Sommer am Kap - Teil 2
Von Christof Hofbauer
Dienstag, 26.01.2016Ich schaffe es vor dem Handy-Wecker aufzuwachen. Erspart mir nicht nur einen nervigen Weckton, sondern bringt meinem Mitbewohner auch noch einige Minuten mehr Schlaf in der Zeit, in der ich unter die Dusche hüpfe. Erstmal geht es aber hinaus auf die Terrasse: Wetterguck!
Gar nicht so einfach, denn die altehrwürdige Holztür klemmt ziemlich und es bedarf schon etwas Geschick sie ohne allzu große Lärmentwicklung auf zu bringen. Dafür erwartet mich draußen ein sonniger Morgen. Der Wetterbericht hatte also nicht gelogen. Ja nu, fast, würde ich sagen. Denn zwar ist es über uns blau, aber an den Bergen treiben sich noch dicke Wolkenfetzen herum. Ach die werden sich schon noch auflösen in der Hitze des kommenden Tages, oder?
So, jetzt nicht mehr lange getrödelt, sich sputen ist nämlich angesagt. Das Zeitfenster, das wir zur Verfügung haben ist nicht gerade recht groß. Die Sache ist die, fährt der Zug wie gestern, dann ist er so gegen acht oder kurz danach hier. Hier heißt: vorne am Bahnübergang, gut einen Kilometer weit entfernt. Wir haben gestern nach mühsamen Verhandlungen ein Vorziehen der offiziellen Frühstückszeit von 8:00 Uhr auf 7:30 Uhr erreicht. Bedeutet: Bis 7:30 Uhr müssen wir fertig, die Koffer gepackt und alles im Auto verstaut sein. Dann Schnellfrühstück bis 10 vor, danach hurtiger Abflug und hoffen, dass das Hölzchen noch da ist, wo es gestern hingesteckt wurde.
Gezahlt hatte ich gestern schon bei Peter. Oder besser gesagt, ich hatte versucht zu zahlen. Denn wie sich herausstellte beherrschte er den Kartenleser nicht wirklich und so mussten wir diverses Plastikgeld probieren, bis Eingabe und dargereichter Träger von Giralgeld wirklich kompatibel waren. Wenigstens waren wir beide in dem festen Glauben dass das so gewesen war. Ein Fehler wie sich noch heraus stellen sollte.
Aber davon weiß ich noch nichts als ich dynamisch aus dem Bad stürme und versuche meinen Mitreisenden auf dieselbe Motivationsstufe zu hieven. Ist schwerer als vermutet, denn trotz der positiven Antwort auf seine Frage nach dem Wetter kämpft er doch noch heftig mit den Laken, murmelt etwas von unruhigster Nacht ever und kommt nur sehr zäh in die Gänge. Irgendwie haben wohl die diversen Sorten Wein heute Nacht Ringelreihen gefeiert, so der Kommentar. Aber es gibt kein Erbarmen, raus, raus, fertig machen, Koffer packen, die Zeit drängt. Aber wie immer holt er mühelos meinen Vorsprung auf und als ich endlich zum dritten Mal kontrolliert habe, ob alles eingepackt ist, steht er schon abmarschbereit in der Tür.
Raus in die Sonne, jaaaa, in die Sonne! Auto beladen und schon stehen wir im großen Speisezimmer. Noch sind die fleißigen Helferinnen dabei das Frühstückbuffet aufzubauen und draußen die Terrasse vor dem kleinen Pool herzurichten, doch wir müssen schon loslegen, denn wir haben ja keine Zeit. Es ist schlichtweg ein Jammer! Die Frage drängt sich auf, warum fährt der einzige Güterzug denn schon vor der Frühstückszeit oder anders gefragt, warum haben wir so ein doofes Hobby. Hab ich schon mal erwähnt dass ich manchmal davon träume Briefmarkensammler zu sein, einfach nur Briefmarkensammler?
Es ist zwar kein Englisches Frühstück was hier zum Verzehr bereit steht, aber ehrlich, meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, erst recht beim Anblick der diversen, leckeren Chutneys die es gibt. Zusammen mit Müssli, Wurst, Käse, Brötchen und und und lassen sie keine Wünsche offen. Wollen wir wirklich weg und nicht den Rest des Urlaubs hier verbringen? Wir wollen! Die Bahn ruft!
Zügig geht’s nun vor zum Bahnübergang. Und mal ganz ehrlich, ich habe immer ein Ohr nach draußen gehalten in der Furcht, es irgendwann ganz weit entfernt dieseln zu hören. Aber, es blieb ruhig und unser Ästchen am Bahnübergang gibt uns brav die Bestätigung: Der Zug ist noch nicht durch.
Unsere analoge Zugdurchfahrtsmeldeeinrichtung, in Stellung „Stöckchen noch da, Zug noch nicht durch!“ Perfekt, so haben wir uns das gewünscht.
Schon gestern hatten wir beschlossen hier das erste Bild des Tages zu machen, so mit dem netten Gebäude des angrenzenden Reiterhofs im Hintergrund. Dabei hatten wir nur zwei Dinge übersehen. Einmal, dass die Sonne um die Uhrzeit schon zu weit rum sein könnte für Seitenlicht, und dass jemand genau in die Fotostelle ein oder besser gesagt zwei alte Schienenstücke hochkant eingegraben hatte.
