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Im Winter im Westen (14) - Ende Feuer

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Freitag 28.2.2019

Wir liessen es heute recht ruhig angehen und waren erst gegen acht morgens in der Rezeption ein paar Cereals am Essen. Das Wetter draussen war nicht unbedingt so, dass man jetzt mit einem etwas späteren Aufstehen wirklich viel verpasst hätte. Der Himmel war praktisch komplett mit Schlonz bedeckt - das sollte sich für den Ganzen Tag nie so wirklich ändern - entsprechend motiviert waren wir.
Ich hatte gestern Abend noch ein bisschen nach möglichen Fotostellen gegoogelt und auch was gefunden, aber was wir wirklich machen wollen ist nicht so klar. Die wirklich schönen Stellen mit Mount Shasta lagen nördlich und somit in der falschen Richtung von uns und bei dem Wetter waren die Landschaftsblicke eh nicht so wirklich umsetzbar. So liessen wir das halt bleiben und fuhren wir mal raus in Richtung Süden. Erster Anlaufpunkt war kurz mal der Bahnhof von Dunsmuir. Eine Maschine der UP stand dort rum, schätzungsweise ein möglicher Helper für Schubunterstützung bei schweren Zügen über die Rampe hoch. Sonst war aber nicht viel los. Bei der Ausfahrt schauten wir auch noch kurz im Dunsmuir Railroad Park Resort vorbei. Hier kann man sowohl in ehemaligen Speisewagen dinieren, wie auch in vielen Caboose übernachten. Wir haben gestern überlegt hier eine Nacht zu verbringen. Die Preise waren aber einiges über dem was wir gewillt waren zu bezahlen, weshalb wir dann in Mount Shasta oben die Nacht verbrachten. Beide Programmpunkte in Dunsmuir waren so nach dem Motto: kurz anschauen wenn wir schon da sind, eh durchfahren und das Wetter eher mässig ist. Weiter ging es auf dem I-5 und abschnittsweise wo noch vorhanden auf der Frontage Road (dem alten Highway) weiter runter im engen Tal. Bei der Fahrt stellten wir fest was wir gestern schon bei der Suche nach Fotostellen gesehen haben: schwieriges Terrain für Eisenbahnfotografie, dafür umso besseres Terrain für Baum- und Wald-Fotografen. Dies ändert sich erst kurz vor Delta. In dem Bereich hat im Herbst 2018 tagelang das "Delta Fire" gewütet. So brutal die Szenerie nach wie vor aussieht, für uns Eisenbahnfotografen öffnete es Blicke auf die Strecke die so nun wohl jahrzehntelang nicht möglich waren. Ein vergängliches Vergnügen, denn die Natur ist bereits wieder aus der Asche am auferstehen.
Wir hatten da ein paar Stellen gesehen und schauten nun mal was uns noch so gefiel. Zwischenzeitlich drückte leicht die Sonne durch den Schlonz. So war der Entscheid da mal einer der Stellen zu warten. Wir konnten dazu gemütlich im Auto sitzen, war es doch draussen noch recht frisch. Durch den Blick auf die Ausfahrsignale des Sidings unter uns waren wir jederzeit im Bild ob was läuft. Solange die Dunkel sind kommt eh nichts. Kurz nach halb zehn leuchteten zu unserer Freude plötzlich zwei rote Lichter auf. Wir stellten uns an die Kante des Geländes in Erwartung eines Talfahrers der eine Viertelstunde danach auch ums Eck herum kam. Die Sonne gab sich wirklich redlich Mühe zu dem Zeitpunkt und man konnte sogar eine leichte Schattenzeichnung ausmachen. Mehr lag für heute aber nicht drin - wir waren schon mit dem zufrieden.

Deutlich sind die Spuren des "Delta Fire" sichtbar, welches im Oktober 2018 hier wütete. SD70ACe #8526, SD70ACe-T4 #3029 und SD70AH-T4 #9101 mit einem Mixed entlang des Sacramento River.


Deutlich sind die Spuren des "Delta Fire" sichtbar, welches im Oktober 2018 hier wütete. SD70ACe #8526, SD70ACe-T4 #3029 und SD70AH-T4 #9101 mit einem Mixed entlang des Sacramento River.


