Trains Down Under - Teil 8: Queensland - The Raindrop State
Von Pascal Zingg
Mittwoch 22.7.2015 Maitland – GraftonDer Nebel war auch an diesem Morgen präsent, als wir wenig motiviert das Hotel verliessen. Ziel war es möglichst viel Strecke auf dem Weg in Richtung Norden und Queensland zurück zu legen. Auf einem ersten Abschnitt fuhren wir dabei parallel zur Bahn. Die Strecke schien dabei zumindest ein bisschen Potential zu haben. Auf Grund des schlechten Wetters entschieden wir uns jedoch die Zeit fürs Fahren zu nutzen. So gab es an diesem Morgen nun ein Bild vom Kuriosum in Wirragulla. Diese Haltestelle ist eine der kleinsten der Welt. Ihr Bahnsteig ist beispielsweise nur etwa fünf Meter lang. Trotzdem ist sie voll ausgerüstet und verfügt sogar über einen RFID-Leser, der es dem Fahrgast erlaubt sein elektronisches Ticket ins System einzubuchen. Interessanterweise steht auf der Website von Sydney Trains auch, dass diese Station ein WC hätte. Gefunden haben wir dies jedoch nicht. Der Fahrplan sieht für die Station übrigens fünf Zugpaare vor, die zwischen dem benachbarten Dungog und Newcastle pendeln.
Nach längerer Fahrt trafen wir nördlich von Glouchester auf eine Stelle, die wir fix eingeplant hatten. Zwar war das Licht nicht besonders gut, ein Blick in den Fahrplan verriet uns allerdings, dass der Zug nach Casino nur noch rund zehn Minuten hinter uns war. Wir entschieden uns deshalb auf diesen Zug zu warten. Zu unserer Freude war es nicht der erwartete Xplorer, als viel mehr ein XPT.
Nach diesem Bild entschieden wir uns die Streckensichtung zu quittieren und auf die A1 in Richtung Brisbane zu nehmen. Nun die Strasse war zwar relativ gut ausgebaut, wurde aber an sehr vielen Orten gerade zur Autobahn umgebaut, weshalb diverse Geschwindigkeitsbeschränkungen infolge Roadwork die Reise nicht eben schnell machten. Gegen 16 Uhr ging es schliesslich darum ein Nachtlager an der Strecke zu finden. Wir entschieden uns dabei für Grafton, dass wir gegen 19 Uhr erreichten.
Donnerstag 23.7.2015 Grafton – Gympie
„Queensland – The Sunshine State“, dies stand auf den meisten Autokennzeichen unseres Motels in Grafton. Vom Sonnenschein wurden wir an diesem Morgen trotzdem nicht beglückt, im Gegenteil, es regnete gar. „Ok, wir sind auch noch nicht in Queensland, wahrscheinlich wechselt das Wetter direkt an der Bundesstaatsgrenze“, bemerkten wir derweil scherzhaft. Nun das Wetter änderte sich tatsächlich des öftern auf unserer Reise nach Brisbane: Mal regnete es, dann machte der Nieselregen aber auch mal Pause und es schüttete wie aus Kübeln. Verregnet war dann auch die Grenze zu diesem “Sönschein“ Staat. Immerhin waren aber im Norden von Brisbane einige Aufhellungen zu erkennen. Wir verliessen deshalb die Autobahn und versuchten in den nördlichen Vororten eine S-Bahn-Stelle zu finden. Das Unterfangen war jedoch vergebene Liebesmüh. Mal um Mal genügten die Stellen unseren Ansprüchen nicht. Im Gegensatz zu New South Wales hatte ich in diesem Queensland nicht so viele brauchbare Stellen im Internet gefunden. Langsam aber sicher stellte sich bei uns die Gewissheit ein, dass das mit den guten Stellen in Queensland wohl gar nicht so einfach ist. So ging es dann zurück zur Autobahn, wo wir beim nächsten Hungry Jacks zum Frustfressen gingen. Ich konnte derweil meine Meinung über diesen Laden revidieren. So schlecht wie beim letzten Mal war er dann doch nicht, so gut wie in Europa allerdings auch nicht. Nach dem Essen fuhren wir eine der wenigen Stellen an, die ich im Internet gefunden hatten. An der Brücke bei Yandina stellten wir dabei fest, dass das Zeitfenster für diese Stelle sehr eng war. Einerseits kommt sie erst spät nachmittags ins Licht, andererseits wachsen dann sehr schnell Baumschatten vor die Geleise. Alles in allem also auch keine Offenbarung. Wir warteten trotzdem rund 30 Minuten, ohne dass etwas gekommen wäre. Dann hätten die Schatten eigentlich die Geleise erreicht, doch war die Sonne bereits wieder hinter den Wolken verschwunden. Während längerer Zeit berieten wir uns nun, wohin es denn zur Nachtruhe gegen sollte, denn irgendwie vermochte uns kein Motel so richtig zu überzeugen. Wir entschieden uns schlussendlich für eines in Gympie. In diesem Gympie angekommen, war es dann auch schon dunkel. Trotzdem bummelten wir durch den Ort und besuchten den Bahnhof, der eigentlich noch eine Museumsbahn beherbergen sollte. Ausser einigen Wagen stand jedoch nichts. Eine Internetrecherche bestätigte im Hotel, dass die Museumsbahn ihren Betrieb wohl in Folge finanzieller Probleme vorerst eingestellt hat.
