Kiestransporte auf der BAM
Von Pascal Zingg
Rollbockverkehre sind definitiv vom Aussterben bedroht. Nachdem die YStC vor kurzem den Güterverkehr eingestellt hat, verbleiben noch die tpf (Bulle – Broc soll allerdings bald umgenagelt werden), die CJ (Rollschemmel), die ASM (Langenthal) und die BAM. Letztere weisst dabei noch immer einen beachtlichen Betrieb auf. Panzer, Zuckerrüben, Holz und Getreide kann man bereits seit längerem auf der Schmalspurbahn am Genfersee beobachten. Seit rund einem Jahr ist auch noch Kies dazu gekommen. Dies wird aus dem Kieswerk in Apples nach Morges transportiert, wo es die extra dafür beschaffte Re 420 506 übernimmt und auf der Normalspur nach Gland bringt. Da dieser Verkehr bis drei Zugpaare pro Wochentag generiert, ist er für Eisenbahnfans ein gutes Ziel, um die letzten Rollbockverkehre zu dokumentieren.Leider gibt es von der BAM keinen grafischen Fahrplan auf dem Internet. So mussten einige Bildrecherchen Aufschluss darüber geben, wann die Züge etwa fahren würden. Eine Ankunft um acht Uhr in Morges schien dabei wahrscheinlich. Für mich bedeutete dies um fünf Uhr loszufahren. Via Bern, wo sich Huerz dem Unterfangen anschloss, ging es nach Morges, das wir kurz vor acht Uhr erreichten. Sofort ging es an die Stelle bei Chigny. Dort stand uns jedoch ein Sonnenblumenfeld im Weg. Auch die Stelle bei Vufflens-le-Chateau konnte nicht überzeugen, so dass wir schliesslich in Richtung Bussy-Chardonney fuhren. Hier sahen wir den Zug auch schon der Ausweiche stehen. Eiligst stellten wir uns ans Gleis und mussten dabei feststellen, dass wir nicht gerade viel Seitenlicht hatten.
Immerhin war die Sonne aber draussen, denn entgegen der Prognose hatte es an diesem Morgen neben einigen „richtigen“ Wolken auch viel Schleier am Himmel. Bei mässigem Wetter beobachteten wir deshalb in Morges, wie fleissig rangiert wurde. Neben unserem Zug war auch die Re 420 in Morges eingetroffen. Sie war am Morgen bereits einmal nach Gland gefahren und hatte dort Kies abgeladen. Während der Zug aus Gland vorerst untätig rum stand, setzten die beiden Ge 4/4 um und drückten ihren Zug aufs Normalspurgleis. Dort übernahm ein Traktor den Zug und zog ihn ins aufs Gleisfeld hinter dem Bahnhof. Nun drückte die Re 420 ihre Wagen auf die Rollböcke. Wie wir feststellen konnten, waren die Wagen dabei nicht leer. Anscheinend werden die Wagen nach dem Entladen mit Erde gefüllt, so dass die Grube in Apples gleich wieder verfüllt werden kann. Nachdem der Grossteil der Wagen auf den Böcken war, fuhren wir nach Vufflens und warteten auf die Bergfahrt. Wie erwartet kam der Zug kurze Zeit später auch. Zu unserer Freude hatte es dabei aufgerissen, so dass Bild im Volllicht klappte.
Da der Zug nicht ohne Kreuzung nach Apples kommt, stressten wir nun zur Rampe hinter Yens, wo ein zweites Bild entstand.
Weiter ging es nach Apples, hier setzen die Loks um und drückten den Zug in die Kiesgrube hinter dem Bahnhof. Leider hatte der Lokführer bei dieser Aktion das Rollo runtergezogen. Wir entschlossen uns deshalb zu warten, bis der Zug wieder aus der Grube kam. Vorerst gelangte deshalb auch der Personenverkehr ins Zentrum, der an diesen Tag nur mit zweiteiligen SURF-Triebwagen gefahren wurde.
Rund 30 Minuten nachdem der Kieszug in der Grube verschwunden war, kam er auch schon wieder hervor.
Sofort wurde ein Bild gemacht und eine Verschiebung nach Vufflens in Angriff genommen. Dies jedoch nicht ohne einen Zwischenstopp in Reverolle.
