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Unterwegs mit den Herren Bei Ho Thsai und He Fu Bao - Teil 14

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Montag 31.08.2015

Schon Montag, die letzte Woche bricht an, daheim ist man schon wieder am Arbeiten. Was für eine erquickende Vorstellung. Und wir sind noch mitten im Urlaubsfeeling, am erleben, in unserem kleinen Abenteuer welches dank Internet und Baidoo Übersetzer doch gar kein so grosses ist?

Gestern Abend vor dem schlafen legen habe ich noch ein Hotel in Xining Reserviert, dem dann wohl westlichsten Punkt unserer Reise. Xining ist (wieder mal) eine Millionenstadt derer Existenz uns bis gestern nicht bekannt war. Es Lanzhou liegt es flockig über 2000 Meter über Meer. Und, und da wird es spannend, sie ist Ausgangspunkt der Lhasabahn, die über Golmud durchs Tibetische Hochland bis nach Lhasa führt. Wie der Chinese aber so ist hat er die ursprüngliche Strecke bis Golmud die sich mittels Kehren und grossen Schlaufen in die Höhe schraubte durch eine Neubaustrecke ersetzt. Wie langweilig, eine eingleisige Dieselstrecke wurde durch eine doppelspurige elektrifizierte Strecke abgelöst. Aber auch diese sieht auf dem Luftbild fotogen aus, also Abschnittsweise zumindest. Und da es uns (Schweizer) sowieso immer in die Höhe zieht ist die Fahrt an diese Strecke die logische Konsequenz. Der Fahrdraht endet in Golmud und dahinter wird gedieselt, aber das sind dann gleich nochmal 900km, und das schaffen wir nur ganz knapp nicht mehr in der verbleibenden Zeit – aber was noch nicht ist ...

Der Start in den Tag verlief nach der feinen Planung gestern Abend einwandfrei, auch wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte. Wir wollten uns für ein paar im Fahrplan stehende Personenzüge an die Strecke aus/von Lanzhou in den Lössbergen platzieren (von dem Konflikt wie ihn Christof geschildert hat ist mir nichts geblieben, sicherlich verdrängt ;)). Da es mit dem Güterverkehr ja immer so eine Sache ist bei uns und wir die Personenzüge sowieso immer verpassen nahmen wir uns für heute vor: wir achten NUR auf die Personenzüge, sichere Leistungen für sichere Bilder. Auch wenn man uns viel vorwerfen kann, dass wir nicht dazu lernen würden gehört nicht dazu. Ok, das wir ständig an den Nudelsuppen hängen bleiben ist eine andere Geschichte :-).
Nur eben, das Wetter. Zum Betriebsbahnhof nächst der über Luftbild heraus gesuchten Stelle führte eine miese Buckelpiste die unserem Santana gerade noch so gefiel, er muckte nicht und meckerte nicht. Den richtigen Weg entlang den Spuren in die Hügel fanden wir nur dank der Luftbildüberwachung die wir uns heute mal aufs Handy runter gezogen haben (eben, wir lernen).
Christof setzte David und mich am Fusse der Hügel ab und zog es vor irgendwo von „unten“ etwas zu machen. Auf Kletterei hatte er heute früh keine Lust, dafür gings ihm wohl gerade zu gut :-). Aber ich muss ihm ein Kränzchen winden, er hat uns in den letzten Tagen ganz gut die Stange gehalten und einiges mitgemacht – dass er dies den Bildern und nicht uns zuliebe gemacht hat ist mir schon klar, aber trotzdem ziehe ich meine Krone (war heute nämlich wieder el König).
Wir liefen durchs Tal und uns grauste schon vor dem Aufstieg hinauf zur Strecke, steil und staubig sahen die Hänge aus und ausser Trampelpfade von Tieren war nichts zu sehen. Bis dann ganz am Ende bei einem riesigen Damm eine Treppe von ganz unten direkt zu den Gleisen führte.
Die Treppe hatte, wie alle Treppen zur Bahn in dieser Gegend irgendwie, schon ihre besten Jahre hinter sich. Der König war doch etwas erzürnt darüber in welchem Zustand sein Volk diese Treppe zurück gelassen hat. Ich war geneigt den nächsten verfügbaren Untertanen, also David und den altehrwürdige He Fu Bao (die Betonung liegt auf den ersten drei Buchstaben :-D) – er konnte auch noch nicht dutzende Kilometer weit weg sein - meinen Groll spüren zu lassen und um meine Sänfte zu bitten! Aber ich wollte mal nicht so sein ... noch war ich nicht derart unleidlich.

