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Im Winter im Westen (10) - Vom Portneuf zum Snake River

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Donnerstag 20.2.2020

Früh um 0630 ging der Wecker. Geschlafen haben wir gut, das hat auch damit zu tun, dass unser gebuchtes JR Inn zwar über kein funktionierendes WLAN verfügt, dafür aber eine richtige, lautlose Heizung mit normalen Heizkörpern. Sprich es war die Ganze Nacht über angenehm warm im Zimmer. Ein Plus wenn es draussen um die -25°C ist. Unserem Wagen draussen hätte eine Standheizung auch gut getan. So aber war es auch heute so kalt dass bezüglich Scheibenwischanlage nichts ging. Zum Glück war es so trocken, dass man die auch nicht benötigte.
Morgenessen war heute nicht dabei und so gönnten wir uns in einem Diner im Zentrum ein feines Omelette. Da gerade nichts los war, wollten wir uns noch die lokale Attraktivität, den Sulphur Springs Geysir anschauen. Dieser künstliche Geysir entstand als man bei der Suche nach warmem Wasser eine Wasserkammer anbohrte. Heute darf er stündlich für ein paar Minuten spritzen, jeweils zur vollen Stunde. Es war aber erst halb neun und so nahmen wir uns die Zeit etwas ausserhalb von Sulphur Springs noch eine mögliche Fotostelle zu begutachten. Sie war so so la la, Zug kam aber auch gerade keiner. Unterwegs machten wir noch einen kurzen Fotostopp mitten auf der Strasse:

Es machte nicht nur den Anschein, es war auch richtig kalt! So um die -20°C zu dem Zeitpunkt.


Pünktlich gegen neun turnten wir wieder im Gelände um den Geysir rum. Es lohnte sich durchaus.

Der Soda Springs Geyser


Der Soda Springs Geyser


Der Soda Springs Geyser


Im Anschluss machten wir uns dann aber auf den Weg in Richtung Lava Hot Springs. Wir nahmen aber den Old Highway 30 via Bancroft, da dieser der Bahn entlang führt und rund um den Petticoat Peak führt anstatt quer darüber. Fleissig wurden mögliche Fotostellen markiert. Wir kamen bis Pebble, dann stiessen wir auf ein rotes Signal, respektive entgegenkommend grün. Passt doch. wir stellten uns an der ersten zuvor markierten Stelle hin. Bald kam auch ein langer Mixed in flotter Fahrt.

SD70ACe #8764 und SD70M #5209 unterstützt von den beiden DPU SD70M #5829 und AC45CCTE #7884 ziehen bei Pebble einen langen Mixed in Richtung Soda Springs


Wir fuhren im hinterher. Bei Bancroft stellten wir uns wieder hin. Es dauerte eine Ewigkeit bis er um die Ecke bog. Da wir zwischendurch orange blinkende Signale gesehen haben, wird er vermutlich zwischenzeitlich zum Stillstand oder zumindest zu Langsamfahrt abgebremst haben.

SD70ACe #8764 und SD70M #5209 unterstützt von den beiden DPU SD70M #5829 und AC45CCTE #7884 ziehen einen langen Mixed durch die Ebene bei Bancroft.


Da er nun in die Ebene raus bei Bancroft nicht allzu schnell unterwegs war, konnten wir nochmals einige Fotos machen.

Kurz hinter Bancroft


Und mit einem für die Gegend nicht unüblichen Grain Elevator


Kurz vor Alexander liessen wir ihn dann ziehen. Eine weitere Verfolgung machte angesichts der Streckenführung und der Sonnenstände keinen Sinn mehr. Wir kehrten zurück nach Pebble und stellten uns mit Signalblick an die Strecke. Etwa eine Stunde später zeigten diese nun für einen Westbound grün. Erneut stellten wir uns an die Strecke. Kurze Zeit später kam ein Potash-Ganzzug bei uns durch:

C44AC #6696, C44ACM #7052 und C44AC #7143, sowie die DPU's C44AC #6235 und C44AC #7230 mit einem langen (Potash) Unit Train bei Pebble


Wir fuhren dem hinterher, mussten aber feststellen, dass er bis Lava Hot Springs für die meisten Stellen schon zu spät war und das Licht zu gleisachsig war. Das war jetzt etwas blöd. Kurzerhand mussten wir umdisponieren und so stellten wir uns dann bei Lava Hot Springs an einem Bahnübergang hin und schossen dem Zug aufs Näschen.

