Unbekanntes Tunesien (1) - an der Normalspur im Norden
Von Neel Bechtiger
Urlaub im Februar. Endlich wieder mal Urlaub!Aber wohin soll es Ende Februar gehen? Wir schoben sowohl das Urlaub nehmen, wie auch die Entscheidung wohin ziemlich lange hinaus. Erst zwei Wochen vor dem Urlaub war klar, wir – also Gubi und ich – bekommen beide Urlaub in den letzten zwei Wochen des brrrr kalten Februars. Wobei brrr kalt. Schnee hatte das Schweizer Flachland in diesem Winter noch nie gesehen und auch Sonne gab es eher mehr als weniger.
Aber egal, wir wollen weg. Wohin? Eine Woche vor dem Urlaub sassen wir mal bei einem guten Bier zusammen im Hot Pasta und diskutierten wohin und warum.
Tunesien .... mhm jaja! Die Idee geistern ja schon lange in den Köpfen rum. Also eigentlich eher Ägypten, aber da muss man wohl aktuell einfach nicht hin fahren zum Eisenbahn fotografieren. Also was man so hört auf jeden Fall. Die Alternativen mochten uns nicht zu begeistern, also Spanien (nööö), Italien (ja also schon wieder?) oder Marokko (schoooon wieder?). Und so kam es halt zu Tunesien. Warum auch nicht. Man sieht davon kaum etwas, aber das bisschen was man sieht, sieht zumindest Fahrzeug technisch ganz interessant aus. Ob es für zwei Wochen reicht? Man wird sehen, auf jeden Fall würden wir so genug Zeit haben in dem Land. Wetter vorausgesetzt natürlich. Politische Lage ein Tunesien, muss man sich Gedanken machen? Man könnte vermutlich, machten wir uns aber nicht. Die Berber werden uns schon in Ruhe lassen. Das EDA rät vor Reisen in einige Gebiete ab, und diesen Rat befolgen wir natürlich folgsam. Ansonsten nahmen wir uns die weiteren Reisehinweise wie immer zu Herzen – keine Nachtfahrten usw.. Aber wer sich durch Teheran mit dem Auto wagt, der wird auch Tunis noch hin kriegen – uiii ich freue mich schon :-).
Ein paar Tage vor dem Urlaub, es gab schon wieder Bier – diesmal aber im Porter House – buchten wir mal den Flug und ein Mietauto. Tunis Air befördert uns von Genf nach Tunis und dann zurück nach Zürich. Dies aufgrund der Flugzeiten und der Preise. Milano wäre ähnlich günstig gewesen, aber dass dauert dann immer ewig bis man wieder in der Schweiz ist.
Weitere Reisevorbereitung? Keine ... also fast keine, aber mehr als auch schon ;). Wir wälzten uns nämlich mal durch den Fahrplan um immerhin schon vor dem Urlaub mal etwa eine Idee zu bekommen was wo ungefähr läuft. Wir druckten die ganzen Tabellen je einmal aus und fertig war die Vorbereitung.
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Sonntag 16. Februar 2020 / Uster - Tunis
Der Tag der Reise stand an. Es sollte auch ein ganzer Reisetag werden, mit der Ankunft um 14 Uhr in Tunis, aber bei einem Sonnenuntergag um 18 Uhr muss man da nicht mehr all zu viel vom Tag erwarten. Zudem 14 Uhr in Tunis eine relativ ungenaue Angabe zu sein scheint. Flug 701 von Tunisair ist wohl nicht immer der pünktlichste was die Statistik so zu wissen meint. Dies bestätigte sich bereits um kurz nach Mitternacht an diesem Sonntag. Ich war noch am Packen und da vibrierte mein Handy und Google teilte mir mit, der Flug sei 2h verspätet. Woher man dies schon zu wissen ahnte will ich nicht wissen. Ob man jetzt deshalb auch zwei Stunden später los sollte? Wir probierten es nicht aus und vereinbarten den 0732 Uhr Zug ab Zürich in Richtung Genf Äropooor.
Diesen erwischten wir beide prima und wir nahmen im IC2000 oben Platz. Der Zug war angenehm leer und ab Bern hatten wir fast den ganzen oberen Wagen für uns. Ich legte mich nochmal etwas aufs Ohr und döste von Bern bis kurz vor Genf durch. Vorschlafen, Nachschlafen, da bin ich mir noch gar nicht so sicher. Google übrigens wusste zu diesem Zeitpunkt nichts mehr von einer Verspätung und kündete den Flug pünktlich an. Und auch die Ankünfte in GVA sagten Tunisair Flug 700 aus Tunis sei pünktlich unterwegs – steht also einem pünktlichen Abflug nichts mehr im Weg.
