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Ohne Hannibal, dafür mit Dampf: Zwei Elefanten am Gotthard

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Es war eines der grossen Highlights im Schweizer Bahnkalender 2017. Am 21./22. Oktober sollten zwei Lokomotiven des Typs C 5/6 „Elefant“ einen Sonderzug von Erstfeld nach Bellinzona und wieder zurück fahren. Fast wie bei der Alpenquerung von Hannibal mit seinen Elefanten vor rund 2000 Jahren, gab es auch diesmal einige Dramen rund um die Alpenquerung, von denen ich hier berichten möchte.

Die Protagonisten
Gezogen wurde der Zug von der Historic-Maschine C 5/6 2978 und der der Sulgner C 5/6 2969. Die 2969 von Eurovapor Sulgen hatte 1968 den letzten Dampfzug der SBB gezogen. Danach war sie bis 2001 als Denkmallok vor den Hallen der damaligen SLM ausgestellt. In einer aufwändigen Restaurationsaktion wurde die Lok in den letzten 16 Jahren wiederaufgearbeitet. Viele Teile, insbesondere der Kessel stammt dabei von der ehemaligen Oltner Denkmallok, der 2958. Diese hatte die Eurovapor 1996 übernommen. Den grössten Rückschlag in der Aufarbeitung der Lok erlebte die Lokremise Sulgen beim Depot-Brand von Interlaken 2013. Damals stand das Fahrwerk der Lok ebenfalls in Interlaken und wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Sulgner liessen sich jedoch nicht unterkriegen und beendeten das Projekt pünktlich auf das Grossereignis im Oktober 2017.
Die zweite Maschine war die C 5/6 2978. Sie ist die letzte Dampflok, die für die SBB gebaut wurde. Sie wurde nach ihrer Ausrangierung 1968 in Vallorbe remisiert. 1996 wurde sie von der HW in Biel aufgearbeitet und als historisches Fahrzeug klassiert worden. Nachdem die Lok 2016 bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels gezeigt wurde, folgte eine Überführung nach Brugg. Hier wurde diverse Schäden festgestellt, weshalb die Dampfgruppe Zürich ebenfalls auf Hochtouren arbeiten musste, um die Lok für die Fahrt im Oktober fit zu kriegen.

Der Verräter und sein Fotozug
Trotz diverser Schwierigkeiten sollten also beide Loks für die Fahrt bereit sein. Was nun folgte war ein Verräter aus den eigenen Reihen. So kam jemand bei der SBB, der sich selbst als Fotograf und Eisenbahnfan bezeichnet, auf die Idee einen Fotozug zu organisieren. Dieser sollte tatsächlich auf der ganzen Fahrt parallel zum Sonderzug fahren. Eine Tatsache, die gute Bilder so gut wie verunmöglichen sollte. Wieso dieser SBB-Mitarbeiter den Zug lancierte blieb bis zuletzt unklar. Böse Zungen behaupten, er wollte allen, die kein Ticket für den Zug hatten, das Bild vermiesen. Andere waren der Meinung, er wollte für SBB Historic etwas Geld generieren. Klar ist, mit dieser Aktion hat sich der Organisator des Fotozuges zur Persona non Grata gemacht. Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, die Streckenfotografen zur Kasse zu bitten, haben diverse Organisatoren historischer Fahrten bereits zu Hauf bewiesen. Zu hoffen ist, dass auch SBB Historic merkt, dass die Aktion mit dem Fotozug ein Schuss in den Ofen war.

Das Glück des Fotografen
Da die Wetterprognose für das Wochenende nicht besonders gut war, überlegte ich mir lange, ob ich überhaupt an den heiligen Berg pilgern sollte. Erst nach einer Anfrage von Huerz entschied ich mich das Wagnis einzugehen. Wenig kreativ sollten die bekannten Stellen bei Silenen und in der Wattinger-Kurve probiert werden. Da die Stelle bei Silenen nur beschränkten Platz bietet, holte ich Huerz bereits eine Stunde vor Abfahrt des Zuges ab. So konnten wir uns die Plätze in Silenen tatsächlich noch aussuchen. Der bange Blick an den Himmel verriet dabei, dass die Chance auf Sonne durchaus da war, zog doch ein blaues Loch ganz langsam in die Richtung der hellen weissen Scheibe. Tatsächlich kam der TILO Flirt kurz vor dem Dampfzug im Volllicht.
Der TILO Flirt kurz vor dem Sonderzug kam schon einmal im Licht.


