Bergenbahn 2014: Sonne, Wolken, Wind und Regen kommen dem Fotografen entgegen
Von David Gubler
Sonntag, 05.10.2014Das frühe Aufstehen schenkten wir uns heute, da wir kein gutes Wetter erwarteten. Der Blick aus dem Dachfenster liess aber Hoffnung aufkommen, gab es doch immerhin grössere blaue Abschnitte. Nach dem Zusammenpacken und Aufräumen war diese Hoffnung aber schnell verflogen, die blauen Abschnitte waren nämlich bereits verschwunden.
Als Erstes wollten wir kurz in der Bäckerei von gestern vorbei, allerdings war die geschlossen. Ach ja, heute war ja Sonntag. Aber auch sonst war Geilo wie ausgestorben, niemand unterwegs, keine Fussgänger, keine Autos.
Wir fuhren daher nach Haugastøl, um von dort aus dem Rallarwegen zu folgen. Ich hatte ja meine Zweifel, ob das überhaupt legal möglich ist, aber siehe da: Kein Verbot, aber ein Hinweis, dass die Strasse mautpflichtig sei. Das System war toll: 50 NOK in ein Couvert stecken, dieses mittels Durchschlag aussen mit Datum und Autonummer beschriften, und in einen Briefkasten einwerfen. Den originalen Zettel behält man als Quittung. Die haben sich was überlegt!
Die Strasse war nicht geteert, aber in einwandfreiem Zustand. Nach einer halben Stunde erreichten wir eine Fahrverbotstafel und parkierten da. Das Wetter wurde leider nur noch schlechter, und da der nächste Zug noch etwas hin war, warteten wir erst mal im Auto und konsumierten die Schoko-Drinks, die wir noch hatten. Rechtzeitig gings raus und via altes Trasse kam man über den Fluss und unter der Neubaustrecke durch auf die richtige Talseite... wenn es denn Sonne gehabt hätte.
Nach 15 Minuten war Planzeit erreicht, doch vom Regiontog keine Spur. Es begann leicht zu regnen, der Wind wurde immer stärker, die Kamera verlangte nach ISO 1600 oder mehr, und kalt wars. Wieso genau waren wir nochmal hier?
Stur wie wir sind warteten wir halt trotzdem weiter, und mit rund 20 Minuten Verspätung kam die El 18 mit Regiontog doch noch mit 160 km/h übers Fjell gedüst.
Nun wurde es uns aber definitiv zu madig. Wenn wir jetzt nach Voss rüber wechseln würden, würden wir den El 17-Zug auf jener Seite noch problemlos erwischen; ausserdem sollte gemäss Prognose drüben das Wetter schon heute etwas besser sein. Also auf, zurück zum Auto.
Kaum beim Auto sahen wir schon eine Regenfront heran ziehen, die Entscheidung war wohl nicht so schlecht. Durch zeitweise relativ starken Regen gings wieder übers Fjell und um den Eidfjord herum zurück nach Voss.
In Voss angekommen tankten wir erst mal Benzin und Pølser (hmmmm lecker mit Chili), und wir schauten kurz in den Bahnhof rein, wo die El 17 mit ihrem Abschiedszug unfotogen in der hintersten Ecke abgestellt war. Also ab an die Strecke.
Wir fuhren die inzwischen bekannte Strasse in Richtung Fjell hoch, und mir gefiel es an einer offenen Aussenkurve einigermassen, so dass ich da bleiben wollte. Die Stelle war bei Sonnenschein sowieso nicht zu machen (Mitternachtssonne wäre nötig), also wieso nicht. Pascal hatte sich den Bahnhof Urdland in den Kopf gesetzt und fuhr daher weiter.
Nach einer guten halben Stunde Warterei im zum Glück nur leichten Regen kam die El 17 wie erwartet vorbei.
Und die Variante von Pascal:
Ich wartete noch auf den folgenden Lokaltog, da Pascal wohl noch länger brauchen würde, bis er wieder hier war. Gerade als der Lokaltog um die Ecke bog kam auch Pascal an, gut, hätten wir das auch erledigt.
Mangels besserer Ideen und Motivation gings zu unserer bekannten Jugendherberge. Da war die Reception zwar noch unbesetzt, das Gebäude aber offen, so konnten wir die Zeit drinnen am Laptop verbringen. Pünktlich um 5 kam die Receptionsdame vorbei und verhalf uns zu unserem Zimmer.