Das Check-In in Genf musste über die Bambusenschalter erledigt werden. Also da wo so die allerletzten Fluggesellschaften angeschrieben sind am Gemeinschaftsschalter. Air Lingus, Alitalia und so weiter ... hm, Tunisair ist wohl die Bambusigste Airline der ganzen. Egal! :-)
Die Koffer waren wir los und die Siko ging speditiv in Genf. Und schon sassen wir bei den B-Gates im Glaspalast auf dem Rollfeld und warteten auf das Boarding. Viel war nicht los, was ein leerer Flieger zu versprechen vermochte. Äh ja, Hotel buchen. Das hatten wir die ganze Zeit vor uns her geschoben, aber mit dem letzten Internet in der Schweiz sollte man sich darum wohl noch eben kümmern. Wohin? Wetter sah in Beja ganz gut aus für Montag. Im Süden ist es eh immer schön, da muss man sich nicht speziell um das Wetter scheren. Im Norden aber ... mmmhm, die Prognose meint zumindest, dass es nicht einfach immer schön ist. Also zückte ich das Handy und buchte mal ein Hotel in Beja. Erstaunlicherweise war da sogar etwas Auswahl auf Booking.com. Als ich dann aber das Hotel in die Offline Karten von OpenStreetMaps übertragen wollte, wollten die Google und die OSM Karte so irgendwie gar nicht zusammen passen. Bis mir dann auffiel, das Hotel liegt in Beja Portugal. Auch schön .... warum fliegen wir eigentlich nicht nach Portugal? :-) Schnell storniert, sollte zwar den ganzen Hotelpreis kosten?! Wird aber schwer denn Kreditkarte musste ich keine angeben. Das richtige Beja gerne. Und da sah es schon realistischer aus. Es ist zwar kein kleiner Ort, da leben mehr als ein paar Berber in Lehmhütten – aber Booking kannte nichts. Also flugs auf Tunis gewechselt, ist nicht so arg weit weg. Die Buchung schloss ich dann bereits nach dem Boarding Completet ab, passte gerade so noch rein bis sich der der Ranzige A320 von Tunisair in Bewegung setzte. Ja, den Flieger durfte man einfach nicht zu genau anschauen. Ich hoffe mal die Technik ist besser im Schuss als die Kabine. Aber gut an solch alten Öddeln ist der Sitzabstand, noch nicht im Jahr 2020 angekommen :-).
Über die Gesellschaft eine Sitzreihe vor uns schreibe ich besser nicht mehr ausser: das Kind hatte definitiv keine Lust zum Fliegen und teilte dies über 2h auch lautstark der ganzen hinteren Kabine mit. Gottlob habe ich auch dieses mal Musik und Ohrhörer dabei.
Gubi döste, ich beschäftigte mich mit ein paar Podcasts bis dann nach nicht mal 2h der Landeanflug auf Tunis eingeleitet wurde. Die paar Leute im Flieger wurden Nervös und wir füllten gemächlich unsere Arrival Cards aus. Gut hatten wir schon ein Hotel, dies wurde nun einfach zu unserer Kontaktadresse in Tunesien auserkoren. :-)
Die Landung war unsanft, was aber ein paar Reihen vor uns die Menschen nicht davon abgehalten hat zu Klatschen. Wir nahmen den Beifall nicht auf und beliessen es dabei uns über die Ankunft zu freuen. Neues Land ... endlich mal wieder!
Noch vor der Passkontrolle wurden wir durch einen Gang geschleust mit einer Wärmebildkamera. Medical Control! Und uns wurde eine Karte ausgehändigt deren Sinn uns nicht ganz klar wurde. Wir füllten mal alles aus (wer, wann und wie eingereist, wohin) und behielten die Karte bei uns. Natürlich immer schwierig ... wohin. Wissen wir doch auch noch nicht. Aber wie vermutet interessierte sich niemand für die Karte. Gubi hat seine an der Einreisekontrolle abgegeben und nicht wieder erhalten. Ich habe meine gar nicht abgegeben und bin immer noch stolzer Besitzer davon. Kränker werde ich deswegen auch nicht.
