Unterwegs mit den Herren Bei Ho Thsai und He Fu Bao - Teil 13
Von Christof Hofbauer
Sonntag, 30.08.2015Gestern Abend war wieder „10 kleine Negerlein“ angesagt. Nein, gottlob nicht was die Zahl der Mitreisenden angeht, weitere Ausfälle an Personal sind uns bisher erspart geblieben, sondern die Zahl der Urlaubstage. Werden es doch deren immer weniger und so müssen wir immer wieder aufs Neue knobeln, wie wir was noch hin bringen können.
Nil will unbedingt an die Lhasa-Bahn, auch wenn es nur der Anfang hinter Xining ist und die 5.000er inkl. Dieseltraktion aber sowas von weit weg. Das Terrain laut Karte verspricht aber trotzdem spannendes. Gut, die Strecke ist mittlerweile modernisiert und die Schleifen sind weg, aber die Landschaft bleibt. Mich hat dagegen mittlerweile der Dampfvirus gepackt. Ganz im Gegensatz zu meinen Begleitern, die das nüchterner sehen. Sollte es daran liegen, dass ich die gute alte Puff-Puff-Bahn noch live und als alltäglich mitbekommen habe? ……. Mann, fühl ich mich gerade alt ……. Dabei hätten wir wegen mir ursprünglich garnichtmal her kommen brauchen. SY hab ich von der Reise von vor 10 Jahren schon einige auf der Speicherplatte und China hat so viel zu bieten, da hätte es einen Abstecher hier her wegen der schwarzen Rösser nicht gebraucht. Aber jetzt, wo wir schon mal hier sind……
Allerdings hat das Einlesen in die ganze Materie gestern erbracht, dass es wohl dringendst angeraten ist, sich eine Fotogenehmigung zu besorgen. Das wollen wir auch heute tun, denn da wir nicht wissen wo und wann etwas fährt, müssen wir an potentiellen Stellen einige Zeit herumstehen, was diverse Herren der Security ja geradezu auffordert uns nach einer selbigen zu fragen.
Aber nun stellt sich die Frage, wie sinnvoll ist es an einem Sonntag den Versuch zu starten, eine Fotogenehmigung zu organisieren? Wir werden es erleben!
Schon früh sind wir draußen um nach den beiden oder vielleicht dem einen Personenzug zu sehen. Doch alles was man auf der Brücke beim Bahnhof erspähen kann, ist ein Zug mit blauer Diesellok davor, die in Richtung Baiyin steht, also irgendwie genau in die falsche Richtung. Ansonsten herrscht Leere im Bahnhof . Hm? Wie nun? Geänderte Fahrzeiten???
Warum die Unwissenheit und mangelnde Vorbereitung? Es sei nochmal daran erinnert, dass Baiyin mit seinen evtl. Dampflokeinsätzen nie so richtig Teil einer ernsthaften Vorbereitung war. Eigentlich wollte ich nur Nil im Vorfeld etwas foppen, da ich ja von seiner ausgeprägten Dampfphobie weiß! *frechgrins* Und so habe ich in die Karte, neben den Regionen die interessant sein könnten, auch die beiden Minenbahnen von Baiyin und Sandaoling eingezeichnet! Das wir jetzt hier landen würden, so völlig ab von unserer ursprünglich geplanten Route, dass konnte ja keiner im Vorfeld ahnen. Daher fehlen uns jetzt die Grundkenntnisse der aktuellen Fahrzeiten und so Eckdaten wie: "Braucht man eine Fotogenehmigung und wenn ja, für welche Bereiche". Wir haben zwar kurzfristig versucht das Netz "auszusaugen", aber das verwirrt teils mehr als dass es hilft. Gut unsere Streckenaufnahme haben wir ja seit gestern. Klar, mehr wäre schön, aber wir wollen jetzt auch nicht allzu viel unserer durch die Mietwagengeschichte stark geschrumpften Zeitpotentiale auf das Thema Dampf verschwenden. Wenn das mit der Genehmigung und evtl. Informationen vor Ort schnell geht, gerne. Ansonsten belassen wir es einfach bei der gestrigen Episode.
David und Nil fällt das sowieso nicht schwer, und ich hab wie bereits geschrieben vor 10 Jahren SY in Fuxin und Tiefa satt erlebt und fotografiert. Es ist zwar schade, aber ich kann‘s auch verschmerzen. Sandaoling mit seinen JS hätte mich da schon mehr gefuchst, aber das liegt ja eh weit ab von jeder Möglichkeit auf dieser Tour.
Wir steuern nach dem ergebnislosen Intermezzo auf der Brücke also in Richtung Verwaltung und Fotogenehmigung. Dort versteht man an der Rezeption unser Anliegen sofort, deckt uns wieder mit einem Redeschwall ein und überreicht uns schließlich eine Notiz in den hiesigen Schriftzeichen, verbunden mit Gesten, die für uns darauf hindeuten: nene, nicht hier, sondern bei der Adresse auf dem Zettel. Vielleicht lieb gemeint, aber überhaupt nicht hilfreich. Also brechen wir das Thema Dampf hier und jetzt ab, wie erwähnt haben wir keine Lust mehr von unserer knapp bemessenen Zeit zu investieren, und machen uns auf den Weg in Richtung Staatsbahnstrecke! *seufz* Irgendwie sinkt mein Stimmungsbarometer in dem Moment aber doch etwas……. oder sogar etwas mehr!