Hm, von der anderen Seite ist’s aber auch nichts. Erstens fehlt der Hintergrund, zweitens ist dann das Stopp-Schild im Weg. Also auf der „dunklen Seite“ bleiben und auf die Nase schießen. Wird schon was gehen. Und wenn nicht, wir wollen ja eh noch ein Stück hinterher. Zwei Stellen dafür habe ich mir schon im Kopf für den Zug vermerkt. Die sind gleich ums Eck und somit noch locker in unserem Zeitbudget. Wenn er denn jetzt bald mal kommen würde *tröööööt* na, wer sagt‘s denn? Da is er ja! Aber was ist das???
Haben die nicht irgendwas vergessen? So ganz alleine kommen an diesem Morgen 35-486 und 35-053 nahe Ashton daher.
Was ist jetzt ärgerlicher. Der reine Lokzug aus Lastmangel oder die Tatsache, dass mit der 486 eine Maschine vorne läuft, die wir gestern schon hatten, während die 053 „neu“ wäre? Soll ich euch was sagen? Es ist beides egal! Gut wenn ich die Wahl hätte zwischen Güterwagen dran oder 053 vorne, würde ich Variante zwei wählen, aber so ein Lokzug kommt beim gleich geplanten Querschuss schon recht gut.
Etwas anderes macht uns mehr Kopfzerbrechen, die beiden sind mit ordentlichem Tempo unterwegs. Also nicht dass sie rasen, aber zockeln kann man das auch nicht nennen. Und wir haben noch die bekannte ellenlange Ortsdurchfahrt von Ashton zwischen uns und der nächsten Fotostelle. Nur gut, dass wir das Auto schon startbereit geparkt haben. Kurz vor dem Ortseingang sind wir dann auch schon wieder auf gleicher Höhe, müssen dafür aber noch eine ganz schöne Ecke ausfahren. Reichen tut es trotzdem, nicht zuletzt weil Nil gleich rechts neben der Straße parkt, also in dem Fall entgegen der Fahrtrichtung.
Die beiden leer fahrenden Maschinen haben Ashton hinter sich gelassen und kommen nun, nahe Zolani, die Steigung herauf.
Es war eine ziemliche Zitterpartie, also lichttechnisch meine ich. Denn während sich vor uns weitestgehend blauer Himmel zeigt, hängen hinter uns über den Bergen dichte Wolken. Und genau dort ist die Sonne eingetaucht. Erst im letzten Moment hatte sie dankenswerterweise ein paar Strahlen durchgeschickt.
Hat es geklappt mit den Bildern, war die Einstellung noch richtig? Es bleibt keine Zeit zu schauen, die nächste Fotostelle ist quasi ums Eck. Ein kleines Wäldchen, dass wir gestern gesehen haben und das es uns angetan hat. Die Streckenführung zeigt für mich einfach mal wieder so richtig den Charakter dieser Bahnstrecke.
Während sich im Hintergrund die Wolken an den Bergen stauen, beleuchtet die durchbrechende Sonne bereits die Strecke. Laut tutend kommen 35-486 und 35-053 von Ashton her gefahren.
Kaum zu glauben, dass es sich hier um die ehemalige Hauptstrecke von Capetown nach Port Elizabeth handelt, auf der früher schwere Personen- und Güterzüge unterwegs waren. In diesem Blickwinkel erinnert sie eher an eine Waldbahn. 35-053 und 35-486 sind an diesem Morgen mangels Last als Lokzug in Richtung Voorbaai unterwegs.
Ein Blick auf die Uhr sagt uns: Wir haben noch Zeit! Und ein Blick an den Himmel: In Richtung Bonnievale trübt kein Wölkchen den Sonnenschein!
Also nichts wie hinterher und die Stelle angefahren, die wir uns gestern markiert hatten für Sonne. Und von der Länge her ist dort ein Lokzug sogar ideal. Problem ist es keines die beiden Maschinen wieder zu überholen, selbst ohne Last sind sie in den Kurven und Kehren hier im Hügelland deutlich langsamer als wir unterwegs. Und auch die wieder lange Ortsdurchfahrt von Bonnievale kostet uns nicht so viel Zeit, als dass wir an der Stelle nicht noch ordentlich auf die beiden warten müssten.
Zugegeben, gerade werde ich ein bisschen schwach! Zu schön leuchten die beiden Maschinen in der Morgensonne! Zu schön sind die Kontraste mit dem Grün der Reben und dem Blau des Himmels! Aber wir haben einen Plan, und wenn man einen Plan hat, dann sollte man den auch einhalten. Nicht immer, aber heute scheint es uns angebracht. Ein Entschluss, den wir im weiteren Tagesverlauf noch mehrmals in Zweifel ziehen werden!
Zuerst geht’s aber mal zurück und über Montagu und die Berge hinüber zum Hexrivier-Pass.
Um nach Montagu zu kommen, müssen wir erst einmal wieder zurück nach Ashton, dessen erste Häuser man links unten erkennen kann.