Wir hatten für den Fall eins Southbound vorgängig schon mittels Google Maps nach weiteren Stellen talwärts Ausschau gehalten. Ab Lakeshore wurde die Strecke in den 1950er Jahren aufgrund des Baus des Shasta Dam bis nach Redding runter komplett neu trassiert. Die Linie weist einige Brückenbauwerke über Seitenarme des neu entstandenen Lake Shasta auf. Aufgrund des Sonnenstandes (geflügeltes Wort heute bei dem Schlonz, aber sie hellt die Szenerie halt dennoch entscheidend auf, respektive dunkelt diese ab wenn man auf der falschen seite steht) lag eigentlich die erste Brücke bei Lakeshore gut im Licht, sofern man denn von der Strasse auf die Seeseite kommt und dort stehen kann. Das war anhand Google Maps nicht zu beurteilen und Streetview war auf der Nebenstrasse nicht vorhanden. So fuhren wir mal dorthin in der Hoffnung dass es klappt. Der Blick war ernüchternd - keine Chance dort seeseitig zu stehen - dazu hätte man ein Boot gebraucht. Damit war aber unsere Chance um was anderes passendes zu finden soweit vertan. Wir konnten uns nur noch bei der nächsten Brücke hinstellen, welche a) eigentlich noch quasi kein Seitenlicht hatte und b) wir dem Zug noch nachschiessen. Ob er überhaupt Schlussloks dran hat wissen wir nicht - wir hoffen mal.
Es war vergebens - hatte er natürlich nicht:

Bei Lakeside beginnt die Neubaustrecke nach Redding, welche in den 1950er Jahren aufgrund des Baus einer Staumauer am Sacramento River gebaut wurde. SD70ACe #8526, SD70ACe-T4 #3029 und SD70AH-T4 #9101 mit einem Mixed überqueren ein Brückenbauwerk über einen Seitenarm des daraus entstandenen Lake Shasta.


Anm. d. Redaktion: Grüsse an Jan und Yannick. Die Drohne wäre hier jetzt auch hilfreich gewesen, doch hatten wir leider nichts dergleichen.

Wir wagten den Versuch den Zug nochmals zu verfolgen um ihn beim Tunnel #7 nochmals zu erwischen. Wie wir im Nachhinein feststellen mussten ist das ein sinnloses Unterfangen. Man hat beim anlegen der Neubaustrecke in den 1950ern was anständiges gebaut. Der Zug ist deutlich schneller als man auf der Strasse ist. Wir hatten von Anfang an nie auch nur den Hauch einer Chance den Zug nochmals zu sehen, zumal er freie Fahrt hatte. Wir erkannten dies, als die Signale beim O'Brien Siding kurz nach unserer Ankunft dort ausgeschaltet wurden. Für uns war aber nun Zeit noch eine weitere Stelle mit Brücke beim Salt Creek Resort anschauen zu gehen. Für den Mixed wäre hier das Seitenlicht auch schon etwas knapp gewesen. Man konnte aber auch westlich der Brücke stehen - unbequem zwar weil auf dem steil abfallenden Seegrund und nur möglich dank nicht vollem Füllgrad, aber nett wäre es durchaus in etwa 2-3h von jetzt an. Der Konsens zwischen uns beiden war sehr schnell gefunden. Hier bleiben bringts nicht, denn wir hören nicht ob was kommt, aber: wir könnten uns ja hoch ans Siding bei Delta stellen. Wenn dort signalmässig was geht sehen wir die Richtung und es reicht dann noch hierhin zu fahren wenn es ein Southbound ist. Und Northbounds kann man dort auch irgendwie fotografieren. Schnell waren wir wieder in Delta und begannen das Wartespiel. Diesmal dauerte es fast 2h bis was ging. Zu unserer Freude sollte wieder ein Soutbound kommen. Lichtmässig war aber die Stelle bei Delta dafür schon ziemlich rum und wir wollten die Brückenstelle keinesfalls gefährden. So fuhren wir direkt runter ohne zu sehen was denn genau kommt. Es stellte sich als Stack-Train heraus:

Bei Lakeside beginnt die Neubaustrecke nach Redding, welche in den 1950er Jahren aufgrund des Baus einer Staumauer am Sacramento River gebaut wurde. C45AH #8087, C45ACCTE #7756, C44AC #6853 mit einem Containerzug überqueren ein Brückenbauwerk über einen Seitenarm des daraus entstandenen Lake Shasta.


