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Vielleicht kommt ja noch ein Güterzug! (2)

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Montag 5.10.2020
Bei schönem Wetter fuhren wir früh auf den Pass nach Avromovo. Da der Zug nach dem neuen Plan rund 30 Minuten früher kam, war es jedoch nicht sicher, ob er auch im Licht kommen würde. Am Bahnhof angekommen hatte es auf jedem Fall noch kein Licht. Obwohl die Sonne bei der Einfahrt des Zuges schon fast am Bergkamm war, sollte sich dies auch nicht mehr ändern. So erlegten wir 75 004 mit Zug 16102 „Rila“ ohne die erhoffte Sonne.
Zug 16102 "Rila" war in Avromovo leider etwas zu früh für Sonnenlicht.


Etwas besser klappte es rund eine Stunde später bei der Ortsdurchfahrt in Velingrad.
75 004 mit dem selben Zug unmittelbar hinter dem Bahnhof Velingrad jug (Süd)


Zu unserem Missfallen, hatte die Schlonzomatik aber schon ordentliche Arbeit geleistet. So hatten wir am BÜ hinter Velingrad kaum noch Sonnenlicht auf dem Zug. Ähnliches galt auch für den Halt in Konstandovo.
75 004 mit 16102 "Rila" zwischen Velingrad und Konstadovo, ...


... und im Bahnhof von Konstandovo.


Nicht viel besser sah es zunächst hinter Dolene aus. Hier wurden wir erst einmal vom Gegenzug überrascht. Dieser war in unserem Plan völlig verloren gegangen. Es war jedoch eine Erkenntnis, die wir uns für einen weiteren Besuch auf der Rhodopenbahn merken wollten. Dieser zweite Besuch sollte irgendwann gegen Ende der Tour bei besserem Wetter stattfinden. Vorerst war aber noch der aktuelle Tag zu erledigen. An diesem kam 16102 dann doch noch im Halblicht.
75 004 fährt die Tsepino-Schlucht hinunter, soeben hat sie das Seitental bei Dolene verlassen.


Wir verfolgten den Zug weiter die Schlucht runter und mussten feststellen, dass es wegen eines Bahnübergangs nicht mehr zum Bahnhof Tsepino reichen würde. So entstand das nächste Bild auf der Brücke kurz vor Varvara.
Kurz vor Varvara überquert der Zug Fluss und Hauptstrasse.


Im Anschluss daran suchten wir noch nach einer Stelle für den Bergfahrer. Uns war bewusst, dass es dieser Stelle einen Landschaftsblick gab. Die Suche im Dickicht auf der anderen Flussseite wollten wir uns ob dem schlechten Wetter jedoch ersparen. Stattdessen suchten wir nach einer Möglichkeit das Einfahrsignal umzusetzen. Dies scheiterte jedoch an der Verbuschung der Strecke.
Ohne grossen Plan ging es nun nach Septemvri, wo wir 71 008 beim Rangieren erlegten. Ausserdem begutachteten wir die beiden „neuen“ Bistrowagen, die noch immer auf dem Gelände der Schmalspurbahn rumstanden. Desweitern wollten wir uns um den TBD Güterzug kümmern, der gerade im Bahnhof stand. Just als wir die Kameras ansetzen wollten, fuhr dieser jedoch aus.
71 008 rangiert im Bahnhof von Septemvri.


Da der Zug nach Velingrad und Dobrinishte noch nicht zur Abfahrt bereit war, verschoben wir uns anschliessend nach Belovo, wo wir den Schnellzug 8610 Burgas – Sofia erlegen wollten. Zu unserer Überraschung stand in jenem Belovo der bereits bekannte Güterzug der TBD. Weit war der also nicht gekommen. Wir stellten uns auf eine Brücke und bemerkten, dass der Güterzug im Bahnhof rangiert wurde. Es stellte sich die Frage, wann er Belovo verlassen würde. Dass dies nicht vor 8610 passieren würde, war uns beiden klar. Da der Güterzug auch nach der Passage von 8610 keine Anstalten machte loszufahren, entschieden wir uns zum Bahnhof zu wechseln. Kaum angekommen, fuhr der Zug auch schon aus. Es sollte dies eine symptomatische Szene für die ganze Tour werden. So war uns das Glück insbesondere bei Privatbahngüterzügen nur selten hold.
44 107 war wohl vor kurzem in Revision. Als sie mit Schnellzug 8610 den Ort Belovo verlässt, strahlt ihr Lack deutlich stärker, als die Sonne, die sich hinter einer dicken Schmodderschicht versteckt.


