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Schaut mal die Zwei! Sind das nicht He Fu Bao und Bei Ho Thsai? - Teil 5

Von

Schaftrunken widerstehe ich dem Drang mich blitzartig zur Seite zu rollen und irgendwo Schutz zu suchen. *tröööööööt* Selbst die Ohrenstopfen, zwecks akustischer Selbstverteidigung gegenüber meinem Zimmergenossen standardmäßig eingesetzt, können den infernalischen Lärm nicht abhalten! *trööööööt* Jetzt weiß ich ja, dass der chinesische Lokführer an sich, wie der ihm durchaus artverwandte Autofahrer auch, gerne und langanhaltend hupt. Aber muss das denn unbedingt unter unserem Fenster sein?

Ja, es muss. Denn entweder tut es Not Menschen, die noch nie eine Eisenbahn gesehen haben davon zu überzeugen, dass das Ding groß ist, schwer und beißt, oder man muss einer weitaus größere Anzahl Vertretern dieser Spezies klar machen, dass Schienenstränge keine Gehwege sind, bei denen irgendein Kader nur die Handläufe links und rechts zu niedrig angebracht hat. *trööööööt* R U H E!!! Doch die Wirkung dieses in Gedanken vorgetragenen Wunsches bleibt aus! Ruhig und sonor blubbert der Großdiesel weiter an uns vorbei. Moment..... fehlt da nicht noch was? *trööööööt* DANKE! *grmbl* Ich hatte schon Entzug!

Die ganze Nacht ging das so. Bin ich zu anfangs noch aus dem Bett gehechtet um zu sehen, was zwischen flachen Garagen und Wirtschaftsgebäuden vorbei rollt, blieb es zu späterer Stunde bei einer stumm und bleiern vorgetragenen Feststellung "ach wieder eine DF4C". Was anderes war, mit Ausnahme von Baugerödel, in dieser Ecke noch nicht an uns vorbei gerollt. *trööööööt* JAAAAA! ICH HABS GEHÖ‘ÖRT! ...... Leider! Wie beneide ich gerade die drei anderen um ihr Zimmer nach vorne raus auf die Straße! Wirklich? Neee, nicht wirklich. Oder? Irgendwie doch.....

Jetzt, wo ich mal wach bin ...... ach schön, schon zu Späßchen aufgelegt? Dann kann‘s ja so schlimm nicht ..... kann ich mich auch mal aus dem Bett hieven und schauen was da draußen in der Welt sonst noch so los ist. *tröööööt* I C H D R E H H I E R N O C H D U R C H!!!





Spätestens bei der Ausfahrt des 4472/4473 war die Bettruhe vorbei. DF4C 5010 verlässt mit lautem Tröten und hämmernden Motor den Bahnhof von Chengde.





Kopf durch das Fliegengitter geschoben schau ich mal, was so geboten ist um diese Uhrzeit. Blick an den Himmel: äch! Da muss sich noch ordentlich was tun. Blick in die Runde: hui! Hier tut sich schon ordentlich was! Während unter uns 4 Männer einen der große Vierachser LKW, voll mit Getränkekästen, per Hand abladen, nix mit einfach Stapler ran fahren und die Palette herunter heben, Kiste für Kiste mit viel Geschepper runterwuchten von dem Gefährt und davon tragen, tobt am Markt links von uns schon das geschäftige Leben.

Merke, selbst zu Un-Zeiten, zu denen sich die reisende Langnase unter Aufbringung aller Willenskräfte aus dem Bett schält um den Tag früh zu beginnen, ist der gemeine Chinese schon längst fleißig mitten im Tagwerk!









Guten Morgen Chengde! Guten Morgen Gubi, Gunar und Pascal. Die drei sehen nur wenig besser aus als Nil und ich. Aug in Aug, allseits eher von der trüben Sorte, stehen wir uns, halb versunken im billigen Plüschteppich des Flurs, gegenüber. Die Nacht war wohl für alle zu heiß, zu kurz und zu lärmig. *tröööööööt* Ich glaub das werd ich nicht mehr los.

Unten angekommen heißt es erstmal auschecken und sich in den Morgenverkehr werfen. Dazu geht es, verkehrsbedingt in Richtung Innenstadt. Nach einer mutigen Wende und überraschenderweise relativ dosiertem Einsatz der Hupe, geht es flott aus der Stadt heraus in Richtung Süden. Die dabei überfahrene rote Ampel kann getrost als Kollateralschaden verbucht werden *grins* Und wenn ich ehrlich bin, ich habe sie als Beifahrer auch nicht wirklich gesehen. Nur die Tatsache, dass alle standen während wir förmlich gen Autobahn flogen, machte für einen kurzen Moment nachdenklich.




Frischeres Gemüse gibt es wohl nicht mehr. Von den Feldern des Umlandes an die Straßenränder von Chengde.






Der Rest der Fahrt ist eher unspektakulär. Immer wieder geht der Blick hinüber und hinauf zur Neubautrasse. Hier, wie in den meisten Ecken von China, wird es also in den nächsten Jahren nicht langweiliger, sondern eher noch abwechslungsreicher. Obwohl, schon gut, dass wir der Altbaustrecke jetzt noch einen Besuch abgestattet haben. Wer weiß wie dann der Verkehr noch rollt. Am Himmel tut sich erfreuliches, es bläut immer mehr, und so nähert sich unser kleiner Konvoi in durchaus gehobener Stimmung seinem Ziel. Der Brücke am Autobahnzubringen nahe Xujiazhuang.