Schliesslich musste der Zug auch auf der Talfahrt kreuzen, so dass wir es danach locker zum Schloss schafften. Beim Chateau hatte der Zug zwar noch nicht besonders viel Frontlicht, doch rechneten wir uns aus, dass er bei der nächsten Fahrt an dieser Stelle wohl gar kein Licht mehr haben würde.
Wie uns der grafische Fahrplan der SBB-Strecke verriet, fährt der Gegenzug am Mittag nicht synchron zur Schmalspur. So reichte es uns an die Stelle bei Perroy, wo wir die Re 420 506 mit dem Normalspurzug festhalten konnten.
Nach einer kurzen Mittagspause ging es zurück an die Schmalspur, wo unsere beiden Ge 4/4 bereits die Bergfahrt angetreten hatten. Sie wurden kurz vor Bussy erlegt.
Danach erkannten wir, dass sich der Zug aufs Kreuzungsgleis stellte. Also stellten wir uns gleich hinter Bussy nochmals auf.
Beim anschliessenden Besuch in Apples wollten wir in die Grube reinschiessen. Obwohl die Grube eingezäunt ist, ginge dies. Allerdings steht der Zug mit zwei Loks, sehr doof am Fahrleitungsmast, so dass kein gutes Bild entstehen konnten. Stattdessen stellten wir uns nochmals oberhalb von Yens auf. Hier hatte es zwar noch nicht viel Seitenlicht, doch war der Zug auch noch nicht da. Die Lokmannschaft hatte offensichtlich Pause, weshalb der Zug diesmal länger auf sich warten liess. Wir entschlossen uns deshalb nach Rolle zu fahren um noch einmal ein Bild der Re 420 zu machen. Wie sich herausstellte taugte die Stelle in Rolle (wir hatten sie übers Luftbild evaluiert) überhaupt nichts. Als einzige Alternative blieb uns Perroy. In aller Eile ging es an die Mittagsstelle, die wir gerade so erreichten.
Zufrieden ging es zurück zur Stelle bei Yens. Die bange Frage war dabei, ob der Zug schon unten in Morges war. Wir begannen zu rechnen und fanden heraus, dass wir das einzig mögliche Fenster knapp verpasst hatten. Unterdessen stellten wir fest, dass im Personenverkehr plötzlich ein SURF-Triebwagen mit Steuerwagen Bt 51 im Einsatz war. Natürlich wurde auch dieser festgehalten.
Da der Normalspurzug erst um 17:20 Uhr wieder in Morges war, bestand noch immer die Möglichkeit, dass der Kieszug oben in Apples stand und Pause machte. Gerade als wir nochmals über mögliche Trassen diskutierten, hörten wir dabei das Makrophon der Lok. Wir hatten ihn also doch nicht verpasst.
Da der Zug in Yens nochmals kreuzen musste, ging es wieder nach Vufflens, wo ein weiteres Bild entstand.
Nach unseren Berechnungen sollte es nun etwa zwei Stunden dauern, bis der Zug seine letzte Bergfahrt antrat. Wir wechselten deshalb an die Strecke nach L’Isle. Hier verkehrte ein SURF-Triebwagen mit Bt 54. Während Bt 51 auf der Bergseite steht, ist dies bei Bt 54 umgekehrt. Da die Züge mit einem nicht symmetrischen Motiv beklebt sind, weisen die beiden Bt unterschiedliche Folien auf. So war der Zug nach L’Isle ein bisschen Abwechslung in der Monotonie der Personenzüge.
Nach dem Bild ging es derweil wieder nach Reverolle. Hier konnte noch einmal der Vergleich mit Bt 51 gemacht werden.
Anschliessend verschwand die Sonne hinter dichtem Schleier. Um eine Ahnung zu haben, wann der letzte Kieszug nach Apples fahren würde, wollten wir jedoch auf ihn warten. Zu unserer Freude fiel die Sonne kurz vor Sonnenuntergang nochmals aus den Wolken. Gerade noch klappte es deshalb mit dem letzten bergfahrenden Kieszug des Tages.
Zufrieden machten wir uns deshalb wieder auf den Heimweg.