Zwischen Minho, Douro und Tejo - Teil 2/4
Von Pascal Zingg
Mittwoch 6.10Nachdem uns das Wetter in den Tagen zuvor den einen oder anderen Streich gespielt hatte, wollten wir diesen Schönwettertag effizient nutzen. Konkret sollte es am Morgen nochmals runter zum Tejo gehen, ehe wir am Nachmittag einige Stellen auf dem neueröffneten Abschnitt zwischen Covilhã und Guarda machen wollten. Geholfen haben uns dabei die Erfahrungen der Kollegen Gubler und Bechtiger, die im Mai schon mal an der Strecke waren. Gestartet wurde der Tag an den Portas de Rodão. Anders als noch am Vortag kam der Zug bei herrlichem Sonnenschein. Anders als am Vortag war er aber auch versprayt, was uns doch ein bisschen ärgerte.
Nichts desto trotz ging es zielstrebig zur Barragem do Fratel, wo wir auf den IC 541 aus Lissabon warteten. Da es sich um einen normalen Arbeitstag handelte, war der Zug nun wieder aus drei Wagen gebildet. Gezogen wurde der Zug von 5604, die mit Werbung zum internationalen Jahr der Eisenbahn foliert ist.
Kaum war der Zug durch, packten wir zusammen und verabschiedeten uns in Richtung Covilhã. Ziel war es den IC auf seiner Fahrt nach Guarda zu überholen, so dass wir ihn hinter Covilhã nochmals erlegen konnten. Konkret ging es zum Bahnhof von Macainhas. Auf der Anfahrt zum Bahnhof kamen wir noch einer Strassenbahn vorbei. Diese liessen wir jedoch links liegen, weil ich der Meinung war die Zeit würde nun drängen. Flinkt wurde also eine Fotoposition gesucht. Erst dann folgte der Kontrollblick in den Fahrplan, der uns verriet, dass da noch ein Regio aus Guarda kommen musste. Mit Blick auf den Gegenhangen, verstanden wir, dass man auch diesen Zug erlegen konnte. Also suchte sich jeder seine Fotoposition.
Während sich Huerz für einen Querschuss durchs Gestrüpp kämpfte, versuchte ich es etwas näher bei der Haltestelle.
Im Anschluss hatte ich keine Mühe die Position zu wechseln, dafür kam Huerz erst kurz vor dem IC und vor allem völlig ausser Atem an der Stelle an. Wie sich herausstellte, war der Kampf durchs Gebüsch äusserst mühsam. Immerhin reichte es aber beiden den bekannten IC 541 hinter Macainhas abzulichten.
Da wir nun etwas Pause hatten, ging es erst einmal zurück ins Dorf von Macainhas, wo das Tram abgelichtet wurde.
Anschliessend ging es nach Bellmonte, wo wir unsere Lebensmittelvorräte auffrischten und uns mit kühlen Getränken eindeckten. Wiedererstarkt ging es zurück zur Haltestelle von Macainhas. Dort angekommen wurde etwas Grünpflege betrieben und das Auto für die Weiterfahrt vorbereitet. Wieder wollten wir den Zug verfolgen. Dabei war uns bewusst, dass die nächste Stelle bei Alcaria nur 30 Minuten weg war. Vorerst galt es aber den einfahrenden IC 542 in Macainhas abzulichten. Dabei war es schon etwas grotesk, dass ein Intercity an einem Bahnhof irgendwo im Nirgendwo hielt. Man darf wohl davon ausgehen, dass diese Haltestrategie nur ein Einführungsangebot ist, das bald aufgegeben wird.
Da die Zeit nun knapp war, hatten wir nach Abfahrt des Zuges nicht mehr viel Zeit um über Sinn und Unsinn dieses Haltes nachzudenken. Stattdessen gings auf die Autobahn, wobei Navigator Huerz berechnete, dass es in Alcaria eine Punktlandung werden würde. Dank gutem Fahrer und noch besserem Navigator holten wir allerdings noch die eine oder andere Minute heraus, weshalb wir die Stelle ohne Probleme erreichten.
Weiter führte uns der Masterplan wieder auf den oberen Streckabschnitt, wo wir uns zwischen Benespera und Macainhas aufstellen wollten. Dabei wurde erst einmal ein Nachschuss vom Künstlerzug 2280 erstellt.
Da es nach diesem Zug rund eine Stunde ging, bis der IC 543 kam, ging es noch einmal zurück zum Auto. Das freute vor allem Huerz, weil er sich so gar nicht mit den kläffenden Hunden vom lokalen Bauernhof anfreunden konnte. Begleitet vom Gebell der drei Tiere ging es anschliessend wieder hoch zur Stelle, wo wir 5614 mit Frontschaden ablichteten.
