Flucht in die spanische Wärme – Teil 2: Wochenende am Pajares
Von Daniel Wipf
Sonntag, 12.05.2019Sonnenschein und angenehme 22°C. Bei den Voraussagen steht man doch gerne auf! Gegen 9 sollte am Pass der erste Alvia 4270 von Gijon nach Madrid kommen, so dass der Wecker gegen 07:30 klingelte. Nach einer erfrischenden Dusche und einem kurzen Frühstück sass ich auch schon im Auto und fuhr die rund 50km den Pass hinauf. Kurz vor La Robla sah ich eine Güterwagenschlage vor mir und vermochte den Zug auf dem Weg zu überholen. 2x 253 von Bombardier mit einem leeren Stahlcoilzug. Dieser musste auf später warten, war ich doch bereits etwas knapp für den angepeilten Alvia unterwegs. Die angepeilte Stelle bei Villamanín war leider noch nicht richtig im Licht und so fuhr ich noch rund einen Kilometer weiter zu einer neuen Stelle. Es kam wie es kommen musste. Meine Prognose von ca. 9 Uhr war zu optimistisch, waren die Zeiten doch anhand der Abfahrtszeiten in Oviedo, der Ankunftszeit in Leon sowie den bekannten Fahrzeiten des Regios interpoliert und hochgerechnet. Pünktlich 08:51 fuhr der Zug durch…und ich hatte keine Chance ihn zu kriegen. Dazu hätte ich 10 Minuten früher losfahren müssen. Ärgerlich, doch es verblieben ja noch einige Tage für den Zug!
Jetzt aber nichts wie zu einer Stelle für den Güterzug. Dieser sollte mit dem Alvia in Villamanín kreuzen. Entsprechend stellte ich mich kurz nach dem Bahnhof zu einer Stelle und wartete. Der Stahlzug kam wenige Minuten nach meiner Ankunft.
253 028 und eine Schwesterlokomotive fahren mit dem leeren Coilzug 82027 von Madrid nach Trasona ins Stahlwerk von Arcelormittal.
Eins meiner Ziele dieser Reise war ein Foto eines Stahlzuges an der bekannten Stelle etwas nördlich von Villamanín. Entsprechend wollte ich auch den ersten Tag nutzen um dieses Ziel abzuhaken. Da die Stelle eine typische Morgenstelle ist, fuhr ich gleich dahin. Es sollte planmässig von hinten der Regio 12101 von Valladolid nach Gijon sowie von vorne der Alvia 4110 von Gijon nach Castellon.
Wie es so ist überrascht mich von hinten ein Güterzug, von vorne aus der gewünschten Richtung war jedoch kein Zug aufgetaucht. Ich machte es mir gemütlich auf einem Grasabschnitt gemütlich, ass etwas und lass mein Buch von gestern im Flugzeug weiter.
Um 13:30 war ehrlichgesagt das Licht rum und die kleine Brücke war arg dunkel auf der Seite. Ich packte etwas enttäuscht meine Sachen und wanderte zurück zum Auto. Kaum da angekommen rasselte es im Hintergrund und ein Blick verriet mir, dass gerade ein Stahlzug von Gijon in Richtung Leon an der Stelle vorbeigerollt war. Ärgerlich, der hätte doch gerne einige Minuten früher kommen können!
Da heute Sonntag war, rechnete ich nicht mit vielen Güterzügen. Zudem war das Licht hier echt sehr achsig und ein ich fuhr deshalb direkt nach Busdongo. Nachdem ich mir eine weitere Stelle angeschaut habe (ja, es wäre auch eine Morgenstelle) parkierte ich mein Auto in Bahnhofsnähe und wanderte beim Einfahrtssignal einen Hügel hoch. Hier unterquert die Bahn diesen mit einem kleinen Tunnel und dahinter sollte es einen wunderbaren Blick auf die Einfahrt geben.
Pünktlich um 15:20 erschien Alvia 4111 aus Madrid an der Fotostelle und fuhr im gemütlichen Schritttempo vorbei. Es reichte sogar mich umzudrehen und noch einen Nachschuss auf den Bahnhof Busdongo zu machen.
