Betrunkene Finnen und verregnete Trolle 18: Fotografieren in Vieren und Regen in Bergen
Von David Gubler
Sonntag, 25.09.2016Tschüss, Huerz! Bis nächstes Mal!
Nun, etwas mehr Zeit übrig zu haben ist ja bekanntlich nicht verkehrt, deshalb machte ich mich gleich auf die Suche nach einem Ticket nach Oslo. Was mir bisher nicht so richtig klar war: Flytoget ist nicht NSB. Für Flytoget gibts hier sogar Bahnsteigsperren. Nur eine Übersicht, wann was fährt, fand ich irgendwie nirgends. Mein Interrail-App kannte drei Verbindungen pro Stunde, wie sich herausstellte waren das alles NSB-Verbindungen.
Die Optionen waren: 92 Öcken für die NSB-Verbindung und fast zweihundert für Flytoget! Haben die noch alle Tassen im Schrank? Wer bezahlt das?!?
Die NSB-Automaten wurden aber gerade überrannt… auf der einen Seite der Abgänge. Auf der anderen Seite war keine Seele, und so kam ich sofort zu meinem Billett. Wenige Minuten später fuhr auch gleich „mein“ Zug, ein Flirt nach Drammen.
Der Zug war gut gefüllt, für mich gab es noch einen Klappsitz im Eingangsbereich. Bei 200 km/h über die Neubaustrecke stellte sich leider einmal mehr heraus, dass der Flirt dafür halt nicht so ausgelegt ist - es vibrierte und lärmte ganz gehörig.
In Oslo hatte ich nun eher genug Zeit totzuschlagen. Eher gelangweilt ging ich mal zum Bahnhof raus. Da waren die Trams gerade schön im Licht - das wär doch was! Es fuhrt gerade eine AlsandoBreda-Büchse durch, die verpasste ich aber. Etwas später kam ein Düwag vorbei…
… und noch etwas später wieder ein AlsandoBreda-Tram.
Was auffällt: Beide Typen sind in grauenhaftem Zustand, die Farbe blättert ab und bei den Düwags ist überall Rost sichtbar. Da steht wohl eine grössere Bestellung an. Da man in Bergen offenbar mit den Variobahnen zufrieden ist, besteht da wohl eine grössere Chance, dass hier bald Stadlerbüchsen fahren…
Nun wollte ich aber noch kurz einkaufen, da ich nicht wusste, ob ich in Voss Proviant für die nächsten 2 Tage kriege (also Läden hat es natürlich in Voss, aber wann die geöffnet sind wusste ich nicht). Unser Coop im Hauptbahnhof war jedoch geschlossen (was, echt? Ja ich weiss, ist Sonntag, aber trotzdem), ein kleiner verstopfter Laden ein paar Ecken weiter hatte jedoch auf und das Nötigste im Angebot.
Mein Regiontog stand inzwischen bereit und ich machte es mir bequem. Der Zug war bis zum letzten Platz ausgebucht (keine Tickets mehr erhältlich) - spontanes Bahn fahren wollen kann hier ganz schön in die Hose gehen.
Die Fahrt vertrieb ich mir mit Bilder bearbeiten und hochladen, und einige Stunden später spuckte mich der Zug pünktlich in Voss aus und ich enterte mein Zimmer in der Jugendherberge (10 Minuten vom Bahnhof).
Vier Tage bleiben noch (Freitag ist Reisetag). Was da wohl noch geht? Eins kann ich an dieser Stelle erzählen: Die Wetterprognosen sind mässig bis grauenvoll, es soll in Finse gar Schnee geben. Uh-oh.
Montag, 26.09.2016
Der Plan für heute? Die Wetterprognosen versprechen für heute noch wechselhaftes Wetter, im Gegensatz zum Rest der Woche, da soll es eigentlich nur noch regnen oder schneien. Der Blick aus dem Fenster war zwar grundsätzlich erfreulich, viel Blau am Himmel. Also versuchte ich das angedachte Programm mal.
Die Idee war, den Hügel von vor zwei Jahren nochmal zu besuchen, da gehen Aufnahmen in beide Richtungen noch deutlich besser als letztes Mal. Die Stelle ist meines Erachtens etwas vom Besten, was die Bergenbahn zu bieten hat, also kann man da schon etwas Aufwand investieren.
