Spanien und Portugal im Frühsommer 21 (2/3)
Von Neel Bechtiger
Mittwoch 19. Mai 2021Übernachtet haben wir ja in Viana do Castelo am Stadtrand. Und das Frühstück des Hotels war wie das Hotel selber, einfach gut. Wir konnten uns aber nicht zu lange dem Buffet widmen, denn wir hatten relativ früh ein Date mit dem ersten Interregional in der Früh.
Bei Moledo do Minho führt die Strecke für kurze Zeit relativ nah am Meer entlang bevor sie dem Minho entlang in Richtung Valenca führt. Der Minho ist in dieser Gegend auch direkt die Grenze zu Spanien. Und da oben gibt es dann ja auch noch den Grenzübergang. Aktuell (bzw. im Sommer) gibt es nur ein Zugpaar über die Grenze, ein Internacional. Da die Strecke über die Grenze aber noch nicht unter Strom steht fragten wir uns was da wohl fährt? Die Antwort unten … es war eigentlich zu erwarten.
Nun, wir sind so raus, dass wir um kurz nach 7 Uhr am Miradouro do Sino dos Mouros standen. Das ist ein Aussichtspunkt hoch zu Berg direkt bei Moledo. Praktischerweise führt die öffentliche Strasse direkt an den Fuss des Aussichtsbergs, der dann in 2min über eine Treppe erklommen ist.
Gerade als wir da rauf sind entschwand der einzige IC des Tages gerade in Richtung Porto / Lissabon. Der hätte sogar schon etwas Licht gehabt, an einer Stelle die wir so gar nicht auf dem Radar hatten. Somit war klar, wir müssen nicht nur einen Nordfahrer sondern auch einen Südfahrer machen auf dem Felsen.


Dann ging es Schlag auf Schlag, also bei Triebwagen. Es folgen Regios und dann bereits das International Zugpaar von und nach Vigo. Für den ersten Regionalzug fuhren wir nahe ran, was für eine Lok auch nicht schlecht gekommen wäre.

Beim grübeln wo wir den ersten International machen wollen fand ich auf Google Maps einen weiteren Aussichtspunkt. Den Miradouro da Fraga. Er liegt oberhalb von Senhora da Agonia gleich an der Mündung des Minho. Durch den Markt des Ortes verloren wir etwas Zeit und dann wurde es plötzlich etwas knapp auf den Zug nach Vigo. Aber das Auto kann man zum Glück praktisch wieder direkt am Aussichtspunkt hinstellen. Und so kam der International wie erwartet mit einem Spanischen Triebwagen, von der CP gemietet. Jene die auch im Durotal fahren, die Leistung passt natürlich um die Triebwagen mit «ihrer Heimat» zu verbinden, wobei die wohl von der CP in Porto selber gewartet werden? Immerhin, der Triebwagen hat einen grossen Anteil weiss in der Lackierung, was ihn etwas auffälliger macht als die CP Regios mit den Sickenwänden.

Wir fuhren wieder runter von unserem Aussichtspunkt und sofort zurück zum ersten von heute früh. Denn der Gegenzug aus Vigo war schon fällig, und für so einen weissen Triebwagen hatten wir noch den Weitblick im Köcher. Leider war kein IR mehr im Plan mit dem wir diesen umsetzen konnten. Also wieder hinauf auf den Miradouro do Sino dos Mouros und warten.

Und dann hatten wir noch ein IR Zugpaar zur Erledigung. Dann hatten wir es bereits wieder gesehen, denn die Stellen drehen aus dem Licht und unsere Ideen waren eher nicht mehr vorhanden. Ausserdem wollten wir morgen bereits wieder in Guarda sein, da muss man noch etwas Strecke machen. Und unterwegs ist das Durotal, wo wir uns einen gemütlichen Nachmittag vorstellten.
Aber erstmal die IR’s, für den Südfahrer hätten wir gerne die Lok in Gross und das Meer im Hintergrund. Diese Konstellation gibt es um diese Zeit eigentlich nur in der Kurve unten (von Bild 1). Da stellten wir uns dann hin und es geht schon irgendwie so ein bisschen. Beim warten auf den IR kam von hinten sogar noch Medway mit einer G4000 und einem langen Güterzug vorbei. Machen konnten wir damit aber nichts, dafür hätte man auf einem der Aussichtspunkte stehen müssen.
Weil wir heute ja schon fleissig die Aussichtspunkte wechseln ging es für den letzten IR nach Norden nochmal zum Miradouro do Sinos. Nach dem Triebwagen darf es von da oben gerne auch noch ein richtiger Zug sein. Dass dann die «grün/orange» Lok kommt wäre definitiv nicht nötig gewesen, aber immerhin kam die erst zum zweiten mal.