Ganz China ist eine riesige Baustelle, das zeigt sich auch in Baiyin. Nicht nur, dass in der gesamten Peripherie neue Wohnviertel entstehen, auch in der Stadt selber wird an allen Ecken und Enden gebaut, was ein schnelles Durchkommen absolut unmöglich macht.
Der erste Punkt den wir unser gestern als möglichen Standort eingezeichnet haben eignet sich bei näherer Inaugenscheinnahme leider nicht. Zuviel Leitungen in der Luft! Also, ein Stück zurück, verspricht doch dort ein Hügel und eine Kurve einen guten Blick auf Landschaft und Bahn.
Dafür ist aber ein kurzer Fußmarsch notwendig. Und das ohne Stärkung. Denn als Nil bei der Stelle vorher gefragt hat, wo denn die Beutel mit den Getränken und dem Frühstück wären, fiel mir siedend heiß ein, dass ich unbedingt die Theke der Hotelreception hätte mit nehmen sollen. Da standen unsere Vorräte nämlich noch drauf. Und nun standen wir am Berg mit leerem Magen und den Resten der Getränkevorräte aus unseren Rucksäcken! Super! Ich bin stolz auf mich und auch die beiden anderen haben mich gerade für einen Moment aus tiefsten Herzen lieb ….. aber sowas von! Nein, David und Nil nehmen es Gott sei Dank mit Humor, doch das Opfer für Spott und Späße am heutigen Vormittag ist gefunden! Und das mit vollen Recht!
Schön ist der Blick, fehlt nur noch einen Zugfahrt aus der richtigen Richtung. Eine Lokleerfahrt nach Baiyin haben wir schon verpasst, nämlich als wir zur Stelle gelaufen sind. Und als die erste Zugfahrt seit wir auf Posten stehen dann kommt, ist das ein Kohlezug von hinten. Aber der geht mit einem kurzen Sprint auch mit Streiflicht, so dass das erste Bild des Tages, wenn auch mit Verspätung und nicht dampfend im Kasten ist.
5077?!? Moment, da war doch was!?! Ach nöööö! Das ist ja dieselbe, die wir gestern schon am Kohlezug abgelichtet haben! *grmbl* Zwei Bilder innerhalb von zwei Tagen in China und dann beides Male dieselbe Lok. Hätte jetzt nicht sein müssen. *mpf* Aber hilft ja nix. Immerhin einmal mit Sonne im Rücken und einmal mit „aus dem Licht“, das könnte man auch als Abwechslung bezeichnen, oder? *grins* Man muss sich ja schließlich mit irgendwas trösten.
Dann ist wieder Warten angesagt. Während die Dunstglocke über Baiyin immer dichter wird, ist endlich hinten auf der Strecke Bewegung auszumachen. Ein gemischter Güterzug eilt auf uns zu. Der Lokführer hat uns schnell gesichtet und hupt ausgiebig bei der Vorbeifahrt.
Vorbei an Ruinen und mit der Industriekulisse von Baiyin im Hintergrund ist DF8B 5063 mit einem kurzen Güterzug auf dem Weg in Richtung Jingyuan.
Als nächstes sichere Leistung haben wir jetzt den Personenzug nach Changzheng . In rund einer Stunde sollte der kommen und bis dahin müsste die Stelle nahe der zur Bahn parallel laufenden Straße im Licht sein. Eine lange Gerade mit weitem Blick. Die hat sich Nil gewünscht. Gut, er will sie, dann soll er sie auch bekommen. Mittlerweile brennt die Sonne schon wieder heiß vom Himmel und man ist dankbar um jedes noch so kleine Stück Schatten. So ist auch der, den ein einzelner Strommast wirft, gleich belegt. Und während wir das Schauspiel der im Schritttempo die Rampe heraufkriechenden Lastwagen und der skurrilen Überholmanöver genießen, angeregt Diskussionen über Achslast und Ladungssicherheit, oder besser deren Gegenteil, führen, vergeht die Zeit bis zu den nächsten Zugfahrten. Erstmal ein weiterer Kohlezug von hinten, dann der Auftritt des Personenzuges.
Mit dem nächsten Kohlezug ist DF8 0206 von Pingchuan her unterwegs. Auffällig die etwas andere Form im Dachbereich.
Nil meint, wir könnten den Zug verfolgen. Also, Sprung auf marsch, marsch ins Auto, Kurzwende und hinterher. Wenigstens solange bis uns ein Rudel Fahrschulautos stoppt. Die hatten wir schon bei der anderen Fotostelle bewundert, wie sie nahe dem Schritttempo auf der alten, nicht mehr befahrenen Hauptstraße geübt hatten. Fern von jedem Verkehr. Eigentlich kein Wunder wie chaotisch es dann auf den Straße zugeht, wenn man die künftigen Verkehrsteilnehmer so ab von dem üblichen Gewühle behutsam ausbildet. Unserer, zugegeben lästerlichen, Überlegung nach besteht das Pensum der chinesischen Fahrschule aber sowieso eher aus nur ganzen 3 Stunden fahren und dafür gut 12 Stunden hupen üben.