Etwas gefrustet ging es zurück zur Ebene zwischen Septemvri und Varvara, wo 16105 „Mestra“ festgehalten wurde. Ohne grosse Hast ging es zur Flussstelle kurz vor Tsepino. Hier mussten wir allerdings feststellen, dass die bekannte Stelle mit Stützmauer zugebuscht war. Als weiteres Problem kam auch noch das Nichtlicht und die damit verbundene Dunkelheit dazu, an ein gutes Bild war daher nicht zu denken. Auf Grund eines LKWs hingen wir im Anschluss am einzigen BÜ in der Schlucht fest. Dies wäre auf Grund der Fahrzeiten nicht so ein Problem gewesen. Umsichtige Autofahrer, die mit Vollgas um die Kurve kamen, hätten aber beinahe die Kolonne gecrasht und damit auch unseren Suzuki ramponiert. Zum Glück gab es da noch eine Gegenfahrbahn, auf die man ausweichen konnte. Wieder an der Strecke gab es weitere Bilder bei bekannten BÜ zwischen Konstandovo und Velingrad sowie vor und nach Velingrad Süd.
75 004 fährt mit den drei Wagen vom Morgen in Richtung Dobrinishte.


Hinter Konstandovo beginnt die Sonne etwas mehr zu drücken, so kann sich 75 004 mit Zug 16105 "Mestra" kurz vor Velingrad etwas besser ins Szene setzen.


Bei der Ortsdruchfahrt in Velingrad Süd kommt es zu einem Defilee mit einem IFA Lastwagen.


Danke der neuen Umfahrungsstrasse, kann man die Bahn auch hinter Velingrad Süd noch einmal verfolgen. 75 004 präsentiert uns noch einmal ihren "Mestra". Während der Zug danach im Wald verschwindet, verabschieden wir uns vorerst von der Rhodopenbahn.


Auf Grund der Rückkehrpläne und der aktuellen Schlonzsituation strichen wir danach die Segel. Via Pazardschik ging es kurz vor Plovdiv auf die Autobahn in Richtung Dimitrovgrad. Auf den folgenden rund 150 Kilometern konnten wir uns vertieft mit der bulgarischen Radiokultur auseinandersetzen. Grundsätzlich gab es da eine handvoll Sender, wobei auf den meisten fast nur gequatscht wurde. Einzige Radio 1 und Z Rock spielten grossmehrheitlich Musik. Da Z Rock nur sehr selten zu empfangen war, hörten wir uns auch auf dieser Fahrt Radio 1 an. Wie immer trällerten Nevergreens wie „Viva forever“ von den Spice Girls oder „Your my heart, your my soul“ von Modern Talking über den Äther. Da wir noch zu Beginn unserer Reise waren, war uns damals nicht bewusst, dass wir diese „Hits“ aus den 80ern und 90ern nun jeden Tag hören mussten. Schliesslich hatte der Radiosender von jedem Interpreten genau einen Song. Ok, es gab eine Ausnahme mit Namen Ramazzotti, das machte die Sache aber auch nicht gerade besser. In Dimitrovgrad angekommen war das Radio wieder nebensächlich. Nun ging es auf die Suche nach einer geeigneten Stelle, schliesslich erwarteten wir den Schnellzug 1614 nach Sofia. An der Stelle angekommen dauerte es dann auch nicht lange, bis 86 014 mit dem Schnellzug kam. Die EA war übrigens auch der Grund, wieso wir auf diesen Zug gezielt hatten.
BDZ Personenverkehr mietet bei Fahrzeugmangel EA Lokomotiven von DB Schenker an. 86 014 war deshalb mehrere Monate auf dem Zugpaar 1611 / 1614. Wir erwischten den 1614 kurz vor Dimitrovgrad.


