Norwegischer Frühling #2 – Teil 3: Sonne und kein Verkehr ...
Von Neel Bechtiger
Samstag 18.05.2019Es ist der Samstag, Tag nach Feiertag. Ohne Nachtzüge, aber dafür mit sicheren Erzzügen, sogar einem Polarkreispendel und mit einem Güterzug am Abend. Und dann war da noch so eine blaue Linie im Fahrplan. Baugerödel? Mh, für einen Stopfexpress war der Zug zu schnell, denn die Fahrzeiten waren fast wie von einem normalen Zug. Also musste es was „richtiges“ sein, wenn er denn kommt überhaupt.
Daniela fragte am Vorabend was denn der Plan für heute sei ... ich wusste nicht so richtig was ich darauf antworten sollte. Denn einen Plan hatte ich eigentlich nicht :-). Wir wollten dann einfach ein bisschen den Verkehr vor der Hütte fotografieren. Und dann am Abend noch aufs Fjell. Denn heute Samstag war da ein Güterzug nach Süden eingelegt. Der fährt sonst irgendwie nie, also muss man, wenn er denn fährt.
Aufgestanden sind wir in der Sonne um gegen 8 Uhr. Noch vor dem Frühstück surrte die Drohne, denn immerhin der Zug von Mo i Rana nach Trondheim sollte heute fahren. Um 8:15 Uhr verlässt er Mo i Rana und um 8:20 Uhr war die Drohne in Position.
Obwohl die Züge ja immer gleich fahren und gleich lange haben von Mo bis zu uns, habe ich die Zeit irgendwie noch nicht raus. Einmal dauert es 10min, einmal 15min ... unlogisch. Oder ich sollte die Uhr jeweils genauer anschauen :-). Aber dieser Talent kam nach kurzem warten hupend in Richtung Dalselv gerollt.
Dann gab es Frühstück und wir machten uns um 09:15 Uhr aus dem Staub. Etwa 20min früher als gestern. Ziel war der Erzzug 5765 von Mo i Rana. Gestern hatten wir ihn ja nur noch gesehen bei Mo, heute wollte ich bereit stehen am Ortsausgang bei den Rørleggern. Und wir waren pünktlich, aber sowas von. Um ungefähr 09:40 waren wir an der Stelle, und kaum 10min später war das Spitzenlicht der 312 005 schon zu sehen.
Mit 45min Vorsprung auf den Fahrplan rollt die Euro4000 von CargoNet mit dem Leerzug 5765 aus Mo i Rana hinaus in Richtung Oertfjell zum beladen.
Der Plan ging ja mal auf, heute war er noch 15min früher als gestern, also ungefähr 45min vor Plan. Macht ja Sinn, denn kein einziger Zug fuhr heute schon über die Strecke, niemand kam der Lok 005 im Erzpendel in den Weg – und dann kann man ja fahren wie man will. Wenn Normalbetrieb herrscht geht es nicht ganz so entspannt zu und her auf den Gleisen.
Wir bewegten uns dann nur noch 50m nach vorne und warteten da auf die Gegenleistung. Denn die nächsten Züge waren die beiden roten, und dafür hatten wir es nicht eilig, zumindest wenn der Vorsprung zum Fahrplan auch auf den Gegenzug mitgenommen wird. Dieser kam dann mit fast -60 auf den Fahrplan. Ja da war selbst der Rørlegger überrascht. Er hat uns mal gefragt was wir denn tun, und hat uns dann gesagt wann der Zug ungefähr Plan hat – und dass die meistens pünktlich seien. But it can be earlyer :-).
Nun zu den roten. Die ersten in der Hütte noch gemachten Stullen waren schon weg und wir frischten unser Essensvorrat mit einem süssen Cremaplunder auf! :-) Für den Nordfahrer wollte ich nach Bjerka etwas südlich von Mo i Rana. In dieser Ecke dreht die Nordlandsbahn einmal ganz nach Süden, und somit hübsch ins Licht. Gubi hat in seinen Osmand Favoriten die Ecke markiert mit dem Vermerk „Flach, offen – evtl. Drohne“.
