Generäle und mehr 2010 - Tag 6: Sllatinë - Durrës
Von Pascal Zingg
Donnerstag 3.6.2010: Durrës –Sllatinë(Text: Neel Bechtiger; Fotos: Pascal Zingg, Neel Bechtiger)
Die Nacht war herrlich, wirklich einfach nur herrlich. Ganz ohne Probleme startete der Tag aber doch nicht, denn das Frühstück gab es erst um 7 Uhr. Wir hätten dann schon fahren sollen, wenn wir den Zug aus Vlorë (mit vielleicht den Güterwagen) erwischen wollten. So schauten wir das wir um 7 Uhr schon fertig waren und nach dem Frühstück gleich verduften konnten.
Das Zusammenräumen verlief planmässig und um 6:58 gingen wir aus dem Zimmer zum Frühstück. So recht etwas mit uns Anfangen konnte der Kellner jedoch nicht. So setzten wir uns erwartungsvoll an den nächstgelegenen Tisch. Bis wir den Kaffe bestellen konnten dauerte es eine ganze Weile und an Essen dachten die irgendwie gar nicht. Da wir aber immer noch die Uhr im Blick hatten, bestellte Nico kurzerhand etwas aus dem Kühlfach .. was ein Problem schien. Es war Dessert und auf einmal kam die Rechnung davon, prima! Wir tranken eilig aus und gingen zum Auto. Kaum abgefahren bellte Zingg etwas von HAAALT und rannte gleich raus. Wenig später kam er zurück und hatte sein Pass / Geld Dings in der Hand – zum Glück merkte er es sofort.
Wir fuhren dann eiligst raus nach Rrogozhinë und wollten eigentlich gleich zum Bahnhof, wo der Zug aus Vlorë schon stehen sollte. Der Blick in Richtung Bahnhof sagte uns jedoch, dass der Zug noch nicht da war. Wir probierten es deshalb doch noch auf der Strecke. Wir fuhren zu einer Brücke, die wir auf Google Maps gefunden hatten. Kaum da kam auch schon der Zug. wieder mit den zwei Personen- und den zwei Güterwagen im Schlepp.
Der Regio Vlorë - Durës - Tirana verkehrte auch an diesem Morgen als GmP
Am Bahnhof war es Zeit für den „Knoten“. Der Zug nach Tirana mit den Güterwagen traf sich mit „unserem“ Zug nach Pogradec. Bei einem logistischen Minimalaufwand von einem Zugpaar pro Strecke, schafften es die Fahrplanplaner wenigstens in den Abzweigbahnhöfen Anschlussverbindungen zu schaffen. Wir standen für die Ausfahrt des Pogradec Zuges in den Bahnhof und schossen den Hummel mit zwei DB Wagen mit einem W-Signal. Auf eine nahe Fussgängerüberführung reichte es leider nicht mehr, dafür waren wir dann doch etwas sehr knapp dran.
Der Regio nach Pogradec verlässt Abzweigbahnhof in Rrogozhinë. Im Hintergrund ist nochmals der GmP zu erkennen.
Dem Zug nach Pogradec fuhren wir nun nach. Bis Elbasan gab es ein Bild an einem Viadukt mit etwas knappen Seitenlicht, bei der Ausfahrt in Papër, sowie bei der Instriekulisse kurz vor Elbasan.
Der Zug auf seinem Weg in Richtung Elbasan.
Im Ort drin stellten wir uns an selben BÜ wie einen Tag zuvor. Der Zug durchfuhr hier einen kleinen Markt. Dies war eine sehr lebhafte Szene. Irgendwie interessierte sich aber niemand für uns?!
Im Ort wird ein kleiner Markt durchfahren.
Auf unserer weiteren Verfolgung kamen wir in die Berge. Es gelang hier und da ein Bild, teilweise war der Zug etwas zu schnell, teilweise reichte es ganz gut.
Hinter Elbasan tach der Zug in eine Schlucht ein. Sie markiert den Beginn des Bergabschnittes.
