Sorry, this content is not available in english.

However, we can run this page through Google Translate for you. Just click here.

Generäle und mehr 2010 - Tag 8: Sllatinë - Podgorica

Von

Samstag 5.6.2010: Sllatinë – Podgorica
(Text: Neel Bechtiger; Fotos: Pascal Zingg, Neel Bechtiger)

Der letzte Tag im Kosovo, oder doch nicht? Mitte Woche hatten wir noch auf eine Abreise am Sonntag spekuliert. Auf Grund der allgemeinen Wetterlage entschieden wir uns jedoch schon am Samstag abzureisen. Als wir um halb 6 aus dem Fenster schauten war es ziemlich finster. Nico machten wir dann erstmal eine Absage für den Morgenzug. „Wir doch in einer Stunde noch mal“, war der Plan. Irgendwie verpennten wir aber halb und als es dann kurz vor 7 war, schien die Sonne schon ins Zimmer. Nico meldete sich wieder und sagte, dass er mit dem 1er Bus gleich zum Bahnhof fährt. Um ihn noch im Igmaz zu holen war es nun zu spät. Für uns sollte es aber noch reichen. Wir stressten raus und fuhren mit dem Auto in Richtung Bardh. Zeitlich schafften wir es bis zur Brücke bei Bardh. Nach wenigen Minuten kam 008 mit den 3 Schlieren im Licht.
Di 3 008 of HK between Bardh and Mjekaj
Der Zug aus Pejë kreuzt kurz vor Bardh einen Zastava.

Wie gestern schossen wir den Zug ein zweites Mal am Hauptstrassen BÜ hinter Bardh im Halblicht. Dann ging es schleunigst zurück zum Bahnhof um Nico zu holen. Erstmal trafen wir aber auf Frick und ein paar anderen. Alle hatten sich anscheinend gut erholt vom gestrigen Abschlussabend der Gruppe, der für den ein oder anderen mit mehr oder weniger Alkohol geendet hatte. Nico war nirgends zu sehen, so pfiffen wir ihn mittels Telefon heran. Wir wollten für den Pejë-Zug nochmals an die Strecke. Vor Drenas dreht die Bahn ins Licht. Dort hinten war viel blau zu sehen. Nico kam dann von der Bauruine runter und wir fuhren los. Da wir der Meinung waren, dass wir Frick nochmals sehen, verabschiedeten wir uns vorerst nicht. In Drenas hatten wir dann ein letztes Mal Sonnenglück.
Di 3 008 of HK between Drenas and Dritan
Der Regio nach Pejë kurz vor Drenas.

Dass Frick zu diesem Zeitpunkt schon fast auf dem Weg nach Hause war, dachten wir nicht. Derweil begannen wir Informationen mit den Holländern (die heute auch mit Mietwagen unterwegs waren) auszutauschen. Sie meldeten, dass die Dampflok von Obilic und Lok 007 (schon wieder!) kaputt seien. Selber fuhren wir zum Bahnhof Drenas, um zu sehen ob da etwas läuft. Es standen zwar Wagen rum aber keine Lok. Nach dem Fotografieren vom P-Zug mit der 008, der noch drin stand, gingen wir mal zum HK’ler um nach Güterzügen zu fahren. Die Info vom Englisch sprechenden Chef de la Gare war dann klar: In 30min kommt ein Zug nach Drenas hoch. So fuhren wir wieder hin zur Stelle und mussten zuschauen, wie Lok 004 ohne Licht an uns vorbei fuhr. Richtig, das heute früh gar nicht so schlechte Wetter sackte wieder ab. Es Quoll stark auf und die Sonne machte sich immer rarer. Der Zug mit Lok 004 hatte mit Erz beladene Kohlewagen aus der Mine am Hacken. Dies bedeutete, dass die Kohle aus Obilic gestern Nacht doch noch hoch nach Drenas kam. Nach der Durchfahrt der 004 landeten wir wieder am Bahnhof. Wir hofften beim Rangiermanöver irgend etwas mit Sonne zu kriegen, was uns aber nicht vergönnt war. Die Lok war sicher 30min dabei im Bahnhof Wagen fürs Werk zusammen zu stellen. Eine Minute nachdem sie sich solo auf den Weg zum Werk gemacht hatte, kam die Sonne raus. Danke bestens!

