Chile 2012 - Tag 3: Santiago - Antofagasta
Von David Gubler
Der Tag begann, selbstverständlich, mit dem Frühstück, welches aus einem reichhaltigen Buffet bestand. Der erste Programmpunkt war eine Stadtrundfahrt, wofür uns ein Kleinbus aus Chinesischer Produktion zur Verfügung stand. Während uns der Guide Regierungsgebäude und sonstiges Allerlei erklärte, fuhren wir in Richtung eines am Hang gelegenen reicheren Quartieres, in der Hoffnung, einen Blick über die Stadt zu erhalten. Die Strassen wurden immer steiler und steiler, und der wenig bergerprobte Chauffeur hatte seine liebe Mühe, den dafür völlig ungeeigneten Bus den Hang hinauf zu quälen. Die Fahrt endete an einem Wendeplatz, von wo aus ein Blick über die Stadt nur zwischen Häusern und Büschen durch möglich war. So krochen wir erst mal unter einem Zaun hindurch, um einen guten Blick zu erhalten. Unser Guide meinte (nachträglich) dazu: Wir sollen uns nicht erwischen lassen, sonst könnte uns der Grundstückbesitzer erschiessen... zum Glück schien das Gründstück unbenutzt.Der Blick auf die Stadt war dann auch nett. Gut sichtbar war die Smog-Glocke, welche sich fast permanent über Santiago legt, da die Stadt in einem Talkessel liegt.
Santiago unter der Smog-Glocke
Das nächste Spektakel war das Wendemanöver unseres Buschauffeurs, welches durch die starke Neigung des Wendeplatzes und die weiche Federung des Buses eine ziemlich haarige Sache war. Wir konnten nur daneben stehen und uns fragen: kippt er um oder nicht? Wohlweislich waren alle zuvor ausgestiegen... Der Bus kippte nicht (*puh*) und wir konnten zum nächsten Programmpunkt übergehen, der Wachablöse beim Regierungspalast.
Als wir beim Platz ankamen, hatte das Prozedere bereits begonnen. Aus irgend einer Gasse schallte Musik, und einige aufgebrezelte Soldaten standen schon bereit. Bald kam die ganze Truppe auf den Platz marschiert. Den Armee-erfahrenen Schweizern entging jedoch nicht, dass die Form etwas zu wünschen übrig liess, waren doch die Soldaten nicht sauber in einer Reihe aufgestellt (trotz Markierung am Boden) und das mit der Grösse nach sortieren kannten sie offenbar auch nicht. Dennoch wurde das Ganze fleissig fotografiert, wobei man die vielen anwesenden Touristen von den Eisenbahnfans ganz deutlich unterscheiden konnte: Die Eisenbahnfans waren die mit den grossen Objektiven und teuren Kameras... auch ich hatte Gelegenheit, mein ein paar Tage zuvor justiertes Tele mal auszuprobieren (aha, plötzlich fokussiert es auch richtig). Auch hier fielen die vielen streunenden Hunde auf, durch welche sich die Wachmannschaften aber nicht beirren liessen.
Nach der Wachablöse machten wir einen kleinen Bummel durch die Fussgängerzone, wobei uns aufgrund von Trickdieben, welche offenbar gerne Rucksäcke unten aufschlitzen, so dass der Inhalt raus fällt, angeraten wurde, die Rucksäcke vorne zu tragen. So fiel dann unsere Truppe halt noch mehr auf, wobei das auch nicht mehr wirklich eine Rolle spielte...
Nach einem kurzen Besuch in der Kathedrale beim Plaza de Armas (dem Waffenplatz) ging es noch zur dortigen U-Bahn-Station, welche ein kleines "Eisenbahnmuseum" beherbergt, welches Auszüge der Geschichte der Chilenischen Eisenbahn erzählt. Anschliessend trafen wir uns wieder im Bus, welcher uns zu einem Freiluft-Eisenbahnmuseum brachte. Diverse Dampfloks waren dort in gar nicht mal so schlechtem Zustand im Freien abgestellt. Aber eben, tote Eisenbahn halt.
Eine Kitson-Meyer-Dampflok, mit 1, 2, 3, ... vielen angetriebenen Achsen und anscheinend sogar Zahnradantrieb. Wehe an dem Teil geht was kaputt... das kann man wohl etwa so gut reparieren wie eine kaputte Windows-Installation
Irgendeine Dampflok
Interessanter fand ich da schon den Präsidentenwagen, welchen man innen besichtigen konnte. Die Einrichtung war so, wie man sie sich in einer prunkvollen Wohnung vorstellt, ziemlich witzig das Ganze.
Badezimmer
Sitzungszimmer
Schlafzimmer
Der Bus brachte uns anschliessend zum Flughafen von Santiago, wo wir nach anfänglicher Verwirrung (die lieben Damen am Check-In-Schalter konnten sich nicht entscheiden, ob unsere Gruppe jetzt für LAN oder SKY gebucht war) doch noch unsere Bordkarten erhielten und uns anschliessend verpflegten. Ich hatte eine Pizza, welche eigentlich gar nicht so schlecht gewesen wäre, hätte es da nicht viel zu viel relativ ekligen Käse drauf gehabt... Aber ja, selber schuld, man geht ja nicht nach Südamerika um Pizza zu essen.
