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Durch den Iran – Inshallah (8) – Im Tal der langen Gesichter

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0708.1396 (29.10.2017) Semnan – Semnan

Da wir heute ja nicht den Frühzug bei Firuzkuh machen wollten sondern der Tag im Tal beim Garsmar starten war eine arg frühe Abfahrt nicht nötig. Man hätte zwar 90min da hin, aber das Frühstück um 7 Uhr wollten wir dann doch mitnehmen. Dieses war dann leider gar nicht sooo toll, aber alles kann an dem Hotel auch nicht perfekt sein. Sonst müssten wir uns langsam Sorgen machen. Aber wenn man jetzt aus dem Iran alle Hotels zusammennimmt und kombiniert, dann würde durchaus DAS PERFEKTE Hotel dabei heraus kommen. Das Potential ist im Land also vorhanden :-). Wäre, würde, hätte … nein, der Tourist Bunker ist wirklich eine gute Adresse!

Es wurde dann natürlich,bis alles erledigt war wieder kurz vor 8 Uhr bis wir im Auto sassen und uns auf die nahe Autobahn in Richtung Teheran schmissen. 120km sind darauf zurück zu legen. Dies in der Morgensonne … und teilweise mit Blick auf die Strecke nach Mashad. Wir sahen aber die ganze Zeit über keinen Zug. Dafür wurde es im Auto schon schön warm. Hier in der Wüste sind die Temperaturen auch im Oktober noch deutlich höher als um Täbris und an der Küste. Man könnte fast sagen es wurde langsam heiss. Vor Garmsar besorgten wir uns noch Sprit und dann ging es auf ins Enge Tal. Der Abschnitt da direkt am Eingang ist einfach nur Atemberaubend schön! Weniger schön war dann der Güterzug der uns zu früh vor der Nase durchgefahren war. Wir waren schon auf Schotter, daher eine Verfolgung zurück Sinnlos? Mh, nein, der Asphalt kommt bald und da wäre man dann schneller.
Das ganze war eine Verzweiflungstat, aber immerhin mit Resultat. Denn kurz vor Garmsar hatten wir den Zug und wir konnten ihn noch Fotografieren.

1 – Gleich nördlich von Garmsar sind wir ins Tal des Hablerood Rivers eingefahren. Und kaum an der ersten Stelle fuhr uns ein Güterzug mit dieser schönen GT26 vor der Nase durch. Also schnell gewendet und im letzten möglichen Abschnitt vor der Hauptstrecke ein Notschuss angefertigt. Der hätte jetzt nur 5min später kommen sollen ....


Der kam jetzt doof, hätte auch 10min später kommen können, dann wären wir an der Stelle gestanden. So bleibt es halt beim Schnellzug. Für den waren wir kaum 15min nach dem Güterzugbild wieder dabei einen Hügel zu erklimmen. Diesmal wars echt etwas mühsamer als sonst, loses Gestein, kein Tritt im Dreck. Aber irgendwie kamen wir rauf … und genossen den wunderbaren Blick ins Tal. Runter … ach, dieses Problem kommt nach dem Bild :-).
Der Zug kam etwas später als errechnet, aber dafür mit einer blauen GM anstatt dem üblichen grün. Das war alles äusserst nett gerade und machte den verpassten Güterzug doppelt wett.

2 – Nach dem Güterzug fuhren wir an die angepeilte Stelle im Tal, ca. 15Km nördlich von Garmsar. Es tat sich nichts bis die Planzeit für den Personenzug näher rückte. Für diesen kletterten wir dann eine Flanke hinauf und warteten. Deutlich nach der errechneten Planzeit kam er dann.


3 – Was uns besonders freute war die GT26 in der neuen Lackierung. Strahlt gleich etwas mehr als die ansonsten eher dunkelgrünen Loks.


Und jetzt? Ins Tal fahren und schauen? Oder vorne an einer schöne Zweirichtungsstelle stehen und einfach mal auf Güterzüge warten? David und ich waren ja beide der Meinung da kommt bestimmt gleich ein Zug von Garmsar her, also „die Übergabe“ zurück. Daniel war sich da nicht so sicher. Sicher waren wir uns alle nur, dass wir ums nächste Eck noch eine Blick riskieren wollten und konnten. Nach dem beschwerlichen Abstieg zum Auto fuhren wir also weiter ins Tal hinein. Bis die Sinnlosigkeit erkannt wurde. Drehen, aber nicht ohne eine 4min Diskussion. Es ist wie immer … :-).
Wir wollten zurück zur Brücke, also eben der Zweirichtungsstelle, da dann einfach absitzen und warten. Als letztes Ziel hier im Tal gäbe es wenigstens dann im letzten Licht noch den Regio nach Teheran am Nachmittag. Also ganz Sinnlos wartet man im Tal nicht auf nichts.

