Sonne? Italien? Jein / Winter an der Stiefelsohle
Von Neel Bechtiger
Teil 0: Sonne? Italien? JEIN!Anfangen muss ich eigentlich im Spätherbst 2018. Es sollte eine gemütlich kleine Reise nach Sizilien werden. Ohne viel Eisenbahn im Urlaub, aber wenn die Sonne scheint sollte man ja vielleicht auch mal an den Gleisen vorbei schauen.
Warum Sizilien? Zwei Gründe: Die paar Tage Urlaub zwischen zwei Messen waren gesetzt, und dann hätte man in der hochnebelverseuchten Zeit gerne ein bisschen Sonne. Und Sizilien wäre da doch ein gutes Ziel, ein bisschen Sonne wird man da schon abbekommen.
Zudem die Anreise mit dem Zug eine gute Idee war! Meine Reisebegleitung war jetzt nicht so nachtzugerfahren und wollte gerne mit dem Zug in den Urlaub. Also habe ich kurz überlegt: Sizilien mit dem Nachtzug, passt! Wollte ich eh schon lange wieder mal machen. Das letzte mal war noch im letzten Jahrtausend als Jugendlicher.
Gebucht haben wir über Berlin einmal den ICN von Milano nach Catania in Double, sowie ein paar Tage später die Rückfahrt von Catania nach Rom und dann mit Frecciarossa zurück nach Milano. Die bisschen Fahrkarte zwischen Zürich und Milano ist ja kein Problem, auch spontan gebucht.
Montag 29. Oktober 2018
Wir starteten am Montag dem 29. Oktober um 14 Uhr in Zürich mit dem EC nach Milano. Die Ankunft gegen 18 Uhr in Milano. So könnte man dann wunderbar mit etwas über zwei Stunden Übergang auf den ICN1963 die Zeit mit einem Abendessen vertreiben. In Bahnhofsnähe ist ja durchaus etwas zu bekommen.
Starkregen in Italien in diesen Tagen machte es aber etwas unsicher. Eigentlich habe ich mir extra nie die Prognosen angeschaut vor dem Urlaub, aber das Thema war omnipräsent in den Medien. Aber betroffen waren vor allem Regionen die von uns weder besucht noch auf der Reise tangiert werden. Also alles sicher?
Die Ankunft des Astoros aus Milano als Vorgängerleistung zu unserem EC war mit nur +10 angekündigt. Trotzdem ging es dann über die Südbahn in Richtung Gotthard. Der Slot ab Zürich über Zug war wohl nicht zu halten, weshalb gleich von Beginn an so Disponiert wurde. Reisende nach Zug nutzen bitte den IR zu halben Stunde in Richtung Luzern.
Die Ankunft in Bellinzona, Lugano und auch Milano sollte aber gemäss der Durchsage planmässig erfolgen, der Zeitverlust werde im Gotthard Basistunnel wieder wett gemacht. Die Fahrplanreserven lassen dies ja durchaus zu. Und wenn wir dann von unseren 2h Puffer in Milano eine Halbe Stunde abgeben müssen ... sei's drum!
Weit kamen wir aber nicht. Othmarsingen kamen wir nach flotter Fahrt zu stehen. Warum war auch klar, ein IC aus Bern brauste kurz danach vorbei und wir mussten über sein Gleis auf das Metall in Richtung Rotkreuz wechseln. Der Zug löste die Bremse, fuhr an und stoppte wieder. Dieses Spiel wiederholte sich etwa 4 mal. Der Lokführer müsse den Zug dazu überreden wieder zu fahren – so die Durchsage. Er probierte und schaffte es tatsächlich (vermutlich mit viel gutem zureden) den Zug wieder flott zu machen. Aus der pünktlichen Ankunft wurde natürlich nichts mehr, so 45min hatten wir schon drauf. Etwa 30min sollten es auf der anderen Seite des Gotthards dann noch sein.
Den Berg unterquerten wir ohne weiteres und auch Bellinzona und Lugano passierten wir zwischen den ganzen Regionalzügen relativ zügig. Draussen regnete es in Strömen und unablässig. Kein schönes Wetter, ab in den Süden! In Chiasso übernahm Trenitalia den Zug, und eilig hatten es diese Kollegen dann gar nicht mehr. In Como war es eine Stunde und als wir dann in einem heftigen Gewitter in Carimate zum stehen kamen begannen wir langsam unruhig zu werden.
