Im Winter im Westen (2) - Zwei Mallets unter Dampf
Von Peter Hürzeler
Samstag 8.2.2020Zweiter Ferientag und schon hat man eines der Highlights der Ferien. Das Ganze wollte aber verdient sein. Der Wecker rasselte früh: 0600. Zum Glück hatten wir beide nach wie vor etwas Jetlag und so ging es erstaunlich flott mit aufstehen. Obwohl wir nicht mit Morgenessen gerechnet hatten, sahen wir beim Ausschecken, dass der Tisch schon gedeckt war und so gab es noch ein paar Fruitloops und Bagels. Kurz vor sieben waren wir aber unterwegs und nahmen die paar Meilen nach Sunol unter die Räder. Besammlung vor Ort beim Depot war um halb Acht und da wir neu waren wollten wir nicht gerade die letzten sein. Es war insofern auch gut, als dass wir kurz nach der Ankunft in Sunol noch einen alten Bekannten von gestern sahen: den Herzog Ballast Train, welcher nun beladen auf der Rückfahrt war. Sonne war aber noch nicht, sondern es war noch eine hartnäckige Nebelschicht über dem Tal und dem Niles Canyon.
Schon bald danach kam Bewegung in die Sache und aus dem Canyon kamen nacheinander drei Züge nach Sunol: einmal der der Southern Pacific Switcher SW900 #1195 mit einem Articulated Wagen als Begleitzug für die Fotografen, danach zwei Güterzüge mit Dampfloks: Zug 1 mit der Clover Valley Lumber 2-6-6-2 #4 und Zug 2 mit der Lok 2-4-4-2 #7 "Skookum". Beide Loks gehören der Bauart Mallet an und waren früher für Waldbahnen im Einsatz. Die Skookum ist erst seit kurzem wieder betriebsfähig. Die Lok war 1955 entgleist, in einen Bach gestürzt und anschliessend vor Ort liegen gelassen worden. Aufgrund dessen dass es die erste Waldbahn-Mallet der Baldwin Locomotive Works ist, wurde die Lok später geboren und anschliessend in einem jahrzehntelangen Prozess aufgearbeitet. Dem Vernehmen nach ist sie etwas eine Diva. Jedenfalls machten dauernd Witze dir Runde, was denn an der Lok noch alles kaputt gehen könnte und ob die Lok heute überhaupt fährt. Kann ja heiter werden ;)
Eigentlich ist der Tag danach recht schnell erzählt: Wir fuhren mit den drei Zügen rauf und runter durch den Niles Canyon, machten dutzende Photorunbys und demzufolge auch entsprechend viele Fotos. So lasse ich hier mal die Fotos für sich sprechen:
Frühmorgens bei Sunol: Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - auf der Niles Canyon Railway
Fotogüterzug mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - auf der Niles Canyon Railway
Fotogüterzug mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - auf der Niles Canyon Railway
Die mustergültig restaurierte SW900 #1195 der Southern Pacific ist heute bei der Niles Canyon Railway zu Hause. Hier zieht sie einen Extrazug für Fotografen. Im Schlepp einen der bekannten Articulated Wagen der Southern Pacific.
Deep River Logging #7 "Skookum" passiert mit ihrem Fotogüterzug die Clover Valley Lumber Company #4 im Wye der Niles Canyon Railway in Fremont
Fotogüterzug mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - auf der Niles Canyon Railway
Gemeinsam ziehen Deep River Logging Company #7 "Skookum" und Clover Valley Lumber Company #4 einen Güterzug
Fotogüterzug mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - auf der Niles Canyon Railway
Kurz vor fünf war der erste Teil zu Ende. Wir hatten nun eine kleine Pause von etwa 1h. Im Auto ging es rüber nach Pleasanton wo wir einen Panda Express fanden. Nach dem langen Tag tat etwas warmes im Magen ganz gut. Wir mussten auch noch etwas Kräfte aufbauen für Teil 2. Ab sechs Abends gab es in Sunnol noch eine Nightsession. Lok #4 wurde vor dem Depot platziert und mittels Studiobeleuchtung entsprechend ausgeleuchtet. Teils spielte das Lokpersonal noch eine entsprechende Statistenrolle.
Nachtfotoshooting mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - im Sunol Depot der Niles Canyon Railway
Nachtfotoshooting mit der Clover Valley Lumber Company #4 - einer 2-6-6-2 Mallet - im Sunol Depot der Niles Canyon Railway
Mit vielen Fotos im Gepäck machten wir uns dann gegen halb Acht vom Acker. Es stand uns noch eine Fahrt nach Stockton bevor, wo wir uns für die Nacht ein Zimmer gebucht hatten. Gegen neuen waren wir dann im Motel und kurz danach schon hundemüde im Bett.
Sonntag 9.2.2020
Heute war ein Transfertag. Unser Ziel war klar: Virginia City. Wir hatten dort für die nächsten Programmpunkte ein Motel für drei Nächte gebucht. Wir wollten aber doch das eine oder andere an Zügen fotografieren. Wecker brauchten wir nicht gross, denn der Jetlag war durchaus noch da und so waren wir kurz vor sechs beide hellwach. Nach einem eher dürftigen Morgenessen im Motel ging es bald los. Wir wollten in der Nähe von Stockton bei Orwood einen der täglich verkehrenden San Joaquins erwischen. Ich kannte die Stelle von meinen Ferien im 2017. Rund eine halbe Stunde später waren wir vor Ort. Der Wind blies uns fast weg und es war dadurch recht kalt. Lange warten mussten wir aber zum Glück nicht. Schon bald tauchte der Zug auf:
Gestossen von F59PHI #2001 überquert der San Joaquins #923 auf der Stockton Subdivision der BNSF die Ebene zwischen Antioch und Stockton. Bei Orwood überquert der Zug dabei zwei Klappbrücken über den Old River (weit hinten) und den Middle River (vorne).
