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Die Eisenbahn des Dschingis Khan - Tag 5: Darchan - Darchan

Von

Donnerstag 5.5.2011 Darchan – Darchan
(Text: Pascal Zingg; Fotos: Pascal Zingg, Christof Hofbauer)

Nehmen wir das Positive vorne weg, wir sahen heute die Sonne, zwar nur fünf Minuten und nur knapp durch die dichten Wolken, aber immerhin. Begonnen hatte der Tag um 8 Uhr. Ich schlief eigentlich gut, wurde aber drei Mal geweckt, zwei Mal wars ein brummender Diesel der MTZ und einmal die stöhnende Mongolin von nebenan. Draussen hatte es unterdessen weitergeschneit und die ganze Landschaft eingezuckert. So konnten wir den PmG aus Sharyn Gol im Schnee knipsen. Dank den Wolken gabs dazu keinen Hintergrund, was mich an Bilder aus Skandinavien erinnerte.
M62UM-011 of UBTZ between Sharyn Gol and Darchan-2
Der PmG aus Sharyn Gol

Nach dem PmG-Bild ging es weiter zum Bahnhof Darchan-1, dem Hauptbahnhof der Stadt. Dort fotografierten wir noch einmal die Trommel, die den Personenwagen des PmG aus Darchan-2 brachte.
M62UM-011 of UBTZ at Darchan-1
Die Lok des PmG in Darchan-1

Ebenfalls konnten wir noch einmal eine der beiden weissen 2TE116 der TÖChK machen.
2TE116-MR 2001 of TÖChK at Darchan-1
Zugkreuzung in Darchan-1.l

Auch sollte noch eine „normale“ 2TE116 der RZD folgen.
2TE116-907 of RZD at Darchan-1
2TE116 der RZD zieht an einer UM vorbei.

Nach dem Bahnhof ging es weiter ins BW. Darin befand sich eine Doppeltrommel (2M62M) und eine Tamara (TEM2).
2M62M-009 of UBTZ at Darchan-1
Blick ins BW von Darchan.

Nachdem wir diese fotografiert hatten, fuhr eine weitere M62UM ins BW, die wir im Freigelände ablichteten.
M62UM-005 of UBTZ at Darchan-1
Eine M62UM vor dem BW Darchan.

Der nächste Punkt auf unserer Liste war das lokale Internetcafe. Dort schauten wir noch einmal nach dem Wetter. Wie wir feststellen mussten, verschlechterte sich die Wetterprognose weiter. So sollte es auch am Freitag noch schlechtes Wetter sein. Niedergeschlagen ob dieser Hiobsbotschaft ging es zum Essen. Das Restaurant war ein grosser Raum mit vielen kleinen Boxen. In jeder hatte es eine Küche. Jede Küche bot etwas anderes an. Nomu steuerte dabei zielsicher die mongolische Box an. Ich blätterte die Karte durch und tat mich mit der Entscheidung etwas schwer. Anders als bei den Frittenbuden im Westen sehen die Bilder in der Mongolei immer unappetitlicher aus, als die Realität. Ich entschied mich schlussendlich fürs Hammelfleisch. „Mit viel oder wenig Fett“, war die anschliessende Frage von Nomu. Ich entschied mich für wenig Fett und dachte schon, dass das wohl ein fettes Essen würde. Die Realität sah dann zum Glück etwas anders aus. Beim Essen fiel mir erst auf, wie das Lokal eigentlich funktionierte. Kaum hatte jemand Platz genommen, wurde er von je einer Bedienung aus jeder Box belästigt, wobei jede ihre Spezialität auf der Karte anpries.

Nach dem Essen setzten wir uns dann nach Norden ab. Obwohl Nil die Sinnfrage stellte, waren Chris und ich der Meinung, dass wir uns bei diesem Nichtwetter doch mal die Chinesenbahn bei Jeröö anschauen könnten. So fuhren wir durch die sanften Hügel des Nordens. Immerhin klarte es nun etwas auf, so dass man auch etwas von der Landschaft sah. Beim rausschauen schrie Chris plötzlich auf: „Kamele“. Wir baten Segi zu halten und fotografierten die Trampeltiere beim Grasen im Schnee.
Unbekannter Ort
Trampeltiere im Schnee.