Montagu ist ein kleines Städtchen mitten in den Bergen, dessen Gebäude im Zentrum in der Mehrzahl noch aus der Kolonialzeit stammen dürften.
Mit einem Zick-Zack Fahrmanöver durch die Straßen des geometrisch aufgebauten Ortskerns haben wir es geschafft an einem langsam kriechenden LKW vorbei zu kommen. Gut, denn gleich hinter dem Ort geht es beständig aufwärts, bis sich die Straße schließlich in Serpentinen steil nach oben windet. Hinauf auf ein Hochplateau in den trockenen Bergen. Wir befinden uns am Rande der Karoo.
Vorgestern sind wir hier schon mal unterwegs gewesen, nur in der anderen Richtung und irgendwie kam mir das kürzer vor. Als ich dieses Gefühl laut ausspreche und den Verdacht äußere, dass ich wohl ab und zu eingeschlafen sei und so den ein oder anderen Kilometer wohl verpasst hätte, fängt Nil an zu grinsen: „Den ein oder anderen?“
Es müssen wohl etliche gewesen sein. Is mir etz scho a bisserl peinlich…….
Doch hier oben gibt es noch mehr zu entdecken als weitgeschwungene Hügel und den Blick auf die Berge, kreuzt doch, unweit von Matroosberg, die Straße die ehemaligen Trassen der Bahn über den Hex-River Pass.
Anfang der 70er des 19. Jahrhunderts beschloss die Regierung den Bau einer Eisenbahnlinie von Kapstadt in Richtung Kimberly. Dort, in der Stadt des „big hole“, waren Jahre zuvor Diamanten gefunden worden. Neben der Erstellung des Anschlusses der Stadt an die Küstenregion, sollte die Trasse auch dabei helfen, das Landesinnere besser zu erschließen.
Im Jahr 1877 konnte dann die erste Strecke von De Doorn über die Hex-River Mountains nach Kleinstraat am Rande der Karoo-Hochebene eröffnet werden. Der Kulminationspunkt der Linie lag dabei Nahe Matroosberg auf 959 m. In unzähligen Windungen, mit Steigungen von bis zu 25%o, Kurvenradien bis 100 m und einem kurzen Scheiteltunnel überwand man den Kap-Faltengürtel.
Übrigens, glaubt man den diversen Quellen, so liegt genau hier der Ursprung des 1.067 mm Netzes in Südafrika. Hatten nämlich andere bisher gebaute Linien Normalspur besessen, so wie die Verbindung von Kapstadt nach Wellington, entschied mach sich aufgrund der engen Bögen und der kostensparenderen Bauweise für die Linie über den Pass für die Spurweite 1.067. Zuerst behalf man sich im erwähnten Normalspurabschnitt noch mit einer dritten Schiene, spurte die Strecke dann aber später um. So war quasi die „Kapspur“ geboren.
Gut 50 Jahre war die Strecke nun so in Betrieb, bis ab den 20ern in Teilen eine neue Linienführung gebaut wurde. Ziel war es einerseits die engen Bogenradien zu eliminieren, andererseits die Strecke für größere Fahrzeuge tauglich zu machen. Hierfür entstand auch gleich neben dem ersten Scheiteltunnel ein zweiter mit vergrößertem Profil.
Noch heute lassen sich an den aufgelassenen Trassen die Unterschiede erkennen. Wie auf alten Strecken üblich windet sich die Linie von 1877-78, das Gelände mit einbeziehend, durch die Landschaft, während die begradigte Trasse mit deutlich mehr Kunstbauten und mit langen Bögen ausgeführt wurde.
Kurz hinter Matroosberg lassen sich die Unterschiede in der ehemaligen Linienführung noch heute gut erkennen. Rechts oben die Trasse von 1878, die sich noch möglichst ohne Kunstbauten, in vielen engen Kurven und Kehren dem Gelände anpasst. Links im Einschnitt die begradigte Trasse aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie wurde gebaut um die Abschnitte mit besonders engen Radien zu entschärfen und die Linie für den Einsatz größerer Maschinen fit zu machen.
Deutlich begradigt und mit mehr Kunstbauten wie Brücken, Dämmen und Einschnitten ausgeführt, läuft die Trasse aus den 30ern des letzten Jahrhunderts.
Doch obwohl nun die Kurvenradien an den Rest der Strecke in Richtung Johannesburg angepasst waren, ein Problem blieb. Die Steigungen bis 25%o, die weiterhin das Gewicht der Züge reglementierten. Daher gab es schon in den 40ern Überlegungen, die Berge mittels mehrerer Tunnels zu unterfahren. Ab 1946 gab es dann verschiedentlich Versuche dieses Projekt umzusetzen, die aber alle aus Geldmangel immer wieder eingestellt werden mussten, bis es dann schließlich 1989 soweit war und die Route durch die Hex-River Tunnel 1 bis 4 eröffnet werden konnte.
