Fjellhopping im Winter – Skandinavien 2022 – Teil 5
Von Neel Bechtiger
Dienstag 15.03.2022 / Mo i Rana - FauskeEin Tag auf dem Fjell beginnt immer früh. Sogar im Winter. Zu früh für das Hotelfrühstück, das gabs erst ab 7 Uhr … uuuuund das war unsere geplante Abfahrtszeit. Die zwei Talente sind einfach einfach immer so verrückt früh schon auf dem Fjell. Um 9 Uhr geht’s da los. Und Mo ist auch nicht eben ums Eck.
Geschlafen haben wir, oder ich spreche besser nur für mich, wie ein Stein. Und der Blick um 6 Uhr beim aufstehen aus dem Fenster war wie bestellt, blau und Wolkenlos. Das hilft der Motivation, das hilft der dem Elan. Wir sind rein ins Auto und fuhren hinauf aufs Fjell. Wegen des ausgefallenen Frühstücks war der Gubi etwas stinkig, wir besänftigten das lange Gesicht mit einem Besuch im Kiwi-Supermark am Ortsausgang von Mo. Der hatte auf, seit einer Stunde, oder doch nicht? In einigen Gängen war noch gar kein Licht an. Aber das Personal schaute nicht schief, also muss das wohl so. So gabs Frühstück aus der Tüte. Bei Örtfjell drückte gerade ein Erzzug über die Brücke in die Verladung (mit silberner Euro4000), sonst gibt es nicht zu berichten. Es war kaum eine Seele unterwegs heute früh auf der E6.
Wir liefen langsam im Zielgebiet ein, immer ein Erlebnis wenn man aus dem Dundertalen hinauf auf die Fläche kommt! Das mit dem Parken auf dem Fjell ist ja so eine Sache im Winter. Für den ersten Programmpunkt war es aber keins. Wir stellten uns an die teilweise geräumte Einfahrt beim Polarkreiszentrum. Da standen zwei Deutsche Wohnmobile .. die haben da oben wohl übernachtet? Brrr. Aber wem’s gefällt, ich wäre jetzt eher für ein Zelt im Sommer hier oben ;). Das Fjell war HERRLICH wie immer, massig Schnee und im Kontrast der blaue Himmel. Ohhhhh was will man mehr? Und es ging kaum ein Wind, war die ansonsten tiefen Temperaturen in der Sonne sehr aushaltbar machten. Es gibt so zwar keine spektakulären Schneebilder wie anno 2011 (?) hier oben, aber schön ists genau so.
Wir sind rüber zur Bahn gestapft mit den Schneeschuhen. Da erwarteten wir die beiden Talente die in Lønsdal wie geplant kreuzten. Einmal kam ein roter und einmal ein blauer. Der erste Programmpunkt war erfolgreich erledigt.
93 – Der Tag begann für uns direkt auf dem Saltfjell. Für Zug 473 mit Bm93 02 waren wir auf Höhe des Polarkreises mit den Schneeschuhen ans Gleis gewandert.
94 – Nach dem Frontschuss mit dem Tele noch den Nachschuss auf den Zug. Auf einen der letzten verbleibenden roten Talenten.
95 – Nach der Kreuzung in Lønsdal mit dem Gegenzug kam Zug 470 mit dem blauen Bm93 05 nur wenig später. Wir stehen jetzt direkt beim Polarkreis direkt am Gleis.
Wir liefen zurück und fuhren mal nach Lønsdal. Jetzt kam das grösste Loch des Tages. Bis zum Mittag läuft nichts mehr auf dem Fell, erst der Güterzug nach Süden eröffnet den Verkehr wieder – aber natürlich gemächlich und nicht gleich übertrieben. Heute war eine blaue Linie im Fahrplan die von Fauske kommend in Lønsdal um kurz vor 11 Uhr einläuft. Was es wohl ist? Die gelbe Gefahr - mit ziemlich grosser Sicherheit. Das schauten wir uns aber an, nicht dass da noch eine richtige Lok mit ein paar Schwellenwagen kommt.
