k.u.k. mal: zwei Schweizer in einer Ösi-Karre - Teil 3
Von Peter Hürzeler
Mittwoch 3.10.2018Es war ein herrliches aufwachen. Kein Wecker, super Betten, tiefen entspannt.....
Einzig der Blick nach draussen bewog uns nicht zu Freudensprüngen. Wolkenverhangen und regnerisch präsentierte sich das Wetter. Nicht gerade das, was man als Eisenbahnfotograf in Sachen Wetter bevorzugt. So verköstigten wir uns zuerst einmal ausgiebig am Morgenbuffet.
Gegen Zehn machten wir uns dann aber auch auf den Weg. Ziel war die Hohe Tatra, daher die Gegend um Poprad. Dort sollte es ab Mittag langsam aufreissen und gegen Abend auch recht schön werden. Mal sehen....
Über Vrutky ging es hoch nach Štrba. Immer im Ohr den Rocksender den wir im Radio gefunden haben: Rádio Anténa Rock. Und irgendwie hat es uns da schon am ersten Tag was lokales angetan und im Ohr festgesetzt: Horkýže Slíže mit "Silný refrén".
Gegen Štrba hin riss es dann tatsächlich auf und man hatte schon recht grosse blaue Löcher. Noch war die Tatra aber in dicke, fette Wolken gehüllt. Kurz vor Štrba liefen wir einem Rychlík auf. Wir versuchten angesichts des blauen Loches den noch kurz nach dem Bahnhof abzufangen. Dank dessen Halt reichte es und so konnten wir R603 "PSS LIŠIAK" gezogen von Gorilla 350 007 kurz hinter Štrba ablichten.
Da die Berge noch nicht sichtbar waren, liessen wir die ansonsten schöne Stelle dann sein und fuhren dem Rychlík hinterher. Pascal wusste eine Stelle kurz oberhalb Letanovce die wir nun anfuhren. Für den Rychlík reichte es nicht mehr, der war schon durch. Aber von unten kam schon nach kurzer Zeit ein Güterzug, geführt von einer 131 und mit einer 183 als Schublok.
Hinter dem Rychlík war noch ein Osobní vlak im Plan den wir hier auch noch mitnahmen. Wir hatten dabei Glück, flog doch kurzzeitig eine Wolke vor der Sonne durch. Es war zwar schön und eigentlich auch vernünftig warm, doch es ging ein eisiger Wind, so dass wir um die dicken Jacken froh waren. Vermutlich war es aber auch der Wind welcher uns das gute Wetter hier bescherte. Os 7821 war mit einer Knödelpresse (163 109) bespannt.
Von der Gegenseite waren auch noch zwei Personenzüge innert weniger Minuten angesagt, zuerst Os 7814, dann der Rychlík 608 nach Bratislava. Wir nahmen beide gleich auch noch mit. Der Rychlík war dabei mit Vectron 383 107 bespannt. Sehr schön!
Da das Wetter für die wirklich schönen Tatrastellen noch nicht da war - dies sollte dann erst am Freitag der Fall sein - verzichteten wir darauf weiter an der Hauptstrecke zu sein und verzogen uns an die Nebenbahn von Poprad nach Plavec. Wir fuhren mal den Bahnhof von Studeny Potok an, da dort zur nächsten vollen Stunde eine Dreifachkreuzung stattfinden sollte. Das heisst zwei kreuzende Züge von/nach Plavec, dazu ein Zug aus/nach Tatranská Lomnica. Der Plan sah aber auch vor, dass wir den GTW aus Richtung Plavec kommend allenfalls zuerst weiter hinten im Tal zu erlegen. Der Strassenverkehr war aufgrund Baustellen aber so mörderisch, dass wir das sehr bald sein liessen, drehten und auf Nummer sicher gingen. Da die Büchse aus Tatranska Lomnica als erstes rein kam, machten wir dafür die zusätzlich noch in der Einfahrt:
Dann gab es aber die Dreifachaufstellung im Bahnhof selber. Der hoffnungslos verspätete Zug aus Poprad war eine Doppeltraktion und schlich förmlich in den Bahnhof rein. Er blockierte dann zugleich auch den Zug nach Poprad welcher dadurch dann auch erst mit +20 abfahren konnte. Betriebsabwicklung ad absurdum, wäre doch zwischen Poprad und Studeny Potok noch einmal eine Ausweichstelle gewesen. Man hätte ja dort kreuzen können. Egal: uns war es recht so und wir konnten drei Fahrzeuge nebeneinander fotografieren.