Wie schon gesagt, mit vielen Güterzügen rechnete ich ja nicht. Deswegen packte ich meinen Kram und lief zurück zum Auto. Ich wollte noch eine andere Stelle anschauen um mir morgen dann einen Schlachtplan für die Güterzüge anfertigen zu können. Nur wenige Kilometer unterhalb von Busdongo gab es die Möglichkeit das Port hochzulaufen und dadurch einen schönen Blick auf südwärts fahrende Züge zu kriegen. Der nächste südwärts fahrende Alvia sollte auch bald kommen, so dass ich mich für den Stellenwechsel beeilte. Da der Ort nicht mit dem Auto erreichbar ist, parkierte ich meinen Opel an der Strasse und lief bewaffnet mit Rucksack, Kamera und Verpflegung los. Wie bereits geahnt kam mir auf dem Weg ein Güterzug mit einer 251 entgegen. Wäre ich doch nur an der vorherigen Stelle geblieben *ärger*. Ich kraxelte den Berg hoch und suchte lange nach der meiner Meinung nach perfekten Position.
Kaum einige Minuten gewartet erschein aus dem Tunnel auch schon eine Front eins Patito.
Von der Fotostelle habe ich die ganze Zeit auf den gegenüberliegenden Hang geschaut und mir gedacht, dass auch dort ein Bild möglich sein sollte. Gedacht, gemacht. Nach dem Alvia stieg ich von meinem Standort wieder herunter, lief entlang den Schienen und auf der anderen Seite des Strässchens wieder den Hügel hoch. Der Ausblick war grandios und gefiel mir um einiges besser als die Gegenrichtung. Nun hiess es erst einmal abwarten. Gemäss meiner Planung sollte heute vor Sonnenuntergang kein planmässiger Zug mehr kommen. Dies ist natürlich ärgerlich, doch in den bevorstehenden 3h soll doch sicher ein Güterzug kommen. Ich machte es mir im Schatten eines Busches bequem und lass an meinem Buch weiter.
Nach gut 1.5 Stunden erblickte ich in meinem Sichtbereich etwas Weisses. Weiss?! Das kann nur ein Alvia sein! Schnell aufgesprungen und zu Stelle vorgesprungen. Was ist denn das für ein Zug?? Egal, Hauptsache ein Zug an dieser Stelle!
Die anschliessende Fahrplanrecherche ergab dass es einige Züge gab, welche nonstop von Valladolid nach Gijon fuhren…ohne den Halt in Leon zu bedienen. Was macht denn das bitte für einen Sinn?? Egal, Hauptsache ein Zug an dieser Stelle! Nun stellte sich jedoch die Frage, welche Züge ich den sonst noch so vergessen hatte in meiner Recherche. Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass es auch Züge von Gijon nach Barcelona und umgekehrt gab, welche nicht in Leon halten. Des Weitern war am Sonntagabend noch ein zusätzlichen Zug von Gijon nach Madrid gab…Oviedo – Madrid nonstop! Toll, der sollte an meiner Stelle noch bei Sonne kommen!
Gute 45 Minuten später war dies dann auch die nächste Zugbewegung. Güterzüge kamen leider keine.
Ich wartete an der Stelle bis die Sonne weg war, was 19:40 der Fall war. Ehe es jedoch „Feierabend“ hiess, sollte Alvia 4380 von Gijon nach Madrid (ebenfalls ein zusätzlicher Zug nach Madrid am Sonntagabend) bei mir vorbeikommen. Eine der längsten in der Sonne strahlende Stelle war gerade bei meinem angepeilten Hotel nahe Villamanín. Dort wartete ich die verbleibenden 20 Minuten ab und genoss die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages.
Die Sonne hielt noch weitere 25 Minuten, die ich wartend an der Stelle verbrachte. Es hätte ja sein können, dass da ein Güterzug in Villamanín kreuzte. Dem war leider nicht so. Danach fuhr ich die verbleibenden 400m zu meiner angepeilten Unterkunft und frage nach einem Zimmer mit Blick in Richtung Norden. Der Blick in Richtung Norden musste sein, da ich das Zimmer morgen als erhöhte Fotoposition nutzen wollte….und so einen tollen Ausblick hatte. Wie es so üblich ist…kaum war die Sonne gänzlich verschwunden tauchten am Ende der Geraden 3 Positionslichter auf und 2 Traxxen zogen einen Stahlcoilzug in Richtung Leon. Hierzu gab es nur ein Handybild.
Nach dem Duschen war es auch Zeit das hauseigene Restaurant aufzusuchen. Das Essen war gut, wenn auch nicht so grossartig wie gestern. Fazit des TagesL: Es war Sonntag, insofern hatte ich nicht mit vielen Güterzügen gerechnet. Wetter und Personenvekehr war natürlich top...und die unerwarteten Züge am Abend natürlich grossartig. Ich bin sehr zufrieden mit dem Tag! gn8