Osteuropa 2008 - Tag 10: Gospic - Slavonski Brod
Von Pascal Zingg
Mittwoch 09.07.08Slavonski Brod? Stand da nicht was von Timisoara? Richtig ... aber wir haben es nicht ganz geschafft, der Grund ist schnell erklärt, wir haben die Strecke unterschätzt. In der Meinung mehr als genug Zeit zu haben schliefen wir bis um 8 Uhr aus, gingen dann gemütlich zum Frühstück und machten uns dann Reisefertig, um 9 gings dann los. Erst über die Autobahn, ich fuhr und Pascal war mein "Navigator" für die Route. In Kroatien hatten wir noch unsere gute Karte, und mein TomTom welches so mehr oder weniger zu gebrauchen war. Für Bosnien und den Rest haben wir aber nur einen Reiseatlas mit 1/800'000er Karten, was eigentlich gerade so reicht für das nötigste, ist aber halt schon kein Stadtplan ;). Pascal meinte dann bereits auf der Autobahn, welche wir für ein paar Kilometer Richtung Norden benutzten, schlafen zu müssen, was ihn dann etwas in Stress versetzte als ich von ihm das Mautticket und Geld wollte. Er kam gar nicht dazu alles weg zu räumen, standen wir vor der Kreuzung und ich: Wohin jetzt? Links oder rechts? Gerade aus meinte er ... aha ... ok ... und schnell war klar, falsch ;). Mensch Mensch, an der ersten Kreuzung gleich falsch, wie wollen wir denn da nach Rumänien kommen? :-). Es war aber erstmal kein Problem, wir fanden den richtigen Weg schnell wieder, nur eine nicht enden wollende Baustelle hielt uns noch auf. Die Kroaten sind komisch, die bauen auf 20km gleichzeitig an einem neuen Belag, anstatt an einem Ort zu beginnen und sich dann durchzuarbeiten. So kam es, dass wir für etwa 20km mehr als eine halbe Stunde benötigten, auf äusserst schlechten Baupisten. Wir waren dann froh, als uns das Navi auf einmal links in den Wald lozte. Für 15km sollte es auf einer Nebenstrasse (im Navi bzw. auf einer Hauptstrasse laut Karte) gehen. Sie war zwar Asphaltiert aber sehr eng und gut verwachsen. Beim verlassen der Strasse, wir hätten nicht geglaubt, dass wir es schaffen, sah ich dann im Rückspiegel noch ein Fahrverbot *aha* ... ich weiss warum das da war. Wir hatten so zwar wenige Kilometer Strecke gespart, aber sicher doppelt so lange gebraucht. Dafür haben wir den Nationalpark da in der Gegend von Innen gesehen. Von diesem kleinen Intermezzo waren es dann noch wenige Kilometer bis zum Bosnischen Zoll bei Bihac, wo wir die Grenze überqueren wollten. Der Kroatische Zoll wollte nichts von uns, dem Bosnischen reichten aber dann die Identitätskarten (Personalausweise) nicht, und wir mussten unsere Pässe hervor kramen. Der Zöllner warf noch einen Blick in den Kofferraum und nachdem ich ihm den Grund unserer Einreise erklärt hatte, liess er uns fahren. Durch das Bosnische Hinterland ging es meist nahe der Grenze hoch bis nach Novi Grad. Die Strasse 14 auf welcher wir immer fuhren war abschnittsweise richtig gut, an anderen Stellen aber auch sehr mies, eng und kurvig - schnell aber kamen wir nicht vorwärts. Immer Parallel mit der Strasse verlief die Bahn, welche zwar befahren aber nicht wirklich rege benutzt aussah. Einige unüberwachte Bahnübergänge von der Hauptstrasse liessen es dann auch erahnen, dass auf dieser Strecke nicht mehr viel läuft und das was läuft eher im Schritttempo (Anmerkung von Pascal es handelt sich bei dieser Strecke um de n bosnischen Abschnitt der Unabahn, die ja mal die Hauptstrecke von Split nach Zagreb war). Je weiter nördlicher wir kamen, desto offener wurde das Land, und auch je zahlreicher die möglichen Fotostellen. Es hing zwar eine Fahrleitung, aber nur Abschnittsweise, so war klar das die nicht mehr im Betrieb ist. Als wir so gemütlich übers Land fuhren kamen wir an einem Dorf und einem BÜ vorbei. Im BÜ Häuschen sass einer und ich dachte noch, warum hier und sonst nirgends? Keine 2km weiter hinten fuhr uns von vorne ein Zug ins Blickfeld. Erst dachten wir an einen Güterzug, weil der eine Wagen hinter der Lok (661) dunkel aussah. Er stellte sich aber als Abteilwagen heraus, entweder dreckig und darum grau oder nur grundiert und nicht lackiert ;-). Da aber die Sonne und die Stellen passten war klar, hinterher! Ich wendete und im Bahnhof von Rudice gelang das erste Foto.
Es stieg sogar jemand aus dem Zug aus ... somit waren nun noch etwa ein Dutzend Köpfe in dem einen Wagen unterwegs, sehr wirtschaftlich ;-). Da der Zug eher gemächlich dahin fuhr, wollten wir es nochmals probieren, was natürlich ohne grosse Anstrengung gelang.
