Ich war noch niemals in New York...: Küste gesucht (Teil 3)
Von Peter Hürzeler
Samstag 17.8.2019Der Morgen begann mit einer Ladung Fruit Loops im Frühstücksraum des Motels. Danach fuhren wir los, nicht in Richtung Mount Washington wie ursprünglich mal angedacht, sondern in Richtung New Haven. Eigentlich wollten wir ursprünglich via Mount Washington in Richtung Maine und hier besonders zum Acadia Nationalpark, dann von dort der Küste entlang runter nach Newark. Nach Konsultation der Übernachtungsgelegenheiten (ab $200.- aufwärts!!!) und der Wetteraussichten (eher mau) war der Weg untendurch nach Connecticut und von dort wieder hoch nach Maine der Vielversprechendere. Als Weg haben wir uns vorerst mal den Highway 20 ausgesucht, welcher uns recht schnell in den Bundesstaat Massachusetts brachte. Pittsfield war erste Zwischenstation wo wir einen kurzen Stopp machten. Wir folgten danach weiter dem 20er um dann auf dem Hwy 8 einmal durchs "Niemandsland" von Massachusetts, später Connecticut zu fahren. Quasi endlose Wälder säumten unseren Weg - ein Vorgeschmack auf spätere Tage? In Riverton gab es dann einmal einen längeren Halt. Bereits fast Mittag drückte einerseits die Blase, andererseits musste auch mal etwas Energie zugeführt werden.
Weiter dem Highway 8 folgend trafen wir bei Thomaston auf Wegweiser zum "Railroad Museum of New England" denen wir kurzerhand folgten (-> https://en.wikipedia.org/wiki/Railroad_Museum_of_New_England ). Meine Partnerin weiss bereits, dass man solchen Wegweisern mal kurz folgt um mal zu schauen ob dann was interessantes vor Ort ist. Hier in dem Fall lohnte es sich insofern, indem wir feststellten, dass heute Betriebstag ist. Irgendwo auf der Strecke war gerade ein Museumszug unterwegs. Kurzerhand fuhren wir nach Konsultation des Kartenmaterials einen allenfalls geeigneten Standpunkt an, welcher dann auch passte. Einen weiteren Punkt fuhren ebenfalls noch an, doch war dort aufgrund des Waldes nichts möglich. Wir sahen dabei aber auch die Werkstätten des Museums, welche sich zwischen Thomaston und Waterville auf der Strecke befinden. Der gesuchte Zug stand gerade dort und so waren wir sicher, dass wir ihn an unserem ersten Standpunkt erwischen würden. Ein paar Minuten später kam er dann auch.
Im Einsatz war heute ein U-Boat (GE U23B) und zwar ein ganz spezielles: Die #2203 ist das letztgebaute U-Boat für den Amerikanischen Markt.
Da der Zug durch Thomaston hindurch zum Thomaston Dam hoch fuhr, fuhren wir ihm hinterher. Vielleicht gäbe es dort ja auch noch was zum fotografieren. Beim Thomaston Dam handelt es sich um einen Staudamm, welcher nur bei Überflutungsgefahr aktiv benutzt wird. Ein kleiner Park bot Aussicht auf Strecke und Damm. Die Strecke verläuft angrenzend in einem Felseinschnitt, welcher aber auf die schnelle nicht einfach so zugänglich war, da vom Park her mittels hohen Zäunen abgesperrt. So blieb der Blick auf den Damm. Die Hinfahrt hatten wir gerade verpasst, aber der Zug kommt ja zurück, so war das nicht so tragisch. Ein paar Minuten später röhrte es dann auch, nur war das nicht ganz so wie vorgestellt. Der Zug kam geschoben und nicht mit Lok voraus :(
Das war jetzt so nicht geplant. Ich rannte noch so schnell wie möglich auf die Dammkrone um in der Gegenrichtung was zu machen, kam aber etwas zu wenig weit, so dass beide Bilder etwas kompromissbehaftet sind:
Zufrieden fuhren wir dann weiter, hatten wir doch noch einige Meilen vor uns. Erstes Zwischenziel war der Lighthouse Point State Park bei New Haven. Dort gibt es Zugang zum Meer und ein nett aussehender Leuchtturm als Zugabe. Was wir nicht in der Planung hatten waren die (unverschämten) $25.- Parkgebühr. Wir wollten nicht den ganzen Tag dort verbringen, sondern nur mal ein Stunde etwas entspannen. Dafür war das aber viel zu viel (eigentlich auch für den Ganzen Tag...), so liessen wir es bleiben und fuhren weiter. Unsere Idee von "an den Strand gehen" war aber nach wie vor da. Aber das gestaltete sich mal wieder als eine etwas komplizierte Sache, denn eigentlich ist fast die komplette Küste bebaut, Privat und damit unzugänglich. Falls dann doch noch mal ein Fleckchen frei wäre, dann ist es sicher noch mit "Residents only" abgesperrt. Wir haben uns das ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt. Hoffentlich ändert das weiter nördlich noch...
