Fjellhopping im Winter – Skandinavien 2022 – Teil 3

Von Neel Bechtiger

Freitag 11.03.2022 / Dombås – Stjørdal

Die Nacht in der Hütte war toll, kalt (auch im Schlafzimmer), aber toll. Ich habe prima geschlafen und bin dann in der Früh auch sehr gut rausgekommen. Eilig hatten wir es nicht und die Schokomilch – natürlich mit der guten Tine Milch – stand auch schon im Vorraum kühl gestellt. So liess es sich aufstehen. Frühstück war nichts dabei in unserer Herberge, war aber auch nicht sooo schlimm.
Wir hatten uns gestern noch einen Plan zurechtgelegt und mussten so heute, in der Theorie zumindest, nicht mehr viel studieren sondern einfach stupido dem Plan folgen. Das Wetter hielt sich schonmal daran, es war einfach blau draussen.
An Zugverkehr war heute wieder einiges geboten, so eine richtige lange Pause gibt es eigentlich nur eine im Plan. Aber der Plan muss auch erst mal funktionieren. Der erste Punkt war ein Südfahrender Güterzug von CargoNet kurz hinter dem Bahnhof von Kongsvoll am Nordende des Fjells. Wir parkten im Schatten und froren die ersten 20min. Wir waren viel zu früh dran … als der Zug auf der Karte dann näher und näher rückte stiegen wir hinauf auf den Felsen. Im Winter auch wieder einfacher als im Sommer vermutlich :-). Und schon war ich das erste Mal froh, gleich die dicken Schuhe und die Skihosen angezogen zu haben heute.




Die El14 kam prima in der Sonne und der erste Programmpunkt war erfolgreich erledigt. Also weiter zum zweiten. Erst ein «Panzerzug» und dann GreenCargo. Dafür fuhren wir aufs Fjell hinauf in den Abschnitt vor Hjerkinn, wo die Strasse so mondän langweilig neben der Strecke läuft. Im Winter kann man da aber auch wieder besser stehen als im Sommer dank der dem Meter Schnee, der die Augenhöhe etwas nach oben versetzt.
Erst spurten wir unten an der Strecke die Stelle für GreenCargo frei und dann liefen wir quer rauf für den Querchschuss auf SJ Norge mit dem Bm73. Im Kasten, und nur 5min später waren wir an der Strecke unten. So schnell musste es gehen, denn die zwei Züge folgen sich im Blockstabstand.
Eine leise Hoffnung schwang bei GreenCargo mit die AlphaTrains Lok von gestern wieder zu sehen, anstelle etwas normalem. Die grüne Front mit mehr Rund als Trax war dann aber noch erfreulicher, eine Rc habe ich hier oben mit dem Kistenzug ja noch gar nie gesehen. Aber warum auch nicht … hat man in Schweden ja ein paar von den Loks :-).





Der Zug war durch, der Plan so weit eingehalten. Es folgt CargoNet mit einem zweiten Kistenzug nach Süden. Der war ebenso im Plan und stand alsbald auf unserem Plan. Für ihn waren wir etwas ideenlos, zugegeben. Aber auf Fokstua hatten wir einfach so überhaupt keine Lust. Und weiter unten wollten wir nicht, denn der Schnee ist nur auf dem Fjell so richtig schön.
Also mal wieder ein DO-Bild (Drone Only). Das ist hier oben so eine Sache mit der Drohne. Viel Naturschutzgebiet. Fliegen darf man nur vom Vålåsjøen bis zum Bahnhof Hjerkinn und dann im Abstieg wieder auf der Nordseite. Der Rest ist Flugverbotszone. So suchten wir uns den Abschnitt südwestlich vom Bahnhof Hjerkinn aus, da stimmt das Licht und ohne Drohne wird man da auch nie ein Bild machen können. Erst gab es aber einen schnellen Lunch im Auto. Wir hatten schon etwas Hunger, und Tubenkäse und Polarbrot lag noch rum. Und dann war der Zug auch schon fällig … und er kam etwas schneller als erwartet. Aber wir standen mit der Drohne schon so ungefähr da, wo wir wollten.




Nächster Punkt, die El18 nach Oslo. Er kreuzt praktischerweise in Kongsvoll mit einem Panzerzug nach Norden. Also praktisch .. immerhin kommen dann zwei Personenzüge kurz hintereinander. Für die beiden gaben wir uns den Bahnhof von Hjerkinn von hinten. Das Licht ist zwar solala und die Stelle … mmmh … aber der Blick fehlt mir noch komplett und wir hofften mal auf eine Schneebedeckte grusselfläche an der Ausfahrt. Die ist nämlich ein Installationsplatz für was auch immer und im Sommer einfach braun/grau. Auch nicht schöner, als weiss im Winter.
Wir irrten hinter dem Bahnhof etwas hin und her und so richtig glücklich wurden wir nicht. Die Personenzüge gehen immer auf Gleis 1, und da ist im ganzen Bahnhofsbereich eine Schneemade im Weg, also gibt’s ein U-Boot Zug. Und das musste nicht zwingend sein. Wir standen daher dann tatsächlich an der nördlichen Einfahrt und die Drohne stand and der südlichen :-).