Wir fuhren runter und klemmten uns auf die Nebenstrassen. Er hatte recht, es war offen und eher Flach. Geht aber auch ohne Drohne ganz gut! Wir positionierten auf einem Prellbock im Feld am aufgelassenen Bahnhof Røsså um auf den roten zu warten. Der kam voll im Plan ...
Und jetzt kommt der Grund, weshalb die Drohne ein nettes Spielzeug ist. Man nehme das Bild von vorhin und sieht da hinten ein wenig Wasser und Berge. Hübsch! Aber aus 30m Höhe sieht das ganze einfach nochmal anders aus! Da hats plötzlich sehr viel Wasser und mehr Berge.
Wie in der Galerie schon mal geschrieben, die Drohne ist eine tolle Ergänzung. Und wenn man sowieso da hin fährt – was wir ja tun – kann man mit der Drohne einfach noch etwas mehr „mitnehmen“. Die Drohne ist immer Kamera #2. Denn irgendwie sind die Fotos in meinem Kopf nicht 100% vollwertig, im Vergleich zu den Bildern mit der grossen Kamera. Aber wie gesagt, da ist man ja sowieso, und Fliegen macht auch noch Spass :-).
Und dann in einer Stunde war Zeit für die blaue Linie. Ungefähr in der Trasse des normalen Güterzugs hätte das unbekannte Planzeit. Wir warteten bei den weissen Ballen (siehe Drohnenbild) im Schatten einfach mal. Im Schatten weil es war heiss in der Sonne, das Auto erzählte etwas von 26°C ... und vor drei Tagen hat es noch geschneit.
Ich war nicht motiviert für einen Stopfexpress der Expresstempo fahren kann die Drohne steigen zu lassen. Denn auch wenn der Zug schnell ist, irgend einen Bauhobel gräbt man bestimmt aus der so schnell fahren kann. Oder aber es kommt gar nichts ...
Die Planzeit war da und es Hornte im Gebüsch vor uns. In dem Moment sagte ich zu Daniela, dass ich es gleich bereuen würde die Drohne nicht wie immer 5min vor Planzeit steigen zu lassen. Und siehe da ... ich bereute es.
Mit frischem Schotter ist die Mz 1458 auf dem Weg nach Mo i Rana. Abgeholt wurde das Material an einem Steinbruch südlich von Mosjøen.
Na schön! Ich bin jetzt schlauer. Und nun kann man vermuten, was die nächsten Tage als blaue Linien so unterwegs ist. Denn die Fahrpläne sind gut damit gespickt, immer vom selben Punkt südlich Mosjøen nach Mo i Rana und zurück.
Wir liefen aber erstmal zurück zum Auto das etwa einen Kilometer weiter hinten auf der selben Bahnseite stand.
Für den roten nach Süden fuhren wir hinauf nach Dalselv. Da hatte ich ein Termin mit einer Stelle. Nämlich jene an der wir am Sonntag noch vergebens auf den selben Zug gewartet hatten. Dummerweise war die Sonne da schon weiter rum als vermutet. Also kämpfte ich mich durch das Gestrüpp so nah wie möglich ans Gleis. Die Drohne stand derweil etwas weiter vorne am Nachtzugdamm über dem Wald. Pünktlich tauchte der Zug auf dem Display des Drohnenhandys auf und wenig später war er bei mir für das grosse klick.
Und von unten. Es war wieder mal die Di4 655. Wie hat es David in seinem letzten Teil so schön genannt: Totfotografiert. Aber nicht weniger schön als jede andere Di4 :-).
Und jetzt? Daniela hatte ein Fragezeichen im Gesicht. Schon wieder ... schon wieder muss ich überlegen :-). Ehm, ja ... entweder Hütte oder Erzzüge. Und wir waren motiviert für letzteres. Nach einer Pause am Mittag von 13 bis 15 Uhr geht der Erzverkehr weiter in den Nachmittag hinein. Da bestehen dann auch täglich gewisse Abhängigkeiten im Fahrplan, die beiden roten. Es fährt sich nicht mehr so Vogelfrei wie am Vormittag ... und deshalb rechnete ich mal mit einem Zug ungefähr im Plan. Der nächste für uns erreichbare war der erste volle am Nachmittag. Ungefähr gegen 17:30 Uhr in Mo i Rana.