C44AC #6696, C44ACM #7052 und C44AC #7143, sowie die DPU's C44AC #6235 und C44AC #7230 mit einem langen (Potash) Unit Train zwischen Lava Hot Springs und McCammon


Die nächste eingekringelte Stelle auf unserer Karte war bei einer Strassenüberführung zwischen Lava Hot Springs und McCammon. Wir waren durch den Zwischenstopp in Lava Hot Springs etwas knapp dran. Da ich mir die Stelle zudem noch falsch eingezeichnet hatte, war das Resultat dann aber eigentlich nicht ganz das was wir uns vorgestellt haben.

C44AC #6696, C44ACM #7052 und C44AC #7143, sowie die DPU's C44AC #6235 und C44AC #7230 mit einem langen (Potash) Unit Train zwischen Lava Hot Springs und McCammon


Ich nervte mich gerade etwas ab dem Lapsus, während Alessandro das Ganze recht locker sah. Vorderhand fuhren wir dem Zug nochmals kurz nach und schossen ihm Eingangs McCammon nochmals auf die Nase. Es reichte nur, weil er stark verlangsamte und dann in der Einfahrt zu stehen kam.

C44AC #6696, C44ACM #7052 und C44AC #7143, sowie die DPU's C44AC #6235 und C44AC #7230 mit einem langen (Potash) Unit Train zwischen Lava Hot Springs und McCammon


Erst als wir zum Bahnhof fuhren war klar wieso: ein Brandt Hi-Rail Truck war gerade dabei einige Gondolas mit Altschwellen zu verschieben. Wie wir erste jetzt bemerkten ist McCammon auch ein Verzweigungsbahnhof, fädelt hier doch die Ogden Subdivision von Ogden her in die Oregon Short Line ein. Die Linie war bei uns durchs Raster gefallen. Im Nachhinein ist das aber auch nicht ganz so tragisch. Auf weiten Strecken führt die Linie flach durch die den Wahsatch Mountains vorgelagerte Fläche. Einzig ein kurzes Stück durch den Bear River Canyon wäre spannend, aber leider ist die Ogden Subdivison auch nicht gerade mit viel Verkehr gesegnet. Scheinbar sind es eine handvoll Züge pro Tag. Der Hi-Rail Truck zog seine Gondolas nun auf die Ogden Subdivision vor. Leider zog er aber für ein gescheites Foto zu wenig vor. Ich habe bereits im Jahr 2014 bei der Canadian Pacific schon mal sowas fotografiert: https://bahnbilder.ch/picture/27412
Er machte dem Westbound Platz. Da die Strecke nun gegen Norden dreht, liessen wir ihn sausen. Dafür sahen wir beim Wenden am anderen Ende von McCammon einen Eastbound stehen. Wir fuhren zurück zum Highway-Overpass und stellten uns passend für einen Eastbound hin. 20min später zog eine elend lange Schlange an Wagen, gezogen von zwei Loks an der Spitze und zwei weiteren Maschinen im hinteren Drittel des Zuges vorbei:

C45AH #8175 und C45ACCTE #7878, sowie die beiden DPUs C44AC #6748 und C45ACCTE #5506 mit einem langen MIxed zwischen McCammon und Lava Hot Springs