Fürs Abendessen hatten wir bei der Fahrt durch Voss schon Ausschau gehalten, aber nichts gesehen, wo wir nicht schon waren oder nicht hin wollten. Die Karte auf dem Tablet versprach aber eine Pizzeria, die wir nun besuchten.
Zu Fuss gings also einmal mehr durch den Regen durch Voss. Die Pizzeria fanden wir auf Anhieb und sie machte sogar den Eindruck, sowas ähnliches wie italienische Pizzas zu verkaufen, also nichts wie rein.
Das Lokal war nach allen Regeln des schlechten Geschmacks eingerichtet: Schals von Fussballclubs über der Theke, Pseudo-Chalet-Innenausbau, halbmoderne Lampen, hässliche beige Lederstühle (müssen von einer Sortimentsbereinigung eines Möbelhauses stammen), kombiniert mit undefinierbaren Gemälden („Kunst“). Die Ventilatoren vor den Leuchtstoffröhren sorgen für leicht psychedelische Stimmung.
Wie auch immer, die Pizzas kamen rasch. Sie stammten durchaus entfernt von italienischen Pizzas ab, aber dann kam jemand auf die Idee, dass mehr Belag gleich besser sei, und klatschte alles mit riesigen Mengen an Schinken und Käse voll. Naja schlecht wars nicht, aber morgen gehen wir zum Steakhouse etwas weiter unten...
So, nun sitzen wir einmal mehr in der Lobby der Jugendherberge, es regnet noch immer. Morgen soll das Wetter hier besser sein, daher gibts wohl einmal mehr einen Tag auf dem Fjell. Wenn das klappt müssen wir uns aber was neues einfallen lassen, denn langsam haben wir diese Seite hier gesehen...
Montag, 06.10.2014
Heute sollte ja das Wetter toll sein. Wir standen daher etwas früher auf, um für den ersten Regiontog oben auf dem Fjell zu sein.
Der Blick aus dem Fenster liess dann aber erst mal Zweifel aufkommen. Es hatte zwar viel blau, aber auch viele Wolken. Dafür windete es saumässig, das war zwar auch vorhergesagt, aber so stark? Aber der Tag war ja noch jung, die Sonne noch nicht aufgegangen.
Ich drückte mich am noch nicht fertigen Frühstücksbuffet zwei Toasts rein, und wie geplant um 7:30 gings los. Zum x-ten mal die einstündige Fahrt in Richtung Fjell. Oben angekommen war das Wetter noch immer genau so bescheiden wie unten, und der Wind vergrösserte unsere Motivation auch nicht gerade. Trotzdem nahmen wir den Weg unter die Füsse und stellten uns eine weitere knappe Stunde später relativ weit hinten auf.
Das Wetter wollte und wollte nicht. Es drückte permanent dicke Wolken über die Berge, die Sonne hatte keine Chance. Entsprechend wars dann für den Regiontog ordentlich dunkel. Aber wir hatten ja noch zwei Chancen, in einer Stunde würde noch ein Lokalzug kommen und gleich dahinter ein Cargolink-Zug. Das Wetter wurde jedoch immer unangenehmer, der starke Wind trieb dauernd leichten Regen zu uns. Immerhin trocknete der Wind vorzu alles wieder, was vom Regen nass wurde... trotzdem kein Spass.
Kurz bevor der Regio hätte kommen müssen kam ein Norweger auf unseren Hügel und quatschte uns (freundlich) an. Was wir hier machen, es kämen sonst nicht viele Leute hierher... wir erklärten ihm das mit den Zügen und so. Das schien ihn dann aber nicht mehr besonders zu interessieren, und er zog wieder davon.
Der Lokalzug kam kurz darauf, pünktlich. Die Lichtverhältnisse waren allerdings gar nicht sooooo schlecht... Man schraubt ja seine Erwartungen zurück, nicht wahr.
Mangels besserer Ideen warteten wir mal weiter auf schöneres Wetter und den Cargolink-Zug.
Dieser kam jedoch nicht. Überhaupt bewegte sich nichts mehr, auch der Regio aus Myrdal blieb verschollen. Da es langsam auf Mittag zu ging mapften wir etwas von unseren Brot, Käse und Schinken, bis wir feststellten, dass, wenn wir für den nächsten Regiontog kurz vor 13:00 wieder auf unseren Hügel wollten, wir eigentlich schon hätten losmarschieren sollen, schliesslich dauert das wieder knapp eine Stunde. In inzwischen schönstem Sonnenschein (!) stressten wir rüber, nur um festzustellen, dass statt dem Regiontog ein Lokalzug kam. Selbstverständlich inzwischen wieder im Dunkeln.
