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Unterwegs mit den Herren Bei Ho Thsai und He Fu Bao - Teil 2

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Dienstag, 18.08.2015

Ich bin müde, nur noch müde. Will einfach nur hier liegen und schlafen. Doch irgendwann mache ich dann doch die Augen auf. Es ist 9:00 Uhr durch. Viel zu früh, meinen auch meine beiden Zimmergenossen. Trotzdem quälen wir uns aus den Betten. Bleischwer sind Augenlieder und Beine, der gute alte Jetlag lässt sich nicht so einfach abschütteln. Für die innere Uhr ist es halt noch mitten in der Nacht.

Aber draußen kämpft sich die Sonne durch den Smog und wir uns daher pflichtschuldig ins Bad und unter die Dusche. Beim rausgehen aus dem Hotel dann wie immer in Asien der absolute Schock. Drinnen Kühlschrank, draußen schon jetzt Umluftherd. Wenn dass ohne Erkältung abgeht, sind wir gut. Kleines Detail am Rande: Vor! dem Eingang des Hotels steht ein großes Klimagerät und müht sich unablässig den Wartebereich derer, die hier zur Abholung durch ein Taxi bereit stehen, zu kühlen. Sinnloses Unterfangen! Ein Kasten gegen ganz Beijing. Das Kraftwerk, dass den Strom liefert wird’s freuen!

Behängt mit unseren Fotorucksäcken geht es wieder in Richtung Brücken. Diesmal etwas weiter raus auf die andere Seite. Dazu muss man zwar auf einer reinen Straßenbrücke ohne Gehweg laufen und dann auch stehen, da aber immer wieder Fußgänger dort unterwegs sind und selbst Zwei- und Dreiräder sich entgegen der Fahrtrichtung bewegen, sollte das kein Problem sein. Und so ist es dann auch, die ganzen eineinhalb Stunden an denen wir dort sitzen, stört sich niemand auch nur ein bisschen an uns.

Leider hat nach unserer Ankunft der Dunst wieder die Oberhand bekommen. So sieht es in Sachen Sonnenbilder im wahrsten Sinnes des Wortes erstmal trübe aus.






Die unterschiedlichsten Diesel-Baureihen laufen Beijing an. Am verbreitetsten sind dabei die Maschinen der Reihe DF4, so wie hier DF4C 5294, die in den Bahnhof rollt um die nächste Zugleistung zu übernehmen.





Im Gegensatz zu ihrer eckigen Kollegin auf dem Bild davor, hat DF4D 1499 den älteren, abgerundeteren. Mit mächtig Geräuschentwicklung schleppt sie ihren Schnellzug aus dem Bahnhof.





Während die Sonne versucht durch den Dunst zu brechen, zieht SS9G 0046 die nächste lange Wagenschlange aus dem Bahnhof.





Was wäre China ohne seine Generatorwagen. Hier der blau-weiße KD25G 090004.





Während sich die moderne HXD3 0492 mit einem Schnellzug auf den Weg macht, wartet SS9G 0076 darauf, die nächste Leistung zu übernehmen.





Auch die modernen DF11 kann man hier erleben. DF11 0316 drückt gerade eine Leergarnitur in die Abstellung.




Man könnte einfach nur hier sitzen, alle 60 Sekunden die Kamera heben und spätestens am dritten Tag hätte man tiefenentspannt alle mitgebrachten Speicherkarten gefüllt. Da es aber für uns nur das warm-up für die Tour sein soll und der Vormittagsfüller für unser heutiges Touri-Programm sehen wir es gelöst, dass nach einer halben Stunde ein gewisser optischer Abnutzungseffekt eintritt. *grins*

Aber wen es nach Beijing verschlägt und wer, sei es aus geschäftlichen oder beziehungstechnischen Gründen nicht viel Zeit für sein Hobby übrig hat, dem sei die Stelle, sofern nicht bekannt, wärmstens empfohlen. Zugverkehr gibt es hier reichlich und auch für Abwechslung, wenigstens was die „gezeigten“ Baureihen angeht, ist in gewissem Rahmen gesorgt.

Für uns ist aber nun erstmal Schluss, steht doch das Treffen mit Angela, der ehemaligen Kollegin von David an. Sie hat für ein Jahr in der Schweiz als Praktikantin gearbeitet und ist jetzt zurück um ihr Studium zu beenden. Natürlich heißt sie auch nicht Angela, doch aus Gründen der Einfachheit geben sich Chinesen die im Ausland oder mit dem Ausland arbeiten westliche Namen.
Auf dem Rückweg ins Hotel zum frisch machen begegnen wir noch zwei ganz netten Chinadetails.