Es machte angesichts des Zeitpunktes keinen Sinn den Zug weiter zu verfolgen. Ab Lava Hot Springs geht es wieder gegen Norden. Die Stellen bei Bancroft haben wir zudem heute morgen schon genügend fotografiert. Wir hofften eher auf einen erneuten Westbound der dann irgendwann mal kommt. So blieben wir gleich auf der Auffahrtsrampe zur Brücke stehen. Unser Auto hatten wir dabei neben dem obligaten Pannenstreifen an die Böschung gestellt. Als eine Patrouille des lokalen County Sheriff Departements auf der anderen Seite vorbei fuhr witzelten wir schon wie lange es geht bis wieder Disco bei uns herrscht. Doch er wendete nicht. Auch als er etwa eine halbe Stunde später auf unserer Seite zurückkam war alles ok und er fuhr durch. Aber Disco bekamen wir dennoch bald darauf, als eine Patrouille der Highway Patrol hinter uns anhielt. Da wir direkt neben dem Wagen standen machte er sich aber nicht mal die Mühe auszusteigen. Durch das herunter gelassene Fenster kam nur kurz die Frage ob wir eine Panne hatten. Wir gaben Bescheid, dass alles ok sei und wir gerne ein Bahnfoto machen würden. Damit war die Sache erledigt und er fuhr weiter. Kurz danach gab es dann nicht nur auf der Strasse, sondern auch auf der Bahn Action. Der sehnlichst erhoffte Westbound tauchte auf.

SD70ACe #8336, SD70ACe #8372 und DPU C45ACCTE #7976 ziehen einen (Potash) Unit Train bei Lava Hot Springs in Richtung McCammon


Für uns war das das Ticket um weiter in Richtung Pocatello vorzurücken. Zwischen McCammon und Inkom ein paar Meilen weiter war zwar nichts zu erreichen, da die Strecke in Richtung Norden führt, doch dreht sie dort wieder um 90° in Richtung Westen. Wir stellten uns in der Einfahrt von Inkom mal hin. Warten mussten wir nicht lange, hatte der Zug zwischenzeitlich doch einiges an Tempo zugelegt.

SD70ACe #8336, SD70ACe #8372 und DPU C45ACCTE #7976 ziehen einen (Potash) Unit Train bei Inkom


Wir fuhren weiter hinterher, ohne dass wir uns noch Hoffnungen auf mehr Fotos machten. Pocatello war um die Ecke und wir gingen davon aus, dass er dort mindestens einen Crew change macht. Auch wenn Pocatello für die Union Pacific nicht mehr den Stellenwert wie früher einmal hat, so ist es nach wie vor ein wichtiger Division Point. Zudem zweigt hier die Montana Subdivision in Richtung Idaho Falls und weiter nach Butte / Silver Bow in Montana ab. Ab Idaho Falls ging es in früheren Jahren auch zum Yellowstone NP - ein Teil des einstigen Branch dorthin wird heute noch von der Eastern Idaho Railroad betrieben.
Wir fuhren auf dem parallelen Interstate 15 nach Pocatello rein und sahen, dass der Zug kurz vor Pocatello plötzlich nur noch am schleiche war. Wir witterten unsere Chance und steuerten eine kleine Brücke über den Portneuf River eingangs Pocatello an. Die angedachte Szenerie auf der Brücke stehend mit Fluss und Bahn war leider komplett zugewachsen. Aber: man konnte auf dem Damm einige Meter weiter westlich hinstehen und ab dort klappte es dann. Mit einem kurzen Spurt reichte es auch gerade so knapp:

SD70ACe #8336, SD70ACe #8372 und DPU C45ACCTE #7976 ziehen einen (Potash) Unit Train bei Pocatello