Das war schon sehr speziell, ausgewilderte Wüstenschiffe im Schnee zu sehen. Die Tiere hatten übrigens keine Scheu vor dem Menschen, so standen sie nah an der Strasse und liessen sich auch nicht von uns Fotografen stören. Nach dem Kamelstopp ging die Reise weiter durch die eindrückliche mongolische Landschaft.
Unbekannter Ort
Ein Blick in eine fremde Welt.

Bei einem Wegzoll sahen wir schliesslich einen Bahnhof. Es war dies der Bahnhof von Cagaan Chaalga, der der BTEG-TZ als Rangierbahnhof dient. Als wir am Bahnhof vorbei fuhren, sahen wir zwei CKD 4B rangieren. Diese Loks hat der chinesische Privatbahnbetreiber in China geordert. Anscheinend hat auch die MTZ solche Loks getestet, kaufte dann aber doch lieber 2TE116UM. Wie man so hört, fielen die CKD 4B komplett durch, während dem die GE Evolution ganz passabel abschnitt. Die Lok sei allerdings zu teuer, ausserdem sieht es die RZD als Mitinhaberin der MTZ nicht gerne, wenn die Mongolen mit Amidiesel fahren. Die Vetternwirtschaft scheint in der Mongolei gross zu sein. Immerhin kamen wir so in den Genuss der chinesischen CKD 4B. Wir fuhren zum Bahnhof von Cagaan Chaalga hin und knipsten aus dem Auto heraus. Wir hatten nämlich gelesen, dass man hier nicht fotografieren durfte.
CKD4B-007 of BTEG-TZ at Cagaan Chaalga


CKD4B-007 of BTEG-TZ at Cagaan Chaalga
Die chinesen Einer der BTEG-TZ.

Als jeder seine Bilder hatte, stiegen wir aus und standen noch etwas spitzer. Kaum abgedrückt rief auch schon jemand aus dem Bahnhofsgebäude, dass hier fotografieren verboten sei. Uns war das egal, denn wir hatten ja unsere Bilder gemacht. Der Weg führte uns weiter in Richtung Staatsbahn. Interessant war dabei, dass man entlang der neuen Strecke ein zweites, geraderes Gleis trassiert. Kurz vor dem Staatsbahnhof erreichten wir einen weiteren Betriebsbahnhof. Ab hier wird eine bereits bestehende Strecke zum Staatsbahnhof genützt. Wie wir am Bahnhof vorbeifuhren, rangierte gerade eine Trommel, welche die BTEG-TZ von der MTZ geliehen hat. Eigentlich wollte Chris hier raus, doch fuhren wir kurz zuvor durch einen Strassenzoll, der den Anschein machte, dass wir uns auf einem Werksgelände befanden. So ging es über eine Holperpiste weiter zum Staatsbahnhof.

Dort angekommen dauerte es nicht lange, bis wir die Trommel kommen sahen. Wir stellten uns deshalb ans Übergabegleis und warteten. Ich fragte mich dabei, was die denn im Gleis für eine Gleissperre haben. Kaum überlegt sah ich die Trommel auch schon wo anders vorbeiziehen. Die BTEG-TZ baut die Übergabe völlig neu, so dass man nach Darchan nicht mehr Kopf machen muss. Dieses Vorhaben scheint sinnvoll. Was wir jedoch nicht ganz verstanden, war, wieso man die Strecke auf Doppelspur ausbauen muss. Die Trommel rangierte nach ihrem ankommen im Staatsbahnhof einige Wagen. Unterdessen sahen wir die zwei Chinesen beim Beginn der alten Strecke auftauchen. Die beiden CKD 4B rangierten die ganze Zeit am Horizont, kamen aber nie zum Staatsbahnhof. So blieb uns nur die Trommel, die sich nun an einen leeren Zug setzte und mit diesem zum Tor der Privatbahn fuhr. Da die Lok mit einem Affenzahn auf das Tor losfuhr, fragten wir uns, ob die das Tor mit Gewalt aufdrücken wollten. Die Lok bremste dann aber doch noch und es stieg jemand aus, um das Tor zu öffnen.
M62UM of UBTZ at Jeröö MTZ


M62UM-014 of UBTZ at Jeröö


M62UM-014 of UBTZ at Jeröö MTZ
Eine M62UM rangiert erst im Staatsbahnhof von Jeröö und fährt dann mit einem leeren Kohlezug in Richtung Cagaan Chaalga.