Da beide Züge auch wieder zurückkommen sollten, liefen wir anschliessend dem Gleis entlang in Richtung Macainhas und Covilhã. An der neuen Stelle angekommen mussten wir dabei bibbern ob die Schattensituation beim IC noch ein Bild zulassen würde. Obwohl es schlussendlich sehr knapp wurde, sollte es aber bei beiden Zügen mit einem vernünftigen Bild klappen.
Zufrieden mit der Ausbeute dieses Sonnentages ging es im Anschluss noch daran einige Kilometer Autobahn zu schruppen. Über Guarda und Aveiro ging es an Porto vorbei zum nördlich gelegenen Flughafen, wo wir unsere Zelte für die Nacht aufschlugen.
Donnerstag 7.10
Da ich 2015 schon einmal in Portugal war, konnte ich vor allem am Douro und Tejo von gewissen Vorkenntnissen profitieren. Anders sah dies an der Linha do Minho aus. Die Strecke von Porto in den Norden ist landschaftlich weniger interessant als beispielsweise die Linha do Douro oder die Linha do Baira Beixa. Da vor sechs Jahren die gleichen Dieseltriebwagen auf dieser Linie fuhren, wie im Dourotal, wagte sich kaum jemand auf die Linha do Minho. Eine Attraktivitätssteigerung stellte sich erst mit der Elektrifizierung der Linie und der damit verbundenen Aufarbeitung der Nez Cassez des Typs 2600 ein. Plötzlich trat auch diese Linie auf das Radar der Bahnfotografen. Emsig hatten man deshalb vor der Abreise noch nach Stellen gesucht. Eine solche befand sich bei Bemposta. Eigentlich nichts Spektakuläres, aber man konnte den Zug hier immerhin mit etwas Hintergrund erlegen. Grund genug für einen IR an diese Stelle zu fahren. Kaum angekommen, hörten wir das Horn eines Dieseltriebwagens. Staunend sahen wir uns an, um sogleich zu merken, dass wir die ICs nach Vigo nicht auf unserem Plan hatten. Schlimmer noch, als kurz später der Gegenzug kam, war ich noch immer nicht bereit für das Foto. Besser machte es derweil Huerz, der die Kamera bereits im Anschlag hatte.
Da wir bis zur Nez Cassez noch etwas Zeit hatten, begannen wir zu diskutieren, wie wir den Gegenzug erlegen könnten. Ich wollte deshalb zur anderen Seite der Kurve laufen, um zu sehen, ob man dort etwas umsetzen konnte. Noch bevor ich jedoch loslaufen konnte, kam via Handy die Hiobsbotschaft des Tages. Die Portugiesen hatten für den darauffolgenden Freitag einen Streik angesagt. Während ich auf der Suche nach einer zweiten Stelle war, vibrierte deshalb das Handy immer wieder. Da auch die Kollegen Gubler, Bechtiger und Wipf im Land waren, diskutierte man hin und her, was denn nun am Streiktag laufen sollte. Kollege Wipf tischte irgendwann einen Notfahrplan auf. Auf diesem waren Züge, die bestimmt geführt wurden, was mit dem Rest war, wussten wir nicht.
Zurück von der Erkundungstour zeigte sich, dass die die Nez Cassez auf dieser Strecke etwas Besonderes sind. Kurz vor der Durchfahrt des Zuges tauchte nämlich auch ein einheimischer Fotograf auf. Zu dritt wurde somit der IR 831 aus Figuera da Foz festgehalten.
Aufgescheucht durch den Streik, galt es vorerst jeden Zug zu erlegen. So wechselten wir auf die andere Seite der Kurve. Dort angekommen merkten wir jedoch, dass die Sonne schon zu sehr in die Achse gedreht hatte. Als Notschuss musste deshalb ein Kurvenfrosch herhalten. Leider versagte bei diesem Schuss der Autofokus der Kamera. Genauer gesagt, fokussierte er ins Nichts, weil ich ihn falsch eingestellt hatte. Das passiert dann wohl, wenn man eine neue Kamera hat. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag war damit Huerz der einzige von uns zwei, der dieses Foto hatte.
IR 852 Valença – Porto São Bento wird von 2611 geführt. Die Beklebung wirbt für das Internationale Jahr der Eisenbahn und wird als Sushi bezeichnet.