Zwischenzeitlich hatte es wieder mehr Schlonz am Himmel und aus der Richtung wo das Zeugs herkam war es noch dichter grau. Wir diskutierten die Optionen. Weiter an der Strecke stehen war nicht sehr sinnvoll. Wir sollten eh noch etwas weiter nach Sacramento runter. Und wenn wir jetzt fahren würde es uns sogar noch reichen hoch nach Roseville zu fahren und dort beim Modellbahnhändler ein bisschen krämern zu gehen. Der schliesst leider schon um fünf, wir sollten aber gemäss dem recht konservativ rechnenden Osmand um halb fünf dort sein. Schnell waren wir auf dem Interstate. Bei Redding ist man plötzlich raus aus den Bergen und findet sich im breiten und flachen Tal des Sacramento Rivers wieder. Meile für Meile fährt man durch Obstplantagen. Je weiter südlich wir kamen, desto weisser wurden die Plantagen - die Blüte war gerade in vollem Gange. Ob es Apfel, Mandel, oder sonst was an Bäumen sind, war beim vorbeifahren nicht festzustellen, zumindest nicht für mich. Aber optisch sah es nett aus, auf die Distanz aber auch ermüdend. In Orland legten wir eine kurze Pause ein. Wir hatten bereits rund 20min auf die Osmand Vorhersage gewonnen. Hinter Willows sieht man dann vom Interstate aus auch die Linie der California Northern Railroad zu welcher man prinzipiell schon seit Corning parallel fährt. Erst hier aber ist sie nahe genug, dass man sie auch wirklich sieht. Der von der UP geleaste Branch dient hauptsächlich dem Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Obst und Getreide. Ausser abgestellter Wagen haben wir aber nichts viel gesehen, auf alle Fälle nichts fahrendes. So ging es unspektakulär den I-65 runter bis wir kurz vor dem Sacramento Airport plötzlich im Stau standen. Das war jetzt nicht das was wir brauchen konnten. Der herausgefahrene Vorsprung schmolz dahin. Nur zäh ging es bis kurz nach dem Airport, wo dann plötzlich wieder halbwegs freie Fahrt war. Leider nur bis wir innerhalb der City Limity von Sacramento waren. Wir sind da voll in den Feierabend-Stossverkehr gelangt. Als wir endlich auf der I-80 waren, konnten wir immerhin von den Fast-Lanes profitieren. Da wir zu zweit im Wagen sassen, durften wir die "Schnell"-Spuren benützen. Viel schneller ging es aber nicht vorwärts. Schon krass, die I-80 ist gegen Roseville hin eine sechsspurige Strasse. Und noch so ist zu den Stosszeiten kein vorankommen. Im Gegenzug dazu gibts quasi nichts an ÖV....
Schlussendlich waren wir genau 20 vor fünf in Roseville vor dem Modellbahn-Store. 20min die wir noch Zeit hatten zu krämern. Eigentlich viel zu wenig für den grossen Laden, aber da die Pensionäre die den Laden führen pünktlich um 5 schliessen wollten, musste es reichen. Immerhin blieb so nur Zeit das wirklich gerade benötigte zu kaufen und nicht noch irgendwelche Spontankäufe zu erledigen.
Pünktlich um fünf wurden wir aus dem Laden geschmissen. Wir schauten danach zwar noch den Amtrak-Timetable an. Es käme noch ein Capital Corridor nach Roseville rein, doch kommt der für die Jahreszeit zu spät, als dass da noch was mit Sonne geht. Zumal Sonne - die versteckte sich nach wie vor hinter einer fetten Schlonzschicht. Daran hatte sich den ganzen Nachmittag nichts mehr geändert. So war der Entschluss klar: Rein nach Sacramento, Motel aufsuchen und dann ein letztes Mal fein essen gehen. Das "The Greens on Stockton Blvd" war in einer etwas übleren Gegend wie wir beim durchfahren feststellten. Entsprechend war es auch durch Einfahrtore gesichert und komplett umzäunt. Aber: drinnen entpuppte es sich als frisch renoviertes Motel in einem 1A Zustand. Da es die letzte Nacht war, stand nun zuerst einmal Auto ausräumen auf dem Plan. Danach verteilten wir die seit Anbeginn reservehalber mitgeführte Gallone Wasser (mache ich in Wüstengegenden immer so) mal quer übers Auto. Es sieht jetzt etwas sauberer aus, der gröbste Staub ist weg, dafür hat es nun Sandhäufchen auf dem Parkplatz. Nachdem auch die Koffer auf einem halbwegs brauchbaren Stand gepackt waren und uns der Hunger endgültig übermannte, ging es in Richtung City Centre. Wir hatten am Broadway ein Lokal gefunden, welches Fleischberge anbietet. Der vorgefundene Klub war zwar speziell, das Stück Fleisch zum selber auf den Grill schmeissen aber 1A. Mir war aber irgendwie noch nach einem Dessert und da nichts vernünftiges auf der Karte stand, schleppte ich Alessandro dann zu einer nahen Eisdiele. Wir fanden mit "Gunther's Icecream" am Franklin Blvd wohl DIE Eisdiele der ganzen Region. Das Ding gibt es seit 80 Jahren - sieht von aussen so richtig Old Style aus. Die Warteschlange reichte aber bis auf die Strasse raus und das Ende Februar um halb neun Abends (!). Und die Becher die da neben uns herausgetragen wurden sahen wirklich lecker aus. 10min später waren dann auch wir stolzer Besitzer eines Bechers Ice Cream. Und ja: es war superlecker. Genau das was wir für den Abschluss gebraucht hatten.
Zufrieden ging es dann zurück ins Motel wo schon bald einmal Lichterlöschen auf dem Programm stand.