Die Koffer kamen, der Zoll wollte nichts von uns und schon waren wir entlassen in das Chaos vom öffentlichen Bereich des Flughafens. War aber noch angenehm ruhig. Oder wir haben das Gewusel einfach noch in Erinnerung und es ist OK so :-). Erste Amtshandlung: Geld. 300 Dinar kamen bei mir aus, was ungefähr 100 CHF entspricht. Alles schön in 20er Scheinen. Zweite Amtshandlung: Simkarte. Mein Provider schmeisst Tunesien in einen Topf mit dem Iran und dem Sudan – also Bambusistan ohne Roaming Optionen. Ein Megabyte könnte ich aber für spendable 4.50 CHF erwerben. Da wird das Surfen doch gleich viel Wertvoller. Deshalb, Simkarte. Bei TunTelcom gab es keine Touristen Angebote trotz der Werbung. Bei Orange hingegen sehr. Für günstige 15 CHF gab es 25GB Internetz über das 4G Netz. Das ist fair! Und seit dem ist Gubi der Internetkönig :-).
Das Auto folgte dann zugleich. Etwas warten, etwas länger warten und dann waren wir nach einem verwirrten Ausflug zum Parkplatz P3 im Besitz unseres Daicia Logan Kombi. Wer hat schon wider so ein grosses Auto gebucht? Hrm. Und dazu ist das edle Gefährt wieder praktisch neu.
Es war 15:30 Uhr als wir unsere Karossa vom Parkplatz des Flughafens bugsierten. Dank dem einen Dinar vom Herrn Europcar kamen wir auch raus. Wir sollen dann bezahlen wenn wir zurück sind. Aber gerne doch – ehrlich! :-)
Die Fahrpläne wurden kurz gewälzt und heraus kam die Erkenntnis heute noch einen Zug zu sehen. Wir fuhren in den Westen von Tunis an die Strecke nach Bizerte und Beja. Da noch gemeinsam trennen sich die beiden Normalspurgleise erst ca. 20km ausserhalb von Tunis. In diesem Abschnitt wo alles noch zusammen ist sind es nicht nur 3 Zugpaare sondern sogar 5 oder so. Also noch immer nicht sooo viel :-).
Der Verkehr ausserhalb vom geschützten Parkplatz war lebhaft, aber auch nicht mehr. Markierungen am Boden waren einmal und alle anderen Verkehrsregeln sind Empfehlungen für wohl, aber schockt uns leider nicht mehr. Im Gegenteil, nehmt die Hemmungen vom Fuss und reiht euch ein in die fliessende Kolonne. Denn als Fremdteil wäre man in dem Verkehr eine grössere Gefahr als ein Teil der ganzen Blechsuppe :-).
Wir steuerten direkt nach Osten zur Bahn, die sah man auch gut wegen der Fahrlei ... moment! Fahrleitung? Warumwohinwiso? Achso, S-Bahn? Jaja, noch im Bau aber nicht mehr weit vor der Vollendung. Die Stationen stehen, die Fahrleitung hängt meist, da fehlt nicht mehr viel. Und daneben liegt ein welliges befahrenes Gleis ohne Fahrleitung – die Hauptstrecke für den hochwertigen Fernverkehr inshalah.
„Unser Zug“ sollte um 16 Uhr in Manouba sein, wir waren 10min vor ihm da. Also alles ganz gemütlich. So reichte es sogar für einen kurzen Abstecher zu einem BÜ um zu merken, dass er wirklich nichts ist. Und da erhaschten wir gerade noch den Blick auf das Hinterteil von einem ... einem Dings. DMU-Dings um genau zu sein.
Dass wir dann fast eine Stunde später so ein Dings noch von nah sahen war so ja eigentlich gleich mehrfach nicht vorgesehen. Aber tatsächlich kam so ein Dings als Express nach Bizerte und das auch noch 45min zu spät. Chinadings, ohne erkennbare Lackierung, etwas weiss, etwas blau, wild durcheinander. Der Zug war, wie habe ich es in meinem Schock so schön gesagt, nicht nur hässlich sondern auch unglaublich „gruusig“.
Abends am Stadtrand von Tunis. Wir sind vom Flughafen direkt an diese "Stelle" gefahren. Immerhin konnten wir so noch ein Eisenbahnbild machen. Im Bild ist der Autorail 1/19 von Tunis nach Bizerte mit lockeren 45min Verspätung. Der Triebwagen ist aus Chinesischer Produktion und sieht ... nicht mehr so gut aus. Triebwagen nach Bizerte ... bääh, im SNCFT Fahrplan war davon keine Rede.