Es gab auch noch eine Stelle kurz vor Studeny Potok die uns ins Auge gestochen ist. So stellten wir uns dann dorthin und warteten eine Stunde lang darauf, dass die nächste Taktkreuzung stattfindet. Die Sonne schien bis kurz vor Durchfahrt des Zuges aus Poprad. Genauer gesagt: bis wenige Sekunden vor Durchfahrt, dann siffte es ab. Eine dickes fettes Wolkenband hatte sich aus den Bergen gelöst und trieb nun voll über uns weg. Der Streiflichtschuss hatte zwar noch ganz knapp geklappt, aber der eigentliche Punkt nicht mehr.
Aber wir hatten ja noch eine Chance, kam doch ein paar Minuten später der GTW nach Poprad durch. Zwischenzeitlich kam zwar nochmals kurz die Sonne raus, doch bei Durchfahrt war Ende Feuer und wir mussten am Ende froh sein nicht noch nass geworden zu sein. Der Wind hatte eine Regenwolke über uns verfrachtet. War etwas ärgerlich, aber aufgrund der Wettervorhersagen mussten wir heute damit rechnen.
In der Stunde Wartezeit hatten wir einen Plan für den Rest des Nachmittags ausgeheckt. Es ging nun schnurstracks an die schmalspurige Tatrabahn, hatten wir doch auch da eine nette Stelle für einen passend fahrenden GTW hoch in die Touristenorte ausgemacht. Leider erwischte uns auch hier die Fotowolke und am korrekten Auslösezeitpunkt war der Zug im Halbschatten. Plöd!
Danach ging es zurück an die vorherige Stelle bei Studeny Potok. Erneut hatten wir zwei GTW die im Licht kommen konnten, da erneut ein Kreuzung im Dorf stattfand. Nummer 1 klappte erneut nicht und eine dicke fette Wolke hing genau zur Durchfahrtszeit vor der Sonne. 3 von 4 Versuchen schief gelaufen, blieb nur noch der letzte Versuch übrig. Eine Stunde später war das Ganze nämlich nicht mehr machbar, stand die Sonne doch schon merklich tief. Versuch #4 klappte dann endlich und zu unserer Genugtuung. Auch wenn wir mit wenig Ambitionen in den Tag gestartet sind, so machte uns das Wetter am Mittag doch viel Hoffnung auf gute Fotos. Dass es dann gerade so viele Wolkenschäden geben würde ist nur ärgerlich.
Das war es dann aber für heute. Die Sonne war schon bald weg und es gab demzufolge nichts mehr zu fotografieren. Wir hatten ein Hotel in einem Vorort von Poprad gebucht. So konnten wir mal richtig früh einchecken. Das Hotel erwies sich als ok, aber doch recht speziell. Wir nannten es für uns mal Komischhotel. Komisch war nicht nur die Raumaufteilung, sondern auch ganz allgemein die Aufteilung des Gebäudes. Das Ding war wohl nie als Hotel geplant. Essen gab es gleich im Hotel selber. Die Pizza war ok, der Lachs von Pascal auch, aber die nervtötende lokale Folkloremusik hätte nicht sein müssen. Im Anschluss gab es für uns noch eine Planungssession für den morgigen Donnerstag. Das Wetter soll soweit gut sein. Mal sehen wie es dann wirklich wird.