Für die Abwicklung des Bahnverkehrs eine Erleichterung, bedeutete dies aber das Aus der sicherlich von vielen Touristen und Reisenden wegen ihrer Führung und Aussichten geliebten Bergstrecke. Mittlerweile sind die Schienen auf weiten Abschnitten heraus gerissen, nur aus Richtung De Doorns gab oder gibt es Touristenfahrten mit einem umgebauten (Schienen-)Traktor und einige leichten Aussichtwägelchen. Diese Touren führten über den westlichen Abschnitt hinauf bis zur Station Osplaas. Von dort ging es dann zu Fuß durch den Scheiteltunnel bis zur Station Tunnel. Und die heißt wirklich so.
Nun aber genug von der Eisenbahnarchäologie, wir tauchen buchstäblich wieder ab in die Wirklichkeit des hier und jetzt. Will meinen, es geht runter an die Hauptbahn. Und da wir noch Zeit haben bis zum Premier, der als erstes auf unserem Zettel steht, biegen wir an der Hauptstraße erstmal nach rechts ab. Wir wollen die Zeit nutzen und uns in Touwsrivier, der ersten Ansiedlung nach dem Hex-River Tunnel, umschauen.
Der Bahnhof dort ist nicht unfotogen und für den vormittäglichen Westfahrer könnte man was in der Kurve hinter der Ausfahrt machen. Kommt also auf den Zettel für morgen.
Ein bisschen warten wir, ob man im Vorbeigehen was mitnehmen kann, aber wie gewohnt ist es auf der Strecke ruhig, daher machen wir uns auf den Weg Richtung De Doorns. Lieber dort in Ruhe eine Stelle beziehen, als am Schluss noch die Hektik kriegen.
Also ab zur Hauptstraße von Johannesburg nach Kapstadt, dann über das starke Gefälle am Pass hinunter in den Talgrund östlich von De Doorns. Eine Strecke die nicht ohne ist.
Unten angekommen schauen wir uns nochmal eine Brücke nahe De Doorns an, die zwar durch das Nebeneinander von neuer und alter Trasse interessant wäre, aber durch einen Strommasten unfotografierbar ist. Dabei passieren wir eine der neuen Siedlungen, in denen ausschließlich Farbige Leben.
Für uns heißt es jetzt ab zur Brücke bei Orchard, Auto zwischen Leitplanke und Straßenrand gequetscht, wie praktisch dass man hier links fährt, und gewartet…..und gewartet….und gewartet…..
Ziel ist wie erwähnt der Premier nach Johannesburg, der irgendwann kurz nach eins hier eintreffen sollte, so wenigstens unsere Schätzungen auf Basis der spärlichen Daten die wir haben. Und ca. eine Stunde später ist dann noch ein Tourist fällig. Aber nun haben wir gerade mal 11.30 Uhr. Heißt, es ist noch genug Zeit um zu lesen, ein gutes Gespräch zu führen oder einfach den Wolken am Himmel zu zuschauen. Gut, letzteres sollten wir vielleicht vermeiden, ist schlecht für den Blutdruck. Es wölkt nämlich ganz ordentlich am Himmel und über die Bergkämme vor uns zieht es immer dichter werdend herein. Muss ich sagen, dass wir selbst seit nun fast zwei Stunden beständig in der Sonne stehen? Ich glaube nicht, oder? Denn bisher hat sich ja auch noch kein Zug blicken lassen.
Traurig! Wir verbringen nun schon den zweiten Tag an dieser Bahnlinie. Und ich erinnere nur der Vollständigkeit halber daran, dass es die Linie von Kapstadt nach Johannesburg ist. Aber in den ganzen Stunden die mittlerweile zusammen gekommen sind, ist auf den Schienen vor uns noch kein Rad gerollt! Erschreckend!
Und um die ganze Situation noch auf die Spitze zu treiben, im Bestreben mehr Kapazität auf dieser Strecke zu schaffen, wurde im 13,5 km langen Tunnel Hex River 4 noch eine Kreuzungsstation eingebaut, um die Durchlassfähigkeit von 31 auf 42 Züge zu erhöhen. Man fragt sich verzweifelt wofür, wenn man hier in der Sonne sitz und sich die Augen aus den Höhlen starrt in der Hoffnung, dass sich am Ende der Gerade etwas fotografierbares zeigt.
Immerhin Zeit genug um mal zu spekulieren was denn da so dran hängen könnte am Premier. Nil hofft auf eine AFRO4000, schön neu, schön himmelblau, schön zu den Wagen passend. Ich könnte damit gut leben, find ich die Maschinen doch auch recht nett, tendiere aber dann doch eher zu 6E. Schließlich sind die Oldtimer mehr oder weniger vom Aussterben bedroht und dabei aber noch in allen erdenklichen Farbvarianten unterwegs. Auch über eine von TFR ausgeliehene 14E mit Schweizer Wurzeln würden wir uns freuen, wohl aber die unwahrscheinlichste Variante. Da droht uns schon eher ein 18E-Doppel, und das wäre die wohl langweiligste Version der Bespannung, gab’s Maschinen dieser Reihe doch schon auf unserer 2014er Tour mehr als genug zu sehen.