Wir sind aber nun wie gesagt ausgerechnet mitten in die 3 Stunden Praxisübung geraten. Und so schleicht es rund um uns und wir können nur im Kriechtempo weiter. Hätten die nicht in dem Moment als wir aufgetaucht sind gerade Hupen auf dem Schulplan haben können? So wird das nix mit dem Zug. Wir kämpfen uns bei einem Halt seinerseits zwar noch auf gleiche Höhe heran, dabei gibt‘s noch eine Kreuzung mit einem weiteren Kohlezug zu bewundern, dann macht aber eine lange Baustelle mit Ampelstopp endgültig alle Hoffnungen zunichte.
Janu, ist halt so. Gemäß Nils ab Baiyin etwas krummen Fahrzeiten hätten wir zwar noch eine Chance im anschließenden Streckenteil, aber die Richtigkeit dieser Daten haben wir ja schon gestern bezweifelt. So stehen wir auch am nächsten Punkt vergeblich und lange. Dabei drücken wir uns im Schatten eines großen, steinernen Hinweisschildes herum, jederzeit sprungbereit um bei einer „drohenden“ Zugfahrt dem Zaun entlang den kleinen Hang hochzuklettern. Dem Zaun? Ja, die ganze Gegend ist hier auf einer Seite des Tals entlang des Höhenzuges eingezäunt. Warum, dass könnten vielleicht die Hinweisschilder erklären, die wir nicht lesen könnten. Ob es wegen der Aliens ist?
Der Personenzug ist definitiv durch, soviel steht fest. Aber es gibt ja in China immer genug zu sehen. Und wenn auf den Schienen schon nicht, dann eben auf der Straße. So bestaunen wir entweder das was vorbei kommt, oder wir werden bestaunt.
Elektrotraktion neben der Dieselstrecke. Ganz schön weit raus in die Botanik trauen sich die beiden Alten auf ihren Elektrorollern. Leise surrend sind sie unterwegs, so dass ihre Unterhaltung bereits schon von weitem zu hören war.
Und endlich brummt es doch wieder mächtig vor uns. Zwar ist es nicht der Personenzug, den hatten wir auch schon lange abgeschrieben, es ist ein nicht enden wollenden Leerzug, der in Richtung Grubenregion fährt.
Sind die Kohlezüge in Lastrichtung relativ kurz, werden in der Gegenrichtung lange Leergarnituren gefahren. Mit so einer Wagenschlange nähert sich DF8B 5077 zwischen Wujia Chuan und Jingyuan den Fotografen.
Uaaah, schon wieder die! *grmbl* Haben die keine anderen Maschinen? Immer die Gleiche! *urgs* Hält uns aber nicht davon ab, trotzdem den beherzten Versuch zu starten den Zug zu verfolgen, was bei seiner Geschwindigkeit und der leeren, übersichtlichen Straße auch nicht ganz so schwer fällt, auch wenn wir jeweils nur knapp vor ihm an den nächsten Stellen stehen.
Kurz vor Jingyuan dann das letzte Bild. Im Vordergrund durfte unser braver San-ta-na *sing* posieren.
So, die ersten Diesel-Streckenbilder sind auf dem Chip, die erste Zugverfolgung erfolgreich absolviert *grummel* was kommt jetzt *GRUMMEL* ach ja, HUNGER!
Und nebenbei Durst! Die Restbestände an Getränke sind nämlich mittlerweile vernichtet oder lauwarm und Nachschub dringendst nötig. Gut das Jingyuan nicht weit ist. Dazu muss man aber den Gelben Fluss überqueren. Neben der kombinierten Straßen-Eisenbahnbrücke, die wie wir gestern Abend festgestellt hatten aber für den Straßenverkehr gesperrt ist, gibt es eine neue Autobrücke. Und die kostet Maut. Jetzt nicht wirklich ein Problem für uns, aber für die hier wohnenden Chinesen sicher recht lästig und auf die Dauer teuer.
Drüben das gewohnte Bild. An sich ist Jingyuan eine typische Stadt auf dem chinesischem Land. Da gibt es einmal einen "alten" Bereich mit niedrigeren Häusern, relativ engen Straßen und vielen kleinen Geschäften, Handwerksbetrieben und Suppenküchen links und rechts. Und es gibt einen Neubaubereich mit mehrspurigen breiten Prachtstraßen, teils von Bäumen gesäumt, mit großen Lampen, oder sollte man besser sagen, Leuchtern versehen und Hochhäusern an allen Ecken und Enden. Diese Wohntürme haben selten weniger wie 30 Stockwerke!
Dort entdecken wir am Eck eine Bäckerei für französische Spezialitäten. Gut, die haben nun mit Frankreich und der dortigen Backkunst genauso wenig zu tun wie amerikanisches Budweiser mit Ceske Budejovice und der dortigen Braukunst oder Bistrobaguette von Iglo mit französischer Haute cuisine, aber es ist mal was anderes!
Kaum haben wir das nett und großzügig eingerichtete Etablissement betreten, indem die diversen Backwaren in freistehenden vitrinenartigen Regalen angeboten werden, werden wir zu den Stars des Tages. Wir amüsieren uns immer wieder wenn wir auf der Straße oder aus Autos heraus angestarrt werden, wenn sich Menschen gegenseitig darauf aufmerksam machen, dass wir gelaufen kommen oder wo stehen, aber der Besuch hier artet regelrecht in ein Fotoshooting aus. Bedienung, andere Käufer, ja sogar der Konditor, alle wollen sich mit uns verewigen lassen und werden es auch. Dem Handy mit Fotofunktion sei Dank! *grins*
Mann hatten die in dem Laden einen Spaß mit uns! Gruppenfoto mit Kunden und Konditor in der französischen Bäckerei von Jingyuan.