Irgendwo zwischen Chengde und Xujiazhuang. Ein LmP = ein Lastwagen mit Personenbeförderung.






Die haben wir uns auf der Herfahrt gestern Abend noch ausgekuckt. Eine Morgenstelle wie gemalt. Und Platz zu stehen gibt's auf der einen, noch nicht befahrenen Hälfte mehr als genug. Hm, nur wie es die Uniformierten im nahen Polizeiposten wohl aufnehmen, wenn wir dort oben herum lümmeln? Nicht nur das wir logischerweise aus den immer wieder vorbeifahrenden Polizeiwagen heraus gesehen werden, nein, auch eine permanente Kameraüberwachung sorgt für unsere Sicherheit. Naja, we will see!

Jeder von uns hat schon ein Bild im Kopf. Einen munter daher dieselnden Güterzug aus Richtung Norden, natürlich vorne dran mit einer, oder auch gerne zwei, DF4B! Denn ein Personenzug steht aktuell nicht an und der nächste der kommt, kommt aus Richtung Beijing, also hier von hinten, und soll an einer anderen Stelle verarztet werden. Der ist dann auch gleich unser zeitlicher Fixpunkt zum Wechseln.

Jaaaa geht's noch? Was ist denn das für eine optimistische Planung? Einfach an einen Güterzug aus der richtigen Richtung im richtigen Zeitfenster glauben? Und dass obwohl wir gestern keinen einzigen auf der Strecke gesehen haben? Tja, so sind wir halt.

Obwohl noch recht früh am Tage ist es doch schon ordentlich heiß und die Sonne brennt mittlerweile mit Wucht vom Himmel. Pascal hat sich zwischenzeitlich in den Schatten der Betonabsperrung hin zur anderen Fahrbahn verzogen, getreu dem Motto "es sind ja noch genug da, die die Strecke beobachten". Und das tun die dann auch, während unser Zeitpuffer langsam schmilzt und die Konversation erstirbt. Was will man sich denn auf Dauer in der prallen Sonne, hoch auf einer noch nicht ganz fertig gestellten Brücke erzählen? Also schweigen wir und genießen den Ausblick auf die Landschaft.











Gut eine Stunde stehen wir jetzt schon hier, meine Kerntemperatur hat zwischenzeitlich schon Werte erreicht, die mich zum Verzehr geeignet werden lassen, und langsam beginnt das Rechnen. Der Zug aus Beijing müsste dann und dann, da und da sein, wir selber brauchen von hier bis dort, wenn‘s denn dann da geht, jaja, geht schon, haben wir ja gestern extra geschaut, Gubi schaust Du mal wegen dem Sonnenstand, ja passt, also von hier nach da brauchen wir ungefähr, je nach Verkehr und wie man fährt, naja, heute fährt ja Nil, heißt also wir müssten spätestens in soundsoviel Minuten weg, plus natürlich die üblichen 10 Minuten, die wir die Reserven ausnutzen und länger bleiben, um den Zug der dann bereits hinter der Ecke auf unser Verschwinden wartet zu überlisten! Alles klar, Abmarsch also punkt X + 10 Minuten! Und keine Minute später!

Als alles geklärt ist, verfallen wir wieder in träges Dösen und es ist nicht ganz klar, ob wir uns über das Ablaufen der Zeit freuen, weil es dann wieder in den Schatten geht, oder es fürchten, da wir noch kein Zugbild von dieser Stelle haben. Dann ist es soweit! Punkt X ist da, wir schauen angestrengt, dann sind die +10 Minuten auch vorbei und nochmal geht der Blick hinunter ins Tal und auf die Strecke. Nichts! Nochmal vergehen 2, 3 Minuten des Bangens, dann schultern die ersten mit einem "Scha'dèè" die Rucksäcke und schlurfen gen Auto. Nun setzt das Kalkül des alten Hasen ein. Kurz überlegt: Wo sind die beiden Fahrer. Bevor die nicht an den Autos sind, ihre Ausrüstung verstaut haben, kurz nochmal hinterm Busch waren, gewendet und die Fahrzeuge in die richtige Abfahrtposition gebracht haben, brauche ich nicht da zu sein. Sprich, ich kann also die Nachhut bilden und noch etwas hinterher trödeln. Man weiß ja nie! Vielleicht hat der Zug ja unseren +10 Minuten Trick durchschaut und kommt +10 Minuten nach +10 Minuten? Meine Mitreisenden haben die Intention noch nicht ganz durchschaut und treiben, während sie vorausstürmen, zur Eile. Mein Kopf geht dabei immer wieder nach hinten und mein Blick sucht die Lücken zwischen den Häusern der nahen Ortschaft ab. Nichts, nichts, nichts, nichts.... halb bin ich schon von der Brücke herunter, die anderen haben bereits fast die Autos erreicht.... nicht, nichts, ZUG!!! Der Schrei übertönt mühelos den neben uns rollenden Verkehr. Die Truppe erstarrt, halb im Zweifel ob der Hofbauer nur mal wieder die Stimmung heben will mit einem kleinen Späßchen? NEIN, der hat schon umgedreht und läuft! Der alte Mann LÄUFT! Also nichts wie hinterher! Und während im Sprint Kameraeinstellungen geprüft werden und die Stelle gesucht wo wir gerade noch standen, schieben sich links von uns zwei grüne DF4B zwischen den letzten Häusern her langsam in die Kurve. *japps* Das ist *japps* ja gerade *japps* nochmal *japps* gut gegangen!