Freitag 24.7.2015 Gympie – Bundaberg
Einmal mehr zierten diverse Wolken den Himmel von Gympie, als wir an diesem Morgen aufstanden. Nichts desto trotz fuhren wir der Strecke entlang um Ausschau nach Stellen zu halten. Im ersten Augenblick waren wir dabei recht angetan von der Strecke, denn im Gegensatz zu New South Wales, schien es hier etwas mehr offene Abschnitte zu geben. Auch war die Landschaft zwischen Gympie und Maryborough ziemlich wellig, so dass wir uns doch die eine oder andere Stelle notierten, die man bei gutem Wetter machen konnte. Als wir gegen Mittag beim Bahnhof von Maryborough West ankamen, entschlossen wir uns rasch in die Stadt zu fahren. Hierzu muss man wissen, dass bei der Elektrifizierung (1989) die Strecke im Raum Gympie und Maryborough neu trassiert wurde, so dass die beiden Stadtbahnhöfe heute nicht mehr bedient werden. Maryborough selber ist deshalb interessant, weil sich der Fahrzeughersteller EDI Downer in der Stadt befindet. Die Fahrt am Werksgelände vorbei schien dabei wenig ergiebig, bis wir hinter dem Gelände auf einer Abstellanlage drei Loks des Typs LDP fanden. Zumindest eine dieser Loks war sehr gut fotografierbar. Die Loks gehören EDI Downer selber. EDI hatte die Loks für Pacific National Queensland gebaut. Diese wollte die Loks jedoch nicht abnehmen, weshalb sie nun von EDI als Mietloks angeboten werden.
Etwas abstrus verhält es sich dabei mit der Typenbezeichnung der Loks. LDP steht nämlich für Lokomotive Demand Power, was wiederum der Name des EDI Lokpools ist. Lustig wie man ist, bezeichnet man nun alle Loks seines Lokpools als LDP. So fiel uns ein, dass wir ja in Maitland auch schon eine LDP fotografiert hatten, diese Lok hatte jedoch einen völlig anderen Typ. Lustig wie sie sind, ziehen die Australier dies auch bei anderen Bahnen durch. So kann es sein, dass der selbe Loktyp unter fünf Bezeichnung läuft. Aber zurück nach Maryborough, nach unserem Portraitschuss, der sogar in der Sonne gelang, ging es weiter in Richtung Norden. Nach der durchaus erfolgreichen Suche vom Morgen brachte uns dieser Streckenabschnitt nun wieder die typischen Australienprobleme mit Bäumen und Zäunen. Angesichts der unfotogenen Situation wollten wir deshalb an eine Stelle in Tiaro, südlich von Maryborough umkehren. Bei einem Blick in den Süden mussten wir jedoch ernüchtert feststellen, dass es dort unten eigentlich nur Wolken hatte. Da es im Norden etwas besser aussah, entschieden wir uns deshalb, den nahenden Electric Tilt Train in der Region von Bundaberg zu erlegen. Beim Blick auf die Karte sahen wir rund um Bundaberg ein dichtes Netz an Schmalspurbahnen. Dies lies eigentlich nur einen Schluss zu, hier gab es Zuckerrohrbahnen. Als wir Childers erreichten, sahen wir die ersten dieser 610mm breiten Geleise. Eine Inspektion auf einem Bahnübergang ergab derweil, dass die Geleise wohl noch rege genutzt werden. Wir kreuzten die Strecke bis Bundaberg noch zwei Mal, sahen aber keine Züge. Am Rande von Bundaberg entdeckten wir die Geleise schliesslich bei vielen Zuckerrohrfeldern. Obwohl alles noch benutzt schien und bei den Verladegeleisen auch viele Überreste des Zuckerrohrs herumlagen, entdeckten wir aber immer noch keine Züge. Da unser Ziel der Electric Tilt Train war, hatten wir aber auch keine Zeit um Zuckerrohr Züge zu