Samstag 29.2.2019

Und dann war er da - den Tag den man in den Ferien nie gerne hat, der aber unaufhaltsam und unweigerlich mit fortlaufender Zeit der Ferien immer näher rückt: Der letzte Tag der Ferien, aka Abreisetag. Wirklich viel vor hatten wir heute nicht mehr. Für den morgen hatten wir eigentlich keinen Plan. Rund um Sacramento gab es nicht viel zu fotografieren. Die Fotostelle rund anderthalb Stunden von hier bei Orwood hatten wir schon zu beginn der Reise erledigt, so dass eine Fahrt dorthin auch nicht wirklich lohnte. So setzten wir uns das Ziel pünktlich um zehn zur Öffnung des Modeltrain Store "Just Trains" in Concord vor besagtem Store zu stehen. Gegen halb acht fuhren wir mal los, zuerst auf der Suche nach etwas Frühstücksergänzung, da das Motel ohne ein solches gebucht war. Da wir innerhalb Sacramento auf der Route zum I-5 gerade nichts schlaues sahen, fuhren wir dann auf besagtem Interstate raus aus der Stadt in Richtung Süden. Bei Laguna West fanden wir dann einen Starbucks neben der I-5, den wir flugs mal ansteuerten. Um eine Hot Chocolate, einen Cappucino und zwei Bagels reicher machten wir uns an die weiterfahrt. Schon die nächste Ausfahrt führte uns aber wieder ab dem I-5 weg. Wir wollten nicht nur Interstate fahren, sondern kämpften uns auf Nebenstrassen einmal quer durchs Delta des Sacramento Rivers runter bis nach Antioch. Wenn man nicht wüsste dass man in Kalifornien ist, könnte man die Gegend auch fast nach Florida oder zumindest irgendwo in den Süden der USA einordnen. Hausboote, Palmen und kleine Touristenörtchen säumen den Sacramento River und seine Nebenarme in der Gegend. Etwas wehmütig war die Fahrt im Wissen, dass es der letzte Tag der Reise war.
Ab Antioch war dann vorbei mit der Herrlichkeit und wir waren im Dunstkreis von San Francisco angekommen. Schon kurz nach Auffahrt auf den Highway 4 sahen wir rechts das neue Depot der BART Antioch Extension. Als man die BART Linie von Pittsburg nach Antioch verlängern wollte, wurde auch die Systemfrage gestellt. Initial war die Idee da, die Verlängerung auf der parallel zum Highway 4 verlaufenden UP Linie zu machen, doch war UP dagegen und gewährte keine Trackage Rights. Zusammen mit einem Ausbauprojekt des Highway baute man dann auch gleich die Extension, welche vollständig in der Mitte des Highway verläuft. Man entschied sich dennoch nicht für die BART Züge, sondern für GTW von Stadler. Die Idee dahinter ist, dass damit einfacher eine weitere Verlängerung möglich ist, da die GTW im Gegensatz zu den normalen BART Fahrzeugen auf üblichen Eisenbahnstrecken eingesetzt werden können. Ideen sind vorhanden die Linie dereinst z.B. bis Tracy zu verlängern, wo dann Anschluss an den Altamont Commuter Express hergestellt würde. Vorläufig führt die Strecke aber nur von der Umsteigestation Pittsburg bis nach Antioch. Wir hielten Ausschau nach allfälligen Fotostellen auf Brücken, wo man gegebenenfalls auch ein Foto eines GTW hätte machen können - ergebnislos. Die Strecke ist mitten im Highway verbuddelt und mit viel Zaunwerk abgetrennt, allfällige Brücken über Highway und Bahn ebenfalls fast vollständig in Maschendrahtzaun eingewickelt. So ging es für uns auf direktem Wege nach Concord und wir trafen pünktlich zur Öffnung bei JustTrains ein. Im Gegensatz zu gestern bei Railroad Hobbies in Roseville wurde ich hier aber nicht gross fündig. Dazu war das Angebot an N-Scale zu begrenzt. Ich hätte gerade am liebsten Zeit und Ort zwischen den beiden Läden getauscht, denn gestern haben die 20min nicht gereicht, heute war ich nach knapp der Zeit schon mehr als durch. Etwas länger brauchte dann Kollege Alessandro, aber auch er meinte, dass Railroad Hobbies mehr Auswahl hatte. Immerhin erhielt so das Portemonnaie eine entsprechende Entlastung oder zumindest keine zusätzliche Belastung.
Für uns ging es danach weiter nach Oakland rein. Wir wollten am Jack London Square noch etwas Street Running fotografieren. Parkieren konnten wir direkt im Parkhaus fort. Wir legten aber ein blödes Timing hin. Wie wir im Parkhaus aus dem Fahrzeug stiegen, hörten wir es einen Stock höher tröten und es rumpelte gerade was durch. Immerhin: hier fährt immer mal wieder was durch. Und vielleicht lässt sich ja diesmal ein neuer Charger blicken...
Es dauerte dann gut eine halbe Stunde bis wieder was fuhr: Pünktlich zur Mittagszeit schob F59PHI #2015 eine Leergarnitur in Richtung Maintenance Facility.

