Trains Down Under - Teil 13: Ein Dutzend Tore und kein Halleluja
Von Pascal Zingg
Sonntag 2.8.2015 Christchurch – MoanaDa uns ein weiterer Schlechtwettertag bevorstand, standen wir an diesem Morgen nicht all zu früh auf. Anschliessend ging es auch noch in ein lokales Einkaufzentrum. Das Netzteil meines Mac hatte nämlich in Queensland den Geist aufgegeben und musste ersetzt werden. Obwohl David nicht so recht dran glauben wollte, gelang es mir in einem Elektronikladen ein altes Power Safe Netzteil zu besorgen. Mit dem Netzteil in der Tasche ging es nun weiter in Richtung Arthur’s Pass. Erfreulicherweise klarte dabei das Wetter auf, so dass sich ein herrliches Alpenpanorama vor uns auftat.
Natürlich wurden dabei auch Stellen markiert, an denen man dieses Panorama sehen konnte. Das Problem war einzig, dass man einen Zug brauchte, der Morgens früh aus den Alpen kam. Dass es solche Wunschzüge in Neuseeland aber nur selten gibt, mussten wir ja bereits an der Main North Line feststellen. Weiter ging die Suche in Springfield, wo uns der Bahnhof ins Auge fiel. Ausserdem gab es da noch die Starway Bridge, die musste auch irgendwo in der Region Springfield sein. Spätere Recherchen ergaben jedoch, dass diese Brücke wohl nur mit dem Zug erreichbar ist. Da die Strasse zwischen Springfield und dem Pass nicht der Eisenbahn folgt, fuhren wir nun 80km in die Berge ohne die Strecke ein einziges Mal zu sehen. Oben angekommen fuhren die Craigieburn Road entlang. Diese führt rund 20km der Bahn entlang. Das tolle an der Strasse waren dabei die Tore, die die Kuhweiden abtrennten. Zwar durfte man sie alle offiziell durchfahren. Doch bis zum Ende der Strasse hiess das für mich zwölf Mal aussteigen, Tor öffnen, Auto durchlassen, Tor wieder schliessen, einsteigen. Als Gubi von der ewigen Anhalterei sichtlich genervt war, verendeten wir auf einem Eisenbahnerweg. Da es am Ende des Weges eine Brücke gab, entschlossen wir uns die letzten 500m zu Fuss zu gehen. Bei der Brücke angekommen folgte jedoch die Ernüchterung, denn die Brücke war auf beiden Seiten mit hohen Windschutzzäunen gesichert, so dass man den Zug auf der Brücke gar nicht sehen konnte. So ging es wieder zurück durch die zwölf Tore. Gesucht wurde nun die Brücke über den Cass River. Hier war uns klar wo die Brücke war, wie man dazu kommen sollte, war uns jedoch noch verborgen. Immerhin schien die Flussbrücke über den Waimakariri von der Strasse aus machbar. Ohne irgendeinen Zug gesehen zu haben, erreichten wir schliesslich die Ortschaft Arthur’s Pass. Hier nutzten wir erst einmal die lokalen Toilettenanlagen, ehe wir dem Tranz Alpine zuschauten, wie er aus dem Scheiteltunnel auftauchte. Zu unserer Verwunderung hatte der Zug eine Schlusslok, die auf dem Pass abgehängt wurde. Während die Rangierarbeiten noch im Gange waren, begann unsere Suche nach einem geeignete Hotel. Auf dem Pass gab es zwar Unterkünfte, doch waren wir uns nicht sicher, wie das mit der Verpflegung aussah. Wir entschieden uns deshalb nach Moana am Lake Brunner zu fahren. Auf der Fahrt dorthin stellten wir fest, dass die Strasse zwischen dem Ort Arthur’s Pass und Otira dem westlichen Ende des Scheiteltunnels sehr steil war. Man konnte sich fragen, ob die Eisenbahn diese Steigung ohne eine Kehre im Tunnel schafft. Auf der anderen Seite des Tunnels erwartete uns derweil ein grosser Dschungel, so dass wir uns nicht so ganz im Klaren waren, wo man hier überhaupt stehen konnte. Immerhin wurde die Landschaft in Jacksons wieder offener, so dass auch die Landwirtschaft wieder Einzug hielt. In Moana selbst besichtigten wir einige Stellen, die wir bei Rail Pictures gesehen hatten. Schnell wurde dabei klar, dass der Fotograf dieser Stellen einen Helikopter oder eine Drohne zur Verfügung hatte. Anders waren diese Stellen einfach nicht umsetzbar. Da es noch nicht