Unterwegs mit den Herren Bei Ho Thsai und He Fu Bao - Teil 5
Von Christof Hofbauer
Samstag, 28.08.2015Heute ist es also soweit: Reisetag! Es geht mit Zug G661, ab Beijing Xi 14:48 Uhr, in die ehrwürdige Stadt Xi’an. Also dahin, wo 115 Jahre zuvor auch die letzte chinesische Kaiserin Cixi hin geflohen war. Aber ist es auch bei uns eine Flucht? In gewisser Weise ja, denn hier in Beijing kamen wir nicht weiter. Drei Tage liefen wir nun schon kreuz und quer durch die Stadt, wurden an der Mautstelle vor dem Flughafen schon als alte Bekannte per Handschlag begrüßt und im Container der Autoverleiher gehasst und gefürchtet. Und das alles ohne Erfolg. So blieb nach dem Gespräch gestern bei Herrn Z. nur ein Weg, nämlich weg hier.
Wenigstens konnte uns bei dieser Tour keiner vorwerfen wir würden keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Taxi, U-Bahn, Flughafen Schnellbahn und jetzt auch noch Zug! Alles dabei, oder? Und dass eine ganze Woche lang. Sind wir nicht brav geworden?
Erstmal sind wir nach dem Tief von gestern, welches seinen Höhepunkt im Terminal T2 der Beijinger Flughafens hatte, nachdem uns das Leihwagen Shuttle dort kommentar- und hoffnungslos ausspie, wieder etwas oben auf. Es bewegt sich was und es gibt Grund zur Hoffnung. Auch wenn wir vielleicht das Programm ein klein bisschen anpassen müssen und so das ein oder andere nicht mehr erleben werden auf dieser Tour. Aber dass es nicht leicht werden könnte, wussten wir ja irgendwie vorher.
Heute schälen wir uns wieder etwas später aus den Betten, denn wir haben Zeit. Der Zug geht ja erst nachmittags und wenn wir hier um 12.00 Uhr oder so weg kommen, ist das noch früh genug. Da geht sich sogar ein kleiner Fotostopp an der Brücke, wo auch sonst, und ein kleiner Bummel durch das benachbarte Viertel aus. Vielleicht gibt’s ja da irgendwo eine andere Perspektive. Frisch geduscht geht’s raus aus dem Hotel und gleich wird klar, war eigentlich sinnlos! Nein, nicht das hinausgehen, denn es empfängt uns blauer Himmel satt, nein das Duschen! Es ist schwül, es ist heiß und wir transpirieren schon nach wenigen Metern. Schön! Ich liebe Wärme oder Hitze oder ….. so halt. Lieber wie jetzt frieren.
Der Blick von der Straßenbrücke bringt motivlich nicht wirklich etwas neues, aber was will man machen. Und auch wenn wir die Kulisse jetzt schon etwas satt haben, die auftretenden Darsteller verzücken doch immer wieder.
Kurz nach unserem Eintreffen rollt DF11G 0001 vom Betriebswerk in Richtung Bahnhof. Zugegebener Maßen, gerade im Moment schmerzt die Vorstellung schon, dass wir wohl in diesem Urlaub diese mächtige Maschine nicht mehr in „freier Wildbahn“, sprich auf der Strecke mit Zug am Haken, erleben werden können.
Es geht hier wirklich Schlag auf Schlag. Während DF4D1499, sie ist uns vor einigen Tagen schon begegnet, zum Zug rollt, erreicht SS9G 0182 mit einem Schnellzug das Bahnhofsvorfeld.
Dann das unbestrittene Highlight des Vormittags! Ganze vier Stück soll es von der Reihe DF11Z geben und wir haben mit 0001 eine von ihnen erwischt. Gut getarnt mit ihrem grünen Lack vor den grünen Bäumen im Hintergrund. Aber wer will in diesem Fall schon mäklig sein.
Auch eine Vertreterin der Reihe SS9, ohne G, lässt sich blicken. SS9 0022 drückt einen Zug in die Abstellung.
Hier in der Sonne zu sitzen und im Minutentakt den Verschluss klicken zu lassen hat schon beinahe was meditatives. Wäre nicht der ständige Verkehr, der nur wenige Zentimeter hinter uns vorbei rollt und die schöne kühle Flasche Cola, die statt in meine Kehle, langsam in die Tüte tropft, weil der Tütenträger vom Dienst diese unsachgemäß gehandhabt und dabei die beinhaltende Flasche nachhaltig beschädigt hat. Das nervt nun doch ein wenig! Also wenden wir uns wieder den Schienen zu *ohm* ….. alles wird gut.