Weiter ging es nun nach Valença. Ziel war es einen Güterzug der Takargo beim Grenzübertritt auf der Minho-Brücke abzulichten. Abenteurlich war dabei nicht die Suche der Fotostelle, als vielmehr der Weg dorthin. Um zur Fotostelle im Fort zu kommen, musste man durch drei sehr enge Tore fahren. Die Durchfahrt war so eng, dass meist nur eine Handbreit auf beiden Seiten der Rückspiegel übrigblieb. Da der Fahrplan auf der Minho nicht sehr dicht ist, hatten wir allerdings auch keinen Stress um durch die Tore zu kommen. Nein, wir hatten an der Stelle gar noch eine Stunde Zeit, um der Sonne zuzuschauen, wie sie das Motiv langsam aber sicher ins richtige Licht tauchte. Kaum hatte die Sonne gedreht, kam dann auch schon der Holzzug aus Vigo.
Takargo 335 001 mit Güterzug 48844 Vigo – Ramal Louriçal-Celbi auf der Grenzbrücke bei Valença. Im Hintergrund ist das spanische Tuy zu erkennen.
Mit dem Bild in der Tasche ging es ein weiteres Mal durch die engen Tore des Forts und weiter nach Durraes. Dort brauchten wir einige Zeit um eine Stelle zu finden, die die dortige Brücke ins richtige Bild setzte. Beim Warten auf den Zug, war dabei nicht klar, ob wir der Güterzug noch kommen würde. Dies, weil er laut System ewig in Valença rumstand. Wie sich später herausstellte, war dies jedoch eine Fehlinfo. So kam der Güterzug doch noch pünktlich.
Da rund eine Stunde hinter dem Güterzug noch ein Inter Regio folgen sollte, warteten wir vorerst an dieser Stelle. Während der Wartezeit bekamen wir indes diverse Nachrichten von den Kollegen Gubler und Bechtiger, die berichteten, dass immer mehr Züge auf Grund des Streiks ausfielen. Bei uns lief es allerdings noch immer nach Plan. So kam auch IR 854 pünktlich aus Valença.
Nach dem IR wechselten wir auf die andere Seite der Brücke, wo zwei Regios und weiterer IR festgehalten wurden.
Zum Abschluss des Tages wollten wir noch die Meerstelle bei Ancora Praia umsetzen. Wie sich herausstellte, hatte der Streik nun aber auch uns eingeholt. So kamen weder der erwartete Regio, noch der geplante IR. Was uns blieb war somit nur der Sonnenuntergang.
Freitag 8.10
Es war zwar nicht Freitag der 13., doch fühlte sich dieser Tag wie einer an. Um es auf portugiesisch zu sagen, war dieser Tag «suprimido», gestrichen. Schon beim Morgenessen in Viano do Castello wurde uns die Bedeutung dieses Wortes schlagartig bewusst. Ausser dem IC nach Vigo, einem Güterzug am Mittag und dem nachmittäglichen IR-Paar aus dem Notfahrplan, war nämlich alles «suprimido». Wir versuchten indes das Beste aus der Situation zu machen und stellten uns auf den Aussichtsberg bei Mollendo, schliesslich sollte da ja immerhin der Triebwagen nach Vigo kommen. Es blieb beim sollte, denn ca. zwei Stunden nach der geplanten Durchfahrt ging auch dieser Zug auf suprimido. Da man an diesem Tag auch in Spanien streikte, ist bis heute nicht klar, ob der INT 420 ev. bis Tuy fuhr und dann auf den 421 wendete.
Wir gaben rund 90 Minuten nach der Planzeit auf und erkundete noch die eine oder andere Stelle auf dem Weg nach Valença. Ebenfalls fuhren wir noch rüber nach Tuy, wo im Bahnhof gähnende Leere herrschte. Gähnende Leere gab es anschliessend auch auf der Grenzbrücke, denn auch der geplante Mercadorias wechselte irgendwann auch auf suprimido. Genervt von der Tatsache, dass die Portugiesen bei schönstem Wetter streiken mussten, ging es nun nach Barroselas. Das positive an dieser Stelle war, dass der IR 855 im Notfahrplan war und deshalb kommen musste. Der negative Punkt war, dass der Zug an dieser Stelle nicht mehr viel Seitenlicht hatte. Da wir keine andere Stelle kannten, entschieden uns jedoch trotzdem für den Blick auf die Kirche.
Mit immerhin einem Erfolgserlebnis ging es nun nochmals an die Stelle von Ancora Praia. Dort sollte nämlich der Gegenzug von 855 ebenfalls im Licht kommen. Sollte, denn inzwischen hatte der Atlantik jede Menge Nebel produziert, so dass wir die Segel alsbald strichen und uns wieder ins Dourotal verkrümelten.