Was fällt eigentlich bei dem Foto besonders auf? Naaaa? Es gibt mittlerweile genügend Chinesen die es in Bezug auf Körpergröße mit dem durchschnittlichen Mitteleuropäer locker aufnehmen können!
Endlich sind alle so weit zufrieden gestellt, dass wir mit vollen Tüten und besten Wünschen von dannen ziehen können. Im Nachbargeschäft, dort wo wir kalte Getränke bunkern, gibt es weniger Personal und damit verbunden auch weniger Aufsehen. Hier staunt nur der kleine Sohn der Verkäuferin über die komischen Menschen mit den langen Nasen.
Schnell ganz uninteressiert tun wenn jemand ein Foto macht. Man will ja schließlich cool rüber kommen und nicht als würde man wie ein Kleinkind gerade vor Neugierde platzen.
Zurück über den Gelben Fluss und dabei brav den Brückenzoll ein zweites Mal entrichtet. Ein mongolisches Umgehungsmanöver a la Segi, sprich vorbeifahren an der Mautstelle auf Sichtweite durchs Gelände, scheidet ja aufgrund von diesbezüglichen Defiziten an Fahrzeug und Landschaft aus.
Dafür ist der breite Strom schön anzuschauen und unser braver San-ta-na ……. ich hoffe ihr singt wieder fleißig mit ……. hat andere Qualitäten wie ein UAZ, er ist nämlich deutlich bequemer. Und da er uns bisher überall hin gebracht hat wo wir hin wollten, darf er sich jetzt auch im Schatten unter der Eisenbahnbrücke ausruhen, während wir mit Rucksack und Tüten bewaffnet den nächsten Steilhang in Angriff nehmen.
Mit Tüten? Alle??? Ja, man hat tatsächlich auch mir wieder eine Tüte mit Proviant anvertraut und ich weiß es durchaus zu schätzen, dass man mir an diesem Tag eine zweite Chance der Bewährung gibt, auch wenn mir klar ist, dass ich dabei unter strenger Beobachtung stehe!
Auf dem Weg zur Fotostelle geht es im Talgrund aber erst einmal über ein Fließgewässer, in das man nun wirklich nicht fallen will. Es ist nicht die Farbe, das Braun kann hier in dieser Region ja durchaus natürlichen Ursprungs sein, es ist der stechende und unangenehme Geruch der von der Brühe aufsteigt. Man ist einfach nur froh, wenn man die kleine Senke und damit den Dunstkreis dieser Flüssigkeit verlassen hat. Jetzt noch etwas der Bahn entlang, dann wird’s wieder steil, aber diesmal moderat. Die Belohnung für die in der Hitze schnaufende Truppe wartet oben: ein toller Ausblick, freies Schussfeld auf beide Seiten, die Sonne am richtigen Punkt und ….. SCHATTEN!!!
Hier hat es tatsächlich Bäume! Und unter denen lassen wir uns nieder. Bis zur Kante vor sind es nur einige Meter und da sich jeder Zug schon von weitem durch blubbern und tröten ankündigt, können wir uns in aller Seelenruhe dem widmen, was wir in unserem Leichtsinn gerade gekauft haben. Und was wir da alles aus den Tüten befördern!?!
Schön anzuschauen ist es ja. Gut, etwas blässlich vielleicht für Gebäck, wie es da so mehr weiß als braun in unseren Händen liegt, und auch der Geschmack scheint gerade ausgegangen zu sein. Einige der Teile schmecken nicht mal mehr „generisch“, andere dagegen ganz gut und wieder ein Teil, lädt gar zu zweifelhaften Geschmacksreisen ein. So ist die Kombination aus Tomate, Mais und Süß eher skurril als lecker oder zumindest stark gewöhnungsbedürftig.
Immerhin es sättig und ist tausendmal besser wie knurrender Magen aufgrund vergessener Tüten! *schäm* Irgendwann haben wir dann auch unseren Sättigungsgrad erreicht, auch die körperinternen Flüssigkeitsreserven sind wieder aufgefüllt, und so können uns anderen Aktivitäten zuwenden.
Während nun diverse notebooks heraus gezerrt werden, um schon mal ein paar Zeilen Bericht zu schreiben, lasse ich zwischendrin den Blick schweifen. Wir sitzen in Mitten einer losen Ansammlung kleiner Bauernhäuser, dazwischen weitflächige Gemüsefelder und vereinzelte Bäumchen. Vor uns das grüne Tal, gegenüber karge, beige Lösshügel die bis zum Horizont reichen. Rechter Hand die Silhouette von Lanzhou und, nur zu erahnen, das Tal des Gelben Flusses. Und weit und breit kein Mensch zu sehen. Irgendwie unheimlich.
Nicht lange und unsere Kontemplation wird gestört durch vertraute Geräusche. Es trötet, oder für die Schweizer unter uns, es hornt links von uns. Außerdem ist ein langsam laufender Großdiesel zu hören. Klingt nicht gerade nach Volllast!