Zufrieden fuhren wir wieder auf den Interstate einmal quer durch Pocatello durch. Mit der Sonneneinstrahlung und den leicht angestiegenen Temperaturen waren wir immer wieder mal am testen ob denn unsere Wischanlage wieder das macht was sie sollte. Und Heureka: die versuchte Beimischung von wirklich frosttauglichem Wasser gestern Abend hat nun doch endlich zum Ziel geführt. Zumindest vorne spritzt es nun etwas. Wir spülten absichtlich mal etwas durch und füllten dann beim nächsten Stopp wieder vom noch vorhandenen Vorrat auf.
Ziel war vorerst mal American Falls. Hier wurde der Snake River durch eine Staumauer aufgestaut. Direkt vor der Staumauer führt die Bahn auf einer Brücke über den Snake River. Die Stelle war zwar lichtmässig eher was für den Mittag, wir wollten aber zwei Dinge testen: kann man auch am westlichen Ufer stehen und wo genau muss man am östlichen Ufer genau hinstehen? Ersteres war recht schnell beantwortet. Es hat seine Gründe wieso man keine Bilder vom westlichen Ufer sieht - alles mit Private Property ausgewiesen. Am östlichen Ufer mussten wir dann den genauen Fotopunkt etwas suchen. Wir waren zuerst zu weit weg, bevor wir dann die passende Stelle fanden. Wir wollten gerade aufbrechen um weiter zu fahren - lichtmässig war die Stelle eigentlich durch - als wir es seitens American Falls hornen hörten. Es entpuppte sich als der Kollege von vorhin, welcher inzwischen auch bis American Falls vorgerückt ist:

SD70ACe #8336, SD70ACe #8372 und DPU C45ACCTE #7976 ziehen einen (Potash) Unit Train beim Überqueren des Snake Rivers in American Falls


SD70ACe #8336, SD70ACe #8372 und DPU C45ACCTE #7976 ziehen einen (Potash) Unit Train beim Überqueren des Snake Rivers in American Falls


Dann brachen wir aber endgültig auf. Kurz vor fünf Uhr abends musste auch nicht mehr gross nach etwas neuem umgeschaut werden. Eher die Frage war: wie weiter. Theoretisch wäre noch die Option im Raum gestanden via Montana Sub hoch nach Montana zu fahren und dann via Montana Rail Link rüber nach Spokane zu fahren und von oben her in die Columbia River Gorge vorzustossen. Ein kurzes durchrechnen der zusätzlichen Meilen mit den verbleibenden Tagen liess uns aber diese Idee schnell ad Acta legen. So fuhren wir schnurstracks auf dem I-84 in Richtung Twin Falls. Die Union Pacific Nampa Sub an der wir uns inzwischen befinden, fährt in dem Bereich auf recht direktem Wege und vor Allem weitab von vernünftigen Strassen nach Minidoka und trifft erst bei Bliss (weit nach Twin Falls) wieder auf den I-84, welcher eine Ausbuchtung nach Twin Falls macht. Einige Branchlines ab Minidoka erschliessen die Gegend, so auch Twin Falls. Einst alles im Besitz der Union Pacific, werden diese heute durch die Eastern Idaho Railroad betrieben. Für heute war da in der restlichen Tageszeit aber nichts mehr zu erwarten. Als wir kurz nach sechs in Twin Falls eintrafen, war die Sonne nur noch knapp über dem Horizont. Twin Falls ist aber nicht bekannt wegen seiner Eisenbahn, sondern vor Allem wegen den Shoshone Falls. Der Snake River stürzt hier 65m hoch in die Tiefe und ist damit höher als die Niagara Falls. Oft werden die Wasserfälle auch als "Niagara of the West" betitelt. In Spitzenzeiten im Frühling können bis zu 570 m3 pro Sekunde über die Fälle stürzen. Bekannt sind die Fälle auch wegen Evel Knievel, welcher 1974 etwas unterhalb der Fälle mit einem Motorrad die Schlucht überspringen wollte.
Wir fuhren im letzten Licht noch kurz zu den Fällen. Was wir vorfanden war doch sehr speziell. Ja, es war Mitte Februar und dadurch war nicht mit 570 m3/s zu rechnen. Aber etwas mehr als einige wenige Mini-Rinnsale hätten wir schon erwartet:

Eigentlich gelten die Shoshone Falls bei Twin Falls, wo der Snake River rund 65m in die Tiefe stürzt als "Niagara Falls of teh West". Als wir im Februar die Fälle besuhcten, waren aber nur ein paar traurige Rinnsale übrig geblieben....