Donnerstag 4.10.2018
Wie wir heute morgen aufgewacht sind, fanden wir beide, dass das Komischhotel nicht noch einmal gebucht werden müsse und es bei uns nicht ganz die hohe Bewertung bekäme, die es hat. Beim Morgenessen wurden wir in unserer Meinung bestätigt, indem wir erneut mit Folkloregedudel beschallt wurden - diesmal war es griechischer Tsirtaki wie uns Shazam aufklärte.
Gegen acht waren wir weg und auf dem Weg an die elektrische Tatrabahn an die Stelle wo wir gestern Abend schon mal waren. Die ging nämlich auch am Morgen. Pünktlich kam der GTW aus dem Wald und fuhr in Richtung Poprad an uns vorbei.
Wir versuchten den Zug bis Poprad nochmals zu überholen was auch gelang, doch hatten wir uns in der Stelle komplett verhauen und das Licht war praktisch komplett achsig.
Da wir zur nächsten Spinne in Starý Smokovec sein wollten, konnten wir die nächste Bergfahrt eines GTW noch irgendwo unterwegs mitnehmen. Den Zug danach zu überholen war ein leichtes. Wir stellten uns kurz nach Veľký Slavko an einen Bahnübergang und schossen dem Zug aufs hintere Näschen.
Die Umsetzung der Kreuzung in Starý Smokovec gelang dann aber überhaupt nicht wie geplant. Die drei Züge waren einerseits auf die falschen Gleise (1, 3 und 4) verteilt, andererseits war der Bahnhof noch fast komplett durch Bäume zugeschattet. Nur der GTW auf Gleis 1 nach Tatranská Lomnica konnten wir vernünftig umsetzen.
Wir fuhren danach in Richtung Štrbské Pleso und machten uns im bewaldeten Gebiet auf die Suche nach Fotostellen. Für den nachfolgenden GTW nach Poprad stellte ich mich in Tatranská Polianka hin. Pascal versuchte was anderes scheiterte aber an möglichen Stellen. Für meine Fotoaktion erhielt ich dann einen nicht gerade netten Blick der Stationsbeamtin, aber mir war es egal. Ich hatte mein Foto, gemeckert hatte sie nicht und so stimmte es für mich.
Bei der weiteren Fahrt machten wir eine mögliche Stelle im Wald hinter Tatranská Polianka aus, die wir mit dem Zug nach Štrbské Pleso umsetzen wollten. Leider erlitten wir dabei einen halben Wolkenschaden.
So ging es weiter nach Nová Polianka, wo wir eine weitere Stelle ausmachen konnten. Wir nahmen den nächsten Zug in Richtung Poprad auf unsere Chips auf:
Die weitere Suche bis Strbské Pleso ergab zwar noch einige mögliche Punkte, doch lagen die aktuell nicht im Licht, so dass wir es sein liessen. Dagegen versprachen wir uns von der Zahnradbahn runter nach Štrba was. Wir fanden auch eine Stelle gleich bei der einen Strassenbrücke und Zug kam auch gleich einer hochgefahren, aber die Ausleuchtung war schon mehr als mangelhaft. Weitere Versuche unterblieben deshalb.
Als nächstes rückte nun der Fokus auf die Normalspurstrecke. Die erste Stelle die passend im Licht war für unsere Zwecke lag gleich bei der Einfahrt von Štrba. Kaum da, kam auch schon ein Hobel in Richtung Štrba daher gefahren. Die Mannschaft hatte Freude, dass wir sie fotografierten:
Kurze Zeit später hörte man einen Güterzug aus Poprad den Berg rauffahren. Kurz danach schob sich eine 131er Doppellok mit angehängtem 183er Schub um die Ecke. Nett!
Nun war es aber Zeit für was geplantes: Kurz vor eins sollte noch der Rychlík R606 "Panta Rhei SK" nach Bratislava hier durchfahren. Wir hofften auf einen der neuen Vectrons und wurden nicht enttäuscht. Mit rund +15min Verspätung fuhr der Rychlík an uns vorbei, geführt von 383 107.
