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Unterwegs mit den Herren Bei Ho Thsai und He Fu Bao - Teil 8

Von

Dienstag 25.08.2015

Mein erster Blick nach dem aufwachen heute früh ging gleich nach links, in Richtung von Gubi. Er sah gar nicht gut aus, und so hörte es sich auch an. Schade, die Nacht hat nicht die gewünschte Genesung und Erholung gebracht. Er bleibt sicher heute nochmal im Zimmer. Auf Spezialrezepte nach Dr. Georgi aus Georgien verzichteten wir heute früh, auch wenn ich nach wie vor fest an die Wirkung von Tschatscha gemischt mit Painkillern glaube, aber für dieses aktuelle Krankheitsbild ist selbst diese Swanetsische Spezialität nutzlos (oder wir hätten es doch probieren sollen – nur wo bekommt man in China Swanetsischen Tschatscha her? ;)).

Ich selber Frühstücke sowieso nicht (und bin in diesen Momenten jeweils froh darum) und Christof wollte heute auch nicht mehr, warum denn bloss – hm? So sammelten wir uns um kurz nach 8 Uhr bei uns im Zimmer und hielten einen kleinen Krisenrat. David mochte sich so gar nicht daran beteiligen und war froh eigentlich gar nichts tun zu müssen. Unsererseits hiess das, wir bleiben in der Gegend. Nur was tun wir? Ich hatte da mal was heraus gesucht über Luftbilder, nur so aus jux und dollerei – aber wir konnten es als Notfallplan heran ziehen, was ja durchaus praktisch ist.

Christof machte sich erst mal auf um Getränke für Gubi zu organisieren während ich mich nochmal etwas intensiver mit der Gegend befasste die ich bereits mal überflogen habe habe. Das Gebiet liegt etwa 150km östlich von uns. Da verläuft die Neubaustrecke und die Altbaustrecke nah zusammen oberhalb des riesigen Gelben Flusses Ostwärts (ja, genau dieser eine gelbe Fluss)
Christof kam alsbald zurück und wir verschwanden nach kurzer Beratung nochmal nach draussen, David mussten wir nicht nerven mit unseren Tagesplanungen. Dafür besorgten wir ihm was zu futtern (fies trockene Kekse), achja und Geld besorgen sollten wir auch noch, unsere Barbestände haben sich nämlich erschreckend dezimiert in den letzten Tagen. Was in erster Linie daran liegt das wir das Hotel ständig in Bar bezahlen müssen. Denn ausser Union Pay (gibts das bei uns eigentlich auch?) wird von dem Schuppen mal wieder keine Kreditkarte akzeptiert.
Kekse fanden wir ohne weiteres im „Fake“ Seven/Eleven (eine Chinesische Abwandlung mit verblüffend ähnlichem Logo und Design), aber die Bargeldbeschaffung lief etwas harzig. Wir probierten alle Automaten im näheren Umkreis aus, nicht ein einziger wollte uns Geld geben. Es waren etwa sechs Automaten, und alle hatten sie eine andere Fehlermeldung für uns (so sie denn überhaupt Englisch konnten). So richtig schlau wurden wir daraus nie ... und Geld haben wir immer noch keins. Es sind die Momente wo man etwas Angst bekommt und schon das Konto leer geräumt sieht ...
Zurück haben wir das Essen ausgeliefert und ich habe das Hotelzimmer für die nächste Nacht klar gemacht. Mit dem Pass von Gubi im Sack gings los, obs eine gute Idee ist ihn ohne im Hotel zurück zu lassen? Wir wollten aber heute Abend noch die Fahrkarten für die Rückfahrt nach Peking am Bahnhof erwerben – die brauchen wir ja sowieso und je früher desto besser. Desweiteren erhofften wir uns am Bahnhof auf ein uns wohl gesinnten ATM zu treffen, denn ohne einen solchen gibt es keine Fahrkarten, für so etwas feudales reichten die Barbestände schon lange nicht mehr aus. Bis dahin sollte es aber schon reichen, denn wir zogen auch Gubi noch seine Cashreserven aus der Tasche um immerhin etwas flüssig zu sein heute, man weiss ja nie wieviele Parteikader man noch trifft unterwegs :-D.