F59PHI #2015 schiebt einen Capital Corridor Service durch die Strassen von Oakland.


Die nächste Leistung war ein ankommender Capital Corridor eine halbe Stunde später. Wir vertrieben uns die Zeit indem wir die letzten Essensvorräte die wir noch im Auto fanden vernichteten.
Ziemlich pünktlich bog dann Capital Corridor #733 auf den Jack London Square ein und rumpelte laut trötend und blinkend über die Strasse in den gleichnamigen Bahnof ein.

F59PHI #2008 mit Capital Corridor 733 auf dem Jack London Square in Oakland


Irgendwie hatten wir es danach aber gesehen. Der erhoffte Charger blieb aus, die Sonne drehte langsam dass eh nur noch Steuerwagenbilder machbar waren. Zeitlich kam erst in einer Stunde wieder was durch und da wir beide nicht das erste mal hier waren, war die Idee nach was anderem noch da. Wir diskutierten kurz und entschlossen uns dann nochmal runter nach San José, respektive nach Alviso zu fahren und den nächsten Capital Corridor dort zu erlegen. Zeitlich lag das noch drin und der käme dort schön im Licht. So ging es eine Ebene tiefer zum Auto. Zum zweiten mal heute bewiesen wir ein saublödes Timing. Wie wir einstiegen trötete es einen Stock höher. Als wir aus dem Parkaus auf die Strasse bogen und sahen was uns da vor der Nase durch rumpelte nervten wir uns gerade noch etwas mehr. Autorack nach Autorack schob sich vor unserer Nase durch. Wir wussten dass da ab und an auch Güterzüge durchfahren, gesehen haben wir aber beide noch nie einen - das hat sich jetzt geändert. Wir waren gerade etwas genervt ab uns selber. Die paar Minuten warten wären mehr als drin gelegen, hatten wir doch eh noch über eine Stunde Zeitreserve auf den Capital Corridor. Aber so ist halt manchmal das Leben eines Bahnfotografen. Grausam gemein...
Zug durch, Schranken hoch und wir wühlten uns durch den Verkehr auf den I-880 und auf diesem dann runter bis nach Milpitas und dann via Highway 237 nach Alviso rüber. Auto beim Alviso Marina County Park hingestellt kam zum ersten Mal in diesen Ferien bewusst das Thema Coronavirus auf. Bis dato hatten wir einzige bei der Einreise am Flughafen San Francisco einzelne Personen - vornehmlich mit asiatischem Background - mit Masken gesehen. Über Medien aus der Heimat hat man die letzten Tage in zunehmenden Masse so Dinge wie "Hamsterkäufe von Konserven und Klopapier" gelesen. Das Thema war in Europa zumindest angekommen. Hier vor Ort dagegen war bis jetzt nicht viel davon zu hören, wenn dann nur, dass das in China ein Thema sei.
Und nun stand eine Gruppe Chinesen allesamt mit Masken um uns herum und vereinzelt waren weitere Personen solche Dinger am Gassi führen. Für uns ging es aber Maskenlos weiter. Dafür fanden wir, dass wir uns mit einer Jacke einkleiden. Es war zwar eigentlich sehr warm, aber dafür windete es einem fast weg. Fotos mit Wasserspiegelung gab es heute definitiv nicht. Wir liefen ein paar Meter raus in Richtung Strecke. Überrascht war ich ab den Veränderungen vor Ort. Seit meinem letzten Besuch vor knapp zwei Jahren hat man doch tatsächlich einen der Salt-Ponds hier teilweise aufgeschüttet. Fotos wie nachstehendes aus dem Jahr 2017 sind inzwischen nicht mehr möglich:

Im September 2017 war die Welt in Alviso noch in Ordnung: Der im Herbst weitgehend ausgetrocknete Saltpond hinterlässt eine sehr fotogene Salzkruste. Stand Februar 2020 ist genau dieser Saltpond bis auf Dammhöhe aufgeschüttet. Kein Salzwasser - keine Salzkruste - eine sehr sehr schöne Fotostelle weniger...


