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Mit der Garratt durch Simbabwe - Teil 8: Zwischen Kohlestaub und Elefantenschildern

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Mo 17. Juli 2017 Victoria Falls – Victoria Falls
Da sich keiner so recht vorstellen konnte, wie man einen ganzen Tag bei Bruthitze und Kohlenstaub in der Mine überleben konnte, entschieden wir uns an diesem Tag nur nachmittags nach Hwange zu fahren. Dies gab mir die Gelegenheit noch einmal zum Bahnhof zu gehen, um dort den Nachtzug aus Bulawayo abzulichten. Laut offiziellem Fahrplan sollte dieser um acht Uhr kommen. Der Anschlag am Bahnhof (eine Schiefertafel), hatte ihn aber beinahe immer für neun Uhr erwartet. Ich entschied mich daher gegen neun Uhr am Bahnhof zu sein. Eigentlich wollten mich dabei mindestens vier Leute begleiten. Diese sagten jedoch ab, als sie hörten, dass wir noch umziehen mussten. Sollte der Zug zu spät kommen (und davon ging man aus), würde es nämlich knapp werden, um wieder ins Hotel zu kommen. Ich pfiff derweil auf die vernünftigen Argumente der Mitreisenden und wollte es einfach mal versuchen. Es war gerade mal 8:45 Uhr, als ich den Bahnhof erreichte. Ohne Hast schaute ich mir die Einfahrt an. Da gab es eine Stelle mit einem Elefantenschild. An dieser hatte ich allerdings das Problem, dass das Licht schon arg spitz war. So untersuchte ich den nächsten Einschnitt, musste jedoch feststellen, dass er zugebuscht war. So ging es erneut sehr gemütlich zur Einfahrt, wo mich ein Pfiff aus meiner Trance holte! „Wie? Das wird doch nicht?“ Tatsächlich vernahm ich nun ein Dieselgrollen, das allmählich näherkam. Ich knickte in aller Eile einige Äste, stecke mein Tele auf die Kamera und stellte mich auf, um dem Zug auf die Nase zu schiessen. Schon kam er ums Eck gebogen. Da ein Stellwerker allerdings noch eine Handweiche umlegen musste, tat er dies äusserts gemächlich.
Der Nachtzug ist die einzige reguläre Verbindung zwischen Bulawayo und Vic Falls. An der Einfahrt kreuzt er das Elefantenschild, welches die Lokoführer davor warnt, dass auf den nächsten 400km der eine oder andere Dickhäuter auf den Schienen stehen könnte.


Ein Blick auf die Uhr verriet allerdings, dass der Zug pünktlich war. Dank dieser Schweizer Pünktlichkeit hatte ich dann auch noch Zeit unserer Lokmannschaft zuzuschauen, wie sie die Triebstangen der Garratt demontierten um die 15A für den Rücktransport nach Bulawayo vorzubereiten. Auch reichte es noch für einen Milchshake im Cafe ums Eck. Guter Dinge wurden dann die Koffer vom einen ins andere Hotel gebracht, ehe wir mit dem Bus in Richtung Hwange fuhren. Noch einmal gings zu unserem Stammlokal. Offensichtlich wollte das Restaurant dabei einen neuen Rekord aufstellen, anders kann ich mir nicht erklären, wieso das Essen diesmal noch langsamer kam, als bei den letzten Besuchen. Fast schon gestresst ging es daher zur Mine. Dort mussten wir erst einmal Helme fassen. Schliesslich war es diesmal Werktags, weshalb auch die Security auf dem Platz war. Noch einmal wurden nun die Rangieraktionen vor den Förderanlagen festgehalten.
16A 611 verlässt das Minendepot. In mitten von sehr viel Schrott, ist sie die eine, die immer raucht.


Minenatmosphäre pur


Auf dem Weg nach Thomson Junction


Noch einmal erlebten wir, wie dreckig so eine Kohlenmine sein kann. Wie nachhaltig dieser Dreck ist, merke ich spätestens, als ich mich auf einen Haufen mit Kohlestaub stellte und mir dabei schwarze Füsse holte. Der Kohlestaub schlich sich durch Schuhe und Socken und wollte bei der allabendlichen Dusche so gar nicht von meinen Füssen. Dies war in der aktuellen Situation jedoch nicht das akuteste Problem. Viel mehr mussten wir feststellen, dass die Sonne schon wieder sehr tief stand. Eiligst wurden deshalb einige volle Wagen nach TJ gebracht. Sofort setzte die Lok um und holte leere Wagen.
Eiligst wird umgesetzt.