Vorbei am kleinen Örtchen Xujiazhuang ziehen die grünen DF4B 9233 und 6380 einen Zug aus E-Wagen nach Westen.







Porträt der DF4B 9233








Bild im Sack, allgemeines wettgrinsen und abklatschen! Die Huldigungen des Jungvolks entgegen nehmend, "was is er denn nur für ein schlauer Fuchs, hat es irgendwie geahnt, naja, halt Weise durch die unzähligen Jahre der Jagd", gut, vielleicht war das jetzt nicht ganz der genaue Wortlaut, aber so sinngemäß, irgendwie, mache ich mich im Rudel auf zu den Autos. Durchaus im Geschwindschritt, denn laut unserer Schätzung ist es jetzt verdammt eng, um rechtzeitig an der anderen Stelle zu sein. Rein in die Fahrzeuge und ab, so schnell wie es nur geht!

Und während ich mich immer mehr und mehr im Armaturenbrett verbeiße und Gubi im Auto hinter uns verzweifelt um Anschluss kämpft, schneidet sich Nil schon fast routiniert durch den enorm angestiegenen Verkehr. Vielleicht etwas zu schneidig. Es scheint so, als hätte er über Nacht alle "Tugenden" des chinesischen Straßenverkehrs in sich aufgesogen und mehr als einmal stehen mir meine spärlichen Resthaarbestände zu Berge. Aber immerhin, ein Gutes hat das Ganze, ich habe so wenigstens die Chance, dass sie grau werden, bevor sie ausfallen. Oder bin ich nur ein ganz schlechter Beifahrer? Will ich jetzt so auch nicht pauschal abstreiten. Trotzdem, der Tadel den Gubi am Ziel erteilt, stützt doch eher die erstere Variante.

Über die Straße hinweg, wir haben die Autos am Eingang zu einer kleinen Sandgrube geparkt, geht es hinüber zu Fotostelle. Eine kleine Neupflanzung von Bäumchen gegenüber von Xiaohenancun dient uns als Standort und Schattenplatz zu gleich. Denn ich erinnere mich es schon erwähnt zu haben, es ist heiß!

Noch einen positiven Nebeneffekt hat die Stelle. Es ist, mit Einschränkungen eine Zweirichtungsstelle. Heißt, wenn jetzt unser Güterzug von rechts käme, vor dem Schnellzug von links, von dem wir aber nicht wissen ob er nicht schon durch ist, dann könnten wir..... Aber es kommt nichts von rechts. Und auch von links her ist Ruhe. Langsam werden wir nervös. Eigentlich kann er noch nicht durch sein, wenigstens nicht wenn die Zeiten stimmen die wir haben. Aber gut, unsere Sammlung für die Strecke hat auch schon drei Fahrplanvarianten ergeben. Die letzte stammt von der Wand von "Onkel Hong", der hiesigen Filiale einer chinesischen Suppenbude. Da wir uns den Namen nicht merken können, haben wir die Buden mal so getauft.

Gut dass es, neben dem Warten auf Bewegung auf der Schiene, auch so noch etwas zu beobachten gibt. Vertreibt die Langeweile und schont die Nerven.





Kohlelieferung im großen Stil. Nicht was den Laster, eher was die Brocken betrifft. Wirft man da nun ein "Stück Kohle" in den Ofen oder den Ofen in die Kohle?!?







Und siehe da, kaum wartet man eine halbe Stunde, schon kommt auch der Zug. Erfreulicherweise besteht die Garnitur zu großen Teilen aus Doppelstockwagen. Die fehlten bislang noch in der Sammlung. Hatten wir uns gestern also doch nicht verschaut. Geführt wird der K7711 Beijing - Chengde von DF4C 4405. Einer Vertreterin der 100 km/h schnellen Unterbauart, die hier auch im Schnellzugdienst eingesetzt werden.







Blick auf die Doppelstockwagen SYZ25M 345650 und 345628






Ja das hat ja nun mal geklappt! Zwei Anläufe, zwei nette Züge. Und Nummer 3 steht auf dem Zettel. Stelle haben wir auch grob im Kopf und zum Wechseln und Finden knapp 45 Minuten Zeit. Da es bis dahin nicht weit ist, gehen wir das Ganze auch entspannt an. Erstmal an eine Tanke ran, Essen und Getränke gebunkert. Und für die ganz mutigen, gibt es sogar noch ein Eis auf die Hand.





Bauboom aller Orten. So wie in ganz China, wächst auch Xinglong beständig und modernisiert sich dabei.