Linha do Douro – so hiess unser Ziel. Da sollen ja dem vernehmen nach nicht mehr nur die Spanischen CP Triebwagen laufen sondern viel mehr Lokbespannt. Zwar nur mit den Rangierhobeln aka CP1400 (Mittelführerstand = Hobel, ich weiss – es sind richtige Streckenloks). Und das hatten weder Gubi noch ich, so könnte man sich das doch gerne mal anschauen.
Die Fahrt zog sich etwas hin, um 14 Uhr standen wir aber bereits an einer Stelle hoch über dem Douro bei Finzes. Die Hochlichtklingel war zwar noch laut und deutlich zu hören, aber wir standen trotzdem. Weisse Triebwagen gehen ja auch so.
Oder kommt eine Lok mit Wagen? So ganz klar war das nicht, denn welche Züge fahren hier wie? Es gibt wieder IR und Regios in der Zugkategorie, und wir denken einfach mal IR = Lok und R = Triebwagen? Da passte die Sichtung eines Zuges von hinten irgendwie nicht dazu, denn das war eine Lok. War aber auch zu einer mutigen Zeit, denn um diese Uhrzeit war nichts drin. Nun, die Verspätungen hielten sich dann auch den ganzen Nachmittag hartnäckig.
Ja also, wir standen und es kam wie erwartet ein Miettriebwagen, schön sauber!

Das war doch schonmal schön. Dann war schon fast Zeit für den ersten IR nach Porto, und für den wollten wir näher ran. Direkt in Pala gibt es verschiedene grosse Viadukte, und beim westlichsten kann man gemütlich direkt dran stehen. Es dauerte aber etwas, denn ein Stundentakt ist nicht auf der Strecke. So war es äusserst gemütlich.


Jetzt wurde es spannend. Wir hatten nur unweit von Pala nochmal ein Viadukt auf dem Radar. Das wollten wir umsetzen, am liebsten mit einem Zug mit Lok nach Porto. War jetzt natürlich schwierig, dauert nämlich noch etwas. Und die CP App wusste bereits von vielen Verspätungen in der Zukunft. So standen wir da einfach mal und hatten noch einen Regionalzug im Köcher, also ein Triebwagen den man immerhin nachschiessen könnte. Aber soweit mussten wir es gar nicht erst kommen lassen, denn der nächsten IR hinein ins Tal war wieder ein Triebwagen anstatt einer Lok.

EIGENTLICH hatten wir hier im Dourotal beide noch eine Ecke offen und so schön das Viadukt wo wir gerade waren auch ist - uns zog es nach Aregos. Denn die Aussenkurve auf einem Damm macht man nur wenn die Sonne im Sommer weit genug rum kommt. Also an ungefähr 3 Monaten im Jahr. Deshalb hatten wir auch beide die Stelle noch gar nicht im Archiv.
So beliessen wir es beim Triebwagen und fuhren rüber nach Aregos. Wir erwischten wohl «die falsche Zufahrt» zum Ort und kamen nicht ganz runter. Da wurde es ziemlich Eng für ein Auto. Also liefen wir die 10min eben runter ins Dorf und liessen das Auto oben stehen. Das war aber insofern kein Problem, dass das letzte Foto heute Abend sowieso exakt vom Parkplatz aus gemacht werden soll.



Bei Pala gibt’s ja eben diese Brücken. Und die Sonne geht genau im Tal unter, das Viadukt bei der Iglesia hat eeewig Licht. Auch noch genug für den nächsten IR nach Porto? Vermutlich schon, wir probierten es einfach mal aus.