Bei der Rückkehr zum Bahnhof Dimitrovgrad erspähten wir einen Güterzug, der in Richtung Grenze fuhr. Geistesgegenwärtig dirigierte ich Fahrer Huerz auf die Autobahn. Etwas weiter in Richtung Svilengrad hatte ich eine Stelle gefunden, wo wir wieder an die Strecke kommen sollten. Ob dort was gehen sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. An der Stelle in Preslavets angekommen, stellte sich jedoch heraus, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte. Schade war, dass das Licht äusserst bescheiden war. Schade war auch, dass die Class 87 der Bulmarket mit schönen neuen Türkenwagen von hinten kam. Immerhin reichte es noch für den gesichteten Staatsbahngüterzug.
43 504 mit einem Güterzug bei Preslavets. Die Strecke wurde in diesem Bereich vor einigen Jahren neutrassiert und elektrifiziert.


Da sich das Licht nun allmählich dem Ende zuneigte, fuhren wir weiter nach Simeneovgrad, wo wir die Ausfahrt eines ÖBB Taurus mit Containerzug beobachteten. Die Präsenz des Ochsen beunruhigte uns dabei weniger, als die Tatsache, dass man die Strecke hoch nach Nova Zagora inzwischen elektrifiziert hat. Eigentlich hatten wir gehofft hier noch Ludmillas mit Transitgüterzügen zu fotieren. Mit einer leisen Enttäuschung ging es im Anschluss nach Dimitrovgrad, wo wir noch kurz durch die Stadt liefen. Als Highlight erspähten wir dabei einen Springbrunnen mit farbigen LED Spots und farbige Buchstaben, die den Namen der Stadt verkündeten. Als Esslokal fanden wir einen Biergarten etwas ausserhalb vom Zentrum.

Dienstag 6.10.2020
Trotz des neuen Drahtes wollten wir uns an diesem Morgen an die Strecke zwischen Simeneovgrad und Nova Zagora stellen. Wir fuhren die Strecke ab und inspizierten bei Galabovo das Netz der lokalen Kohlebahn. Insgeheim hatten wir die Hoffnung einen Kohlezug mit einer Henningsdorfer Lok aufzugabeln und zu fotografieren. Wie sich schnell heraus stellte, war es schwierig an die Strecke zu kommen. Es gab zwar einige Stellen, wo es ging, doch waren die nicht gerade die Überstellen. Zudem wusste man nicht so genau, wann was kommen sollte. Ohne ein Bild einer Henningsdorf suchten wir deshalb an der Hauptstrecke weiter. Dabei fanden wir eine nette Stelle Lyubenovo. Dank einer Baumruine konnte man an dieser leicht gebogenen Innenkurve gar erhöht stehen. Da sich auch der Schmodder etwas lichtete, wäre eigentlich alles perfekt gewesen für ein Bild. Was noch fehlte war nur der Zug. Da es sich an dieser Stelle um eine reine Güterstrecke handelte, musste es allerdings ein Güterzug sein. Das sollte aber doch kein Problem sein. Schliesslich waren wir hier an einer Transitstrecke, die in den letzten zwei Jahren elektrifiziert wurde. So weit, so gut, nur klaffte hier zwischen Theorie und die Praxis eine grosse Lücke. So warteten wir zwei Stunden, ohne dass sich ein Rad bewegte. Entnervt fuhren wir anschliessend zum Übergabebahnhof von Lyubenovo, wo Dieselloks der Baureihe 07 (ex BR 232), 55 und 06 rumstanden. Bewegen wollte sich aber auch hier nichts.
Die beiden DB Schenker Machschinen 07 663 und 411 im Bahnhof von Lyubenovo. Wie man auf der Seite sieht, waren diese Loks früher einmal als 232 bezeichnet. Die DB hat sie also aus Deutschland importiert.


