrou kommen. Im Wissen um den Fahrplan sprang ich aus dem Auto und stellte fest, dass der Zug wohl noch nicht durch war. Ich schaute mir erst den Bahnhof an und lief dann in Richtung Ausfahrt. Dies, weil ich auf alten Bildern gesehen hatte, dass dieser Bahnhof noch Formsignale führte. Wie sich zeigte waren diese Formsignale noch genauso da, wie der vermutete Hochspannungsleitungsmast, von dem das Bild im Internet gemacht wurde. Da die Landschaft an dieser Stelle recht flach ist, entschloss ich mich den Mast zu erklimmen und den Zug von dort abzulichten. Wie sich zeigte, war dies eine gute Entscheidung, konnte man so die neulackierte 757 015 zusammen mit der altertümlichen Infrastruktur bestehend aus Telegrafenleitung und Spiegelei sehr gut umsetzen.
Nach dem erfolgreichen Schuss ging es weiter in Richtung Prievidza. Dank der flachen Landschaft war es eher schwierig Stellen zu finden. So war am späteren Nachmittag schnell klar, dass es weiter in Richtung Handlova gehen sollte, um sich dort den beiden angekündigten Güterzügen zu widmen. Als erstes ging es dabei nach Chrenovec, wo ich an der Ausfahrt auf den Pn 63820 wartet. Dieser kam in Form von 751 208 und etwas enttäuschenden zwei Wagen.
Etwas weiter in Richtung Nedožery fand ich kurz danach eine Stelle für den Pn 55721. Dieser Zug führt eine lange Schlange an Zementwagen der Firma Ekocell von Lietavská Lúčka über Žilina und Horná Štubňa nach Zemianske Kostoľany südlich von Prievidza. Obwohl der Zug an diesem Tag mit zwei statt der üblichen drei Loks bespannt war, freute ich mich über ein weiteres gutes Bild.
Da nach dem Güterzug auch noch Personenverkehr angekündigt war, entschloss ich mich an dieser Stelle zu verweilen. So folgte eine halbe Stunde später der 861 075 als Os 7528 nach Vrútky.
Ihm folgte eine Doppelbüchse in Form von 813 022.
Im Anschluss an dieses Bild ging es hinunter nach Prievidza, da es inzwischen wieder viel Schmodder am Himmel hatte, war der Tag früh gelaufen. Da das Wetter für Dienstag sowieso schlecht war, musste ich auch nicht mehr weit fahren. So checkte ich in einem lokalen Hotel mit dem seltsamen Namen Squash ein. Wie sich herausstellte war das Hotel tatsächlich in einem Squash-Center untergebracht. Obwohl es in der Anlage auch ein Restaurant gab, entschied ich mich auf Grund des frühen Abends noch einen Stadtbummel zu machen. Dabei fragte ich mich, wieso auf dem Bahnhofsgelände eine Laminatka rumstand. Schliesslich gibt es in Prievidza weit und breit keine Fahrleitung. Gegessen wurde dann in einem italienischen Restaurant, das laut TripAdvisor das Beste in der Stadt ist. Überzeugen konnte es mich allerdings nicht wirklich. So blieb für mich die Erkenntnis, dass Prievidza zwar gutgelegen war aus Hotel- und Restauranttechnischersicht aber nicht viel her gab.