Ja, das wars dann. Wir checkten nochmal das Wetter und der Plan blieb wie erstellt. Hier und überall ist es kein wahnsinniges Wetter morgen. Aber an unserer Lieblingsstrecke bei Guarda soll es ganz OK sein. Das kam uns gelegen, da hatten wir ja noch einiges offen. Der Nachteil, wir mussten jetzt um 19:30 Uhr noch etwas Strecke unter die Räder nehmen.
Über eine wunderbare kleine Strasse ging es hinaus aus dem Dourotal. Ewig schlängelt sich die kleine Strasse in die Höhe und dann auf einem Bergkamm entlang zur nächsten Hauptstrasse. Bis wir da waren, war es praktisch schon dunkel. Abendessen gab es heute bei Viseu im BK an der Autobahn. So Zeitneutral wie möglich. Um 22:10 Uhr rollten wir bei unserem Hotel in Guarda auf den Platz. 10min später als geplant, denn wir haben uns in Chaos des Autobahnkreuzes mal noch falsch entschieden und hätten nur durch überfahren einer Sicherheitslinie die richtige Ecke erwischt. Darauf haben wir verzichtet und drehten noch eine Extrarunde. Und ab ins Bett, lange würde die Nacht nämlich nicht werden.
[hr]
Donnerstag 20. Mai 2021
Auch wenn es gestern spät wurde, heute früh konnten wir nicht ausschlafen. Denn der Himmel war beim Kontrollblick um 6 Uhr blau und wenn die Sonne erstmal steigt würde es ein herrlicher Morgen. Also raus aus den Federn. Fürs Frühstück waren wir natürlich zu früh.
Die Fahrt begann sofort auf de Autobahn und bei der ersten Raste gings noch kurz rechts ran. Frühstück besorgen … und etwas kühles zu trinken, es könnte heute heiss werden meinte der Wetterbericht.
Wir sind sofort wieder runter wie schon am ersten Vormittag hier zur Brücke bei Macainhas «hinten rauf». Aber heute hatten wir einen Plan zusammen geschustert der es uns eigentlich verunmöglicht ganz hinten rauf zu stehen. Wir hatten keine Zeit auf dem Rückweg 15min durchs Gebühsch zu traben. Denn wir wollten nach dem IC sofort hinauf zur Brücke bei Benespera um da den Regio nach Guarda zu fotografieren. Es wäre nämlich der einzige Zug im Plan der da überhaupt im Licht kommt. Ja, ein IC wäre natürlich schöner, aber das geht einfach nicht mit Licht.
Der Plan ging zum Beginn gut auf, wir waren pünktlich an der Brücke und liefen auf die «untere Stufe». Die Drohne wurde oben platziert, ungefähr da wo man sonst mit der grossen Kamera steht.
Vor dem IC kam aber noch ein Regio nach Süden… ääh, da stand mal so gar nichts im Plan um die Uhrzeit. Der Zug war aber am Ende hässlich verschmiert. Dürfen wir uns die Garnitur von vorgestern wünschen die frei von Schmiererei wäre?



Das war doch mal ein schöner Anfang. Also zurück zum Auto gestresst (wo sind wir nochmal genau durch das Kraut gebrochen?) und hinauf nach Benespera. Da wollten wir die Vormittagsseite des grossen Viadukts nördlich des Haltepunkts besuchen. Dazu ist ein längerer Fussmarsch nötig. Wir fuhren nördlich von der Brücke an die Bahn, da gibt es eine Asphaltstrasse direkt bis aufs Bahnniveau. Dann kann man der Bahn folgen bis man nach etwa 1km vor der Brücke steht. Und dann hinten rauf. Klingt wieder unheimlich einfach und es wäre auch einfach, wenn es denn einfach Wiese wäre. Aber ein Krautfeld eröffnete sich vor uns. Mannshoch, am Boden dicht bewachsen und gespickt mit Dornensträuchern. Man sah also nicht wo man hintritt und musste die Augen immer zwei Schritte vorraus haben um nicht in einem Dornenbusch zu landen. Es war mühsam, es war schweisstreibend. Aber es hat sich gelohnt. Wir waren keine Sekunde zu spät da oben, denn R 5683 kam gerade ums Eck als wir eine Position eingenommen haben an der man stehen kann. Die Sonne schiehn, alles perfekt? Denkste – das Bild zeige ich nicht. Der Triebwagen war auf der ganzen Länge bis unter die Dachkante verschmiert. So erspare ich euch auch das Drohnenbild. War das jetzt wirklich nötig? Der Kampf durchs Gebüsch für so ein Bild?
Zugegeben, ich hätte euch das Bild gezeigt, wenn wir nicht so schlau gewesen wären einfach noch auszuharren. Denn einerseits war Medway wieder drin und andererseits waren wir vom Triebwagen der vorhin runter ist noch immer verwirrt. Wird heute auch mit Regiomaterial Streckenkunde gefahren? So einer könnte ja wieder kommen und die Garnitur von heute früh war ja nicht so arg eingesaut.
Erst kam aber mal der Schleier, dann Medway (leider als Lokzug) und dann tatsächlich wieder ein Regio auf Leerfahrt. Aber nicht wie vermutet von unten sondern von Guarda her. Hat man da oben ein Lager? Der Schleier war gerade stark, lichtete sich aber als der Zug tatsächlich eine Stunde später wieder nach Guarda fuhr. Na schön!