So und jetzt auf an den Tatort. Gut, hört sich jetzt alles einfach an, eben so einfach wie wir uns das auch vorgestellt haben, vor Ort sehen wir aber rot, oder nein, eher grün. Von Blick auf die Strecke keine Spur. Sollte es daran liegen, dass wir jetzt Sommer haben und unser Bild, dass wir gesehen hatten im Winter aufgenommen wurde ...... hmmm ...... oder daran, dass wir einfach zu tief stehen? Na letzteres kann man ändern. Oder könnte man, wenn es vom Hang rechts von uns eine freie Stelle gäbe. Aber erstmal umschauen. Einem Motorrad folgend erklettern wir einen steilen Sandweg. Oben dann, nein, kein Ausblick, eine Hütte mit Gemüsegarten, freilaufenden Hühnern, gottlob weniger frei laufendem, dafür kläffendem und anscheinend übel gelauntem Hund, und verstörten Einheimischen "wassinendasfürtypen". Mit Schwenken der Kameras und deuten in Richtung Strecke können wir aber schnell unser Tun erklären, also wenigstens den Menschen, der Hund bleibt der Botschaft gegenüber resistent. Freundlich lächelnd führt man uns durchs Gestrüpp und schon sehen wir auf die Bahn. "Gut oder?" strahlt uns der freundliche Herr an. Na gut, gut genug für einen Bauern der durch die Lücke sieht, dass ein Zug vorbeifährt, so wie unzählige Male am Tag, in der letzten Woche, in den letzten Jahren, in den letzten Jahrz....., aber nicht gut genug für eine Horde eisenbahn- und bildverrückter Langnasen. Also heben wir entschuldigend die Schultern, bedanken uns artig und ziehen unverrichteter Dinge ab. Eine weitere chinesische Familie ratlos zurück lassend. Aber immerhin haben sie was zu erzählen am nächsten Familienfest.


Wieder beim Auto angekommen sind wir Pascal verlustig gegangen. Gut, Schwund gibt es immer, aber schon so früh auf der Tour? Das ist übel. Während wir noch auf ihn warten, schauen wir uns ratlos um. Wo könnte man stehen. Irgendwie müsste es ganz weit oben sein. Aber ganz weit oben ist nur die Kante da ganz weit hinten. Kann das wirklich sein. Und während Pascal noch krachend aus dem Unterholz bricht, stürmen wir schon in Richtung der Autos. Nun haben wir es nämlich wirklich richtig eilig. Der Zug kann jederzeit auftauchen und wir setzen alles auf eine Karte. Entweder es geht da oben oder wir haben es gründlich verkackt. Und das wäre schade, steht doch jetzt ein Bummler an, der wie wir gesehen haben, aus alten Wagen gebildet wird. Über eine teils üble Holperpiste geht es durch eine Brache und durch unzählige Kurven hinauf. Oben angekommen versperren große Kessel die Sicht, aber kaum ist man um diese herum, bietet sich der erhoffte Ausblick. Und nur wenig später brummt auch schon der Zug heran.





Die hügelige Landschaft und die üppige Vegetation machen das Fotografieren entlang der Strecke Beijing - Chengde nicht gerade einfach. Bei Daweitang ergibt sich aber dieser weite Blick, mit dem sich der 6419 Tongzhouxi - Chengde mit DF4C 5215 an der Spitze gut ablichten lässt.






Yes! Perfekt! So könnte es weiter gehen. Und die Chancen dazu stehen gar nicht schlecht. Ist der Zug doch so langsam, dass ein- und überholen kein Problem sein dürfte. Vorher heißt es aber noch die Frage zu klären, den Weg wieder zurück, was aufgrund der Trümmer, Glas- und Metallsplitter die diesen übersäht haben vielleicht keine so gute Idee ist, oder der Strecke weiter folgen, denn laut Sattelitenbild führt die nämlich direkt in eine Ortschaft. Ganz klar, Variante 2. Und wie recht wir doch haben. Hier liegt nichts aus Holz und Metall auf der Piste! Nein, hier liegt Zement! Also nicht nur ein paar Krümel, oder einige Klumpen, nein, hier muss ein Laster abgeladen haben. Dazu noch ordentlich dicke Felsbrocken und schon hat man Spaß. Hilft nix, einer muss raus und kucken. Wirklich auf den Zentimeter werden die Fahrer eingewiesen und schlängeln sich durch die Barriere. Dabei muss der Einweiser immer einen Schritt voraus denken, damit es nicht ab in eine Sackgasse geht. So schieben wir uns Zentimeter für Zentimeter durch, und alles unter den Blicken einiger völlig entgeisterter Arbeiter des gleich anschließenden Steinbruchs, die sich unser Auftauchen nun so garnicht erklären können. Hindernis überwunden, die uns mit offenen Mund oder ungläubigem Grinsen anstarrenden Menschen freundlich gegrüßt und schon sind wir in einer Staubwolke verschwunden. Spooky!


Die Karte oder besser die Streckenführung gibt das Ziel vor. Einzig an der Ausfahrt von Yingshouyingzi könnte das Licht hier in der Ecke noch passen. Also auch nicht mehr wirklich, aber mit etwas zaubern könnte es gehen. Und zugleich hätten wir dann die Möglichkeit da auch den Gegenzug abzuwarten.





Vor der Zugdurchfahrt bleibt sogar noch Zeit für einen Blick in die Gegenrichtung auf den malerischen, hier angestauten Fluss.






Mit Bummler 6419 am Haken überquert DF4C 5215 kurz hinter dem Bahnhof Yingshouyingzi den Fluss Liuhe.