Wir stellten uns in die Sonne, mampften ein bisschen Frühstück / Mittagessen und warteten einfach mal. Der Weichenwärter machte sich irgendwann auf den Weg zur Einfahrweiche und kündigte die Draisine an? Na, nicht mal Draisine … ein Hobel mit Bürste und Spurpflug. Mit ungefähr 5 Mitarbeitern drin. Ein Foto gab es trotzdem. Vielleicht eher spannend, weil die neuen ECTS Signale auf dem Bild zu sehen sind … die hier oben jetzt überall rumstehen. Ob das System schon läuft? Und wie geht ECTS mit Handweichen? Vielleicht kommt’s ja dann noch – im Sommer 2022 wird fleissig gebaut an der Strecke.
97 – Nach den beiden Talenten wird es auf dem Fjell immer ruhig, das ist auch 2022 nicht anders. Eine blaue Linie im grafischen Fahrplan brachte uns dazu die Pause in Lønsdal zu verbringen. 51346, diese Linie, war dann wie erwartet ein Unterhaltsfahrzeug.
Heisa, der Hobel war also doch nur ein Hobel. Den Güterzug wollten wir in der Ausfahrt vom Bahnhof nehmen. Aber der Einschnitt, der als Standpunkt dient, hat Bäume drauf und Bäume werfen Schatten, lange Schatten. Die Stelle geht im Winter hier so also nicht. So denn hinauf aufs Fjell, da dreht die Strecke zweimal ganz ordentlich für den Südfahrer am Mittag.
Jetzt fehlte aber ein geräumter Parkplatz. So parkten wir zwangsläufig erneut beim Polarsirkelcenter und liefen auf der Strasse halt die 1.5 Kilometer nach Norden bevor es mit den Schneeschuhen rüber an die Strecke ging. Wann kommt der Güterzug? Wir sahen die Strecke nicht ein. Die Drohne wollte stehen wenn es soweit ist. Togkart logo? Die wollte heute aber so mal gar nicht wie wir. Die Züge verschwanden in schwarzen Löchern und tauchten nie wieder auf. Zum Glück hatten wir am Vormittag, als die Karte noch lief, den Güterzug vor Fauske entdeckt und auch die Züge aus Süden waren drin. Also wann ist jetzt der erste Zug da?
Gubi opferte sich und schoss die Drohne vor der Planzeit rauf. Sichtungsdrohne. Ich spendierte dafür ein USB-Kabel damit die Fernbedienung gleichzeitig genutzt und geladen werden kann. Sonst wird das nichts bei den Temperaturen. Als er den Zug sah ging meine Drohne rauf und – das lief geschmeidig.
98 – Der Mittagsgüterzug 5790 fotografierten wir, wie auch schon, ein paar hundert Meter nördlich vom Polarkreis. Dazu mussten wir mit den Schneeschuhen wieder rüber. Es zog an diesem Tag wieder eine RailCare Mietlok von CargoNet. Hier das Bild mit der Drohne.
Und jetzt wurde es «anstrengend», schon wieder ;). Es kommt der erste Güterzug aus Süden und der kreuzt in Bolna, also am südlichen Fjellende, mit dem Schnellzug nach Trondheim. Auf dem Fjell kommen die Züge also relativ kurz aufeinader. Unser Ziel war eine Stelle am südlichen Fjellende, gerade so an der Baumgrenze. Da hin mussten wir laufen. Zwar wieder nicht sehr weit, aber mehr als 10min. Auf dem Weg half uns die neue Anschaffung der Strassen / Bahnmeisterei. Ein Pistenbulli. Der räumte Schnee zur Seite bei Strasse und Gleisen, wohl um Schneeverwehungen zu verhindern. Und wo der mal fuhr, lässt es sich ganz gemütlich gehen. Der Nachteil … der Schnee ist nicht mehr jungfräulich. Es gibt immer für und wider. 2011 hatten die da oben auf jeden Fall noch keine solche Maschine.