Aber Schienenverkehr immerhin! Anno 2020, mit Triebwagen aus Chinesischer Produktion.
Mehr war nach diesem Bild nicht mehr zu erwarten, was uns dazu bewog bereits in Richtung von unserem Hotel zu verdampfen. Wieder voll hinein in die Stadt und einfach hoffen, dass die Angabe mit den kostenlosen Parkplätzen beim Hotel auch so stimmt. Für einen Sonntag Abend kamen wir erstaunlich gut durch die Stadt, ausser ein paar Ampeln hielt uns nichts auf. Und die Ampeln, wir lernen ja schnell, sind eher dekorativ – zumindest wenn man rechts abbiegen will. Ob das so jetzt auch im Gesetzt steht weiss ich nicht, aber angehupt zu werden weil man nicht fährt ist auch nicht so geil. Man will dem Berbermann im alten Peugeot ja nichts von seiner kostbaren Zeit klauen nicht wahr!
Beim Hotel war dann in der Tat noch Platz. Der Mann des Platzes am Strassenrand stellte zwar gerade die Schilder feinsäuberlich hin, räumte aber alles brav wieder weg als wir ihm mit der Reservation von eben diesem Hotel einen Parkplatz streitig machten. Das Check-In wurde begleitet von einem Drink an der Rezeption und die Koffer kamen wie von Zauberhand aufs Zimmer. Und kam da klopfte es und ein Früchtekorb wurde gereicht. Ui! Das Hotel ist dann mit solchen Annehmlichkeiten bereits etwas über dem von uns geforderten Standard. Aber man nimmt solche Nettigkeiten natürlich gerne mit, denn hier muss man dafür nicht sein erstgeborenes Verkaufen.
Abends im Hotel in Tunis, dem Hôtel Belvédère Fourati. Die Sonne ging gerade unter als wir in unserem Zimmer eingetroffen sind.
Es war bereits dunkel und wir verbrachten den Abend mit Einkaufen in einem nahen Supermarkt und in der Bar sitzend und den morgigen Tag zu planen. In einer Raucharbar übrigens. Scheint hier so usus zu sein in den Lokalen. Und auch alle waren am Rauchen. Oder ist das so ein Japnisches Ding – Abends in der Bar rauchen alle, über Tags aber niemand? Man weiss es noch nicht.
Auf jeden Fall sind wir jetzt im Besitz von einem perfekten Schlachtplan für morgen Montag um Beja. Rommel wäre stolz auf uns! Wobei, nein ... Kriege gewinnen wir damit nicht, nur ein paar Fotos sollte es geben :-). Abfahrt für uns: um 9 Uhr, was für ein gemütlicher Plan!
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Montag 17. Februar 2020 / Tunis - Téboursouk
Früh ins Bett, spät aufstehen. So gefällts mir! Erst um 8 Uhr sind wir aus den Betten. Gubi ist zum Frühstück und ich wurde langsam wach im Zimmer. Geschlafen hatten wir genug, trotzdem trödelten wir, erst kurz nach 9 Uhr sind wir aus dem Hotel gekommen. Aber natürlich nicht ohne den Obstkorb noch in unsere Taschen zu verfrachten. Wenn man schon mal gesundes Essen bekommt :-).
Heute war ich dran mit fahren und ich machte gleich schon an der ersten Kreuzung eine intensive Signalmittelkontrolle. So wie alle immer in Tunesien. Da Unterscheidet sich das Land nicht von Marokko, es wird gehupt. Um auf sich Aufmerksam zu machen, um jemanden zu warnen oder einfach so. Man findet bestimmt immer einen Grund dazu. Zugegeben, schneller ging es deswegen nicht vorwärts, aber immerhin wussten alle um uns herum jetzt, dass da kein leeres Auto steht.
Aus der Stadt dauerte es erwartungsgemäss etwas länger. Viele Autos hatten den selben Weg wie wir, irgendwie. Und kaum waren viele weg, kamen viele wieder dazu. Erstmal auf der Autobahn war davon aber nicht mehr viel zu sehen. Wie so oft hält sich der Verkehr auf den Bezahlautobahnen in Grenzen, was uns ganz gelegen kommt. Wie teuer der Spass für 80km bis Beja werden wird? Wir schätzten viel zu hoch. Keinen Euro wechselten den Besitzer an der Ausfahrt.