Wir wünschten Gubi also alles gute mit seinen Vorräten und liefen etwa das sechste mal heute früh an der Rezeption vorbei, zum erstaunen all der beschäftigten Angestellten.
Die Fahrt in unser Zielgebiet führt uns eigentlich über die G30 nach Osten, genau diese eine Autobahn die wir gestern schon gefahren sind, oder eben nicht weil Sie teilweise nicht existiert oder gerade sonst gebaut wird. Auf diese Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes) hatten wir heute aber keine Lust mehr, wir zogen daher einen Umweg über eine bestehende Autobahn vor. Das klappte ganz gut, nur war der Umweg grösser als vermutet. Aber die Autobahn die wir wählten gab es immerhin und es gab auch keine grosse Baustelle. Nicht selbstverständlich, denn Osmand kannte auch zwei Autobahnverbindungen zur G30 runter die es noch nicht gibt. Die Erfahrungen die wir mit dem uns zur Verfügung stehenden Kartenmaterial sammeln sprechen schon mal für sich. Wir lernen: nicht verlassen auf das was da eingezeichnet ist und immer damit rechnen zu verenden. Aber obs bessere Karten als OSM gibt (Offline) – ich zweifle noch.

Wir kamen in der Stadt erst etwa um 10 Uhr los, und die Fahrt zog sich fast zwei Stunden hin. Auf de Autobahn könnte man zwar unglaublich Schweizerische 120km/h fahren, aber auf der G5 (unserer Umleitungsstrecke) war der Verkehr etwas Lebhafter. Kein Problem wegen Stau, aber die Chinesen fahren auf der Autobahn genau so bekloppt wie Innerstädtisch. Grundsätzlich fährt jeder für sich - auf seiner Spur ohne zu wechseln, egal welche und egal wie schnell. So kann es auch vorkommen das ganz links ein kleines Auto mit 70km/h fährt und gerade von einem LKW rechts überholt wird welcher halt 85km/h fährt. So wird es, wenn man gerne etwas schneller unterwegs wäre, eine gezirkel um die Schleicher herum. Der Raum auf der Strasse wird bei diesem gezirkel komplett genutzt, so haben wir es uns bei den wenigen Chinesen abgeschaut die es auch eilig haben, auch der Standstreifen ist breit genug zum überholen. Es wird halt gefahren, Vogelwild. Und als Europäer darf man einfach nicht das Gefühl haben fahren zu müssen wie man es bei uns tut, weil dann hat man innerhalb weniger Minuten soooooo einen Hals (also wirklich soooooo gross), und das macht dann auch kein Spass (ich bin dafür weniger anfällig weil ich solchen Situationen Spass abgewinnen kann, Christof hingegen ... naja, lassen wir dieses Thema besser dabei bewenden ;)).

Wir befinden uns auf einer Chinesischen Autobahn, und weil die Chinesen immer etwas mächtiger produzieren als wir wird ein Autotransporter etwas voller beladen als bei uns. Alleine auf diesem Karren befinden sich 21 Neuwagen.