Der anschliessende LAN-Flug nach Antofagasta war spektakulär, hatte ich doch einen Fensterplatz auf der rechten Seite, und konnte so die Küste mit den Anden sehen. Weniger optimal war die Tatsache, dass ich direkt über dem Flügel sass...
Santiago aus der Luft
Wüstenlandschaft in den Anden
Blick in die Anden
Nach der Landung in Antofagasta hiess es direkt Autos fassen. Unsere Reiseleitung, welche mit SKY vor geflogen war, hatte die Autos vorgängig bei Hertz abgeholt. Es handelte sich um zwei Toyota 4Runner und drei Nissan Terrano-Pick-Ups. Nachdem klar war, wer in welchem Auto sitzt, erfolgte die grosse Ernüchterung: Die Nissan Terrano waren hinten saumässig eng, und der zusätzlich eingebaute Überrollbügel machte das Ein- und Aussteigen zu einer regelrechten Turnübung. Zusätzlich boten sie in der Kabine kaum Platz für die (bei vier Personen doch recht umfangreiche) Fotoausrüstung - Das grosse Gepäck musste sowieso hinten auf die Ladefläche. Eine nette Spielerei waren dafür die Funkgeräte, welche wir erhielten - Leider nur für vier von fünf Autos, die anderen Funkgeräte waren offenbar in Afrika verloren gegangen...
Als der Wagen Nr. 1 bemerkte, dass das Licht eigentlich noch für Eisenbahnbilder taugen würde und eine Strecke nahe am Flughafen verläuft, gab es nun kein Halten mehr: Mit einem Affenzahn ging es hoch zur Strecke. Ein Zug war aber weit und breit keiner zu sehen, und das Licht wurde schnell schlechter (Lage nahe am Äquator bedeutet schnellen Sonnenuntergang). Selbst als das Licht quasi weg war war die Einsicht offenbar nicht da, dass Genug nun wirklich Genug ist, und wir bretterten noch eine Kiespiste hoch, nur um festzustellen, dass wir uns verfahren hatten. Nachdem wir umgedreht hatten kam es bereits zum ersten Malheur: Reifenpanne an einem Terrano. Was nun folgte, war an Unterhaltungswert kaum zu überbieten: 20 Eisenbahnfans standen (die Einen etwas ratlos, die Anderen tatkräftig helfend; aufgrund der Fotos könnt ihr erraten, zu welcher Gruppe ich gehörte) in der Dämmerung um das Auto herum, rätselten, diskutierten, fotografierten. Interessanterweise hatte das Auto auf der Ladefläche einen Ersatzreifen, dieser war jedoch angekettet, und der vorhandene (!) Schlüssel passte nicht. Tolle Wurst, lieber Herr Hertz. Nachdem wir quasi schon beschlossen hatten, das Auto zurückzulassen, hatte irgendwer dann aber doch die rettende Idee, nachzuschauen, ob es unter dem Auto noch ein zweites Ersatzrad hat, und tatsächlich war da ein Rad zu finden. Nach etwas Rätselraten, wie man dieses wohl runter kriegt (richtige Männer schauen nicht im Handbuch nach, sondern richtige Männer verschwenden lieber eine Viertelstunde mit rumpröbeln; Im Werkzeugset war dann eine Kurbel zu finden, welche den Zweck erfüllte) war dieses schnell montiert, allerdings war der Reifen in einem ziemlich morbiden Zustand und würde die Reise wohl nicht überleben.
Radwechsel in der Dämmerung
Abendstimmung
Nun ging es doch zurück in Richtung Hotel. Dabei kamen wir zu einem Bahnübergang, an welchem gerade ein Zug im Anmarsch war - Rasch die Autos so aufgestellt, dass die Scheinwerfer Licht für ein Bild spenden; der Lokführer wird sich wohl gefreut haben... Bei meiner nicht-so-viel-ISO-dafür-viel-Rauschen-50D kam da aber natürlich nix gescheites dabei raus, dafür sahen wir unsere ersten FCAB-Loks, immerhin.
Eine Gruppe wollte anschliessend noch umbedingt ins Einkaufszentrum um Wasser zu kaufen, wir aber nicht, und so fuhren wir erst mal weiter. Schlauerweise gibt es in Antofagasta zwei Hotels mit dem Namen Alto de Sol, so dass wir erst mal das Falsche erwischten - der Irrtum war aber rasch aufgeklärt. Im Hotel angekommen parkten wir unsere Riesenkarren auf dem viel zu kleinen Parkplatz und bezogen unsere Zimmer, welche ganz nett waren. Doch was machen wir mit dem Abendessen? Da alle schon zu müde waren um noch ein Restaurant aufzusuchen, entschieden wir, Pizza zu bestellen. Diese sollte in einer guten halben Stunde kommen. Nun, wir sind halt in Chile, und so wurden aus der guten halben Stunde anderhalb Stunden, und die Pizzas kamen pünktlich um Mitternacht. Bald fanden wir auch heraus, weshalb das Ganze so lange dauerte: Die gewünschte Pizza-Grösse war nicht verfügbar, und deshalb wurden für jeden gleich zwei kleine Pizzas geliefert, insg. ganze 40 Stück! Als es dann doch ans Essen ging, wurden meine Befürchtungen wahr: Die Pizza war keinen Deut besser als jene vom Mittag, und so schälte ich halt den Käse runter und ass das, was übrig blieb... Eine kalte Dusche (kein Warmwasser, WTF?) später gings dann endlich ins Bett.