Nächster Anlaufpunkt ist der Bahnhof, da soll der Gegenzug aufgenommen werden. Die dortige Bahnhofsbrücke verspricht einen anderen Blickwinkel, das Umfeld ein anderes Motiv und die Sonne steht optimal. Weit ist es nicht, doch kurz hinter der Flußbrücke gebietet ein Schild Beachtung und was auf dem geschrieben steht, ist nicht nur aufgrund der chinesischen Zeichen verwirrend. Eine Unmenge von Zahlen regelt wohl Einfahrts- und Einfahrtsverbotszeiten. Leider ist dabei auch die Kombination aus heutigem Wochentag und gerade aktueller Uhrzeit. Hm, und nu?


Ganz einfach: Verfahren nach dem Leitspruch "Wenn Du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis!" Und so einigt sich die kurzfristig einberufene Kommision zur Deutung von Symbolen innerhalb und am Rande chinesischen Verkehrsraums auf die weitere Vorgehensweise: "Wenns den Chinesen, die in der Zwischenzeit das Schild passiert haben, wurscht ist, dann ist es uns auch wurscht!" Zudem vertrauen wir ein bisschen auf den "kucktmalwirLangnasenwirsindnichtvonda-Bonus"!


Am Bahnhof findet sich dann sogar noch ein Schattenplätzchen zum Parken, so dass unserem Tun nichts mehr im Wege steht. Kaum auf der Brücken angekommen, grummelt es auch schon und DF4C 0019 schiebt sich in den Bahnhof und an den Hausbahnsteig.






Mit "Bauernexpress" 6420 von Chengde nach Tougzhouxi läuft DF4C 0019 in den Bahnhof von Yingshouyingzi ein.














Wie auch viele andere dieser Bummelzüge, ist auch 6420 aus einer Sammlung von Altwagen gebildet.







Auch wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit mit der 6420 unterwegs ist recht überschaubar bleibt, man erinnere sich, gestern hatten wir ihn drei Stunden später in Jugenzhuangzhen aufnehmen können, jetzt und hier scheint er es eilig zu haben. So endet unser Versuch vorne an die Bahnhofsausfahrt zu kommen um dort noch ein Bild zu schießen, im Gewirr der kleinen Wege zwischen den Steinbauten, während hinter einer Mauer das sonore Blubbern der DF4 anzeigt, dass sie langsam aus dem Bahnhof zieht. Gut, dann etwas "Land & Leute" sightseeing. Auch nicht schlecht.






Auch das ist typisch für chinesische Städte im Jahr 2017.







Überblick über die verschiedenen Bebauungstufen vom Fußgängersteg des Bahnhofs aus.







Zurück am Auto erstmal eine „Erfrischung“. Ist doch immer wieder toll wie so eine lauwarme Cola zäh fließend und den Gaumen verklebend, träge die Kehle hinunter läuft. Aber hat man eine Wahl? Ach ja, lauwarmes Wasser das in diesen Temperaturbereichen schmeckt wie Bullenp…. *pfui* jetzt wird’s im wahrsten Sinne des Wortes geschmacklos. Widmen wir uns lieber dem kleinen Örtchen Yingshouyingzi, welches wir aufgrund hiesiger Einbahnstraßenregelungen jetzt auf einem anderen Weg verlassen. Nett, adrett, sauber, schön angelegt und durchaus malerisch gelegen. Und mit Luft zum Durchschauen! Attribute die bei weitem nicht jede chinesische Stadt für sich in Anspruch nehmen kann.





Ja, sie gibt es auch im Jahr 2017 noch: Die gute, alte Wandzeitung!







Ziel unserer Verschiebung ist die große Autobahnbrücke, ihr wisst schon, die von heute Morgen, die mit dem doppel-grün-DF4-juhu-Erlebnis! Die Straße dahin kennen wir ja mittlerweile gut, auch den An- oder aus unserer Richtung Abstieg, an dessen Ende rechts der Feldweg zum Brückenkopf abzweigt. Und hier kommen wir gerade richtig zu einer „Ätsch-mein-Laster-fährt-3-km/h-schneller-den-Berg-rauf-als-Deiner-drum-überhol-ich-jetzt-ohne-Rücksicht-auf-die-andren-Aktion“, bei der ein eben um besagte 3 km/h schneller kriechender LKW einen eben um diese Geschwindigkeit langsameren mal überholt. Denn erstens, er ist wie gesagt schneller, zweitens, er hat auch noch die lautere Hupe! Und dass er dabei den Gegenverkehr in den Graben oder an den Rand zwingt schert ihn wenig. Den erstens, fährt jetzt er da, weil 3 km/h schneller, und zweitens, er hat doch die lautere Hupe! Der Logik dieser Argumentationskette können auch wir uns nicht verschließen, darum flüchten wir uns ebenfalls in den nächst abzweigenden Weg.






Laut hupend und mit röhrendem Motor vertreibt der Fahrer des gelben LKW alle Widersacher von der Straße. Wie gesagt, schließlich ist er 3 km/h schneller!







Wenig später lagern wir malerisch am Hang nahe der morgendlichen Brückenstelle. Na gut! Wir fletzen eher herum in der drückenden Hitze des Tages. Jegliche vernünftige Konversation ist längst erstorben, darum sind die Witzchen die träge hin und her fliegen genauso flach wie die Chips die wir dabei in uns hinein stopfen. Sinn unseres Hierseins: Wir warten auf die Rückkunft des Doppelstockzuges. Und dafür ist dieser Ort hier ideal, oder nicht?





DF4C 4402 ist mit Y511/514 von Chengde her kommend auf dem Weg in Richtung Handan. Im Hintergrund, am Hang hinterhalb der Autobahnbrücke, kann man erahnen, wo die fast fertige Neubaustrecke im Berg verschwindet.