Diese Treppe führte von ganz unten nach ganz oben. Auch wenns nicht so aussieht ist der Aufstieg happig. Aber ohne diese verfallene Treppe wäre es um ein vielfaches mühseliger geworden, also --> ich meckere nicht.


Oben konnten wir uns etwa so stellen wie wir es uns vorgestellt hatten, nur meinte uns die Sonne veralbern zu müssen. Die vielen Wolken lösten sich zu unserem Glück zwar relativ schnell auf, aber nicht schnell genug für den ersten Güterzug.
Der erste Personenzug von zweien rollte flottig im Schatten heran, wurde dann aber am Schluss durch ganz viel Glück ordentlich von der Chinesischen Morgensonne bestrahlt.

Personenzüge in China fahren selten kurze Distanzen. So etwas wie Nahverkehr wie wir es kennen existiert praktisch nicht. Ein "normaler Personenzuglauf" führt gerne quer durchs Land, über tausende Kilometer.
Diesen kleinen Zug 7510 darf man da dann direkt als "Kurzläufer" bezeichnen. Er verbindet die Millionenstadt Lanzhou mit Baiyin und Gangtang. Sein Laufweg ist 234km lange, wofür er stolze 7:07 Stunden unterwegs ist.
Er startet 7:38 Uhr am Hauptbahnhof von Lanzhou und fährt direkt gen Osten. Nach dem passieren der letzten Hochhäuser im Stadtteil Donggangzhencun überquert er auf einer grossen Brücke den gelben Fluss um dann, um 180° gedreht, nach Westen zu streben. Wer links sitzt überblickt Lanzhou, davor der gelbe Fluss.
Nach einigen Kilometern dreht die Strecke in den Norden, ab hier nennt sich die Strecke "Baolan Line". Hier zweigt auch die neu gebaute Güterumgehung von Lanzhou ab, sie foglt weiter dem Tal des gelben Flusses während unsere Bahn quer durch die Lössberge eingleisig bis Baiyin führt. Die Aussicht auf die karge Landschaft, angestrahlt von der Morgensonne im Dunst, ist atemberaubend! Für die Chinesen ist es alltäglich, da ist eher der Anblick der Langnasen atemberaubend :-). Die Strecke ist zwar nur eingleisig, aber trotzdem dicht befahren. Die Ausweichstellen liegen nur wenige Kilometer auseinander und fast in jeder steht ein Güterzug zur Kreuzung.
In Baiyin endet die Reise für einen Grossteil der Fahrgäste und auch für die Zuglok SS07e 0051. Ihre Höchstgeschwindigkeit von 170km/h konnte sie auf den 87km Strecke bis Baiyin nie ausfahren, denn es ist bereits 10:32 Uhr und der Fahrplan sieht bei 5 Zwischenhalten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 30km/h vor.
Die SS07e hat Feierabend, eine DF08 übernimmt den Zug und zieht ihn nach einer Stunde Aufenthalt über die nicht Elektrifizierte Nebenstrecke bis Gantang, dass um 14:45 Uhr erreicht wird. Dieser Zuglauf wird pro Tag einmal angeboten und er ist die einzige Bahnverbindung der kleinen Stationen entlang der Strecke in die nächsten Städte.
Aufgenommen ist das Bild am letzten Bahnhof kurz vor Baiyin, dieser Ort ist keiner Karte bekannt und deshalb unbekannt. Die Sonne drückte gerade als der Zug durch den Bahnhof rollte heraus und beleuchtete die Lössberge das erste mal richtig an diesem Vormittag.


Beim zweiten Personenzug war es dann wie immer, man wartet in der Sonne, pünktlich kommt ein Schmodder daher und platziert sich prominent vor der Sonne. Wobei auch bei diesem Zug, es war nicht der dunkelste Moment des Schmodders in dem er kam. Also auch da will ich mal nicht zu fest meckern.

Christof war einige Kilometer weiter vor uns an der Strecke postiert. Er Fotografierte erst SS7E 133 und meldete den Zug dann flott durch. Hinter dem hübschen Lokschen hängt Zug 1717. Nächster Halt – Baiyin.


Für diesen Zug hatten David und ich nochmal etwas die Füsse unter die Arme genommen und Höhe gewonnen.


