Eines Tages in Japan - Frühjahrstour 2017 (11)
Von Neel Bechtiger
13.05.2017 Shin-Hakodate – OkayamaGemütlich langweiliger Tag. Zumindest auf dem Papier. Die Reise in den Süden beginnt kurz vor 9 Uhr. Da unser Hotel ja direkt am Bahnhof des Shinkansen war konnten wir es äusserst gemütlich angehen lassen. Nach dem aufstehen gab es noch ein Bild aus dem Zimmer von einem einfahrenden H5 Shinkansen.

Und wie man sieht fiel uns die Entscheidung Hokkaido zu verlassen nicht schwer. Das Wetter war wie angekündigt. Also gingen wir pünktlich zum Chech-In rüber zum Bahnhof und nahmen unsere Plätze im Shinkansen nach Toyko ein. Diesmal ging es ohne Umsteigen direkt bis nach Tokoyo. Die Fahr verbrachten wir mit rausschauen, Schlafen und Schwatzen. Schliesslich mussten wir nun für die letzten drei Tage im Westen Japans noch irgendwie ein paar Ziele definieren und uns entsprechend Auswählen wohin wir genau wollten. Denn Möglichkeiten da unten gibts beileibe genug.
Kurz nach dem Mittag waren wir in Tokyo und wechselten die Bahnsteige. Von „unten“ ging es rauf in der Central Station zum Endpunkt des Tokaido Shinkansen, welcher Oberirdisch im Hauptbahnhof losfährt. Wir hatten ca. 30Min Umsteigezeit und konnten gemütlich noch ein kleines Essen für die nächste Etappe organisieren.
Mit einem Zug der Reihe N700 ging es straks westwärts. Es war kein Zug der höchsten Kategorie, diese darf man mit dem Japan Rail Pass nicht nutzen ... so nahmen wir halt einen „Bummler“, wobei so bummlig war es gar nicht.
In Osaka hiess es nochmal umsteigen, und da folgte noch ein kleines Highlight der Fahrt. Unser Anschluss war ein Shinkansen der Reihe E500 – dem Bullettrain aller Bullettrains. Nicht sooooo schön, aber bequem. Was vor allem auch daran lag, dass wir einen Platz in einem deklassierten GreenCar (oder heisst es dann doch 1. Klasse?) bekamen und die Sitzanordnung etwas geräumiger war als in den normalen Wagen. Die letzte Stunde bis Okayama legten wir also entspannt zurück. Und kurz vor unserem Ziel schaute dann auch noch die Sonne durch die bis dahin geschlossene Wolkendecke. Was für morgen dann hilft! :-)


Und nun? Auto übernehmen! Kurzfristig haben wir uns noch ein „Klotzauto“ gesichert, mehr war nicht mehr verfügbar, aber mehr wollten wir auch gar nicht. Wir waren gespannt beim kurzen Weg zur Vermietung mit unseren Koffern durch die Stadt, ob es dann wirklich ein Klotzauto gibt, alles andere hätte uns enttäuscht. Und wir bekamen eins. Wieder ohne Maut-Flat, aber wird man in der Gegend so wie wir unterwegs sein wollen auch nicht brauchen. Ein Bild von unserem Nissan vom nächsten Tag:
Das Auto ist wirklich praktsich. Seeeehr kurz, aber dank der Höhe ein Platzwunder. Zum Glück waren wir auch nur zu zweit unterwegs, denn im Kofferraum fanden die Koffer keinen Platz. Da half die Schiebtüre zu den hinteren Sitzen ... stehen die Koffer halt im Fussraum :-).
Weit zum Hotel welches wir noch reserviert hatten war es nicht mehr. Wir wählten ein Bunker in der Innenstadt, vor allem wegen der kurzen Anreise zum ersten Ziel morgen früh. Dazu aber morgen mehr ....
[hr]
14.05.2017 Okayama – Yonago
Was machen wir hier unten eigentlich? Wir haben uns mal zwei Ziele rausgesucht. Also eigentlich eins ... oder drei :-). Einerseits die Nachtzüge „Sunrise Limited“ mit der Reihe 285, andererseits die „klassischen Japanischen Schnellzüge“ der Reihe 381 welche als Yakumo Limited Express zwischen Okayama und Matsue hin und her pendeln. Netterweise fahren Baureihen auf der Landschaftlich interessanten Hakubi-Line eben von Okayama nach Matsue durch das „Gebirge“ :-). Aber so schnell ging es dann heute nicht. Die Nachtzüge kommen aus Tokyo und verkehren bis Okayama als Doppelgarnitur, dann trennen sich die Wege der beiden, einer fährt als Sunrise Izumo nach Süden, der andere also Sunrise Seto nach Norden. Der nach Süden kommt gut auf einer Brücke irgendwo ... dachten wir. Und probierten es einfach mal aus.
Und seid gewarnt, wir stellen uns an eine Hauptstrecke ... und da kommt wieder einiges zusammen. Wir sammeln wieder Baureihen! Und zwar an einer Brücke am südlichen Stadtrand von Okyama. Da hin zu kommen war gar nicht schwer und dauerte kaum 10min vor dem ganzen Verkehr.
Erst suchten wir uns etwas auf der Nordseite der Brücke und machten ein Bild. Dann schauten wir rüber und dachten uns spontan: schöner da! Also wechselten wir ... so gab es vom Sunrise auch ein Front- und kein Nachschuss.