Da auch kein Gegenzug kam über die ganze Zeit roch das irgendwie nach Streckensperre. Durchsagen? Fehlanzeige.
Das ende der Geschichte? Wir rollten um ca. 20:30 Uhr in Centrale von Milano ein. Mit hübschen 2 1/2h Verspätung und 20min nachdem der Nachtzug nach Sizilien hätte losfahren sollen. Aber ob er wirklich gefahren ist? Der Stress zu den Monitoren nützte nichts, er war weg. Da stand einzig noch der nach Bari. Aber das ist ja irgendwie die falsche Seite des Stiefels :-).
Ehm, wir trugen es mit Fassung und sind mal zum Schalter im Suterrain des Bahnhofs. Da war was los, denn heute Abend war CHAOS auf dem Schienennetz der Lombardei. Da sind wir mit +160 gerade noch gut weg gekommen. Wir stellten uns mal die Schlange und hatten gleich doppelt Glück: Vor uns war ein in Zürich wohnhafter Italiener der ebenfalls aus dem EC kam und auf den Nachtzug nach Sizilien wollte. Bei ihm diskutierte man noch – die Verspätung sei nicht in Italien entstanden, der Zug sei zu spät über die Grenze gekommen, es sei deshalb nicht die Schuld von Trenitalia. Jaaaja! Er war hartnäckig und man buchte ihn auf den nächsten Tag um.
Wir nutzten die Diskussion um sie bei uns zu vermeiden. Wir wollten aber nicht in Milano übernachten sondern mit dem Nachtzug mal nach Napoli vorfahren. Den gibts ja, und der verlässt Milano um 23:30 Uhr ab Garibaldi.
Das Ticket wurde umgeschrieben, auch gleich mit dem Anschluss-IC nach Sizilien. Mit 8min Übergang in Napoli, mhm ... wers glaubt. Reservation gab es übrigens keine, da müsse man dann im Zug mit dem Capo schauen.
Wir wechselten also mit der Metro den Bahnhof und gingen in der Nähe vom Porta Garibaldi Essen. Pünktlich auf den Zug waren wir zurück und machten es uns auf dem Bahnhof gemütlich. In 10min Schritten erhöhte sich nämlich die Verspätung des ICN nach Süden von ursprünglich +50min auf Schlussendlich +70min. Der 8min Anschluss in Napoli wird wohl eeeeher schwierig.
Der Zug rollte mit einer E403 hinein und wir sind gleich mal zum Schlafwagen gelaufen. Der Stewart wollte aber nichts von uns wissen und zeigte in Richtung Sitzwagen und schwafelte etwas von Capo. An den Sitzwagen war gerade High-Noon. Die Gänge waren schon voll und geschätzte zwei Dutzend Menschen wollten noch da hinein. Wir ebenfalls. Wir stellten uns mal zum Wagenübergang und warteten auf den Capo. In der Zwischenzeit checkte ich die Hotelsituation beim nächsten Zwischenhalt, denn stehend nach Süden muss dann über Nacht definitiv nicht sein. Achja, die Nerven war nicht mehr ganz so strapazierfähig und die Frustrationstoleranz schon unter einem gesunden Niveau. Nicht nur bei mir, auch beim Capo. Ich sprach ihn an als er vorbei drückte und seine Geste gab ganz klar zu verstehen: Mir egal was ihr wie wo und wann macht --> stehen oder sein lassen!
Noch vor dem nächsten Halt ungefähr 10min später kam dann ein weiterer Zugbegleiter durch, ein Junger der irgendwie noch freundlicher wirkte. Ich packte mein bestes Italienisch aus und versuchte ihm zu erklären was wir wollen: Ein Bett! Wir haben Dopio gebucht und und nicht Stehplatz im Wagenübergang und auch nicht Sitzplatz in einem vollen Abteil. Er tippte auf seinem Tablet rum und telefonierte wohl mit dem Schlafwagenbetreuer. Er zog uns mit und tatsächlich wurde uns ein leeres Schlafwagenabteil gereicht! Uiiii, die Frustrationstoleranz stieg wieder! Nach Napoli wollen wir, hat der Schaffner dann auch so notiert.