Aber ein Bild mit so Vollicht überall auf dem Land wäre doch noch etwas?? Ausserdem war die Gegenrichtung auch nicht zu verachten. Also teilten wir dem abtrünnigen der irgendwo vor uns stand unseren Wunsch mit. Wir würden gerne an der Stelle noch etwas warten. Wir einigten uns in zwei SMS'sen darauf den Personenzug der gegen 12 Uhr bei uns ist noch mitzunehmen und dann hinab zu steigen. Der ehrenwerte He Fu Bao dürfte seinen König samt Hofstaat dann gerne abholen.
Von vorne kam leider bis zum Personenzug "nur" ein Güterzug (leider, hihi), von hinten derweil zwei Güterzüge (oder waren es sogar drei) und ein Lhasazug. Aber am Schluss stiegen wir doch ganz zufrieden von unserem Hügel hinunter. Mehr gibt es von der Warterei gar nicht zu erzählen, wir sassen da, plünderten unsere Vorräte die wir eingesteckt hatten und schauten blöd in die Berge. Nichts tun ... auch mal schön :-).

Das nächste auf den Gleisen war ein Lhasazug. Neben den SS7E und vereinzelten SS7C kommen vor den Schnellzügen von und nach Lhasa Loks der Reihe HXD3D auf die Strecke von Baiyin nach Lanzhou. HXD3D 0110 hat an diesem Vormittag den Z21 Beijing - Lhasa am Haken. Für die Laufstrecke von 3.757 km braucht er planmässig 40 Std. 53 min.


Und so präsentierte sich die Situation des Zuges bei Christof etwas weiter hinten ...


Dieser gemischte Güterzug mit einem Franzosen/Nichtfranzosen vorne dran (HXD 26008) folgte dem Lhasazug relativ dicht. Im Hintergrund sehen wir übrigens (vermutet) ein Traningsgelände der Armee oder ein Friedhof, so ganz schlau wurden wir auch beim Blick durchs Tele nicht. Militär ist in der Gegend auf jeden Fall rum, das abgesperrte Gebiet begann kurz hinter unserem Hügel.


Und darauf haben wir eigentlich gewartet, ein Güterzug nach Norden. Der leere Kohlezug wird von HXD 21235 bespannt.


In die Hauptstadt der teilautonomen Provinz Innere Mongolei ist Zug 2636 Lanzhou - Hohhot unterwegs. Für die Traktion auf der ersten Etappe der 1.144 km langen Fahrstrecke sorgt SS7E 0125. Dieses Bild wieder von Christof aus der Froschperspektive


Christof war wohl bereits auf dem Weg zurück zur königlichen Karossa als der Zug 2636 bei uns vorbei schaute. Wir haben uns dem Talgrund ebenfalls schon wieder etwas genähert für das Bild das noch einmal die ganze weite dieser Lössberge zeigt.


So sieht dann übrigens die Strasse in dieser Ecke von China aus, also wirklich gut. Nur ist ein LKW langsamer als der andere ... vorwärts gehts hier auf der kleinen Steigung nicht mehr. Das Bild von Christof auf dem Rückweg zum Auto.


Wir stiegen ganz ab und liefen dem Fahrer und unserem Santana einfach mal entgegen, wir kamen ganz schön weit. Christof kam erst am halben Weg nach vorne auf uns zu gefahren.

Die Landschaftsformen sind schon grandios.


Christof fährt wieder zu uns zurück über die Holperpisten von ... dem eben unbenannten Ort.


Dann war klar: Auf nach Westen. Den Nachmittag wollten wir nach dem durchbrechen der Hochlichtphase im Auto an den Strecken von Lanzhou nach Xining verbringen. Da gibt es die Altbaustrecke, die Abschnittsweise wieder wunderbar neu Trassiert wurde, und eine Neubaustrecke. Diese führt noch weiter nach Urumqi (zum Uiguren Sepp (Insider). Die Neubaustrecke ist noch eine CRH Insel und hat keinen Anschluss an das weitere Hochgeschwindigkeitsnetz Chinas. Deshalb erhofften wir uns eine neue Baureihe im Einsatz, auch wenn wir nicht wussten was uns überhaupt erwarten könnte – vielleicht ein Reginchen?