Stellenwechsel! Wir hattens dann doch gesehen und andere Limited Epxress standen auch nicht mehr im Fahrplan. Also räumten wir die Strecke. Wir hatten gestern auf dem Shinkansen nicht weit von der Stadt entfernt eine Stelle entdeckt die man so nennen könnte. Und wenn man mal die Chance hat muss man nicht bitten. Also fuhren wir durch den nun dichten Stadtverkehr hinaus nach Kagate etwas östlich von Okayama. Ziel hatten wir vor allem eins: Einen 5000er Shinkansen! Im Internet haben wir die Umlaufpläne gefunden bzw. Einen Fahrplan von JR West welche mit den Fahrzeugplanungen gespickt ist. Und am Vormittag soll es genau einen 5000er geben auf der Piste. Deshalb hatten wir sogar ein Ziel an der NBS.




Der Verkehr auf dem Shinkansen war ja nett, aber beginnt schnell langweilig zu werden. Es fehlte uns aber vor allem an Stellen, da hatten wir nichts mehr im Angebot. Über 50km wären dafür nötig gewesen. Und dass muss dann nicht sein. Also zurück zur normalen Eisenbahn.
Für die Berge bzw. Die Hakubi Line waren wir viel zu früh. Wir wollten also noch etwas Baureihen sammeln. Dafür eignet sich eine Hauptstrecke bzw. DIE Hauptstrecke in West Japan, die Sanyo Main Line.
Aus dem Shinkansen hatten wir gestern im Stadtgebiet von Okayama eine Brücke erspäht die wir nun aufsuchten. Das Parken war gar nicht so einfach, so stellten wir unser Klötzli so irgendwie ins Eck. Störte aber niemanden, viel Platz braucht er ja nicht :-). Wir nahmen auf dem Damm platz und warteten mal. Vor allem bis die Sonne dreht, denn die war zum Beginn noch ganz schön in der Gleisachse. Aber dies änderte sich zum Glück schnell mit steigendem Sonnenstand. Sonne: Jou, nach dem doch eher kühlen Ausflug auf Hokkaido wurde es hier im Süden doch drückend heiss um die Mittagszeit. Jetzt nicht arg, aber deutlich über 20 Grad, und so waren wir gar nicht mehr gewohnt!
Nebst ganz vielen Locals kam in der Stunde wo wir da waren auch ab und an mal etwas spannendes ... viel mehr als erwartet ehrlich gesagt!






So. Das wars nun. Habt mitgezählt wieviele neue Baureihen es sind? Ich nicht ... tippe mal auf so ca. 20 Stück ;). Jetzt gehts ganz mondän an eine „Nebenbahn“. Die Hakubi Line. Wie bereits erwähnt zogen uns die 381er an diese Strecke. Die Züge verkehren ca. Stündlich über die Bahn, nebst etwas Lokalverkehr natürlich.
Wir mussten da erst hin und kämpften uns durch das Verkehrsgewühl der Stadt und der Agglomeration. Es dauerte etwas bis wir aufs Land kamen und die Häuser weniger wurden. Als dies dann erreicht ist und man mal wieder etwas Landluft durch die Scheiben des Klötzlis lassen konnte schauten wir uns mal den Fahrplan an. Ja, bald sollte der erste Lt. Nach Norden kommen. Nächst der Station Bitchu-Kawamo fanden wir eine Brücke und stellten uns einfach mal. Kaum angekommen rumpelte es schon aus dem Süden.

Weiter gings immer der Strecke entlang mit dem Blick zur Bahn hin. Etwas nördlich nach dem Haltepunkt „Hotani“ dann der nächste Abschnitt der es uns angetan hat. Wir machten mal Stopp und schauten uns das ganze an. Schnell war klar --> hier warten wir auf ein paar Züge. Als erstes kam ein Local. Eine 213er Büchse. Gefolgt vom Fernverkehr.