Wir waren wirklich gerade nur 30 Sekunden vor der Brücke da sah man die letzten Wagen eines Güterzuges nach Norden drüber rollen. GRRRR, wir hatten es doch irgendwie geahnt. Er hat uns in einem so saudummen Moment erwischt, noch viel dümmer als der Zug am Vormittag. Denn Asphalt war weit und breit nicht, und auf der Schotterstrasse überholt man ihn einfach nicht mehr. Chancenlos. Er kam 30 Sekunden zu früh, oder 30 Sekunden zu spät, denn sonst hätten wir ihn vor der Felsnase gesehen und hätte nur aussteigen müssen. Es war wirklich sehr unschön was die Güterzüge heute mit uns anstellen!
Die „Verfolgung“ über Schotter zu der Daniel dann ansetzte war zum scheitern Verurteilt, denn schon 2 Kurven weiter sah man ihn gar nicht mehr in der Ferne. Und wir drehten um.

4 – Dann? Wir stellten uns etwas weiter nördlich an eine Stelle und warteten mal. Dummerweise war die Stelle nur für Südfahrer geeignet. Ein Güterzug war ja aber in Garsmar, der könnte ja zurück kommen? Wir fuhren also 10min zurück an eine wunderbare Stelle mit Brücke .... und sahen gerade noch die letzten Wagen eines Güterzuges über die Brücke ziehen. Na super. Schlau einholen konnten wir ihn – wie man auf diesem Bild sieht – nicht mehr. Dazu ist die Dreckpiste einfach zu schlecht.


Jetzt stehen wir an der Brücke und sind zum warten verdammt. Ob noch etwas kommt vor dem Regio? Wir glauben ja alle nicht daran, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

5 – Vielleicht kommt ja nochmal etwas? Bei der Brücke konnte man prima in beide Richtungen schissen. Also blieben wir einfach stehen.


Und für alle ist klar, es gibt einen weiteren Vormittag und da stehen wir wieder hier im Tal. Dann aber früher und gekonnter. Kann ja nicht angehen, dass uns hier die Züge um die Nase fahren!
Ja, so fest man sich ärgert, es ändert nichts daran. Wir hatten ja einzig noch den Regio nach Teheran im Köcher hier, der sollte kurz vor 16 Uhr bei uns sein, und eine Stelle wo noch Licht ins Tal kommt gab es durchaus. Nur blöd dann … der Zug hatte Verspätung und die Sonne war raus aus dem Talboden bis der Zug dann ca. 20min zu spät kam.

6 – Nichts geschah, Stunden später standen wir etwas weiter Talaufwärts und warteten. Der Regio müsste ja noch runter kommen ... doch wie lange hält die Sonne?


7 – Inshallah ... es kommt nichts! Der Regio brauchte deutlich länger als erwartet. So verschoben wir uns mit sinkendem Sonnenstand zu den letzten Sonnenspots im Talgrund. Ohne ein Zug wohlgemerkt.


Das war alles etwas unbefriedigend heute. Um nicht zu sagen voll phlödth! Jetzt wäre der Moment mit einem kühlen Bier oder zwei auf den tollen Tag anzustossen. Aber wie es so ist … ist es halt so.
Nach viel Nichtstun waren wir doch ganz schön Müde, und vor allem verdreckt. Denn der Staub und Sand hat sich nicht nur an unserem Auto festgesetzt, auch wir waren ganz schön staubig geworden. Aber wir haben wieder gute Arbeit geleistet und können voller Stolz sagen: Auf dem ganzen Hotelparkplatz ist unser Auto das dreckigste :-).
Bevor es da hin gestellt wurde brachte es uns aber noch erfolgreich zurück nach Semnan. Erst schauten wir aber noch kurz am Bahnhof von Garmsar vorbei, was aber irgendwie nicht so viel brachte. Es standen Unmengen alter Güterwagen rum, ein Iranrunner und auch ein Modern. Sonst aber nüscht. Also ausser der Regio nach Teheran, welcher gerade zeitgleich mit uns in den Bahnhof einlief.