Wir schmissen uns also zu Christof in den staubigen Santana und fuhren ... zum Bahnhof von Baiyin. Wie Christof richtig im Kopf hatte fährt doch um 13 Uhrnochwas ein Personenzug nach Lanzhou mit so einer alten Oddelkiste. Diesen Zug, oder besser den Oddel wollte er gerne noch mitnehmen. Die Aktion kostete uns am Schluss leider nichts als Zeit und Adrenalin. Denn der Zug kam nicht bis um 13:15 Uhr. Wir standen auffällig unauffällig nächst dem BW von Baiyin an der südlichen Bahnhofsausfahrt und ob wir wollten oder nicht, da liefen wir wieder mal Gefahr verräumt zu werden. Und für so ein Bild verräumt zu werden lohnt nicht (gibt es Bilder für die es sich lohnt?). Woher kommt unsere Angst eigentlich verräumt zu werden? Der Eisbahnfotograf ist in China eine unbekannte Spezies und daher geniesst er wohl ziemlich viel Narrenfreiheit, als Langnase sowieso. Aber genau die Eisenbahner in Baiyin kennen diese Spezies zur genüge, und wenn man jetzt (wie auch schon gelesen) eine Bewilligung bräuchte die man nicht hat ... Nun, diese Eisenbahner da wüssten es bestimmt. Vorsicht ist besser als Nachsicht sage ich mal.

Also gings unverrichteter Dinge auf die Autobahn. Die monotone Fahrerei gepaart mit der Mittagshitze und dem teilweise anstrengenden Vormittag half nicht gerade dabei das Leben im Auto zu halten ... wir waren wohl alles etwas müde. Wir beschäftigten uns daher und plünderten die Vorräte die sich an allen mögliche und unmöglichen Stellen im Auto noch versteckten. Christof fuhr kauend über die Chinesischen Autobahnen und lenkte uns um Lanzhou herum auf die Autobahn in Richtung Xining und Lhasa, oder Lasa? Teilweise sind die Destinationen in Lateinischer Schrift angeschrieben. Da gibt es aber immer wieder Differenzen, mal steht Lhasa, und mal steht Lasa. Solche Beispiele gibt es noch einige. Ist aber eigentlich egal, kann ja sowieso keiner Lesen ausser die Touristen (die es nicht gibt).

Unterbrochen wurde die Fahrt bis zur Abfahrt nur durch eine kurze Pause an einer Raststätte. Das war auch herzallerliebst. Das Klo war noch nicht fertig oder gesperrt (oder so). Ein geschäftiger Chinese sass also am Eingang des gesperrten Häuschens und verwies die Gäste gewissenhaft hinter das Gebäude. Da präsentierte sich eine Grube dem Gast, etwa 2m breit und 10m lang war das Loch. Darüber lagen einige Planken auf die man stehen musste und dann ... genau. Appetit verdorben? Ätsch :-)
Bei Honggu lenkten wir von der Autobahn runter und schauten gerade noch einem Personenzug auf der "Altbaustrecke" zu wie er gen Xining in die Sonne fuhr. So war für uns klar; wir stellen uns erst an die NBS. Sofort wurde jetzt das fehlende Internet am Handy (meine Simkarte ist anscheinend leer) zum Verhängnis, die Vorbereitung hat nicht damit gerechnet Offline zu sein also, hatten wir keine Fahrzeiten. Aus der Erinnerung, ich hatte die Strecke vor ein paar Tagen mal angeschaut, hatte ich etwa ein Stundentakt mit Zügen über die NBS im Kopf, aber mit grossen Lücken. Wenn jetzt gerade was durch ist ... ein ungutes Gefühl in der Magengegend (oder kommt das noch vom Klo?)
Bis wir eine Stelle oberhalb der grossen Talbrücke bezogen brauchten wir etwas Zeit und zwei Anläufe, denn auch die Luftraumüberwachung war ja nicht mehr dabei. So hiess es wie früher dem Instinkt oder der Nase nach. Und so schlecht kamen wir gar nicht, hinter der Moschee rechts, durch das Wadi und dann drüben über die Strasse (wo kommt die denn her?) unter der Brücke durch bis zu einem Parkplatz am Strassenrand. Moment, Moschee? Ja, hier im Westen des Landes (also Westen ... hihi) gibt es eine grosse Muslimische Gemeinschaft, alleine in diesem Tal standen drei Moscheen – zwei davon im Bau wie es sich für China gehört. Auch die Leute die uns auf den Strassen begegneten waren entsprechend angezogen und unrasiert. Dass ist schon ein ganz anderes China, wenn man sich die Han Chinesen aus Xian oder Peking gewohnt ist und dann in einer solchen Gegend landet.
Wir sassen auf unserem Hügel und warteten einfach mal. Christof etwas weiter unten, David und ich aus Gewohnheit ganz oben ;). Es kamen insgesamt 3 Züge von hinten in der nächsten Stunde, aber kein einziger von vorne, sieht man den Bildern zum Glück ja nicht an ;).