Mit frischen Getränken im Gepäck gings an die Engestelle hinter Mo i Rana, sozusagen der Gegenseite vom Rørleggerblick heute früh. Achja: hier oben gibts auch das prima leckere Peach Cola Zero, wie auch in Rumänien ;).
Wir stellten das Auto auf einen Platz und rutschten runter zum Fluss. Da auf Steinen vor dem Wasser wartete es sich vorzüglich. Und ungefähr 10min vor der Planzeit – man ist ja vorsichtig – ging die Drohne rauf. Ob es wirklich klappt? Ich hatte so meine Zweifel.
Die Drohne durfte da übrigens gerade noch so fliegen. Obwohl die Gesetze wie geschrieben Liberal sind, gibt es gewisse Flugverbotszonen. Eine auch um den Flughafen von Mo i Rana, der da oben ist. Der 5km Radius reicht aber nur ungefähr bis zum Zugschluss ... :-)
Und von unten, wenig erstaunlich ist es wieder Lok 005 :-). Und wieder schön zu sehen Drohne vs. unten: da oben hats einfach viiiel mehr Landschaft.
Ja, dann war Zeit ... fürs Fjell? Oder wollen wir noch den nächsten Erzzug hier abwarten? Der Plan mit dem Erzzug wäre ziemlich knapp auf Kante gestrickt gewesen. Wenn er erst im Plan kommt, wovon man ausgehen musste, wäre das Zeitfenster zum Güterzug zwar gross genug ... aber nur wenn dieser nicht zu früh ist. Und weil da oben heute auch nichts lief könnte der Zug durchaus besser durch rutschen als geplant und früher sein.
Sicherheit geht vor, also hinauf aufs Fjell. Da oben war etwas Schmodder im Himmel, aber nichts schlimmes. Zumindest als wir da waren. Was es dann bedeutet, wenn in 2 Stunden der Kistenzug kommt?
Wir standen gemütlich in der Sonne und konnten den Ausblick voll geniessen. Was sofort ins Auge fiel: Dem Schnee ging es in den letzten Tagen doch sehr an den Kragen. Wo vor wenigen Tagen noch viel weiss ohne Unterbruch war, waren jetzt etliche braune Flächen in der Landschaft. Der Winter verabschiedete sich schnell vom Fjell ... bis im Herbst dann.
Natürlich wäre die Drohne eine Idee gewesen, war auch im Kopf so auf die Planzeit hin. Oder vielleicht auch schnellschnell wenn der Zug zu früh wäre und man ihn auch sieht mit Zeitpuffer. Aber irgendwie war ich auf letzteres nicht vorbereitet, denn als ziemlich genau eine Stunde vor Plan der Zug auftauchte auf dem Fjell war die Zeit zu knapp. Ausserdem musste erst das Tele noch auf die grosse Kamera. Mit so viel -verfrühung hätten wir dann nicht gerechnet. Aber immerhin, zum Glück haben wir die Erzzug – Güterzug Lotterie nicht verloren.
Ein Güterzug am frühen Abend übers Fjell gibts nicht so oft. Deshalb sind wir an diesem Samstag extra Abends nochmal hinauf gefahren. Der Zug kam dann auch, sogar fast eine Stunde vor Plan. 312 003 ist am Zug.
Ja, dass war es dann heute. Wir fuhren hinunter nach Mo i Rana. Das einkaufen verschoben wir auf Morgen Sonntag. Da ist zwar fast nix auf, aber so einen kleinen Supermarkt gibts da ja schon in Mo i Rana.
Im Haus gab es was zu Futtern. Aber erst nachdem die Gasbuddel von Kühlschrank und Herd gewechselt war. Eine Ersatzbudel stand ja noch rum ... und Svein wurde informiert, dass wir leergut haben. Dann lagen wir noch ein wenig rum und spielten Karten. Die Sonne verabschiedete sich um 23:06 Uhr und dann war Schlafenszeit. Was es am Anfang noch zu kalt war im Haus (kann man mit Holzofen beheben) war es heute irgendwie zu warm. Fenster auf? Ach, die ersten Stechmücken waren zu sehen ... und die wollten wir nicht unbedingt im Schlafzimmer. Also lüfteten wir vorsichtig :-).
