Balkantour 2009 - Tag 20: Subotica - Subotica
Von Pascal Zingg
Freitag 24.07.2009 Subotica - Subotica(Text: Neel Bechtinger; Fotos: Pascal Zingg, David Gubler, Neel Bechtinger)
Juhu, ein Sinobusiger Tag! :) Doch lieber der Reihe nach, denn es begann Büchsig.
Heute kümmerten wir uns um die Linie von Subotica nach Horgoš (und weiter nach Szeged). Diese Strecke hatten wir ausgewählt, da wir hier sicher waren, noch alte, unmodernisierte Sinobusse vorzufinden. Der Tag begann gemütlich um sieben Uhr beim Frühstück. Grund für das frühe Aufstehen war der erste Zug nach Szeged, denn dieser verliess die Stadt gegen halb neun. Das Frühstück war nicht schlecht, aber auch nicht der Oberhammer. Wir konnten von der Karte bestellen; ich wollte ein Joghurt, und bekam ein Nature-Joghurt... na super :)
Nach dem Frühstück fuhren wir mal raus aus der Stadt, immer der Beschilderung in Richtung Horgoš folgend. Das klappte hervorragend, und ohne auch nur einmal abbiegen zu müssen kamen wir zu einem interessanten Bahnübergang, bei welchem die Strecke eine vierspurige Hauptstrasse querte. Uns war sofort klar, dass wir hier einen Zug fotografieren wollten. Da wir früher als geplant angekommen waren, hofften wir darauf, noch den Zug aus Ungarn zu kriegen. Und tatsächlich, schon kam ein JZ-Mitarbeiter herbei geeilt, um in der Bü-Bude den Bahnübergang anzuschmeissen. Was nun kam überraschte uns aber doch etwas. Es war gelb/rot, 14 Meter lang, hatte zwei Achsen... BÜCHSENALARM!
Eine ungarische Büchse beim grossen BÜ von Palic
Goil, die hier? Warum auch nicht. Wir fotografieren die Büchse und warteten anschliessend auf den Gegenzug, der wohl auch eine Büchse war, vermutlich dieselbe. Erneut gewarnt vom Bü-Wärter konnten wir diesen im Bahnhof mit jugoslawischen Formsignalen ablichten.
Die Einfahrt in Palic mit ungarischer Büchse und jugoslawischen Signalen.
Ich rechnete nun eigentlich nicht mehr damit, den Zug nochmal zu kriegen, denn die Strecke verlief bolzengerade bis Horgoš, im Gegensatz zur Strasse. So liefen wir ohne jegliche Eile zum Auto und machten uns auf Fotostellensuche der Strecke entlang. Am Ortsrand entdeckten wir eine Brücke einer Schnellstrasse, und die Karte liess erahnen, was das für eine Strasse war, denn da war eine geplante Autobahn eingezeichnet. Die Strasse war aber (zum Glück) tatsächlich nur eine Schnellstrasse und keine Autobahn, und somit nicht mautpflichtig. Da wir sowieso in Richtung Horgoš wollten, wechselten wir auf ebendiese Strasse. Auf etwa halber Strecke entdeckten wir die Büchse wieder, denn diese schlich mit kaum mehr als Schritttempo über die Gleise! Die Schnellstrasse hatte aber bis Horgoš keine Abfahrt, so fuhren wir mal durch (obwohl deutliche Spuren darauf hin wiesen, dass eine fehlende Ein- oder Ausfahrt für die Einheimischen keinerlei Hindernis darstellten). Wir kamen mit sehr viel Vorsprung in Horgoš an und stellten uns bei einer Brücke nahe der Schnellstrassenausfahrt hin. Die Brücke wurde wohl nur für die Schnellstrasse gebaut, überquerte aber auch die Bahn. Das war unser Glück, denn so hatten wir in der flachen Landschaft auch mal etwas Abwechslung. Es dauerte gefühlte drei Ewigkeiten, bis die Büchse endlich angeschlichen kam und langsam an uns vorbei schaukelte.
Ewig langsam tuckert die Büchse durch den serbischen Banat.
Wiederum ohne Absicht, die Büchse erneut zu erlegen, fuhren wir mal zum Bahnhof, und siehe da, sie stand tatsächlich noch rum. Wir stellten uns an die Ausfahrt in Richtung Ungarn. Die Büchse hatte geschlagene 15 Minuten Aufenthalt, und fuhr dennoch mit fünf Minuten Verspätung ab... warum auch immer. So hatten wir nun ein weiteres hübsches Bild im Kasten.
