Nicht ganz vogelfreie Brünigbahn
Von Pascal Zingg
Als ich im Jahre 2005 in Sarnen ein Praktikum absolvierte, war die Welt auf der Brünigbahn noch nahezu in Ordnung. Die Fahrt mit der S-Bahn von Luzern nach Sarnen (bzw. umgekehrt) erfolgte meist mit einem De-110-Pendel. Bereits im Jahre 2005 tauchten jedoch die ersten Vögel am Horizont auf. Der Schmalspur Panorama Triebzug SPATZ kündete seinen Dienst an und verdrängte die De 110 zusehens von ihrem Dienst. Seit dem Erhalt des zehnten Spatzen gibt es daher kaum mehr Einsätze von De 110 im S-Bahn- oder Regionalverkehr der ZB. Eine über 60 Jahre währende Ära drohte zu enden. Die Triebwagen waren 1941 als Fhe 4/6 gebaut worden. Mit dem Erhalt der HGe 101 baute die Brünigbahn Anfang der 90er bei sechs Triebwagen das mittlere Laufdrehgestell, welches den Zahnradantrieb beinhaltete, aus. Zwei weitere Triebwagen ereilte das gleiche Schicksal bei der damaligen Luzern - Stans – Engelberg - Bahn (LSE). Die umgebauten Triebwagen wurden fortan unter der Bezeichnung De 110 für den Pendelzug-Betrieb auf den Flachstrecken eingesetzt. Währenddessen überlebten sechs Triebwagen vorerst als Deh 120 im Originalzustand. Sie wurden jedoch in den letzten Jahren alle ausrangiert, so dass heute der historische Deh 4/6 914 das einzige betriebsfähige Exemplar mit Zahnradantrieb ist. Die De 110 wurden derweil Mitte des letzten Jahrzehnts von den Spatzen abgelöst. Nach mehreren Jahren Dornröschenschlaf wurde 2010 jedoch der neue Tunnel auf der LSE eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt verkehren die HGe 101, die die Brünigbahn Ende der 80er Jahre beschaffte, ebenfalls nach Engelberg. Durch das Fehlen dieser Loks auf dem Brünigbahnabschnitt, kamen die De 110 zu einem wohl letzten Betätigungsfeld. Sie werden von nun an auf dem Talabschnitt Interlaken Ost - Meiringen eingesetzt. Da in Meiringen sowieso Kopf gemacht werden muss, ist das Umspannen von einer Adhäsions- auf eine Zahnradlok kein Nachteil. Kaum haben die De 110 jedoch eine neue Beschäftigung gefunden, droht schon wieder Unheil am Horizont. Bereits ab diesem Jahr soll die Vogelfamilie Zuwachs bekommen. Vier alpine, dynamische, leise, elegante Reisezüge ADLER, sollen die bisherigen Brünig IR ersetzen. Daneben erhält die Zentralbahn weitere sechs weitere flinke, innovative Niederflur-Kompositionen, die die ADLER verstärken sollen und wohl auf für den Verkehr nach Engelberg eingesetzt werden. Somit wird man am Pass nur noch die Golden-Pass-Züge mit einer Lok antreffen. Die HGe 101 können ab diesem Zeitpunkt wieder alle Züge übernehmen, weshalb die De 110 endgültig überflüssig werden. Bevor es jedoch soweit ist, wollten David und ich noch einmal ins Haslital fahren um dort die letzten Einsätze der De 110 festzuhalten.Nachdem ich David in Pfäffikon aufgeladen hatte, ging es über den Hirzel nach Luzern, wo wir kurz am Cityring standen, ehe wir das Zentralbahnland erreichten. Im Kantonshauptort des Kantons Obwalden verliessen wir ein erstes Mal die Autostrasse und stellten uns für den Golden Pass Panoramic aus Luzern auf.