Am Hauptmotiv der Strecke, der grossen Brücke bei Qukës trafen wir dann mit etwa 15min Vorsprung ein, was gewollt war. In einer Einfahrt stellte ich das Auto hin und wir kraxelten den Berg hinauf zum Brückenkopf. Oben angekommen begrüsste uns der Brückenwärter freundlich. Es war ein älterer Herr der da oben Dienst hatte. Obwohl ihn niemand sah, stand er sichtlich Stolz in seiner sauber gebügelten Uniform da und schaute uns etwas entgeistert zu, wie wir uns in den Hang stellten. Er verstand aber was wir da wollten, denn die ersten waren wir sicher nicht. Als der Zug nicht mehr weit war, verschwand er in seiner Baracke. Zurück kam er mit einer Kalaschnikow in der Hand! Wir trauten unseren Augen kaum, aber er hatte tatsächlich seine Dienstwaffe aus der Hütte geholt. Dies kam uns nun sehr komisch vor, herrscht doch Frieden auf dem Balkan. Der Wärter stellte sich dann, wie von Nico vorhergesehen, fotogen an den Brückenkopf und wartete auf die Durchfahrt des Zuges. Dieser kam sofort und das Bild (mit Wärter) war im Kasten.
[fot:7069]Die Brücke bei Qukës ist eines der Hauptmotive der Strecke. Links sieht man den Brückenwärter mit Kalaschnikov. Leider kommt der Zug hier zum einem lichttechnisch dummen Zeitpunkt.
Wir gingen noch zu ihm hin und wollten ein Foto mit ihm machen (wie Touristen). Das war ihm dann aber nicht ganz geheuer und er wollte nicht so recht. Wieder beim Wagen fuhren wir weiter in die Berge. Es wurde zusehends schöner, die Vegetation nahm etwas ab und die Landschaft glich immer mehr der Hochebene der Likabahn in Kroatien. An einer weiteren Brücke hatten wir vermeintlich genug Vorsprung auf den Zug. Es unterlief uns jedoch ein kapitaler Fehler. Wir parkierten auf der falschen Seite der Brücke. Die Konsequenz war ein ungeheurer Stress, den ich mir nicht gab und beim Auto wartete. ;) Pascal musste unterdessen wieder einmal seine Sportlichkeit unter Beweis stellen. Erst gings auf dem Hosenboden zum Bach runter, dann die Gegenböschung wieder rauf. Mit letztem Einsatz schaffte er es hoch ans andere Ende der Brücke. Kaum angekommen kam auch schon der Zug.
Der Zug überquert auf eine weitere Brücke.
Bei der weiteren Verfolgung kam das, wovor ich schon den ganzen Tag das grauen hatte: Ein unendlich langsamer LKW versperrte die Strasse und kostete uns mindesten ein gutes Bild. Ein anderer LKW Fahrer war etwas ungeduldiger als wir. Er mochte nicht auf den richtigen Moment für das Überholen warten. Er zog an einer unübersichtlichen Stelle über eine durchgezogene Sicherheitslinie am lahmen LKW vorbei. Was er dabei nicht sah, war die Polizei welche genau da am Rand stand. Es wurde gewunken und er wusste was es geschlagen hatte. Bei der nächsten Möglichkeit stellte er sich dann hin und wir kamen mindestens schon mal an ihm mal vorbei. Das nächste Bild gelang wegen den LKWs erst bei der Einfahrt von Perrenjas, wo der Zug wie gewohnt im Licht kam.
Einfahrt Perrenjas
Eine Überraschung hatte die Bahn noch für uns bereit. Im Bahnhof stand ein Güterzug. So ein richtiger, mit einer Lok und einem Wagen! Nach der Einfahrt des Regios wollten wir den Güter auch noch schiessen, er kam aber nicht. Um den Regio nicht zu verpassen (wir mussten über einen Pass, den der Zug unterquert) brachen wir schliesslich ohne weiteres Foto auf. Der Pass welchen die Bahn per Scheiteltunnel unterquert meisterten wir mit dem Auto ohne Probleme. Die Abfahrt über eine Baustellenpiste war allerdings sehr lustig. Kaum waren wir auf der Baupiste kam von hinten einer angerast und verstaubte uns das ganze Auto. Trotz aller Umstände schafften wir es vor dem Zug unten zu sein. Nach etwas Stellensuche stellten wir uns auf die erste Strassenbrücke. Immerhin brachten wir neben dem Zug ein Stück vom Oridsee aufs Bild.
Bei der Ausfahrt in Lin ist der Oridsee zu sehen.