Was sich dann aber nähert lässt unser beider Blutdruck drastisch ansteigen. Zum einen ist es, mit Verspätung und unendlich langsam heran kriechend, der Premier, an dessen Zugspitze sich etwas lilafarbenes abzeichnet *huurraaaa* , zum anderen eine dicke Wolkenbank, die wir schon seit einiger Zeit missmutig beäugen und die jetzt Sekunde für Sekunde etwas mehr Licht schluckt! *urgs*
Da heißt es kräftig am Rad drehen, sowohl wörtlich an dem der Kamera, als auch seelisch moralisch, und viele, viele Testbilder machen um immer wieder die Einstellung der Kamera zu korrigieren.
Na das ist doch mal eine nette Bespannung! Die wollen wir nochmal ablichten. Schon vorher haben wir etwas geknobelt und auf der Herfahrt gestoppt ob es sich ausgehen würde, von der Brücke bei Almeria noch ein zweites Foto zu machen. Zuerst sieht es nicht so aus, es ist nämlich ein Eck bis hoch auf die Hauptstraße. Dort aber machen wir schnell Strecke und kommen vorbei, nicht zuletzt weil der Zug nach einem kurzen „Zwischensprint“ bei der Einfahrt nach De Doors wieder deutlich an Tempo verliert. Als wir den Hügel hinter dem Ort umkurven sehen wir auch den Grund dafür. Ein wirklicher und wahrhaftiger Güterzug! Drei 18E mit Containern in Richtung Küste. Tja, wenn’s rollt dann rollts. Nur halt jetzt zur Unzeit, denn wir sind in der Gegenrichtung unterwegs. Aber egal, 18E haben wir wie gesagt schon genug. Das lässt sich verschmerzen!
Immerhin bringt uns der Gegenverkehr auf den Schienen mehr als genug Zeit, um ganz gemütlich am Rand des Einschnitts in Position gehen zu können.
Kaum sind die Maschinen an uns vorbei, schon wird die ganze Fuhre langsamer. Also nicht das man vorher schnell unterwegs war, aber es sieht so aus als rolle der Zug nur noch aus! Halt im Betriebsbahnhof von Almeria vor dem Hexriver Tunnel 2? Aber warum? Kommt nochmal ein Güterzug entgegen? Erst ewig nix und dann zwei gleich im Blockabstand? Und dafür schickt man den Premier zweimal hintereinander in die Ausweiche?
Wohl eher nicht, aber egal wie und warum, wir haben vielleicht nochmal die Chance auf ein Bild und damit auch darauf, dass sich die Sonne nochmal durch die Wolken schiebt. Aber wir müssen uns beeilen. Erst zurück zum Auto hirschen, dann um den Berg rum und ….. ja, wohin dann? Egal! Das sehen wir wenn wir da sind!
Während Nil wendet und auf die Straße hinaus pfeift, schaue ich immer wieder hinüber zum Zug. Keine Frage, er steht. Und das gibt uns Hoffnung. Denn bis der wieder anfährt, also wenn wir uns eilen, dann könnte es sich wirklich nochmal ausgehen. Also wenigstens mit einem Bild. Mit Sonne, so verrät der Blick nach oben, wird’s wohl eher nichts. So grau wie die Wolken über uns sind, bin ich ja schon froh, wenn es nicht gleich zu schneien anfängt.
Nil parkt das Auto gegenüber eines Sandwalls der sich nahe der Straße befindet. Dahinter ein Staubecken für die Bewässerung der umliegenden Felder. Das soll unser Vordergrund sein. Dafür heißt es aber erst mal raus aus dem Auto, Rucksack gepackt und im Schweinsgalopp über die Straße gerannt. Dann rauf aufs Brachland…..*äch*…..ein Zaun, wo ist bloß eine Lücke, halt da! Kopf einziehen, klein machen und durch. Dann geht’s wie Hase Cäsar hoppelnd weiter. Ein Wassergraben! Das auch noch! Gleich neben uns ein kleiner Betondurchlass. Drüber und hoch im Dauerlauf auf den Damm. Immer in der Gefahr, dass just in diesem Moment der Zug hinterhalb durchrollt.
Die Lunge pfeifft,
die Knochen knirschen,
hab keine Wahl,
muss weiter hirschen!
Endlich sind wir oben! Als erstes, ängstlicher Blick nach vorne! Ist er schon durch? Dann nach hinten! Kommt er wohl gerade? Beides nein…. Also, weiter den Damm entlang, denn hier können wir nicht stehen bleiben. Ich weiß nicht mit was ich gerade meine Lungen fülle, Sauerstoff scheint nicht mehr dabei zu sein! Unglaublich, und ich habe mal Fußball gespielt…… Lang, lang ist’s her!
Immer wieder gehen unsere Blick nach hinten zur Strecke, nicht dass wir doch noch überrascht werden….
Laufen, atmen, schauen……laufen, atmen, schauen……laufen, atmen, schauen…….laufen, atmen, schauen……laufen, schauen…….laufen, schauen……laufen……..
MOOOOMENT!?! Hab ich da jetzt nicht was vergessen??? *hiiiiäääääch* ….. achja, dass atmen!!!