In der Hauptstadt schon beinahe ausgestorben, sieht man sie vereinzelt doch noch. Lastenfahrräder! Dieses hoch mit alten Kartons beladene hat seine besten Zeiten augenscheinlich zwar bereits schon hinter sich, dient seinem Besitzer aber immernoch brav und verlässlich. Und dass trotz abenteuerlich durchhängender Kette. Im Anschluss an die Kontrolle der Ladungssicherheit nutzte der Pedalkünstler übrigens gleich die Gelegenheit sich mitten auf dem Gehsteig zu erleichtern. Ja nu, watt mutt, datt mutt!





Dass es in China im Gegensatz zu dem archaischen Transportmittel von eben auch hoch modern zugeht, beweist wenige Meter weiter diese Automatenbibliothek. So spart man im Land der Milliarden erfolgreich Personal und bietet dabei noch einen praktischen 24h Service.



Hotel, Dusche……die Temperaturen sind schon lange wieder jenseits der 30°…….., umziehen und dann ab in die U-Bahn. An der U-Bahnstation des Tian’anmen Platzes werden wir schon erwartet und gleich bei der Begrüßung wird klar, dass Angela ein ausgesprochen freundlicher, netter und offener Mensch ist.

Bei brütender Hitze und ausgerüstet mit einem geeistem Wasser, dass mit seinem Eiskern in der Mitte diesen Namen wirklich verdient, geht es erst über den riesigen Platz, wo gerade alles für anstehende Feierlichkeiten mit großer Militärparade aufgebaut wird, und anschließend in die Verbotene Stadt. Ich war zwar schon vor 10 Jahren bei meinem ersten China-Besuch an beiden Orten, trotzdem ist es wieder interessant.










Sauber machen für die große Parade! Im Hintergrund sieht man eine der extra aufgebauten Tribünen.

















































Puh! Was für ein großes Areal! Die Füße tun langsam weh, die Hitze drückt und dann diese Massen an Menschen. Obwohl es sich heute gut verteilt, aber an so einigen Punkten geht es nurmehr im Trippelschritt weiter. Wenn man sich vorstellt, dass dies alles nur für die Familie Kaiser und die Putzfrau gebaut wurde. Heftig!

Ist euch eigentlich aufgefallen, auf den Bildern fast zu 100% Chinesen? Und das an so einem bekannten Ort! Völlig wertfrei jetzt betrachtet: China braucht eigentlich keine ausländischen Touristen, wenn soviel Chinesen selbst ihr tolles Land bereisen und entdecken.

Kaum aus dem Nordausgang der Verbotenen Stadt heraussen, sieht Neel den Aussichtsturm auf dem gegenüber aufgeschütteten Hügel und will sofort, halt typisch Schweizer, hinauf. Also nochmal am Kiosk mit kaltem Getränk versorgt und hoch die Stufen. Unglaublich das dieser künstliche Hügel aus dem Aushub des nahegelegenen Sees besteht. Alles per Hand dort ausgegraben, transportiert und hier wieder aufgeschüttet. Unvorstellbar!
Leider trüben Smog und die aufgezogenen Wolken die herrliche Aussicht über die Stadt, dafür aber nicht unsere Laune.





Blick auf die verbotene Stadt von der dem Tian’anmen Platz abgelegenen Seite aus. Also Quasi der Hintereingang.




Wir amüsieren uns köstlich zwischen der Masse von Chinesen, die mittels von Verlängerungsstäben an deren Ende Halterungen für die Handys angebracht sind, und die David kurzerhand als "Deppenzepter" bezeichnet, Selfies machen, dabei einen Lärmpegel entwickeln der irgendwo zwischen Presslufthammer und startendem Jumbojet liegt und sich in Massen über den Aussichtspunkt schieben.

Wer hat nur die Mär mit den zurückhaltenden, ruhigen Asiaten aufgebracht?!? *lach*

Wir steigen auf der anderen Seite wieder ab, denn Angela will uns noch in ein Altstadtviertel führen, ähnlich dem in dem sie aufgewachsen ist. Mit engen Gassen und Durchgängen, kleinen Hinterhöfen und Gemeinschaftsoiletten für ein ganzes Viertel! Unvorstellbar für uns dort zu leben!
Da es bis dahin aber ein Eck zu laufen wäre und unsere Füße nun doch etwas platt sind, schwingen wir uns mit allgemeinem Hallo in 2 Rikschas. Während sich Angela, ich habe neben ihr den Platz im ersten open air – Taxi mit Biomotor geentert, angeregt mit dem Fahrer unterhält, genieße ich das Gefühl von Freiheit und berausche mich am Fahrtwind. Und man sieht mir meinen Spaß wohl an, denn als Angela mein auf Dauergrinsen gestelltes Gesicht schaut, kann sie sich ein Lachen nicht verkneifen.