Am Bahnhof erhielten wir die Info, dass noch ein Zug hoch kommt. Die Ankunft terminierte man auf demnächst. Wir fuhren aber nicht zurück zur Stelle, sondern schauten uns bei Ferronickel um. Die 004 stand extrem fotogen an den Wagen bei der Einfahrt. Wir stellten uns an die Böschung und fotografierten den Zug vor dem Werk in seiner ganzen Grösse.
661 004 of HK between Drenas and NewCoFerronikeli
Die 004 im Ferronikeli-Werk in Drenas. Die Griechen Wagen wurden übrigens ausgebaggert!

Dass der Werkschutz auf uns aufmerksam wurde, war ui befürchten. Kurz nachdem wir abgedrückt hatten, stand auch schon ein Security da und fragte nach unserem Tun. Es sei Privatgelände, meinte er. Auf die Frage ob es ein Problem sei, meinte er aber irgendwie, „nein“. Was ihn also genau störte wussten wir nicht. Er meinte nur immer wieder: „privat“. Er blieb aber immer sehr freundlich und meinte beim gehen nur: „See you later!“ Was er damit wohl meinte? Wir zogen es dann auf jeden Fall vor zu verschwinden. Auf ein Wiedersehen mit ihm und vielleicht seinem Vorgesetzten waren wir nicht unbedingt aus.

Das Wetter war nun vollends abgesifft. Die Entscheidung den Kosovo zu verlassen war gefallen. So fuhren wir in Richtung Hotel, um zu Packen und zu bezahlen. Da kam uns unterwegs auf einmal Lok 009 mit Griechenwagen entgegen. Aha! Das Komische war, dass sie in der Steigung stand und komisch röhrte. War sie kaputt? Nein! Nach etwa fünf Minuten zog sie an und fuhr davon. Der General an der Orgel! Nein, trotz sicherlich guter Last gab die Lok keinen nennenswerten Ton von sich. Langweilig! Der General sass hier eher am Computer. Warum die Lok genau stand war nicht klar, denn nun zog sie recht flott weg und uns gelang ein zweites Bild vor Drenas, mit etwas mehr Licht als 0%. Auf das sicher folgende Rangiermanöver in Drenas unter den Wolken verzichteten wir freiwillig.

Zurück im Hotel Riviera räumten wir zusammen. Schon beim runter gehen kam ein Junge zu uns und meinte, wir müssten dann noch bezahlen. „Jaja, wissen wir“, sagte ich und liess mir die Rechnung geben. Wie befürchtet wollte er 60 Euro pro Nacht für das Zimmer. BITTE? Das Igmaz kostet 59 pro Nacht. Mit Klimaanlage, vernünftigem Bad, gereinigtem Zimmer, immer frischen Handtücher, Internet und einer besseren Lage war das Igmaz jedoch deutlich konfortabler. All dies versuchte ich dem Jungen zu erklären. Ich wollte ein wenig Handeln – ist ja nicht unüblich. Der Concierge, der sonst recht gut Englisch sprach, wollte dann auf einmal nichts mehr verstehen. An einen Kuhhandeln dachte er auch nicht. Er solle seinen Chef anrufen, wenn er es nicht entscheiden kann, bat ich ihn. Die ging jedoch nicht. Erst sollte ich eine Nummer anrufen und dann machte er es auf einmal selber. Und wer war dran? Mustafa von der Bahn. Bestens, den wollte ich nun aber überhaupt nicht damit belästigen. Ich hoffe mal, er hat es nicht in den falschen Hals bekommen. Mustafa wurde angerufen weil er die Zimmer organisiert hat ... auf jeden Fall haben wir dann die 60 Euro pro Nacht bezahlt. Ein Versuch war’s Wert und ich bin auch jetzt noch der Meinung, mit 60 Euro ist das Hotel für den gebotenen Service viel zu teuer. Preis vom Igmaz, Qualität vom Bali mit einer relativ miesen Lage weit ausserhalb des Zentrums. Für das Bali bezahlten wir letztes Jahr weniger als die hälfte pro Nacht. Ich glaubte vor dem Handeln eigentlich an Erfolg, wir deckten uns deshalb nicht mit zusätzlichem Cash ein. So hatten wir nicht genug Geld dabei. Kartenzahlung ging wie erwartet auch nicht. Nach dem Pascal dem Concierge seinen Personalausweis abgab, gings ins Igmaz. Dort verlud Nico seinen Krempel und wir besorgten uns noch eine Visitenkarte für den nächsten Kosovobesuch. Anschliessend brachten wir Nico zum Flughafen, wo wir uns von ihm verabschiedeten.