Wir haben richtig gepokert und aus einer Zugfahrt am Vormittag wurden deren vier. Wir haben zwar alle gebraucht um ein herzeigbares Bild zu bekommen, aber sei’s drum. Wir drückten jetzt mal die Daumen, dass genau diese Garnitur heute wieder als Regio auf der Strecke pendelt, denn so schön sauber sollten die Züge sein.
Wir kämpften uns zurück durchs Gebüsch und liefen zum Auto vor. Und jetzt? Es war jetzt etwas schwerfällig. Denn der nächste Zug ist ein IC nach Guarda. Am Mittag nach Norden. Die Hochlichtklingel und die Frontschattenklingeln klingelten um die Wette, aber man muss jetzt da durch, wenn man am Abend nochmal hier sein will. Was will man sonst?
Wir gingen erstmal gepflegt einkaufen und fuhren dann wieder mal zum Bahnhof von Macainhas. Da dreht die Strecke noch am meisten nach Westen, dass man mindestens gut Seitenlicht auf den Zug bekommt. Man kann auch gut quer stehen auf der Strasse und blickt seitlich auf den Bahndamm.

Ja und dann war IC Zeit. Gubi und ich trennten uns und so gab es eine ganze Menge Bilder vom Zug. Er war etwas aktiver als ich, ich blieb nämlich einfach quer stehen. Dummerweise passte die Lok mit den drei Wagen aber nicht in die Lücke, weshalb das Bild im Archiv bleibt. Mit der Drohne hingegen …
Jetzt hatten wir Hunger, und wir hatten Zeit. Denn die nächste Bewegung ist der IC der zurück kommt. In Guarda wird einmal umfahren und dann geht’s gleich wieder zurück nach Lissabon. Der Zug fährt auf der ganzen Strecke ziemlich schlecht im Licht, die Sonne steht praktisch überall auf der Gleisachse. Nicht in Benespera, da haben wir den Zug aber schon, und nicht hier um den Bahnhof von Macainhas. Also blieben wir einfach da. Wir fuhren auf der Südseite des Haltepunkts mit dem Auto in den Schatten und warteten gemütlichst die zwei Stunden bis er kam.


Und jetzt? Wir mussten etwas neues suchen. Weiter in Richtung Guarda gibt es nochmal zwei Brücken in Hanglage. Das Luftbild meinte man kommt ganz gut hin. Eine der Brücken hat man komplett neu bauen müssen und die Baustellenzufahrt ist noch gut im Schuss. Man kommt zwar nicht mehr ganz bis zur Brücke hin – man hat den letzten Teil schon renaturiert – aber die paar Meter laufen konnten wir dann auch noch.
Das war dann eigentlich auch unser Platz bis zum Feierabend. Denn wir wollten da vor allem das nächste IC Zugpaar abwarten, auch wenn es noch 3h weit weg war. Wir setzten uns erstmal im Schatten unter die Brücke und liessen die Zeit etwas verstreichen ehe wir in der Sonne hinauf sind. Und dann immer hin und her zwischen den beiden Brückenköpfen. Es kam nichts mehr was nicht erwartet wurde, inklusive dem Medway Lokzug den wir bis dahin heute etwas vernachlässigt hatten. Es ging alles mit mehr und weniger Schleier, vor allem am Schluss zog es nochmal richtig auf.



Das war doch schön! Regios habe ich jetzt bewusst etwas ausgelassen, die Triebwagen sind einfach nicht so meins – auch wenn wunderbar Portugaltypisch.
Der Abend war noch sehr Jung und wir hatten es heute auch nicht mehr weit. Wir buchten uns in Melia in Castelo Branco. Morgen wollen wir nochmal etwas mit den (wieder) Lokbespannten IC’s da unten machen. Und da bietet sich Castelo Branco an.
Im Hotel, die Sonne ging gerade langsam unter, setzten wir uns erst an die Bar auf der Terrasse und genossen den Sonnenuntergang. Zwei Bier später war Zeit fürs Buffet und da liessen wir es uns gut gehen.
Morgen ist auch noch ein Tag, und dann geht’s auch schon wieder zurück nach Spanien.
Was ist das Resume von der (neuen) Strecke? Feine Sache! Wir haben vor allem unten noch nicht alles gemacht was man vermutlich machen könnte. Aber es hat ein paar wirklich schöne Stellen. Für uns Fotografen ist das Zugangebot leider nicht optimal verzeitet. Vor allem der Mittags IC läuft alles andere als optimal, jener Zug am Vormittag eher zu früh und Abends dürfte er auch etwas früher kommen. Aber alles in allem ein sehr gutes Angebot für eine Strecke die einmal wenig mit wenig durch viel nichts verbindet. Hoffen wir, dass die Strecke im Personenverkehr erfolgreich bleibt. Güterverkehr soll auf jeden Fall auch kommen … zumindest bildet Medway fleissig Personal aus.