Wir hängten uns ein letztes Mal ran und wollten den Zug irgendwie mit See knallen. Ein Westfahrer vor dem Mittag ist lichttechnisch kein Problem, wir hatten aber den Anspruch, dass man See sieht. Nicht weit vor Pogradec fanden wir eine Wunschsstelle. Der Zug kam jedoch im Schatten. Da war er also, der erste Wolkenschaden des Tages. Am Bahnhof von Pogradec schauten wir nur kurz vorbei. Die Sonne war ganz genau in der Gleisachse. Die kurze Pause bis zur Rückfahrt nutzten wir mit einem Mittagessen in einem der kleinen Lokale direkt am See. Es gab Salat und etwas zu trinken, wobei wir in Eile waren. Ankunft des Zuges ist .36, die Abfahrt auf .50 gesetzt. All zu lange durfte das Essen also nicht dauern. Etwa zeitgleich mit dem Salat zog dann der auch der Hummel mit den beiden DB Wagen an uns vorbei. Eilig Assen wir fertig und fuhren über den Pass hinterher. Unten hatten wir den Zug wieder eingeholt. Es gelang noch ein Foto mit Wolkenschaden vor der Einfahrt Perrenjas. Im Bahnhof, bei den ganzen Schrottloks, gab es dann ein Sonnenbild im Stand, was angesichts der vielen Wolken ganz klar in der Glückskategorie einzuordnen ist.
Nach dem Umsetzen in Pogradec, kehrt der Zug nach Perrenjas zurück.
Als der Zug weg war, kümmerten wir uns um die Schrottloks. Wir standen schliesslich genau vor der V200 die für einige von der Frick’schen Gruppe alleine schon die Anfahrt nach Albanien rechtfertigte. Zu unserer Unterhaltung war auch noch ein Esel an der Lok angebunden.
Die rostige V200 im Bahnhof von Perrenjas wurde als Eselpfahl missbraucht.
Nach den Bildern der Schrottloks begann für uns der Weg zurück nach Pristina. Die letzten Leks gaben wir an einer Tanke kurz vor der Grenze aus. Wenig später hatte uns Mazedonien geschluckt. Die Fahrt durch dieses Mazedonien zog sich dann etwas in die Länge. Mit zwei, drei Bergpässen war die Fahrt aber sehr kurzweilig und Landschaftlich sehr abwechslungsreich. Auf der Autobahn erreichten wir Tetovo. Die Autobahn war super, sie kostete Maut, aber nicht viel. Ich habe dem Herrn im Zahlhäusschen einen Euro gegeben und bekam einen Bündel einheimische Noten zurück. Sehr wertig konnte dieses Geld wahrlich nicht sein.
Mit einem kleinen Verfahrer in Tetovo und dem Finden des MCD (nein, wir waren nicht drin) fuhren wir weiter in den Kosovo. Unterwegs wollten wir noch den einen Regio fotografieren. Über einen Ort mit lauter Pflastersteinen versuchten wir den Bahnhof zu finden, was nicht gelang. Vermutlich sind wir im Ort nur einmal irgendwo falsch gefahren. Da das Wetter mittlerweile schlecht war, liessen wir die weitere Suche bleiben.
Die Einreise in den Kosovo verlief problemlos. Dies obwohl wir den Zöllner sichtlich verwirrten. Da kam ein Schweizer Auto mit zwei Schweizern und einem Deutschen. Der Deutsche hatte einen Stempel vom Flughafen. Die beiden andern hatten nur die Einreisestempel aus Serbien drin. Ausserdem hatten die noch so eine komische Versicherung fürs Auto. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht so recht wusste was er damit soll und woher wir die nun wieder hatten. Ratlos gab er uns die Papiere zurück und winkte uns durch.
Über einen Kosovoarischen Bergpass ging es runter ins Tal, ehe wir bei Kacanik wieder auf die bekannte Hauptstrasse trafen. Von dort fuhren wir ohne Halt zum Restaurant Garden, wo wir uns mit der Gruppe verabredeten. Nur zehn Minuten nach unserer Ankunft war die Gruppe komplett. Während dem leckeren Essen tauschten wir uns mit den „Daheimgebliebenen“ aus. Nach dem Essen packte ich Nico und Jan bis zum Hotel Ilmaz mit ein ... dann gings ins Riviera, wo wir Bilanz zogen: Das Ergebnis aus Albanien ist nicht schlecht, wir wissen jetzt mal was geht und haben ein paar Bilder. Ob man wieder mal da hin muss? Ich sage sicher nicht nein ….
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