8 – Und wie immer. Kaum ist die Sonne raus machen wir uns aus dem Staub. Und dann kam: der Regio. Wir waren gerade in Garmsar auf der Autobahn beim wenden als aus dem fahrenden Auto heraus das Beweisbild gelang :-).


Über die Autobahn, dass war mal langweilig, ging es dann zurück zum Hotel. Leider war es bereits finster als wir an einer Stelle an der Mashadbahn vorbei kamen die wir uns wenigstens noch gerne kurz angeschaut hätten. Der König hinten im Auto (war ich übrigens ;)) war langsam Müde vom vielen herumsitzen.

Als wir beim Hotel eingetroffen sind war es schon zappenduster. Und dann Duschen, endlich, den Dreck des Tages runter waschen. Und schon waren wir wieder wie neu geboren, Inshallah. Essen in der Stadt und noch Geld wechseln? Mh, irgendwie ja schon, aber nach dem Duschen nochmal raus? Irgendwie auch nicht … also verschoben wir es gemütlich einfach auf morgen.
Als erste Amtshandlung nach dem Duschen schrieben wir uns die Fahrpläne für die Strecke Teheran - Mashad raus. Das wir immerhin, wenn wir es dann noch schaffen, einen Anhaltspunkt haben wann man überhaupt an der Strecke stehen muss. Und das Verdikt ist klar: Am Mittag muss man da nicht rumstehen, dann kommen nur Paradise Züge. Aber am Vormittag und Nachmittag gehts gemütlich ab. Nicht zuviel, aber auch nicht nichts. Mal vormerken.
Zum Essen ging es dann kurz vor 8 Uhr runter. Das Buffet der Vorspeisen war noch verpackt und auch sonst war irgendwie gar nichts zu sehen von Essen. Aber bald schon kam der Garcon und entschuldige sich für sein spätes erscheinen.
Eine Suppe wurde gereicht und wir konnten bestellen. Das Essen war wie gestern wieder lecker. Und der Getränkeumsatz wurde angekurbelt durch relativ lange Wartezeiten. Aber hatten wir heute Abend noch etwas vor? Nein! :-)

Dafür konnten wir einer feinen Gesellschaft zuschauen wie sie ihr Privatbuffet aufgebaut bekamen. Alles war einsehbar, bis zwei Jungs einen Sichtschutz montiert haben. Schade, wir hätten gerne mit dem Bürgermeister von Semnan, oder wer auch immer es war, bei einem guten Glas Wein auf seine Stadt angestossen. Aber nein, schon wieder falsch.

Jetzt sitzen wir im Zimmer, die Gesellschaft lässt es sich unten bestimmt gut gehen und wir warten bis es Bettzeit ist. Wobei wir natürlich allerlei Sinnvolles tun mit der Zeit. Imfall, also wirklich fast. Schreiben zum Beispiel :-).

[hr]

0708.1396 (29.10.2017) Semnan – Semnan

Ein Tag des kombinierens, oder doch nicht? Wir hatten für heute einen perfekten Plan zusammen geschustert, aber wie das so ist mit den Plänen, die sind schneller Makulatur als man A sagen kann.
Aufgestanden sind wir um 06:30 Uhr, bzw. sogar einige Minuten vorher. Ich war so frech und haben einen Wecker auf 06:20 Uhr programmiert, damit man ihn nochmal prima snoozen kann. Die anderen beiden dachten wohl es sei schon halb und standen auf. Und als die beiden ihren „Fehler“ bemerkten prasselten Fluchwörter auf mich nieder. Ich wusste ja Bescheid und lag noch gemütlich im Bett, Inshallah, überlegen müsstet ihr vorher ;).
Das Frühstück fiel heute wegen istnicht aus. 7 Uhr reichte uns nicht, wir wollten nämlich um 7 Uhr bereits im Auto sitzen. Wir schafften es auch, und um Punkt 7 Uhr waren wir unten in der Stadt beim ersten U-Turn um hinter uns auf die Autobahn zu kommen.
Der heutige Morgen war im Vergleich zu gestern sehr klar und es zuckte mich in den Fingern eher auf einen Dosto an die Hauptstrecke zu stehen als wieder ins „Tal der langen Gesichter“. So haben wir es gestern getauft, weil die Gesichter am Abend ganz schön lang wurden.
Aber die Hoffnung auf zwei Güterzüge und den P-Zug war grösser, und den Dosto gibts Inshallah ja am Nachmittag sowieso. Wir kamen gut vorwärts und sahen unterwegs etwa auf halber Strecke sogar einen Paradise der in Richtung Osten unterwegs war. Wir mampften derweil unser gestern noch organisierte Frühstück und ich lenkte uns gemütlich mit 120km/h (ausser da wo das Eichamt steht) gen Garmsar.
Vor Garmsar ging es rechts weg ins Tal hinein. Ein Güterzug kam uns heute schonmal nicht entgegen, was ein Fortschritt gegenüber gestern darstellt.