Da, wie wir bereits gesehen haben, die Leerwagen aus diversen Kohlezügen immer zusammen wieder in Richtung Revier gebracht werden, fallen auf der Strecke von Baiyin in Richtung Nordosten immer wieder Lokleerfahrten an. So ist auch DF8B 0206 solo unterwegs.
Warum um alles in der Welt stellt man lange Leerzüge zusammen, nur um dann die Loks als Lz hinterher zu schicken??? Dabei spart man weder Trassen noch Treibstoff. Wäre es nicht gescheiter, die Maschinen leer mit zu schleppen?
Naja, irgendein Dispatcher wird sich schon was dabei gedacht haben! Wir verziehen uns wieder in den Schatten. Der Tag hat langsam etwas faules. Hier sitzen, halb dösend, das gefällt gerade im Moment. *trööööööt* Uns ist aber auch keine Ruhe vergönnt! *grins* Mächtig hämmert es im Tal des Gelben Flusses. Hörbar kämpft sich gerade etwas über die Gitterbrücke, schieb sich langsam auf uns zu, geht gegenüber in die Schleife und taucht nach endlosen Minuten endlich bei uns auf.
Obwohl die Strecke von der Brücke über den Gelben Fluss her kommend nur unmerklich ansteigt, schafft es die 1999 gebaute DF8B 5030 trotz ordentlicher Lärmentwicklung nicht den Kohlezug auf Tempo zu bringen.
Ist schon absolut gewaltig was diese V16 Motoren für eine Geräuschkulisse aufbauen! Quetscht man das Netz aus, so kann man lesen, dass die Maschinen über eine Leistung von 4.930 PS verfügen! Boah, schon ganz schön Musik in der Bude, oder? Gut, andere Quellen sprechen von ungefähr 15% weniger Leistung, wäre aber dann auch immer noch ganz ordentlich.
Übrigens stammen, laut der ersten Quelle die Loks der 0-er Serie von Quishuyan, die 5000er von Ziyang. 3000er kämen demnach von Dalian. Wie gesagt, alles unter Vorbehalt!
Wir schauen dem Zug noch lange nach bis er hinter der letzten Kurve verschwindet und das mächtige Dröhnen langsam abebbt, dann geht’s wieder unter den Baum. Wollen wir wechseln oder bleiben wir ganz gemütlich hier auf unserem „Feldherrenhügel“? Während wir noch im Gespräch darüber vertieft sind, wie wir den heutigen Tag noch gestalten und wie es dann überhaupt morgen weiter gehen soll, erscheint gegenüber schon das nächste gewaltige Schauspiel! Diesmal nicht von Menschenhand, sondern von Mutter Natur höchst persönlich!
Wie aus dem nichts ist er entstanden. Tornado, Windhose,…..? Egal wie man es bezeichnet, es ist ein gewaltiges Naturschauspiel!
Beeindruckende Naturgewalt! Zwar nicht zu vergleichen mit einem ausgewachsenen Tornado, aber doch nicht zu unterschätzen. Die wahre Größe kann man erahnen, wenn man die Masten der Stromleitungen als Vergleich heran zieht.
Begeistert starren wir hinüber auf die andere Talseite, aber ebenso mit einem guten Maß an Ehrfurcht, kann sich doch jeder vorstellen, was passiert wenn man in eine solche Sandhölle kommt. Daher sind auch wir sehr aufmerksam und verfolgen den Weg, den diese Windhose nimmt. Kommt sie über das Tal und auf uns zu, ist es definitv ratsamer nicht mehr hier zu sein. Aber die Gute bewegt sich weiter auf dem Hügelkamm gegenüber nach links und somit von uns weg, bis sie sich am Ende langsam auflöst.
Genauso schnell wie sich der Spuk gebildet hatte, löst er sich auch wieder ins Nichts auf und die Landschaft liegt ruhig und friedlich da wie ehedem.
Hui, hier wird einem ja ordentlich was geboten fürs Geld! Gut das wir hier geblieben sind. Moment, einerseits ja, aber etwas bewegen sollten wir uns schon. Denn die Sonne ist mittlerweile weiter gewandert und mit Seitenlicht sieht es in der Kurve jetzt nichtmehr wirklich gut aus. Also die Landschaft beäugt und nach Stellmöglichkeiten in der Nähe gesucht. Den großen Wechsel wollen wir nämlich nicht machen, dazu gefällt es uns hier viel zu gut und wir sind, nebenbei gesagt, gerade auch ein bisschen träge. Da vorne bei den Bäumen, da müsste es doch gut aussehen in Sachen Licht! Und Schatten hat es da auch!
Auf dem Weg nach hinten passieren wir einige Gemüsefelder auf denen das Wasser steht! Wie um alles in der Welt schaffen die es, dass auf diesem Boden Wasser steht? Wasser kennt hier eigentlich nur einen Weg: Ab in den sandigen Untergrund und tschüss!
Etliche Trichter die sich auf dem Weg und in der Umgebung auftun zeugen von der üblichen Vorgehensweise des kühlen Nass. Die entsprechenden Austritte weiter unten am Hang und diverse Hangrutschungen zeigen, was hier abgehen kann, wenn es mal ordentlich regnet.