Nachdem auch noch das Hotel fertig bezahlt war, hielt uns nichts mehr im Kosovo. Das Ziel war nun die montenegrinische Hauptstadt Podogorica. Bis Pejë ging es über die sanften Hügel rasch voran, kurz dahinter begannen dann die Berge. Vor der Grenze gab es noch eine Larje für unser Auto. Nun war er wieder rot. Landschaftlich sehr spannend ging die Fahrt weiter. Eine verlassene Gegend wird durchquert. Viel Verkehr hatten wir indes nicht. Dafür waren wir irgendwann in den Wolken drin und die Szenerie mit den Wäldern erinnerte mehr an Norwegen als an den Balkan. Die Ausreise im Kosovo verlief einwandfrei. Im Anschluss wurde ein Pass überquert und auf der anderen Seite folgte die Einreise nach Montenegro, was ebenfalls problemlos klappte. Einzige Bedigung für die Einreise waren zehn Euro Ökosteuer.

Nach einem Kartenstudium fuhren wir an einem Wegweiser nach Podgorica vorbei. Wir hatten nämlich einen kürzeren Weg entdeckt. Als wir auf einer kleinen Strasse waren, wussten wir warum der Wegweiser nach Podgorica einen Umweg vorschlug. Wir hatten jedoch Zeit um die Landschaft zu geniessen. Irgendwann trafen wir wieder auf die Hauptstrasse. Diese war kein bisschen langweiliger, dafür aber ungemein anstrengender zu fahren. Von einem Hochplateau ging es runter bis nach Podgorica. Ein nicht enden wollender Abstieg stand uns bevor. Aufgehalten wurden wir immer wieder von fast stehenden LKWs, die voll mit dem Motor bremsten. Das Wetter wurde aber massiv besser, man konnte an Sonne denken und nicht wie am Kosovo an die Wolken.

Es sollten noch zwei Züge kommen, ein Regio von und ein IC nach Bar. Dank einer spektakulär sich windenden Strecke ist es kein Problem beides mit Licht auf der Front zu bekommen. Wir fuhren in ein Seitental mit Bahn hinein. Es dauert keine fünf Minuten, da tauchen die ersten Motive auf. Eine Bogenbrücke hat es uns sofort angetan. Wir fuhren jedoch weiter, um den Rest des Tales zu erkunden. Hinten im Tal wechselt die Bahn mit einer 180° Kehre die Talseite und kommt dann bei einem Haltepunkt kurz zur Strasse hin. Genau da konnte man den bergfahrenden Regio wunderbar schiessen. Die Stelle war also schon mal definiert. Aus Spass an der Freude schauten wir uns noch die Mala-Rijeka-Brücke in der Kehre hinten an. Es ist dies die höchste Brücke Europas. Wie bei allen grossen Brücken der Gegend ist aber auch sie eine Kastenbrücke. Da der Zug an beiden Brückenenden gleich wieder im Tunnel verschwindet, lässt sie sich leider nicht umsetzen.