Wir stapften also zur Stelle und warteten. Es war nicht mehr angenehm warm, es windete stark und im Wind kühlten wir mittelfristig aus. Die Hände schmerzten kaum aus den Handschuhen geschält. Und dazu kam jetzt noch ein Problem; die Sonne sank und unser Hügel war doch höher als erwartet. Die Schatten wurden länger und länger … und zu allem Überfluss war der Personenzug nach Süden, bei uns als erstes, noch 10min verspätet in Lønsdal raus. Äh ja, dass wurde so äusserst knapp, er hatte aber gerade noch so Licht.
100 – Dann war schon Zeit für den ersten der beiden Schnellzüge. Für 472 liefen wir am südlichen Fjellaufgang nächst Bolna «hinten rein». Kurz vor dem Schatten kam Di4 654, heute sogar mit einem Generatorwagen, vorbei. Wieder erst mit der Drohne …
Und dann? Die Hände waren fast steif, die Fernbedienung der Drohne hupte und lud nur langsam. Wann kommt der Nordfahrer genau? Wir stapften auf die andere Seite unseres «Sonnenspots» und warteten. Den Zug würde man unmöglich hören mit dem Wind, und man sieht ihn kaum 20 Sekunden bevor er bei uns ist. Auf Verdacht ging es rauf mit dem Flieger. Ohne Hoffnung auf ein Bild, irgendein Akku würde bestimmt vor dem Zug so leer sein, dass ein Rückflug nötig wird. Aber oh, da kam er ja schon, die Kreuzung war speditiv. Und es war eine Me am Zug. Ein Däne, an einem CargoNet Zug … oha! Was für eine Überraschung.
102 – In Bolna kreuzte der Personenzug mit diesem Zug hier. CargoNet 5793 nach Fauske. Sehr zu unserer Freude mit einer ME, der 1525.
Zufrieden stapften wir zurück zum Auto. Wir hatten es natürlich wieder eilig, denn die Personenzüge kreuzen wie, seit je, in Dunderland. Das bedeutet etwa 45min nach dem Güterzug ist schon die nächste Zugfahrt auf dem Fjell zu erwarten. Für den Zug wollten wir ganz langweilig in der Geraden nördlich von der Strassenbrücke stehen. Parkplatz war wieder keiner da geräumt wo wir ihn gebrauch hätten, also liefen wir erneut ca. 1km der Strasse entlang. Mit den ganzen LKWs in den Schneemaden drin nicht wahnsinnig prickelnd.
Die Di4 kündigte sich mit dem beständigen Grummeln an. Das ist der Vorteil an den Loks, verpassen kann man sie nicht. Meine Drohne stieg und … wollte sofort wieder runter. Ich hatte für einmal den Akku nicht in die Tasche gesteckt und sofort ist er wieder ausgekühlt. Ich war zum Glück noch nicht weit weg und setzte die Drohne direkt vor mir wieder hin. Aber Zeit war jetzt nicht mehr genug, der Zug kam schon. Egal.
104 – Viel Zeit für dieses Bild blieb nicht. Wir mussten zum Auto zurück und hoch aufs Fjell. Im langen «Strassenabschnitt» ganz oben auf dem Fjell liefen wir so weit vor bis Di4 652 mit dem 471 schon zu hören war.
Und jetzt? Wir hatten einiges an Diskussionen laufen in den letzten Stunden. Was machen wir? Wetterbericht … morgen hier solala, im Osten (also in Schweden) superschön. Heute Abend noch ein paar Kilometer fahren um morgen an der Norastambana zu stehen? Oder mit ein bisschen Risiko nochmal ein Tag hier? Und dann? Nach Schweden, oder wenn man schon da ist … oder hoch nach Kiruna? Ich checkte mal die Flüge von Kiruna nach Stockholm und da gäbe es für Sonntag sogar etwas. Ich tendierte dazu zu bleiben. Das Wetter sah in Ordnung aus, erst am Nachmittag soll es von Westen her zu ziehen. Der Zeitpunkt war noch nicht definiert. Meteoblue meinte am Mittag, Yr.no meinte erst am späteren Nachmittag. Man könnte am Vormittag ja um Fauske basteln, bis man zum Mittag aufs Fjell fährt? Dann ist der Vormittag nicht ganz so Talent lastig ;). Wir einigten uns darauf und buchten uns in ein Hotel in Fauske.