Keinen Bezug zu Deutschland haben die beiden TBD Maschinen, die ebenfalls in Lyubenovo rumstehen. Während die 06 so etwas wie eine Diesel Ae 6/6 ist, kann 55 173 eine gewisse Verwandschaft zur Bm 4/4 nicht abstreiten. Beide Loks wurden in Rumänien gebaut, wobei die 06 ein Lizenzbau nach Plänen der SLM in Winterthur war.


Unverrichteter Dinge ging es dann weiter nach Norden. Beim Kohlerevier von Kovachevo wollten wir uns nochmals auf die Suche nach Henningsdorfer Maschinen machen. Aus der Ferne sahen wir tatsächlich solche die abgestellt waren. Fahren sollte aber vorerst nichts. Etwas planlos fuhren wir zurück nach Pet Mogili. Hier fiel wohl das erste Mal der Satz «Vielleicht kommt ja noch ein Güterzug». Er sollte sich immer mehr zu Running Gag der Tour entwickeln, wobei der Spruch auf ironische Weise ausdrücken sollte, dass der erhoffte Güterzug sowieso nicht kommen würde. Der Spruch war mit der Zeit derart präsent, dass wir uns entschieden den Titel des Reiseberichtes mit eben diesen geflügelten Worten zu versehen.
Es ist müssig zu erwähnen, dass an der Kohlebahn kein Güterzug kam. Wieder einmal ging es unverrichteter Dinge weiter in Richtung Norden. Da es am Mittwoch Morgen in der Region Varna schönes Wetter sein sollte, entschlossen wir uns an diesem Abend bis nach Varna zu fahren. Da wir noch etwas Weg vor uns hatten, war nun erst einmal ein bisschen Autofahren angesagt. Der Plan war dabei am Nachmittag an den Brücken von Dobromir noch das eine oder andere Bild zu machen. Nach langatmigen gammeln über Landstrassen kamen wir schliesslich in eine endlose Baustelle, die sich auch an den Brücken vorbeizog. Dies und das fehlende Licht liess unsere Motivation einmal mehr schwinden. Gegen 16 Uhr erreichten wir schliesslich Dalgopol. Während ich einen Blick in den Fahrplan werfen wollte, stellte Huerz entnervt fest, dass wir trotz brauchbarem Wetter bisher keinen fahrenden Zug erwischt hatteb. Immerhin warf die Website der BDZ noch ein paar Personenzüge aus, so dass wir dieses Manko in den nächsten zwei Stunden wenigstens einigermassen kaschieren konnten. Wir entschlossen uns für den 30155 nach Komunari zu fahren. Hier wurde der Zug mit dem lokalen Bahnhof umgesetzt. Anschliessend ging es nochmals nach Dalgopol, wo Schnellzug 8632 bei schummrigem Licht umgesetzt wurde.
44 099 fährt mit Regionalzug 30155 im Bahnhof Komunari ein.


Während bei uns die Infrastruktur in den Bahnhöfen aufs nötigste zurückgebaut wurde, hat man in Bulgarien noch immer Platz. So präsentiert sich 44 127 im grosszügig angelegten Bahnhof von Dalgopol mit dem Sxchnellzug 8632.


Im Anschluss an diese beiden Bilder ging es dann in die Schwarzmeermetropole Varna. Nach dem Einchecken im Hotel flanierten wir noch etwas durch die Stadt. Zu unserem Erstaunen fanden wir auch hier farbigen Buchstaben, die den Namen der Stadt verkündeten. Ebenfalls warfen wir einen kurzen Blick aufs Meer, ehe es noch etwas Essbares gab. Schliesslich folgte die Planung des nächsten Tages. Als erstes wurde dabei der Fahrplan konsultiert, um die Ludmilla Regios nach Dobritsch zu finden. Was dabei verwirrte, war die Tatsache, dass die Züge mit Bus angeschrieben waren. War dies ein Übersetzungsfehler? Nein! Der Bus war nur im Monat Oktober im Fahrplan. Es musste sich also um einen SEV handeln, womit der Ludmilla Regio von der einen auf die andere Minute gestorben war. Wieder einmal enttäuscht, entschieden wir uns den nächsten Tag an der Strecke in Richtung Ruse zu verbringen.