Wir wechselten nun an die gestrige Mittagsstelle für den entsprechenden Rychlík R603 "PSS LIŠIAK" aus Bratislava. Insgeheim hofften wir ja erneut auf einen Gorilla, doch diesmal führte der Vectron 383 106 den Zug. Der Zug war wie fast alle Personenzüge die Tage durch mit rund +15min Verspätung unterwegs.
Aus der Gegenrichtung tauchte kurz danach ein Arbeitstriebwagen auf:
Wir warteten weiter auf den nachfolgenden Osobní vlak in Richtung Poprad, doch erlitten wir dabei einen veritablen Wolkenschaden. Das Wetter war zwar gut, aber es blies immer mal wieder Wolkenfetzen aus Richtung von Žilina zu uns rauf. Das erklärte auch wieso wir dick eingepackt an der Stelle standen. Es wäre ja durchaus angenehm warm gewesen, doch der Wind blies heftig über die Hochebene und machte die Warterei zur Tortur.
Der Wind war es aber auch, welcher die Hohe Tatra langsam aber sicher wolkenfrei blies. Für den Superjet aus Prag war das Panorama eigentlich schon fast perfekt :)
Gewisse Stellen hielten wir uns aber für morgen auf und so beschäftigten wir uns vorerst nun wieder etwas mit der schmalspurigen Tatrabahn. Tatranská Polianka war heute morgen schon mal eine Anlaufstelle gewesen, nun machten wir auch die andere Seite:
Und auch bei Nová Polianka konnte man am Nachmittag gut hinstehen. Es reichte sogar den vorhin fotografierten Zug bis hierhin zu überholen:
Da er noch eine Kreuzung in Vysne Hágy hatte, konnten wir in im weiteren Verlauf bis Štrbské Pleso gleich nochmals erlegen.
In die Gegenrichtung versuchten wir mal was in Vysne Hágy, doch war da nichts zu machen. Nur ein Arbeitszug stand dort abgestellt. Den hatten wir heute morgen auch kurz auf der Strecke gesehen:
Wir verzogen uns wider ins Gelände und stellten uns zwischen Vysne Hágy und Štrbské Pleso hin. Zu unserer Überraschung kam eine Doppeltraktion hoch. War jetzt etwas blöd, da man davon bei uns nicht viel sieht. Die hintere Einheit wäre sogar noch im alten Anstrich gewesen.
Der fortschreitende Nachmittag lies uns nun wieder nach Veľký Slavkov vorrücken, wo wir gestern nicht ganz so erfolgreich waren. Zuerst nahmen wir den Richtung Poprad fahrenden Zug auf:
Rund eine halbe Stunde später kam der wieder aus Poprad zurück. Diesmal klappte es wunschgemäss:
Für das restliche Abendlicht verschoben wir uns noch an eine Stelle mit Blick auf die Plattensiedlung von Spišská Nová Ves. Das Licht stand schon recht tief und lange hatten wir nicht mehr Zeit. Innerhalb des Zeitfensters kam aber noch ein Rychlík mit Vectron in Richtung Bratislava, sowie ein Güterzug in die Gegenrichtung vorbei. Letzterer beidseitig mit einer 183er bespannt.
Dann war aber fertig für heute. Für uns stand noch die Fahrt nach Žilina an, wo wir uns wieder im Château Gbel'any einquartiert hatten. Essen gab es dann gleich im Hotel. Danach gab es noch eine kleine Planungsrunde zu machen. Grundsätzlich geht es wieder hoch, zurück in die Tatra, aber für den Morgen haben wir noch was in der Gegend von Žilina zu erledigen. Dies ist auch der Grund für unsere Fahrt zurück dahin. Was das ist, wird euch dann aber Pascal erzählen wenn es wieder heisst: k.u.k. mal: zwei Schweizer in einer Ösi-Karre!