Generäle und mehr 2010 - Tag 15: Ritchfield - Green River (UT)
Von Pascal Zingg
<b>Sonntag 13.6.2010 Ritchfield - Green River (UT)</b>(Text: Neel Bechtiger; Fotos: Pascal Zingg, David Gubler, Neel Bechtiger)
Richfield begrüsste uns mit Sonnenschein, so ein bisschen auf jeden Fall. Grundsätzlich war es noch immer sehr verhangen. Als ich das erste Mal aus dem Fenster schauten, schien jedoch die Sonne.
Das Frühstück in unserem Comfort-In-Motel war sehr nett, es gab Waffeln zum selber machen (mit einer Waffel-Maschine), industriell wirkendes Rührei, Toast und allerlei solche Dinge. Dazu ein sehr dünner Filterkaffee. Das Zimmer war schnell aufgeräumt und schon befanden wir uns auf dem Weg nach Osten, in Richtung Greenriver bzw. Floy.
Es ging durch das Fishlake Forrest, vorbei an den Coal Cliffs und durch das Sindbad Valley. Landschaftlich war die Strecke sehr schön, eine Felswüste mit hohen Kantigen Hügeln, wie im Film. David, der fuhr, unterschätzte die Tankstellendichte. Die Konsequenz war eine leuchtende Tankanzeige. Nicht weiter schlimm, denn der Kanister stand voll im Kofferraum. Als aber über Meilen nie eine Tankstelle kam, sahen wir uns genötigt den Kanister in den Tank zu füllen. Dies führte auf der Anzeige zu einer bedingt Entspannung. Im Sinbad Valley ging zwischenzeitlich ein starker Niederschlag nieder.
Einige Eindrücke von unserer Fahrt durch Utah.
Knappe 20 Meilen vor Green River war der Tank dann praktisch leer. Wir fuhren auf einen Rastplatz und pressten letzte Reste aus unserem Kanister. Da dieser etwas dumm gebaut war, brachten wir über eine Pet-Flasche noch gut 1.5 Liter Benzin raus. Bei dieser Aktion weckten wir einen Ami, der mit seinem Auto auf dem Rastplatz ein Nickerchen machte. Natürlich kam er zu uns hin und fragte ob wir ein Problem hätten. Die 20 Meilen bis Green River sollten wir aber auch ohne ihn schaffen. Wir hielten dann noch Smalltalk. Er fand, er sei auch schon in der Schweiz gewesen. In Linz hätte es ihm dabei am besten gefallen. Wir gratulierten ihm im Gegenzug zu seinem schönen Auto, worauf er entgegnet: „It’s not a car, it’s a limo!“ Nach diesem hochstehendem Fachgespräch fuhren wir schliesslich die letzten Meilen nach Green River, wo Tank und Kanister auffüllten.
Die rettende Tankstelle bei Green River
Vorbei an der Unterkunft von heute Abend fuhren wir weiter über den Highway bis Floy. Floy besteht aus einer Ausfahrt (Ranch Exit) und einer Ausweichstelle der UP. Diese war jedoch mit leeren Kohlewagen zugeparkt. Wir waren uns erst nicht sicher, ob das nur Wagen sind, oder ob da was in der Kreuzung steht. Wir standen deshalb auf einen kleinen Hügel und warteten. Schiessen konnte man in beide Richtungen. Die Sonne war auch immer wieder ein bisschen da. Sie stand etwa senkrecht zur Strecke. Wir warteten, warteten, assen völlig überfettete Chips und warteten weiter. Es drehte sich kein Rad. Nach zwei Stunden wurde es Pascal dem es als erstem zu dumm. Er wollte sich nach einer speziellen Stelle umsehen. Wie wir von railpictures.net wussten, gab es zwischen Floy und Green River einen speziellen Abschnitt. Auf diesem haben diverse Salzauswaschungen verhindert, dass die üblichen Grasbüsche gewachsen sind. Während sich Pascal auf den Weg machte, warteten wir weiter. Von hinten tauchte derweil ein Pickup auf den Schienen auf. Schon hatten wir unser erstes „Eisenbahnbild“ aus diesem Land.