Endlich haben wir so viel Strecke hinter uns gebracht dass er Winkel passt, also Stillstand und versuchen den Puls wieder unter 200 zu bekommen. Dann ein Schluck aus der Pulle und Bereitschaftsstellung einnehmen. Kurz darauf schiebt sich das lila Doppel aus dem Tunnel gegenüber und kriecht den Damm entlang.
Farblich nicht ganz Art rein ist die Garnitur des Premier, den E1666 und E1654 aus dem Tunnel Hexriver 2 ziehen. Die hinteren beiden Autotransportwagen wollen nicht so richtig passen. Wer übrigens genau hinschaut, kann im Hintergrund die alte Trasse sehen, die einst über den Pass geführt hat.
Es gibt noch ein Bild quer auf die beiden Oldies in ihrer besonderen Farbgebung, dann steht die Fragen an, was tun.
Das Problem ist folgendes. Es gibt da noch den Tourist der ungefähr eine Stunde hinter dem Premier her kommen sollte. Nun hatte der eben entschwindende aber richtig dick Verspätung. D.h. unsere Situation hat etwas von einem erstarrten Tableau! Wir können uns hier nicht mehr wirklich weg bewegen. Die Gefahr ist, dass wir, sollten wir uns zurück in Richtung De Doorns oder Orchard bewegen, den Zug überfahren. Runter vom Damm ohne Blickkontakt zur Strecke, zweimal um einen Hügel rum den der Zug per Tunnel durchfährt, eine nicht einsehbare Ortsdurchfahrt und ein Industriegebiet….. Nein, das Risiko ist einfach zu groß.
Also hier bleiben und nochmal ein Foto wie eben machen? Mit graubraunem Wasser im Vordergrund, einem lila-bunten Zug und dahinter brauner Landschaft? Nicht gerade dass was uns begeistert. Aber uns fällt auch nichts Besseres ein! Also warten wir und überlegen, dass es dann wohl am besten ist, ihn am Rande der Karoo noch etwas zu verfolgen. Dort steht stabil seit einiger Zeit ein Wolkenloch. Genauso übrigens wie in Richtung Wellington und in Richtung Dieselstrecke. Sollten wir also den Tourist, Tourist sein lassen und uns in Richtung Licht begeben. Aber nein, er kommt ja eh gleich und dann können wir immer noch entscheiden.
Man merkt schon beim Lesen, es ist eine ziemliche Rumeierei und zeugt von allem, nur nicht von einem Plan oder von Entschlusskraft. Zu sehr steckt uns der Sonntag noch in den Knochen mit den vermeintlichen Fehlentscheidungen. Also erstmal Zug sehen und dann spontan reagieren.
So stehen wir auf dem Damm, erst gespannt, denn gleich müsste es wieder rollen, dann immer lässiger, denn es rollt nichts, irgendwann dann gelangweilt, als weit nach der Planzeit plus geschätzter Verspätung immer noch nichts in Sicht kommt. Und während ich beginne wechselweise Steine in den See rollen zu lassen oder zu werfen, murmelt mein Nebenmann etwas von „peak season“ und dass er da sowas gelesen hat, dass nach Beendigung dieser der Zug nicht mehr fahren würde, er sich aber sicher sei, dass er nachgeschaut hätte, dass diese „peak season“ erst nach dem heutigen Tag endet und damit der Zug heute doch kommen müsste……..
Ja nu, hilft uns jetzt auch nicht weiter diese Erkenntnis oder besser gesagt diese Vermutung. Steigert nur die Unsicherheit, ob jetzt noch was kommt oder nicht. Da gibt’s nur eines: warten, warten, warten! Und dann irgendwann abbrechen. Was wir auch tun, als sich mehr als eine Stunde später noch kein Tourist gezeigt hat. Fehler in der Vorbereitung? Vielleicht! Aber mal ehrlich, wem ist es schon gelungen, exotische Fahrpläne zu 100% auf die Realität zu übertragen?
Das ist jetzt auch nicht das Thema. Viel wichtiger ist: Was tun wir jetzt? Wir sind nämlich in der Wartezeit keinen Deut weiter gekommen. Das blaue Loch in Richtung Karoo ist immer noch da. Aber auch über den Kämmen Richtung Worcester und Wellington bläut es immer wieder. Und zur Richtung Dieselstrecke brauche ich ja nichts zu sagen. Wären wir vielleicht doch besser da geblieben heute Morgen? NEIN! Zwei lilafarbene 6E vor einem Personenzug! Geht’s noch besser? Egal ob mit Sonne oder Halblicht, für mich ist es ein Volltreffer! Anders vielleicht für Nil, der sich dann vielleicht eher eine AFRO4000 in Himmelblau gewünscht hätte.
Am Auto dann die Entscheidung, wir fahren Richtung Osten. Dort wird das Licht wo passen und irgendwas muss doch kommen auf dieser Hauptbahn, oder? *hahahaha* Wir sind halt unverbesserliche Optimisten.