ganz dunkel war, entschlossen wir uns bis nach Greymouth zu fahren, um auch den Rest der Strecke anzuschauen. Dabei trafen wir kurz vor Stillwater auf einen Kohlezug. Das es auf der Strecke Kohlezüge gab, war derweil nichts neues für uns. Die Tatsache, dass er bei Stillwater abgestellt war, gab uns derweil die nötige Information, dass die Kohlezüge am Wochenende nicht fuhren. Nach einem Imbiss und Tankstopp in Greymouth ging es schliesslich zurück nach Moana ins Nachtquartier. Hier wurde derweil noch einmal dieser Arthur’s Pass recherchiert. Ich fand dabei heraus, dass der Scheiteltunnel, der allgemein als Otira-Tunnel bekannt ist eine Steigung von 33 Promillen hat und damit der steilste Abschnitt der Strecke ist. Auf Grund dieser Steigung wurde er bei seiner Eröffnung 1923 elektrifiziert. Diese Elektrifizierung wurde allerdings in den 90er Jahren zurückgebaut. Nun gib es am unteren Ende des Tunnel ein Tor das geschlossen wird, wenn der Zug durchgefahren ist. Anschliessend saugt ein Ventilator die Abgase aus dem Tunnel. Ist dies geschehen, wird das Tor wieder geöffnet und der nächste Zug kann durch den Tunnel fahren. Wie ich ebenfalls rausfand, bekommen die beiden Zugloks des Kohlezugs in Otira Unterstützung von drei weiteren Loks. Ein interessantes Detail am Rande verriet uns einige Tage später ein Eisenbahner in Otira. Die Schlusslok des Tranz Alpine wird im laufenden Zustand mitgeschleppt. Ein zweiter Lokführer befindet sich derweil auf dem Zug und würde die Lok im Notfall besteigen und versuchen, den liegengebliebenen Zug zu evakuieren.
Montag 3.8.2015 Moana – Christchurch
Da das Wetter an der Ostküste für die weiteren Tage merklich besser vorausgesagt wurde, als für den Westen, entschlossen wir uns an diesem Morgen bei strömendem Regen wieder über den Pass zu fahren. Auf dem Pass trafen wir derweil auf den Tranz Alpine, der neben seinen zwei Zugloks auch drei Schlussloks hatte. Dies konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Kohlezug schon durch war. Wir fuhren runter nach Springfield und erkannten allmählich Licht am Ende des Wolkengraus. Kurz vor Darfield erspähten wir derweil ein Spitzenlicht: der Kohlezug nach Westen. Wir drehten und suchten uns eine Stelle in der Fläche. Dies war nicht eben einfach, denn es war wie gesagt flach. Beim Bahnhof von Sheffield gab es schliesslich ein Ortsschild, dass sich als Motiv missbrauchen liess.
Wir stellten uns auf und nahmen zufrieden zur Kenntnis, dass der Zug im Licht kam. Weiter ging es nach Springfield. Hier stand wie erhofft der Gegenzug in der Kreuzung. Zwar kämpfte die Sonne hier noch mit den Wolken, da aber auch unser Zug hier anhielt, konnten wir warten, bis das Licht für ein gutes Bild passte.
Nach getaner Arbeit waren wir uns sicher, dass eigentlich nur noch der Tranz Alpine kommen konnte. Dieser war jedoch so spät in Springfield, dass es bestimmt keine Sonne mehr hatte. Wir entschieden uns deshalb runter nach Rolleston zu fahren. Dort trifft die Midland Line auf die Main South Line. In Rollestone angekommen, sahen wir gerade einer Kreuzung zu. Wir entschieden uns derweil den Südfahrer zu verfolgen. Dieser war nämlich interessant bespannt. Die Zuglok war eine DC im Bumblebee Kleid der ehemaligen Tranz Rail, während die Vorspannlok eine DFT war. Dieses Päärchen wollte ich unbedingt fotografieren. Dies war jedoch nicht so einfach, denn der Zug fuhr sonnentechnisch in die falsche Richtung und die flache Landschaft bot nicht eben viele Motive. Wir entschlossen uns schliesslich bei der Synlait Fabrik bei Rakaia hinzustehen.
Anschliessend untersuchten wir noch zwei Flussbrücken, wobei wir bei der zweiten im trockenen Flussbettstand und ambitionslos warteten. Die Zeit des Wartens nutzen wir indes um die nächsten Tage zu planen. So entschieden wir uns nochmals nach Kaikoura zu fahren.