Als wir kurz nach 12 Uhr an der Ausfahrt von Gangkou eintrafen hatten wir bereits einige Züge gesehen und eines festgestellt: Die Altbaustrecke die neben der NBS liegt ist nicht die, die es auf dem Luftbild zu sein schien. Die „Richtige“ verläuft einige Kilometer weiter im Hinterland, die Strecke die ich gesehen habe ist eine eingleisige Dieselstrecke. Ganz nett, nur weiss natürlich niemand ob da etwas fährt? Immerhin, 3 Strecken innerhalb von wenigen Kilometern ist doch auch was ...
Wir (oder muss ich ehrlicherweise schreiben: ich?) wollten erst mal eine Neubaustreckenbrücke anfahren die auf dem Luftbild gut zu erkennen war und potentiell nach einer Stelle ausschaute. Der Weg dahin wäre ganz einfach, auf der Hauptstrasse etwas zurück fahren und dann über die Nebenstrasse hinauf zur Brücke. Ha, nur wurde diese Hauptstrasse gerade entkernt. Umleitung? War natürlich nichts angeschrieben, also suchten wir uns selber etwas und fuhren eine etwas grössere Runde, die flott mal wieder 30min kostete.
Und auf dieser Runde wurde ein Punkt den wir ahnten verdeutlicht: traue keiner Karte die du nicht selber gezeichnet hast. Wir querten Tongguan, ein Ort der im OSM aus einer Strassenkreuzung und einem Namen besteht. Das könnte der Hof vom altehrwürdigen Herrn Lee sein, oder (wie in diesem Fall) eine Stadt mit geschätzten 100'000 Einwohnern. Und wenn man nicht damit rechnet an so etwas heran zu fahren (weil der Hof vom altehrwürdigen Herrn Lee hätte uns besser gefallen) stösst man erst einen Bairischen und dann einen Schweizer Fluch in die dunstgeschwängerte Luft ehe die Ampel in der Stadt wieder grün wird und man weiterfahren darf.

Wir sind am Stadtrand von Tongguan und stehen an der Ampel. Wenn wir jetzt nach rechts wollten ... also ... aha, Zukunftsplanung.


Wo bei uns am Stadtausgang höchstens mal eine langweilige Tafel steht (Auf wiedersehen in Dingsdadorf) gibt man sich in diesem Teil der Erde schon etwas mehr Mühe ... wir fühlten uns prima verabschiedet, auch wenn wir die Stadt nur fluchend mit dem Auto durchquert haben ;)


An der Neubaustrecke waren die beiden Brücken die wir über diesen einen Weg erreichten so schlecht nicht. Nur die Brüstung ... Englisch. Auf der Betonbrüstung stehend konnte ich die Kamera gerade so über das Gitter halten, mit durch den Sucher gucken war aber nichts mehr, also Live View nutzen - in der Mittagssonne ist natürlich auf dem Display besonders viel zu erkennen. Das Resultat war dann auch entsprechend, zwei Fotos absolut vermkurkst, zwei gingen ganz gut.

Nächst Sizhicun verläuft die Neubaustrecke von Xi'an nach Zhenzhou durch eine leicht hügelige Landschaft im Tal des gelben Flusses. Auf dem Bild ist eine Einheit CRH380A zu sehen. Der Zug hat Xi'an vor etwa 20min verlassen und fährt mit 300km/h nach Osten.


Dieser CRH380BL (L für lange Version) kommt vermutlich aus dem Südwesten des Landes und hat als Endziel Xi'an. Das Bild von Christof.


Und nochmal eine CRH380A Einheit, diesmal ebenfalls Westwärts unterwegs nach Xi'an. Die Situation auf der Brücke war äusserst unangenehm für mich als kleiner Schweizer. Die Brüstung war gerade zu hoch um durch den Sucher schauen zu können, so musste der Live View herhalten und sowohl Auslösezeitpunkt wie auch der Ausschnitt leiden merklich darunter.


Noch auf der Brücke kamen das erste mal unsere „Angela-Zettel“ zum Einsatz, denn ein Brückenwärter (oder sowas?) kam irgendwann vom südlichen Brückenkopf daher geschlurft und guckte ganz schön blöd aus der Wäsche – wasndasnhierfreundelangnaaasen? Den Zettel mit der sinngemässen Übersetzung: "wir Fotografieren Eisenbahn, Privat" las er zwar, aber er verstand ihn augenscheinlich gar nicht, denn sein Blick wurde nicht verständnisvoller. Wir verzogen uns als er begann in sein Funkgerät zu plärren. Auch wenn man in China frei Fotografieren darf (oder wir es glauben zu dürfen) wollten wir es nicht darauf anlegen an der ersten Stelle „draussen“ schon verräumt zu werden, das fehlte gerade noch in der Parteizentrale von Tongguan zu landen ;).
Aber, pas problem! Der Verkehr war reichlich, es kamen innerhalb von einer Stunde etwa 4 Züge auf der Neubaustrecke .. damit waren wir „unten“ zufrieden
Wir wechselten nach der Begegnung mit dem Brückenwärter an einen Ausblick weiter oben am Hügel.
Schade um das Licht, es war zwar Sonnig und Wolkenlos, aber extrem diesig und smogy. Man sah eigentlich kaum ein paar Kilometer weit, dabei wäre das Panorama wunderbar, hinten mit Fluss und wieder einer Bergkette. Aber es ist halt irgendwie Chinesisch nicht?

