Mit der Garratt durch Simbabwe - Teil 4: Mit Bremsproblemen nach Lukosi
Von Pascal Zingg
Mi 12. Juli 2017 Hwange Safari Lodge – Thompson JunctionDer zweite echte Dampftag war der erste, der die Geschichten rund um Simbabwe bestätigen sollte. Erst einmal ging es jedoch planmässig um 4:45 Uhr in der Safari Lodge los. Mit dem Bus fuhren wir rund 90 Minuten zum Bahnhof von Thomson Junction (TJ genannt). Dort stand auch schon unsere 15A 414 bereit. Ebenfalls war da eine Diesellok des Typs DE6. Hinter dieser simbabwischen Bezeichnung, versteckt sich eine GE U20C mit afrikanischem Kasten. Diese Loks wurden in Südafrika Als Baureihe 33 bezeichnet. Dort sind sie allerdings bereits ausgemustert. Während sich die Diesellok vor den Begleitzug setzte, fuhr auch die Dampflok noch vor Sonnenaufgang an ihren Zug.
Wie schon am Montag schien alles planmässig zu funktionieren. Einzig der Gegenzug nach Victoria Falls musste noch abgewartet werden. Obwohl dies ein Personenzug ist, hatte er an der Spitze einige Kohlewagen angehängt. Diese wurden zusammen mit einer der beiden Zugloks in TJ zurückgelassen. Kaum war die Sonne aufgegangen, sollte unser Zug ausfahren. Aufgrund von Bremsproblemen zögert sich die Abfahrt jedoch etwas heraus. Konkret schaffte man es nicht, das nötige Vakuum aus den Bremsen der Wagen zu saugen. Erst 30 Minuten später gelang die Ausfahrt. Da der Dampf aus den undichten Entwässerungsventilen die Lok und der Rauch die Sonne verhüllte, war diese Ausfahrt gänzlich zum Vergessen. Zudem schaffte man es nach der Ausfahrt nicht die Bremsen zu lösen. Statt aus eigener Kraft in den Bahnhof zurück zu drücken, wurde der Zug danach von der DE6 abgeschleppt. Während rund 90 Minuten wurde nun gebastelt, ehe der Dieselzug kurz vor neun Uhr ausfuhr. Ihm folgte der Dampfzug, der nun um zwei Wagen gekürzt war.
Der DIeselzug verlässt TJ. Die Personenwagen werden von der NRZ auch im Plandienst eingesetzt, weshalb auch dieser Zug als authentisch bezeichnet werden kann.
Die gleiche Stelle wenige Minuten später diesmal mit 15A 414. Man beachte den Kohleschaufler auf dem Tender.
Nun wurde der Dieselzug vor den Dampfzug gekuppelt, weil wir jedoch auf dem falschen Gleis waren, wurde das ganze Packet zurück nach TJ gedrückt. Schliesslich mussten wir nochmals einen Gegenzug abwarten, ehe wir um ca. 9:45 Uhr endlich aus dem Bahnhof raus kamen.
In der Zwischenzeit hatte ich Zeit um einen kurzen Schwatz mit Sam zu halten. Er machte einen müden Eindruck. Dies überraschte jedoch wenig, schliesslich musste er in der Nacht mehrmals zum Bahnhof um sicherzustellen, dass der Heizer auf der Lok nicht eingepennt war. Beim anschliessenden Blick aus dem Fenster zeigte sich derweil, dass die Landschaft rund um den Ort Hwange und die Thomson Junction interessanter wurde. Die Strecke führt hinter Thomson Junction dann auch durch eine 180°-Kehre, die Christine’s curve genannt wird. Wenige hundert Meter danach folgt derweil der einzige Tunnel der NRZ. Hinter dem Tunnel wurde der Dieselzug abgekuppelt und der Dampfzug durch den Tunnel geschickt. Dabei verstand die Lokcrew nicht, wie weit sie zurückdrücken musste. So rollte die 15A so weit hinter den Tunnel, dass sie ausser Reichweite des Funks war. Bernd musste deshalb durch den Tunnel laufen und das OK geben. Schliesslich macht hier in Simbabwe keiner etwas ohne Befehl. Gerade mal 40 Minuten nach dem der Zug zurückgesetzt hatte, kam er dann auch zurück.