Das heisst wir hatten noch Zeit. Zeit für Kunst! Denn kaum ist die Sonne weg hier auf dem Fjell um die Jahreszeit kommen die Güterzüge aus den Löchern. Um 18 Uhr findet in Lønsdal eine Güterzugkreuzung statt. Und da so nach Sonnenuntergang könnte man ja mal etwas probieren.
Wie dumm muss man sein? Na, mal schauen was das Resultat dann bringt wenn die Bearbeitung erfolgt ist. Wir stellen unser Auto in einen frisch geräumten Parkplatz (sehr praktisch, den hätten wir am Mittag schon gebraucht) hin und liefen auf die Brücke hinauf. Da machten wir gleich beide Züge in der Dämmerung. Und da waren sie jetzt, die silbernen CaroNet Loks. Die machten sich bisher ja eher rar :-).
107 – Die Sonne ging unter und wir probierten uns an Kunst bzw. Restlichtverwertung. Denn um 18 Uhr, also 1h nach Sonnenuntergag, fand in Lønsdal noch eine Güterzugkreuzung statt. Als erstes war 5795 auf dem Fjell, der Nordfahrer. Und endlich sehen wir mal wieder eine silberne Euro4000. Es ist Lok 005 von CargoNet. Aufgenommen runter von der Strassenbrücke auf dem Saltfjell.
Schnell zurück zum Auto, in den 45min rumstehen kühlten wir einmal komplett aus, auch wenn wir alles angezogen haben was da so dabei war. Sogar der dicke Wintermantel. Immerhin habe ich ihn dann nicht für nichts mitgeschleppt.
Zurück am Auto noch eben umgezogen und dann auf nach Fauske. Die Stunde war verging wie im Flug mit einem Podcast. Und schon standen wir vor dem Hotel. Das Check-In erfolgte genauso speditiv wie der Zimmerbezug. Und jetzt hatten wir Hunger. Da neben dem Hotel gibt es so ein Pub. Dumm nur war Guiness aus ☹. Dann halt Norlandsgul, mit einer Kreation aus der Burgerküche. Das war ein schöner Abend, ein schöner Abschluss von einem noch schöneren Tag! Und morgen dann, wir hoffen mal die Wetterlügis überlegen es sich nicht nochmal mit der Schlechtwetterfront … Meteoblue sieht die mittlerweile auch eher gegen 17 Uhr als zum Mittag schon reinziehen. Wir bleiben gespannt!
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Mittwoch 16.03.2022 / Fauske - Malå
Und ein neuer Morgen. Und wieder lachte die Sonne vom Himmel. Aber nicht ganz komplett, denn da war schon etwas Sabber am Himmel. Das hielt uns aber nicht davon ab den Plan wie im Kopf notiert zu beginnen. Es war halb 7 Uhr als wir aus den Federn sind sind und nach einem kleinen Frühstück um halb 8 gings schon los.
Wir fuhren nach Westen, in Richtung Bodø. Nach Halsvik, da hatten wir vom letzten Besuch im Herbst vorletztes Jahr noch eine Rechnung offen. Es gibt ja den täglichen Nachtzug nach Bodø, und der ist erst um halb 9 Uhr da, also äusserst gemütlich alles. Nach dem Nachtzug dann noch der erste Güterzug nach Süden - und den kann man an Fauske vorbei überholen. Und ein paar Talente müssten auch noch gehen.
Wie wir aber so in Richtung Westen fuhren sah man schon das für uns zuständige Wolkenband. Wir fluchten mal auf Vorrat und machten weiter. Wir parkten, schlitterten einen eisigen Weg runter zur Bahn und hüpften über gefrorenes Wasser rüber auf eine kleine Insel. Der Vorteil am Eis, eine ansonsten «braune» Fläche war ansehnlich weiss jetzt.