Schnell waren wir wieder im Auto und fuhren zum Quality Inn, wo wir uns noch ein Zimmer ergattern konnten. Um unsere hungrigen Bäuche zu beruhigen, gab es danach im nahen Outback Steakhouse ein saftiges Steak. Satt und zufrieden über den Tag waren wir dann bald einmal im Bett.


Freitag 21.2.2020


Schon fast normal war das heutige erwachen. Die dank der ausserordentlich soliden und dick isolierten Bauweise der Motels (man heizt da quasi immer auch die Umgebung mit) gegen morgen recht stark auskühlenden Zimmer liessen uns kurz nach sechs endgültig wach werden. Wir standen demzufolge dann auch auf, zumal es draussen auch schon wieder hell wurde. Nach der wärmenden Dusche ging es rüber in den anderen Gebäudetrakt für ein kleines Morgenessen. Draussen war es im Vergleich zu den letzten Tagen schon fast warm - nur noch knapp unter 0°C. Die über Nacht im Auto gelassenen Getränkeflaschen waren heute nicht gefroren und sogar die Scheibenwischanlage funktionierte wieder komplett.
Etwas unschlüssig waren wir, was wir heute denn so genau unternehmen wollen. Die grundsätzliche Richtung war klar: Columbia River Gorge. Was aber dazwischen liegt? Wir wissen es nicht so genau. Einige wenige Fotostellen haben wir uns im Vorfeld markiert. Die erste davon rund 1h Fahrstunde von Twin Falls entfernt bei King Hill. Vorerst entschieden wir uns aber noch kurz mal beim Yard in Twin Falls vorbei zu schauen. Twin Falls liegt nicht direkt an der UP Nampa Subdivision, sondern wird durch einen Branch ab Minidoka erschlossen. Heute ist dieser in Besitz der Eastern Idaho Railroad. Wir erwarteten eigentlich nicht viel, aber siehe da: Zwei GP's waren am rangieren. Wir schossen da mal ein paar Bilder und schauten etwas zu.

Der Twin Falls Branch - einst der Union Pacific gehörend - wird heute durch die Eastern Idaho Railroad betrieben. Die EIRR ist eine Tochtergesellschaft der Watco Companies, womit entsprechend auch WAMX Lokomotiven im Einsatz sind. Hier sind GP39E #3916 und GP35R #3512 beim Rangieren in Twin Falls


Da die Stellen beim King Hill eh eher etwas für den späteren Morgen / Mittag waren, entschlossen wir uns noch etwas zu warten. Etwa eine halbe Stunde später zogen die beiden Loks mit ein paar Wagen vor und plötzlich waren die weg und raus auf der Strecke. Uns hatte das Manöver jetzt gerade etwas auf dem linken Fuss erwischt. Wir fuhren schnellstmöglich hinterher, erwischten aber noch einige rote Ampeln. In den Industriegebieten von Twin Falls sahen wir aber aus der Ferne, dass wir den Zug überholt hatten und stellten uns dann an einem der nächsten Bahnübergänge hin. Spitzenlicht war klar sichtbar, doch irgendwie wollte das nun überhaupt nicht näher kommen. Ein paar Minuten später war es weg. Wir konsultierten mal Google Mpas und mussten erkennen, dass da weiter draussen ein weiterer kleiner Yard und viele Anschlussgleise sind. Die sind wohl scheinbar nun dort am Rangieren. Wir drehten um und gingen das mal genauer sichten. Auf dem Weg dorthin gings aber auch noch kurz bei einer Tanke vorbei. In Erwartung der Dinge war es keine schlechte Idee den Tank voll zu haben. Wir fanden die beiden GP's dann beim Rangieren in den ausgedehnten Anschlussgleisen, wirklich fotografierbar war das aber nicht. Etwas später sah es dann aus, dass nun ein Zug zusammengestellt und bereit zur Abfahrt war. So ging es zurück an einen Bahnübergang an der Hauptstrecke. Kurz darauf tauchte die Komposition dann auch wieder auf dem Streckengleis auf, nur um kurz nach der Anschlussweiche wieder zu stoppen. Klar - Weiche zurückstellen und verschliessen, dann Rangierer einsammeln. Nur: die anschliessend wieder aufgenommene Fahrt war nicht wie erwartet vorwärts, sondern der Zug fuhr rückwärts los. Wir fühlten uns gerade etwas verschaukelt. Erneut fuhren wir dem Zug wieder hinterher und sahen ihn wieder im Main Yard in Twin Falls ankommen, wo die Rangiererei von vorne losging.