In Branford klagten wir unser Leid dem dortigen Parkwächter. "Wir Touris möchten mal ne halbe Stunde den Strand geniessen. Die sei aber schwierig, alles Private Property und so....". Er liess uns dann nach kurzem überlegen gratis parkieren. So konnten wir mal ein kurzes Päuschen machen.
Einige eingetragene Fotopunkte entlang des Northeastern Corridor ging wir uns bei der anschliessenden Weiterfahrt noch anschauen, doch ist die Strecke leider in vielen Bereichen recht eingewachsen. Bei Old Saybrock schauten wir uns die Brücke über den Connecticut River an, doch irgendwie kam man da nicht auf die lichtmässig korrekte Seite, obwohl ich da mal Fotos davon gesehen habe. Schätzungsweise eine dieser "Ich kam mit dem Kanu hin"-Stellen, die mir in der Vorbereitung des öfteren auf Nachfrage wie man da und dort hin kommt begegneten. So landeten wir dann in Niantic beim dortigen Beach Wall. Da wir am südwestlichen Ende parkiert hatten, hiess es noch gut einen Kilometer in Richtung der Brücke über den Niantic River zu laufen, bis wir an der markierten Stelle waren. Ich wusste dass bei Gelegenheit etwas kommen müsste, hatte aber die Fahrzeiten nicht mehr exakt präsent. Erst etwa ein Drittel der Strecke zurückgelegt, tauchte der Northeastern Regional #165 bereits auf. War jetzt etwas blöd, da wir noch zu wenig weit in der Kurve waren, dass das Licht schon von der richtigen Seite gekommen wäre. Shit happens...
Ich konsultierte danach noch die Fahrplanapp von Amtrak, doch war das wirklich gerade alles was kommt. Die Bestätigung folgte, indem die Klappbrücke über den Niantic River hochgeklappt wurde. Somit fuhren wir weiter, wir hatten auch noch ein paar Meilen vor uns bis zur gebuchten Unterkunft in West Greenwich. Ein Schild mit "Lighthouse Museum" erweckte unterwegs aber unsere Aufmerksamkeit und so ging es dem Schild folgend noch nach Stonington runter. Dichter Nebel erwartete uns und mit Aussicht war nichts zu machen. Das Museum hatte auch schon zu, aber immerhin gab es von Aussen noch ein Foto:
Die kurzfristig anberaumte Idee in Stonington in einem der vorhandenen Restaurants was feines zu Essen war zwar gut, hatte dann aber doch einen Haken. Es war schon alles ausgebucht und die Warteliste entsprechend lang. Schade! Die Linguine mit Seafood klangen wirklich lecker. So zottelten wir ab und fuhren zu unserer Unterkunft in West Greenwich. Nach dem Einchecken ging es noch kurz zu einem Wendy's. Gab es anstatt Seafood halt Burger. Da es inzwischen regnete, war die Lust noch lange was zu suchen weg.
Den Abend verbrachten wir noch etwas mit der Grobplanung für morgen und buchten gleich ein Motel in Newbury.
Sonntag 18.8.2019
Heutiges Ziel war grundsätzlich mal die Halbinsel Cape Cod. Wir waren recht früh wach und zogen dann bald einmal los. Morgenessen fiel aus, dafür machten wir dann bald einmal einen Schlenker zu einem Starbucks. Über den Interstate 195 ging es schnurstracks in Richtung Buzzards Bay wo wir via die Bourne Bridge Cape Cod erreichten. Die Fahrt dauerte mal wieder viel länger als eigentlich erwartet. Immer wieder ertappen wir uns, dass wir die Distanzen unterschätzen :(
Erstes Ziel war das untere Ende in Woods Hole. Unterwegs dahin kamen uns Dutzende Schulbusse entgegen. Irgend etwas spezielles musste da los sein. Woods Hole erwies sich nicht ganz als das pittoreske Städtchen das wir uns darunter vorgestellt haben. Auch trafen wir auf dutzende ToiToi WC's, welche von einem Spezialanlass zeugten. Eine Recherche im www erbrachte insofern nur, dass heute auf Cape Cod ein Velorennen stattfindet und mit Behinderungen zu rechnen sei. Passte zwar nicht 100% auf die Situation in Woods Hole wo die ToiToi's schon wieder abgezogen wurden, aber für uns war die Info mit dem Velorennen nicht gerade eine Gute. Die Idee die Lage kurz mal in einem Kaffee zu besprechen scheiterte daran, dass wir keines fanden wo wir uns hinsetzen konnten. Wir entschlossen uns daher mal weiter in Richtung Falmouth und dann Hyannis vorzudringen, da wir bis ans Nordende nach Provincetown wollten. Schon in Falmouth stiessen wir auf Verkehrsprobleme und standen mal im Stau. Nur zaghaft kamen wir vorwärts und das mit dem Küstenzugang wollte irgendwie auch nicht so klappen (ok, vermutlich falsche Strassen erwischt). Irgendwie war heute ein bisschen der Wurm drin. Bereits war es fast Mittag, gesehen haben wir noch nicht viel. der Weg nach Provincetown zog sich in die Länge und nach Checken der Lage kam auch die Erkenntnis dazu: Wir müssen das alles wieder zurück fahren. Es gibt zwar ab Provincetown eine Fähre rüber nach Boston, doch ist das nur eine Personenfähre. Und der entgegenkommende Verkehr versprach nichts Gutes in Bezug auf die Verkehrssituation.