Wir setzten uns auf dem Felsen fest und schauten zu wie die Wolke / Schleierkombination in Richtung Sonne zog. Wir hatten einen riesigen Streckenabschnitt mit der Drohne zur Verfügung. Aber das Teil zog der Länge nach hinein, alles war dunkel. Und das Grummeln der Di4 wurde lauter und die Pfiffe kamen näher.
Mit der Drohne ging es deshalb etwas verzweifelt nach vorne und wir fluchten noch mehr auf Vorrat. Vergebens – alle Flüche waren umsonst. Denn kaum war der Zug zu sehen löste sich der Sabber vor der Sonne auf und es folgte Licht. Bei der Drohne gerade so, bei uns hinten mit 30 Sekunden Reserve. Ui, und sowas um Fauske! Hier schein Fluchen auf Vorrat zu helfen? ;)
109 – Für eine Nacht wählten wir Fauske als Bett-Ort. Denn da oben ist am Vormittag etwas mehr möglich als nur zwei mal Talent wie auf dem Fjell. Es begann mit dem Nachtzug 475 aus Trondheim. An diesem Tag mit Di4 653, ui, mal wieder eine andere Nummer. Aufgenommen bei Halsvik zwischen Fauske und Bodø. Hier mit der Drohne …
110 - … und von unten mit der grossen Kamera. Sehr ungewohnt war der gefrohrene Matsch im Vordergrund, eine ganz ungewohnte Struktur zum laufen … Nasse Füsse gabs zum Glück nicht.
Der Talent der kurz darauf kam staubten wir noch ab, in anderen Situationen rennen wir den Dingern ja hinterher.
111 – Bereits im nächsten Ort, Oteråga, kreuzte der Nachtzug mit einem Lokalzug nach Fauske. 1782 ist mit Bm93 05 unterwegs bei Halsvika. Mit Tele …
Und dann Stellenwechsel, nach Nordvik an den nächsten Damm. Hätte man das wirklich tun sollen? Denn die Stelle ist … egal, dafür mit Spiegelung! Wir standen schon wieder in der prallen Sonne und die Temperaturen waren deutlich über 0. Die Wolken haben sich verzogen – auch wenn man über dem Meer weit entfernt bereits die Schlechtwetterfront kommen sah. Die war aber so weit weg, die störte uns (noch) nicht. Erst kam wieder ein Talent und dann folgte der Güterzug nach Fauske / Trondheim. Wieder mit einer RailCare Euro4000. Der Umlauf scheint sich nicht gross zu ändern hier.
114 – Genau der gleiche Talent, 93 05 kam mit dem Gegenzug 1785 auch wieder zurück. Wir haben uns etwas in Richtung Fauske verschoben und stehen beim Strandbad Nordvik.
115 – Beim Strandbad standen wir wegen dem 5790, dem «Mittaggüterzug» vom Fjell. Da er in Fauske Wagen aufnimmt kann man ihn da ohne weiteres überholen. Deshalb ist der Zug hier vor Fauske auch noch sehr kurz. Und schon wieder mit einer CargoLink Mietlok, der 68 902.
Das Bild vom kurzen Zug war im Kasten, die Drohnen verstaut und dann ging es ab aufs Fjell. An Fauske vorbei, wo der Zug noch mehr Wagen bekommt, durchs leider nicht so fotogene Tal bei Rølkand und hinauf in die weisse Welt.
Wohin? Also nun, mit dem Güterzug ist es einfach schwierig. Wir waren etwas uninspiriert und stellten uns an die Aussenkurve kurz vor dem nördlichen Fjellanfang. Von der Strasse über die Kurve hinweg geht da ein prima Bild. Wir rätselten noch ob und wo man den Zug sieht … da kam er schon fast. Also wir hatten es niemals eilig, aber als wir uns mit ihm beschäftigten war er schon da. Die Togkart war auch heute früh wieder schaurig traurig nutzlos, die Züge verschwanden im Bermudadreieck zwischen Bodø und Mosjøen auch heute wieder. Aber das Bild hat ja prima geklappt!