Wir fuhren via Stockton weiter nach Sacramento und dann in Richtung Donner Pass. Bei Roseville schauten wir im Yard vorbei, sahen aber nur wenig was nach wirklicher Bewegung aussah. Kein gutes Zeichen in Bezug auf den Verkehr am Pass. Leider muss man sich das vom Donner Pass aber fast gewohnt sein. Der Verkehr rollt besonders Nachts und das neue Regime "Precision Scheduled Railroading" der UP trägt nicht dazu bei dass mehr Züge fahren. Im Gegenteil: es sind aktuell gegen 3500 Loks abgestellt und entsprechend fahren weniger dafür längere Züge.
Zur Sicherheit füllten wir auch noch den Tank unseres Fahrzeuges auf. Dann ging es weiter hoch den Pass hinauf. Ein kurzer Abstecher in Coalfax diente vor Allem unserer eigener Erleichterung. Beim Emigrant Gap schauten wir uns eine Stelle an, entschlossen uns dann aber für die Weiterfahrt hoch bis zum Westportal des Donner Pass Scheiteltunnels. Züge sahen wir zwischenzeitlich keine. Immerhin sollte nun innert vernünftiger Frist der Westbund California Zephyr auftauchen - mit nur ca. 3h Verspätung. Wir erwarteten ihn am Tunnelausgang, hatten aber ausgerechnet bei der Durchfahrt etwas nebelartige Bewölkung vor der Sonne. Speziell war dafür die Bespannung mit einer zusätzlichen C45ACCTE der Union Pacific.
Rund drei Stunden zu spät unterwegs war der Westbound California Zephyr an diesem Tag. Speziell war dafür die Bespannung. Zwischen den beiden Amtrak P42DC #168 und #138 half die C45ACCTE #5271 der Union Pacific mit den Zug über den Donner Pass zu bringen.
Angesichts der wenigen Zugbewegungen war der Entschluss recht klar: Dem Zug hinterher. Beim Rastplatz Emigrant Gap lauerten wir dem Zephyr nochmals auf:
Rund drei Stunden zu spät unterwegs war der Westbound California Zephyr an diesem Tag. Speziell war dafür die Bespannung. Zwischen den beiden Amtrak P42DC #168 und #138 half die C45ACCTE #5271 der Union Pacific mit den Zug über den Donner Pass zu bringen.
Wir fuhren danach wieder etwas hoch und schauten uns beim Yuba Gap eine weitere Stelle an. So wirklich voll zufrieden waren wir nicht, war doch der Sonnenstand noch nicht so richtig passend. Wir diskutierten und entschlossen uns zurück zum Scheiteltunnel zu fahren. Kaum im Auto wurden die Signale eingeschaltet. Da kommt was und so blieben wir dennoch vor Ort. Ein paar Minuten später kam ein Güterzug den Pass runter gefahren.
Ein langer Stacktrain gezogen von AC44CWCTE #5721, C45ACCTE #8023 und C45ACCTE #5260, sowie dem Helper AC45CCTE #7494 im hinteren Zugsteil kämpfen sich den Donner Pass hinunter nach Roseville
Da er nur recht langsam unterwegs war, reichte es uns ohne Probleme runter zum Emigrant Gap um ihm dort auch nochmals aufzulauern.
Ein langer Stacktrain gezogen von AC44CWCTE #5721, C45ACCTE #8023 und C45ACCTE #5260, sowie dem Helper AC45CCTE #7494 im hinteren Zugsteil kämpfen sich den Donner Pass hinunter nach Roseville
Erneut ging es hoch zum Yuba Gap, wo wir kurz Signalbeobachtung machen wollten. Diese waren dunkel. Dafür sahen wir noch Steve und Rick, zwei Teilnehmer der gestrigen Fotofahrt, mit welchen wir uns kurz austauschten. Sie hatten den Güterzug knapp verpasst. Weitere Züge hatten sie aber auch nicht gesehen. Wir beschlossen für uns, dass wir weiterfahren, über den Pass rüber nach Truckee. Die Höhenluft machte sich bei unserem Fahrzeug durchaus bemerkbar und so war der Tank schon wieder halb leer. Wir füllten nochmals auf. In Truckee selber war bahnmässig nichts los, so dass unserem Alternativprogramm in Form von Sightseeing nichts im Wege stand. Wir fuhren daher rüber zum Lake Tahoe wo wir noch einige Spätnachmittagsfotos bei traumhaftem Wetter schossen. Über den Mount Rose ging es dann runter an Reno vorbei und auf der anderen Talseite wieder hoch rüber nach Virginia City. Kurz nach Sonnenuntergang checkten wir dort ein. Weitere Kollegen waren auch schon vor Ort. Für ein gemeinsames Nachtessen fand man sich dann im Red Dog Saloon ein. Schon kurz vor neun war aber Bettruhe angesagt. Morgen geht es viel zu früh raus....
Davon könnt ihr aber dann im nächsten Teil dieser Reihe lesen wenn es wieder heisst: Im Winter im Westen