Wer genau hin schaut, kann im Hintergrund, etwas rechts von der Mitte der Autobahnbrücke, die graue Hangauskleidung eines Einschnitts erkennen. Und im ersten freien rechtem Feld der Autobahnbrücke ganz leicht die Teile einer zweiten Brücke, die ein ganzes Stück dahinter liegt. Das ist die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke.

Nun herrscht Uneinigkeit in der Truppe wie es weiter gehen soll. Bis auf dass, dass es sich im Moment eher anfühlt wie in einem Umluftherd, liegt man hier eigentlich ganz nett. Und sollte jetzt noch ein Güterzug von Chengde her kommen, dann wäre es sogar optimal. Aber wie wahrscheinlich ist das? Haben wir doch bisher nur den einzigen heute Morgen gesehen. Und der sah doch eher nach Programmverkehr aus, nicht nach regelmäßigem gemischtem Güterzug. Gibt es hier dann sowas überhaupt? Und da die nächste sichere Leistung wieder ein Personenzug aus Richtung Süden ist, ist die Stelle hier oben absolut suboptimal. Jaja, dass schon! Aber ich bin doch soooo faul gerade und habe nicht die geringste Lust zu laufen, zu klettern oder auch nur meinen Rucksack auf die Schultern zu wuchten. Hilft aber nix. Mehrheit und Logik siegen. Und wohin nun? Ins Tal hinter würde ich sagen. Vorne haben wir ja schon alles abgegrast. Außerdem passt da nun nirgends das Licht.


Die diversen Karten die wir benutzen sind sich uneinig. Auf manchen verendet der Weg ins Tal recht früh, auf anderen ist der Verlauf länger zu erkennen. Wir folgen erst einmal der Strecke und biegen dann, nachdem wir sie unterfahren haben links von der Hauptstraße ab. Und schon nach einigen Kilometern wird’s schüttelig. Erst Schlaglöcher, dann Sand, dann Schlaglöcher mit etwas Sand herum. Aber alles noch kein Problem.


Erst als wir zur Ortschaft kommen, an der die Verbindungskurve von der Schnellfahrstrecke zur Bestandstrecke herunter kommt wird’s richtig übel. Der Ausdruck Buckelpiste ist hier nämlich ausdrücklich NICHT im übertragenen Sinn gemeint. Etwas Schnee drauf, gerade schwierig bei noch herrschenden 35°C, und dieser Abschnitt wäre ohne Abstriche Olympia tauglich! Nie war mir der Nutzen eines Beckengurtes so bewusst wie in diesem Moment. Gut einen Kilometer geht das so, dass wir bei Tempo 20 km/h in Summe mehr Weg rauf und runter zurücklegen, als in der Vorwärtsrichtung. Das Verhältnis wird so 1.000 m Strecke zu 1.890 Höhenmeter sein, erreicht in kleinen Auf- und Abwärtsbewegungen von jeweils zwischen 20 und 40 cm. Gut wird die Straße glaub ich erst im Winter, wenn alle Dellen zwischen den einzelnen Buckeln mit Wasser gefüllt und überfroren sind. Fährt man halt einen halben Meter höher, aber dann wenigstens wieder auf planer Fläche.


Auf wechselweise normalem, landestypisch durchlöchertem Teer oder auf einer Splitpiste geht es anschließend weiter ins Tal hinein. Recht schön hier, nur die Möglichkeiten auf die Strecke zu schießen sind rar. Und auch von einem kleinen Wäldchen aus, an dem wir halten um zu schauen, geht es nur bedingt mit Zug abschneiden. Dafür lehrt uns diese Stelle, wenigstens einige von uns, dass man auf Fototour sein Auto immer nur mit der Kamera in der Hand verlässt. Denn kaum stehen wir an der Bruchkante hin zu Fluss, brummt und rollt es vernehmlich rechts von uns. Einen möglichen Standpunkt suchen, Kamera einstellen, sich auf einen Ausschnitt festlegen….. geht gerade noch alles so. Zumindest wenn man den Foto schon in der Hand hat. Liegt der aber noch auf der Rückbank…. Eieiei….!





Die beiden kennen wir doch? DF4B 6380 und 9233 mit einem Güterzug auf dem Rückweg nach Chengde.







Gut, man hätte sich nun auch etwas anderes wünschen können als zwei grüne DF4B auf grünem Grund. Aber hallo, das wäre dann schon jammern auf hohem Niveau, oder? Denn immerhin, es sind zwei grüne DF4B, was will man mehr. Guuuut! Dass es jetzt die beiden gleichen sind wie heute Morgen ist für den Nummernsammler in mir jetzt weniger nett, aber immerhin läuft jetzt die 6380 als führende, das ist doch auch schon was!


Ansonsten, ganz nett hier, aber es könnte ja auch noch besser gehen, und bis zum nächsten Schnellzug haben wir noch Zeit. Also dem Tal weiter gefolgt. Das weitet sich erstmal wieder, nur ist der Fluss nun auch nichtmehr so schmal und der Bewuchs mehr als üppig. Zudem verstellt die einzige vernünftige Stelle zum von oben querschießen ein breiter Strommast. Also weiter bis zu einem Ort an der Fluss, Bahn und Straße wieder kreuzen und lustige kleine LKW, die nur aus Gestell, freistehendem Motor, ebensolchen Fahrersitz und Kippmulde bestehen, staubend die Straße bevölkern.