Mit leeren Wagen geht es noch einmal zur Mine


All dies hielten wir im Licht fest. Danach war es allerdings definitiv „Matthäi am Letzten“. Mit einem Bild vom Sonnenuntergang verabschiedeten wir uns derweil in Richtung Victoria Falls.
Sonnenuntergang in der Mine


Di 18. Juli 2017 Victoria Falls – Johannesburg – München – Zürich
Da mein Flug erst um 13:30 Uhr startete, hatte ich an diesem Morgen noch etwas Zeit. Da mir Zimmernachbar Mike von seinem Helikopterflug über die Victoria Fälle vorgeschwärmt hatte, wollte ich die verbleibende Zeit nutzen, um mir das Spektakel ebenfalls von oben anzusehen. Es blieb nur die Frage, ob man den Heliflug so spontan einrichten konnte. Nun wer glaubte, das ginge nicht, der hatte die Rechnung ohne Sam the man gemacht. Ein Anruf am Vorabend hatte mich auf die Liste gesetzt und so wurde ich um 7:30 Uhr beim Hotel abgeholt. Da ich alleine war, musste ich beim Heliport noch auf fünf Mitreisende warten. Nach kurzer Zeit waren diese gefunden, so dass das Abenteuer starten konnte. Da ich alleine war, gab man mir dann auch den Sitz neben dem Piloten. Dies ermöglichte mir eine perfekte Sicht auf die Fälle und die Brücke. Noch einmal konnte ich auch die Streckenführung begutachten, die wie gesagt einen kleinen Umweg nehmen muss um den Sambesi bei den Fällen zu kreuzen.
Die Fälle in ihrer ganzen Pracht. Links ist die enge 180°-Kurve zu erkennen, die aus dem Bahnhof von Vic Falls herausführt. Am rechten Bildrand ist die Strecke kurz zu erkennen, wie sie flussaufwärts nach Livingstone führt.


Nach den Fällen flogen wir derweil noch einige Minuten über den Sambesi Nationalpark, wo es im flachen Land diverse Giraffen, Zebras und Büffel zu bestaunen gab. Nach der Landung liess ich mich zum Bahnhof chauffieren. Der Nachtzug war allerdings erneut pünktlich, weshalb ich nur noch ein Bild von den Rangierarbeiten machen konnte.
Währenddem sich die Sitzwagen bereits in der Abstellananlage (links) befinden, müssen Schlaf-, Generator- und Postwagen neuformiert und auf der anderen Seite an der Zug gehängt werden. Klingt komisch, is aber so, werden sich wohl auch die beiden Eisenbahner gesagt haben.


Zufrieden ging es anschliessend zurück ins Hotel, wo ich mir nochmals eine Dusche genehmigte. Schon war es Zeit für den Transfer zum Flughafen. Im Gegensatz zu Bulawayo erwartete uns diesmal ein grösserer Flughafen, der sogar über Fingerdocks und Souvenirshops verfügte. Auch die Maschine war grösser als jene von Joburg nach Bulawayo. Trotzdem war sie sehr gut ausgelastet. In Joburg hiess es fünf Stunden warten. In dieser Zeit wurde noch einmal ein bisschen gefachsimpelt, ehe sich die Gruppe aus Frankfurt verabschiedete. Rund eine Stunde später bestieg auch ich den Flieger nach München. Zu meiner Freude war der Flug nicht besonders voll, so dass ich vier Sitze für mich hatte und so prima schlafen konnte. Ausgeruht kam ich in München an, wo mich nochmals ein Aufenthalt von vier Stunden erwartet. Zeit genug also um ein Fazit dieser Reise zu ziehen. Ein Fazit das durchwegs positiv ausfällt. Da wäre einmal das Land an sich. Die teilweise unberührte Natur mit den wilden Tieren im Nationalpark war fantastisch. Landschaftlich gibt es sicher spektakulärere Länder. Gerade in der Region um Hwange lassen sich jedoch einige sehr gute Stellen finden. Gewöhnungsbedürftig war anfangs Mr. Easygoing. Nach zehn Tagen war ich jedoch derart entschleunigt, dass ich richtig entspannt war. Kommen wir aber zum wesentlichen: der Eisenbahn. Wie erwartet fanden wir diese in keinem guten Zustand vor. Auch scheint es nicht gerade viel Planverkehr zu geben, weshalb sich eine Reise mit Sonderzügen gelohnt hat. Anders als auf individuellen Touren muss man bei solchen geführten Reisen ab und an einen Kompromiss eingehen. Dies führte dazu, dass ich an einigen Stellen aufs Foto verzichtete. Grundsätzlich hat uns Bernd aber an sehr interessante Orte geführt, so dass wir gute Aufnahmen machen konnten. Auch im Hintergrund wurde gut gearbeitet. Sam mit seinen Connections war dabei wohl Gold wert. Er hat uns Wort wörtlich Tür und Tor geöffnet. Daneben hat er es zusammen mit Bernd aber auch geschafft, die Eisenbahner soweit zu bringen, dass sie ihren Job in sehr guter Manier gemacht haben. Vergleiche ich meine Erfahrung mit all den Reiseberichten, die ich im Vorfeld gelesen habe, so konnten wir wirklich ein Maximum aus der Situation herausholen. Dass trotz all der Bemühungen eine der Garratts mit einem Injektorschaden abgestellt werden musste, war eine logische Konsequenz. Die Lokomotiven sind in einem derart schlechten Zustand, dass ein solcher Schaden zu jeder Zeit passieren kann. Umso mehr sollte man Simbabwe in den nächsten Jahren noch besuchen. Wie lange man in diesem Land noch auf die Garratt zählen kann steht nämlich in den Sternen.