Wo ist er denn? Wir haben uns nach einer Begegnung mit der „Ordnungsmacht“ (oder so) verzogen und einen Aussichtspunkt weiter am Hügel gesucht. Hier rollt ein CRH2C von Xi'an kommend nach Osten.


Und wie Bestellt noch ein CRH380A in der kurzen Ausführung. Hinten ist nun wirklich der gelbe Fluss zu sehen. Das andere Ufer kann man nur mehr erahnen, wäre die Sicht klar würde der Blick über das breite Tal und die nächste Hügelkette schweifen, stellen wir es uns halt einfach vor.


Was geht eigentlich auf dieser nahen Dieselstrecke? Wir sahen sie ja immer ein seit wir an der Neubaustrecke standen. Nun, bis zu diesem Zeitpunkt am Berg oben lief da gar nichts. Aber als wir da auf weitere Züge warteten grummelte es unten und es rollte tatsächlich ein Zug vorbei. Ein Güterzug mit DF8 bespannt, der allgegenwärtigen Diesellok aus Chinesischer Produktion, mehr oder weniger Modern, auf jeden Fall ganz nett anzuschauen. Wir konnten es uns nicht verkneifen noch runter zu ballern ... mit eher zweifelhaftem Ergebnis, aber sieht selbst:

Von unserem Aussichtspunkt aus sahen wir auch die Dieselstrecke ein. Und wie wir da so standen kam da unten tatsächlich ein Zug. Bespannt ist dieser Güterzug mit einer DF8. Die Neubaustrecke liegt übrigens im Einschnitt direkt vor der Dieselstrecke.


Wenn man sich das Areal des kleinen Bahnhofs genau anschaute hätte man einen Güterzug sehen können, oder doch nicht, oder woher kommen denn die Wagen? Dass schauten wir uns von unten noch genauer an. Und kaum angekommen grummelte es. Christof hatte die Kamera dabei und fertigte den Notschuss vom nächsten Zug an während ich mich aufs zugucken begrenzte (man sollte die Kamera halt nie im Auto liegen lassen). Hoppla, auf dieser Piste geht also auch ein bisschen etwas.

Wie Gross ist die Chance zwei Züge innerhalb weniger Minuten auf so einer Nebenbahn zu sehen? Verschwinden klein, trotzdem kam kurz nach dem ersten gleich noch ein zweiter hinterher. Das Bild war ein Zufallsprodukt als wir uns den Bahnhof kurz anschauen wollten. Christof war schlau genug um die Kamera mit zu nehmen während meine noch im Auto lag.


An den Zug, wenn denn einer da stehen würde, kamen wir nicht ran. Diese Ecke an der Strasse ist der einzige Punkt an dem man an den Bahnhof heran kommt, hohe Zäune versperren den Weg entlang der Gleise.
Weil uns Dieselstrecken im Grundsatz gut gefallen und da ja vielleicht noch ein Zug in der Ausweiche des Bahnhofs stand blieben wir gleich an diesem Schienenstrang. Osmand war wieder der Helfer, denn immerhin der Verlauf der Eisenbahn ist relativ genau kartographiert – passende Strassen findet man dann ja von alleine :-). In der brütenden Hitze (es war schon wieder heiss und stickig an diesem frühen Nachmittag) warteten wir nächst Huayin auf eben diesen Zug aus der Ausweiche, oder einen anderen nach Westen, wir sind ja flexibel.
Die Stelle hatte durchaus ihren Reiz und so investierten wir einiges an Geduld in den Blick, denn wir später noch verfeinerten indem wir einen Hügel hinter der Bahn erklommen.
Aber es wollte nicht, in über einer Stunde kam nur etwas ... ein Personenzug mit oranger DF4 von hinten. Uuuh, das war jetzt aber gemein! Warum nicht von vorne?
Auch nicht wirklich besser an der ganzen Sache war der entfernte Blick auf der (richtige) Hauptstrecke, denn da rollte ein Zug am anderen vorbei.