GP39E #3916 und GP35R #3512 beim Rangieren in Twin Falls


GP39E #3916 und GP35R #3512 beim Rangieren in Twin Falls


Inzwischen war es gegen elf und für uns kam die Frage auf, was wir denn heute noch erreichen wollen. Wir entschlossen uns nach kurzer Diskussion Twin Falls und die Eastern Idaho Railroad hinter uns zu lassen. Da wir keine Informationen zur EIRR hatten wie und wann da Züge fahren, konnte sich die Rangiererei noch Stunden so fortsetzen. Lokführer wie Rangierer waren nie wirklich in greifbarer Nähe, so dass man diese hätte fragen können. So fuhren wir raus aus Twin Falls. An der Brücke über den Snake River machten wir noch einen kurzen Fotohalt:

Bei Twin Falls hat sich der Snake River tief in die Landschaft eingefressen.


Dann ging es weiter auf den Interstate 84 in Richtung Westen. Bei Jerome trafen wir auf einen weiteren Branch der EIR, doch war dort ausser abgestellter Wagen nichts zu sehen. Bei King Hill bogen wir vom Interstate ab und fuhren die verschiedenen vermerkten Fotostellen an. Dummerweise kam gerade in dem Moment als wir vom Interstate abbogen ein Eastbound durch. Wäre der nur ein paar Minuten später gekommen, hätten wir ihn erwischt. Jänu...
Blöd war eher, dass im Siding in King Hill bei zwei Schienengängigen Baufahrzeugen reger Betrieb rundherum herrschte. Wir fürchteten ein bisschen ein Baufenster. Wir landeten dann schlussendlich an einer Stelle oberhalb des Snake River wo man in die Flussbiegung rein fotografieren konnte. Nun musste nur noch ein Westbound (idealerweise) kommen. Kaum waren wir vor Ort, fuhren die gesehenen Baufahrzeuge duch die Szenerie in Richtung Glenns Ferry. Eine halbe Stunde später kamen die beiden Fahrzeuge auf dem anderen Streckengleis wieder zurück. Wir hofften, dass nun der Verkehr zu rollen beginnt. Zwischenzeitlich wurde unser Bestand an frischen Mandarinen etwas dezimiert. Kurz vor zwei Uhr bewegte sich dann endlich was, leider aber war es ein nicht endend wollender Eastbound, noch dazu ohne Rear End Helper. Wir hatten das Gefühl, dass UP im Zuge von PSR mal eben zwei Züge zu einem Zug zusammengehängt hat. 3 Loks vorne, irgendwo um die 100 Wagen, nochmals zwei Loks und dann nochmals um die 100 Wagen, ein Monster.

C45ACCTE #7735, SD70M #4266 und C44ACCTE #6008, sowie die beiden DPUs C44AC #6565 und C44AC #6624 ziehen bei King Hill einen ultralangen Mixed entlang des Snake River. Der Zug bestand aus ~200 Wagen und wollte nicht enden!