So mussten wir auf dem Damm einige Meter weiter raus in den Bereich wo es noch Wasser gibt. Die Salzkrustenfotos sind an der Stelle aber nicht möglich, da das Wasser zu tief ist und selbst im Herbst nicht genug Wasser verdunstet ist um Saalzstrukturen wie im Bild aus dem Herbst 2017 gezeigt sichtbar zu machen.
Knapp eine Stunde konnten wir nochmals die Kalifornische Sonne geniessen bevor der Capital Corridor #737 dann bei uns vorbei fuhr.

F59PHI #2012 mit dem Capital Corridor #737 im Alviso Sound


In der Stunde sahen wir auch, dass unser Entscheid nochmals hier nach Alviso zu gehen kein so schlechter war. Aus San Francisco / Oakland sah man dicke Dunstschicht schnell aufziehen. Wären wir in Oakland geblieben oder rüber nach San Francisco gewechselt - wir würden inzwischen wohl im Nebel oder zumindest im halbtrüben stehen. So aber konnten wir noch ein letztes Bahnfoto für diese Ferien machen - ein durchaus würdiger Abschluss für die Ferien. Da alle weiteren Zugsbewegungen hier für uns zu spät kamen, machten wir uns danach auf den Rückweg in Richtung San Francisco Airport. Zuerst führte uns dies aber noch mal rein nach Santa Clara. Unser Auto hatte Durst - wir konnten die Karre zwar mit leerem Tank abgeben, aber die Kilometeranzeige meinte: reicht nicht bis San Francisco Airport. An der erstbesten Tanke füllten wir noch anderthalb Gallonen ein. Muss reichen. Aber auch wir hatten noch Hunger - die wenigen Happen die wir in Oakland beim vertilgen der letzten Vorräte noch assen, liessen ein immer stärkeres Hungergefühl aufpoppen. Wir stiessen beim rein fahren nach Santa Clara bald auf die Green Line der Santa Clara Valley Transportation Authority. Da wir noch etwas Zeitreserve hatten, und wir was kommen sahen, standen wir noch kurz an die Strasse. Die VTA betreibt im Silicon Valley mehrere LightRail, Strecken. Teils teils in Strasse und auf eigenem Bahnkörper ist es ein kleines Angebot an Öffentlichem Verkehr welches in Kombination mit Bahn und Bussystemen in der Gegend helfen soll der Autoflut etwas Herr zu werden. Ist zwar ein Tropfen auf den Heissen Stein, aber immerhin. Zum insatz kommen heute ausschliesslich Niederflur LRV's von Kinki Sharyo, gebaut zwischen 2001 und 2005.
Wir erwischten gleich zwei unterschiedliche Lackvarianten:

LRV 923 bei der Haltestelle Old Ironsides. Das Fahrzeug trägt noch die ursprüngliche Lackierungsvariante