suchen. Nach dem Kartenstudium favorisierten wir eine Stelle auf einer Brücke. Vor Ort sahen wir jedoch schnell, dass dies nicht ging. Grund war ein weiterer Aspekt des Australienproblems: selbstmordsichere Brücken. Eisenbahnbrücken haben meist eine sehr hohe Brüstung, so dass man kaum drüber kommt. Als wäre das nicht genug, hat man in vielen Fällen auch noch ein hohes Gitter auf die Brüstung gebaut. So auch in diesem Fall südlich von Bundaberg. Da es neben dem Gleise einige Bäume hatte, war es uns derweil auch nicht möglich, etwas weiter rechts zu stehen, wo die Brüstung nicht derart hoch war. Etwas genervt über diese Tatsache, entschieden wir uns deshalb den ETT an einem Bahnübergang weiter südlich zu machen. Dieser schien für unser Unterfangen ebenfalls geeignet. Zu unserer Freude besserte nun auch das Wetter. Ich entschloss mich deshalb die Gegend zu inspizieren. Rund 500m von unserer Stelle entfernt gab es nämlich eine Kreuzung der Zuckerrohrbahn mit der Hauptstrecke. Wie erhofft befand sich an dieser Stelle ein Diamond, der als Klappbrücke ausgeführt ist. Im Normalzustand sind die Gleise der Feldbahn dabei nach oben geklappt, so dass für den Zug auf der Hauptstrecke sichergestellt werden kann, dass sich nichts auf den Gleisen befindet. Kommt nun eine Feldbahn, wir mittels eines Funkspruchs die Leitstelle informiert. Diese klappt die Gleisbrücke runter, macht die Schutzweiche auf und gibt den Abschnitt für die Feldbahn frei.
Als das System fotografisch festgehalten war, lief ich wieder zurück zum Bahnübergang. Hier begann das Warten auf den Neigezug. Um noch etwas Spannung aufzubauen entschied man sich hinter uns ein abgeerntetes Zuckerrohrfeld anzuzünden. Die Rauchwolke wurde dabei immer grösser und drohte langsam aber sicher die Sonne zu verdecken. Für einmal war uns das Glück jedoch hold und der Zug kam knapp bevor er einen Rauchschaden erleiden konnte. Der Zug überraschte uns derweil mit seiner Geschwindigkeit. Trotz Kapspur (1067mm) erreichen die Tilt Trains auf diesem Abschnitt Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h.
Nach dem ETT war die Stelle aber unbrauchbar, denn der Rauch hatte die Sonne nun definitiv vernebelt. Für die letzte Stunde Sonnenlicht stellten wir uns deshalb unterhalb der Brücke mit dem Australienproblem auf. Nach einiger Gartenarbeit (an einem Eisenbahnzaun musste das Gras gestutzt werden), hatten wir eine vernünftige Stelle. Weniger vernünftig war dabei, dass der einzige Güterzug von hinten kam. Ohne weiteres Foto ging es deshalb zum Hotel in Bundaberg. Dies jedoch nicht ohne einen Umweg über die Zuckerfabrick zu machen. Hier sahen wir nun erstmals Wagen. Viele und vor allem volle Wagen. Was jedoch fehlte, waren die Loks, die schienen irgendwie alle unterwegs zu sein. So ging es also ohne Feldbahnbild ins Hotel. Die allabendliche Suche nach einem geeigneten Esslokal führte uns anschliessend zum Sizzler. Eine Restaurantkette mit einem speziellem Konzept. So muss man sich anfangs den Hauptgang bestellen und bezahlen, anschliessend setzt man sich. Soweit funktioniert das wie in den bekannten Fast Food Buden, nur hat der Sizzler ein Buffet a discretion inbegriffen. Dort gibt es Salat und Vorspeisen, sowie Desserts. Wir fanden das Konzept ziemlich überzeugend und schlugen uns deshalb die Bäuche gehörig voll.