Eine Woche in Italien - Teil 2 von 5
Von David Gubler
Text: Nil BechtigerDer Tag begann für uns recht gemütlich um halb 7 im Hotel in Mendrisio. Der Gast aus dem Land der unfreundlichen Pers traf nämlich erst pünktlich um 6:47 mit der S-Bahn aus Lugano ein.
Wir standen deshalb gemütlich auf, machten uns kurz frisch und liefen gleich rüber zum Bahnhof, wo schon ungeduldig jemand auf dem Bahnsteig rum lief und uns anscheinend suchte.
Nach dem begrüssen gings rüber ins Hotel, Frühstücken! Dabei wurde uns berichtet, dass aus dem Fenster des CNL das Wetter weiter oben in den Bergen gar nicht schlecht sei, auf alle fälle nicht schlechter als „hier unten“ kurz vor Italien.
Das nahmen wir zum Anlass um nach dem Frühstück im Zimmer erstmal die Situation zu überprüfen und das WOHIN festzulegen.
Eigentlich wollte ich, David auch und auch unser Gast konnte sich damit anfreunden, bis zum Mittag in der Schweiz bleiben. Pollegio erst, dann Capolago und dann ab nach Carimate in die Kurve.
Der Masterplan war nahezu perfekt, nur … der Verkehr fehlte. Kein Güterzug bis zum Mittag, was Pollegio und Capolago relativ langweilig mach, Carimate .. natürlich auch, wobei da ja vielleicht etwas anders kommt … oder so ;)
Auf jeden Fall verschoben wir das vorhaben Tessin auf einen der nächsten Tage und fuhren erstmal nach Chiasso, BW guck machen.
SBB BW war nicht interessant, nur verschmierte Ware, die FNM Abstelle im hinteren Bahnhofsteil war da schon ergiebiger.
Nach einem kurzen bejahenden Nicken anwesender SBBler welche gerade am Verladen eines Containers auf einen LKW waren begaben wir uns mit den Kameras zu den Loks.
Es stand erstmal da in der Sonne, ES 64 F4 993 im alten FNM und Dispolok Lack. Dahinter eine 630er und noch eine G2k von der Fungo.
Der Blick nach links war dann nicht verkehrt, ES 64 F4 401 (nur Italien fähig) ebenfalls von der FNM sonnte sich. Die Lok hat seit der Überführung wohl keinen Meter in Italien zurück gelegt, sei auch schon kaputt sagte man uns.
Und nicht zu vergessen, E484 105 von SBB Cargo, stand ebenfalls abgestellt … warum aber da und nicht bei den anderen SBB Loks, wer weiss dass schon so genau.
Da nach den Fotos aber erst so 9 Uhr war hatten wir ein Problem, das wohin Problem um genau zu sein. Richtung Novara wollten wir noch nicht, RoLa Strecke, auch nicht, Carimate lohnt sich nicht wenn nichts kommt, V200 ist zu weit weg … hmm.
Simplon? Da läuft bestimmt etwas! Also beschlossen wir, mal in die Region um Cuzzago zu fahren, da liesse sich dann auch ein wechsel zu den RoLas einfach bewerkstelligen.
So verliessen wir Italien wieder über Varese und fuhren über die Autobahn bis Candoglia, am ende des Val D’ossola gelegen. Leider war das Wetter in den Bergen drin alles andere als Optimal, aber das bessert sich sicher!
Da stellten wir uns an den verlassenen Bahnhof, anhalten tut da schon länger nichts mehr, deshalb war der Wega uf den Bahnsteig auch nicht ganz unbeschwerlich. Durch das Dickicht kämpften wir uns da durch .. typisch Italienisch eben, unterscheidet sich also auch nicht merklich von einem Bahnhof wo noch Züge halten ;)
Es dauerte dann nach unserer Ankunft kaum 5min, da kam schon der erste Zug.
Es war E633 022 mit dem IR von Domodossola nach Milano Centrale
Bis uns dann wieder etwas begehrte dauerte es fast eine Stunde, es war aber leider wieder eher … langweilig, wenn auch speziell, da Ersatzzug für ETR Verbindung.
Ein Tortuga (Schildkröte) mit einem CIS EC nach Milano
Und dann stellte uns die Strecke wieder mal auf die Probe, obwohl deutlich mehr läuft am Simplon als auch schon kam über 2 1/2h kein einziger Güterzug von vorne und nur ein einziger Regionalzug von hinten. Einfach NICHTS:
Zuwenig für unsere Nerven, wir wollten gehen … als gerade ein CIS ETR470 kurz vor unserer Deadline nach Norden fuhr. Oh, soooo guet.
Deadline war erreicht, wir liefen los, da kommt im Block dahinter ein ETR610 auf dem Weg nach Domo – noch besser! Und dem ganzen nicht genug, als wir beim Wagen waren fuhr noch ein Güterzug nach Norden, EVU unbekannt, insofern wurscht ;)
Wir wollten dann an eine Strecke, wo vermutlich, vielleicht etwas läuft, und suchten uns die Streckek von Milano nach Torino heraus, den da steppt mindestens im Personenverkehr der Bär, müsste man meinen.