Immer brav im kühlenden Schatten fahrend, das Blau vor uns im Blick spulen wir nun Kilometer um Kilometer ab. Erst die Passstraße hoch, dann an Touwsrivier vorbei, wo uns die riesige Brachfläche fasziniert, auf der früher einmal ausgedehnte Gleisanlagen waren und wo es die Reste eines Betriebswerks zu bewundern gibt, in dem man anscheinend irgendwie und irgendwas an Metrowagen herumschraubt, und dann immer weiter gen Osten, hinein in die Karoo. Getrieben eigentlich nur noch vom Wissen über die Sinnlosigkeit unseres Tuns und dem verzweifelten Versuch, es mit irgendeinem Bild begründen zu können. Denn längst ist uns klar, dass das blaue Loch vor uns her zieht und wir es wohl noch nicht mal in Kimberley eingeholt haben werden. Gleichzeitig erhöht sich die Distanz die wir „leer“ nach Worcester, dem Ort unserer nächsten Nächtigung, zurücklegen müssen, und das alles für nichts. Irgendwann stellen wir uns am Ende einer langen Geraden hinter einem Bahnübergang an die Gleise und warten auf dass, was aller Wahrscheinlichkeit nach nicht kommen wird.
Zwischen Buch lesen und Fernsehreportage am Tablet anschauen stehen wir einzeln oder zu zweit immer wieder draußen, lassen den Blick über die Ebene gleiten, hin zu den Bergen, hinter denen sich die hellen Lücken zeigen. Wie zwei Generäle, die wissen, dass die Schlacht längst verloren ist. Doch rüber an die Dieselstrecke? Aber wo ist der Güterzug gerade? Und ist dann dort auch Licht? Dunkelbilder hatten wir gestern genug! Oder doch hier warten? Aber auf was?
Endlich raffen wir uns auf, akzeptieren, dass die letzten Stunden und die gefahrenen Kilometer sinnlos waren und rollen zurück gen Worcester. Erst etwas still, dann wieder aufgeweckt und mit Schalk im Nacken. Was soll’s, so ist es halt in unserem Hobby und erst Recht in diesem Land, wo vieles planbar ist, nur sicherlich kein Schienenverkehr!
13:25 Uhr war es, als der Premier das letzte Mal an uns vorbei gerollt ist, jetzt ist es kurz nach halb fünf als wir wieder an dem kleinen Staubecken vorbeirollen und in der ganzen Zeit haben wir auf dieser Strecke keinen Zug gesichtet. Das sagt glaub ich alles! Wir ziehen durch bis Worcester. Dort steht unser nächstes Bett und dort wollen wir uns mal ein bisschen am Güterbahnhof und im Betriebswerk umschauen. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht wenigstens dort etwas wäre, was den Verschluss unserer Kameras nochmal klicken lässt.
Ohne Störungen erreichen wir das Gelände. Schon von der Straße konnte ich etwas sehen, was zumindest in meinen Augen ein lohnendes Ziel abgibt. Eine abgestellte 36er und damit die Lok einer Reihe, die ich noch nicht in meinem Archiv habe. Ein Hoch auf die Nummernsammler unter uns! Am Gelände angekommen zeigt sich aber, die Gutste parkt hinter zwei Zäunen und im besten Gegenlicht. Zuviel für Nil, der für sowas das Auto gar nicht erst verlässt. Darum stiefel ich alleine los, mache mich vor dem Zaun lang und die Kamera hoch, damit ich, mittels unzähliger Versuche immerhin ein gescheites Bild auf den Chip bringe.
Wartet mit laufendem Motor auf ihre weiteren Aufgaben, die vierachsige 36-017. Sie stammt aus dem Hause GE und hat dort die Reihenbezeichnung SG10B.
Hinter dem kleinen Diesel, dessen Reihe hauptsächlich für den Verschub oder kurze lokale Güterzüge verwendet wird, sind noch drei 18E abgestellt. Die bleiben genauso unfotografiert wie die zwei 25NC linker Hand. Die sind leider auch zum Anschauen zu weit weg, sodass mir nur bleibt, sie von der Ferne zu bewundern. Mächtig sind sie, dabei eigentümlich gedrungen. Und nur zu gerne würde ich sie mal im Betrieb erleben. Diese Größe, diese Gewalt, auf diesen schmalen Gleisen!
Bekanntermaßen lässt sich ja Nil von solchen Betrachtungen nicht im Geringsten begeistern, also spar ich mir große Kommentare, als ich wieder zurück am Auto bin. Wir erkunden noch etwas das Gelände und kommen dabei auch an die Bw-Anlagen heran. Aber auch hier herrscht relative Ruhe und so gibt es nichts weiter zu holen, außer der Erkenntnis, dass der Güterzug von Voorbaai wohl noch nicht da sei. Also haben wir urplötzlich ein neues Ziel. Und ich im Kopf schon die Wunschfotostelle dazu!
Doch soweit kommt es nicht, denn kaum haben wir den Ortsrand von Worcester erreicht, zeigt ein entgegenkommendes Licht, dass die Jagd, kaum begonnen, schon wieder zu Ende ist.
