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Mit der Garratt durch Simbabwe - Teil 2: Mit Volldampf nach Cement

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Mo 10. Juli 2017 Bulawayo – Bulawayo
An diesem Montag sollte die Tour so richtig beginnen. Dies galt auch für die Uhrzeit, so verliessen wir das Hotel bereits um 5:30 Uhr. „Früh aufzustehen heisst jedoch nicht automatisch, dass wir früh los kommen“, meinte Bernd noch am Vorabend. Wichtig sei, dass man sich im Depot oder am Bahnhof zeige, so dass die Locals wissen, dass es einem ernst ist. Etwas verschlafen schlugen wir kurz vor sechs Uhr im Steam Depot zu Bulawayo auf. Zur Überraschung aller, fuhr die Lok pünktlich um sechs Uhr zum Bahnhof. Dort stand bereits ein GmP bereit. Dieser bestand vorwiegend aus Flachwagen. Dazu kamen zwei Schiebewandwagen, mehr Güterwagen hatte die NRZ anscheinend nicht zur Verfügung. Am Zugschluss hingen zwei Personen- und ein Packwagen.Genau so fuhr der Zug in den 80er Jahren nach Gweru. Just mit dem Aufgang der Sonne machten wie zwei Scheinausfahrten in Bulawayo. Der Winkel zum Licht war jedoch zu spitz, dass es einen wirklich guten Streiflichtschuss hätte geben können. Besser sah dies derweil beim kleinen Stellwerk von Westgate aus.
Mit Volldampf passieren wir das Stellwerkgebäude beim Westgate.


Nach der Scheinanfahrt legt sich der Dampf über die Gleise und bildet eine besondere Kulisse für die nächste Anfahrt.


Hier wurden die nächsten beiden Scheinanfahrten gemacht. Hinter Westgate dreht die Strecke rund 180 Grad, so dass der Zug nun „richtig“ zum Licht kommen sollte. Die nächsten Fotostopps wurden deshalb für die Ein- und Ausfahrt im Bahnhof Mpopoma genutzt.
Nach einer 180-Grad-Kehre rollt unser GmP in den Bahnhof von Mpopoma.


Die Bahnhofsplamen bilden das Motiv für das nächste Bild.


Bei der Ausfahrt aus dem Personenbahnhof von Mpopoma zeigt sich eines der grossen Probleme der simbawischen Garratts: Die Entwässerungsventile der Zylinder sind extrem undicht.


Weiter führte die Reise durch den Güterbahnhof von Mpopoma, an dessen Ende wir einen Schwefelsäurezug mit südafrikanischen Loks kreuzten. Nach der Kreuzung folgte eine weitere Scheinanfahrt, die von einer Strassenbrücke festgehalten wurde.
Kurz hinter dem Güterbahnhof von Mpopoma lassen wir den nächsten Rauchpilz steigen.


Nachdem wir das Dieseldepot passiert hatten, gings auch schon zum nächsten Stopp. Diesmal musste allerdings noch etwas Grünpflege betrieben werden. Für diese Aktion hatte Bernd eigens eine Truppe von Slashern aufgeboten. Ausgerüstet mit Macheten erlegten diese in den nächsten Tagen jegliches Grünzeug, dass uns im Wege stand.
Unser GmP passiert das Gleisdreieck des Dieseldepots.


Kurz nach diesem Stopp, kam es zu einem Fotostopp an einer Fussgängerbrücke. Da das Licht sehr spitz war und die Front einer Garratt doch eher nichtssagend ist, schenkte ich mir diese Aufnahme. Interessant war die Anweisung von Bernd, dass unser lokaler Reiseführer Sam doch bitte einige Locals auf die Brücke stellen sollte. Was bei uns ein Ding der Unmöglichkeit wäre, ist in Simbabwe kein Problem. Kaum hatte Bernd seinen Wunsch ausgesprochen, standen auch schon gegen zehn Jugendliche auf der Brücke. Weiter ging es mit einem letzten Stopp kurz vor Cement.
Kurz vor Cement lassen wir es noch einmal rauchen.


Warum der Ort einen solch kuriosen Namen hat, erfuhren wir indes etwas später, als unsere Garatt neben einem grossen Zementwerk zu stehen kam. Nach dem die Lok Wasser gefasst hatte, wollte ich unbedingt noch eine Scheinanfahrt vor dem Zementwerk. Diese wurde mir auch tatsächlich gewährt.
Die von mir gewünschte Scheinanfahrt beim Zementwerk von Cement.