Der gleiche Zug. Noch sind nicht einmal die beiden DPU's sichtbar. Ungefähr so eine Schlange wie jetzt sichtbar, war dann nochmals angehängt


Wir hofften weiter, dass noch ein Westbound käme. Gedanklich waren wir schon am durchspielen ob wir nicht nochmals einen Tag hier verbringen wollen. Mir gefiel die Stelle ausserordentlich, jedoch fehlte irgendwie das Rahmenprogramm rundherum für den Morgen/Abend. Alessandro warf daher durchaus berechtigt die Frage auf ob das dann sinnvoll sei. Eine halbe Stunde später wurden wir erlöst und die Frage zur Makulatur - es kam ein Westbound. Leider war er aber eigentlich schon fast zu spät, die seitliche Ausleuchtung eher mau, auch mussten wir schon unseren Standpunkt etwas verschieben. Nachteilig daran war, dass wir jetzt Leitungen einer Hochspannungsleitung im Bild hatte. Auch war gerade eine Schmodderschicht am nerven, aber was solls.

SD9043AC #8057, SD70ACe-T4 #3044, sowie die DPU SD70ACe #8779 am Zugschluss befördern einen Double Stack Train entlang des Snake River


Länger hier bleiben machte überhaupt keinen Sinn und so fuhren wir dem Westbound hinterher. Bei Chalk Cut hatten wir ihn überholt und stellten uns wieder hin. Zwischenzeitlich war der Zug fast so schnell wie wir unterwegs gewesen, nun aber verlor er im Anstieg rasch an Geschwindigkeit. Wir erwischten ihn insgesamt dreimal.

SD9043AC #8057, SD70ACe-T4 #3044, sowie die DPU SD70ACe #8779 am Zugschluss schleppen einen Double Stack durch den Chalk Cut genannten Anstieg in Richtung Mountain Home


etwa 1 Meile weiter


Gleich ist der Anstieg geschafft und es geht wieder in die Fläche nach Mountain Home und weiter nach Nampa


Danach aber beschleunigte er in Richtung Mountain Home wieder recht stark. Bis dorthin hatten wir ihn eingeholt, aber nicht überholt. Durch die Ortsdurchfahrt war er für uns dann weg. War aber ok für uns, hatten wir doch einige Fotos gemacht. Zudem hatten wir in Mountain Home auch gleich einen Ersatz gesehen, stand doch im Siding ein Westbound Local, welcher unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.
Da die Gegend nun wieder recht flach wurde, war die Stellensuche gar nicht so einfach. Zudem erwarteten wir den Local bald, was auch etwas Zeitdruck mit sich brachte. So standen wir ausserhalb Mountain Home an einen Bahnübergang. Wir mussten aber länger warten als gedacht. Rund eine halbe Stunde später kam er dann aber doch noch:

SD70M #5119 und C45ACCTE #7492 mit einem kurzen Local von Mountain Home nach Nampa


Da er in die richtige Richtung fuhr, sind wir im hinterher, was gar nicht einfach war. Bis Cleft führt der Old Highway 30 parallel zur Bahn. Wir waren aber bis dahin nur auf gleicher Höhe. Dann aber sind nur noch Schotterpisten entlang der Bahn. Wir umfuhren dieses Stück recht weit aussen herum. Aus der Ferne erspähten wir aber einen langen Eastbound und so war die Hoffnung da, dass wir den Local vor dem Ballungsraum von Boise/Nampa doch nochmals erwischen. Aufs Geratewohl fuhren wir nach Orchard und fanden dort zu unserer Freude einen schönen alten Wasserturm aus der Dampfzeit vor. Im sonst flachen Gelände war das das ideale Sujet. Mussten nur noch die Schleierwolken wegziehen und was kommen. Kurze Zeit später und etwa eine halbe Minute zu früh kam dann auch schon der Local. Die Sonne war noch nicht komplett hinter der Schleierwolke hervorgekommen.

SD70M #5119 und C45ACCTE #7492 mit einem kurzen Local von Mountain Home nach Nampa bei der Durchfahrt in Orchard.