Beschwingt reisen zu vernünftigen Preisen! Angela beim Bezahlen der Transportunternehmer.



Zu Fuß geht es jetzt durch die schmalen Straßen, hindurch zwischen niedrigen Häusern und Hinterhof Eingängen. Welch ein Unterschied zu den Stahl- und Glasbauten der neuen City. Ich halte mich hier mit dem fotografieren zurück. Schließlich sind wir in einer Wohnsiedlung und nicht im Zoo.





Durchblick in den Hinterhof. So idyllisch wie es scheint, ist das Leben hier sicherlich nicht.






Egal wo man hin kommt auf dieser Welt: Erdinger ist schon da!





Einige Straßen weiter gehts dann durch die Touristenmeile. Es ist immernoch eng, die Fasaden sind aber eindeutig aufgehübscht und Laden reiht sich an Laden an Gastrobetrieb an Laden an Gastrobetrieb......und und und.





Bahn frei für die Nudeln!










Diese drei Bilder stammen von David, der mit seiner Liebe zum Detail Impressionen eingefangen hat, die ich euch nicht vorenthalten will.














Auch hier wieder auffällig: Viele Chinesen und überraschend wenig Europäer oder Amerikaner prägen das Bild. China als Urlaubsland? Hat sich wohl wirklich noch nicht so durchgesetzt.









Und dann treffen wir auf einen, dessen Dienste wir in den kommenden Tagen hätten sehr gut brauchen können……





……. Super Bär!




Zu Fuß gehts weiter zum Essen! Puh, die App auf meinem Handy wird heut mit mir zu Frieden sein!
Nähert sich doch die Schrittzahl langsam aber sicher der 20.000er Marke. Gut so, denn was uns an diesem Abend nämlich noch bevor steht, wird sich ganz eindeutig an den Hüften wieder finden!

Angela hat in einem tollen Lokal einen Tisch bestellt. Es ist eine Gaststätte deren Wurzeln bis weit in die Vergangenheit gehen. Nach dem Essen zeigt uns der Manager noch das Ganze Areal und erzählt uns ein wenig zu der Geschichte. Ersteinmal gibt es aber "einmal quer durch die chinesische Küche" inklusive Peking-Ente.









Gut, quer durch die chinesische Küche ist ein hochgegriffener Begriff. Ist das Land doch schließlich groß und die Palette an Essen dementsprechend vielfältig und unüberschaubar. Uns begeistert aber was auf den Tisch kommt und wir fühlen uns sauwohl.

Für Angela gibts einzusätzliches Highlight. Wie es der Zufall will trifft sie einen ehemaligen Studienkollengen, den sie vor ihrem Praktikumsjahr in der Schweiz zum letzten Mal gesehen hat und der am morgigen Tag für ein Praktikum in die USA fliegt. Er ist aus Xi'an und übernachtet vor seinem Abflug heute mit seinen Eltern in Beijing. Zufälle gibts und so ist die Freude natürlich groß!

Zum Abschluss des Abends setzen wir uns noch in einem benachbarten Cafe fest. Mittels Angelas Handy und ihren Sprachkenntnissen versuchen wir schon mal ein Auto via Internet zu reservieren, scheitern aber immer an irgendwelchen Registrierungen. Da sie nicht die Bucherin ist, würden die keinen Sinn machen, also lassen wir es lieber bleiben und erledigen das morgen persönlich. Dafür kann sie uns bei etwas anderem weiter helfen. Nil kam auf die tolle Idee, nämlich sich einige chinesische Fragen oder Erklärungen auf Zettel schreiben zu lassen. So schlummern jetzt in seiner Hosentasche so wichtige Sprüche wie „Wir suchen ein Hotel!“, „Wir sind hier zum Eisenbahn fotografieren!“, usw.

Auf dem Heimweg fahren wir noch ein Stück gemeinsam mit der U-Bahn bevor sich unsere Wege trennen. Wir bedanken uns ganz, ganz herzlich bei unserer "Führerin" für den tollen Tag und den ebensolchen Abend und gehen mit der Gewissheit auseinander, einen der Momente erlebt zu haben, die man wohl nie wieder vergessen wird.

Im Hotel gibts noch ein bisschen Hausaufgaben, wie Bericht schreiben oder Nummern ins schlaue Büchlein eintragen, dann ist's auch schon Mitternacht. Und während die zuhause gebliebenen mitten am Tag per WhatsApp die neuesten Bilder bekommen, gehen bei uns die Lichter aus.

Morgen wollen wir uns dann um das Auto kümmern und dann gehts ab aufs Land. Wir freuen uns schon drauf! Beim Einschlafen tauchen vor dem geistigen Auge schon Bilder von schönen Zügen in schönen Landschaften auf!

Doch es sollte alles ganz anders kommen!!! *muaaahahaha*