Jo? Weiter? Na, eigentlich ja schon. Wir hätten schon gerne noch etwas in der Strecke gesehen. Aber wir hatten a) noch nicht gegessen und der Snack würde im Auto auch nicht kühler, und b) sah man da oben an den ansonsten total verwaldeten Hängen noch Freiflächen. Eine schauten wir uns an. Aber nur von unten, denn da durch den Wald? Unmöglich, oder zumindest auf die Schnelle nicht sichtbar wie und so. Eine andere war irgendwie eher erreichbar. Also ab durchs Dickicht. Vorbei an Spinnen und Kräutern. Auch wenns nicht weit war, 30min benötigten wir um da hinauf zu kommen. Dafür standen wir dann pünktlich für einen 381er Schweissgebadet da oben.
Runter gings dann deutlich schneller als rauf. Beim Auto wollten wir schon fast Klötzli starten als im Fahrplan nochmal ein Local auftauchte. Und da wir auch gelbregios aka 115 gesehen hatten warteten wir noch eben. Und genau so einer kam dann auch. Dankeschön! Nur die neue Front ...
Im folgenden schauten wir wieder Strecke und wir mussten wieder feststellen, dass im Hinterland irgendwie ganz schön viel Wald wächst. Kein freier Blick auf die Bahn, keine freien Flächen. Aber der Zufall meinte es gut mit uns. Bei Ikura war ein Bahnübergang geschlossen. Warum auch immer? Personenverkehr war doch gar nicht im Fahrplan? Also schnell ran und was kommt? Güterzug!

Und immer diese Leitungen! Einseitig, schön ... aber immer auf der falschen. Im folgenden war der nächste Yakumo Takt gar nicht mehr weit. So steuerten wir und der Hoffnung bald etwas zu finden weiter nach Norden. Gleich südlich von Niimi – ungefähr der Streckenmitte – fuhren wir auf eine nächste Stelle auf. Etwas nördlich vom Bahnhof Ishiga liegt diese nette Brücke auf derer sich so ein 4-Teiliger 381 doch nett macht!


Wir kümmerten uns an der Stelle noch kurz um Güterzüge. Da liegt ja noch ein Kursbuch im Koffer. Und tatsächlich, die Strecke war schnell gefunden, die paar Orte übersetzt und schon sahen wir: Der Zug war voll im Plan. Und da folgt noch ein zweiter in ca. 30Min. Könnte sich mit der Sonne noch ausgehen wenn wir denn etwas finden mit flachen Hügeln im Hintergrund ... und wenn der Schlonz die Sonne in frieden lässt. Ein nächstes Bild von einem 381er ging – danke Draht – irgendwie in die Hose. Auch wenns nett gewesen wäre, aber bei 16 Drähten hört der Spass dann irgendwo auf. Aber nur eine Biegung weiter hinten, immer noch kurz vor Niimi, dann die Brücke die wir brauchten.

Der Tag war jetzt eigentlich durch. Die Täler sind zu tief eingeschnitten, die Schlonz zu zahlreich. Und so machten wir uns auf den Weg nach Niimi bzw. Auf den Weg an die Küste nach Yonago zum Hotel. Streckenkunde stand dabei natürlich noch auf dem Plan. Zumindest in der Zeit wo man noch etwas sieht. Denn es waren schon noch ein paar Kilometer, und die Zeit fortgeschritten.
Was uns dann in Niimi geschah war zwar nicht vorgesehen, aber störte uns auch nicht. Die Hauptstrasse quert am Ortseingang Kishin-Line. Eine Nebenbahn die im Landesinnern von Ost nach West verläuft und in Niimi mit der Hakubi Line kreuzt. Die Brücke war Süss! Und die Sonne war da .. und ein Zug. Blick ins Fahrplanapp und tatsächlich, kaum 15min müssten wir warten. Was wohl kommt?

Jetzt aber los! Immerhin die halbe Strecke schafften wir noch bei Licht und wir konnten einiges notieren. Denn im nördlichen Abschnitt ist die Hakubi Line einiges offener als im bewaldeten Süden. Und so waren wir auch nicht unzufrieden als Schlafplatz Yonago ausgewählt zu haben, da wäre mal relativ schnell in der Zielregion :-).
Die Fahrt war unspektakulär, das einchecken im Kettenhotel ebenso. Nicht aber das Essen ;). Es gab Japanisch. Auf dem Boden sitzend gab es allerlei köstlichkeiten vom Tischgrill. Ganz genau kann ich mich nicht erinnern, denn nach dem Essen folgte ein Sake dem anderen, und der hatte es in sich :-).