117 – Wir zogen in Fauske am Zug vorbei und gleich hinauf aufs Fjell. Am nördlichen Aufstieg warteten wir wieder auf Zug 5790.
Und dann hatten wir Zeit, viel Zeit. Wir blieben gleich auf dem grossen Parkplatz stehen und sonnten unsere Augenlieder etwas. Denn die nächsten zwei Züge machen wir genau da nochmal. Es ist der Tagzug nach Süden und der kurze Güterzug nach Fauske. Der Zug mit der Dänischen Me, auch heute?
Immer wenn man die Augen öffnete, war das schlechte Wetter näher. Es drückte dick vom Meer her hinein. Wir fluchten bereits wieder mal auf Vorrat und taten wie uns geheissen – wir blieben stehen. Eine blaue Linie lockte uns dann aus dem Auto an die Stelle. Der Hobel, zum Glück nur ein Hobel, kam aber als wir noch auf dem Weg rüber waren mit den Schneeschuhen.
Und dann warteten wir mal. 30min in der Sonne, im Wind. Und alsbald wurde es hinten dunkel und das dunkel zog näher. Lønsdal und der ganze aufstieg aufs Fjell waren bereits dunkel. Ob wir uns nicht besser weiter südlich gestellt hätten? Aber da zog es genau so rein.
Es löste sich aber auch wieder auf, es könnte für den Personenzug gerade noch so gehen? Tatsächlich, nicht 5min vor dem Zug zog es zu, sondern 5min danach. Der Personenzug war also schonmal im Licht, dankeschön!
119 – Dann gingen uns die Ideen aus, und das Wetter zog auch zu. Ob es noch etwas wird für Zug 472? Wir warteten bei der Kurve beim den Semska Häusern gemütlich und es reichte. Lok 653 kehrt zurück nach Süden.
Dieser 472 kreuzt ja in Bolna, wie gestern schon, mit dem kurzen Nordfahrer. Also in 30min bei uns, so lange konnten wir ja noch eben warten, auch wenn das nichts mehr würde. Denn wie hat es Gubi so treffend gesagt; auflösende Wolken auf dem Saltfjell, seltenst gesehen, vor allem nicht am Nachmittag. Er sprach mir aus der Seele, oft genug hat man es genau so erlebt. Nach dem Mittag suppt es ab und das wars dann. Aber es wurde wieder heller, denn die Wolkengrenze zog sich wieder zurück und Gubi wurde lügen gestraft.
Wir kämpften jetzt nur noch etwas mit dem Schatten des Hügels, der schon wieder auf die Gleise zog. Aber wenns weiter nichts ist, das konnte man sich nämlich rauslaufen. Nur jetzt ja … der Zug kam, und es war die zweite RailCare Mietlok davor. Nichts mit Me. War das jetzt gestern ein absoluter Glückstreffer oder heute Pech? Egal, wir konnten zufrieden sein! :-)
121 – Wir waren uns ziemlich sicher, dass das Licht für 5793 weg wäre, deshalb blieben wir einfach da. Aber es wurde eher besser als schlechter. Äusserst Schade war die Lok, wir hätten wie gestern auf eine Me gehofft. Es kam stattessen die schon so oft gesehene 68 901.
Und da sich das Wetter so gut hielt warteten wir die 30min auch noch eben auf den nordfahrenden Tagzug an der gleichen Stelle. Eine Di4 darf man nicht verkommen lassen!
123 - Wir hatten es nicht eilig … und warteten noch auf den Schnellzug 471. Der wird ja jetzt sicher nicht … doch … auch der hatte noch Sonne. Mit der Drohne der Versuch etwas bei den Semska Häusern zu machen.
Ja und so hatten wir das. In der Kälte liefen wir zurück. Jetzt konnten wir die «Schneeautobahn» nutzen die wir aus Langeweile mit den Schneeschuhen getrampelt hatten. So ist es halt, wenn man warm bleiben will, die Bewegung macht’s.