Dienstag 30. Oktober 2018
Die Nacht war kurz aber schön, kürzer als gedacht wohlwahr! Es war 9 Uhr als ich – bei einer Planankunft gegen 10 Uhr in Napoli – mal den Kopf am Vorhang vorbei schob. Öh, sieht so ... nach ... Bahnhof aus? Da kam auch einer und wir stoppten. Aber warum stand da draussen Roma Tiburtina? Das war jetzt noch nicht ganz da wo wir sein sollten. Selbst mit der Abfahrtsverspätung von gestern passte das nicht so richtig zusammen. Obs gleich weiter geht?
Nö, 10min später kam aber der Schlafwagenschaffner und meinte: Wir würden hier noch mindestens 2 Stunden stehen, wir könnten aber hier raus und dann ab Rom neu schauen. Ok, machen wir doch. Er gab die Fahrkarten zurück und wir verliessen den Nachtzug früher als gedacht.
Ab Rom gibt es um 11 Uhr ein IC nach Sizilien, Ankunft irgendwas kurz nach 22 Uhr in Catania – unserer! Und Zeit war noch dicke. Also zum Schalter um die Fahrkarte erneut umschreiben zu lassen. Reservation für den IC übrigens? Achja, gibts ja beim Capo.
Mit der U-Bahn wechselten wir erneut Bahnhof und im Termini stellte ich mich gleich wieder in die Schlange am Schalter. Reservation wollte ich kaufen. Wenn alle Capos so nett sind wie jener gestern Abend lasse ich um der Diskussion zu entgehen gerne ein paar Euro springen. Aber Reservation gab es nicht mehr ... wir sollen einfach einsteigen. Mhm, bestimmt kein Grosskampftag heute.
Der Bahnhofsvorplatz. Das Wetter war doch gar nicht mal so schlecht. Kein Regen wie am Vorabend immerhin ...
Wir waren früh genug am Bahnsteig um den Zug bei der Bereitstellung entern zu können. Aber Zug war nicht da. Er war mal mit +60 angegeben. Also nochmal ein Kaffee. Und nach +60 stand zwar nichts neues da, aber Zug war trotzdem weiter und breit keiner zu sehen. Mit +90 wurde er dann in den Bahnhof geschoben und eine Masse von Fahrgästen strömte in die Wagen. Schlafwagen fuhren wir ja eigentlich, also enterten wir die 1. Klasse. Der Capo hatte aber wenig Freude daran, wir sollen gefälligst in die Zweite. Aber ich liess mich nicht so leicht abspeisen, so liess sich der Chef dann zu einer Handgeste verleiten die ich als „dann macht halt!“ deutete.
Der Zug war voll, in der Zweiten stand man in den Gängen, wir konnten aber immerhin die ganze Fahrt über sitzen. Leider wurde es dann schnell dunkel und eher träge. Und als wir in Napoli waren, hätten wir eigentlich schon in Catania den Schlafwagen verlassen sollen nach unserer Reiseplanung.
Bis zur Fähre wurde die Verspätung mehr ... und mehr .....
In Messina wurde der IC geteilt. Ein Zugteil nach Palermo und einer nach Siracusa. Gleich zwei Caimanos waren an beiden Zügen dran. Dies spricht wohl dafür, dass der IC vor ein paar Stunden auch nicht weiter gekommen ist bis zu dieser Zeit.
Die Überfahrt war schön wie immer. Dunkel, aber die Füsse zu vertreten half der Laune. Und ein bisschen zu Essen gabs auf dem Schiff auch noch. Es war nach 24 Uhr als wir mit zwei Caimanos vorne dran in Messina die letzten Kilometer unter die Räder nahmen. Der Wagen war dann plötzlich ohne Licht und ohne Heizung. Uns wars egal, wir dösten sowieso ständig weg :-).
Die Ankunft in Catania war dann um 01:40 Uhr. Also mit nur etwa 4 Stunden Verspätung. Also für diesen IC. Gegenüber dem Plan waren wir ja nur etwa 10 Stunden zu spät. Dazwischen lag auch nicht eine gemütliche Fahrt für 20h im eigenen Abteil sondern zweimaliges U-Bahn fahren um Bahnhofswechsel, lauschige Stunden in Milano Porta Garibaldi, Roma Termini und angenehmen 45min in einem Wagenübergang.
Eisenbahnfahren zum Abgewöhnen ....