Achja, übers Geld habe ich mich noch gar nicht ausgelassen. Wie pflege ich immer zu sagen: Komischgeld. Dies trifft hier auf die Tunesischen Rial definitiv auch zu :-). Gemessen wird wohl in Rial, wobei ein Rial ungefähr 33 Rappen entspricht. Angeschrieben sind aber mitnichten die Rial, sondern die kleinen Rialli. Da entsprechen 1000 dann einem Rial. Wenn also etwas 10'000 kostet, kostet es in Wahrheit 3 Fränkli. Und bei so vielen Nullen geht es bei mir immer etwas länger mit dem Geld klar zu kommen. Und Gubi erst, der ist nach der Autobahnmaut plötzlich im Besitz von ganz viel Klimpergeld verschiedener Wertstufen. Klimpergeld ... sparen wir für die Maut und vielleicht haben wir mal genug zusammen um sonst noch etwas Sinnvolles damit anstellen zu können :-).
In Beja sind wir von der Autobahn runter. Und das nächste Vorurteil wurde gleich auch bestätigt: Immer an den Bezahlstationen steht die Polizei. Und immer an der Einfahrt in eine Stadt steht die Polizei, und immer ans der Ausfahrt aus einer Stadt steht die Polizei. Und immer hatten sie schon jemand draussen in der Früh. Wir sind also unbehelligt durch gerollt. Der Moment wird aber kommen ... hoffentlich gewinnt Gubi das Polizeibattle :).
Die erste Stelle die wir im Kopf hatten liegt etwas nördlich von Beja an einer grossen Brücke. Da sollte man alles irgendwie verwursten können. Im Plan stand erst ein Schnellzug nach Tunis und dann 15min später einer von eben da. Natürlich kreuzen die Züge, wenn es schon kaum welche gibt, immer in der Nähe wo man stehen will. Das kommt vor allem bei der nicht so pünktlichen Eisenbahn wie es die SNCFT zu sein scheint immer besonders gut. Welcher Zug kommt zuerst?
Die Frage mussten wir uns um 11:45 Uhr dann auch in der Realität stellen. Denn der Zug nach Tunis kam nicht und war schon knapp 10min überfällig nach unserer Rechnung. Und genau jetzt sollte gekreuzt werden in unserem Rücken. Den Plan auf die andere Seite des Viadukts zu gehen fiel damit schonmal aus, die Zeit fehlte. Und der Zug von hinten war ein „Premier Classe“, also bestimmt was schönes mit Lok und Wagen. Der von vorne sollte zwar auch kein Triebwagen sein gemäss Fahrplan – aber das hätte der gestern Abend auch nicht sein sollen. Vorsicht war also geboten. Und Eile dann auch. Anstatt auf die andere Seite der Brücke machten wir uns auf, auf die andere Seite des Einschnitts. Und kaum los kam der Zug nach Tunis dann doch noch ums Eck. Eine Lok mit 4 Wagen. Die kamen auch von der aktuellen Position ganz nett und das Bild 1 mit Lok und Klassen war im Kasten.
Wir sind gleich nach dem aufstehen nach Beja gefahren und da zum grossen Viadukt nordöstlich der Stadt. Der Fahrplan auf der Strecke war etwas gemein, erst sehr lange kein Zug, und dann zwei gleich zusammen, im Fahrplan war eine Kreuzung nur ca. 10km weiter vermerkt. Im Fokus war vor allem der Gegenzug von diesem hier ... diesen nahmen wir einfach noch so mit. Es ist DC12 von Ghardimaou nach Tunis. Und wir waren erfreut über unsere erste 060DP.
Es blieb nun, magere Kreuzungsmöglichkeiten sei dank, auch wieder genug Zeit den Hügel zu umrunden um auf die andere Seite des Einschnitts zu kommen. Und da warteten wir dann, auf den Premier Class Express.
Der Triebwagen der dann kam, wieder so ein China-Ding, war dann nicht ganz so nach unseren Vorstellungen. Gubi mäkelte schon rum, bei mir ist noch kein Überdruss bei den Kisten vorhanden, mir war es erstmal egal. :-)
Wegen der Verspätung vom Gegenzug war natürlich auch der "Premier Classe 9" von Tunis nach Ghardimaou nicht pünktlich. Die eigentliche Stelle konnten wir nicht einnehmen, aber wir fanden ja schnell einen netten Ersatz. Dass dann wieder ein Chinakracher kam war so nicht unbedingt vorgesehen ... und dann wieder dieser nur 1/2 lackierte.