Mehr wie ein Notschuss auf eines dieser Gefährte war leider nicht drin. Zum einen mussten wir „zum Zug“, zum anderen galt es, nach erfolgter Begegnung unverzüglichst die Fenster zu schließen, wollte man in der anschließenden Staubwolke nicht ersticken! Der Gesichtsschutz des Fahrers kommt nicht von ungefährt.






Dahinter wird das Tal wieder eng, der Bewuchs noch dichter und die Straße verläuft lichttechnisch auf der falschen Seite. Zudem drückt nun der Zug! Einzig ein kleines Seitental gibt vage Hoffnung. Also abgebogen, Auto geparkt, die 15 kg Ausrüstung auf den Rücken gehievt und durch Maisterrassen immer bergwärts durch die Botanik gestapft. Und ja, der Schweiß fließt in Strömen, ganz wörtlich.


Höher und höher gehen wir hinauf bis wir endlich die Gleise „freigelaufen“ haben. Was aber noch nicht heißt, dass wir auch freies Schussfeld haben. Immer ist irgendwo grün dazwischen, was sich präsent ins Bild zwängt. Ich lande schließlich auf einer brüchigen Mauer balancierten mitten zwischen den Ästen eines ausladenden Baums. Nur eine Brennweite ist möglich und die Kamera ja nicht intuitiv mit dem Zug mitziehen. Jeder Zentimeter wäre fatal. Und so, den Körper nach vorne gereckt und um Gleichgewicht bemüht steht man nun Minute für Minute da, denn Vorwarnzeiten gibt es nicht. Taucht der Zug auf, dann musst du auch schon fast abdrücken. Und die mögliche Durchfahrtszeit ist mehr als vage, weil von uns halt nur grob geschätzt. *tropftropf* Ach kuck, die ersten Insekten interessieren sich auch schon für uns…..






Einen typischen Schnellzuglauf zick zack über diverse "Nebenstrecken" hat auch Zug 2257/2256. Auf seinem Weg von Beijing nach Dandong nimmt er nicht die kürzeste Route und bringt es so auf 1.175 km Laufweg. Für die Traktion in Richtung Chengde ist an diesem Tag DF4C 5292 zuständig.







An eine mögliche Verspätung bei 1.175 km Zuglauf hat von uns keiner gedacht. Das hätte uns im Vorfeld beim Warten nur zusätzlich genervt. Aber egal, der Zug kam im veranschlagten Zeitfenster und das Bild ist ganz ansehnlich geworden, finde ich jedenfalls. Also, der Aufwand hat sich gelohnt. Pascal in seinem Bestreben noch etwas höher und vielleicht mehr in der Flucht zu stehen, kommt kurz danach, gezeichnet von der hiesigen Pflanzenwelt auch aus dem Unterholz, und wir steigen wieder hinab zum Auto.






Der Kampf mit der hochschießenden Vegetation hat sich gelohnt! Pascals Blick auf die ganze Szenerie.







Ein zweites Bild von hier braucht’s jetzt auch nicht. Denn mit Variationen sieht es wohl schlecht aus. Gut, man könnte jetzt die Dschungeltour von Pascal nachmachen, aber dazu fehlt uns der Antrieb. Doch einen Zug haben wir noch auf dem Zettel. Den letzten Personenzug bei Licht. Und DEN wollen wir schon noch mitnehmen! Aber wo?






Ob das bis zum Abendbrot noch was wird? Jedenfalls ist die Anzugsordnung in der hiesigen Fischerei hierzulande deutlich legerer als in Mitteleuropa.







Weiter ins Tal bringt nichts. Alles was erreichbar wäre macht auf dem Satellitenbild den Eindruck von „grüner Hölle“. Also wieder nach vorne und die Augen aufgehalten. Doch auch zurück zu sehen wir nichts, was wir nicht schon bei der Herfahrt gesehen haben. Also landen wir schlussendlich wieder in dem kleinen Wäldchen. Es ist jetzt nicht idealer wie vorher, aber idealer wie noch weiter herum zu geistern, keine vernünftigere Stelle zu finden und am Schluss den Zug noch zu überfahren.


Also entern wir wieder die Abbruchkante, schauen uns den Blick vom Fluss aus an ob man vielleicht ein bisschen das Wasser mit ins Spiel bringen kann, sehen dabei wie vermüllt auch hier schon die Landschaft ist und *ach guck* etwas oberhalb zwei, dem Aussehen nach Chinesische, Herren stehen, eindeutig behängt mit Fotoapparaten. „Kommt jetzt ne Dampflok?“











Während sich der eine kurz darauf in Richtung Bahndamm entfernt und am Hang verschwindet, dort wo schon einige andere Einheimische mit irgendwelche Markierungen in der Bergflanke herum klettern, wartet der andere geduldig auf das was kommt. Und was kommt dann da, wenn ein Hiesiger hier mit Kamera herum steht? Etwas Besonderes? Könnte sein!






Mit ihrer blauen Farbgebung kann man DF4C 0003 getrost als Exot im großen Fahrzeugpark der CNR bezeichnen. Mit Y512/Y513 Handan - Chengde (Laufweg 704 km) am Haken rollt sie an diesem Abend durch das bewaldete Tal des Liuhe nahe Zhaojidiancun.