Soviel zum positiven.

Wobei obacht, dass war noch nicht alles. Bei der Brücke des Vertrauens angelangt sahen wir da oben direkt am Brückenkopf zwei Eisenbahn sitzen. Die sind irgendwie mit ihren Motorrädern hingekommen und machten gerade ihre 9 Uhr Pause. Ein kleines Feuerchen brannte und man war am Tee trinken.
Wir stellten uns „unauffällig“ an den Rand. So gut wie das halt geht als Westeuropäer nichtwahr. Von unserem Tun interessiert kam der eine gleich zu uns rüber und begrüsste uns Herzlich. Wir erklärten gleich unser Tun und es schien ihm sichtlich egal was wir machten. Im Gegenteil, die Ausländer sind natürlich spannendes Volk. Kommt mit Freunde, Chai! Wie es sich gehört die ersten beiden Einladungen ausgeschlagen „mussten“ wir nach der dritten mit. Denn erst dann meint es der Iraner wirklich ernst. Und eigentlich nahmen wir die Einladung ja dankend an. Denn Zeit hatten wir auf die Fahrzeit von gestern, und so ein Tee … :-). Im Gegenzug konnte ich ihn mit ein paar Zigaretten versorgen (die könnten auch der Grund sein damit er überhaupt zu uns rüber kam).

Da drüben war natürlich auch Arbeiter Nr. 2. Sie arbeiten bei der Eisenbahn und waren dabei die Schienenschrauben anzuziehen, von Hand versteht sich. Und es war wirklich gerade Tea Time. Wir wurden mit Chai versorgt, sowie mit Baumnüssen. Und wir probierten natürlich zu Kommunizieren. In erster Linie Smalltalk, Familie, Frau, Kinder … sie wollten etwas über die Schweiz wissen usw. Die Verständigung erfolgte fast komplett mit Händen und Füssen. Und mittels Fotos auf dem Handy, wo man einfach Dinge hin und her zeigt. Schöne moderne Welt halt.

9 – Neuer Tag, neues Glück. Wir nahmen die Fahrzeiten vom Güterzug von gestern, legten noch Reserve drauf und fuhren wieder zur Brücke im Tal ca. 15Km nördlich Garmsar. Aber es wollte nicht, aber da waren Eisenbahner. Und die wurden auf uns natürlich sofort aufmerksam. Wir nutzten ihr Interesse um die Frage nach Güterverkehr zu stillen. Die Kommunikation gelang nicht, man kannte nur die Personenzugfahrzeiten (vielleicht). Aber zum Tee bei ihrem provisorischen Pausenplatz wurden wir trotzdem eingeladen.


Fahrzeiten von Zügen probierten wir natürlich auch noch raus zu kriegen. Und er meinte ohne zu zögern, jaja um 10 Uhr nach Norden. Da meinte er dann hoffentlich den Personenzug?! Denn wenn dann ein Güterzug rauf fährt dann kommt vorher nichts mehr runter?
Als die Zeit des Zuges von gestern langsam näher rückte verabschiedeten wir uns, man soll die Gastfreundschaft nicht ausreizen, und wir wollen die guten Herren ja auch nicht vom Arbeiten abhalten :-).
Wir stellten uns für einen bzw. für DEN Güterzug nach Süden an er Brücke auf. Leicht an verschiedenen Positionen. Die anderen kletterten wieder irgend eine abstrusen Hang hinauf. Darauf hatte ich aber heute früh wirklich keine Lust. Man muss es nicht herausfordern.
Und je länger kein Zug kam desto klarer wurde, es kommt wohl auch keiner. Also stimmt natürlich nicht ganz, denn exakt um 10 Uhr rollte ein Güterzug das Tal hinauf. Der kam von hinten und wir nahmen ihn halt so gut mit wie es eben ging. Frontlicht war nicht wirklich zu bekommen im Abschnitt (bei einer Strecke nach Norden in einem Nord / Westabschnitt halt schwer). Die beiden Loks kamen uns aber nicht bekannt vor, da ist gerade ein neues Pärchen an uns vorbei gezogen.