Dann der aus meiner Sicht nächste Höhepunkt. Mit mächtig Lärmentwicklung, die locker die Straßengeräusche rund herum übertönt, zerrt DF4 1758 einen langen Schnellzug aus dem Bahnhof.
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Nun ist aber gut hier. Zum einen sollten wir langsam ins Hotel wandeln, uns herrichten und auschecken. Zum anderen, jetzt haben wir es langsam auch gesehen! Und ihr wohl auch! Aber ein hab ich noch……
SS9G 0115 ist auf dem Weg eine neue Zugleistung zu übernehmen. Daneben rollt 0068 mit einem Schnellzug in den Bahnhof.
Gemütlich geht’s zurück ins Hotel und für mich nochmal unter die Dusche. Dann die Entscheidung, kurze oder lange Hose für die Fahrt. Ich entscheide mich, eingedenk asiatischer Kühlräume, genannt Gebäude oder Transportmittel lieber für lange. Im Zweifelsfall dann doch eher „kuschelig“ als nach einer halben Stunde mit Gänsehaut.
Das auschecken geht schnell, wir haben ja Routine, ebenso wie das Warten auf ein Taxi. Auch diesmal müssen wir, drei Mann und drei Koffer, zwei Taxis nehmen. Denn bekanntermaßen, wenigstens die älteren Semester bzw. Filmeschauer unter uns wissen was ich meine, passen zwar „Drei Mann in ein Boot“, aber eben nicht in ein Beijinger Taxi.
Quer geht’s jetzt durch die chinesische Hauptstadt, vorbei an den Tribünen der anstehenden großen Parade zum Ende des Zweiten Weltkriegs und ich übe mich schon mal in huldvollem Winken.
Läuft es unterwegs noch ziemlich locker, es ist echt wenig los auf den Straßen, herrscht vor dem Westbahnhof das absolute Chaos. Hat unsere Taxifahrerin den U-Turn noch irgendwie geschafft, ist an ein Herankommen an die Haltebuchten gar nicht zu denken. Nach minutenlangem Hupkonzert ohne wirklichen Raumgewinn lässt sie uns entnervt auf der Straße aussteigen und das Gepäck aus dem Kofferraum zerren. So finden wir uns unversehens mitten auf der Busspur wieder und die Flucht in Richtung Gehsteig wird durch die Absperrgitter nicht gerade begünstigt. Knuffend und puffen, je mit einem großen Koffer und Fototasche/-rucksack bewaffnet, geht’s an der Schlange der auf den Bus wartenden vorbei. Wäre man in Deutschland bei einem solchen Vorgehen mindestens schon zweimal gelyncht worden, dreht hier nicht mal einer den Kopf nach uns. Ist halt so.
Und uns trainierts. Denn vor dem Eingang zum Bahnhofsgebäude kommen wir nun endgültig ins Gewühle. Irgendwann haben wir die Einlasskontrolle erreicht, stehen vor der netten Dame und werden nach kurzer Prüfung und Erlangung eines roten Stempels für würdig befunden einzutreten.
Bei der mächtigen Anzeigetafel treffen wir dann auch David wieder. Diesmal war er als Solist unterwegs und sein Fahrer war im „Durchwühlen“ des Verkehrschaos vor dem Bahnhof wohl deutlich geschickter.
Da wir bis zur Abfahrt des Zuges noch Zeit haben und sich langsam ein Hüngerli ausbreitet, schauen wir uns nach etwas essbarem um. Vieles steht zur Wahl, doch wir bleiben konservativ und entscheiden uns für klassisches, weltweit austauschbares Fastfood. Mein Veto gegen Gummihühner fruchtet diesmal und so landen wir beim gelben M. Die Hoffnung dort „in Ruhe bestellen“ und „etwas essen“ zu können zerschlägt sich bei der Masse der Menschen die durch den Bahnhof schwappt sehr schnell und auch vor dem Tresen geht es entsprechend zu. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass das Personal hinter dem Counter nicht der Reihe nach abarbeitet, sondern immer die zuerst dran nimmt, die am lautesten in der hier üblichen Sprache ihre Bestellungen einfach dazwischen rufen. Für einen Mitteleuropäer ein klarer Standortnachteil. Auch die gute, alte Abblocktaktik, an unzähligen Messebuffets dieser Welt erfolgreich erprobt und angewendet, bringt einen nur bedingt weiter, denn wie blockt man Menschen mit der Schulter ab, die einem mühelos unter der Achsel hindurch laufen können.