So war unser erstes Ziel nach einer etwa einstündigen Fahrt erreichten wir Abbiategrasso und merkten sehr schnell, da kann etwas nicht stimmen. Die Strecke war eingleisig, nur im Bahnhof lagen gleich mehrere nebeneinander. FALSCHE STRECKE …. Aber kein Problem, die 10km hoch bis nach Magenta dauern nicht lange.
Eine riesige Horde Italiener am Bahnsteig (ich glaube zumindest das es Italiener waren) liessen uns aber mal noch an den BÜ hinter dem Bahnhof eilen, da muss gleich was kommen.
Und wie der Zufall es will, es kamen gleich zwei Züge, aus jeder Richtung einer.
Und an dem Zug auf dem richtigen Gleis war die Lok auf der richtigen Seite, schon praktisch so ein Keinkonzept ;)
E464 071 im wunderbaren FS Lack verlässt den Bahnhof von Abbiategrasso
Nächstes Ziel war definiert, Magenta, bzw, die richtige Hauptstrecke nach Turin und Novara.
In Magenta fanden wir an einem aufgelassenen BÜ welcher allem Anschein nach nicht für alle Fussgänger aufgelassen ist, eine relativ nette Zugstelle. Da liess es sich für 30min oder so aushalten um mal zu schauen, was so läuft an der Piste.
Lange warten mussten wir auch hier nicht, nach etwa 10min sichteten wir aus jeder Richtung je ein Regio, einmal ein Dosto und einmal ein einstöckiger Zug.
Ein besonders schöner Italienischer Steuerwagen an einem Regio von Milano nach Novara in Magenta
Wieder kurz danach war wieder Zugalarm, diesmal war es ein RE welcher Magenta ohne halt durchfuhr, mit der Lok auf der richtigen Seite dafür.
E464 269 mit einem IR von Milano nach Novara bei Magenta
Und auf einmal, wir waren uns am unterhalten, braust etwas silbernes von hinten heran. Ein TGV, von Paris Gare de Lyon nach Milano Centrale … naaaaa, wie wärs mal mit einem richtig ETR anstatt so etwas?
TGV nach Milano bei Magenta
Lange wollten wir (vor allem ich) nicht warten, denn ich wollte noch an die RoLa Strecke nach Novara rüber, da sollten nämlich noch zwei RoLas ankommen in nächster Zeit.
Gerade als wir am gehen waren kam aber doch noch etwas rotes. Noch verkehren die Züge auf der Strecke, die Direttissima nach Novara ist aber schon fertig.
Ein „roter Brummer“ nach Turin, in Magenta
Dann waren wir was den Personenverkehr anbelangt recht zufrieden, was fehlte war noch etwas italienisch versautes, aber man muss sich die Highlights ja fürs nächste mal aufsparen, oder nicht? ;)
Über die Autobahn ging es dann an Novara vorbei in das nur wenige Kilometer entfernte Caltignaga, an der Strecke von Domo nach Novara – der RoLa Piste.
Unterwegs, es kam wie es kommen musste, auch wenn statistisch eigentlich gar nicht möglich, wir sahen ein Testzug auf der Direttissima. Wir sahen die nur einmal wirklich gut, an einer Alt Stazione kurz vor Novara. Wir bezahlten Cash und waren deshalb gaaanz links (warum man die, die mit dem Telepass durchfahren nicht da hin setzt und die Barzahler ganz rechts ist mir schleierhaft, so kommen die schnelleren durchfahrern den anderen immer in die Quere), ein Parkplatz war gaaaaanz rechts und gerade als sich die Schranke hob zeigte sich ein ETR500 Testzug mit blauen anstatt grünen oder roten Triebköpfen auf der Strecke. Er schlich mit etwa 30km/h vorbei, wäre noch ein schönes Foto geworden, wäre ;) Hätte wenn, aber und so, wurde nichts, dabei hätte es passen können.
Egal, wir fuhren erstmal an unsere Stelle bei Caltignaga und stellten uns auf die Brücke.
Wir hatten nur die Zeiten zu welcher die RoLas „entladebereit“ sind in Novara, dies ist am Dienstag 16:25 und 17:05, die Uhr zeigte nach der Ankunft etwa 15:30. Das es auf die Publizierte Zeit einen Puffer gibt ist klar, trotzdem glaubten wir mindestens die zweite RoLa erwischen zu müssen.
Wir standen keine 2min, da war weit weg eine rote Front in Bewegung auf uns zu. HA, wir waren mal wieder pünktlich auf die Minute am richtigen Ort.
Es kam aber keine RoLa sondern ein Schiebewandwagenzug, aber die Richtung passte, die Lok passte. RoLa sind zwar die schöneren Züge, aber was solls.