Obwohl es erst kurz nach 11 Uhr war, verabschiedeten wir uns nun vom Zug und dessen Lokpersonal. Die Jungs hatten prima Arbeit geleistet und die Fotostopps wie angewiesen ausgeführt. Dass Bernd dabei auch Anweisungen geben konnte, wie viel Rauch und Dampf die Lok produzieren sollte, überraschte mich ein bisschen. Schliesslich hatte es im Vorfeld geheissen, dass es in diesem Land vor allem Dilettanten gibt. Dieses Cliche wollte die Lokcrew an diesem Tag wohl endgültig aus dem Weg schaffen. Nach getaner Arbeit verschoben wir uns mit dem Bus wieder in die Stadt. Bei der Fahrt dorthin sah man die Probleme Simbabwes offensichtlich. So waren die meisten Fabriken geschlossen. Kein Wunder also, dass das Land wirtschaftlich am Boden ist. Im Stadtzentrum von Bulawyo verpflegten wir uns mit einer Pizza, ehe ich am Flughafen anrief, um nach meinen Gepäck zu fragen. Man würde mich in zehn Minuten wieder anrufen hiess es. Natürlich verstrichen die zehn Minuten, ohne dass etwas passiert wäre. Als ich mich 30 Minuten später nochmals nach meinem Koffer erkundigen wollte, rief Sam aufs Zimmer an. Mein Koffer hatte es tatsächlich geschafft. Sam fuhr mich deshalb zum Flughafen. Dort nahm mich eine Dame vom Lost and Found in Empfang. Zusammen gings durch die Sicherheitskontrolle in den Abflugbereich. Von dort wiederum via das Rollfeld zum Ankunftsbereich. Durch den unbesetzten Zoll gelangten wir schliesslich zu einem Büro, wo mir mein Koffer gereicht wurde. Diesen musste ich noch kurz vorzeigen, ehe es zurück ins Hotel ging. Da die anderen bereits auf dem Weg ins Depot waren, kam es mir nicht ungelegen, dass Sam meinte: „I’m sorry Pascal, I’m a Formula one driver.“ Mit zeitweise 140 km/h (erlaubt sind maximal 120km/h) bretterte er zurück in die Stadt. Irrwitziger Weise passierten wir dabei zwei Polizei-Kontrollen, wobei Sam die zweite so spät sah, dass er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Die Polizei hatte jedoch gerade Feierabend und winkte uns zur Freude von Sam, durch. Im Hotel angekommen, wanderte mein Koffer kurzerhand aufs Zimmer, ehe es zum Depot ging. In der Werkstätte angekommen, trafen wir als erstes auf Aaron. Der gute war einen Tag später aus England angereist und stapfte nun zur Belustigung aller in Flipflops durchs Gelände. Dies weil auch sein Gepäck den Weg nach Bulawyo ebenfalls nicht rechtzeitig geschafft hatte. Vorerst war dies jedoch Nebensache, denn nun stand die 14A 525 auf der Drehscheibe.


Die 14A 519 auf der Drehscheibe in Bulawyo


Nachdem auch diese Bilder im Kasten waren fuhren wir zum Museum. Das Museum erinnerte mich im entferntesten an Baquedano in Chile. Auch dort standen haufenweise Schrottloks rum. Im Gegensatz zu Südamerika, war dies jedoch ein richtiges Museum. Das interessanteste Exponat dürfte derweil der Salonwagen von Cecile Rhodes sein, der in einer dunklen Halle steht. Ich interessierte mich jedoch mehr für die Schrottloks. So zum Beispiel für eine der letzten 20A. Leider ist zur Zeit keine dieser Loks mehr in Betrien, so sollten wir während dieser Reise keinen solchen Riesen unter Dampf sehen.
Die 20A im Museum zu Bulawayo, bitte nicht zu genau hinschauen, sonst fällt sie auseinander!


Nachdem der grosse Rosthaufen im Kasten war unterstütze ich das Museum noch mit dem Kauf eines Lokschildes. Anschliessend ging es zurück ins Hotel. Abendessen und Networking an der Bar stand nun noch auf dem Programm.