Und so empfiehlt es sich beim Laufen auch zu schauen, wo man hin tritt. Was von oben wie ein sicherer Pfad aussieht, entpuppt sich bei Begutachtung von der Seite als Reine Kulisse. Schuhsohle und das Nichts darunter werden nur durch eine einige Zentimeter dicke Schicht Sand getrennt. Oder es tun sich mitten am Weg große Löcher auf, in denen es bodenlos nach unten geht.
Dementsprechend zieht sich auch der Weg bis zum angepeilten Standort, schlängelt entlang der Abbruchkanten und umrundet Löcher. So werden 100 m Luftlinie schnell mal zu 200-300 m Laufstrecke.
Neuer Platz, neuer Schatten, neues Glück. Na, gesessen ist man vorne aber besser! Hier ist nun ein flacher Stein als Unterlage heiß begehrt. Jeder darf sich den Ar….. mal drauf platt sitzen, die beiden anderen lagern derweil auf dem sandigen Weg. Tststs, spiele nicht mit den Schmuddelkindern! Wer das daheim wieder waschen soll. Als Alternative zum sich im Staub wälzen bleibt noch in der Sonne stehen, wechselweise vor oder hinter einem tiefen Riss im Gelände und durch Springen versuchen Erdreich oder besser Löss in Bewegung zu bringen! Nein, bevor jetzt der ein oder andere angesichts dieses geäußerten Übermutes aufschreit, da bewegt sich nix. Keine Gefahr! Da kannst hüpfen wie ein Flummi.
Egal, wir müssen die Leibesübungen sowieso unterbrechen, es brummt mal wieder! Leider von der falschen Seite. Und die Stelle ist alles, nur keine Zweirichtungsstelle wie die Kurve vorne. Aber egal, ein Querschuss auf die Maschinen geht aus der Höhe immer. *grins*
Dann ist wieder Ruhe angesagt, bis es, diesmal wieder aus Richtung Jingyuan, zu rumoren beginnt. Irgendwie kommt immer alle halbe Stunden Bewegung auf die Gleise unter uns. Könnte daran liegen, dass die Strecke eingleisig ist und die nächsten Kreuzungsmöglichkeiten immer so 15 – 20 Minuten Fahrzeit weit entfernt sind.
Was sollte es aus der Richtung auch anderes sein. DF8B 0207 kommt mit einer Schlange beladener Kohlewagen daher.
Ist der blaue Gebäudekomplex im Innenbogen jetzt Fluch oder Segen? So ganz klar bin ich mir darüber nicht. Zwar bildet er einen tollen Kontrast zur umgebenden Landschaft und macht auch durch sein Baby- oder Wäscheblau unmissverständlich klar in welchem Land man sich befindet, aber er ist auch äußerst dominant und verhindert so einen vernünftigen Teleschuss auf die Brücke, unter der übrigens unser Auto wohnt.
Wir versinken wieder in Staub und Gedanken, bis uns pünktlich der nächste Diesel, diesmal wieder aus Richtung Baiyin, hoch fahren lässt.
……die als Leerfahrt in Richtung Kohlerevier unterwegs ist, um dort einen beladenen Zug zu übernehmen.
Bei dieser Maschine handelt es sich wieder um eine Variante mit der Front abgerundetem Dach und hervorstehendem, dritten Spitzenlicht. Finde ich persönlich etwas ansprechender als die andere Kopfform.
Hatten wir bis dato eine gute Regelmäßigkeit in den Zugbewegungen, wird’s jetzt zäh. Aber so richtig! Nichts geht mehr! Nur die Wolken, plötzlich im Osten aufgetaucht, bewegen sich unaufhaltsam auf uns zu. Und bis zur nächsten festen Leistung dauert es noch. Insgesamt quillt es jetzt um uns herum ordentlich, die Sonne sinkt zudem in den Schmodder über dem Horizont, alles andere als prickelnd. Warum zieht in diesem Land jemand immer um dieselbe Zeit den Stecker am Trafo? So kommt es einem wenigstens vor! Und langsam kommt Unruhe in die kleine Gruppe. So richtig weiß keiner was er noch machen soll. Hier bleiben, anderen Platz suchen, Zug entgegen fahren, bringt’s das, ach egal, hier ist’s doch schön, aber die Wolken, und den Blick hatten wir doch schon….. Und während ich mich darauf verlege Gemüse zu fotografieren,…..
Jetzt wird’s scharf. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, der Lössboden ist äußerst fruchtbar.
……packt David sein Bündel, erklärt er wolle vorne auf den Personenzug warten und ist weg. Nil und ich halten einstweilen die Stellung. Noch gut eine Stunde und das Licht sagt schon massiv tschüss. Auch der Schatten unter uns wächst von Minute zu Minute.
Noch eine halbe Stunde. Jetzt stehe ich ganz alleine hier im Gelände. Nil war der Schatten nichtmehr geheuer, außerdem meinte er, er habe den Blick von hier oben jetzt schon zur Genüge. Sprachs und verschwand mitsamt Ausrüstung hangabwärts. Nun geistert er unter mir herum, vor und zurück, und scheint doch nicht so zufrieden zu sein. Ich bleibe hier oben, denn eins habe ich noch auf dem Zettel, einen Teleschuss in die Kurve um damit die Silhouette von Jingyuan im Hintergrund näher heran zu ziehen. Noch eine Viertelstunde, noch zehn Minuten, ständig wird die Kamera neu eingestellt, massenweiße entstehen Probeschüsse denn das Licht verändert sich minütlich, noch fünf Minuten, es rollt, endlich! Doch die letzten Minuten, bis der Zug auftaucht sind die schwersten. Gefühlte Stunden oder gar Tage dauert es, bis sich die Fuhre aus dem Einschnitt auf den Damm und über die Brücke schiebt und irgendwie warte ich immer drauf das es *flupp* gleich stockdunkel wird!