Ob der Gegenzug auch so ein China-Böller ist? Wir würden es bald heraus finden, denn der nächste Zug ist die Gegenleistung vom Premier, aber nicht die selbe Garnitur. Die Umläufe sind nicht ganz so effizient geplant.
Für diesen Zug strebten wir wieder ein Beja vorbei etwas in Richtung Tunis. Da dreht die Bahn ganz nach Süden, was noch genug Licht für Ostfahrer um 14 Uhr bedeutet.
So ganz grundsätzlich ist die Landschaft da in der Ecke alles andere als flach – also anders als erwartet. Hügel, ja gar kleine Berge sind in der Landschaft. Und die sind durchaus fotogen! Insofern sind wir extrem positiv überrascht von der Gegend hier. Landschaft hui, Züge pfui?! Fast, denn der nächste 1er war tatsächlich wieder ein Triebwagen. Diesmal aber immerhin einer in einer vernünftigen Lackierung. Also viel blau, sogar orange Türen. Ganz anders als die anderen bisher.
Bei Oued Zarga warteten wir auf den Gegenzug des Premiere. Der Zug 14 nach Tunis. Ob es auch ein Triebwagen sein würde? Wir hofften ja nicht ... aber wie man sieht wird dieser Umlauf auch mit Autorail gefahren. Immerhin ist diese Garnitur optisch deutlich ansprechender :-)
Der Güterzug der beim warten auf den Triebwagen von hinten kam liessen wir mal ziehen. Ob es so eine gute Idee war wird sich dann zeigen wenn wir wieder in der Ecke sind. Ob er immer mal wieder fährt oder nie mehr so? Wir tippen ja ganz stark auf letzteres.
Der Triebwagen war also durch und wir hatten beim warten auch schon unser Mittagessen vernichtet. Also auf zum letzten fix geplanten Bild heute Nachmittag. Schon, ja schon. Emsiger Verkehr ist es nicht hier, und wenn alles so Triebwagenverseucht ist noch weniger. Aber der nächste Zug von Tunis könnte sollte/müsste dann wieder ein Lokbespannter sein. Der Gegenzug vom Lokbespannten heute Mittag ist es, ja kein geringerer als dieser. Und da müsste dann ... vielleicht sogar mal eine M41?
Wir sind zum Viadukt zurück und hinten die Hügel hinauf. Wie wir so in die Weite schauen und uns fragten ob man den Zug da in der Ferne wohl sieht, sahen wir ihn einfach plötzlich. Und 5min später war er dann mit den üblichen 10min Verspätung die heute alles hatte schon da. Auf dem Viadukt gab es ein Querschuss und wir waren uns einig eine verkehrt herum fahrende GM zu sehen. Als die Lok dann aber in der Geraden vor uns langsam näher kam sah man die Fenster. Oh, wieder so ein oller Bombardier Hobel. Auch schön! Aber M41 wäre uns ja dann doch noch ein bizeli lieber gewesen. Ob die noch fahren?
Wieder bei Beja beim Viadukt. Der Gegenzug mit der 060DP stand auf dem Programm und wie erhofft kam er mit Lok und Wagen. Es ist Zug DC13, er hat Tunis um 13 Uhr verlassen, ist um 15:09 in Beja und trifft am Endbahnhof Ghardimaou um 16:27 Uhr ein. Zumindest planmäsig, heute hatte er ca. 15min Verspätung.
Und der Hauptschuss auf DC13. Diese Stelle ist dann doch ein wenig bekannt wenn man sich mit der SNCFT beschäftigt.
Das Bild war pompös schön, und wir zufrieden. Was jetzt noch folgte im Fahrplan war nur ein Autorail nach Tunis. Also der Zug war schonmal als Triebwagen im Fahrplan, aber trauen wir diesem Medium? Nur bedingt ... oder besser gar nicht. Beständiges tröten in unserem Rücken hielt uns davon ab einen geplanten Stellenwechsel in den Süden von Beja zu vollziehen. Anstatt von hinten, wäre also auch schön gegangen, kam aber eine Übergabe oder so was von vorne. Eine kleine Minidiesellok mit zwei mit Containern belanden Falchwagen. Nur war das Licht schon weg, die Schatten waren zu lange. Wir gaben einem trötenden Zug 20min bis zu uns, was gereicht hätte wenn man in Beja kreuzt.