Und kaum hat man diese Herausforderung gemeistert und hält seine schwer erkämpften Nahrungsvorräte endlich in den Händen, steht einem die nächste Schwierigkeit bevor. Denn irgendein Architekt hat sich einfallen lassen, die Theken der diversen Fressbuden zwar ins Parterre zu machen, die dazugehörigen Sitz- und Speiseräume aber ins Obergeschoss! Dass diese ausschließlich über Treppen zu erreichen sind brauche ich jetzt nicht unbedingt erwähnen, oder?
Und so kommt der Gute noch heute Tag für Tag in den Bahnhof, sucht sich ein nettes Plätzchen und hält sich vor Lachen den Bauch, wenn er hungrige Reisende beobachtet, die versuchen mit allerlei Gepäck behängt, schwere Koffer und hochbeladene Tabletts, mit schaukelnden Bechern, eine Etage höher zu wuchten. Was für ein Spaß!
Aber auch das meistern wir und sind damit endlich gerüstet uns ins nächste Getümmel zu stürzen. Den Warteraum vor der Einlasstür zum Zug. Auch nichts für Menschen mit Berührungsängsten.
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Es gibt viel zu sehen während wir warten. So werden neben uns, an einem taktisch gut positionierten Spielwarenstand, kleine Elfen auf den Weg in die Lüfte geschickt. Mittels eingebautem Rotor verlassen sie vernehmlich surrend die Hände der Verkäuferinnen um sich elfengleich, wie auch sonst, in die Höhe zu schrauben und dann in die Beleuchtung des Standes zu krachen. Anschließender Absturz inbegriffen. Die Verkäuferinnen lächeln unbeirrt weiter, die Kinderaugen glänzen, wir kringeln uns vor Lachen, als vor uns Bewegung in die Sache kommt.
Hey Jungs und Mädles, nun mal langsam. Wir haben alle reservierte Plätze. Warum dann also das Gedrängel, Geschubse, Geschiebe? Zudem habe ich, im Gegensatz zu euch, Schuhgröße 46! Ich hab also meinen Spaß. So ist irgendwann die Absperrung erreicht, die natürlich genau beim Vordermann streikt. Schneller taktischer Richtungswechsel in die andere Spur und schon sind wir draußen auf der Rolltreppe. Und da steht er, der CRH380AL-2594, unser rasende Untersatz für die kommenden 6,5 Stunden.
Erwartungsgemäß verläuft sich am Bahnsteig die Masse der Reisenden recht schnell. Jetzt wird auch klar, warum so viele anstanden. In so einen AL passt einige rein. Wir müssen bis fast ganz vorne, denn wir reisen 1.Klasse. Man gönnt sich ja sonst nichts. Billiger war aber nicht frei und ich muss sagen, ich bin froh. Rein in den Wagen, Koffer verstaut und die Sitze geentert. Boah, was für ein Platz! Sowohl in der Breite, als auch in Sachen Beinfreiheit. Und das Fenster hat ein Fensterbrett! Nur das Entertainment System, welches in einer Seitentasche an der Armlehne angebracht ist drückt etwas.
Und ist sinnlos. Draußen gibt es auf der Fahrt genug zu sehen, da schau ich doch nicht ins Kästchen. Und verstehen würde man sowieso nichts.
Langsam rollen wir aus der Halle, vorbei am Betriebswerk, in dem neben einer Unzahl Elektroloks auch Dieselmaschinen stehen. Meist große Rangierloks, aber auch DF11G sind darunter. Wenig später passieren wir die Abstellanlage und dann geht es durch die Außenbezirke von Beijing hinaus auf Land. Schnell gewinnt der Zug Geschwindigkeit und mich fasziniert die Laufruhe des Triebzugs. Selbst bei annähernd 300 km/h läuft er „wie auf Schienen“. Im Wageninneren herrscht auch gedämpfte Ruhe, die hübsche Schaffnerin kontrolliert akribisch unsere Fahrkarten und wir bekommen unsere Reiseverpflegung überreicht.
Pro Nase, oder besser pro Fahrkarte, gibt es ein kleines Papptütchen mit Knabbereien und eine Flasche Wasser. Hier zu sehen, drapiert zur wohlfeilen Begutachtung auf dem breiten Fensterbrett neben meinem Platz. Letzteres find ich richtig toll, kann man doch diverse Dinge darauf platzieren, inkl. Fotoapparat.
Durchweg aufgeständert geht es durch die Ebene südlich von Beijing. Orte tauchen auf und bleiben ruck zuck wieder zurück, und der Blick schweift sehnsüchtig nach rechts zu den Bergen, in denen wir uns eigentlich schon vor Tagen hatten aufhalten wollen! *seufz*
Ein erster kurzer Zwischenhalt, eine Provinzstadt, deren neu gebauten Hochhäuser mitten aus der grünen Ebene ragen, dann erreichen wir Shijia Zheng.