Die Züge waren durch und jetzt hatten wir mal etwas eine Pause. Denn der nächste Güterzug nach Süden, der nächste Zug überhaupt, würde erst in über einer Stunde kommen. Gestern war es eine Traxx, heute wird es auch wieder eine sein. Eine helle Lok, die muss man vom Ausblick machen beim Militärstützpunkt gleich hinter dem Bahnhof Hjerkinn – dem Viewpoint Snøhetta. Da sind wir dann raufspaziert. Das ging ohne Schneeschuhe deutlich besser als erwartet.
Da oben setzten wir uns hin und …. sahen einen Bi-Modal FLIRT in Richtung Norden fahren. Aaaaha, das war also die blaue gestrichelte Linie im Fahrplan. Die hatten wir irgendwie «vergessen». Dabei war sie in unserem Plan sogar drin. Da waren wir jetzt mal selber schuld. Wir konnten natürlich ein Bild vom Zug machen. Aber an der Stelle braucht man eine lange bunte Schlange, so ein Lichtfressendes Stadlerding funktioniert von da oben nicht.



Und zu allem Überfluss durchkreuzte der Güterzug auf den wir warteten unseren Plan. Er war nämlich viiiel zu spät unterwegs, zwischen 50 und 60min um genau zu sein. Das würde knapp für den nächsten Programmpunkt …. Und der (Güterzug am Felsentunnel nach Norden) war sowieso am kippen. Dieser Güterzug war auf der Togkart nämlich gar nicht drauf. Es wurde jetzt etwas schwerfällig ;-p.



Wir änderten den Plan dann. Der Güterzug nach Süden, der mit der Verspätung, kam dann mit 45min Verspätung bei uns durch – das hätte zwar gerade so gereicht? Wir hirschten schnell runter zum Auto (oder hier oben muss man eher sagen wir Moschusochsten runter zum Auto) und fuhren in Richtung Dombås. Der Güterzug tauchte aber nicht auf der Karte auf. Somit war für mich klar, ich wollte beim See bleiben. Denn wenn er nicht kommt gibt’s da unten noch EIN Bild von einem Bm73 als Nachschuss. Nichts tolles … den kann man hier am See als Frontschuss einfach mal besser machen (mit der Drohne).
Hätten wir da gesehen, was wir 20min später gesehen haben, nämlich ein grauer Punkt der sich auf der Togkart in Richtung Dombås bewegt von Süden her, hätten wir anders entschieden. Aber der Zug tauchte erst in Dovre plötzlich auf. Ob es an der Zoomstufe lag? Es wird ein Rätsel bleiben. Zum wechseln waren wir jetzt zu spät.
So mussten wir den Güterzug halt auch am See mitnehmen, was aber kein Problem war, Streiflicht geht immer.





Und das wars dann, unser Plan fand ein Ende. Oder doch nicht? Beim warten auf den letzten Zug reifte noch etwas. Der nächste südfahrende SJ Norge Panzer ist nur 2h hinter dem letzten unterwegs, also nicht soo weit weg. Auf dem Fjell hat es zwar kein Licht mehr, aber südlich von Otta müsste es noch eine Ecke geben wo die Sonne in einem tief eingeschnittenen Tal rausschaut.
Also fuhren wir nach dem El14 Streiflichtbild da runter, war unsere Richtung sowieso. Und tatsächlich, die Sonne schien noch, und die Stelle taugte sogar ausserordentlich. Die drei Minuten Verspätung der SJ mochte es gerade so noch vertragen, nur 2min später war dann das Licht aber endgültig weg. Das war ein netter Abschluss der so auch gar nicht geplant war.



Und dann auf nach Trondheim, bzw. sogar an Trondheim vorbei zum Hotel. Nächst dem Flughafen buchten wir uns für sehr faires Geld ins Radisson Blu ein. Man gönnt sich ja sonst nicht, nichtwahr.
Die Fahrt zog sich wie üblich, Trondheim ist nie nah und die E6 in diesem Bereich ist nur selten ein Spass. Das Hotel erreichten wir kurz nach dem kompletten eindunkeln und wir parkten unser Auto im Flughafenparking. So doof, wir wollen das Auto ja nicht vergolden. Wir dachten kurz daran es einfach bei Europcar zu den Mietwagen irgendwo rein zu stellen … obs auffallen würde? :-)
Mit Blick aufs Rollfeld wo den ganzen Abend über immer mal wieder etwas von Wiederø durchrollte schlafen wir jetzt alsbald ein. Morgen geht’s dann in erster Linie um die Bi-Modal FLIRT. Und vielleicht kann man noch den ein oder anderen Bm92 abstauben, die sollte man jetzt vielleicht besser nicht mehr verschmähen, denn sie sind wohl soooo lange nicht mehr im Einsatz.
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Samstag 12.03.2022 / Stjørdal– Grong