Sonntag 19.05.2019
Und heute? Heute war das Wetter in der Prognose nicht soooo toll. Wie auch die nächsten Tage nicht. Meteoblue und auch Yr haben neu gewürfelt gestern Abend und haben die Vorhersage angepasst. Negativ. Anstatt Sonne von Montag bis Mittwoch meint man jetzt es sei solala hier in der Gegend. Na, man wird sehen!
Aber heute Sonntag meinte man schon immer es sei solala und so war es auch beim aufstehen. Um 8 Uhr war die Zeit reif fürs Frühstück. Früher muss man nicht, denn auf Erzzüge in vielleicht Sonne kann man sich schenken. Aber einfach schlecht war es nicht, denn die Sonne schien ziemlich beständig in die Hütte und es war viel freundlicher als angekündigt. Schon sehr blöd, wenn denn nichts fährt. Wobei nicht ganz nichts. Mit der Drohne probierte ich nochmal den 478er nach Süden, aber irgendwie fand ich nichts, was ich nicht schon hatte. So blieb es beim Nachtzugdamm ...
Am Nachmittag war es dann leider nicht ganz so schön wie am Vormittag. War insofern schade, denn da lief etwas. Erst kommt der Rote, dann folgt der Schotterzug, dann der Güterzug (alles nach Norden) und dann der Rote runter.
Aber wir wollten es mal probieren. Und zwar am Nachtzugdamm von unten. Auch eine Ecke wo die Bahn relativ weit dreht und so noch viiiiel Seitenlicht für Nordfahrer am Nachmittag bietet. Mit dem Quad gings flott und dann kletterten wir schon im Wald umher. Am Ende war es viel einfach als vermutet, ein kleiner Weg führt direkt zum Wasser hinunter und da kann man auf ein paar Steinen stehen :-).
Erst kam der Rote voll im Plan, voll ohne Sonne. Der Schotterzug wollte sich nicht blicken lassen, dafür dann der Güterzug etwas zu früh auch in einem relativ dunklen Moment.
Mit dem werktäglichen Güterzug 5795 fährt die Euro4000 hier kurz vor Mo i Rana ca. 10min vor Plan nach Norden.
War alles nicht so erfreulich. Für den roten runter war ich etwas Ideenlos. Denn eine grosse Wolkenwand wälzte sich von Süden her in unsere Richtung. Die war schon für das finstere Di12 Bild von vorhin verantwortlich. Aber schnell war sie nicht, und der Rote fährt ja schon bald. Also sind wir so nah an Mo i Rana ran wie irgendwie möglich. Und kurz vor knapp klappte es noch an einem Wunschmotiv direkt hinter Mo i Rana.
Tagzug 472 hat Mo i Rana gerade verlassen und hat bis Trondheim noch einige stunden Fahrt vor sich. Achja, es zieht wieder mal die 655 :-).
Dann zog die Wolkenschicht hinein. Wir fuhren zum einkaufen und machten es uns dann in der Hütte gemütlich. Heute war es schwül draussen, das Thermometer zeigte noch immer 25°C bei der Hütte als wir uns mit einem Bier auf die Terrasse setzten.
So sah es dann eigentlich den ganzen Nachmittag und Abend aus. Schleier, mit kleinen Löchern ... aber grundsätzlich nichts was man gesehen haben muss :-)
Als es an den Abwasch ging spuckte plötzlich unser Durchlauferhitzer. Flamme fehlt ... klar, Gas fehlt. Unsere neue Buddel hing aber schon am Kühlschrank, und den konnten wir nicht nehmen. Da erinnerten wir uns daran, dass der kleine Gasofen ja noch im Wohnzimmer steht. Die Flasche wirkte zwar auch ziemlich leer, aber für den Abwasch und das Duschen würde es reichen. Und falls nicht: Wechseln wir halt die Koch / Kühlschrankbuddel kurz zum Wasser bis alles erledigt ist, und dann wechselt sie wieder zurück.
Svein wurde informiert und wir sollten die leere Flasche einfach in die Garage unten stellen. Wie auch immer wir die da hinunter kriegen. In der Box im ATV wohl. Probieren wir morgen mal aus :-).