Etwas überdimensioniert für die drei darin abgestellten Hochgeschwindigkeitszüge scheint dieses Areal, welches wir bei der Ausfahrt aus Shijia Zheng passieren. Aber in China baut man für die Zukunft, wie man auch auf dem nächsten Bild sehen kann.
Nil will mit David den Speisewagen erkunden und nutzt dabei die Gelegenheit sich auch in der 2.Klasse umzusehen. Ist es bei uns schon bequemer!
40°C hat die Anzeige als Außentemperatur zeitweise angezeigt und wir sind froh, dass wir hier im wohltemperierten Inneren sitzen, doch nun ändert sich das Wetter draußen dramatisch. Kurz vor Zhengzhou geraten wir in ein Unwetter und es schüttet wie aus Eimern. Schwallweise läuft das Wasser am Zugfenster entlang.
Rechtzeitig zum nächsten Halt in Zhengzhou hellt es sich aber wieder auf. Gut so, denn es gibt viel zu sehen, zeigen sich doch Beispiele für die Extreme in diesem Land. Während wir nämlich in unserem Hochgeschwindigkeitszug vorbeibrausen, baut man draußen mit skurrilen Fahrzeugen und jeder Menge Handarbeit an den Rennbahnen der Zukunft.
Fast schon archaisch wirken diese Schienen-LKW, erst recht, wenn man sie aus dem klimatisierten Inneren eines Hochgeschwindigkeitszuges betrachtet, der, gerade noch mit 300 km/h unterwegs, elegant ausrollt.
Aber auch eher klassische Eisenbahnfahrzeuge helfen beim Bau mit, wie hier DF4 9377, die ihre Baureihenbezeichnung noch in chinesischen Schriftzeichen trägt, oder…
….DF8B 5101. Die erste, aber beileibe nicht die letzte ihrer Reihe, die wir auf unserer Reise sehen werden.
Ab dem Halt in Zhengzhou geht es für uns nach Westen in Richtung Xi’an. Über den Schenkel eines gewaltigen Gleisdreiecks, natürlich alles auf hohen Brücken gebaut und von der Altbaustrecke durchschnitten, verlassen wir die Strecke nach Süden und folgend der untergehenden Sonne.
Kurz rumpeln wir über eine Altbau- oder bestenfalls Ausbaustrecke, mit Halt an einem Bahnhof dessen Namen ich mir nicht notiere. Hier gibt es einiges von der Eisenbahn zu sehen, die ich mir so erhofft habe. Dann versinkt die Sonne entgültig hinter dem Horizont. Schnell wird es Nacht und wir jagen mit über 300 km/h durch die Schwärze.
Irgendwann gegen 21.00 Uhr sind wir dann in Xi’an und lassen uns von der Menge die aus dem Zug quillt in die Eingeweide des modernen Bahnhofs spülen, immer den Taxiständen entgegen. Dort wieder dasselbe Spiel wie in Beijing. Drei Mann, drei Koffer, zwei Taxis! Irgendwie komme ich dabei alleine in einem zu sitzen, werde von meinen Mitreisenden getrennt. Macht nichts, ich habe die Hotelbuchung auf dem Tablet. Leider irgendwie zwar nur auf Englisch, aber nach dreimaligen Hindurchreichen desselbigen zum Fahrer, glaube ich bei diesem den Groschen der Erleuchtung fallen zu hören. Aber Moment! Durch das Gitter? Ja, Xi’an muss eine gefährliche Stadt sein. Ein massives Gitter trennt die Rückbank von den Sitzen vorne im Wagen. Während ich noch das Schild „bitte nicht füttern“ suche, das untersagt mir Nahrung zu zuwerfen, wundere ich mich dezent, warum mein Fahrer das Taxameter nicht bedient. Das Rattern des selbigen bei Fahrbeginn ist seit Beijing zu einem lieb gewordenen Geräusch geworden. Naja, vielleicht ticken die Uhren in Xi’an ja anders. Im wörtlichen Sinn gemeint.
Tun sie auch, denn nach kurzer Fahrt, mit einigen unschlüssigen Fahrmanövern stehen wir vor dem gesuchten Hotel. Der vom Fahrer aufgerufene Preis würde in Beijing locker bis zum Flughafen reichen. Aber ich bin zu überrumpelt und zu müde um schnell genug zu reagieren und in die Diskussion einzusteigen. Erst vor dem Auto, als ich den anderen beiden beim entsteigen ihrer Karosse zusehen, dämmert bei mir die Erkenntnis: „Da hat sich jetzt aber einer ganz schön bescheißen lassen! Und der eine bin ich!“ *grmbl*
Aber ja nu, jetzt is es so wie es is. Kurz geflucht, Koffer geschnappt und rinn ins Jebäude, ne waa.