Wir liefen zum gebuchten Hotel welches ich zum Glück in Bahnhofsnähe reserviert habe. Die waren informiert – und so lagen wir gegen 2:30 Uhr in den Betten.
Die nächsten Tage waren wir mit dem Mietwagen in Sizilien unterwegs ... alles OHNE EINMAL die Sonne gesehen zu haben. Ein einziges Bild gab es am 02. November aus Spass bei einer kleinen Pause in Platani wo noch eben ein Minuetto abgewartet wurde. Ja, und so wie auf diesem Bild war das Wetter eigentlich immer.
Es Regnet in Sizilien die ganze Woche. Bei Platani stehen wir auf dem Vorbeiweg aber mal kurz an die Gleise. Ein Belegbild muss dann sein ;).
Die letzte Nacht in Sizilien verbrachten wir in Enna. Von da ging es am Samstag dem 03. November zurück nach Catania. Der Nachtzug nach Rom verlässt die Stadt um kurz vor 20 Uhr. Die Wetterprognose für Heute war: Es könnte also mit viel Glück doch noch etwas Sonne haben. Darauf gesetzt haben wir nicht, aber ich tendierte mal in Richtung Eisenbahn heute. Wenn denn Wetter wäre ... nichtwahr!
Wir fuhren also relativ schnell nach dem Frühstück in Richtung Catania und in Richtung FSE. Der Schmalspurbahn um den Ätna. Und tatsächlich, da waren blaue Löcher in der Wolkendecke! Und in Bronte war das irgendwie sehr stabil. Ob stabil genug für die nächsten 45min bis dann ein Zug kommen sollte? Ja, es war sogar stabil genug für die nächsten zwei Stunden ... für ein paar Bilder! :-)
Der Ätna erhebt sich über 3000m über Sizilien, eine imposante Erscheinung. DMU004 der FCE fährt zurück nach Catania.
Nur wenig Minuten haben beim letzten Bild gefehlt für die Sonne. Aber immerhin, in 4 Tagen 2h Sonne, gar nicht schlecht :-).
Beim letzten Bild dann reichte es aber gerade so nicht mehr. Das blaue Loch konnte sich nicht halten und die Wolken brachen über uns hinweg und schlossen alles wieder zusammen. Es sah nicht so aus als heute überhaupt mal die Sonne geschienen hätte?
Wir waren pünktlich zurück am Flughafen um das Auto abzugeben und schnell gings mit dem bereit stehenden Alibus zurück in die Stadt. Essen! War aber nicht so einfach, die Restaurants öffnen alle erst um 19 Uhr, das wäre Eng mit Futtern. Wir sassen also am Bahnsteig und gingen dann etwas zu früh zum nächstbesten Restaurant. Da wurden wir schon 15min vorher eingelassen und wir bestellten so schnell, dass wir beim Essen nicht eilen mussten.
Die Rückfahrt war dann so langweilig wie schön. Keine „grossen“ Verspätungen ;). Wir wählten den Nachtzug nach Rom mit einem ca. 30min Übergang auf einen Frecciarossa. Genug eigentlich, aber schon eher knapp. Wir erreichten Rom mit 25min Verspätung und der Zugbegleiter meinte wir sollen es doch gar nicht erst probieren. Aber auf Sitzplatzlotto hatte ich keine Lust, ich wollte nach Hause. Also rannten wir und es reichte prima. Denn der Frecciarossa war auch nicht pünktlich. Bis Milano war es dann auch eine gute Stunde Verspätung und unser EC nach Zürich war natürlich schon über alle Berge. Aber da gibt's ja auch Lokalverkehr. Und mit dem TiloRE gings dann in die Schweiz. Ankunft in Zürich mit +60 gegenüber dem geplanten. Also alles im Rahmen.
Teil 1: Einmal Stiefelsohle im Winter
Dies war dieser kleine Einschub aus 2018 – nun gehts weiter mit 2019. MEHR Bilder, WENIGER Text.
Im Februar war Urlaub angesagt, aber wohin? Italien kristallisierte sich in der spontanen Reisevorbereitung mit Gubi heraus. Nachtzüge waren noch zu haben inkl. Sparpreisen. Nach Napoli gerne! Diesmal nutze ich also geplant den Zug den wir im Oktober noch unfreiwillig genutzt haben. Aber er liegt wirklich gut mit seiner Abfahrt ab Milano. Da kann man auch Abends noch ab Zürich anreisen und verliert keinen Arbeitstag.