10 – Wir strapazierten die Gastfreundschaft nicht zu arg heraus, ausserdem rechneten wir ja mit einem Güterzug :-). Also verabschiedeten wir uns und nahmen Stellung ein hinter der Brücke. Und dann begann es plötzlich von hinten zu rohren. Eine EMD G22W kommt mit einer zweiten Lok mit dem Güterzug von Garmsar her.


11 – Eigentlich hätte er ja von dieser Richtung kommen sollen ... oder man war heute mit der „Übergabe“ einfach deutlich früher unterwegs? Theorien machten die Runde.


Somit war klar, zumindest für den Moment, es kommt nichts mehr bis zum Personenzug nach Norden gegen 10:40 Uhr. Etwas überrascht waren wir über die genaue Ansage vom Herrn Eisenbahner, denn die angesagte Zeit stimmte ja mal auf die Sekunde! Ob er mehr weiss als wir ihm zutrauen?
Nach dem Personenzug den wir quer auf die Brücke schossen gingen wir wieder zu ihm, die Ansage war perfekt und wir hätte zu gerne gewusst was am Nachmittag läuft. Für die weitere Planung wäre es nicht unerheblich :-).

12 – Der Personenzug war dann auch schon bald „fällig“. Für ihn machten wir die Brücke jetzt endlich richtig. Ich weiss ich weiss ... das Licht. Der Güterzug gestern, wenn er heute auch so. Aber nein, so blieb der Zug der einzige heute mit dem man die Brücke überhaupt umsetzen konnte.


Wir fuhren kurz vor und stapften zu den beiden aufs Gleis hinauf. Sie waren auch am Arbeiten in der Zwischenzeit und begrüssten wieder freundlich mit Händedruck. Der nächste Zug? 16 Uhr nach Teheran. Mh, und der nächste Güterzug? Als er die Frage verstand war seine Antwort unmissverständlich. Keine Ahnung, die kommen und gehen wann immer sie wollen. Aber der nächste Personenzug ist um 16 Uhr. Okok, dann war das mit 10 Uhr vorhin ein reiner Glückstreffer und er meinte wie erst vermutet den Personenzug. Schade eigentlich.

So sassen wir dann wieder quer zur Brücke im Auto und eine etwas schwerfällige Diskussion startete. Was tun mit dem angebrochenen Tag? Wieder warten im Tal, also auf NICHTS warten. Oder doch Mashadbahn wie mal angedacht? Der Punkt der klar gegen die Mashadbahn sprach war der Zeitaufwand da hin zu kommen. Mindesten 2h im Auto bis an die angedachten Stellen. Und da hin mussten wir, denn ein Doppelstockzug (und die wollen wir vor allem auf der Strecke) ist um 16 Uhr in Semnan. Hinter dem Ort muss man ihn nicht schiessen, also muss man „rüber“. Und das ist einfach mal ganz schön Weit.
Oder, dass wäre mein Vorschlag gewesen: Man fährt mit dem Auto mal das Tal hinauf bis Firuzkuh. Vielleicht begegnet man einem Südfahrenden Güterzug, und dann sieht man auch gleich im Bahnhof was so rum steht. Wenn man nichts begegnet und nichts rum steht kann man immer noch zur Mashadbahn und ist pünktlich auf den Doppelstockzug da.
Dieser Vorschlag wurde verwehrt. Zu Gross die Angst einem Zug in einem Moment entgegen zu kommen in dem man nichts mit ihm machen kann. Alles verständlich, aber im Tal wieder auf gar nichts warten? Einfach zuviel unbekannte Faktoren in diesem Game hier … viel zu viele.
Nach einigem hin und her entschlossen wir uns mit 2:1 Stimmen das Tal zu verlassen und zur Mashadbahn zu fahren. Klar, sehr dumm sitzt man 2h im Auto bei Sonnenschein, wo die Tage sowieso schon so kurz sind hier um die Jahreszeit.