Da die Stelle sowieso nur mit viel Fussmarsch erreichbar ist, bot sich die Anfahrt mittels Regionalzug an. Problem: Der erste Regionalzug verlässt Voss erst um 10:01, dadurch verpasst man den Regiontog eine Stunde früher, der ebenfalls umsetzbar wäre, und natürlich den Regionalzug selbst. Die Rückfahrt ist zeitlich relativ gut, ca. 17:20. Dazwischen gibts drei weitere Regionalzüge (nein, nicht pro Richtung), vorher und nachher gar keinen. Das Angebot ist eher dürftig, und verpassen sollte ich die Rückfahrt besser nicht…
Am Bahnhof war ein riesiger Trubel, wohl gegen 100 Asiaten wollten ebenfalls auf den Zug, sicherlich nach Myrdal. Ich kaufte kurz die Tickets am Automaten, und ein paar Minuten später kam der Zug pünktlich aus Bergen an. Die ganzen Asiaten stiegen zum Glück hinten ein, so dass es vorne gemütlich war.
Erst mal galt es herauszufinden, wie die Halteanforderung funktioniert, denn Halteanforderungstasten gibt es keine. Ganz einfach: Der Zugbegleiter geht durch den Zug und fragt jeden Fahrgast wo er hin will, anschliessend teilt er das Resultat dem Lokführer mit. Je nach gewünschtem Ausstiegsort muss man sich in den vordersten Wagen begeben, da zum Teil die Perrons nur für ein Fahrzeug reichen. Wenn man Zusteigen will muss man sich einfach auf den Perron stellen, der LF hält dann „auf Sicht“. Signale gibt es dafür keine. Und wenn der Lokführer wartende Fahrgäste zu spät sieht, wird der Zug halt per Magnetschienenbremse ruppig angehalten, wie ich schon an der ersten Haltestelle demonstriert bekam.
Der Zug war, wie hier üblich, ein Bm 69. Die Fahrzeuge sind trotz 3+2-Bestuhlung relativ komfortabel (ok, bei Vollbesetzung wohl nicht) und sehr laufruhig, daran könnte man sich gewöhnen.
Ich stieg in Vieren aus, auch so ein kurzer Bahnsteig mit Treppe ins Schotterbett runter. Da der graphische Fahrplan gleich nachfolgend einen Güterzug versprach, eilte ich an die bekannte Stelle am See. Das Wetter hatte gerade eine verhältnismässig gute Phase, und so gab es gleich das erste Sonnenbild!
Für den aus Myrdal zurückkehrenden Lokal hatte ich irgendwie keine gescheite Idee, ausserdem wars inzwischen wieder dunkel wie in einer Kuh. Ich machte mich daher stattdessen auf den Weg zu meinem Hügel, schliesslich war in den nächsten anderthalb Stunden auch keine Zugbewegung zu erwarten.
Oben angekommen folgte die erste Ernüchterung: „Hinten“ runter (Züge von Voss her) war der Hang schon ziemlich kahl - das mit der Herbststimmung war hier auch schon besser. Kurioserweise hatten viele Bäume keine Blätter mehr, andere dagegen waren noch grün. Irgendwie nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.
Die nächste Zugbewegung war der erste Regiontog des Tages aus Oslo nach Bergen, der auch pünktlich weit hinten auftauchte. Das Wetter hatte aber andere Pläne, und so kam lediglich ein gruseliges Dunkelbild heraus, das ich euch erspare. Stattdessen ein Griff ins Archiv: Vor zwei Jahren war das Wetter ähnlich wechselhaft, ein kleiner Sonnenspot peppte das Ganze aber gehörig auf, und die roten El 18 sind natürlich auch Geschichte:
Nun gut, vielleicht klappt es ja beim CargoNet-Zug aus Bergen? Zwischendurch gab sich die Sonne ganz schön Mühe, und tatsächlich, der Zug kam in einem günstigen Augenblick vorbei - ein paar Container mehr wären aber nett gewesen ;)
Beim folgenden Regiontog aus Bergen dagegen wollte das wieder nicht so richtig, dieser kam im Dunkeln.
Das war es leider schon, das Programm von hier oben. Auf dem Weg zurück um den See (mit Ziel Upsete) gab das Wetter alles:
Nützte nur leider wenig, da der Fahrplan wieder mal ein über stündiges Loch hatte. Lediglich ein Fahrleitungstriebwagen kam im Halblicht vorbei.
In Upsete setzte ich mich in den Hang oberhalb der Station. Beim ersten Regio - der nicht hält (auch nicht auf Verlangen), weiss der Geier wieso - gab sich das Wetter nochmal kurz Mühe, und schenkte mir einen kleinen Sonnenspot...
… um anschliessend so richtig definitiv abzusaufen, so auch für die CargoNet-El 14 mit Güterzug. Aber man kann ja aufhellen, nicht wahr.
Langsam nahte die Abfahrtszeit meines Regios. Für den folgenden Regiontog nach Bergen hätte es zwar zeitlich noch gereicht, das Wetter motivierte aber nicht zum Verweilen; eine Regenfront war im Anzug. Ich schaute dem Regiontog daher vom Bahnsteig her zu.