LRV 922 im aktuellen Farbschema - ebenfalls in Old Ironsides


Dann erreichte uns die Dunstschicht auch hier. Vom Pazifik her drückte feuchte Luft über den Hügelzug in die Bay Area. Wir packten unsere Kameras endgültig ein. Kurz bevor wir auf den Highway in Richtung Airport bogen, sahen wir noch einen Taco Bell, welchen wir spontan aufsuchten und unseren Hunger stillten. Wir hatten zwar auf einen Burgerschuppen spekuliert, aber Taco Bell war mehr als würdiger Ersatz dafür. Nimmt man nur einige Tacos so liegt das Ganze auch nicht so schwer auf dem Magen wie Burger mit Pommes. Der Hunger ist aber ebenso gestillt - eigentlich war es genau das richtige.
Hunger gestillt gelangten wir dann über den Highway 101 innert knapp einer Stunde zum Flughafen. Auch wenn viel Verkehrsaufkommen vorhanden war, so stockte es nur kurz um das Autobahnkreuz mit dem Highway 92 und wir kamen mehr als pünktlich auf unseren Fahrplan zum Flughafen. Kurz vor dem Airport ging die Tankwarnleuchte an - uns konnte es egal sein. Der Abnahmebeamte war dann aber nicht ganz so begeistert als er unser Fahrzeug unter die Lupe nahm. Dass wir rund 2'500 Meilen mit fälligem Motorölwechsel herumgefahren sind gefiel im nicht, ebenso gefiel ihm der Riss in der Frontscheibe nicht, der sich auf der Beifahrerseite gebildet hat. Wir hatten kurz nach passieren der Staatsgrenze zu Idaho einen Stein von einem entgegenkommenden Fahrzeug erwischt. Der Einschlag war so unglücklich am Rand er Scheibe, dass sich von dort ein inzwischen rund 30cm langer Riss gebildet hat. Uns konnte das aber eigentlich beides Egal sein, hatten wir doch ein rundumsorglos Paket. War in der Fahrzeugkategorie schon automatisch dringewesen, so wie auch ein zweiter Fahrer, sowie eine Tankfüllung. So war die Frontscheibe nicht unser Problem und bezüglich Motorölwechsel meinten wir nur: Sorry - aber gebt nicht ein Fahrzeug mit nur noch knapp 1000 Meilen bis zum fälligen Ölwechsel in eine 3.5 Wochen Miete raus. Und unser Problem war es ebenfalls nicht. Zur finalen Erledigung des Falls mit der Frontscheibe mussten wir noch kurz beim übergeordneten Büro vorbei, dort war dann die Sache aber nach Aushändigung der entsprechenden Belege schon wieder abgeschlossen.
So packten wir dann unsere Koffer, stiegen in den nächsten Air Train und fuhren rüber zum International Terminal. Bevor wir unser Gepäck eincheckten, stand noch ein Schuhwechsel an. Gewichtshalber müssen die schweren Wanderschuhe wieder an die Füsse und die leichteren Trekkingschuhe in den Koffer. So landete ich ziemlich genau bei den erlaubten 23kg. Alessandro hatte 1kg mehr (alle die Pakete die da in Virginia City zur Abholung bereit lagen machens aus) wurde aber ohne weiteres so akzeptiert. Bald waren wir bei der Security. Hier wurde uns Covid-19 zum zweiten mal heute so wirklich ins Bewusstesein gehämmert. Die Anzahl mit Mundschutz verhüllter Personen war doch im Vergleich zu bisherigen Flügen / Security Kontrollen doch deutlich grösser; das betraf sowohl Passagiere wie auch Security Personal.
Direkt vor uns war eine solche Person. Sie war aber wohl ziemlich abgelenkt vom Mundschutz, denn bis die Dame dann auch wirklich alles aus ihren Taschen und Köfferchen auf das Kontrollband gelegt hat und sie nach dem dritten Anlauf endlich Ready für den Scanvorgang war, vergingen fast fünf Minuten. Als Geschenk gab es dann für sie eine Leibesvisitation inklusive. Wir blieben dagegen regelrecht unbehelligt und waren nullkommanix durch die Kontrolle durch. So blieben uns dann knapp 2h die wir nun bis zum einsteigen totzuschlagen hatten. Immer wieder ein Vergnügen in Flughäfen Zeit zu verbraten. Da ich weder irgendwelchen Schmuck, noch teure Klamotten noch Alkohol in rauhen Mengen kaufen wollte blieb da nicht mehr viel anderes übrig als Laptop öffnen und ein bisschen diesen Reisebereicht voranzutreiben. Immerhin :)
Ausser einem Getränk mussten wir auch nichts mehr an Fressalien kaufen. Der Besuch bei Taco Bell reichte vorerst und im Flieger gab es vor der Nachtruhe nach einen kleinen Happen. Kurz nach sieben war dann unsere Triple-7 der Swiss zum einstigen bereit und so rollten wir pünktlich kurz nach acht auf die Rollbahn raus. Quer über San Francisco und die Golden Gate Bridge ging es in Richtung Norden in die Nach raus. Bald schon gab es das Nachtessen, bevor dann Ruhe einkehrte im Flieger. Nach knapp 6h Schlaf war ich dann auch wieder wach. Es blieb noch knapp Zeit für Deadpool 2, welchen ich parallel zum Morgenessen, respektive schon fast Mittagsbrunch, schaute, bevor wir auch schon in den Landeanflug auf Zürich übergingen. Als wir nach der Fahrt mit der Skymetro im Terminal A die Einreise hinter uns gebracht hatten, drehten unsere Koffer schon die Runden. Anschliessend hiess es Abschied nehmen vom Reisebegleiter Alessandro. Mir reichte es so noch auf den nächsten Zug in Richtung Bern. Alessandro hatte noch einige Waren zu verzollen und musste daher durch das Rote Gate. Ich war dann entsprechend erstaunt, dass ich ihn auf dem Perron kurz vor Einfahrt meines Zuges wieder sah. Er meinte nur: selten so speditiv durch den Zoll gekommen...
So hatten wir dann nochmals Zeit uns im Zug bis Zürich zu verabschieden, wo Alessandro dann endgültig einen anderen Weg als ich einzuschlagen hatte. Knapp 2h später war ich dann auch in Thun und wieder zurück im trauten Heim und bei meiner Partnerin Desi, womit diese Reise endgültig endet.