Der Mann vom BÜ über welchen ich mich gewundert hatte, fuhr dann übrigens mit seinem Drahtesel wieder davon als er den BÜ geöffnet hatte. Nur schon Anhand dieser Vorgehensweise sieht man, viel läuft da nicht :-). Wir fuhren dann nach den zwei Fotos, zufrieden über diesen netten Zufall, weiter in Richtung Nordosten, ehe wir bei Jesenovac wieder die Grenze nach Kroatien passierten. Beim Zoll gabs dann das nächste Erlebnis (wie es halt so ist ;-)). 1. Der Zoll auf der Bosnischen Seite war riesig, bezahlt von der EU (warum eigentlich?), neue Anlagen, aber kaum Verkehr. Wir wurden mehr oder weniger durchgewunken. Der Kroatische Zoll dann liegt auf der anderen Seite der Sava und bestand aus zwei Baucontainern, ob die auch von der EU bezahlt wurden? :-) Hier interessierte sich der Herr aber eher für unser Tun und fragte woher wir kommen, wohin wir wollen ect. Er ging dann rein in seinen Container und wir haben was bekommen: Einen Stempel in den Pass! *JUHU* - mein erster :-). Über die Autobahn A2 ging es dann weiter, immer noch mit dem Ziel Timisoara. Es war gegen 15 Uhr und der Blick von Pascal ins Kursbuch verriet, der EN Zürichsee befährt in kürze die Strecke neben uns, aus Belgrad kommend natürlich. EN Zürichsee ist zwar etwas nett gesagt, denn der einzige der zahlreichen Wagen welcher bis Zürich durchläuft ist der ZS Sitzwagen :-). Bei Slavonski Brod verliessen wir die Autobahn, fuhren der Strecke nach und suchten an zahlreichen Bahnübergängen nach einer passenden Stelle. Was gar nicht so einfach war, es war flach, gut verwachsen und die Bahn meist auf einem Damm. Einzig im Bahnhof von Orlovac fanden wir etwas, was uns zufrieden stellte. Oder besser, es musste uns zufrieden stellen, denn das Signal war bereits auf grün und die Zeit zum Stellen suchen war aufgebraucht. Dann rauschte der Zürichsee vorbei.
In wenigen Minuten rollten von hinten übrigens ein Regio und zwei Güterzüge nach Osten, es läuft also was! Im Bahnhof drin machten wir dann 20min später noch einen Regionalzug mit einer Asea Lok und drei Personenwagen.
Wenige Kilometer hinter unserer Position sahen wir dann im Kursbuch eine Nebenbahn welche von Nova Kapela-Batrina über Pleternica nach Osjek führt. In Pleternica gibt es weiter noch eine Stichstrecke nach Pozega und Velika. Es war sogar zu der Zeit etwas Betrieb. Da wir nicht wussten was da fährt und auf GM oder zweiteilige Dieseltriebwagen hofften (alles ausser Y1 ist gut), gingen wir mal vorbei und wollten uns das Ganze anschauen. Gleich beim ersten BÜ rollte der Zug von hinten an, aus dem Licht, deswegen nicht weiter schlimm ... wir sahen aber gleich was fährt. Zweiteilige Triebwagen der BR 7121, sogar in der modernisierten Variante, auch für mich neu und deshalb ein wenig motivierend. Auf der Strecke bis Pleternica wollten wir den Zug dann bei der gleich erfolgenden Rückfahrt erlegen, was an einem BÜ direkt vor dem Bahnhof Bucje Koprivnica gelang, es war allerdings nicht der modernisierte Triebwagen, denn dieser fuhr weiter nach Pozega.
Die Strecke sonst ist auch nicht wirklich fotogen, seeehr zugewachsen alles, und ohne Leiter und Gartenwerkzeug nicht mal von einem BÜ aus umzusetzen. Die nächste Stunde verdödelten wir dann mit der Stellensuche für den nächsten Zug aus Pozega, was nur halb gelang.
Im Bahnhof von Pleternica machten wir dann noch eine Zugkreuzung und erlegten einen neuen 7121 neben einem "alten", auch nicht schlecht.
Aber leider mittlerweile bei Bewölkung ... Dann fuhren wir nach Slavonski Brod zurück, es war für uns schon lange klar, dass wir da übernachten wollten. Weil nach Timisoara lohnte es sich sicherlich nicht mehr, machen wir morgen und dann schauen wir gleich in Serbien ob wir etwas mitnehmen können, wie heute in Bosnien. Erste Anlaufstelle in Slavonski Brod war der Bahnhof, welcher sich aber um Nachtfotos zu machen als gänzlich ungeeignet heraus stellte. Wir fuhren dann noch zwei Mal durch die Stadt, ehe wir das Hotel Central fanden, welches zwar nicht schlecht ausgeschildert, aber kaum angeschrieben, war. Das Zimmer ist sehr luxuriös, und mit 35 Euro pro Nase relativ günstig! Da das Wetter wie gesagt nichts mehr war, waren wir auch nicht traurig, mal etwas früher "zuhause" zu sein, es war noch nicht mal 20 Uhr. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen, das musste nun noch nachgeholt werden. Nach dem Frisch machen verliessen wir das Hotel in Richtung Innenstadt, Essen! Unglaublich, aber wir fanden KEIN einziges Restaurant .. nur Bars und Eisdielen, von denen dann aber reichlich. In einer Seitengasse fanden wir dann eine Bar welche noch leichte Speisen anbot, was wir annahmen und da etwas Kleines assen. Jetzt zurück im Hotel haben wir uns noch intensiv mit Serbien beschäftigt, kommen aber zum Schluss, um ernsthaft etwas zu machen reicht kein Tag Durchreise, da muss eine Woche oder so her - haben wir aber nicht, darum wenn morgen etwas geht, mitnehmen, ansonsten vergessen. Auch wenn es das einzige Land ist wo noch die guten alten Sinobusse aus Uerdingen fahren. Jetzt liegen wir im Bett und räumen die Minibar leer, leider nicht inklusive, aber günstiger als in einer Bar.
(Bericht: Neel Bechtiger)
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