Was geht eigentlich heute mit dem Fahrplan? Nach 20 Minuten ohne Zug dämmerte uns, dass wir vielleicht auch die Rückseite im Auge behalten sollten. Und tatsächlich, kaum war ich rüber gelaufen, trötete es hinter dem Hügel – Der vermisste Cargolink-Zug war da. Die Wolken waren nur sehr teilweise kooperativ, so war das leider auch nicht wirklich zu gebrauchen. Man beachte wie kahl der Hang ist: Der Sturm hat die Bäume ganz schön entlaubt! Einmal mehr ein Hinweis, dass wir halt doch 1-2 Wochen zu spät sind.
Nun warteten wir weiter im Wind (eher Sturm) und leichten Regen. Aber nicht lange, kaum 15 Minuten waren vergangen, da zog schon der nächste Containerzug durch den Bahnhof Myølfjell, diesmal war es die CargoNet-Leistung mit Vectron. Nun waren die Wolken etwas kooperativer, das Bild kann fast als Sonnenbild durchgehen!
Weitere 20 Minuten später tauchte der planmässige Regiontog aus Bergen auf, nur etwa 15 Minuten zu spät, allerdings komplett ohne Sonne.
Nun passierte auf den Schienen mal wieder gar nichts mehr. Sonne und Wolken wechselten sich dafür fleissig ab, der Regen peitschte uns weiterhin ins Gesicht, und zwischendurch gabs einen Regenbogen zu sehen. Um 14:45, mit rund 1 Stunde 50 Minuten Verspätung, kam der Regiontog aus Oslo dann doch noch. Erst noch komplett im Dunkeln, dann huschte senkrecht zum Zug und etwa gleich schnell ein Sonnenspot über den See, Treffer, versenkt!
Nun war es das aber für uns von dieser Stelle, wir gingen mal zurück zum Weg. Der Regio nach Myrdal kam im Schatten, aber der CargoNet-Zug heute mit El 14 hätte zumindest teilweise Sonne gehabt, wir konnten ihm aber nur zuschauen, so ein Mist :(
Die letzte fotografierbare Leistung war der Regiontog aus Oslo, der in etwa einer Stunde fällig war. Da die Wolken in letzter Zeit am ehesten das Tal ganz hinten verschonten, gingen wir mal wieder in Richtung Tunnel; ich hatte vor, den Zug abzulichten, wie er aus dem Tunnel kam.
Daraus wurde aber einmal mehr nichts. Nach einem anstrengenden Aufstieg und 20 Minuten warten im Schatten – Inzwischen hatte es sich das Wetter mal wieder anders überlegt – kam als einziges ein Bauhobel von hinten, lustigerweise gar mit Sonnenschein und Regenbogen, vorbei. Da sagen wir mal nicht nein. Pascal stand etwas weiter unten, da er noch immer auf ein El 18-Portraitbild hoffte...
... während ich oben den Talblick noch mit Regiontog machen wollte.
Nach weiteren 20 Minuten war der Regiontog überfällig, das Licht dauerhaft weg und ich total unmotiviert, noch weiter da zu warten. So ein Mist mal wieder! Ein Bauhobel ist zwar besser als nichts, aber weshalb das hier mit den Regiontog einfach nicht klappen will... *grummel* *schimpf*
Somit gings zurück zum Auto.
Der Regiontog kam dann doch noch irgendwann, mit 20 Minuten Verspätung oder so, aber da es dafür keine Stelle mit gescheitem Licht mehr gab war mir das auch egal.
Nach der üblichen Rückfahrt nach Voss gings erst mal zum Coop, Vorräte aufstocken, und nach einer kurzen Dusche wollten wir das Steakhouse aufsuchen, welches wir gestern per Zufall gefunden hatten. Doch selbst dies wurde heute vereitelt, dieses hatte nämlich, entgegen dem Schild, geschlossen. Stattdessen gingen wir wieder zu Peppes, der amerkanischen Pizzeria, bestellten aber wohlweislich keine Pizzas, sondern ich einen Hamburger (der war super) und Pascal einen Lachs-Salat.
Natürlich musste noch die Planung für morgen gemacht werden. Das Wetter sollte mal wieder gut sein (hahaha so wie heute), wir wollten unser Glück aber mal in Richtung Bergen probieren, da hatten wir auch noch zwei, drei Stellen offen. Mal schauen was wird.