Von unserer Stelle aus konnten wir dem orangen bijoux mit den Wagen dahinter lange zuschauen ... Christof hat sogar noch auf den Auslöser gedrückt.


Um 16 Uhr verging uns die Geduld, wir wechselten zur Hauptstrecke rüber, wir wollten mal noch „ein paar Bilder“ machen heute. Der erste Versuch an einem nahem Einschnitt scheiterte, er war zu tief, die zweite Idee hingegen gelang fast zu perfekt. In Tongguan schauten wir uns, fern ab von jeglicher auf Osmand verzeichneter Strasse, am Ortsausgang eine Brücke an. Neee, nix geht, aber vielleicht hinten am Eck? Wie kommen wir da hin? Ah, über die Strasse hier? Voillat!
Und wirklich, betreffend ein paar Leitungen mussten wir etwas schmerzfrei sein, aber es war schon Glück überhaupt so etwas zu finden. Was folgte war massiv Zugverkehr. Innert nur einer Stunde kamen etliche Güterzüge von vorne. Aber leider nur Güterzüge, wir wollen ja nicht meckern, aber es war etwas abwechslungslos (hihihi). Und immer wenn ein Zug auftauchte, neeein, schon wieder eine Hxd3B.

Die Stadt die man hinten im Dunst erkennt ist eben diese „Geisterstadt“ Tongguan (eine Stadt die auf OSM kaum existiert). Wir haben mit viel Glück eine nette Stelle für den Abend gefunden. Wir kämpften uns durch die Dorenbüsche und erhaschten am Abhang stehend diesen Blick auf die Strecke. Und der Verkehr war sehr gut, die Abwechslung weniger. Alle Züge von vorne, und ja wirklich alle, waren mit Hxd3B bespannt. Diese moderne E-Lok aus Chinesischer Produktion (mit freundlicher Unterstützung eines Kanadischen Konzerns – TRAX-ALARM) haben die Achsfolge Co'Co' und werden ab 2008 produziert.


Ein „Gannzug“ folgte als nächstes, in den E-Wagen wird Kohle gebunkert.


Das Licht rasselte langsam bergab und wir hatten die Loks sowieso irgendwie gesehen. Interessant zu sehen wie die Kisten in diesem Land transportiert werden ... E-Wagen, was sonst?


Die Hoffnungen lagen auf einem Personenzug, die hier auf der Strecke mit den äusserst Fotogenen SS07D bespannt werden. Warum wir das wissen? Von hinten kamen in dieser Zeit etwa drei Personenzüge. Schon irgendwie lustig oder? ;)

Christof hat bei einem Personenzug von hinten mal draufgehalten und eine dieser SS07D Fotografiert. In der Lackierung machen sich die kantigen Loks doch wirklich fotogen, sollte man mal auf dem Zettel halten die Büchsen.