In unserem Rücken, im Bahnhof von Beja, trötete es anschliessend immer mal wieder. Wir erwarteten also einen Zug von hinten in Richtung Tunis. Aber es kam nichts, dafür kam dann von vorne diese Übergabe mit dieser 040DM.
Die Zeit nutzten wir auch um unsere Pläne für die Nacht zu finalisieren. Wetter - morgen hier in der Gegend ganz gemein schlecht. Aber schon im Süden bei der nächsten Strecke (Meterspur) bei Gaafour sah es bedeutend besser aus. Dann also da hin. Und da gibt es genau so wenige Hotels auf Booking wie hier in der Gegegend, also genauer gesagt kein einziges. Aber Google kennt eins in Teboursouk, ungefähr auf 2/3 des Weges. Und wenn man morgen früh mit dem vernünftigen Zugverkehr starten will (viel mehr als um Beja läuft da auch nicht) sollte man schon um 8 Uhr in Gaafour sein. Von Tunis aus nur zu schaffen wenn man das Hotel vor 6 Uhr verlässt. Möglich, aber nicht so geil. Wir einigten uns darauf das Hotel in der Pampa zu probieren. Wenn wegen zu geschlossen oder unterirdisch könnte man immer noch nach Tunis. Dann wird morgen das Programm am Vormittag halt etwas angepasst :-).
Ah stopp: Êin Zug kommt ja noch. Wir wechselten etwas später als vorgesehen, waren aber sicher mit genug Zeitpolster unterwegs. Dieser Irrtum bemerkten wir dann als der Zug an einer ersten angefahrenen Stelle – die eben nicht ging wegen Buschwerk – plötzlich schon da war. Keine 10min Verspätung wie immer. Jetzt wo man sie mal hätte brauchen können. Aber halb so Schlimm, Autorail war tatsächlich Autorail. Und den Chinesen werde auch ich dann doch langsam überdrüssig.
Und so nahmen wir die Stunde Fahrt nach Téboursouk unter die Räder. Voll mit der Sonne im Gesicht über die halbe Strecke. Gesehen hat man kaum etwas, und denen vor und hinter mir erging es bestimmt auch nicht besser. Aber man fährt beständig durch die Dörfer und über Land. Und plötzlich waren wir da, dass ging ja schneller als vermutet!
Das Hotel Thugga war von weitem zu sehen. Und auf dem Parkplatz standen sogar Autos. Geschlossen war schonmal nichts. Die Preise waren akzeptabel, die Lobby sah nett aus und auch das Zimmer ist absolut annehmbar. Etwas kalt ... bis die Klimaanlage mal in den Heizmodus geschaltet wurde. Ich verstehe niemals warum alle Fernbedienungen für die Klimaanlagen derart kompliziert sein müssen. Ein Regler für TEMPERATUR und einer für WIESCHNELL würden doch absolut ausreichen? Immerhin hat unsere Fernbedienung sogar WiFi sagt sie uns. Komisch, unsere Hardware hat im Zimmer kein WiFi. Bestimmt alles in der Klimaanlage drin.
Das Essen ist hier im Hotel dabei, um 19 Uhr sollte es los gehen. Und wir schlurften runter nachdem die Klimaanlage dann doch endlich ihre Arbeit aufgenommen hat. Volles Menü, primi und secondi Platti. Erst etwas scharfe Sauce mit Brot und dann Pasta. Zum secondi gabs dann Grillfleisch vom Muhtier mit Beilage. Und als Dessert eine Orange zum selber schlachten. Zu trinken, Bier natürlich. Wie gestern schon .... und alle sind am Bier trinken um uns herum, immer. Man scheint hier die Religion also nicht ganz so streng auszulegen wie in anderen Ländern. Aber ich bin jetzt der letzte der sich über das beschwert, einfach damit hier keine falschen Vermutungen aufkommen :-).
Für morgen haben wir uns wieder einen tollen Plan zurecht gelegt. Mal schauen was die Wolken dazu zu sagen haben. Die Prognose wurde mit dem Update heute Abend nämlich nicht besser sondern schlechter. Aber Insalah wird das schon klappen! Und dann ganz in den Süden, oder weiter hier bleiben, oder kurz nach Algerien für die FLIRT um Algier. Wir wissen es noch nicht :-).