Wochenende in Norwegen. Immer eine traurige Angelegenheit was den Zugverkehr betrifft. Und irgendwie schaffen wir es immer wieder an einem Wochenende um Trondheim zu sitzen. Es gibt schlimmere Orte, immerhin gibt es hier Personenverkehr im 2h-Takt.
Aber wie gesagt, es gibt einen neuen Motivator. Der kommt aus Polen … also eigentlich aus der Schweiz. Der Bi-Modal FLIRT der Reihe Bm76. Bald wird er vermutlich zur Landplage und man trauert den Bm92 hinterher. Aber noch sind sie neu und speziell. Und Grund genug zu sagen, einen Tag an der Trønderbanen nach Steinkjer kann man sich nochmal geben. Zudem es ja nicht ganz das Einzige ist was hin und her fährt.
Wir standen pünktlich auf, Frühstück war nicht inkludiert und das hätte auch gar nicht gereicht. Ab 7 Uhr wird serviert, bei einem Flughafenhotel. Okok, Trondheim … jetzt nicht das Tor zur Welt. Nur KLM ging irgendwann in der früh nach Amsterdam… gerade als ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster blickte.
Es war früh, denn wir hatten viel vor. Der frühe Vogel und so. Der Fahrplan – hach … es ist wie immer ... ist nördlich von Trondheim etwas eng getaktet am frühen Morgen. Bevor dann über den ganzen Tag dann nur noch Regios auftauchen. Und das beste dran: Der FLIRT packte sich noch mit hinein in das Gewühl von Güterzügen und dem Tagzug nach Bodø. Wenn schon dann richtig, dachten wir uns auch. Denn der Plan war eng getaktet, aber nur bis etwa 11 Uhr – dann wäre der ganze Spass schon wieder vorbei.
Wir planten das alles gestern Abend noch, das tat auch Not. Denn im Plan waren sowohl Süd- wie auch Nordfahrer, die alle irgendwie passend fotografiert werden wollen. Soweit zur Theorie.
Wir sind pünktlich um 7 Uhr raus, liefen zum Parkhaus rüber und schauten uns den Parkgebühren für die Nacht gar nicht zu genau an. Wir wollen uns am frühen Morgen nicht schon die Stimmung verderben lassen. Denn der Blick zum Himmel gab auch keinerlei Grund dafür. Es war wie angekündigt, schöööön mit ohne Wolken.
Wir fuhren an eine Stelle etwa südlich Levanger rauf, da war die erste Stelle. Denn der Spass begann mit dem FLIRT nach Steinkjer. Wir kurvten bei Bauerns um den Hof und standen schon an der ersten Stelle. Die Sonne war gerade schon da und nichts konnte uns davon abhalten das Bild vom Zug da zu machen. Und wir waren früh genug, um noch einen Bm92 abzustauben. Diesen Spass lassen wir uns heute nicht nehmen … wenn es geht nehmen wir die mit.



Nicht im Plan war aber der Güterzug nach Süden. Der kreuzt in Levanger im Plan mit dem FLIRT und der Stellenwechsel müsste gerade so gehen. Da der nun aber fast 15min zu früh vom hohen Norden in den Grossraum Trondheim unterwegs war hatten wir ein Problem. Ausser er wartet die Kreuzung gemütlich in Levanger ab. Darauf wollten wir aber nicht spekulieren und wechselten nach dem Bm92 die Stelle. Dass dann aus den 15m Verfrühung plötzlich deren 20min wurden war so nicht vorgesehen. Wir hatten gerade geparkt da rollt der Zug ums Eck. Mit einem kurzen Sprint gab es ein Bild … aber nur ein Bild. So ein Mist aber auch!



Mit etwas Frust im Bauch wollte Gubi zurück wechseln für den FLIRT an die eigentlich angedachte Stelle. Aber darauf hatte ich jetzt keine Lust mehr. Wir schossen dem FLIRT also aufs Hinterteil und erledigten die Stelle so noch korrekt.



Dann hatten wir ausnahmsweise etwas Luft im Plan. Der nächste Zug auf der Liste war der Tagzug nach Bodø. Für den stellten wir uns gleich nördlich von Levanger an die kleine Brücke über den Feldern. Obwohl wir nicht eilten hatten wir den FLIRT überholt. Gubi sah in im Augenwinkel und die Stelle war «checked». Jäää so macht man das gerne.