Wir zogen dann kurz nach Barnstaple die Reissleine und fuhren auf dem Highway 6A entlang der Nordküste (ok, von Küste sahen wir genau nichts, sondern wie schon so oft nur Bäume und Häuser) zurück in Richtung Cape Cod Canal. In East Sandwich fanden wir immerhin eine gute Fressbude, wo wir uns erstmals eine Lobsterroll gönnten, daher Lobster im Brötchen. Das Ding war einfach nur fein :)
So gestärkt ging es weiter auf dem 6A in Richtung Sandwich, wo wir in den Stau kamen. Wir hatten es schon fast befürchtet, jetzt hatten wir die Bestätigung. Cape Cod ist eine Touristenhochburg und die beiden Brücken über den Cape Cod Kanal ein Engpass. Sonntags gibt es viel Rückreiseverkehr von Weekend-Touristen und wir befanden uns da mittendrin statt nur dabei. Der Zeitverlust betrug dann gut und gerne eine Dreiviertelstunde bis wir dann Cape Cod über die Sagamore Bridge verlassen konnten. Es ging für uns weiter hoch auf dem Highway 3 bis nach Playmouth wo wir zur Plimoth Plantation fuhren.
Plimoth Plantation ist ein Freilichtmuseum über die frühen europäischen Siedler auf dem Kontinent. Das ursprünglich hier aufgebaute Dorf wurde nachgebildet, auch wird inzwischen ein bisschen auf die Geschichte der dadurch verdrängten Indigenen Völker eingegangen. Der Eintritt ist mit $ 30.- zwar nicht ohne, aber immerhin bekommt man nicht nur ein paar nachgebaute Häuser zu sehen, sondern es wird mit entsprechenden Darstellern auch das Leben der damaligen Zeit nachgebildet. In der Schweiz ist der Ballenberg so etwas ähnliches (nur dass der noch viel grösser ist). Wir fanden beide, dass ich der Ausflug dorthin für uns gelohnt hat.
Via Boston ging es dann kurzfristig noch in Richtung Rockport. Wir wollten da nochmals etwas Meer sehen und fanden sogar ein kleines Fleckchen bei Beverly, welches mal nicht zugebaut war.
Bei Beverly Falls kreuzten wir eine der Linien der MBTA. Ich gewährte mir einen Blick in den Aushangfahrplan, welcher leider ergab, dass ich um Minuten einen Zug Verpasst habe, respektive wir einem hinterherfuhren. Brachte jetzt nicht wirklich viel, denn auf den kurvigen Strassen war da nichts zu machen. So ging es entspannt weiter nach Manchester-by-the-Sea. Die dort notierte Fotostelle war etwas für am Morgen. Wir fanden aber einen netten kleinen Park, wo wir kurz einen Fotostopp einlegten.
Etwas überrascht war ich dann, als der angrenzende Bahnübergang plötzlich zu rasseln begann. Kurz: der vermeintlich verpasste Zug war einige Minuten zu spät und kam nun angefahren. Leider voll au dem Gegenlicht für meine Position und ein Positionswechsel war nicht mehr möglich.
Wir fuhren anschliessend noch bis Gloucester vor, wo wir dann landeinwärts abbogen. Bei Gloucester gab es nochmals einen kleinen Stopp:
Kurz vor Ipswich gönnten wir uns an einer Frittenbude unser Nachtessen in Form von einmal frittiertem Seafood. Nebst Fisch gab es Krabben, Tintenfisch und Krebs, alles in Bierteig frittiert. Die Portion war gross aber fein, sollte mir dann aber spät am Abend noch schwer auf dem Magen liegen.
Nach dem Essen galt es für uns in der hereinbrechenden Nacht noch bis zu unserem Gebuchten Motel in Newbury hochzufahren.
Morgen geht es in Richtung Küste von Maine - wie weit ist noch nicht so klar, daher haben wir noch nichts gebucht für die Nacht. Mal sehen...
Davon dann aber ein anderes mal wenn es wieder heisst: Ich war noch niemals in New York...: Küste gefunden!