Am Auto ging das umziehen los, Schuhe wechseln, Skihosen aus, Socken wechseln usw. Mit der Sitzheizung wurde es dann schnell auch angenehm warm. Und jetzt rüber nach Schweden, der Plan sah eine Überachtung in Malå vor. Denn das ist schon Teil des letzten grossen Plans in diesen Ferien (für mich). Wir müssen nach Süden, nicht nur wegen meinem Rückflug am Sonntag, auch weil uns das Wetter da hintreibt. Die Idee Abisko / Kiruna ist mit den Prognosen gestorben.
Morgen ist es eigentlich nirgends Wetter, ausser in einem Streifen zwischen Luleå und Umeå soll es ganz OK werden. Ein paar Sonnenstunden sollen es sein, ob wir in denen etwas abstauben können wird man sehen. Wir rechneten lieber mal nicht damit.
Wir fuhren also runter vom Fjell, und zwar im Norden. Um dann kurz darauf rechts abzubiegen auf die Strasse zur Grenze, nach Schweden. So oft schon an dieser Abzweigung vorbei gefahren, immer gedacht was da wohl kommt … und jetzt fuhren wir da nach hinten.
Nach einem langen Tunnel fährt man durch ein ewiges Tal und dann steil Berg an. Die Strasse ist nicht ganz so wichtig wie die E6, was man am Räumungszustand sah. Das war für uns kein Problem, für den slowakischen LKW vor uns schon eher. Er liess uns aber bald vorbei und dann brausten wir der Grenze entgegen. Kaum gedacht waren wir schon da, Norwegen ist an der Stelle unheimlich dünn.
Auf der schwedischen Seite war die Strasse deutlich besser geräumt, eigentlich schwarz. Man fährt über ein riesiges Fjell mit einem nicht enden wollenden See. Es war wunderschön mit der untergehenden Sonne im Rücken. Bis die Sonne dann langsam versank und der Dämmerung wich. Die Dämmerung endete nicht, bis wir am Hotel waren. Es war auch erst 19:30 Uhr. Das war doch mal eine angenehme Ankunftszeit!
Aber Essen … ja das wäre noch was vorher. Ein Pizzaschuppen – wie es in Schweden wirklich in jedem Kaff einen gibt – hatte bis 20 Uhr auf. Und wir wurden noch bedient. Gubi gönnte sich ein Bier (gab sogar Bira Morreti – was den Laden dann vom Durchschnitt abhebt ;)) und ich blieb bei einer Cola.
Das Hotel war mit vollem Magen und nach dem Tanken schnell gefunden. Es ist wohl «under new management»? Denn Bewertungen gibt es kaum, dafür für ein anderes Hotel an der selben Lage. Da gibt’s aber nur eins. Die Bewertungen waren … durchwachsen, aber gross Auswahl hatten wir sowieso nicht. Also so in der ganzen Region nicht. Was wir sahen machte aber einen guten Eindruck. Zimmer 10 … wir liefen den Flur nach hinten und bei 9 hörten die Zimmer auf. Dann eine kleine Rampe hinauf ums Eck und schon waren wir im Altbau. Danke schön, Nummer 10. Und dann noch ein Bett anstatt zwei einzelne.
Zurück, wir hätten gerne ein anderes Zimmer mit zwei Betten, wie gebucht. Hahaha, neinnein, es sind zwei, man kann sie auseinander schieben. Äh … kann man? Das haben wir geschaut. Also try again, und nein. Es kamen dann zwei Angestellte und schauten es sich an. Das hätten sie ja noch nie gesehen. Ahhhhha! «Under new management», seit gestern? ;)
Es gab dann Zimmer 11, nicht etwa 9. Und Zimmer 11 war dann tatsächlich die letzte Besenkammer. Kein Platz für gar nichts. Aber wir waren hier ja tatsächlich NUR zum Schlafen. Und das wird schon.