Pascal hatte wenig zuvor unseren Standort verlassen und war auf der Suche nach einer besseren Position Bahndamm und Hang rauf und runter geklettert. Und man muss klar sagen, mit Erfolg, hatte er doch den besten Blick auf die Maschine und den Zug!







Gruß- und wortlos ist der chinesische Mitfotograf verschwunden, ein eindeutiger Hinweis, dass jetzt wohl nichts mehr kommen wird. Also brechen auch wir auf in Richtung Hotel. Und ganz ehrlich, ich bin für heute auch durch. Die Ausbeute kann sich sehen lassen und jetzt aus Zwang noch irgendwas basteln? Nee, das muss nicht sein. Über Holper- und Buckelpiste geht’s zurück zur Hauptstraße, dann hoch auf die Autobahn und fluchs zurück nach Chengde. Vorderhalb nochmal getankt und dann ab ins Hotel. Wieder neu eingecheckt und auf die Zimmer. Diesmal haben Nil und ich „Straßenlage“. Welche eine himmlische Ruhe dieses monotone Rauschen, gekrönt von „gelegentlichen“ melodischem Hupen und in der hiesigen Sprache hervorgebrachten Verwünschungen.


Jetzt erstmal duschen und rein in Klamotten die nicht am Körper kleben. Wenigsten solange nicht, bis wir das klimatisierte Foyer unseres Hotels verlassen. Draußen dann die Frage „wohin zum Essen?“. Nachdem Pascal, der asiatischen Küche von Haus aus äußerst kritisch gegenüber steht, Mr. Wong in Bausch und Bogen ablehnt und schwer für einen multinationalen Burger Brater votiert, denn wir aber kategorisch ausschließen, landen wir, quasi als Kompromiss, auf dem Weg zum Bahnhof in einem chinesischen Lokal, in dem es keine Karte gibt und man sich das Essen aus großen Töpfen, die am Tresen zur Küche stehen, selber aussuchen kann. Wohlgemerkt aussuchen. Gebracht werden sie dann später in Schüsseln und auf Platten, in einer durchaus undurchschaubaren Reihenfolge. Was jetzt hier der Kompromiss ist? Hm, da überleg ich jetzt auch gerade!


Das Essen ist aber lustig. So wie man es sich in China halt vorstellt. Es ist hektisch, geschäftig und vor allem laut. Wir werden begutachtet, aber man zeigt eher mäßig Interesse. Das Bier ist kalt und die dargereichten Speisen überraschen. So tischt man uns als erstes einen Bohneneintopf auf, der auch von Muttern stammen könnte. Schnittbohnen, Kartoffeln, Speck, alles gebunden, so wie man es kennt! Dafür brauch ich doch nicht nach China! Gut, einen Unterschied finden wir schnell raus. Wohl aufgrund der traumatischen Erfahrung mehrerer Hungerkatastrophen die Millionen von Menschen in der Vergangenheit das Leben gekostet haben, isst der Chinese wohl alles. Und das meine ich jetzt nicht im großen Kontext, das zeigt sich auch in den kleinen Dingen. Putzt man nämlich bei uns die Bohnen vor dem Kochen und zieht dabei die Fäden die die Frucht entlang laufen, so kommen die in China komplett in den Topf. So bleibt das herausziehen dann dem Gast, wenn er denn nicht schlucken will, vorrangig aus dem Mund. Nicht ganz angenehm für den Esser und nicht unbedingt ein schöner Anblick für das Gegenüber. Wenigstens dann nicht, wenn man kein Chinese ist, die ja in Sachen Tischsitten bekannter Maßen eine andere Schmerzgrenze haben wie unsereins.


Gesättigt und mit durchaus einigen Aha-Erlebnissen mehr, dafür unter Verlust weiterer Teile des Gehörs, geht’s zurück ins Hotel. Dort findet sich nochmal der Planungsstab zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Glaubt man nämlich den Wettervorhersagen, dann haben wir morgen Früh noch etwas Sonnenglück, bevor alles in Dunst und später dann in dicken Wolken verschwindet. Mit viel gesurfe, Fahrplanstudium und abfahren der Strecken via Satellitenbild wird ein Tagesplan erstellt. Erstmal machen wir zwei Regionalzüge in und südlich von Chengde. Dann wird in den Norden gewechselt, um den Zug von Chifeng her zu machen. Auch ein Bummler. Dreimal also altes Wagenmaterial, so zumindest unsere Spekulation. Danach ab an die Hauptstrecke Beijing – Chifeng. Und da hofft klein Chrissi doch tatsächlich auf schlaue Fotos von „Evolutions“.


Übernachten ist dann in Chifeng angesagt. Von dort aus wollen wir die Hauptstrecke unsicher machen. Und da für übermorgen Gruselwetter angesagt ist, besteht ja vielleicht die Chance, quasi als Füllerprogramm a la „man verpasst ja eh nix“, etwas Dampf mit einfließen zu lassen. *grins* Hallo Nil!


Nachdem ich den letzten Vertreter der „ich sitz aber hier gerade so gut“ Fraktion erfolgreich aus unserem Zimmer komplimentiert habe, geht’s ins Bad und dann ins Bett. Die Nacht war kurz *trööööööt* der Tag war lang und der alte Herr braucht seinen Schönheitsschlaf. Gute Nacht!