Ein Streckenkontrolleur bei Floy
Ich erinnerte mich an die Aussage von Philipp. „Kommt ein Auto auf Schienen, dauert es meist etwas länger bis zu einem Zug“, sagte er mir noch vor der Abreise. Dann rief ich Pascal an, damit er sich auf die Durchfahrt vorbereiten konnte. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich nachfragen, wo er steckt. Er habe die Stelle gefunden. Es gäbe ein Weg dahin, meinte er. David und ich stiegen ins Auto und fuhren auf der alten Landstrasse bis wir Pascal sahen. Der Weg zur Stelle war gut befahrbar, so gut, dass wir keinen 4WD gebraucht häten. Durch einen Viehzaun hindurch kletterten wir auf einen Fotohügel. Pascal war schon mal durch den Zaun durchgestiegen und meinte es sei kein Problem. *Rätsch*, da blieb er auch schon hängen und riss sich die neue Hose auf. Die Stelle war sehr nett, es fehlte einzig der Zug. Wir warteten eine weitere Stunde, doch das einzige, das kam, waren Wolken. Es wurde ziemlich finster und an war nicht mehr Sonne zu denken. Bevor wir nach Green River zurückkehrten, wollten wir jedoch noch die Gegend ablaufen um nach Stellen Ausschau zu halten. Es zeigte sich, dass die nächsten ein bis zwei Kilometer in Richtung Green River sehr fotogen waren. Die Frage war nur, ob es auch genügen Züge für all diese Stellen geben würde. Müde und unzufrieden mit der bisherigen Ausbeute liefen wir zurück zum Auto. Wir hatten die Geleise gerade verlassen, da störte ein Horn unser Schweigen! Zug! Wir eilten zurück an die Stelle. Dort erlegten wir unseren ersten UP Güterzug.
Unser erster Güterzug! Drei Tagen hatten wir darauf gewartet, dann sahen wir ihn kurz hinter Floy.
Obwohl die Sonne nicht schien, waren wir zufrieden am dritten Tag endlich einen Zug gesehen zu haben. Über die alte Strasse fuhren wir zurück nach Green River. Anscheinend störten wir auf unserer Reise jemanden. Ein Gabelbock stand sehr interessiert am Strassenrand und beäugte unser gefährt. Erst als wir anhielten und die Kameras zückten, entfernte er sich einige Meter, um seinen Blick gleich wieder auf uns zu richten.
Kurz nach dem ersten Zug machten wir auch eine erste Begegnung mit der lokalen Fauna. Ein Gabelbock beäugte uns.
In Green River angekommen, checkten wir in ein Motel der Marke Super 8 ein. Die Frage ob man Internet und Klimaanlage habe, beantwortet man uns mit ja. Das Zimmer war nett, wir hatten sogar Bahnblick. Prompt fuhr kurz nach unsere Ankunft ein Zug in Richtung Osten. „Super auf den haben wir den ganzen Nachmittag gewartet!“
Nach dem duschen wollten wir eine letzte Chance auf einen Zug nützen. Der „California Zephir“, ein Personenzug der Amtrak, sollte noch kommen. Planzeit in Green River sollte 5:58 pm sein. Es war kurz nach halb als wir, in der Sonne (!) an eine lange Gerade stellten. Die Sonne gab sich Mühe. Durch einen Schleier hindurch war sie immer sichtbar, wenn auch nicht immer sehr stark. Wieder kam jedoch kein Zug. Als die Sonne kurz vor 7 pm ganz im Schleier versank, gaben wir das Unterfangen schliesslich auf. Es blieb ein landestypisches Abendessen im nahem BK. Leider herrschten Laden auch landestypische Temperaturen. Weil die Amis eine offensichtliche Freude an ihrer Klimaanlage haben, kühlen sie ihre Restaurants oft auf 18°C runter. Dies ist bei einer Aussentemperatur von 30°C sau kalt.
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