Epilog:

Gerade eben habe ich die Flugbuchung für die geplanten Ferien mit meiner Partnerin Desi im August in Oregon storniert. Hier in der Schweiz fängt zwar nach Wochen von Homeoffice langsam die Lockerung der Massnahmen in Bezug auf Covid-19 an, doch wird uns das Thema wohl sicher noch den ganzen Sommer über beschäftigen (ich befürchte noch viel länger) und gerade in Bezug auf Auslandsferien plagen.
Insofern hatten wir mit dieser Reise einfach nur Glück. Covid-19 war nur am Rande ein Thema und beschäftigte uns nicht. So konnten wir uns so richtig auf die langen Ferien konzentrieren. Die Auszeit tat uns beiden richtig gut und wir lebten vor Ort wirklich einfach von Tag zu Tag und schauten dann am Nachmittag jeweils wo wir dann morgen sein wollen. Insofern konnten wir auch noch gerade davon profitieren, dass wir am Tag vor der Abreise noch den Event in Ely um eine Woche vorverlegen konnten. Die ersten anderthalb Wochen waren mit all den Fotofahrten aber durchaus herausfordernd. Die Tage waren wirklich lange und ob wir uns eine solche Dosis Dampf in so kurzer Zeit nochmals antun würden bin ich mir aktuell gerade nicht sicher. Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall, auch wenn es anstrengend war.
In Bezug auf Ely wäre rein wettertechnisch im Nachhinein das zweite Weekend dort zwar besser gewesen, aber für die Reiseroute war es gut dass wir kurzfristig umgebucht hatten. So konnten wir auch mal Tage mit wenig Verkehr mit einem zweiten Tag in derselben Gegend ergänzen oder aufgrund des Wetters noch einen Tag länger bleiben. Letzteres zeigte sich aber eh bis auf wenige Tage von der sehr guten Seite. Wir hätten zwar auf etwas mehr Schnee gehofft, aber dass wir fast 3 Wochen von den 3.5 Wochen fast ausschliesslich Sonnenschein haben, das hätten wir nicht zu träumen gewagt. Gewisse Ersatz-Szenarien in Form von ab in den Süden wenn es im Norden schlechtes Wetter ist, waren gedanklich vorbereitet. So aber konnten wir am ursprünglichen Plan festhalten. Gerade die Fahrt entlang der Oregon Short Line fand ich spannend. Es ist eine Gegend aus der man eher wenig sieht und entsprechend viele Unbekannte hatten. Ich finde etwas zu unrecht, gerade die Bereich im Grenzgebiet von Wyoming und Idaho sind spannend. Jeder stürzt sich dort auf den Echo Canyon, dabei ist nur einige Dutzend Meilen daneben auch eine spannende Strecke. Die Fotostellendichte ist zwar sicher etwas kleiner, aber es gibt sie auch dort und sonst dann spätestens im Grenzbereich Idaho/Oregon. Von der Columbia River Gorge muss man nicht reden - die bietet viel zu viel für die verfügbare Zeit. Viel mehr überrascht war ich dann vom Weg durch Oregon runter. Wie auch Jan in seinem kürzlichen Bericht hier schon festgestellt hat: Es sollte mehr Züge haben, denn Stellen hätte es mehr als genug. Wir hatten die Gegend nicht auf dem Radar, da bis zum Tag vor der Abreise nicht im Reiseplan drin und so waren wir da komplett unvorbereitet. Es wäre daher sicher mehr dringelegen, aber es lockt für eine Reise dorthin. Eifrig habe ich beim lesen von Jan seinem Bericht Kringel auf meiner Karte markiert, da Oregon im Sommer ja noch ein Ziel ist, respektive eben seit vorhin war. So bleibt aktuell die Erkenntnis: irgendwann möchte ich nochmals in die Gegend.
An der Stelle nochmals herzlichen Dank an meine Partnerin Desi. Ohne ihr OK wäre so eine Reise nicht möglich gewesen. Ein grosser Dank geht aber auch an meinen Reisepartner Alessandro. Hat Spass gemacht! Danke dass du mir den Floh mit der Idee dieser Reise ins Ohr gesetzt hast. Auf ein Neues, irgendwann, nach Corona, oder so...