Die 2014 eröffnete NBS ist noch ein Inselbetrieb, entsprechend ist der Verkehr nicht sehr ausgeprägt. Fahrplan hatten wir keinen dabei (was für eine Vorbereitung) und so liessen wir uns halt überraschen, ob was kommt? Und was für Triebzüge?
Nachdem wir beim Aufstieg auf unseren Hügel einen Zug verpasst hatten standen wir erstmal auf unserem Berg ohne das sich etwas bewegte. Natürlich rollten in dieser Zeit drüben auf der Bestandsstrecke (auch am Bild zu erkennen) munter Züge hin und her. Plötzlich "durchbrach" ein schnell lauter werdendes rauschen den sowieso relativ hohen Lärmpegel des Tals und ein CIS2 schoss von hinten aus dem Tunnel. CIS2? Richtig, denn die Brüder dieses Zuges fahren in der Schweiz und Italien durchs Land.


Einen zweiten Zug fotografierte ich etwas seitlicher. Der „Dreckhaufen“ ist übrigens keine Baustelle sondern eine Ziegelbrennerei!


Alle Züge die wir sahen waren CRH5 und das wird dann, eben weil Inselbetrieb, auch die einzige Baureihe sein die man aktuell auf dieser Strecke sieht. Und das ist ja dann nur bedingt spannend auf die Dauer. Ich hab mir doch ein Reginchen gewünscht :'-(
Wir liefen zurück zum Auto, wieder durch den Vorgarten vom Herrn Lee, und machten uns auf zur Altbaustrecke. Konsequent muss man sein ...
Von unserem Hügel hoch über dem Tal hatten wir den Ausweg aus dem Gewirr von Strassen gesehen, die durchfahrt durch das Wadi wollten wir dem Santana ersparen.
Mitten durch das nachmittägliche Treiben von Honggu querten wir den Fluss und erreichten die andere Talseite mit der Eisenbahn. An der Altbaustrecke, die in diesem Teil „etwas“ neu Trassiert wurde, fanden wir auch relativ Flott eine Stelle. Eigentlich dachten wir direkt an einer Brücke stehen zu können die wir von unserem NBS Blick aus gesehen hatten, was wir da aber nicht bedachten waren die allgegenwärtigen Gitter, über die in diesem Fall nicht mal Christof schauen könnte. Als gute Untertanen hätten sich Christof und David jetzt eigentlich bereit erklären müssen mich über das Geländer zu heben und eine Leiter zu bilden ... es blieb aus – ich bin enttäuscht von meinem Volk und dachte schon wieder daran es als erzieherische Massnahme die Essensrationen etwas zu kürzen!
Weil mein Volk nicht will fuhren wir halt etwas weiter ins Tal und fanden da eine Stelle. Eine Tunnel - Brücke - Tunnel Kombination (was sonst) die wir uns vom Bergrücken anschauen konnten. Auch diese Stelle war wieder nicht ohne Kletterei zu erreichen. Ich glaube Christof hatte die (lange) Nase langsam voll vom Klettern, oder täusche ich mich? Lange hielt das Licht nicht, dies war Schmodder und dem Bergschatten zu verdanken. Es möge etwas kommen, den letzten Aufstieg heute sollte nicht vergebens gewesen sein. Die Chancen waren intakt, auch wenn noch im Aufstieg bereits ein Zug durchgerollt ist.

Bei Haxia, nicht weit von Honggu entfernt, kletterten wir auf den nächsten Berg. Die Belohnung war der Blick auf die Altbaustrecke (neu Trassiert) und auf Hxd1C 3040 die mit einem Containerzug in Richtung Xining fuhr.