Re474 012 mit einem kurzen Güter von Domo kurz vor Novara bei Caltignaga
Wir wollten aber natürlich auf die RoLa warten, nebst den zwei Ankünften war auch eine Abfahrt um 17:10 drin (Abfahrt = Ladeschluss). Die Richtung drehte ins Licht und schlechter kommt die nicht, die Richtung.
Also warteten wir so oder so … aber anstatt auf unserer Strecke kam auf der nahen Piste nach Arona erstmal eine 474 mit einem Ölzug vorbei. Aha!
Dann klingelte das Telefon, nach dem Geschäftlichen kam noch das Vergnügen und wir liessen uns mal die Zeiten der RoLas in der Schweiz geben.
Die Erkentniss war aber wenig erfreulich, eine RoLa hatte komplett Ausfall und die zweite traf planmäsig schon um halb 12 in Domo an. 30min Umspannen, 3h maximale Fahrzeit nach Novara = Ankunft um 15 Uhr. Fahrzeit dürfte aber eher 2h sein, die Regios haben nämlich deren 2 ½ und sind nicht gerade die schnellsten ;) Somit haben wir wohl beide RoLas verpasst und ehe wir weiter denken konnten, kam die RoLa von Novara. Um 16:12! Huch … und ich dachte immer, RoLas kommen wenn dann zu spät ;)
Re474 016 mit einer RoLa nach Freiburg kurz hinter Novara bei Caltignaga
Wir warteten noch etwas, vielleicht taucht ja noch ein Zug auf, ehe wir verduften wollten.
Es kam dann sogar noch ein Regio von Novara mit einer allgegenwärtigen E464.
E464 297 mit einem Regio von Novara kurz vor Caltignaga
Dann hatten wir es gesehen, weil als nächstes wäre wohl ein Regio aus der Gegenrichtung gekommen. Es war kurz vor 17 Uhr und wir hatten wieder ein Ziel. Wir wollten nochmals an die gleich 10min nebenan liegende FNM fahren. Zur Ponte Ticino, mal ein Schuss von der Gegenrichtung Versuchen.
Pünktlich auf die Rückfahrt des 17 Uhr Dostos kamen wir an der Brücke an und erlegten den Regio vom Wasser aus.
EA761 auf der Ponte Ticino auf dem Weg nach Milano Cadorna
Der nächste Zug, der 18 Uhr Regio müsste dann eigentlich ein 700er sein, sofern denn die Umläufe jeden Tag gleich sind – woran wir nicht geglaubt haben ;)
Der Regio schossen wir dann auf eine Brücke über den Canale Grande von Galiate quer.
Mehr schlecht als recht wohl ;)
EB740 über einem kleinen Kanal in Galiate auf dem Weg nach Novara
Dann war erstmal wieder, wie gestern schon um die Zeit, ein Einkauf nötig im Coop von Galiate. Mit Eis und Getränken in der Hand ging es dann an die Stellen von gestern, welche dank Schleier ja nicht so recht umgesetzt werden konnten.
Heute sah es aber deutlich besser aus!
Der 18 Uhr Regio von Novara nach Milano kurz vor Galiate
Als nächstes war dann der Zwischenzug dran, welchen wir gestern nur vom Weg aus gesehen hatten.
Ui, noch ein Künstlerzug! EB 740 in vielen bunten Farben als Regio nach Novara.
Für den 19 Uhr Dosto stellten wir uns noch an die Stelle am Reisfeld von gestern, der neue Dosto wirkt in der sehr ländlichen Umgebung etwas unwirklich.
ALE711 nach Novara hinter Galiate
Dann wollten wir nach Hause, der Schleier war wieder da und wir hatten auch langsam etwas Hunger. Doch gerade als wir an der Ponte Ticino ankamen sollte der Regio von hinten wieder kommen, so stellten wir uns nochmals kurz raus und schossen den neuen Dosto auch noch quer.
Nun war dann genug, und wir fuhren zurück über die Superstrada nach Busto, wo wir uns ein Abendessen in der Industriezone gönnten (NEEEIN, nicht im gelben M).
Die letzten Kilometer nach Castronno zu unserem Bett waren schnell zurück gelegt und schon standen wir an der Haustüre der Frau Canali an unserer Lieblingspension in Lombardia.
Wir hatten die letzten zwei mal bereits da geschlafen, insofern bot es sich an wieder dahin zu fahren, zudem das Zimmer und das Frühstück aller erste Sahne sind.
Frau Canali hiess uns ganz herzlich willkommen und erinnerte sich natürlich an uns (nach 2 Jahren, nicht schlecht!). Sie konnte kaum Englisch und Deutsch und wir praktisch kein Italienisch, trotzdem unterhielten wir uns noch ausgiebig über die Eisenbahn und Sie erklärte uns, dass bei ihr jetzt neue Züge der FS verkehren auf der Strecke ect.
Jaja, die Nonna Canali ist schon eine nette!
Sie bot uns noch etwas Abendessen an, was wir aber danken ablehnten, dann ging es ins Zimmer und nach der ersehnten Dusche kam auch bald das Bett welches uns nach dem doch relativ langen Tag willkommen hiess.