Das alles hielten wir trotz schlechtem Wetter mit unseren Kameras fest. Dies zur Freude der Eisenbahner, die wie wild winkten und Zeichen gaben, wir sollten ihnen folgen. Das war jedoch unmöglich, denn neben der Bahn gab es nur eine Sandpiste, die durch Regen und Schnee noch mit Seen versetzt war. Vor so einem See hielt Segi kurz an, ehe er Mut bewies und mitten durch fuhr. Im nächsten Ort war die Asphaltstrasse gerade im Bau. Die Autos fuhren deshalb querfeldein über die Wiese. Kurz vor Cagaan Chaalga hielt die Trommel schliesslich, so dass wir überholen konnten. Da im Bahnhof auch noch die zwei Chinesen standen, fragten wir uns, ob es nun einen Lokwechsel geben würde. Wir stellten uns deshalb einfach mal an den Bahnübergang an der transmongolischen Strasse. Wir hielten unseren Blick auf den Bahnhof und wurden durch einen Pfiff von Segi aufgeschreckt. Er machte uns auf die CKD 4B 001 aufmerksam, die mit zwei Personenwagen von hinten kam.
CKD4B-001 of BTEG-TZ at Cagaan Chaalga


CKD4B-001 of BTEG-TZ at Cagaan Chaalga
Eine CKD 4B bei der Einfahrt in Cagaan Chaalga. Bei den Wagen handelt es sich wahrscheinlich um Messwagen.

Damit sei erwähnt, dass es schon mindestens drei Chinesen gibt. Die Nummern 005 und 007 auf den beiden anderen Maschinen lassen jedoch vermuten, dass es noch mehr CKD 4B bei der BTEG-TZ gibt. Da die 005 und die 007 nun tatsächlich an den Trommelzug gingen, hatten wir Hoffnungen, dass dieser Zug noch kommen würde. Beim ewigen Warten auf den Zug fielen uns zwei Dinge auf:
1. Auf der transmonglischen Strasse herrscht kein Verkehr, insbesondere Lastwagen sucht man vergebens.
2. Auch hier baut man ein zweites Gleis, wobei das neue Schrankenwärterhaus diesem Gleis weichen muss.
Eine Stunde lang passierte wenig bis nichts. Ein einziges Highlight war eines der wenigen Autos, dass den Bremsweg unterschätzte und mit quietschenden Reifen quer auf den Bahnübergang zu schlidderte. Nach einer Stunde Warten wurde es uns dann zu bunt. Wir strichen die Segel und fuhren zurück nach Darchan.

Auf der Rückfahrt waren alle platt und schliefen. Nur Segi musste wachsam sein. Kurz vor Darchan stieg er deshalb aus und rieb sich Schnee ins Gesicht. Nach dieser Aktion versuchte er Nomu zu wecken, wobei sich dieser, selbst nach Schlägen mit einer Petflasche, unbeeindruckt zeigte. In der Stadt ging es noch zum Bahnhof, denn der Transsib-Zug nach Moskau sollte noch folgen. Am Bahnhof angekommen sahen wir die erwähnte Sonne. Da es bis zum Transsib-Zug noch 30 Minuten hin war, entschlossen wir uns in der Bahnhofsbar einen Kaffee zu trinken. Man servierte Pulverkaffee mit american Flavour. Schnell war es Zeit für die Transsib. Der Zug wurde gezogen von einer russischen 2TE116. Das Wagenmaterial bestand aus chinesischen (Ruan- und Yingwoch), sowie aus mongolischen Wagen (Speisewagen, Yingwoche). Leider war der Himmel so dunkel wie das grün der chinesischen Wagen, so dass bildtechnisch nichts Brauchbares entstehen konnte.
UBTZ at Darchan-1
Das Zuglaufschild Peking - Ulan Bator - Moskau (v.o. russisch, chinesisch, mongolisch)

Nach dem Zug gings zurück ins Hotel. Trotz zweifelhafter Erfahrungen besuchten wir nochmals das hoteleigene Lokal. Ich bestelle mir eine Nudelsuppe, die ganz Ok war. Chris dagegen hatte sich ein Steak bestellt. Er meinte, man würde jeden Kilometer merken, den dieses Rind durch die Steppe gelaufen ist. Prädikat: Zäch wiä Händschäläder.

Tag 6: Darchan - Narantolgoj
Tag 4: Ulan Bator - Darchan