So richtig gut stehen konnte man nicht, deshalb waren wir uns einig da gar nicht zu verweilen, sondern gleich an die nächste Stelle im Norden zu fahren: Da wollten wir zwar erst für den Güterzug hin aber dann nimmt man da halt zwei Züge. Denn, Chancen brauchte man da oben möglicherweise. Ein Siff zog auf und machte das ganze zur Lotterie.
Wir fuhren an Verdal vorbei und wer war da plötzlich wieder hinter uns? Der FLIRT. Also gab es Bild Nummer drei an einer Stelle die wir zwar im Kopf hatten, aber aufgrund «fehlender Züge zur richtigen Zeit» abgeschrieben haben. Also gab es bei Trones nochmal den FLIRT.



Oben an der angepeilten Stelle zwischen Røra und Sparbu angekommen zog es zu. Und es blieb so .. beim Tagzug nach Norden. Es blieb so beim FLIRT nach Süden, den wir einfach zur Erhöhung der Chancen auf ein Sonnenbild an der Stelle auch machten und es blieb so beim Güterzug nach Norden. Das war etwas frustrierend …. Vor allem wenn der Wetterlügi von 11 Sonnenstunden spricht.



Und so ging es dann weiter, unter Wolken, im Siff, im Schmodder. Nördlich von Skatval setzten wir uns fest. Wir hatten den FLIRT eigentlich da irgendwo machen wollen wenn er im zweiten Umlauf hoch nach Steinkjer fährt. Aber dat wurde so nix. Den Talent von Mo machten wir da … und wir schauten zu wie uns eine Mz mit Holzzug in den Rücken fuhr. Die war zwar auf dem Tagesaktuellen Fahrplan nicht drauf, aber kam halt. Immerhin, wir konnten gemütlich etwas Essen, denn wir hatten noch eingekauft bei Levanger. Nomnom!
Für den FLIRT ging es dann nach Norden. Wie immer ist das Gras bei den Nachbarn grüner. Also ich meine damit; wie immer sieht der Himmel in jede andere Richtung besser aus und man erhofft sich eine Chance auf Sonne. War nicht. Wieder bei der Feldwegbrücke nächst Levanger warteten wir und der FLIRT blubberte im nichtlicht vorbei.
Wir hatten keine Lust mehr. Aber das Wetter … also da war am Horizont so ein Ende der Wolken zu sehen. Ein gerader Streifen. Und dahinter folgte Blau. Einerseits zog das Zeug, andererseits fällt die Sonne. Und wenn man jetzt dem ganzen noch etwas entgegen fährt könnte es etwas werden? Wir rechneten nicht ernsthaft damit, warteten aber brav an der angedachten Stelle für den letzten FLIRT nach Süden beim am Nestvatnet südlich von Ronglan. Als sich der erste Zug, ein Bm92 Doppel nach Steinkjer, näherte UND die Sonne der Wolkengrenze immer näher kam liefen wir zur Stelle raus. Und kaum 5min nachdem die Sonne da war, kam der Bm92.




Das war ja nett, wird das ein versöhnlicher Abschluss mit dem FLIRT? Fast, oder fast nicht. Denn die Sonne kratzte an den Baumwipfeln. Und der FLIRT hatte tatsächlich irgendwo 12min Verspätung aufgelesen. Dann hat man noch die Kreuzung verlegt und Schwups waren es derer 15. Gerade so im letzten Licht des Tages (wie gestern schon :-)) gab es dann das letzte Bild. Also doch ein versöhnlicher Abschluss an einem ansonsten eher wenig erfreulichen Tag.




Wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns. Nicht übertreiben, nicht gleich Mo, aber bis Grong wollten wir noch. Wir haben uns im Hotel Grong eingebucht, einem mittelmässigen Hotel (laut Bewertungen im Netz), aber zu einem fairen Preis.
In Steinkjer gab es noch Abendessen im vorbeiziehen und so erreichten wir Grong um 20 Uhr. Woher die schlechten Bewertungen im Netz kommen können wir (wie so oft) nicht nachvollziehen, das Hotel Grong ist voll in Ordnung. Ohne Wenn und Aber.
Der Abend wurde nicht unnötig in die Länge gezogen, nur ein bisschen Planung für morgen gab es noch (also nicht viel, wie wir heute gesehen haben ist eine Planung das Papier nicht wert auf dem sie geschrieben ist) und jetzt geht’s ab ins Bett.
Wetter Morgen … haha, toll soll es werden, wie heute! :-). Also zumindest in einem Streifen zwischen Mosjøen und Grong. Und sogar etwas Güterverkehr soll es geben. Aber davon dann morgen mehr.