Neben den Blicken nach oben, zogen nun auch die Signale hinter uns einige Blicke auf sich. Relativ früh war es auf dem rechten Gleis grün. Es schien als würde der Dampfer vor dem Fotozug kommen. Dann begann es am Horizont zu rauchen. Zur Freude aller erspähte man kurz später den Fotozug, der bereits einigen Abstand zum Dampfzug hatte. So konnten die beiden Elefanten bei guten Licht und ohne Fotozug abgelichtet werden.
Der "Bösewicht" des Tages: Re 4/4 II 11161 mit dem Fotozug.


Die Stars des Tages: Die beiden C 5/6 2978 und 2969 mit ihrem Sonderzug bei SIlenen.


Da der Zug rund 15 Minuten Aufenthalt in Gurtnellen hatte, ging es danach ohne Stress in die Wattinger-Kurve. Auch hier kam der Fotozug zuerst. Begleitet von einigen Schimpftiraden hielt der Zug unmittelbar am Ende der Kurve. Mir war dies egal, von meiner Position aus war der Fotozug nämlich nicht mehr zu sehen. Schade war einzig, dass es an dieser Stelle deutlich weniger Licht hatte als noch in Silenen.
Die beiden Elefanten in der Wattinger-Kurve.


Nach dem die Elefanten vorbei waren, ging es nach Göschenen, wo der Dampfzug noch einmal bei der Einfahrt festgehalten wurde.
Geschafft: Die beiden Gotthard-Veteranen fahren in Göschenen ein.


Das Pech der Sulgner
Bei der anschliessenden Scheinanfahrt fiel Huerz auf, dass der Mitteleinstiegswagen (B 5943) der Sulgner fehlte. Ausserdem wies der A 1143 starke Spuren einer Stauchung auf. Die Erklärung für diese Beobachtung machte ziemlich rasch die Runde. Die C 5/6 2978 von SBB Historic hatte den Zug aus Sulgen (LS A - LS AB - LS B - K3) an den restlichen Zug geschoben. Dabei prallte die Komposition offensichtlich an die anderen Wagen an. Während der K3 entgleiste und auf den B 5943 kletterte, wurde der A 1143 offensichtlich durch den Anprall gestaucht. Im Gegensatz zum Mitteleinstiegswagen konnte der A 1143 jedoch im Zug belassen werden. Während man in Göschenen Wasser fasste und die Schublok (B 3/4 1367) sowie die Re 4/4 II 11161 an die Spitze des Zuges hängte, machten wir uns auf den Weg nach Süden.
Eigentlich hätte der Zug nun bis Bellinzona in dieser Formation (Re 4/4 II – C 5/6 – C 5/6 – B 3/4) verkehren müssen. Dies weil im Tessin die Waldbrandgefahr auf der Stufe 4 war. Irgendwie schafften es die Verantwortlichen allerdings, dass man die Elektrolok ans Ende des Zuges hängen konnte. Dies motivierte uns bei nun mässigem Licht auf Stellensuche zu gehen. Eine erste Stelle bei Rodi-Fiesso konnte uns dabei nicht überzeugen. So ging es weiter zu einer Stelle kurz hinter Lavorgo. Hier kam der Zug jedoch lange nicht. Stattdessen machte die Meldung die Runde, dass die C 5/6 2969 von Eurovapor Sulgen einen Defekt erlitten hatte. Mit rund einer Stunde Verspätung kam der Zug bei inzwischen unbrauchbarem Licht mit nur mehr zwei Dampfloks. Die 2969 fanden wir wenig später in Faido. Sie erlitt einen Schaden an einem Triebstangenlager.
Ohne die zweite C 5/6 ging es dann am Sonntag wieder zurück nach Erstfeld. Dank Waldbrandgefahr war dem Zug an diesem Tag gar eine Re 460 vorgespannt. Dies und die Tatsache, dass die Wetterprognose noch schlechter war als am Samstag, veranlasste sowohl Huerz als auch mich den Sonntag ganz sausen zu lassen.