Für uns war die Frage nun: wie weiter. Der fortgeschrittene Nachmittag schränkte die Möglichkeiten ein. Schnell kamen wir zum Schluss, dass es sinnvoll ist die restliche Zeit bis Sonnenuntergang hier zu verbringen. Was anderes aufzufinden innert nützlicher Frist war in der Gegend nicht machbar und eigentlich gefiel es uns hier. Die Diskussion ging aber weiter: wo wollen wir übernachten? Auch da fanden wir bald einen gemeinsamen Nenner. Auch wenn die Stelle bei King Hill lockte, so wirklich sinnvoll war es nicht nochmals einen Tag dort zu verbringen. Zwischen Weiser und Huntington hatten wir in der Vorbereitung einen nächsten Hotspot mit möglichen Fotostellen ausgemacht. Das lag auf dem weiteren Weg in Richtung Columbia River Gorge und lag zudem noch in erreichbarer Distanz ab unserem jetzigen Standort. Als Übernachtungsort bot sich Ontario etwa 20 Meilen vor Weiser an, da Weiser nicht wirklich viel schlaues anzubieten hatte. So buchten wir uns dort im Clarion Inn ein. Bevor wir aber dahin fuhren, hiess es für uns nochmals etwas zu warten. Wir konnten dazu gemütlich im Auto sitzen, da wir hier Signalblick hatten. Und solange die nicht eingeschaltet sind, kommt auch nichts. Etwa viertel vor sechs war es dann soweit, Signal eingeschaltet, wir aus dem Auto raus und postiert. Bald näherte sich leider aus Westen ein schnell näher kommendes Spitzenlicht. Es reichte noch uns etwas verändert hinzustellen, dann brauste der Zug durch. Er hatte zwar Rear End Helpers, nur standen die falsch, zumindest die hinterste.

C45ACCTE #7391, C45AH #8215, C44AC #7108 sowie die beiden DPUs SD70ACe #8465, SD70ACe #8410 am Zugsschluss mit einem Double Stack Containerzug in Orchard.


Eigentlich wäre ein Westbound besser gewesen, aber immerhin kam was. Als die Signale wieder ausgeschaltet wurden, wechselten zurück ins Auto. Kurz vor Sonnenuntergang begannen wir einige Gegenlichtaufnahmen des Wasserturms zu machen.

Einst wichtiges Utensil während dem Dampfbetrieb - der Wasserturm in Orchard.


Einst wichtiges Utensil während dem Dampfbetrieb - der Wasserturm in Orchard.


Zwischenzeitlich wurden die Signale wieder eingeschaltet, diesmal passte auch die Richtung, kam doch ein Westbound. Er war aber insofern zu langsam, als dass es noch mit direktem Sonnenschein geklappt hätte. Daher die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden als der Zug durchfuhr. Aber: fotografierbar war die Szenerie immer noch:

Bereits ist die Sonne untergegangen, als C44ACCTE #5577, C44AC #6175, sowie die DPU SD70ACe #8389 einen Mixed durch Orchard ziehen


Auch wenn der Morgen nicht ganz nach Plan verlief, der spätere Nachmittag entschädigte durchaus und so ging es zufrieden zurück zum Auto. Die Fahrt nach Ontario war insofern etwas mühsam, als dass rund um Boise/Nampa der Verkehr doch stark zunahm. Erst danach war wieder gemütliches cruisen angesagt. Nach dem CheckIn im Motel ging es noch für ein kleines Nachtessen zu Fuss rüber in den nahen PandaExpress. Chow Mein mit Bejing Beef ist einfach Klasse ;)
Zurück im Motel wurde noch kurz die Thematik Datenbackup angegangen. Das Motel war dafür passend - so eine schnelle Internetverbindung hat man selten in einem Motel. Mehrere hundert Gigabyte in unter 2h auf den eigenen Server hochgespitzt sprechen für sich. Gegen zehn war dann aber definitiv Feierabend.
Von viel Sonne und wenig Verkehr, überraschend viel Sonne und viel Verkehr, einem anschliessenden unmittelbaren Temperaturschock mit Schneegestöber, davon berichtet dann der nächste Teil der Serie wenn es weider heisst: Im Winter im Westen! In ein paar Tagen hier auf dem Kanal.