Wird’s natürlich nicht, aber viel Restlicht ist auch nicht mehr da, als die Garnitur endlich in die Kurve einbiegt.
Mit dem abendlichen 7516 ist DF8B 5016 gen Westen unterwegs. Im Hintergrund die Stadt Jingyuan, im Tal des gelben Flusses.
Bei der Zuglok handelt es sich dabei um dieselbe Maschine, die auch gestern für die Beförderung zuständig war.
Jetzt ist es Zeit für den Aufbruch. Das Licht ist weg und das Abendbuffet im Hotel ruft. Trotz der zwischenzeitlichen Atzung durch die „französischen Backkünste“ breitet sich eine gewisse Leere in der Bauchregion aus. Kein Wunder, durch Entfall des Frühstücks fehlt uns ja immer noch eine Mahlzeit.
Ausrüstung geschultert geht es los. Die beiden anderen haben schon einen gehörigen Vorsprung. David sowieso, stand er doch zuletzt schon wieder vorne an der Kurve, aber auch Nil hat von seiner letzten Position eindeutige Standortvorteile. Egal, wir sind ja nicht bei einem Wettrennen. Trotzdem verfalle ich in Geschwindschritt, denn von oben kommt zum ersten und letzten Mal in diesem Urlaub „erhöhte Luftfeuchtigkeit“ in dicken Tropfen herab. Aber auch diese kleine Sprinteinlage kann nicht verhindern, dass die beiden anderen am Auto auf mich warten müssen. Und dass ist gut so, sehr gut sogar! Warum? Ganz einfach! Kaum bin ich nämlich angekommen und habe meine Tüten im Kofferraum und den Fotorucksack auf der Rückbank verstaut, da hornt und wummert es im Tal vor uns. Und wenn man die Geräusche richtig deutet, ist das was da kommt nicht allzu langsam unterwegs. Kann eigentlich nur eines bedeuten: Personenzug!
Hatten wir jetzt so gar nicht mehr auf dem Zettel. Warum auch? Hatte ja auch keiner geglaubt um die Zeit noch irgendwie Licht für ein Foto zu haben. Aber nun wummerts und die Sonne hängt noch knapp über dem Bergrücken. Also Zug und Restlicht hat‘s, was es nicht mehr hat ist Zeit, also spontan reagiert. Während Nil und David sich für Kunst mit Schattenriss vor untergehender Sonne entscheiden, will ich, wenn schon ein P-Zug kommt, dass Ding so drauf haben, dass man davon auch noch was sieht. Also unter der Brücke durch, Laufschritt, ohne eine Ahnung was mich dahinter erwartet! Froschblick übelster Sorte oder doch ein Häuflein Sand zum drauf stellen. Eigentlich dürfte die Geländekante nicht mehr weit sein. Und wirklich! Es sieht besser aus als gedacht! Doch bin ich nun schnell genug? Drüben kommt schon der Zug die Gerade herunter gerollt. Ein kurzer Sprint, dann im allerallerletzten Moment doch nochmal den Standpunkt ändern, Puls drücken und Schuss!
Im letzten Licht des Tages ist DF8B 5021 kurz vor Jingyuan mit dem K9672/3 Lanzhou – Changzheng unterwegs.
Und das Ganze von der anderen Seite aus betrachtet, unter der Rubrik Kunst! Stimmungsvoll und perfekt umgesetzt von David, wie ich finde!
Taadaa! Das war doch jetzt mal ein krönender Abschluss für einen recht gelungenen Fototag. Auch wenn wir uns bedingt durch einsetzende Lethargie nicht so weit der Strecke entlang bewegt haben und auch die Fahrzeuggestellung durch die Zhōngguó Tiělù alles Bisherige an Monotonie getoppt hat, es war ein rund rum zufrieden stellender Tag. Und! Wir haben endlich einmal unsere Bilder von einer Hauptstrecke ohne Strippe und nur mit Diesel!
Jetzt entstauben und dann nichts wie ab ins Hotel. Ihr wisst ja: 21.00 Uhr !!!
Schon leicht gezeichnet von der staubigen Landschaft wartet unser Santana brav unter der Eisenbahnbrücke auf seine Insassen.
Fenster auf und die Kühle des Abends sich um die Nase wehen lassen, im verblassenden Tageslicht die Schönheit der Landschaft genießen und dann auf der Autobahn nochmal Strecke machen. So geht es zurück nach Baiyin und ins Hotel.
Rein in die Hotelhalle, ran an den Tresen und nach unseren Tüten gefragt. Nach kurzer Verwirrung werden wir als eindeutige Besitzer selbiger identifiziert und lächelnd, oder doch eher grinsend und kichernd, übergibt man uns den schmerzlich vermissten Proviant. Dann rein in den Aufzug, nochmal vergewissert was heute für ein Wochentag ist, wichtig wenn wir uns dann nochmal abschließend über das weitere Programm besprechen wollen, und husch husch unter die Dusche!