Wir stellten uns deshalb oberhalb des Hatelpunktes auf. Der Regio kam wie im Plan vorgesehen. Wir wollten ihn erst über das Tal knallen. Es gab mehrere Möglichkeiten für einen solchen Querschuss. Auf einer Distanz von rund zwei Kilometer kam er jedoch nie in der Sonne. Eine fette Wolke hatte sich einen Platz vor der Sonne gesichert und wollte nicht abhauen. Trotzdem stressten wir zurück zum Haltepunkt. Wir liefen für den zweiten Schuss nah am Zug in die Felsen hinein. Bei dieser Aktion gab es eine Schrecksekunde für mich. Neben einem Felsen lag ein brauner Schlauch, hmm, „was hier Müll rum liegt“ dachte ich. Dann schoss mir der nächste Gedanke durch den Kopf: „iiiik, Schlange!“ Ich schreckte zwei, drei Schritte zurück. Schade, denn für ein Foto traute ich mich nicht mehr nach vorne. Sonne war bei der Zugdurchfahrt leider wieder nicht. Ein Graus, denn weitere Züge fuhren nicht in diese Richtung.

Für den IC warteten wir wieder am Panoramablick. Meist in der Sonne, jedoch ohne dass sich ein Rad bewegte. Als die Sonne etwa 30min nach der Planzeit weg war, fuhren wir auch. Schade, sehr schade, aber das wird wiederholt, irgendwann...

Auf dem Weg nach Podgorica kamen wir dann noch an vielen Stellen vorbei, die man alle umsetzen könnte / müsste. Das Highlight ist eine Strasserbrücke kurz vor dem Ort. Darunter schlängelt sich die Bahn neben einem Fluss durch den Canyon. Dumm nur, dass aktuell kein einziger Zug der im Fahrplan steht, der da im Licht kommt, kein einziger!

In der Vorstadt angekommen war die Hotelsuche angesagt. Wir wollten uns von einer netten Werbung leiten lassen. Dies gelang auch. Wir landeten im Hotel Bambis. Klimaanlage, Internet, nettes Bad, alles passte. Und der von uns verlangte Betrag war weit unter unserem Limit. Euro wollten die fürs Zimmer. Euro? Haben die hier keine Dinar? Nein! Schnell auf dem Handy im Internet geschaut, die haben ja Euro als Währung ... praktisch.

Wir duschten uns ausgiebig. Ich rasierte mich mal wieder und als wir raus kamen war es schon fast dunkel. Die Suche nach einem Lokal fürs Abendessen gestaltete sich schwierig. Ich habe gelesen dass man hier viel Hamburger isst, nur wo? Der Junge am Empfang erklärte uns den Weg zu einem Lokal. Dieses fanden wir aber nicht. So sind wir in die Innenstadt gefahren und haben uns die Fussgängerzone angeschaut. Was auffällt, die Stadt ist sehr aufgeräumt. Kein Vergleich zu Tirana, Pristina oder Nis, welche ich jetzt einfach mal als Vergleich heran ziehen will. Es sieht eher so aus wie in einer kroatischen Stadt ... und lustigerweise stellte sich genau dasselbe Problem, wie in eben so einer kroatischen Stadt wie zum Beispiel Slavonski Brod. Wo gibt es in der Innenstadt ein Speiselokal? Da wurde überall nur getrunken. Eine gefundene Pizzeria kochte nichts mehr. Als wir schon fast an einem Take Away Pizzastand aus Verzweiflung etwas Bestellen wollten, fanden wir ein Cafe wo die Leute draussen am Essen waren. Auch hier gab es nur Pizza, aber immerhin konnte man sich setzen. Weiter fiel uns auf, dass die Montenegriner ein sehr liberales Ladenöffnungszeitengesetz haben. Es war nun 22 Uhr und viele Geschäfte waren noch geöffnet und das am Samstag. Wir assen brav aus. Nach dem Probieren einer Lokalen Bierspezialität fuhren wir schliesslich zurück zum Hotel. Im Halbschlaf schreibe ich diese Zeilen. Morgen soll ein toller aber auch langer Tag werden, Split ist das Ziel.


Tag 9: Podgorica - Kastel Stari
Tag 7: Sllatinë - Sllatinë