Raus aus dem Tal, nichts kam entgegen. Auch beim Kontrollblick in den Bahnhof von Garmsar ergab keine nennenswerten Bewegungen. Ja da stand nicht mal eine Lok. Also definitiv Mashadbahn. Wir verabschiedeten uns vom Tal der langen Gesichter … ohne dass es uns heute besser gesinnt gewesen ist als gestern.
Bei unserem Krämer des Vertrauens gab es wieder ein Eis und etwas kühles zu trinken und dann fuhren wir stetig in der Sonne, was erstaunlich war, nach Osten. Erstaunlich war dies deshalb weil am Himmel doch ziemlich viel Schmodder hing. Also verdammt viel, also es sah ziemlich sehr traurig aus am Himmel.
Aber, abwarten, sind ja doch 150km bis zu den angedachten Stellen. Und was uns da erwartet war sowieso nicht klar. Die Bahn macht ein paar zaghafte Kurven, also wird das Gelände wohl auch ein paar Formen aufweisen? Aber wie fest, und wo genau? Auf dem Luftbild war nichts zu erkennen.

Um Semnan kurvten wir über die Autobahn herum und dann ging auf die Strasse nach Südosten. Die Strasse war ziemlich schlecht und ziemlich leer. Die Antwort dann am Abzweiger zum Bahnhof wo wir sowieso hin wollten. Militärisches Sperrgebiet. Da hinten ist irgend etwas. Und wir stellen uns in die Gegend und machen Fotos. SEERH Gute Idee Jungs! :-P
Aber der Bahnhof und die Strecke waren da 10km weit weg, und das Gelände endet ziemlich bald. Also ist man weit genug weg von dem ganzen Karsumpel. Oder?

Jaja, waren wir. Vor dem Bahnhof, dem einzigen Angriffspunkt an die Strecke im Umkreis von über 50km, ging es links und wir waren schön unbemerkt. Oder wir glaubten es. Die Strecke sah so schlecht nicht aus, doch leichte Hügel im Gelände, also ganz Sinnlos sind die Kurven nicht.
Und die Landschaft? Schon beim einfahren, einfach gigantisch. Vor allem die Farben. Grüner Sand, roter Sand, gelber und brauner Sand. Alles geschichtet, alles gemischt. Schon auf dem Luftbild sieht es spannend aus, in Echt aber nochmal ganz anders!
Und kaum waren wir da machte sich das blaue Loch im Schleier, welches uns von Garmsar bis hier gefolgt ist, auf und davon. Es folgte, mehr Schleier.
Wir hatten gestern mal alle Züge rausgeschrieben für die Strecke, und wir waren doch in Erwartung auf einiges. Nach Westen, also voll im Licht, ein Zug nach Täbris. Kurz davor sogar noch ein Paradise nach Osten. Der Paradise tauchte nicht auf. Der Täbris Zug hingen ziemlich zu unserer errechneten Zeit. Die Sonne gab sich sogar noch relativ viel Mühe. Auch beim Paradise der dann später kam bekam etwas Sonne ab.

13 – Nochmal einen Tag im Tal auf nichts warten, wie gestern, wollten wir heute nicht. Dafür ist die Hauptstrecke zu nah. Wir mussten aber etwas Strecke machen, denn wir müssen östlich von Semnan stehen für einen spannenden Zug. Und erst hinter Semnan durchquert die Hauptstrecke Mashad – Teheran einen Hügelzug. Wir stehen direkt hinter dem Bahnhof Abgram. Der nächste Punkt ab Semnan der über eine „normale Strasse“ zu erreichen ist. Wir warteten nicht lange bis dieses Iran Runner Doppel mit einem Personenzug in Richtung Teheran vorbei kam.


14 – Auch ein Grund an die Hauptstrecke zu fahren: Abwechslung. Wegen den Iran Runnern muss man ja nicht ... die haben wir zur genüge. Aber so ein Paradise Triebwagen nimmt man gerne mit, auch wenn das Licht auch hier wieder schwächelte. Der Blick ist das Ende der Kurve vom Bild 14, beim Bahnhof Abgram.