Die Büchse verlässt Horgos in Richtung Ungarn.
Nun hatten wir vor, dasselbe Programm mit dem nun folgenden Sinobus zu wiederholen. Dieser fuhr etwa anderthalb Stunden nach der Büchse ebenfall nach Ungarn. Der Fahrplan war ziemlich kreativ, morgens gleich zwei Verbindungen, am Nachmittag eine Umsteigeverbindung, und das wars dann. Fix fuhren wir die 20 Kilometer zurück nach Subotica und stellten uns wieder beim Bahnhof an den Bahnübergang; es folgten, wie gehabt, ein Bild kurz vor Horgoš und eines im dortigen Bahnhof. Anschliessend fuhren wir dem Sinobus noch hinterher, und kurz vor der Grenze gelang noch ein letztes Bild von dieser Kiste.
Sinobus im Bahnhof von Palic und auf dem Weg nach Horgos
Zugfahren in Serbien ist nicht immer einfach.
Der Sinobus verlässt Horgos. Das Rasengleis lässt dabei erahnen, wie gut der Schienenzustand ist.
Nun hatten wir etwas Zeit. Der Verkehr auf der Schiene ruhte erstmal, und so fuhren wir nach Kanjiza, um die Strecke zu besichtigen. Es war eine Graspiste, die ihresgleichen sucht – Kein Wunder, bei täglich zwei Zugpaaren! Die Strecke war zeitweise sogar komplett stillgelegt. Zurück in Horgoš versorgten wir uns einen Tante-Emma-Laden und verfolgten anschliessend den aus Ungarn zurückkehrenden Sinobus bis vor Palic.
Das ganze diesmal in die andere Richtung der Sinobus aus Ungarn auf dem Weg nach Subotica.
Jetzt war wieder Warten angesagt, bis der nächste Zug, ein Durchläufer nach Kanjiza, kommen würde. Wir gingen davon aus, dass dies der bereits angetroffene Sinobus sein würde und wir sollten Recht behalten. Eigentlich hatten wir die Sinobusse in dieser Gegen gesehen, das anstehende Treffen von Sinobus und Büchse in Horgoš war jedoch ein Grund zu bleiben. In Richtung Kikinda wollten wir sowieso erst am andern Tag und für die E-Piste nach Novi Sad hatten wir anschliessend noch Zeit. So kauften wir uns (schon wieder) etwas zu Essen und Trinken, und suchten uns diesmal eine neue Stelle an der Strecke vor Horgoš, um den Sinobus nachzuschiessen. Nach einer Stunde gemütlichen Wartens wackelte dieser gemütlich unter uns durch.
Der Sinobus ist wieder auf dem Weg nach Horgos,
Wir folgten ihm nun zum Bahnhof. Wie befürchtet war dort die Sonne aber wieder mal in der Gleisachse. Im Bahnhof trafen wir auf einen weiteren Fotografen, wie wir sofort vermuteten und sich später zeigte ein Deutscher (irgendwie sieht man das „euch“ an, sorry :) ). Während wir gemütlich mit Fotografieren beschäftigt waren, wurde plötzlich der Zöllner auf uns aufmerksam, und kam auf uns zu. HA, dachten wir, wir haben da ja diese Bewilligung... Unser Kollege machte sich derweil (scheinheilig) aus dem Staub. Der Zöllner war mit der Bewilligung aber nicht zufrieden, doch ein herbeieilender Eisenbahner legte ein gutes Wort für uns ein. Vielleicht hatte der Zöllner das Gefühl, wir würden ihn fotografieren...
Das Treffen der beiden Schienenbusse in Horgos. Wie uns der Grenzer erklärte handelt es sich hier übrigens um einen Genzbahnhof.
Am Bahnübergang hinter dem Bahnhof vpn Horgoš, an der Strecke nach Süden in Richtung Kanjiza, gelang das erste Bild, inklusive Einfahrt-Vorsignal. Es folgten zwei Bahnübergänge unterwegs und der Bahnhof Kanjiza. Der Lokführer der Fuhre war von unserem Tun offenbar angetan, denn er winkte immer freudig, genau so wie die Jugendlichen im hinteren Führerstand. In Kanjiza schliesslich tauchte auch unser deutscher Kollege wieder auf; er war offenbar per Sinobus unterwegs, was wir eigentlich auch gerne getan hätten.