Für alle die nicht wissen welcher Tag heute ist, halten viele Hotels diese nützliche Hilfe bereit. Teppiche in den Aufzügen mit dem jeweiligen Wochentag.
Frisch geschniegelt und gebügelt, gut gekämmt und in staubfreien Klamotten geht’s in Richtung Speisesaal, das Buffet plündern. So haben wir es uns jedenfalls vorgestellt. Netter Tagesausklang mit einer abwechslungsreichen Palette von Köstlichkeiten der chinesischen Küche.
Was wir vorfinden sind aber eher nur die Restbestände. Die letzten anwesenden Gäste sitzen gerade beim abschließenden Getränk und bei der Zigarette danach. Grund genug für das Personal eifrig das Buffet abzuräumen. Es ist zwar offiziell noch eine knappe Stunde geöffnet, aber jetzt kommt eh keiner mehr und je eher man mit dem Wegräumen anfängt, desto eher ist man fertig!
Und dann das! Drei Langnasen brechen durch die Tür und stellen unverblümt Forderungen nach was essbaren. Die versammelte Mannschaft reagiert mit Konfusion. Und während die einen uns freundlich auf Speisen, Getränke und Geschirr hinweisen, andere uns eher aus der Verpflichtung heraus noch Stäbchen besorgen, sind wieder andere unbeirrt damit beschäftigt, alles was sie an Schüsseln habhaft werden können zu packen und damit auf nimmer wieder sehen in Richtung Küche zu verschwinden. Haaaaalt! Das wollten wir doch noch essen! Zu spät!
Trotz des Durcheinanders, wir haben unseren Spaß. Und ich für meinen Teil kann mit dem was noch da ist und vor allem mit dem was ich noch vor dem Abtransport auf den Teller retten kann, mehr als zufrieden sein. Es schmeck gut und ich bin am Ende papp satt! Nur mit den Getränken ist es irgendwie wirr. Es gibt Kühlschränke zur Selbstbedienung. Doch die werden nach unserer ersten Runde versperrt! So eine Gemeinheit! Und dass wo wir uns doch bereits auf mehrere Durchläufe eingestellt haben und die aufgrund des Flüssigkeitsverlustes unterm Tag bitter nötig gehabt hätten. Aber nichts geht mehr! Also heißt es dürsten. Und dass eines der Gemüsegerichte tierisch scharf ist, macht die Gesamtsituation nun auch nicht wirklich besser. *grins*
Also nix mehr mit gemütlichem zweitem oder dritten Feierabendbier. So, bleibt am Ende des Tages nur mehr eines zu tun. Nämlich die Frage klären, was machen wir morgen?
Jetzt wird’s nochmal lebhaft! Nil will ja unbedingt an die Lhasa-Bahn. Also zumindest an deren Start, sprich in die Gegend hinter Xining. Aber er möchte auch, genauso wie David, nochmal in die Lössberge an der E-Piste von Lanzhou her! Hm, und wie soll das gehen? Sein Ansatz ist recht einfach! Morgens erstmal für ein, zwei Züge in die Berge und danach, bei Beginn der Hochlichtphase wechseln nach Xining.
Find ich jetzt bekanntermaßen nicht so prickelnd. Hochlicht hin oder her, fahren bei Sonne find ich immer ein bisschen doof. Zudem könnte man am frühen Nachmittag ja noch die SS7C machen, wenn sie denn dieselbe Leistung fährt. Äh, und Dampf gäbe es hier ja auch noch. Vielleicht könnte man ja so…….
Nein, nein, nein! Kann man nicht! Und gewechselt wird in der Hochlichtphase! David ist auch dafür, also hab ich keine Chance! Nu gut, dann nicht. Im Gegenzug setze ich mich bei einem anderen Punkt durch. Da die beiden wieder hoch hinaus wollen und ich mir sicher bin, dass ich da nicht mit komme, eröffne ich, dass ich in der Zeit wo sie Gämse spielen, aus den Bergen raus und rein in die Kehre fahre. Kann Nil jetzt nicht begeistern, denn bis ich dann wieder da wäre und man wolle doch los und die Zeit und ……
Mir egal! So lange brauche ich für die Abholung dann auch nicht, dass das bei der anschließenden Fahrstrecke nennenswert ins Gewicht fallen würde. Außerdem sehe ich nicht ein, dass ich den Vormittag nur irgendwie absitzen soll. Sie wollen hoch, gut, dann sollen sie hoch! Ich will nicht hoch, dann ist es auch o.k. wenn ich das Beste für mich daraus mache! Punkt! Ende der Diskussion!
Schließlich sind wir uns einig, der Plan steht, auf dem Zimmer gibt’s noch was gegen den Durst und dann ab in die Heia. Das es morgen so gar nicht nach Plan läuft, wir in den Bergen wegen Wolkenschadens deutlich länger hängen bleiben als ausgemacht und es ausgerechnet die beiden anderen sind, die via sms immer wieder um eine Verlängerung des Aufenthalts „betteln“, das soll euch Nil im nächsten Teil erzählen.
Für mich heißt es Gute Nacht und schlaft wohl! Bis Morgen!