Wir wollten vor allem an die Stiefelsohle, ohne so richtig zu wissen was wir da wollen. Es ergibt sich dann schon :-)
16. + 17. Februar 2019 Zürich – Marina Schiavonea
Mit dem 17 Uhr Zug ins Tessin verliessen wir die Limmatstadt an diesem Samstag Abend. Die Fahrt war pünktlicher als letztes mal. Wir fuhren auch den normalen Weg über Zug nach Arth-Goldau und dann „durch das Loch“. Wir sassen zwar schon in einem EC nach Milano, wechselten aber in Chiasso noch unser Gefährt. Vor allem weil wir ja zum Porta Garibaldi wollten und nicht zum Centrale. Und ab Chiasso gibts die S-Bahn von Trennord die direkt da hin fährt.
Auf dem Weg begannen wir höhe Zugersee mal überlegen wo wir dann eigentlich hin wollen wenn wir morgen gegen Mittag das Auto in Napoli übernommen haben (wenn dann nix dazwischen kommt).
Vor Jahren war ich mal an der Ionischen Küste an der Sohle vom Stiefel. Da gab es noch IC's mit Diesellok. Die wurden aber in der Zwischenzeit eingestellt? So zumindest mein Wissensstand. Aber der Fahrplan war anderer Meinung. Gleich zwei IC Zugpaare zwischen Sibari und Reggio di Calabria kannte die App. Hm? Eine kurze Recherche brachte dann auf Youtube einige Videos zu tage von Lokebspannten Zügen mit zwei neu Lackierten IC Wagen. Also scheint man da das Angebot sogar ausgebaut zu haben! Mit dieser Info waren wir schonmal zufrieden, mehr Planung musste nicht sein, denn auch der Wetterbericht meinte man könne da durchaus mal hinfahren gleich zu Beginn der Woche.
Also sind wir gemächlich in der Dunkelheit bis Chiasso gefahren und haben da den EC verlassen. Fahrkarte für die S-Bahn. Ich meine mich an einen Trenitalia Fahrkartenautomaten in Chiasso zu erinnern, aber da war keiner. SBB Schalter war natürlich geschlossen ... und wir fragten uns wie man an eine Fahrkarte kommt. Der Zugbegleiter der Italienischen S-Bahn meinte wir sollen die am Automaten kaufen, sonst gibts fett Zuschlag. Also probieren wir doch mal den SBB Automaten. Und da gibts weit unten versteckt tatsächlich ein Anschlussticket von Chiasso nach Milano. Aber welches Milano? Wir nahmen mal an, dass die Fahrkarten vor allem für die Tilo RE sind – die aber zum Centrale fahren. Ach egal, wir zogen zwei davon und bestiegen den Tilo RE der kurz danach in Richtung Centrale am Grenzbahnhof einfuhr.
Es lief alles viiiiel zu gut heute. Wir waren über zwei Stunden zu früh am Centrale. Hunger hatten wir aber keinen, wir hatten uns in Chiasso in der Migros noch versorgt. Vielleicht aus Dummheit, vielleicht weil wir einfach böse Vorahnungen hatten und nicht vielleicht in Milano noch Essen wollten. So tüdelten wir etwa eine Stunde im Centrale rum und wechselten dann zum Garibaldi.
Da wiederholten wie das Tüdeln bis der ICN dann pünktlich in den Bahnhof einfuhr. Diesmal gab es direkten Einlass in den Schlafwagen und ab ging die Reise durch die Nacht.
Pünktlich um 09:46 Uhr rollte unser ICN in Napoli an den Bahnsteig. Sonne satt, Süditalien, wir kommen! Das Auto übernahmen wir gleich beim Bahnhof, Hertz hat sich in einem Hotel eingemietet und betreibt da ein kleines Büro. Die Autos stehen dann irgendwo in der Tiefgarage die furchtbar Eng ist. Das Personal fährt das Auto gleich raus ... zu viele Schäden sind wohl schon in den ersten Minuten einer Miete entstanden ;).