Unten an einer Art Counter sieht man uns verdutzt an, Blick aufs Tablet, aaah Hotel, ab in den Aufzug! Uns wird gedrückt und schwupps, entsteigen wir dem doch etwas zwielichtigem Beförderungssystem einige Stockwerke höher und erblicken den nächsten Tresen. Was die dahinter stehenden Damen erblicken, lässt sie erbleichen. Drei Ausländer! Um diese Uhrzeit!
Hände, Füße, Buchungsbestätigung auf dem Tablet …… äch, versehentlich zweimal auf Englisch herunter geladen. Bringt jetzt nicht viel, denn die beiden könnens nicht lesen. Mist! Lösung, nochmal runterladen. Diesmal aber auch Chinesisch. Brauchts ein WLAN dazu! *uääääh* Ich bin müde, hab Hunger und will ins Bett! Und mich nicht hier am Tresen herum schlagen. *tata* Da kommt Superman, oder besser Supernil zu Hilfe, Super Bär hatten wir ja unglücklicherweise in Beijing zurück gelassen (siehe Teil 2). Er zückt sein Handy, wirft den Übersetzer an und schwupps, wir haben die Zugangsdaten. Während ich versuche ins Netz und an meine Buchung zu kommen, taucht der Portier auf. Die beiden Mädels scheinen ihn aus dem Schlaf gerissen zu haben. Er sieht etwas derangiert aus, in Hosen gestopft, die Bud Spencer wohl gerade bequem gewesen wären, zusammen- und an den Hüften gehalten mit einem Gürtel, der in europäischen Maßen wohl nur Kindergröße hätte. Aber mit seiner Hilfe und der endlich geladenen Reservierungsbestätigung auf Chinesisch kommt Bewegung in die Sache. Wir bekommen zwei Zimmerschlüssel ausgehändigt, wobei ich den zweifelhaften Hauptgewinn „Einzelzimmer“ ziehe. Bezahlen müssen wir im Voraus. Gut, wenn ich mich gerade sehen würde, würde ich mir auch nicht trauen. Karte geht natürlich NICHT, doch Gott lob, noch herrscht an Barem kein Mangel.
Dann gehts ab in die Zimmer. Die sind recht nett, sauber und meines besticht sogar durch eine intensive Schimmelnote! Boah, da wirfts einen förmlich um. Besser ist es im Bad. Hier ist von Schimmel nichts zu riechen. Hier richts nämlich nach Abfluß, und zwar von der übelsten Sorte. Lösung? Für die Dauer der Anwesenheit in den Räumlichkeiten einfach das Atmen einstellen, dann ist es wirklich schön hier. Aber ist ja eh nur für eine Nacht, denn morgen gibt es ein Auto und wir sind ab durch die Mitte…….. *träum weiter* …….
Jetzt geht’s erstmal zum Essen. Suppenküche gleich neben dem Eingang. Auch hier bei unserem Eintreten Panik: Ausländer! Langnasen! Und dann gleich drei! Und die wollen was von uns!
Das Mädel hinter dem Tresen ist so geschockt, dass bestellen fast unmöglich wird. Dabei hats hinter ihrem Rücken so schöne große Bilder. Auch drauf zeigen bringt keinen Erfolg. Die gute ist in Schockstarre. Selbst als David, oder wars Nil, wie selbstverständlich hinter den Tresen marschiert und auf das Bild der gewünschten Speise tippt, ist ihr seine Intention immer noch nicht klar. Bewegung kommt erst in die Sache, als der stämmige Koch seine Töpfe verlässt und mit fleckiger Schürze nach vorne schlurft. Er versteht was wir meinen und gibt es an die junge Dame weiter. Die taut langsam auf und als wir uns mit unseren Essen an den Tisch verzogen haben, verzweifelt bemüht nicht immer wieder an der Tischplatte kleben zu bleiben, kommt sie mit der Bitte auf uns zu, Selfies mit uns machen zu dürfen. Und da Nil vielleicht nicht der Schönste von uns dreien ist, oder doch, zumindest aber der jüngste, fällt die Wahl auf ihn. So lächeln sie jetzt beide von irgendeiner chinesischen Version des „Gesichtsbuches“.
Nach dem Essen geht’s zurück auf die Zimmer, kurze Lagebesprechung, Festlegen der Uhrzeit für den Aufbruch morgen Früh zum Flughafen und dann ab in die Kiste! Schlafenszeit!