Der Sinobus auf seiner Reise von Horgos nach Kanjiza,
Wir fotografierten noch die Ausfahrt und verzogen uns anschliessend an die E-Piste, welche von Subotica gegen Süden, Novi Sad und Belgrad, führt. Das Ziel war der Zug aus Ungarn nach Belgrad, der noch Schlafwagen dabei haben sollte. So fuhren wir (oder besser gesagt ich, die anderen waren am Pennen) übers Land nach Novi Zednik, wo wir auf die E-Piste trafen. Irgend jemand hatte unsere Bestellung gehört, denn der Bahnübergang am Dorfeingang war recht fotogen, zumindest im Vergleich zu dem, was wir uns sonst von E-Pisten gewohnt waren. Wir parkten an der Strasse, versorgten uns an der Tanke nebenan mit Flüssigem und begannen damit, das Motiv auszuholzen – eine kleine Friedhofkapelle im Hintergrund. Nachdem wir soweit fertig waren und der Zug bald hätte kommen müssen, kam stattdessen ein Security-Heini vom angrenzenden Getreidesilo und hatte das Gefühl, uns vertreiben zu müssen. Er wurde wohl durch die etwas laute Kommunikation zwischen Pascal am Bahndamm und David an der Fotostelle (welcher Busch noch weg musste) aufgeschreckt. Wir dürften so nicht parken, wollte er uns sagen – wir standen auf einem Dreckplatz am Werkszaun. Wir seien in zwei Minuten weg, gaben wir ihm zu verstehen, denn der Zug war in der Ferne schon auszumachen; er meinte darauf, dass man die Eisenbahn nicht fotografieren dürfe, Policia und so... Wir streckten ihm die Genehmigung hin und liefen auf die andere Strassenseite für das Bild, denn der Bahnübergang war inzwischen geschlossen. Er kam hinterher und hatte offenbar gemerkt, dass Novi Sad – Subotica nicht aufgeführt war (die Genehmigung war streckenspezifisch). Wir hatten aber genug, sagten etwas auf Schweizerdeutsch, er auf Serbisch, zupften ihm die Genehmigung aus der Hand und deuteten, dass wir gleich weg wären. Wir fotografierten den Zug und verdufteten unter seiner Aufsicht. Hihi, so ein Zwetschgenkopf ;) Der Zug selber enttäuschte aber ein wenig, denn er war weder bunt noch international, sondern ein eintöniger serbischer Regio Subotica – Belgard. Egal, es war ja nicht so, dass wir von diesen Zügen schon genügend Fotos gehabt hätten...
Das verbotene Foto eines Regios Subotica - Novi Sad - Belgrad.
Als nächstes hätte ein gleicher Regio in die Gegenrichtung kommen sollen. Das Licht hätte gepasst, und nach etwa zwei Kilometern Fahrt über eine staubige Sandpiste fanden wir auch eine nette Stelle. Der Regio kam aber nicht, auch eine Stunde nach Plan war von ihm nichts zu sehen. Dafür wurde das Signal für die Gegenrichtung plötzlich grün... was nun? Auf den zwei Kilometern zurück zum Bahnhof war nichts zu wollen, so fuhren wir wieder zu unserem Kollegen. Der Bahnübergang war schon unten, was das Parkplatzproblem für uns löste, schade eigentlich ;) Wir stellten uns in die Reihe, fotografierten den Zug und fuhren gleich weiter. Es war der Zug nach Bar, pünktlich auf die Minute *hust*. Ganz vorne waren zu unserer Freunde ein Ukrainer-, ein Russen- und ein paar Ungarische Wagen eingereiht.
Nach einem ritt über eine Sandpiste gabs an gleicher Stelle noch einen internationalen Schellzug.
Auf den Strassen war nun nicht mehr viel los, das Licht begann ziemlich büchsig zu werden, und zudem waren wir müde und hatten kein Bedürfnis mehr, weiter zu warten. Also nichts wie ab nach Hause! Das Hotel fanden wir, obschon wir aus einer komplett anderen Richtung in die Stadt kamen, ohne Probleme. Das war wohl mehr Glück als Können... Nach dem Frischmachen besuchten wir noch die Stadt, um etwas zu mampfen. Morgen wollen wir die Gegend um Kikinda anschauen, und vielleicht noch einen Tag anhängen, wenn es interessant ist. Danach ruft der Banat und Rumänien... mal gucken! ;)
Tag 21: Subotica - Timisoara
Tag 19: Slavonski Brod - Subotica