Im Bahnhof stand auch noch irgend ein Nostalgiehobel mit Wagen der an der Küste entlang ein paar Kilometer nach Süden fahren sollte. Aber das reizte uns irgendwie nicht, wir wollten grössere Sprünge machen. In die Hügel zwischen Agropoli und Sapri. Da sieht man ja immer wieder mal Bilder. Und bei den kurzen Tagen sollte man nicht zu viel Zeit mit „vielleicht gibts ja etwas“ vertrödeln.
Also ging es schnell aus der Stadt hinaus mit unserem neuen Auto. Einem blöden Ford Kombi. Wir wollten doch gar nicht so ein grosses Auto! Also wenn dann etwas höher gelegtes. So ist das Auto aber normal tief, einfach ewig lang und Gross. So verbinden wir gleich beide Nachteile: Tief und Lang. Toll für die kleinen Italienischen Städtchen ... mhm!
Nach ein bisschen Autobahn spülte uns das Navi aka Gubi das erste mal bei Laureana Cilento aus dem Auto. Da hoch über der Bahn hat man einen wunderschönen Blick auf die Strecke und das dahinter liegende Panorama. Bestehend aus Agropoli und dem Mittelmeer. Bei klarer Sicht würde man auch Salerno und die nächste Hügelkette sehen. Davon war heute aber nicht viel im Blick, dem Dunst sei Dank. Aber nett wars! Und Verkehr war auch etwas angesagt, ein bisschen Fernverkehr von hinten in Form von Freccia Bianca. Und da könnte ja mit etwas Glück auch ein Wendezug mit Lok am richtigen Ende sein.
Der erste Freccia Bianca war aber ein ETR Triebwagen. Auch gut. Er neigt sich vor Gropoli in die Kurve.
Damit waren wir dann schon sehr zufrieden. Was will man mehr als eine Lok am richtigen Ende? Eben! Also gings wieder runter und zum Einkaufen nächst Agropoli. Wir hatten Hunger und seit gestern Abend eigentlich nichts mehr gegessen ausser Müll von Kiosken. Die Wurst mit Brot verdrückten wir dann an der nächsten Stelle gleich am anderen Ende des Tunnels von den obigen Bildern – bei Contrada Impiso. Drei Züge waren im Plan, wobei der letzte davon ein geschobener WendeIC mit E402B war. Auch hier muss man nicht noch mehr wollen.
Und dann wieder ein IC mit einer Schublok. Auch wenn die Steuerwagen nicht sehr schön sind, praktisch sind sie in solchen Momenten.
Und dann? Ich entdeckte auf den Luftbildern bei San Severino eine grosse Brücke die jetzt im Licht sein sollte. Mit passendem Castello auf einem Hügel dahinter.
Und das klappte ja mal wunderbar! Und ein richtiger Zug – auf den haben wir gezielt – war auch im Fahrplan. Ein Sizilien IC, der definitiv eine Lok vorne am Zug haben würde. Ansonsten gab es nur Regionalverkehr und ein Güterzug aus der falschen Richtung bis der Bergschatten die Brücke langsam wieder in Beschlag genommen hat.
Eine weitere Stelle etwas weiter südlich bei Cassolino sahen wir schon vom Castello aus, da ging es für einen schnellen Frecciabiana noch eben hin.
Und dann weiter nach Süden. Die Sonne war in den Hügeln drin schon zu tief um noch grossartig etwas zu reissen. Wir haben die Distanz aber etwas unterschätzt und sassen dann am Schluss fast bis Sonnenuntergang im Auto. Immerhin Sonnenuntergang über dem Meer, also länger hätte man nirgends Licht :-). Bei Saracena ging es direkt ans Meer. Und mit viel Glück kam sogar noch ein Zug. Leider ein IC mit Steuerwagen ... nun erwischte es uns heute doch noch. Aber immerhin, für 10min an der Strecke wäre alles andere auch etwas viel Glück :-).
Und dann wurde es nochmal sportlich. Unser Ziel war ein Bett in Schiaovena auf der anderen Seite des Landes an der Adria. Also eigentlich wollten wir in Sibari übernachten, da war es mit Hotels aber mau. Deshalb halt einige Kilometer südlich. Es zog sich bis 22 Uhr bis wir dann da waren. Das meiste natürlich in der Dunkelheit und über kleine Strassen.
Zum Glück gibt es in Italien auch spät Abends noch warmes Essen (und Bira Nazionale ;)) in den Restaurants, und so verköstigten wir uns wunder prächtig bevor es ins Bett ging.