Das Licht sank immer tiefer und die Hxd3B hatten wir dann auch irgendwann gesehen, also ab zur Neubaustrecke – denn der Altbaustrecke nochmal so etwas zu finden hielten wir mehr oder weniger für aussichtslos.
Um zurück zur NBS zu kommen fuhr Christof einfach mal weiter den Weg hinein, blind – aber die Richtung passte so ganz grob. Und dann rechts im Ort und ... es sah gar nicht schlecht aus, jeder Schlenker in eine falsche Richtung wurde bald wieder korrigiert und wir kamen der NBS mit jedem Meter näher. Was folgt? Logisch, kurz vor Ende stand da ein Auto und ein Motorrad auf dem Weg bei einer kleinen Häusergruppe. Platz da - also Hupte Christof den Besitzer raus. Es kamen zwei Polizisten aus dem Haus, guckten etwas blöd aus der Wäsche, und stellten das Auto weg. Ob Christof auch gehupt hätte wenn er gewusst hätte dass er die Schutzgarde anhupt? Ja Christof, willst du etwas sagen?? :-D
Dieses „Problem“ war behoben, wir kamen genau da raus wo wir wollten, der Weg zur Neubaustrecke war ein klacks. Und wie wir da in den Spitzkehren über der NBS hin und her drehten erkannten wir auf der nahen Dieselstrecke gerade eine DF4 in orange mit einem Personenzug verschwinden. Christof wurde kurz etwas .... ungehalten. Die Kiste wäre, hätte man es gewusst, im Licht gekommen. Aber Personenzüge und China, kein einfaches Thema, es gibt einfach zu viele und so etwas wie in Kursbuch ist inexistent (wäre mal etwas für ein paar Parteikader). Ich habe zwar eine App am Handy über welche man Fahrzeiten abfragen kann, aber sucht da mal so Heckenschnellzüge und Bambusen Verbindungen ... eben!
An der Neubaustrecke war das Licht noch nicht rum, so versuchten wir an der Dieselstrecke zur „grossen Brücke“ zu kommen welche parallel der Neubaustrecke über ein Tal führt. Der erste Versuch scheiterte kläglich in einer Wohnsiedlung, der zweite aber schon klappte. Die Stelle ist nett! Dumm nur haben wir einem zweiten Personenzug, Lok nicht gesehen, gerade so halb zuschauen können. Zwei Personenzüge in 15min und wir haben beiden zugeschaut?! Sowas blödes! Das dann nichts mehr kam in den verbleibenden 30min Sonne war fast selbstverständlich.

Immerhin auf der Neubaustrecke lief noch etwas. Von unserer Stelle an der Dieselstrecke sah man auch die NBS ein und löst aus Spass mal aus als ein Velaro das kleine Tal querte.


Wir blieben bis die Sonne im Schmodder versank noch an der Stelle stehen, ohne das etwas geschah auf den Gleisen. Dafür entdeckten uns aber die Bewohner der Häuserzeile an der wir unser Auto geparkt hatten. Drei Junge Männer kamen ran und schauten etwas ungläubig zu uns, was wir hier wohl tun? Es war nicht ganz leicht ihnen zu erklären was uns in ihr Dorf führt ... und ich glaube sie wissen es noch heute nicht. Und weil wir ja bei den Häusern parkten und da rückwärts die ganze Strasse wieder rausfahren mussten blieben wir das Dorfgespräch heute Abend. Wie wir zurück setzten und die 200m zum „Hauptweg“ fuhren schauten aus allen Türen Chinesen raus. Kinder im Schlafanzug genau so wie der altehrwürdige Herr Lee mit der Gehhilfe.

Und dann begann der sehr Mühsame Teil des Tages. Wir fuhren zurück nach Xi'an, wieder über die „Autobahnumfahrung“.

Auf der Hauptstrasse zur Autobahn haben die Bauern Mais zum trockenen ausgelegt, über Kilometer hinweg. Nun, viel besser dafür als eine Asphaltierte Strasse gibts kaum ...


Wir haben die Maisfelder hinter uns gelassen und fahren Huayin entgegen. Je später es wurde desto mehr lichtete sich dieser Smog, so erkannte man endlich auch die eigentlich herrliche Landschaft in dieser Gegend.