Gleich mit drei Maschinen ist an diesem Tag der Güterzug, von Voorbaai her kommend, unterwegs. 35-428, 439 und 483 sind heute für die Traktion der für diese Strecke schon recht ansehnlichen Fuhre zuständig. Vergleicht man die gut ausgebaute Straße mit der meist kurvigen und steigungsreichen Eisenbahnlinie, dann wundert es nicht, dass sowohl Güter- als auch Personenverkehr längst in Richtung Gummikonkurrent abgewandert sind. Nur auf den letzten Kilometern vor Worcester ist beim Schienenweg die Linienführung genauso gradlinig wie bei der Straße.
Wir kehren und versuchen unser Glück nochmal am Güterbahnhof. Doch da wir zeitgleich mit dem Zug eintreffen, bleiben die Kameras in den Taschen und wir beschließen, dass es für heute genug ist. Tablet raus, Hotel markiert und Lotsentätigkeit aufgenommen. Durch halb Worcester geht es durch, bis wir gleich neben unserem Hotel an der Straße parken. Ob das der ideale Abstellplatz für die Nacht ist? Wohl eher nicht! Das bestätigt auch die Dame am Empfang, die uns dringend rät, unseren fahrbaren Untersatz über Nacht auf dem abgesperrten Platz im Innenhof zu stellen. Einem Rat, den wir gestärkt durch unsere Erkenntnisse aus 2014 auf alle Fälle annehmen werden. Nur jetzt bleibt der Franzose in unseren Diensten erstmal draußen vor der Tür, soll es doch nach kurzem Ruhen gleich zum Essen ins Spur gehen. Spur ist eine Kette mit Steakhäuser, die in jeder größeren Stadt Südafrikas vertreten ist. Wer unkompliziert und gut essen will ist dort bestens aufgehoben. Und das Spur in Worcester befindet sich draußen am Ortsrand in einem Einkaufszentrum.
Bevor es dorthin geht wollen wir uns aber erstmal etwas ausruhen und frisch machen. Also heißt es Zimmer beziehen. Dort angekommen der letzte Aufreger der Tages: Wir stehen vor einem schmalen Doppelbett!
Gut, ich glaube ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass Nil und ich uns über die Jahre menschlich nahe gekommen sind, aber so nahe wollen wir uns dann des Nachts nun doch nicht kommen! Zudem besteht bei einer Bettenbreite von 120, maximal 140 das unbestreitbare Risiko, dass bei unser beider Schnarchen zwischen uns eine Zone mit so eruptiver Gewalt entstünde, das die Tektonischen Platten unter uns aufreißen und es zur Verschiebung des Kontinents führen könnte!
Da gibt’s nur eins! Das Bett muss weg oder wir in ein anderes Zimmer. Letzteres organisiert Nil indem er schnurstracks zurück zur Rezeption stapft, um kurz darauf mit dem Schlüssel für eine alternative Räumlichkeit aufzutauchen. Ein vorsichtiger Blick durch die Tür: Gut, hier hat’s zwei Einzelbetten!
Frisch gemacht, um gezogen und schon sind wir am Weg ins Spur. Dort werden wir freundlich bedient, wie fast immer, sogar der Restaurantleiter bemüht sich um uns, die Bedienung schreibt nichts auf sondern merkt sich alles und wiederholt es am Ende der Bestellung brav, wie immer, ich bin fasziniert wie man das alles im Kopf behalten kann, wie immer, und dann wird mit einem Bier auf den heutigen Tag angestoßen, wie immer!
Hat der Tag heute rentiert? Hm, einerseits nein, andererseits, wir sind hier in Afrika und da gelten, auch hier im Süden, andere Maßstäbe. Zudem habe ich nochmal 6E erwischt, also keine Zweifel mehr und abhaken. Morgen wird bestimmt besser! Und spätestens als das Essen, was sonst wie ein dickes Steak, vor uns steht und wir die ersten „Ätsch-„ und „Schaut-mal-wo-wir-sind-Bilder“ an die daheim gebliebenen gesandt haben, geht’s uns richtig gut.
Noch Bares getankt, zurück ins Hotel, Bett fein gemacht und ab in die Heia. Noch unter der Dusche kommt mir eine Idee, die ich, zurück im Zimmer, gleich Nil präsentiere: „Du sach mal, der Tourist aus Johannesburg ist doch nicht vor 10.00 Uhr in Touwsrivier, oder? Und der Diesel-Güterzug startet hier in Worcester so um 7.00 Uhr! Da bliebe dich noch genug Zeit um den ein-, zweimal zu machen und dann über Montagu nach Touwsrivier zu fahren! Was meinst?“ Kurzes Überlegen meines Zimmergenossen….. „Ja, das geht sich aus! Und den Güterzug nochmal in der Sonne machen, und zwar diesmal wirklich als GÜTERzug und nicht nur als Lokzug, das hat was!“ Also Daumen hoch, die Sache ist gebongt. Jetzt klingelt der Wecker halt morgen Früh noch ein bisschen eher. Daher gut, dass hier im Zimmer das Internet nicht richtig geht. Da macht serven keinen Spaß. Daher nur schnell den Mailaccount der Arbeit durchgeschaut, dann Licht aus und gute Nacht! „Ach zwei lila 6E und Diesel in der Sonne! Hat doch eigentlich irgendwie schon gepasst……“