Kurz bevor mein Lokal kam begann es noch zu schiffen; toll… mich im Warteraum zu „verstecken“ getraute ich mich nicht, denn, wie schon gesagt, Zug verpassen ist keine Option. Zum Glück kam er dann auch pünktlich - wie übrigens alle Züge heute. Sie können es schon, wenn sie wollen, die Norweger.
Die Rückfahrt war dann ab Ørneberget wieder weitgehend in der Sonne, logisch, oder ;)
Zurück in Voss gab es eine kurze Dusche und anschliessend habe ich noch das kulinarische Angebot abgecheckt, und landete am Schluss in einem neuen, kleinen Lokal, in dem es den üblichen Semi-Fast-Food zu vernünftigen Preisen (für Norwegen) gab.
Die schwierigere Frage war, was ich morgen tun wollte. Dasselbe Programm wie heute motivierte irgendwie wenig, zumal es gemäss Wetterprognose morgen ab ca. 10:00 nur einmal schiffte - yr.no hatte inzwischen sogar eine Wetterwarnung mit Sturm und Starkniederschlag, toll… Mit dem Zug nach Bergen fahren war eine Option, aber auch nur mässig spannend, das haben wir vor zwei Jahren schon gemacht. Ich glaub ich bleib morgen einfach mal Bett und gucke dann weiter…
Dienstag, 27.09.2016
Nun, mangels besserer Ideen und besserer Wetterprognosen entschied ich mich, doch nach Bergen zu fahren. Am Bahnhof wunderte ich mich einmal mehr über das norwegische Ticket-System: Obwohl zwischen Voss und Bergen Bm 69 mehr oder weniger im Stundentakt verkehren und meist mehr als genug Platz haben, werden nur Tickets mit Zugbindung verkauft, und das auch nicht online. So war das natürlich nix mit dem Retourbillett, da ich ja nicht wusste, wann ich zurück wollte.
Daneben kaufte ich auch noch das Ticket für den Regiontog nach Finse für morgen, da ein ausgebuchter Zug zwar eher unwahrscheinlich, aber ein echtes Problem wäre.
Die Fahrt nach Bergen war angenehm. Draussen schiffte es wie aus Kübeln.
Der Bahnhof Bergen war innen aktuell gar kein schöner Anblick, sondern eine riesige Baustelle. Es sah so aus als würde die Halle saniert, es war jedenfalls ein temporärer „Schutzboden“ montiert, so dass man das Dach selbst nicht sah. Der Fahrgastbereich war mit Gerüsten vollgestellt.
Eine Fahrt mit der Bybanen musste natürlich sein. Bei unserem letzten Besuch fuhr sie nur bis Lagunen, inzwischen wurde die Strecke bis Birkelandsskiftet verlängert. Der letzte Abschnitt bis zum Flughafen war noch im Bau und wird wohl 2017 eröffnet. Jedenfalls hier ein Bild von der Endstation Birkelandsskiftet.
Letztes Mal haben wir das mit der Tageskarte ja nicht hinbekommen, da wir nicht geschnallt haben, dass man die gekaufte Tageskarte dann noch im Fahrzeug aktivieren muss. Ich habe mir deshalb diesmal die Benutzerführung genau angeschaut: Auf dem Ticketautomaten gibt es einen Hinweis auf die Aktivierung, aber dieser Hinweis ist auf Norwegisch, auch wenn der Automat auf Englisch eingestellt ist. Auf den Infoplakaten an den Haltestellen steht davon garnix. Die gekaufte RFID-Karte kann man auch an den Automaten halten und er zeigt die Tageskarte an, aber aktivieren kann man sie am Automaten nicht (!). Die Aktivierung geht nur im Fahrzeug - natürlich wieder nur mit norwegischem Benutzerinterface. Insgesamt für ahnungslose Touristen absolut untauglich.
Neben den ganzen fünfteiligen Variobahnen waren inzwischen auch siebenteilige in Betrieb, ich konnte jedoch nicht erkennen, ob das neue Fahrzeuge oder verlängerte fünfteilige waren. Der zusätzliche Platz wird primär für ein Multifunktionsabteil genutzt.
Anschliessend streifte ich noch ein bisschen durch die Stadt und ein paar Einkaufszentren, da das Wetter sich leider an die Prognose hielt: Es schiffte den ganzen Tag, kombiniert mit böenartigem Wind.
Zurück ging es dann wieder im Bm 69, wobei ich leider zu spät checkte, dass ein paar Minuten vorher ein Regiontog mit B5-Wagen gefahren wäre - soweit ich mich erinnere bin ich noch nie B5 gefahren.
Das wars für heute - morgen gehts nach Finse. Der Wetterbericht wird immer besser, jetzt gibts auch für dort oben neben der Sturmwarnung auch noch eine Niederschlagswarnung. Na hoffen wir mal, dass wenigstens die Bahnstrecke nicht wieder weggespült wird wie eine Woche nach unserem letzten Besuch in 2014…