Und da auf der Autobahn fuhren wir nach unspektakulärer Fahrt auf leeren Autobahnen um kurz vor 20 Uhr voll in einen Stau hinein, in dem wir gute 45min verloren. Bei einer Baustelle wurde der Verkehr auf eine Spur zusammengeführt, und wirklich nur eine Spur. Und das führte zu diesem unsäglichen Stau, obwohl der Verkehr nicht derart stark war ... meinen wir. Erst standen wir ganz links, ohne das sich viel bewegte, dann wechselten wir auf den Pannenstreifen welcher ebenfalls als Stauspur genutzt wird, da ging es deutlich schneller (weil die einzige Spur die weiterführt eben der Pannenstreifen ist).
Wenn man dann am Ende des Staus sieht wie die Chinesen sich gegenseitig per "Reissverschluss" Platz machen weiss man warum der Stau so lang war. Es gilt das Gesetz des stärkeren und man drück so lange bis man drin ist in der Lücke, dass deshalb alle Spuren viel langsam vorwärts kommen als wenn man auf sich schauen würde verkommt zur Nebensache, Hauptsache man hat das Gefühl schneller als die anderen gewesen zu sein.
So war die Zeit fortgeschritten als wir die Stadtore von Xi'an erreichten. Es haben sich einige Punkte angesammelt die wir abarbeiten mussten zu später Stunde; Wir brauchten Geld, wir brauchten die Fahrkarten und mittlerweile auch Sprit für Santana. Ohne Geld kein Sprit und keine Fahrkarte. Achja, und Hunger hatten wir auch noch – das wurde nicht einfach mit dem Wissen um den Umstand, dass nach 21 Uhr das Unterfangen der Nahrungsaufnahme schwierig werden könnte in der Gegend des Hotels.
Wir fuhren erst zum Bahnhof, da gibts Geld, die Fahrkarten und vielleicht auch was zur Essen? Aber es gab gaaaar nichts. Kein ATM, entsprechend keine Fahrkarte und Essen schon gar nicht, selbst wenn man Geld gehabt hätte. Grrrrr! Kein ATM am ganzen Bahnhof, schon merkwürdig.
Also zum Hotel. Wir probierten vor dem Hotel wieder den ATM den wir am Vormittag bereits beehrt hatten, mit dem selben Resultat. Und wenn wir schon da sind probieren wir doch noch einen ... und noch einen ... und der frass dann meine Karte und wollte sie nicht mehr hergeben. Das war der Zeitpunkt wo ich heute die Segel gestrichen habe, ich hab aufgehört mit denken, bevor noch etwas richtig blödes passiert. Das galt auch für das Essen, wir haben uns noch eine Nudelsuppe geholt im fake seven/eleven und die machten wir mit Wasser aus dem Wasserkocher vom Zimmer warm. Etwas Verwirrung stifteten wir noch als wir nach Essstäbchen fragten an der Rezeption, aber Baidu half (die Chinesen verstanden jetzt zwar was wir wollten, aber nicht wofür). Am Schluss hatten wir auf jeden Fall drei Paar Chopsticks.
Gubi strahlte uns entgegen als wir nach 23 Uhr nudelfertig das Zimmer betraten. Es ging ihm, und dies war die beste Nachricht heute Abend, wieder gut und morgen gehts raus aus Xi'an .... Gubi war sogar so fit, er ging auch noch kurz auf die Reise nach draussen um am Geldautomat etwas zu probieren.
Wie wir am Essen waren trampelten noch die Leute vom Hotel ins Zimmer und wollten irgend etwas von uns, wir hatten anscheinend zu wenig Deposit bezahlt heute früh – stimmt, wir haben uns schon gewundert warum es plötzlich günstiger wurde. Christof war mit seinen Nerven am Ende und stellte die Kommunikation mit den Chinesen einfach mal ein ... ich klärte es dann mit unseren allerletzten Barbeständen. Es war ein langer Tag und der Abend war äusserst nervenaufreibend.

Wir brauchen Geld, Sprit, ein Rückfahrtticke. Bekommen wir überhaupt noch Geld, trauen uns die Chinesen noch? :-)
Wir stellten den Wecker auf 7 Uhr .... gute Nacht!