Wir liessen ihn nach dem Schuss stehen und fuhren mit dem Dieselzug zur nächsten Brücke. Dort holte uns der Minibus ab, der uns zum Baobab Hotel brachte, wo man eine der besten Stellen in diesem Land ablichten kann. Mit viel Rauch kam der Zug nun um den Hügel geschlichen. All dies wurde nicht nur von den Reiseteilnehmern festgehalten. Nein, da war auch noch eine lokale TV Station, die das Geschehen festhielt.
Für uns war es derweil Zeit für ein Mittagessen in einem lokale Fastfood Schuppen. Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, schliesslich fehlen in diesem Land (mit Ausnahme des Hühner-Frittierers in Vic Falls) die üblichen Verdächtigen unter den Burgerbratern.
Auf dem Weg zum Mittagessen kamen wir an dieser 16DA vorbei. Sie verrichtet ihren Dienst einst in der Hwange Coillery.
Am Nachmittag brachte uns der Minibus nach Old Hwange, wo der Zug bereits wartet. Noch einmal musste wir uns überholen lassen, ehe es kurz nach 15 Uhr in Richtung Lukosi weiter ging. Da Bernds Funkgerät keine Batterien mehr hatte, verpassten wir beinahe den nächsten Fotohalt. Erst einen halben Kilometer hinter der Stelle brachten wir den Zug zum Stehen. Wieder wurde der Dieselteil entkoppelt und der Dampfer setzte zurück. Die Fotografenschar lief derweil zurück zur Stelle, an der es nur ein wenig Seitenlicht gab.
Nach der ersten Durchfahrt probierten wir noch einen Gegenlichtschuss mit einem Boabab Baum. Dieser funktionierte allerdings nicht, weil die Lok den Baum zuqualmte. Obwohl die Lok in Old Hwange Wasser aus dem mitgebrachten Wagen pumpte, meldete die Crew bereits nach diesem Stopp, dass man fast kein Wasser mehr hatte. Weil es zusätzlich noch eine gefühlte Ewigkeit ging, bis der Dieselzug zurück war, verlor Bernd allmählich die Contenance. Für uns gab es derweil nur noch eines, eine Stelle für den Sonnenuntergang musste gefunden werden. Die Stelle dafür fanden wir kurz vor Lukosi. Erst wurde eine Scheinanfahrt im letzten Licht gemacht, dann sollte es noch eine weitere geben für den Silhouetten Schuss auf die Brücke. Da ich den Weg von der Brücke ins Flussbett jedoch zu spät fand, konnte ich dieses Bild nicht festhalten.
Nach einigen Turbulenzen landeten wir somit doch noch im Bahnhof von Lukosi. Hier müsse man noch ein bisschen rangieren, meinte ein Mitarbeiter der NRZ. Dieses bisschen sollte noch einmal läppische zwei Stunden in Anspruch nehmen. Zuletzt schien man erneut Bremsprobleme zu haben, weshalb man ewig lange nicht losfuhr. So war es mir schliesslich vergönnt diese Worte in einem stockdunklen Schnellzugwagen der NRZ zu schreiben. Gegen 20:30 Uhr war es dann geschafft. So konnten wir uns nach einer Dusche dem Grillbuffet des Baobab Hotels widmen. Dass ich zusammen mit meinem Zimmernachbarn eine Dusche nehmen konnte war derweil ein Privileg. Das Hotel ist nämlich in einem schrecklichen Zustand und so gab es nicht in jedem Zimmer eine funktionierende Dusche.