Erinnerungen an die Nohab-Einsätze im Kosovo – Teil 2: Die Südbahn
Von Pascal Zingg
Den zweiten Teil dieser Rückblende, beginnen ich wieder am zentralen Ort der kosovarischen Staatsbahn in Fushë Kosovë. Die ersten drei Bilder zeigen das Repertoire an Personenwagen, die man in den Jahren 2009 und 2010 im Kosovo sah. Die Züge mit Nohab und zwei bis drei klassischen Schwedenwagen prägten das Bild im Jahre 2009. Ende des selben Jahres schenkte die ÖBB den Kosovaren einige Schlierenwagen. Diese Wagen wurden von Anfang an in der weiss/roten Lackierung der Hekurudhat e Kosovës (HK, heute TrainKos) lackiert. Während die Schlieren vor allem in den Zügen nach Pejë eingesetzt wurden, sah man auf der Südbahn meistens noch immer die SJ-Wagen. Sie wurden jedoch in der Zwischenzeit ebenfalls in weiss und rot Lackiert. Als «Exote» war stehts auch gelb/rote Wagen der nordmazedonischen Staatsbahn MZ im Kosovo zu sehen. Zusammen mit einem Schweden bildete er in beiden Jahren die Stammkomposition des IC 891/892 Pristina – Skopje – Pristina.
Verlassen wir nun aber den Bahnhof von Fushë Kosovë in Richtung Süden. Auf der Fahrt in Richtung Hani i Elezit geht es dabei an den Depotanlagen der HK vorbei. Hier befinden sich neben viel Schrott auch die Unterhaltsanlagen der HK.

Unmittelbar hinter dem Depot von Fushë Kosovë zweigt die Strecke nach Pejë ab. Dieser landschaftlich reizvollen Bahn wollen wir uns allerdings erst im nächsten Teil widmen. In diesem Teil fahren wir über das Amselfeld, wie das kosovarische Becken auch genannt wird, in Richtung Süden. Da die Landschaft in diesem Bereich eher flach ist, bieten vor allem die diversen Siedlungen gute Motive. So zum Beispiel Lipjan, das vor allem durch sein markantes Hochhaus geprägt ist.

Obwohl sich die Landschaft bis Gurëz kaum verändert, hat der Fotograf beim Haltepunkt von Bablak die Gelegenheit mit etwas Tele den 2498 Meter hohen Ljuboten aufs Bild zu kriegen.
Bevor unsere Fotoreise Ferizaj erreicht, sei hier noch etwas zum Fahrplan gesagt. Mit vier Zugpaaren war die Südbahn die Strecke mit dem dichtesten Personenverkehr. Neben dem IC Zugpaar (Pristina – Skopje) und den Local Train (Fushë Kosovë – Hani i Elezit) verkehrten auch zwei Freedom Trains (Fushë Kosovë – Hani i Elezit), von denen einer bis Mitrovica und Lesak hätte durchfahren sollen. Da es nach den Streitigkeiten um die Unabhängigkeitserklärung der Kosovaren keinen Zugbetrieb in den Norden gab, endete auch dieser Zug in Fushë Kosovë.
Auch ohne den Verkehr nach Mitrovica waren die Züge zu dieser Zeit gut gefüllt, dies zeigte sich beispielsweise bei einem Besuch in Ferizaj. Die Stadt ist der erste grössere Ort nach dem Start in Fushë Kosovë. Dank einer interessanten Ortsdurchfahrt, bietet der Ort einige nette Motive.


Etwas hinter Ferizaj folgt der Haltpunkt Gurëz. Da die Ebene des Amselfeldes nun endet, wird auch die Landschaft etwas abwechslungsreicher. Ebenfalls gibt es hier eine kleine Besonderheit, so steht gleich neben der Strecke eine Kirche für die christliche Minderheit.


Wie wir auf dem letzten Bild erkennen, dient die Strecke aus Nordmazedonien auch dem Güterverkehr. Da sie die einzig funktionierende Grenzstrecke ist, wird der ganze Treibstoff über diese Relation in den Kosovo transportiert.
In Sachen Motiven wird der Bahnfotograf auch rund um Kaçanik fündig, so weiss die Ortsdurchfahrt mit dem Fluss Lepenac und die Durchfahrt beim Zementwerk im Süden des Orts zu überzeugen.
Hinter Kaçanik durchfährt der Zug die Kaçanik-Schlucht, ehe er den Grenzbahnhof in Hani i Elezit erreicht. Hier standen vor allem die Transitgüterzüge für längere Zeit. Dies hatte zur Folge, dass die Dorfjugend bei den vermeintlich leeren Zisternenwagen die letzten Tropfen Sprit in Petflaschen abfüllte. Das Erdölerzeugnis gab es anschliessend für günstiges Geld am Strassenrand zu kaufen. Das Problem war einzig, dass keiner wusste, ob dieser Piratensprit nun Benzin oder Diesel war.