Weiter ging es über den Brünig nach Brienzwiler. Von dort fuhren wir in Richtung Meiringen. Auf dieser Fahrt kreuzten wir zu unserer Überraschung einen der letzten De-110-Pendel, der gerade nach Interlaken fuhr. Bei einer kleinen Brücke über die Aare legten wir uns dann auf die Lauer. Leider war der nächste Regio, ein Spatz und kein De-Pendel.
Mit etwas Geduld sollte an gleicher Stelle jedoch der nächste IR folgen. Er hatte, wie erwartet, eine De 110 vorgespannt.
Weiter ging es nach Meiringen selbst, wo wir die Rückkehr des De-Regios erwarteten.
Für den nächsten IR verschoben wir uns dann nach Brienzwiler.
Nun suchten wir uns eine Stelle um den Regio nach Interlaken nach zu schiessen. Zu unserem Unbehagen, hatte man den De-Pendel jedoch durch einen Spatz ersetzt. So blieb nach dem Regiobild die Frage, ob man an gleicher Stelle noch auf einen IR warten sollte.
Wir entschieden uns rasch nach Brienz zum Einkaufen zu fahren und dann wieder zur Stelle zurück zu kehren. Pünktlich zum nächsten IR standen unsere Kameras wieder im Anschlag. Dabei bekamen wir Besuch von einem Fotografen aus Deutschland. Auch im grossen Kanton scheint man gemerkt zu haben, dass man die letzten Einsätze der De 110 noch fotografieren sollte, ehe es ganz zu spät ist.
Weiter ging die Reise an Brienz vorbei nach Niederried, wo wir eine weitere Stelle fanden.
Nach dem Testschuss auf den Spatz, legten wir uns 30 Minuten in den Schatten und dösten vor uns hin. Dann kam der nächste IR aus Luzen.
Nun ging es wieder zurück ins Haslital. Für die nächste Stunde war nun Effizienz angesagt. Es begann mit dem IR aus Luzern, den wir nochmals bei der Brücke vom Morgen machten.
Der Gegenzug wurde dann mit etwas Frontschatten bei der Einfahrt in Meiringen erlegt.
Nun wurde auf den Bergabschnitt gewechselt. Den Golden Pass aus Luzern erlegten wir so kurz nach dem Ausklinken aus der Zahnstange.
Nach dem Lokwechsel fuhr uns der gleiche Zug an der Bahnhofsausfahrt in Meiringen vor die Linse.
Nachdem wir den Zug ohne Probleme überholt hatten, wollten wir ihn nochmals zwischen Brienz und Brienzwiler erlegen. Beinahe hätte uns eine rote Ampel dieses Unterfangen gekostet. Mit etwas Glück klappte es dann aber doch noch mit dem Bild.
Nach dieser schnellen Bildfolge kehrte wieder Ruhe ein. Wir gingen nun auf Stellensuche bei Oberried. Kaum an der Stelle kam auch schon der Spatz.
Nichts ahnend legten wir uns nun in den Schatten und warteten auf den nächsten IR aus Luzern. Rund zehn Minuten vor dem Zug machte uns der Kollege aus Deutschland erneut seien Aufwartung. Er berichtete, dass es in Richtung Bern ziemlich zugezogen hatte. Nur mit Glück hätte er die De 110 mit ICE und Sonne erlegen können. Kaum hatte er dies gesagt, begann auch das Licht an der Stelle zu schwanken. Eine dicke Wolke schob sich vor die Sonne und verhinderte ein gutes Bild vom IR. Auf Grund dieser doch eher schlechten Wettersituation wechselten wir wieder auf die andere Seite des Brünigs. Für den nächsten IR suchten wir erfolglos eine Stelle bei Giswil, ehe wir gegen 17 Uhr wieder in Sarnen landeten. An gleicher Stelle wie am Morgen schossen wir nochmals zwei Bilder. Eines von einem Spatz, ...
... das andere von einem IR.
Zufrieden mit der Ausbeute beendeten wir anschliessend unseren Ausflug auf die ZB.