Das Licht war weg und eigentlich waren wir, also zumindest ich, mit dem Tag nicht unzufrieden. Aber es war wieder eine sehr Müde Stimmung im Auto, die letzten Tage und die Hitze zerrte etwas an der frische unserer kleinen Reisegruppe. Die Stimmung wurde durch das Wetter noch „begünstigt“, es begann im Verlauf der kurzen Fahrt bis Xining sogar noch zu Regnen. Die Fahrt war zwar Streckenmäsig relativ kurz, Zeit benötigten wir aber massig, eine nicht enden wollenen Baustelle zog und zog sich. Es ist wieder Chinesisch: Durch das Tal verläuft aktuell eine Altbaustrecke die neu Trassiert ist und eine neue Neubaustrecke. Eine Autobahn, eine Hauptstrasse und auch einige Nebenstrassen. Was könnte man also noch bauen? Richtig, eine neu trassierte Hauptstrasse fehlt noch! Und weil sich das jemand gedacht hatte und da eine unheimliche Notwendigkeit sieht ist man gerade dran, auf der ganzen Länge. Um die Strasse zu bauen hat man teilweise einfach die Durchfahrten der Ortschaften geplättet, wirklich direkt bis an die Fassaden. Ach da war mal ein Vorgarten? Egal, der muss einer grösseren Sache weichen.

Wir quälen uns durch die Baustelle während die Sonne im Westen langsam untergeht und die Wolken und Siffschicht anstrahlt.


Xining erreichten wir im leichten Regen in der Dunkelheit. Ein Hotel hatte ich nahe an der Autobahnausfahrt im Osten gebucht. Nur wo ist es genau domestiziert? Den Google Maps Kringel hatten wir, dass der nicht stimmt war aber gestern Abend klar, also mir zumindest. Deshalb hab ich am Vorabend nach dem Buchen David gebeten er solle bitte die Position in sein Tablet, unser Navi, übertragen. Das hat er gemacht, den Kringel von Google Maps. Die Position hatte er aber nicht verifiziert, entsprechend sassen wir jetzt ohne Adresse und ohne nichts da, nur der Hotelname war uns geläufig. Wir lernen daraus für die Zukunft wieder etwas ... :-)
Wir drehten eine Runde um den Block ohne Sichtung. Deshalb wollten wir bei einem anderen Hotel welches wir gesehen haben auf der anderen Seite des Blocks kurz nachfragen. Es ist nicht die feine Art, aber wie soll man die Bude sonst finden. Christof parkte vor dem Hotel ... und siehe da, es war nicht irgend ein anderes Hotel sondern unsres. Nur heisst es wieder mal anders, aber die Fassade sah genau so aus wie auf dem Bild in der Bestätigung. Prima! Die Reservation war bekannt und wir als Ausländer willkommen.

David hatte heute beim Fahren mal bemerkt das alle Hotels in denen wir bisher genächtigt haben eigentlich gut waren, da habe er etwas anderes erwartet. Fein, denn diese Erwartung wurde jetzt erfüllt. Das Hotel ist ... etwas abgewohnt. Wie hat er es so schön gesagt als er aus dem Bad kam: In einer Skala von 1 bis 10 nehme ich das Badezimmer wohlwollend aus der Wertung und gebe ihm eine R für Renovationsbedürftig. Ja es lässt etwas zu wünschen übrig, wir sind aber weit entfernt von einigen Hotels am Balkan oder im Osten. Wir sind ja nur zum Schlafen da ... trotzdem werden wir das Hotel bei einem zukünftigen Besuch nicht mehr berücksichtigen, das Angebot in Xining ist gross genug.

Und nun zum Essen, die stets letzte Amtshandlung des Königlichen Tages. Weil wir am Stadtrand sind war natürlich das Leben auf den Strassen, wir konnten uns ja davon überzeugen, nicht unbedingt vorhanden. Wir überlegten uns erst in die Stadt zu fahren, aber der Aufwand ... am Schluss wiederholt sich die Lanzhou Szene am Bahnhof. Die Restaurants in der Nähe waren gerade am Schliessen, denn es war 21:30 Uhr. Dabei hätte es gut begonnen, ein Nudelschuppen war noch gut gefüllt als wir uns setzten. Wir hatten richtig Hoffnung, die dann aber zunichte gemacht wurde durch einen lachenden Chinesen der mit uns redete und vermutlich sagte, zu späääät. Also besorgten wir uns bei einem fleissigen Krämer (zum Glück gibts die überall) ums Ecke wieder Nudelsuppe fürs Zimmer.
Morgen dann gehts zur Lhasabahn, aber lasst mich erst das bequeme Bett geniessen – denn so schlecht das Hotel an sich ist, die Matratzen sind vorzüglich!