Und dann war es schon fast Zeit für den Dotos. Das blau vergrösserte sich, konnte sich aber sichtlich nicht gegen den Schleier durchsetzen. So kam der Dosto, an leicht veränderter Position genau so im Schatten wie zwei Züge nach Osten. Es war ein bisschen überflüssig an dem Nachmittag dieser Schleier! Denn die Sonne hätte, wenn sie denn da gewesen wäre, noch verdammt viel Kraft gehabt. Es war nicht der übliche Siff wie in den letzten Tagen in der Luft. Ok, könnte auch am Schleier oben drin liegen ;-).

15 – Und ebenfalls zu sehen: Dostos aus China. So einen wollten wir unbedingt mal, auch ein Grund für den Ausflug an die Hauptstrecke. Ein Dosto fährt über Tag von Mashad nach Teheran und sollte irgendwann in dem Zeitfenster bei uns sein. Nach kurzzeitigem Vollicht kam dann bei dem Zug wieder ... lassen wir das. Die Frage ist einfach noch ... weshalb Dostos? Der Vorteil ist doch der Sitzplatzfaktor – mehr Plätze für weniger Zuglänge. Warum fährt man dann 4-Teilig? Sitzplatzkostenfaktor? Oder hatten die Chinesen einfach gerade Dostos über? :-)


16 – Sonne hier, Sonne weg. Wir warteten einfach weiter ... im Fahrplan stand ja noch bisschen was, auch wenn die Fahrpläne schwierig sind. Als nächstes kam ein kurzer Schnellzug mit einem Iran Runner in Richtung Mashad.


14 – Und diesen Zug kennen wir bereits gut. Er kommt aus Tärbis und fährt nach Mashad. Schon zwei mal fotografiert südlich von Täbris :-)


Ein Paradise der noch hätte sollen kam dann aber nicht. Er mochte die 10min Zeit in welcher die Sonne nochmal alles gab, nicht nutzen. Also zurück. So wirklich erfolgreich war das heute dann auch wieder nicht, weder Vor, noch Nachmittag. Ja, es will nicht … wobei wir das mit dem Schleier nicht selber zu verantworten haben :-).
Wir fuhren zurück nach Semnan und machten beim Ortseingang gleich den Tank voll. Denn auf der Rückfahrt begannen wir langsam nur noch von den Dämpfen im Tank zu fahren. Da war ich etwas unaufmerksam heute Nachmittag. Aber das waren doch noch zwei Striche vorhin! :-D. Ach, nicht mal die Reservelampe ging an. Wobei man sich dann bei so einem Auto erst fragt: hat er überhaupt eine Reserveanzeige, und wenn, funktioniert sie überhaupt?

15 – Tag tot – Klappe zu. Wir fahren die 45min zurück nach Semnan. Und dabei zeigt sich die Sonne nocheinmal richtig.


Wir füllten den Tank und dann ging in die City. Wir stehen wieder mal vor dem Problem: Geld wechseln. Und diesmal sind wir nicht in einer grossen Stadt. Also keiner Millionenmetropole. Noch hatten wir mehr als genug Geld, aber fürs Hotel und das Essen reicht es nicht mehr, da müssen wir nochmal 200 EUR versetzen. Das gibt dann so 9 Millionen, dass dürfte dann einfach reichen. Also für die Rechnung vom Hotel: 4 Nächte, inkl. 2 mal Essen da. Nur eben, wo wechseln? Auf dem Basar, so waren wir der Meinung, sind wir sicher nicht falsch. Also parkten wir in einer Seitentrasse und liefen mal etwas durchs Städtle. Den Basar fanden wir, aber Geldwechselstube natürlich nicht.

16 – Ein Grund mal in die Stadt zu fahren wenn man so früh fertig ist. Nur schwer, solche Bauwerke ohne Verkehr zu fotografieren.


17 – Das Glück der tüchtigen ... :-)


18 – Wir gehen in Richtung Basar. Dabei natürlich immer präsent, die Moscheen welche den Basar flankieren.


19 – Die Spielecke des Basars ... wer mal einen Pink Panter will wird auf jeden Fall fündig :-).


Wo wechselt man Geld in einem Basar? Naheliegend wäre bei einem Geschäft wo viel Geld vorhanden ist, also bei einem der Zahlreichen Juweliere? Gute Idee! Also beim erstbesten rein. Der winkte aber ab und zeigte die Gasse hinauf. Mhm, also da hinauf. Anders sah es da oben zwar nicht aus, aber Juweliere gab es immer noch reichlich.
Daniel versorgte sich mal mit Datteln und quatschte den Verkäufer gleich noch wegen Geldwechsel an. Er nicht, aber Moment … und wir wurden beim Juwelier Ali ein Geschäft weiter hinten zur Türe hinein gebeten.
200 EUR wollt ihr klein machen, soso. Er beäugte jeden der vier 50 EUR Scheine ganz genau und wollte von uns dann wissen wie viel Rial wir gerne hätten. Na gute Frage, sollen wir ihm jetzt sagen was er uns geben soll? :-D. Wir setzten mal den Kurs vom letzten mal an, wir wollen ja niemanden Betrügen und er soll auch etwas haben von der Aktion, also 9 Millionen für die Euronen.
Er rechnete dann auf seinem Handy irgend etwas nach und Schlug ein. In seiner App, ich habe da kurz auf den Display geschaut, war ein Kurs von 14700 Angegeben. Also ein Euro sind knapp 15000 Rial. In meiner App sind es „nur“ 12.7 anstatt 14.7. Aber da sein Kurs ja besser war als jener meiner App war uns das sowieso egal. Und so hat er, wenn es stimmt, etwa 10 EUR verdient mit dem Tauschen. Sei ihm gegönnt! Er kramte Bargeld zusammen und wir bekamen einen ganzen Bündel sauber abgezählter 100’000 Rial Scheine. Meine Geldbörse platzt jetzt aus allen Nähten.
Auf den Erfolg gleich ein Cremateil, welches beim Bäcker ums nächste Eck erstanden wurde. Eine super Vorspeise für den Hauptgang. Achja, Essen … was Essen wir eigentlich?

Nach ganz viel Iranischer Küche probierten wir etwas exotisches. Unser Auto stand direkt neben einem Iranischen Fast Food Laden. Es sah aber „wirklich gut“ aus, also nicht so schmuddelig wie andere Geschäfte mit diesem Angebot. Da zog es uns rein. Extra Burger bitte … kein Chicken, mein Fehler, denn natürlich war es Mäh Fleisch und das war auch *würg zu schmecken. Mhm, keine Offenbarung dieser Burger. Aber immerhin, das Personal hatte Freude an uns und wollte Reden. Ahhh, Suisse!
Auch zwei junge Damen mit erstaunlich guten Englischkenntnissen kamen bald zu uns an den Tisch und wollten wissen was zur Hölle wir in Semnan machen. Es gibt doch sooooo viel andere Städte im Iran die viel schöner seien als Semnan. Ich kann ihre Ablehnung gegenüber ihrer Heimatstadt nicht ganz nachvollziehen, denn das flanieren durch den Basar und die Strassen war schön. Vermutlich war die gute Frau noch nie in Choramabad? :-D.
Sie fand es spannend wo wir schon überall waren im Iran, wir seinen ja REICH. Mh, wenn ich an meine mit 100’000er Scheinen gefüllte Geldbörse in meiner Tasche dachte konnte ich diese Aussage nicht vom Tisch wischen. Aber wir haben ja nur ein kleines Auto versuchten wir als ausrede. Sie war fasziniert! Mh, wo wir so reden kam Daniel und mir der gleiche Gedanken: Die gute wäre etwas für unser Gubi? Wir hatten ihn ja noch immer nicht an den Mann, äh die Frau gebracht. Ich wollte schon fragen ob ihr Vater eine Oase und ein paar Kamele hat und wir ihm Gubi für seine Tochter verkaufen könnten …. der ist Wertvoll :-). Ach alles quatsch, natürlich ist es anders herum. Aber wie schon erwähnt, so eine Kamelkarawane inkl. Oase müsste für Gubi schon drin  liegen ;).

Dann konnten wir nicht mehr, der Burger war nicht das gelbe vom Ei, aber gesättigt waren wir durchaus. Also zurück zum Hotel, durch das kleine Verkehrschaos der Stadt. Da im Hotel war dann nichts mehr zu tun, ausser zu faulenzen und jetzt dann gleich ins Bett zu gehen. Gut’s Nächte!